Zuflucht auf der Berghütte - Friederike von Buchner - E-Book

Zuflucht auf der Berghütte E-Book

Friederike von Buchner

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Beschreibung

Diese Bergroman-Serie stillt die Sehnsucht des modernen Stadtbewohners nach einer Welt voller Liebe und Gefühle, nach Heimat und natürlichem Leben in einer verzaubernden Gebirgswelt. Auf sehr spezielle, romantische Weise findet Toni, der Hüttenwirt seine große Liebe in einer bezaubernden Frau, die aus einer völlig anderen Umgebung stammt als der markante Mann der Berge. Sie lernt durch ihn Schönheit und Idylle seiner Heimat kennen und lieben. Gemeinsam eröffnen die beiden allen Besuchern die Werte und Besonderheiten ihres Lebens auf der Alm. Romantik, Beschaulichkeit, dramatische Spannung und feinsinnige Gespräche: Das ist die Welt von Toni, dem Hüttenwirt, der sich niemand entziehen kann. Die Tierarztpraxis war noch geschlossen. Moni klingelte. Beate öffnete die Tür. »Grüß Gott, ich bin Moni! Ich wollte mich von dem wiedergefundenen Hund verabschieden.« Beate lächelte. »Komm rein, Moni, und Grüß Gott! Da hast du Pech. Die Familie wollte sich nicht aufhalten. Sie haben ihn entgegengenommen, sich bedankt und sind gleich weitergefahren. Die Kinder drängelten. Sie sind auf dem Weg in den Urlaub zu Verwandten. Dort steht eine große Familienfeier bevor. Sie haben einen Tag verloren, weil sie den Hund gesucht hatten.« »Das ist schade«, bedauerte Moni. »Katja hat mir Leckerli für ihn mitgegeben.« »Dann nimmst sie wieder mit zurück. Du kannst sie Coco schenken, der jungen Boxerhündin der alten Walli. Sie wohnt im Altenteil bei Martin und Katja.

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Toni der Hüttenwirt Extra – 3 –

Zuflucht auf der Berghütte

Endlich einmal durchatmen

Friederike von Buchner

Die Tierarztpraxis war noch geschlossen. Moni klingelte.

Beate öffnete die Tür.

»Grüß Gott, ich bin Moni! Ich wollte mich von dem wiedergefundenen Hund verabschieden.«

Beate lächelte. »Komm rein, Moni, und Grüß Gott! Da hast du Pech. Die Familie wollte sich nicht aufhalten. Sie haben ihn entgegengenommen, sich bedankt und sind gleich weitergefahren. Die Kinder drängelten. Sie sind auf dem Weg in den Urlaub zu Verwandten. Dort steht eine große Familienfeier bevor. Sie haben einen Tag verloren, weil sie den Hund gesucht hatten.«

»Das ist schade«, bedauerte Moni. »Katja hat mir Leckerli für ihn mitgegeben.«

»Dann nimmst sie wieder mit zurück. Du kannst sie Coco schenken, der jungen Boxerhündin der alten Walli. Sie wohnt im Altenteil bei Martin und Katja. Der Hof hat ihr früher gehört.«

»Das mache ich.«

»Willst du eine Tasse Kaffee mit uns trinken?«, fragte Beate.

»Ich möchte nicht stören.«

»Du störst nicht. Ich weiß, dass du einen Unfall hattest und der Hund dich gefunden hat. Geht es dir wieder gut?«

»Oh ja, danke. Ich habe nur eine kleine Schramme.«

Beate überredete Moni, doch hereinzukommen.«

Sie gingen in die Küche.

»Das ist mein Mann Carl. Er ist auch Tierarzt.«

»Grüß Gott, Herr Doktor Brand«, grüßte Moni.

»Nicht so förmlich bitte«, lachte Carl. »Wir sind hier in Waldkogel eine große Familie und nehmen jeden gern herzlich auf. Ich bin der Carl.«

»Ich habe mich noch nicht vorgestellt. Ich bin Beate«, sagte Beate und schenkte ihr eine Tasse Kaffee ein.

Moni setzte sich zu ihnen an den Küchentisch. Für einen Augenblick entstand eine Pause.

»Da wir hier wie eine große Familie sind, wissen wir, dass es dir gestern nicht so gut ging, Wolfi hat es uns erzählt. Es steckt wohl mehr dahinter als nur ein kleiner Autounfall?«

Moni errötete. »Das kann man wohl sagen«, seufzte sie. »Aber im Leben gibt es immer wieder Brüche. Danach kommt etwas Neues. Mal sehen, wie es jetzt weitergeht!«

»Und es kommt immer etwas Besseres nach, sage ich immer«, bemerkte Carl.

»Möglich«, sagte Moni, »aber ohne eigenes Zutun geht es nicht. Ich muss sehen, wie ich aus dem Tal herauskomme.«

»Oh, das ist einfach. Du musst nur den Berg hochkraxeln«, sagte Beate.

»Das stimmt. Aber so einfach ist das nicht. Ich will es mal so sagen, ich hätte mich schon längst abseilen sollen, bevor es zum Absturz kommen konnte. Aber oft klebt man an einer Illusion fest. Ich habe mir jedenfalls lange etwas vorgemacht. Und jetzt stehe ich vor einem Scherbenhaufen.«

»Wir haben eine große Kehrschaufel und einen Besen. Wir können dir vielleicht bei der Beseitigung helfen«, bot ihr Beate an.

»Danke, das hast du lieb gesagt. Aber ich befürchte, eine Kehrschaufel und ein Besen reichen nicht. Es muss schon ein Räumteam her mit einem Schaufelbagger.«

»So schlimm?«, fragte Beate.

»Ja! Aber ich will mich nicht beschweren. Es wird schon werden. Nach der Nacht, die ich bei Martin in der Praxis verbrachte habe und einem guten Frühstück fühle ich mich schon besser. Martin hatte mir gestern ein Schlafmittel gespritzt. Und zum ersten Mal seit vielen Nächten, habe ich durchgeschlafen. Das tat mir gut.«

»So, und jetzt mal Klartext, können wir helfen?«, fragte Carl.

Moni schüttelte den Kopf. »Danke, das ist wirklich nett von euch, mir helfen zu wollen. Aber ich muss mir zuerst überlegen, wo ich anfange. Okay, den ersten Schritt habe ich getan. Es war wohl eine gute Entscheidung. Ich hätte mich schon vor längerer Zeit dazu durchringen sollen. Aber ich schob es hinaus, gab immer wieder nach. Bis der berühmte Tropfen das Fass zum Überlaufen brachte und ich planlos davon stürzte. Das war ungeschickt. Jetzt muss ich sehen, wie ich mein Leben neu ordne.«

»Mach einen Spaziergang an den Bergsee! Der See ist wunderschön, die Berge spiegeln sich darin. Du wirst sehen, wenn du dort eine Zeitlang die Ruhe auf dich wirken lässt, dann kommen dir lauter gute Gedanken.«

Moni schwieg einen Augenblick, dann sagte sie: »Vielleicht mache ich das. Aber ich will euch nicht länger aufhalten. Sicher ist in einer Landarztpraxis viel zu tun. Ich habe davon ein bisserl Ahnung.«

»So, wie kommt's?«, fragte Beate.

Moni sah verlegen beiseite. »Ich habe mal Tiermedizin studiert. Zwei Semester vor der Abschlussprüfung habe ich aufgehört und gab mich mit dem Beruf der Tierarzthelferin zufrieden.«

»Das ist auch ein schöner Beruf. Aber warum hast du dein Studium hingeworfen?«

»Wegen einer Beziehung und wegen noch etwas, wie das oft so ist. Heute könnte ich mich dafür ohrfeigen.«

»Dann studiere zu Ende«, sagte Carl.

»Das würde ich gerne machen, aber so leicht ist das nicht. Daran will ich jetzt nicht denken. Ich habe zuerst andere Dinge zu regeln.« Moni trank ihren Kaffee aus und stand auf. »Danke für den Kaffee und das gute Gespräch!«

»Mei, das ist doch selbstverständlich. Leider konnten wir nicht mehr für dich tun. Solltest du noch länger in Waldkogel bleiben, kannst du uns gerne besuchen«, sagte Beate. Sie brachte Moni zur Tür.

»Carl, die Moni sieht schlecht aus. Das Madl ist fast nur noch Haut und Knochen«, sagte sie, als sie zurück in die Küche kam.

»Das stimmt. Sie scheint viel durchgemacht zu haben. Es gibt eben Sachen, die bleiben nicht in den Kleidern, Beate.«

»Das stimmt!«

»Martin wird sie schon aufpäppeln.«

»Davon gehe ich auch aus, Carl.«

Das Praxistelefon klingelte. Carl musste zu einem Aussiedler-Hof. Beate blieb in der Praxis. Bald würde die Sprechstunde beginnen.

Moni trat auf die Straße und sah sich um. Waldkogel gefiel ihr. Die Luft war sauber und es war ruhig.

Wie friedlich es hier ist, dachte sie. Vielleicht hat es einen Sinn, dass ich hierhergefahren bin, obwohl das nicht mein Plan war. Sie versuchte sich zu erinnern, wie sie nach Waldkogel gekommen war. Es war vergeblich. Die Straßen, die sie entlanggefahren sein musste, waren nicht in ihrem Gedächtnis gespeichert. Sie erinnerte sich nur an den Streit, den sie mit ihm hatte und wie sie wütend aus dem Haus gerannt war. Zu sich gekommen war sie erst, als sie auf dem Feldweg im Graben gelandet war.

Nun, wenn ich schon mal hier bin, werde ich mir diesen Flecken näher ansehen und die Leute hier sind sehr freundlich, dachte Moni.

Sie beschloss, auf Erkundungstour zu gehen.

*

Gewolf Irminger, der von allen nur Wolfi gerufen wurde, wurde unterwegs mehrmals aufgehalten und kam später an der Tierarztpraxis an.

»Du hast sie beide verfehlt«, schmunzelte Beate. »Die Hundebesitzer sind gleich weitergefahren. Und dein Schützling hat vor wenigen Minuten das Haus verlassen. Sie hat eine Tasse Kaffee mit uns getrunken. Nettes Madl, Wolfi!«

»Die Moni ist ein fesches Madl, auch wenn sie sehr mitgenommen aussieht«, fügte Carl hinzu.

Wolfi errötete.

»Gib es zu, sie gefällt dir«, lachte Beate.

»Mei, ich habe nie gesagt, dass sie hässlich ist«, brummte Wolfi.

»Zier dich nicht so, Wolfi. Seit du sie gesehen hast, geht sie dir nicht aus dem Kopf.«

»Wie kommst darauf, Carl?«

»Wolfi, dein Verhalten war schon erstaunlich. Du hast mit dem Polizeiauto den Hund hergebracht, dann wolltest du zu Fuß zu Martin in die Praxis. Erst unterwegs ist dir eingefallen, dass dein Dienstwagen hier steht. Da bist umgedreht. Es war zwar dunkel, aber ich konnte sehen, wie peinlich es dir war. Mei, ich bin auch ein Mann, ich kann mir einen Reim darauf machen.«

»Denke, was du willst, Carl! Aber rede nicht drüber. Ich will nicht, dass man mir etwas andichtet.«

»Herrschaftszeiten, was bist heute empfindlich! Gut, du hast unser Wort, dass wir es für uns behalten. Außerdem muss ich jetzt zu einem Notfall. Pfüat di!« Doktor Carl Brand stieg in den großen Geländewagen und fuhr davon.

»Magst du einen Kaffee?«, fragte Beate. »Ich habe noch einige Minuten, bis die Sprechstunde beginnt.«

»Naa, ich mache mich wieder auf den Weg. Danke, Beate, und pfüat di.« Wolfi drehte sich um, steckte die Hände in die Hosentaschen und ging davon.

Er fuhr zur Praxis von Doktor Martin Engler und erkundigte sich nach Moni.

»Am besten fragst du Katja«, antwortete Erna Schulz, Martins Sprechstundenhilfe. »Martin nimmt gerade eine große Untersuchung vor, da darf man ihn nicht stören.«

»Dann muss es der Moni doch nicht so gut gehen, wenn du mir keine Auskunft gibst, Erna«, bemerkte Wolfi.

»Doch, es geht ihr gut. Aber ich muss etwas fertigmachen. Der Brief muss heute noch raus«, sagte Erna und wandte sich wieder dem Computer zu.

Wolfi kannte sich im Haus aus. Er ging in die große Wohnküche und klopfte an den Türrahmen.

Katja drehte sich um. »Grüß Gott, Wolfi! Hast du ein bisserl geschlafen?«

»Grüß dich, Katja! Ja, ein paar Stunden schon. Beate und Carl riefen mich an, die Hundebesitzer wollten sich bei mir bedanken. Aber als ich in die Praxis kam, waren sie doch schon abgefahren. Die Kinder hätten gedrängelt.«

»Vielleicht melden sie sich auf dem Rückweg aus dem Urlaub bei dir.«

»Das ist möglich.«

»Hast du Moni getroffen? Sie wollte sich auch von dem Hund verabschieden.«

»Naa, die Moni war nicht mehr dort. Ich bin auf dem Weg dorthin aufgehalten worden und habe sie verfehlt. Du weißt doch, wie das ist in Waldkogel. Die Leute halten gern ein Schwätzchen, wenn sie mich sehen.

»Ja, das weiß ich. Schlimm ist das nicht, ganz im Gegenteil. Es ist irgendwie familiär, wie jeder hier mit jedem umgeht.«

»Das stimmt schon. Unhöflich wollte ich auch nicht sein. Es ärgert mich aber, dass ich deshalb die Moni verpasst habe. Wie geht es ihr?«

»Sie hat den Unfall gut überstanden. Sie hat mit großem Appetit gefrühstückt. Mei, sie hat wirklich zugelangt. Das ist auch gut, so schmal, wie sie ist.«

»Magersüchtig? Oder vielleicht leidet sie an Bulimie? Ich habe neulich in der Zeitung darüber einen Artikel gelesen.«

Katja schüttelte den Kopf. »Nein, sie leidet an keiner der beiden Krankheiten. Sie hat nur Kummer. Wenn ich mir das Wenige, was sie erzählt hat zusammenreime, dann hat sie sich von einem Mann getrennt, mit dem sie zusammen war, diesem Arnold Lehmann. Auf den das Auto zugelassen ist. Sie muss völlig planlos davongelaufen sein. Sie hat keine Sachen dabei und sie hat nach der falschen Handtasche gegriffen. Das heißt im Klartext, sie hat keine Papiere dabei.«

»Verstehe, deshalb habe ich weder Führerschein noch Ausweis gefunden. Die Tasche war leer.«

»Bis auf eine Kreditkarte, die sie wohl irgendwann mal darin vergessen hatte«, ergänzte Katja.

Er rieb sich das Kinn. »Ich kann mir nicht vorstellen, dass jemand seine Kreditkarte in einer Handtasche lässt und sie dann vergisst.« Wolfi dachte, dass Moni im Auto ihres Exfreundes davongebraust war. Er hatte doch wissen müssen, dass sie es war. Da meldet man doch nicht gleich den Wagen als gestohlen! Außerdem müssen ihn die Kollegen befragt haben. Hat er angegeben, dass seine Freundin den Wagen gestohlen hat oder hat er eine Anzeige gegen Unbekannt gemacht? War das Erstere der Fall, dann war er wirklich ein schlimmer Typ. Im Klartext hieße das, er lässt nach ihr fahnden. Womöglich lag eine Diebstahlanzeige gegen Moni Stegmüller vor.

»Du bist so still, Wolfi?«

»Entschuldige, Katja, ich war in Gedanken bei der Arbeit. Ich muss noch einmal in die Dienststelle, obwohl Wochenende ist. Kannst du mich anrufen, wenn Moni zurück ist?«

»Das mache ich.«

Wolfi verabschiedete sich und ging.

Walli begegnete ihm im Hof. Sie grüßte ihn laut, aber er winkte nur kurz und ging weiter.

»Katja, was ist mit Wolfi los? Der bekam eben nicht die Zähne auseinander für einen Gruß.«

»Dafür kann es nur einen Grund geben. Es ist klein, zierlich, blond, hat wunderschöne Augen und heißt Moni.«

»Wirklich? Es ist kaum zu glauben, dass es jemand geschafft hat, Wolfi den Kopf zu verdrehen«, lachte die alte Walli.

Katja grinste. »Doch, doch, so scheint es zu sein. Jedenfalls benimmt sich Wolfi sehr eigenartig, seit er sie aus ihrem Auto gerettet hat.«

»Dann hat es ihn erwischt. Burschen benehmen sich oft eigenartig, wenn sie hinter einem Madl her sind. Da tun sie Sachen, von denen man nie angenommen hatte, dass sie dazu fähig seien.«

»Walli, das stimmt. Das musste ich auch gerade feststellen.« Dabei dachte sie an Gewolf Irminger. Martin hatte ihr erzählt, was in der Nacht passiert war. Wolfi hatte ihn gebeten, den Wagen, den Moni gefahren hatte, zurück zum Bruchweg zu fahren, wo er sie gefunden hatte. Der Wagen war als gestohlen gemeldet worden. Dabei hatten sie den Wagen erst Stunden vorher geholt und unterm Carport abgestellt. Dass ein verliebter Bursche sein Madl in Schutz nimmt, konnte Katja verstehen. Aber noch war Moni nicht Wolfis Madl. Tatsache war nur, dass Wolfis Gedanken ständig um Moni kreisten. Dass er aber seine Verpflichtung als Polizist hintenanstellte, wunderte sie sehr. Katja kannte sich zwar in den Feinheiten der Gesetze nicht aus, doch ihr gesunder Menschenverstand sagte ihr, dass sich Wolfi unter Umständen strafbar gemacht hatte und Martin auch. Martin würde man vielleicht nicht nachweisen können, dass er wusste, dass das teure Auto als gestohlen gemeldet war. Aber für Wolfi konnte es gefährlich werden. Wenn es hart auf hart kam, konnte es ihn seine Karriere bei der Polizei kosten.

»Du bist so schweigsam, Katja?«, bemerkte Walli.

Katja lächelte verlegen. »Entschuldige, ich war in Gedanken. Ich habe darüber nachgedacht, wie sehr sich ein Mensch verändern kann.«

»Du meinst, wenn er sich verliebt?«

»Mm«, brummte Katja, sie wollte lieber nicht ins Detail gehen.

»Menschen verändern sich immer. Und bei einem Burschen, der so lange Zeit schon vergeblich der Liebe nachgejagt war, kann ich mir gut vorstellen, dass die Liebe ihn sehr verändert, wenn sie ihm dann endlich begegnet.«

»Im Guten oder im Schlechten?«, fragte Katja. Der Gedanke war ihr über die Lippen gerutscht, ohne dass sie ihn hatte aussprechen wollen.

Die alte Walli sah sie erstaunt an und runzelte die Stirn. »Katja, du sprichst in Rätseln. Willst du nicht offen mit mir reden?«

»Walli, sei mir nicht böse! Nimm es bitte nicht persönlich! Ich möchte es nicht.«

»Warum? Hast du plötzlich Geheimnisse vor mir?«

»Jetzt hast dich doch geärgert.«

»Das habe ich nicht, Katja. Ich weiß aber, was ich weiß. Ich bin eine alte Frau, aber denken kann ich immer noch ganz gut. Mein Oberstübchen funktioniert wie ein Uhrwerk. Also, jetzt sage ich dir, was ich mir denke. Du musst dazu nix sagen. Ich denke, du willst nicht, dass ich in etwas hineingezogen werde, was unrecht ist. Und du hast Angst, man könnte Martin daraus einen Strick drehen.«

»So?«, gab sich Katja erstaunt.

»Hör auf, mich auf den Arm zu nehmen, Madl!«, zischte die alte Walli. Wenn sie Katja Madl nannte, dann war sie ärgerlich.

Katja atmete tief durch. Sie schwieg verlegen.