Alle Jahre wieder ... mörderisch beschauliche Weihnachten - Denise Bormann - E-Book

Alle Jahre wieder ... mörderisch beschauliche Weihnachten E-Book

Denise Bormann

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Beschreibung

Alle Jahre wieder genießt Karin die für sie schönste Zeit des Jahres in vollen Zügen: die Weihnachtszeit. Weihnachten, das bedeutet für sie Liebe, Besinnlichkeit und Innehalten beim Schwelgen in Erinnerungen, die sie sicher verpackt in einem ledernen Fotoalbum aufbewahrt. Dazu noch Kerzenschein, der Duft von selbstgebackenen Plätzchen, das Funkeln des Schnees und die innige Verbundenheit mit Familie und Freunden - was kann es Schöneres geben? Oder trügt der Schein und aus Harmonie im Glanz der Lichterkette am Tannenbaum wird plötzlich pure Mordlust? *~*~*~*~*~* Buchreihe "Zauberhafte Dresdner Weihnacht": 2022: Band 1 - "Wie der Kaiser im Porzellanladen: oder Nachts im Dresdner Zwinger" von Margarethe Alb Band 2 - "Tilly - Eine Fee zu Weihnachten" von Denise Bormann 2023: Band 3 - "Paula - Eine kleine Eule mit großem Herz" von Ines Wiesner Band 4 - "Alle Jahre wieder... mörderisch beschauliche Weihnachten" von Denise Bormann Band 5 - "Erdbeeren im Advent" von Nora Gold Band 6 - "Michelindas Stern" von Margarethe Alb

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Bevor es hier losgeht, muss ich mich unbedingt bei Ines Wiesner bedanken, der die Idee zu „Zauberhafte Dresdner Weihnacht“ gekommen ist. Sie hat es zu ihrem Herzensprojekt gemacht und nun dürfen Margarethe Alb, Nora Gold und ich die Autorinnen sein, die unter dem wundervollen Label unseren Weihnachtssenf dazu abgeben.

Herzlichen Dank, liebe Ines!

Inhaltsverzeichnis

DIE GESCHICHTE BEGINNT

EIN ALBUM VOLLER ERINNERUNGEN

1995

1996

1997

1998

1999

2001

2002

2008

2009

2012

2014

2015

2016

2017

2018

2019

2020

2021

2022

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EPILOG

DIE GESCHICHTE BEGINNT

Eingewickelt in eine dicke, weinrote Wolldecke macht Karin es sich auf dem bequemen Ohrensessel im Wohnzimmer gemütlich. Sie sitzt neben dem offenen Kamin, in dem ein prasselndes Feuer brennt. Das Knacken des Holzes und die Wärme der Flammen lassen Karin entspannen. Auf ihren Knien liegt ein, mit einem dunkelbraunen, ledernen Einband und goldenen Ornamenten verziertes, Fotoalbum.

Liebevoll streichen Karins Finger über das Leder. Ein verträumtes Lächeln ist in ihrem Gesicht zu sehen. Für Karin ist dieses Album etwas ganz Besonderes, vielleicht sogar ihr wertvollster Besitz, allerdings nicht in materieller Hinsicht.

Begonnen hat alles vor 29 Jahren. Da ist der erste Eintrag entstanden. Es ist ein Foto, verziert mit filigranen Zeichnungen und ein paar handschriftlichen Erinnerungen. Das Foto zeigt ihr jüngeres Ich, wie es glücklich in die Kamera lächelt. Am Ringfinger der linken Hand, die Karin mitten in die Linse hält, blitzt ein schlichter Ring mit einem eingefassten roten Jaspis.

Sie erinnert sich an diesen Tag, als sei es gestern gewesen. Karin war mit Lars, ihrem damaligen Freund und jetzigem Ehemann, zu dem allerersten Dresdner Stollenfest am Striezelmarkt gegangen. Wobei, so ganz stimmte das ja eigentlich nicht, zumindest dann nicht, wenn man den historischen Hintergrund betrachtete, das „Zeithainer Lustlager“. Dem folgte 264 Jahre später dann das 1. Dresdner Stollenfest. Bei diesem war, angelehnt an das historische Vorbild, ein 1.800 Kilogramm schwerer Dresdner Christstollen gebacken und in der historischen Dresdner Altstadt präsentiert worden. Dieses Spektakel hatten sie sich natürlich nicht entgehen lassen wollen und so hatten sie, zusammen mit tausenden anderen Menschen, dieses Kunstwerk menschlicher Backkunst bewundert. Und nach dem Bewundern auch genossen, denn genau wie bei dem historischen Vorbild war der Riesenstollen in viele tausend Portionen aufgeteilt und verspeist worden. Das dieses Fest nach so langer Zeit wiederauflebte und sie beide ein Teil dieses, historisch anmutenden, Momentes sein durften, war bereits etwas ganz Besonderes gewesen. Der Stollen hatte einfach himmlisch geschmeckt. Doch der Moment, von dem Karin sich sicher ist, dass sie ihn niemals vergessen wird, war erst im Anschluss gewesen, als die Menschenmenge schon begonnen hatte sich aufzulösen.

Wahllos hatte Lars einen Mann angesprochen, der an ihnen vorbeilief, und hatte ihm seinen Fotoapparat gegeben, mit der Bitte, ein Erinnerungsfoto von ihnen beiden zu machen. In dem Moment, als der Passant das erste Mal auf den Auslöser gedrückt hatte, hatte Lars eine Schatulle aus der Jackentasche gezogen, aufgeklappt und sie um ihre Hand gebeten. Der Mann hatte weiter fotografiert, während sie alle möglichen Emotionen durchlaufen hatte und ihrem Freund dann mit einem lauten „JA!“ um den Hals gefallen war. So war eine wundervolle Fotoreihe, mit großen, authentischen Emotionen, entstanden.

Eines der Fotos hat Karin ganz vorn auf dem Deckblatt des Albums platziert, zusammen mit einer Nahaufnahme des Rings. Für das Jahr 1994 hat sie sich für ein Foto entschieden, das Lars von ihr gemacht hatte, nachdem sie seinen Antrag angenommen hatte.

Irgendwie hatte es sich für sie richtig angefühlt, eine Aufnahme zu wählen, an der nur sie beide beteiligt gewesen waren. Diese symbolisiert den Start in ihr gemeinsames Leben. Jedes Mal, wenn sie das Foto ansieht, spürt sie wieder all diese Liebe und die vielen Emotionen. Es ist dann fast so, als bekäme sie den Antrag erneut.

Mit einem Gefühl tiefster Zufriedenheit und unglaublichen Glücks wirft Karin einen letzten Blick auf das Foto. Dann blättert sie die Seite des Fotoalbums um. Durch dieses Album zu blättern und in Erinnerungen zu schwelgen, ist eine von Karins Weihnachtstraditionen. Genaugenommen ist das sogar ihre liebste Weihnachtstradition. Für jedes Bild, jede Doppelseite, nimmt sie sich Zeit. Für manche mehr, für andere weniger. Doch sie alle sind von großer Bedeutung für sie. Die Seitengestaltung ist mit der Zeit immer ausgefeilter geworden und es ist ihr eine große Freude, wenn die nächste Erinnerung in das Album einzieht.

Alljährlich, im Dezember, ist es so weit. Anfangs war es Zufall gewesen, dann ist es zu einer festen Tradition geworden im Dezember eine gemeinsame, bleibende Erinnerung zu schaffen. Eine Säule ihrer Beziehung, sowohl in guten, wie auch in schlechten Zeiten.

EIN ALBUM VOLLER ERINNERUNGEN

1995

Auch der nächste Eintrag ist schlicht gehalten. Zwei Fotos, ein Datum und ein Aufkleber, der zwei verschlungene Eheringe zeigt. Eine Erinnerung an ihre standesamtliche Trauung am 06.12.1995. Eigentlich war es ein stinknormaler Mittwochnachmittag, aber mit der Besonderheit, dass sie freigenommen hatten und zum Standesamt gegangen waren.

Als Karin seinen Antrag angenommen hatte, war Lars postwendend zum Rathaus gegangen und hatte den Termin reservieren lassen. Schließlich wusste er um die große Begeisterung seiner Verlobten für die Advents- und Weihnachtszeit. Und was lag da näher als eine Hochzeit am Nikolaustag.

So war aus einem stinknormalen Mittwoch dann doch irgendwie etwas Besonderes geworden. Karin hatte bezaubernd ausgesehen, in ihrem roten Kleid mit der schneeweißen Wollstola und dem zarten Perlenschmuck. Irgendwie hatte sie ein klitzekleines bisschen wie Frau Nikolaus oder Frau Weihnachtsmann ausgeschaut. Lars war richtig adrett gewesen in seinem dunklen Anzug mit dem weißen Hemd, der roten Krawatte und dem roten Einstecktuch.

Nach dem Standesamt hatten sie sich mit ihren Trauzeugen und ihren Eltern in ihrer kleinen Wohnung getroffen und sich Fettbemmen und Pulsnitzer Pfefferkuchen schmecken lassen.

Es war ein lustiger Abend geworden. Das ein oder andere Feldschlösschen war auch geflossen. Und so zeigte ein Foto das glückliche Brautpaar nach der standesamtlichen Trauung und das andere die angeheiterte Feiergesellschaft, krumm und schief, durch den Selbstauslöser, aber perfekt die Stimmung eingefangen.

Als die Gäste gegangen waren, hatte Lars Karin sanft in den Arm genommen und ihr einen Kuss auf die Lippen gehaucht. „Zeit ins Bett zu gehen meine geliebte Ehefrau.“

Da war es ihr das erste Mal richtig bewusst geworden und sie hatte gestrahlt, wie sie noch nie in ihrem Leben gestrahlt hatte.

1996

Die nächste Doppelseite des Fotoalbums erinnert Karin an ihre traumhafte kirchliche Trauung und die große Feier mit all ihren Liebsten. Freunde und Familie hatten die Trauung zu einem unvergesslichen Erlebnis gemacht. Lars und sie hatten alles versucht, um genügend Geld zusammenzusparen, um die Hochzeit ihrer Träume, oder besser gesagt, die Hochzeit von der Karin immer geträumt hatte, zu feiern. Doch auch zwei Jahre nach der Verlobung und ein Jahr nach der, recht spartanischen, standesamtlichen Trauung, hatten Budget und Wünsche weiterhin in einem recht großen Missverhältnis gestanden. Für einen kurzen Moment hatte Karin sogar mit dem Gedanken gespielt, die Hochzeit zu verschieben. Aber alles war bereits geplant gewesen. Das Datum hatte festgestanden. Alle Gäste waren informiert und hatten sich den Tag freigehalten.

So hatte sie schweren Herzens entscheiden müssen, worauf sie verzichten konnte. Das hatte sie zumindest gedacht. Dann war es aber ganz anders gekommen. Damit hatte sie niemals gerechnet und noch heute treibt ihr die Erinnerung Tränen des Glücks in die Augen.

Unverzichtbar war für Karin die Location für die Hochzeitsfotos gewesen. Schon als kleines Mädchen hatte sie davon geträumt sich mit dem Mann fürs Leben und all den Menschen, die ihr wichtig sind, am Kronentor fotografieren zu lassen. Da sie schon ihre standesamtliche Trauung nicht hatte feiern können, war dieser Punkt nicht verhandelbar gewesen. So richtig professionell, mit einem Fotografen und allem Drum und Dran. Alles sollte perfekt sein für eine bleibende Erinnerung. Doch das hatte seinen Preis gehabt und ein beträchtliches Loch in das eh sehr begrenzte Budget gerissen. Die Kirche, eine Sängerin, die zu ihrem Einzug in die Kirche und während der Trauung engelsgleich sang, und das Kleid ihrer Träume, nach Abzug all dieser Dinge hatte es mehr als nur schlecht ausgesehen. Die große, pompöse Feier, bei der sie sich wie eine Prinzessin fühlen wollte, hatte nicht mehr zur Debatte gestanden. Nicht mehr als die Anmietung eines altmodischen Vereinsheims etwas außerhalb der Stadt, Musik vom Band und ein paar Kästen Bier und Softdrinks waren noch drin gewesen. Es hatte keine königlichen Einladungskarten gegeben, stattdessen handgeschriebene und mit billigen Aufklebern verzierte Postkarten. Und auch kein Menü, keine Platzkarten, keine Kerzen und keinen Blumenschmuck.

Für Karin war das ein schwerer Schlag gewesen, auch wenn dies natürlich alles nur materielle Dinge waren. Sie sind es nicht, die eine Feier zu etwas Besonderem machen, dennoch war es ihr unsagbar schwergefallen, darauf zu verzichten.

Die kirchliche Trauung war ein Traum gewesen. Als das Lied „Küss mich, halt mich, lieb mich“ erklungen war, hatte niemand seine Emotionen mehr zurückhalten können. Die Tränen waren in Sturzbächen geflossen. Selbst der Pfarrer hatte sich verstohlen eine Träne aus dem Augenwinkel gewischt. Die Trauung war so persönlich, so bezaubernd gewesen, dass sich Karin tatsächlich wie in einem Märchen gefühlt hatte.

Ein Gefühl, das der Fotograf perfekt eingefangen hatte. Sie hatte mit Lars unter dem Kronentor getanzt, mit strahlendem Lächeln und voller Übermut. Damals hatte sie sich gewünscht, dass dieser Moment niemals enden würde.

Als das Fotoshooting beendet gewesen war, hatte Karin eine gewisse Traurigkeit erfasst. Da war keine Kutsche gewesen, kein Ballsaal, in dem sie mit ihrem Prinzen tanzen würde. Nur ein Vereinsheim mit, wenn man es wohlwollend ausdrücken wollte, rustikalem Charme.