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Alle wollten ihn zertreten: Luke Sinclair Western E-Book

Luke Sinclair

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Beschreibung

„Für Dundee gab es kein Pardon“ Sie waren hinter ihm her. Jason Dundee blieb ganz ruhig. Er war sich keiner Schuld bewusst. Er ritt weiter und trieb sein Pferd über das heiße Land. Seit dem Powder River waren sie hinter ihm her. War es wegen Ross Keene? Er war mit ihm zusammen geritten, und Ross war in der Gegend von Casper gestorben. Casper lag am Powder River. Das musste der Grund sein, dass sie ihm folgten. Mit dem Tod seines Partners hatte Dundee nichts zu tun. Als er ihn gefunden hatte, lebte Ross Keene noch. Er hatte nicht mehr viel sagen können - nur, dass Dundee sich nicht unglücklich machen sollte, indem er Keene rächte. Was sollte das alles? Ross Keene war immer ein Einzelgänger gewesen. Nicht gerade ein Freund. Und nun waren sie hinter Dundee her, der mit allem nichts zu tun hatte...

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Luke Sinclair

Alle wollten ihn zertreten: Luke Sinclair Western

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Inhaltsverzeichnis

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Alle wollten ihn zertreten: Luke Sinclair Western

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Alle wollten ihn zertreten: Luke Sinclair Western

Luke Sinclair

„Für Dundee gab es kein Pardon“

Sie waren hinter ihm her. Jason Dundee blieb ganz ruhig. Er war sich keiner Schuld bewusst. Er ritt weiter und trieb sein Pferd über das heiße Land. Seit dem Powder River waren sie hinter ihm her. War es wegen Ross Keene? Er war mit ihm zusammen geritten, und Ross war in der Gegend von Casper gestorben. Casper lag am Powder River. Das musste der Grund sein, dass sie ihm folgten. Mit dem Tod seines Partners hatte Dundee nichts zu tun. Als er ihn gefunden hatte, lebte Ross Keene noch. Er hatte nicht mehr viel sagen können - nur, dass Dundee sich nicht unglücklich machen sollte, indem er Keene rächte. Was sollte das alles? Ross Keene war immer ein Einzelgänger gewesen. Nicht gerade ein Freund. Und nun waren sie hinter Dundee her, der mit allem nichts zu tun hatte...

*

Als er zum ersten Mal bemerkte, dass jemand hinter ihm her war, nahm er die Sache nicht besonders wichtig. Das war oft so gewesen, seit er mit Ross Keene zusammen geritten war. Doch allmählich begann ihm die Sache auf die Nerven zu gehen.

Jason Dundee spornte behutsam sein Pferd an. Der große, magere Falbe nahm mit leicht zitternden Beinen die letzte Steigung. Die Badlands waren weit und zerklüftet, und bevor er sie hinter sich hatte, konnte allerhand passiert sein. Der erbarmungslose Ritt auf die zerklüftete Mesa hinauf hatte den größten Teil seiner Kräfte gekostet. Jetzt war es geschafft. Aber wie weit würde er noch kommen ohne Ruhepause?

Das Land war heiß und dürr. Der graue Staub lag wie ein dünner Überzug auf Pferd und Reiter und hatte sich in den Falten der Kleider gesammelt. Der Schweiß malte dunkle Flecken auf das Fell des Falben. Hinter ihm senkte sich der Staub träge auf den Boden zurück.

Dundee hielt an und blickte zurück. Seine grauen Augen waren kühl und ohne Hast. Weit unter ihm war eine winzige Staubwolke. Nur für einen Moment war sie zu sehen gewesen, aber seine wachsamen Augen hatten sie dennoch erspäht. Es mussten die Reiter sein, die seit Powder River hinter ihm her waren. Ein harter Zug lag in seinem sonnenverbrannten, lederhäutigen Gesicht. Was wollten die Burschen von ihm?

Zwischen Casper und Powder River war Ross Keene gestorben. Nur damit konnte es Zusammenhängen. Sie wussten, dass er mit Keene zusammen gewesen war, und nun jagten sie ihn, obwohl er mit Keenes Geschäften nie etwas zu tun gehabt hatte. Ross Keene hatte seinen Lebensunterhalt mit dem Revolver verdient. Das wusste Dundee, aber es ging ihn nichts an.

Keene war ein verschwiegener Mann, der fast nie von sich sprach. Aber er war ein aufmerksamer Zuhörer. Irgendetwas Gefährliches war an ihm, und seine Pfade waren immer einsam und verborgen gewesen. Nirgendwo hatte Keene Freunde gehabt. Auch Dundee war wohl kaum sein Freund gewesen, obwohl sie lange zusammen geritten waren.

Dundee wischte sich den Schweiß von der Stirn, der unter dem flachkronigen Hut hervor sickerte. Nun waren sie also hinter ihm her, die Männer, die Ross Keene in den Rücken geschossen hatten.

Keene hatte noch gelebt, als Dundee ihn fand. Er war mit seinen schweren Wunden viele Meilen geritten - und sein letzter Wunsch war, dass Dundee ihn nicht rächen solle. Das war sonderbar für einen Mann wie Keene, aber Dundee hatte ihm diese Bitte erfüllt.

Er sah eine Bewegung weiter unter sich. Wo er sich nun befand, konnte er warten und auf die Männer schießen, wenn sie versuchten, heraufzukommen. So hätte es Keene jedenfalls getan. Aber Dundee wusste noch nicht genau, ob sie ihn überhaupt töten wollten.

Er wollte erst einmal versuchen, sie abzuschütteln. Vor ihm lagen Felsen, Staub und Geröll. Ein verkarstetes Land, das Hitze und Frost im Laufe der Jahrtausende erbarmungslos zerrissen hatten. Über allem war eine gnadenlose Septembersonne, die das Land glühen und verdorren ließ.

Weit im Westen schoben sich bizarre Bergketten in den fahlen Himmel, die fast im Dunst verschwammen.

Dundee ritt ohne Eile weiter. Ein großer Reiter mit breiten, kräftigen Schultern und einem kantigen Gesicht. Das Pferd war erschöpft. Dundee merkte es an den Bewegungen, die nicht mehr so sicher waren. Allzu weit würde er nicht mehr kommen, wenn er dem Tier keine Ruhe gönnte. Es gab keinen Weg durch die Badlands. Niemand ritt zu seinem Vergnügen über diese Mesas, auf denen es selbst den Klapperschlangen zu heiß war. Aber Dundee fand einen winzigen, kaum sichtbaren Pfad, dem er folgte. Wer wusste, wer ihn getreten hatte. Ihm war es egal, aber er musste ihn irgendwo hinführen. Er hatte von einer Postkutschenstation gehört, die auf dem Weg von Casper nach Kaycee lag. Vor Jahren war er einmal dort vorbeigekommen. Aber bis dorthin war es noch weit. Vor der Dunkelheit konnte er die Station bestimmt nicht mehr erreichen.

Der Pfad führte bis zum Rand der Mesa und fiel von dort aus ziemlich steil hinab. Dundee blickte über seine Schulter zurück. Seit er Ross Keene getroffen hatte, war das längst zu einer routinemäßigen Bewegung geworden. Von den Männern hinter ihm war noch nichts zu sehen.

Der Weg nach unten war gefährlich mit einem müden Pferd. Dundee riskierte es trotzdem. Der Falbe sträubte sich, gab aber bald seinen Widerstand auf. Mit zitternden Flanken bewegte er sich abwärts. Manchmal rutschten die Hufe ein Stück weit über loses Geröll und hüllten den Reiter in eine graue Wolke. Diese Staubwolken würde man lange sehen. Aber die Männer hinter ihm wussten ohnehin, wo er war. Der Wind kam aus der Schlucht hoch. Er trocknete die Haut aus und machte die Lippen spröde und pelzig.

In einem Moment der Ruhe lauschte Dundee nach oben. Aber von der Mesa kam kein Laut zu ihm herunter, außer dem Rauschen des Windes, das ihm ständig in den Ohren lag, und das er im Unterbewusstsein nicht mehr wahrnahm. Es war ein wenig leichtsinnig, was er tat. Aber schließlich musste er von der Mesa wieder herunter. Wenn er mehr Zeit dafür brauchte, als er angenommen hatte, konnte die Sache für ihn gefährlich werden. Auf dem schmalen Pfad gab es so gut wie keine Deckung, und schon ein einziger Schuss konnte das Pferd erschrecken und einen tödlichen Sturz in die Tiefe bewirken.

Nach einer gefährlichen Kletterpartie war er endlich unten. Die Mesa lag bleich in der grellen Sonne hinter ihm. Er blickte hinauf, ohne anzuhalten. Eigentlich mussten sie schon da oben sein, von wo sie ihn sehen konnten. Dundee trieb das müde Pferd an, zog das Gewehr aus dem Scabbard und legte es quer über den Sattel, wo er es festhielt. Für alle Fälle...

Die Felstrümmer kamen langsam näher. Es war heiß, und er war durstig. Als er sein Pferd etwas nach links zog, blickte er noch einmal nervös nach oben. Ein mattes, kaum sichtbares Blinken war in der Sonne.

Seine Zügelfaust hob sich und hielt mit einem schnellen Ruck das Pferd an.

Im selben Moment, noch ehe er sich aus dem Sattel werfen konnte, bellte ein Schuss auf. Das Echo brach sich in dem zerklüfteten Land, und Dundee sah eine kleine helle Wolke oben am Rand der Mesa aufspringen. Er fühlte mit den Schenkeln jenen Schlag, der den Kopf des Falben zur Seite riss. Und dann war er aus dem Sattel, noch ehe das Tier auf der Stelle, wo es stand, zusammenbrach. Tot...

Noch während er fiel, hörte er das Pfeifen von Kugeln. Wie viele es waren, konnte er nicht sagen. Er schlug auf den Boden auf und spähte gleichzeitig zu den Felstrümmern hin. In zahlreichen Kämpfen hatte er sich angewöhnt, das Beobachten seiner Umgebung keine Sekunde zu unterbrechen.

Zu weit, stellte er fest, und blieb so liegen, wie er hingefallen war. Das war seine einzige Chance. Würde er jetzt aufspringen, dann wäre er nach drei oder vier Schritten tot. Er war erleichtert, als kein weiterer Schuss fiel. Um ihn war es still, und er lag in der prallen Sonne, die rechte Hand nur zwei Zoll neben dem Schloss der Winchester. Er wartete und schaute, ohne sich zu bewegen, nach oben. Da waren zwei Reiter, und sie machten sich an den Abstieg. Sie verließen sich nicht auf den Augenschein. Es waren offenbar Männer, die es genau nahmen und sich überzeugen wollten, ob er wirklich tot war. Wahrscheinlich würden sie noch einmal auf ihn schießen, bevor sie heran waren. Er musste sich vorsehen.

Ihre Pferde schienen noch besser bei Kräften zu sein, als es sein Falbe gewesen war. Dundee hätte jetzt aufspringen und mühelos zwischen den Klippen verschwinden können. Ein unerfahrener Mann hätte das an seiner Stelle wahrscheinlich getan. Aber dann wären die beiden Reiter gewarnt gewesen.

Er lag lauschend auf dem heißen Sand, denn er musste auf der Hut sein. Er hob die Brauen und versuchte, aus den Augenwinkeln so viel zu sehen, wie es möglich war, ohne sich zu bewegen. Jetzt vernahm er den Hufschlag der Pferde. Ganz leise noch. Dann sah er sie. Sie ritten nebeneinander und hatten die Gewehre in den Händen.

Sie sprachen miteinander, aber Dundee konnte nichts hören. Schließlich hielten sie an und spähten herüber.

Jetzt musste es soweit sein!

Der eine der beiden hob ein Gewehr und zielte auf Dundee. Doch Dundee war schneller. Er wich plötzlich zur Seite und riss sein Gewehr hoch. Dort, wo er zuvor gelegen hatte, spritzte eine kleine Sandfontäne in die Höhe.

Sein Schuss hingegen riss den Fremden hinterrücks aus dem Sattel. Das Pferd des anderen stieg erschreckt hoch und wieherte schrill. Dundees zweiter Schuss ging fehl. Er rollte sich schnell zur Seite hinter sein totes Pferd, repetierte das Gewehr und brachte es wieder in Anschlag. Der zweite Reiter gab einen hastigen Schuss ab, riss sein Pferd herum und jagte in kopfloser Flucht davon.

Langsam stand Dundee auf, stieg über den Körper seines toten Pferdes und ging zu der Gestalt, die regungslos auf dem Boden lag. Unmittelbar neben dem Mann blieb er stehen und drehte ihn mit dem Stiefel herum. Er hatte diesen Mann noch nie zuvor gesehen.

Das ledige Pferd war hinter dem flüchtigen Reiter hergelaufen und längst mit diesem verschwunden. Dundee fluchte leise vor sich hin. Er wandte sich von dem Toten ab und verschwand für eine Weile zwischen den Felstrümmern. Dann schleifte er den Fremden dorthin und legte ihn in eine Felsspalte, die er mit Steinen und Sand zudeckte. Danach kehrte er zu seinem Pferd zurück und schnallte ihm den silberbeschlagenen Sattel ab. Einen Moment noch setzte er sich hin und drehte sich eine Zigarette. Schließlich wischte er sich mit dem Ärmel den Schweiß von der Stirn und stand auf. Er hob das Gewehr auf und warf sich den Sattel über die Schulter. Mit der Zigarette zwischen den trockenen Lippen marschierte er los.

Als es dämmerte, waren seine Schritte schwankend und müde geworden. Der Durst hatte seine Zunge anschwellen lassen. Seine hagere Gestalt war mit Staub bedeckt. Er hielt inne und betrachtete seine Umgebung. Die Nacht war nicht mehr fern, und er war müde. Er war ein gutes Stück vorangekommen, aber die Badlands lagen noch längst nicht hinter ihm.

Das hier war kein guter Platz für die Nacht. Erst als es völlig dunkel war, machte er endgültig Halt. Er hatte weitere eineinhalb Meilen hinter sich gebracht und war zufrieden damit. Er aß nur wenig und nahm genau drei Schluck lauwarmes Wasser. Damit konnte er den brennenden Durst nicht löschen, aber es genügte, um seine Sinne beisammen zu halten. Er hatte das schon oft ausprobiert.

In einer engen Spalte zwischen zwei Felsen schlief er halb sitzend, mit dem Revolver in der Hand.

Als die Spitzen und Grate der Felsen in der Morgensonne aufleuchteten, erwachte Dundee. Er schob den Hut aus seinem Gesicht und erhob sich. Seine Knie waren steif und kalt, ebenso der Rücken. Die Nacht hatte das Gestein abgekühlt. Er rieb sich die klammen Hände und blinzelte in die aufgehende Sonne.

Es war windstill. Er wollte sich auf den Weg machen, solange es noch ein wenig kühl war. Nachdem er gegessen hatte, trank er wieder ein wenig von seinem Wasser. Die Blechflasche war noch zu einem Viertel voll, und jetzt war das Wasser angenehm kühl.

Dundee suchte seinen Weg durch das unwirtliche Land. Auf einer Anhöhe blieb er stehen und vergewisserte sich, dass ihm niemand folgte.

Er erinnerte sich an jene Station, die irgendwo am Weg zwischen Casper und Kaycee lag. Er musste sie erreichen. Vielleicht konnte er dort ein Pferd bekommen, oder er würde auf die nächste Stagecoach warten. Aber bis dorthin war es noch ein verdammt weiter Weg.

*

Die Station bestand aus einem Haus, einem Schuppen und einem länglichen Corral. Am Haus hing etwas schief ein Schild, dessen Inschrift längst dem Kampf gegen Sonne, Wind und Regen erlegen war.

Drei Reiter hielten vor dem Haus. Ihre Pferde waren staubig.

King Lorrin war ein mittelgroßer Mann mit breiten, aber spitzen Schultern und einer leicht vornüber geneigten Haltung. Sein Gesicht war mager, und der schmallippige Mund sah verkniffen aus.

Der zweite Mann war blond und von untersetzter Gestalt. Er hatte ein breites Gesicht mit einem massiven Kinn und auffallend kleinen Augen. Er hieß Don Redstone und war ebenso groß wie King Lorrin, nur bedeutend schwerer.

Der dritte im Bunde war Lad Horton. Ein kleiner, schmächtiger Junge, der nicht viel älter als zwanzig Jahre sein mochte. Er hatte ein blasses, pockennarbiges Gesicht mit tiefliegenden, unsteten Augen. Seine Hände waren schmal und feingliedrig. Er trug ein tief hängendes Holster, das dicht über dem Knie am Oberschenkel festgebunden war.

Alle drei sahen ein wenig heruntergekommen aus. Sie trieben sich schon seit Monaten in der Gegend herum, aber niemand konnte genau sagen, wovon sie eigentlich lebten. An den Spieltischen in Kaycee wurde ab und zu geflüstert, sie ständen auf Samuel W. Pagets Lohnliste. Aber niemand sagte so etwas laut, denn Paget war ein mächtiger Mann in dieser Gegend.

Der Stationsmaster blickte nur kurz auf, als sie hereinkamen. Er hatte kein behagliches Gefühl dabei, aber er ließ sich davon nichts anmerken. Solche Leute mochten das nicht, sie kamen ab und zu und tranken Whisky bei ihm. Bisher hatten sie ihn stets bezahlt. Dennoch hatte er immer das unangenehme Gefühl, ihnen ausgeliefert zu sein, wenn sie da waren.

Der Raum war rechteckig. Auf der einen Seite standen zwei Tische, an denen die Fahrgäste sitzen konnten, während das Gespann gewechselt wurde. Eine weitere Sitzgelegenheit war ein starkes Brett, das sich wie eine Bank an der Wand neben der Tür entlang zog. Auf der anderen Seite des Raumes befand sich eine zwei Meter lange Bar, die ebenfalls aus einem Brett bestand, das über drei alte Fässer gelegt worden war.

Die drei Männer besetzten einen der beiden Tische, und King Lorrin sagte: „Eine Flasche von dem üblichen Zeug.“

Als der Stationsmaster die Flasche und drei Gläser brachte, fragte Lorrin: „Wann kommt die Kutsche?“

Der alte Mann zuckte mit den Schultern. „Heute. Das kann heißen sofort oder erst drei Stunden später. So genau nimmt das hier keiner. Er machte ein erstauntes Gesicht. „Ihr wollt doch nicht etwa mitfahren?“

„Was meinst du, wozu wir unsere Gäule haben“, knurrte Don Redstone gereizt. Aber King Lorrin sagte einlenkend: „War nur so eine Frage.“

Der Stationsmaster zog sich wieder zurück und beobachtete, wie die drei miteinander redeten und gelegentlich misstrauisch zu ihm herübersahen. Er konnte nicht hören, worüber sie sprachen, aber er hatte den Verdacht, dass es nichts Gutes war.

Don Redstone machte einen unzufriedenen Eindruck.

„Wenn er nicht in der Kutsche ist, dann sitzen wir umsonst in diesem Stall“, sagte er mürrisch.

King Lorrin lächelte überlegen.

„Er ist in der Kutsche, verlass dich darauf.“

„Wenn er diesen verdammten Keene mitbringt?“, warf Lad Horton ein.

„Und wenn schon. Auf Stew und Bird können wir uns verlassen“, sagte Lorrin.

„Dann kassieren wir seinen Preis gleich mit.“ Horton hakte seine Füße um die Stuhlbeine und lehnte sich zurück.

„Du weißt wohl nicht, wer Keene ist?“, sagte er langsam. „Dieses Eisen ist mir zu heiß. Wenn Keene mit in der Kutsche ist, dann passe ich.“

Lorrin sah ihn eine ganze Weile schweigend an. Dann sagte er leise: „Ich wusste gar nicht, dass du so schnell die Hosen voll hast.“

Hortons Gesicht wurde zur Maske.

„Wir wollen uns hier nicht streiten“, sagte er nach einer Pause gepresst. „Ich habe Ross Keene einmal schießen sehen, und ich ziehe nicht gegen ihn. Wenn ein Mann bei seiner Tätigkeit so alt geworden ist wie er, dann kann er etwas.“

Lorrin hieb mit der Hand durch die Luft. „Ross Keene reist nicht in einer Kutsche. Außerdem sind Stew und Bird keine Anfänger.“

„Damals, als ich Keene sah, war noch jemand bei ihm. Vielleicht ist das etwas, was die beiden nicht wissen.“

„Ich sagte dir, sie sind keine Anfänger“, entgegnete Lorrin leicht ärgerlich.

„Lasst diesen Quatsch“, knurrte Redstone dazwischen und schüttete seinen Whisky durch die Kehle. „Ihr redet euch ganz nervös dabei. Dieses Weib hat uns schon genug Ärger gemacht. Wenn es nur ein Mann wäre.“ Er ballte die fleischige Faust um das Glas. „Wir hätten ihn schon aus dem Weg geräumt.“

„Und bei ihr hast du Skrupel“, grinste Horton.

Don Redstone warf ihm einen zornigen Blick zu.

„Hör mal, Kleiner“, sagte er, „du gehst mir heute auf die Nerven. Du würdest nicht zurückschrecken, dich an einer Frau zu vergreifen, aber vor Keene hast du Angst.“

Das Grinsen auf Hortons Gesicht wurde verkrampft.

„Natürlich, man muss wissen, wann man keine Chance mehr hat. Aber Paget wird durch seine Skrupel noch alles verlieren.“

„Du bist ein Narr, Lad“, schaltete sich King Lorrin ein. „Wenn ihr etwas zustößt, weiß jeder, dass er oder Orin Meadew dahintersteckt. Dann gäbe es keinen Mann, in diesem verdammten Land, der nicht gegen ihn wäre, und selbst der größte Teil seiner Leute würde ihm davonlaufen. Wir kriegen dieses Biest auch anders klein. Sie wird einfach keinen Mann finden, der diesen Dreck für sie erledigt. Es dauert höchstens noch zwei Wochen, und sie ist hier fertig. Die wenigen Gestalten, die sie auf der Ranch hat, sind schnell davongejagt, wenn kein Mann da ist, der sie zusammenhält.“

Don Redstone blickte durch das staubige Fenster nach draußen und sah einen großen, hageren Mann mit einem Sattel über der Schulter und dem Gewehr in der Hand herankommen. Seine Gestalt sah grau aus von Staub.

„Da kommt jemand“, sagte Redstone. Man konnte die Unruhe aus seiner Stimme heraushören.

Lorrin und Horton sahen ebenfalls durch das Fenster. Lorrin fluchte unterdrückt, und Lad Horton sagte: „Ein Satteltramp. Mit dem werden wir schnell fertig.“

Der große Mann kam langsam näher und entschwand aus dem Blickfeld des Fensters. Dann wurde die Tür aufgestoßen, und er kam herein. An der Tür blieb er stehen und wartete einen Moment, bis sich seine Augen dem schwächeren Licht angepasst hatten. Er sah erschöpft aus, aber seine Augen waren wach und misstrauisch.

Dundee legte Sattel und Gewehr auf den Boden und blieb neben der Bar stehen.

„Gibt es hier einen Brunnen oder etwas ähnliches?“

Er sprach in schleppendem Texanisch. Sein Gesicht war mit Staub überzogen. Nur die Krähenfüße an den Augen waren frei geblieben und sahen wie helle Linien aus.

Der alte Mann musterte ihn mit einem prüfenden Blick.

„Wenn Sie Wasser trinken wollen, können Sie es umsonst haben. Wenn Sie aber vorhaben, sich zu waschen, kostet das einen halben Dollar.“

Der Preis war hoch, aber Dundee fand ihn angemessen. In seiner Situation hätte er auch mehr dafür bezahlt.

Er nickte. „Das wollte ich.“

„Hinter dem Haus ist ein kleiner Brunnen. Er ist zwar spärlich, aber mir genügt er.“

Dundee ging um das Haus herum. Den Sattel ließ er an der Bar, aber das Gewehr nahm er mit.

„Hattest du Satteltramp gesagt?“, fragte Lorrin, als Dundee draußen war.

Horton zuckte mit den Schultern. „Er sieht jedenfalls so aus.“

„Dann reiß die Augen gefälligst auf!“, zischte Lorrin ungeduldig. „Sieh dir diesen Sattel an, den hat ein Künstler gemacht. Ich wette, dass er mehr Geld gekostet hat, als du jemals bezahlen könntest. Und das Gewehr und die Stiefel! Ich habe noch keinen Tramp gesehen, der solche Dinge besaß.“