Allergie: Wenn die Abwehr Amok läuft (GEO eBook Single) -  - E-Book

Allergie: Wenn die Abwehr Amok läuft (GEO eBook Single) E-Book

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Beschreibung

Allergien - schon jeder dritte Europäer leidet unter ihnen. Und sie breiten sich rasant weiter aus. Die Wissenschaft geht nun neue Wege und verspricht bessere Rezepte für Vorbeugung und Therapie. Ein dreiteiliger GEO-Report zum Stand der Medizin und der Forschung. Plus Tipps: Was sich zu wissen lohnt und wo guter Rat zu finden ist. Die großen Themen der Zeit sind manchmal kompliziert. Aber oft genügt schon eine ausführliche und gut recherchierte GEO-Reportage, um sich wieder auf die Höhe der Diskussion zu bringen. Für die Reihe der GEO eBook-Singles hat die Redaktion solche Einzeltexte als pure Lesestücke ausgewählt. Sie waren vormals Titelgeschichten oder große Reportagen in GEO.

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Herausgeber:

GEODie Welt mit anderen Augen sehenGruner + Jahr AG & Co KG, Druck- und Verlagshaus,Am Baumwall 11, 20459 Hamburgwww.geo.de/ebooks

Allergien

Endlich aufatmen?

Allergien – schon jeder dritte Europäer leidet unter ihnen. Und sie breiten sich rasant weiter aus. Die Wissenschaft geht nun neue Wege und verspricht bessere Rezepte für Vorbeugung und Therapie. Ein dreiteiliger Report

von Klaus Bachmann, Fred Langer und Susanne Krieg

1. Das Leiden der Moderne

Es gab Zeiten, da fiel es Carola Sigrist schwer, die unsichtbaren Feinde in ihrem Leben richtig einzuschätzen. All jene Widersacher, die manchmal kaum zu umgehen sind und das körpereigene Abwehrsystem der 41-jährigen Biologin immer wieder dazu bringen, augenblicklich aufzurüsten. So massiv, dass es sich selbst außer Gefecht setzt. Die Folgen: schwellende Schleimhäute oder Kopfschmerz, manchmal Ausschlag, triefende Augen, explosionsartige Niesanfälle oder Juckreiz an unerreichbaren Stellen in Rachen und Ohr. Am schlimmsten aber ist das Gefühl, zu ersticken. Wenn sich die Bronchien bedrohlich zuschnüren und der Husten in ein unheimliches Pfeifen übergeht.

„Zum Glück bin ich noch nie sofort umgefallen.“ Sigrist sagt es mit einer Gelassenheit, die erstaunlich erscheint für einen Menschen, dem sein Körper seit Jahrzehnten feindselige Beziehungen zu vermeintlich harmlosen Substanzen aufzwingt. Doch inzwischen ist Carola Sigrist gewappnet. Sie hat gelernt, strategisch vorzugehen. Denn vor allem weiß sie nun, wer ihr Gegner ist, wann und wie er angreifen wird.

Im Laufe ihres Lebens hat ihre Immunabwehr nicht nur überbordend auf Reizstoffe reagiert, die von Hausstaubmilben und Katzen stammen, sondern auch auf Süßgräser (darunter viele Getreidesorten), auf Birke und andere Frühblüher wie Haselnuss und Erle. Wenn deren Sporen in milden Wintern schon ab Februar in dichten Wolken in die Welt hinausgeschleudert werden, dringen sie über die Schleimhäute in den Körper ein und lösen bei manchen Betroffenen über einen Großteil des Jahres Heuschnupfen aus. Doch damit nicht genug: Die fliegenden Allergene aus der blühenden Landschaft bilden auch noch kriegerische Allianzen mit vielen Lebensmitteln. Weil die Allergie auslösenden Eiweiße mancher Pollen bestimmten Nahrungsmittelproteinen ähneln, kann Sigrists irregeleitete Körperabwehr auch beim Essen häufig nicht zwischen Freund und Feind unterscheiden. Sogenannte Kreuzallergien haben dazu geführt, dass sie obendrein mit Soja, Sellerie, Fenchel, Avocados, Äpfeln, Birnen, Kirschen, Kiwis, Nektarinen, Pfirsichen, Pflaumen, Litschis, Mandeln, Thymian und Rosmarin auf Kriegsfuß steht.

„Essen ist Kopfsache geworden statt Genuss“, sagt Carola Sigrist. Besonders fatal für jemanden wie sie sei, dass in industriell hergestellten Lebensmitteln nur die wenigsten Allergie auslösenden Inhaltsstoffe gekennzeichnet werden müssen. Und auch auf den Speisekarten vieler Restaurants versucht sie vergeblich, ihre Widersacher rechtzeitig aufzuspüren. „Besonders Soßen sind wie russisches Roulette.“ Am Ende bleibe oftmals nur Verzicht.

Was ist das für eine Verirrung des Immunsystems, die immer mehr Menschen heimsucht und zu einem der großen chronischen Leiden der Moderne geworden ist? Laut der Weltallergieorganisation WAO breitet sich die Krankheit wie eine Seuche rund um den Erdball aus, schneller noch als Herzinfarkt oder Krebs. Und endet mitunter ähnlich verheerend: Schon die Spur einer Erdnuss oder der Stich einer Wespe genügt bei manchen Menschen, um einen anaphylaktischen Schock auszulösen, jenen allergischen Extremfall, bei dem innerhalb weniger Minuten Atmung und Herz-Kreislauf-System versagen.