Cherish - Tracy Wolff - E-Book + Hörbuch
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Cherish Hörbuch

Tracy Wolff

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Beschreibung

Traust du dich, die Schatten zu lieben? Das atemberaubende Finale der #1 New York Times Bestsellerreihe, die zum globalen Phänomen geworden ist Grace mag zwar den Schulabschluss in der Tasche haben, das bedeutet aber noch lange nicht, dass sie die Katmere Academy und ihre Gefahren hinter sich gelassen hat. Um einen ihrer Freunde zu retten, muss sie mit ihren mächtigen Freunden in das geheimnisvolle Schattenreich reisen. Dort erwarten sie mehr als nur ein paar Überraschungen – und ein Geheimnis, das sie alle vernichten könnte … Alle Bände der Katmere-Academy-Chroniken: Band 1: Crave Band 2: Crush Band 3: Covet Band 4: Court Band 5: Charm Band 6: Cherish Die Bände sind nicht unabhängig voneinander lesbar.

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Zeit:20 Std. 13 min

Sprecher:Diana Gantner; Matthias Hoff

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Über das Buch

Du hast gefragt ›Wie schwer kann das sein?‹ Das fordert das Universum praktisch auf, dafür zu sorgen, dass alles schiefgeht.

 

Nach dem Sieg über Cyrus ist die Lage in der paranormalen Welt alles andere als geordnet: Der Hof der Vampire hat keinen König, dem Hof der Drachen fehlt das Herz und der Hof der Gargoyles hat Grace – eine Teenagerin, der alles über den Kopf zu wachsen droht. Doch eine neue Gefahr lässt Grace keine andere Wahl, sie muss ins Reich der furchterregenden Schattenkönigin zurückkehren. Gleichzeitig stimmt etwas nicht mit Hudson, denn er hütet neuerdings Geheimnisse – sogar vor seiner Gefährtin. Noch bevor Grace sich darum kümmern kann, müssen sie und ihre Freunde sich der größten Herausforderung ihres Lebens stellen – und Grace ist der Göttin der Ordnung noch einen Gefallen schuldig und sie wird kommen, um ihn einfordern …

 

Der spektakuläre sechste Teil der Bestsellerreihe – das mitreißend emotionale Finale

 

 

Von Tracy Wolff sind bei dtv außerdem lieferbar:

Crave (Band 1)

Crush (Band 2)

Covet (Band 3)

Court (Band 4)

Charm (Band 5)

Star Bringer (mit Nina Croft)

Tracy Wolff

Cherish

Band 6

Roman

Aus dem amerikanischen Englisch von Michelle Gyo

Für die, die ich zutiefst wertschätze:

Steph, Adam, Noor und Omar.

Auf immer und ewig.

Anmerkung der Autorin

Dieses Buch stellt Aspekte von Panikattacken, Tod und Gewalt, Krankheit, lebensbedrohlichen Situationen, Folter, Kindesmisshandlung, Situationen mit Insekten und Bären, Inhaftierung, Tod eines Elternteils, Tod eines Kinds, Traumata sowie sexuelle Inhalte dar. Ich hoffe, dass ich diese Elemente sensibel und angemessen behandelt habe, aber falls diese Themen für dich belastend sein könnten, bitte ich hiermit um Kenntnisnahme.

1

Ein Schleifchen für deine Gedanken

»Glaubst du, wir sehen das hier je wieder?« Die Frage kommt mir, als Hudson und ich auf dem Weg zum Diner am Campus vorbeikommen, um uns mit Eden und Heather zu treffen.

Erst hatten wir uns auf das Universitätszentrum geeinigt, aber der Kaffee im Diner ist besser und ich glaube, Heather möchte einen gewissen Drachen beeindrucken.

»Natürlich«, antwortet er und schiebt beruhigend seine Hand in meine. »Wieso fragst du überhaupt?«

Ich werfe ihm einen Blick zu. »Bei unserem letzten Besuch im Schattenreich haben wir Jahre gebraucht, um in diese Welt zurückzufinden. Und ich habe dich vergessen.«

Seit Monaten tänzeln die Schuldgefühle wegen all dem, was ich vergessen habe, in meinem Hinterkopf herum, doch seit ich meine Erinnerungen an unsere Zeit in Adarie zurückhabe … fühlt es sich an wie ein Schlag mitten ins Herz.

Ich möchte nur umkehren und nach Hause zurückgehen, einfach über alles nachdenken. Bei Hudson sein, während ich die Erinnerungen sortiere, all die Gründe festhalte, aus denen ich mich zum ersten Mal in ihn verliebt habe – inklusive der verdammten Vogelstimmenimmitationseinlage.

Dass er all das seit unserer Rückkehr mit sich herumtrug und ich keinen Schimmer hatte … Die Qualen sind unbeschreiblich. Mein Magen rumort und mein ganzer Körper fühlt sich an wie eine offene, klaffende Wunde.

Ein Gefühl, das nur schlimmer wird, als Hudson mich anlacht und hinzufügt: »Bei dir klingt das, als wäre es ein Verbrechen.«

»So fühlt es sich an«, antworte ich und kämpfe gegen die Tränen an, die mir in den Augen brennen.

Er drückt meine Hand, reibt mit dem Daumen über den doppelten Schwurring an meinem linken Ringfinger – zur Hälfte aus der Stadt der Riesen, zur anderen aus dem Schattenreich. »Ich sagte doch, ich bin ein Glückspilz, weil mein Mädchen sich zweimal in mich verliebt hat. Mir geht’s nicht mies deshalb.«

»Vorläufig.«

Er zieht eine Braue hoch, sieht mich aber aus blauen Augen schelmisch an. »Heißt das, du willst dich entlieben?«, fragt er. »Denn mit diesem Teil des Plans bin ich nicht einverstanden.«

»Ich plane natürlich nicht mich zu entlieben«, erwidere ich schnaubend. »Aber als wir das Schattenreich zuletzt verlassen haben, hatte ich auch nicht geplant mich zu entlieben. Und trotzdem ist so ein Scheiß anscheinend möglich.« Ganz zu schweigen davon, dass wir immer noch nicht wissen, warum ich meine Erinnerungen verloren habe. Nachdem ich meine Erinnerungen zurückhatte, meinte Hudson, dass es vielleicht etwas damit zu tun hätte, dass mich die Zeitdrachenmagie voll erwischt hat, aber ich hege daran so meine Zweifel.

»Na, dann habe ich eben die Ehre, der Typ zu sein, in den seine Gefährtin sich zum dritten Mal verliebt. Es gibt Schlimmeres auf der Welt.«

»Genau, weil das beim letzten Mal ja so gut lief.« Ich schüttle den Kopf. »Ich kann nicht glauben, wie viel ich …«

»Hey«, unterbricht er mich und zieht mich mitten auf dem belebten Bürgersteig in seine Arme, zwischen einem Drugstore und meinem Lieblings-Fisch-Taco-Laden. »Beim letzten Mal ist es gut gelaufen. Wir sind hier, oder nicht?«

»Jetzt«, erwidere ich. »Jetzt sind wir hier.« Aber wir haben viele Monate verschwendet, in denen wir nicht hier waren. Viele Qualen, viel Leid, viel Herzschmerz. Ist es da ein Wunder, dass ich nervös werde bei dem Gedanken daran, dass einer von uns das vielleicht noch mal durchmachen muss?

»Jetzt ist alles, was zählt. Du bist meine Gefährtin. Du wirst immer meine Gefährtin sein und ich werde dich immer lieben. Wie könnte ich das auch nicht?« Seine Augen glitzern und er fügt hinzu: »Hey. ›Ich bin Ihretwegen durch die Zeit gegangen, Grace. Ich liebe Sie. Schon immer habe ich das getan.‹ Und das werde ich auch immer.«

Es ist albern, aber selbst das Wissen, dass er etwas aus unserem Lieblingsfilm unserer Gefangenschaft in seinem Pseudounterschlupf zitiert, hält mein Herz nicht vom Dahinschmelzen ab. Andererseits hatte Hudson noch nie Probleme, mein Herz – und andere Körperteile – zum Schmelzen zu bringen. Von Anfang an.

Es hält mich aber auch nicht davon ab, ihn ein wenig zu verarschen. »James Cameron hat angerufen. Er will seinen Spruch zurück.«

Er lacht. »Hast es erkannt, oder?«

»Dass du mich gerade ge-Terminator-t hast? Ja, habe ich.«

»Ich kann ja nichts dafür, dass in dem Film so viele gute Sprüche vorkommen.«

»Nein, aber für deine uneingeschränkte und andauernde Liebe für diesen Film kannst du total was.« Ich nehme seine Hand und ziehe ihn mit in den Drugstore.

»Was soll ich sagen, im tiefsten Inneren bin ich ein Romantiker.« Er sieht sich um. »Was machen wir hier?«

»Wir sehen uns die Abteilung mit den Geschenkverpackungen an. Ich möchte wissen, ob sie glitzernde Schleifen haben«, antworte ich und lotse ihn in den hinteren Teil des Ladens.

Ich hätte es nicht für möglich gehalten, so wie er mich ansieht, seit ich ihm sagte, dass ich mich an alles erinnere, was im Schattenreich passiert ist, aber Hudsons Blick wird tatsächlich noch sanfter. »Du willst mehr Schleifen für sie einpacken?«

Seine Stimme ist so rau wie mein wehes Herz, während wir beide an die winzige Umbra denken, die er geliebt hat wie eine Tochter. Die, die ihr Leben opferte, um seins zu retten. Nein, sie ist nicht tot. Ich muss daran glauben, dass sie noch da draußen ist, wartet, dass Hudson sie wiederfindet.

»Werd mir jetzt nicht sentimental. Das ist purer Egoismus meinerseits«, sage ich und hüstle ein wenig, um meine plötzlich enge Kehle zu befreien. Ich nehme eine dicke Rolle mit glitzerndem Goldband und mustere die Verpackung. »Smokey muss mich mögen.«

»Sie mag dich.«

Ich beende meinen Vergleich des glitzernden roten Bands mit den glänzend pinken Schleifen und werfe ihm einen »Willst du mich verarschen?«-Blick zu, woraufhin er hastig beide Rollen nimmt – und eine extraglitzrige silberne – und zur nächsten Kasse geht.

»Vielleicht ist ›mögen‹ etwas viel gesagt.« Er bleibt stehen und nimmt eine Schachtel mit Cherry-Pop-Tarts von der Snackauslage auf seinem Weg zur Selbstbedienungskasse.

»Vielleicht ist ›mögen‹ einfach eine krasse Lüge«, entgegne ich und ziehe meine Kreditkarte, um zu bezahlen.

Aber Hudson ist schneller, wie üblich, und hält seine schwarze American Express hin. Ich schiebe die Einkäufe in meinen Rucksack, dann verlassen wir den Laden.

Er sagt nichts weiter, aber er hält meine Hand, als wäre sie ein Rettungsring.

Unwillkürlich frage ich mich, ob er sich mehr sorgt wegen dieses Ausflugs, als er es sich anmerken lässt, aber bevor ich ihn fragen kann, murmelt er: »Sie wird da sein, oder?«

»Das wird sie«, antworte ich und drücke seine Hand extrafest. »Wir finden sie, Hudson. Wir fangen bei der Farm an und wenn Smokey da nicht ist, suchen wir weiter, bis wir herausgefunden haben, wo sie ist. Sie ist da, wartet nur darauf, dass du sie wiederfindest. Und das werden wir. Das verspreche ich.«

Er nickt, aber ich merke ihm an, dass er sich immer noch Sorgen macht. Und das kann ich ihm nicht verdenken. Smokey hat mich gehasst, aber ich konnte gar nicht anders, als sie zu lieben, wenn schon aus keinem anderen Grund als dem, dass sie diesen Jungen liebte, der Liebe nie kennengelernt hatte, sie aber so verdiente. Und jetzt, da ich mich ans Schattenreich erinnere und alles, was dort geschehen ist, zerstört ihre Abwesenheit mich. Ich kann mir nicht einmal vorstellen, wie Hudson sich all die Monate gefühlt haben muss.

»Hey«, sage ich und dränge uns in eine Nische zwischen den Häusern. »Hör mal. Wir finden diese alberne kleine Umbra.«

Ich versuche so viel Zuversicht in meinen Blick zu legen, wie ich nur kann, hoffe, dass die Angst davor, dass Smokey es nicht geschafft hat, so tief in mir begraben liegt, dass Hudson sie nicht sieht. Denn wir wissen zwar, dass Zeitdrachenfeuer Zeitachsen zurücksetzt und die, die das Schattenreich betreten, an den Ausgangspunkt zurückschickt, an dem sie vor ihrem Eintritt nach Noromar waren … aber ich habe keine Ahnung, was mit einem Wesen passiert, das dort geboren wurde.

Ich beiße die Zähne zusammen und schiebe jeden Gedanken, dass Smokey für immer von uns gegangen ist, beiseite und halte Hudsons Blick fest, will ihn zwingen mir zu glauben, dass es Smokey gut geht.

Als seine Augenwinkel sich verziehen und ein schiefes Lächeln seine Lippen hebt, stoße ich erleichtert die Luft aus. Er schüttelt den Kopf. »Sie ist wirklich albern, oder?«

»Richtig albern. Und wenn sie mit uns hierher zurückgehen möchte, dann finden wir auch dafür eine Möglichkeit.«

»Und was machen wir, wenn wir sie herbringen? Sie ist nicht gerade unauffällig.«

»Na, wir verstecken sie natürlich. Wie Lilo und Stitch – nur viel besser.«

Er lacht, genau wie ich es beabsichtigt hatte, aber ich sehe immer noch Sorge in seinem Blick. Es bringt mich um. Hudson hat so viel für mich getan, hat immer dafür gesorgt, dass ich mich sicher fühle, sogar inmitten der schlimmstmöglichen Situationen, und hat fast nie um etwas für sich gebeten. Das hier ist eine Sache, die er braucht – er muss wissen, dass Smokey glücklich, gesund und munter ist. Und dafür werde ich mindestens Himmel und Hölle in Bewegung setzen.

Eine Sekunde lang starrt er mich an, sein Blick sucht in meinem nach einer Antwort auf eine Frage, von der er nicht einmal weiß, dass er sie stellt. »Ich liebe dich, Grace.«

»Durch die Zeit. Ich weiß«, necke ich ihn.

»Durch alles«, sagt er und nie hat er ernster ausgesehen.

»Ich liebe dich auch.« Ich beuge mich vor und küsse ihn, genieße das kribblige Gefühl, das mich in dem Augenblick durchfährt, in dem unsere Lippen sich berühren. »Ganz gleich was auch passiert.«

Er will den Kuss vertiefen und ich lasse es zu, weil ich nie Nein sagen möchte bei diesem Mann. Und auch weil ich mich in der Sekunde verliere, in der einer seiner Fangzähne über meine Unterlippe fährt.

Schauder jagen meinen Rücken hinauf, meine Finger krallen sich in sein Shirt und ich ergebe mich ihm – dem hier – noch ein paar Sekunden länger.

Dann zwinge ich mich einen Schritt zurück zu treten, obwohl ich nichts mehr will, als Hudson nach Hause zu schleifen und mit ihm zu machen, was ich will. Oder andersherum.

Doch wir haben Dinge zu erledigen und Leute zählen auf uns, also lächle ich zu ihm auf. »Wir müssen los. Heather und Eden warten.«

Er nickt, dann beugt er sich vor und knabbert noch einmal an meiner Unterlippe. Fast will ich »zum Teufel mit allem« sagen. Sie haben schon so lange gewartet – da können sie auch noch ein Weilchen länger warten.

Doch dann erinnere ich mich an Smokey und Mekhi und alles andere, worum wir uns kümmern müssen. Und nehme Hudsons Hand.

»Gehen wir«, sage ich.

Er verdreht die Augen, sagt aber nichts und wir treten wieder auf den belebten Bürgersteig. Wir sind nur einen oder zwei Blöcke weitergekommen, da schiebt Hudson sich plötzlich vor mich, seine Schultern angespannt.

»Was ist los?«, frage ich und will an ihm vorbeisehen, während mein Herz in meiner Brust loshämmert.

Aber er ist zu sehr damit beschäftigt, die Umgebung zu scannen, und gibt keine Antwort.

»Hudson?«, frage ich, nachdem mehrere Sekunden vergangen sind und weder seine Wachsamkeit noch seine Haltung lockerer werden.

»Sorry«, sagt er schließlich und tritt beiseite. »Ich dachte, ich hätte etwas gesehen.«

»Was?« Ich sehe die Straße entlang und hole ein paarmal tief Luft, um mich zu beruhigen. Vor einer Eisdiele sind mehrere Studenten in Uni-Hoodies, Männer und Frauen in Businesskleidung laufen eilig zur Arbeit und eine Mutter schiebt ein Baby in einem Kinderwagen, aber das war es auch. Zumindest, soweit ich das erkennen kann.

»Ich weiß nicht. Ich habe nur …« Er schüttelt den Kopf, nimmt wieder meine Hand in seine. »Da war nichts.«

»Wenn du das sagst.« Wir gehen weiter, aber ich muss einen Blick über die Schulter werfen, nur für alle Fälle.

Wir überqueren die Straße und Hudson fragt: »Wir lassen Heather nicht wirklich mitkommen, oder? Sie ist ein Mensch.«

»Hey!« Ich verziehe das Gesicht. »Sag das nicht so, als wäre es was Schlechtes. Ich war lange Jahre ein Mensch.«

»Du weißt, was ich meine. Ich mache mir Sorgen, dass ihr etwas zustößt.«

»Ich auch«, erwidere ich. »Weshalb wir sie erst mal mitnehmen. Aber sobald wir wissen, wie wir ins Schattenreich kommen, kaufe ich ihr ein Flugticket zurück.«

»Na, das wird ihr gefallen.«

»Erster Klasse«, sage ich und strecke ihm die Zunge raus. »Und das wird ihr gefallen – sicher mehr, als durch die Hände der Schattenkönigin oder wer weiß was zu sterben.«

»Guter Punkt«, räumt er ein, als wir um die Ecke zum Diner biegen, dessen glänzende Eingangstür nur noch drei Meter entfernt ist. »Außerdem musst du dich schon um eine aufmerksamkeitsbedürftige Person kümmern. Du solltest deine Aufmerksamkeit nicht zu sehr aufteilen.«

»Ach ja?«, frage ich. »Bist du aufmerksamkeitsbedürftig?«

»Bitte.« Er schnieft absolut britisch und hält mir die Tür auf. »Ich meinte Flint.«

Ich lache los, weil er da nicht unrecht hat. Aber wir schaffen das. Solange Hudson und ich zusammen sind, wird alles gut.

Ich lächle ihn an und wir gehen durch die Tür ins Diner … und laufen voll in einen sehr aufgebrachten Jaxon und einen sehr aufgebrachten Flint.

2

Das Herz am linken Fleck

In dem Moment, in dem ich begreife, wem ich da gerade in die Arme gelaufen bin, werfe ich mich ihnen entgegen. Sie fangen mich auf – natürlich – und meine Arme umschlingen je einen Hals und ich drücke sie, so fest ich kann.

Es ist über einen Monat her, dass wir uns gesehen haben. Seit Hudson und ich in San Diego leben und sie in Manhattan, sehen wir einander nicht annähernd so oft, wie mir lieb ist. Und FaceTime ist ja vielleicht das Nächstbeste, aber es ist einfach nicht das Gleiche.

Flint lacht und streicht sich ein paar meiner widerspenstigen Locken aus dem Gesicht. Dann zieht er mich von Jaxon weg und wirbelt mich ein paarmal herum. »Siehst gut aus, neues Mädchen.«

Ich schneide eine Fake-Grimasse wegen des alten Spitznamens, obwohl er mich zum Lachen bringt. Flint und seine Neckereien ändern sich nie – wofür ich dankbar bin in einer Welt, die mir so regelmäßig unter den Füßen weggerissen wird.

»Wünschte, ich könnte das auch über dich sagen, Drachenjunge«, gebe ich zurück. »Du hast da ein ganz schön fettes Veilchen.«

Er schmunzelt bloß. »Du solltest den anderen sehen.«

Flint und ich witzeln weiter herum, da räuspert Jaxon sich auf diese »Beachtet mich«-Art. Jetzt ist Flint mit dem Grimassenschneiden dran, doch wir wenden uns beide meinem Ex-Gefährten zu.

»Du siehst gut aus, Jaxon«, sage ich besänftigend.

»Zu wenig, zu spät«, antwortet er. Aber dann umarmt er mich erneut und der tröstende Duft nach Eiswasser und Orangen überschwemmt mich.

»Der Drachenhof scheint dir zu bekommen«, bemerkt Hudson, der zu uns tritt.

»Wenigstens etwas.« Flint grinst und haut Hudson herzhaft auf den Rücken. Denn anscheinend machen Männer das so, die früher Feinde waren und jetzt Freunde sind.

Jaxon schnaubt auf eine Art, die nicht nur neckisch klingt, und sagt zu Flint: »Ich glaube, er meinte mich.«

Flints Grinsen verblasst und er murmelt: »Ich weiß.«

Doch Jaxon ist zu sehr damit beschäftigt, Hudson zu mustern, als dass er es bemerkt. »San Diego steht dir auch ziemlich gut, Bruder. Gewiss besser als der Vampirhof.«

Hudson hält seinen Blick fest und als ich zwischen ihnen hin- und hersehe, scheint es, als würden sie sehr viel mehr austauschen als das, was wir hören.

»Wer hätte gedacht, dass Vampire sonnenbraun werden können?«, erwidert Hudson schließlich. Dann gehen wir zu unserem Tisch, wo Eden und Heather einander verträumt über einen Teller Pommes hinweg anstarren. Oder zumindest so verträumt, wie Eden das so tut … was aktuell mehr ist, als ich je bei ihr erwartet hätte.

»Schätze, dieser Ring von Remy kommt jetzt gelegen.« Flint nickt zu dem Ring an Hudsons Finger herab, durch den er Menschenblut trinken und trotzdem in der Sonne herumlaufen kann.

Ich Glückspilz.

»Tut er«, antwortet Hudson und der Blick, den er erst seinem Bruder und dann Flint zuwirft, sagt mir, dass ihm das Gleiche auffällt wie mir. Dass Jaxon selbst ziemlich gebräunt aussieht, obwohl er keinen Ring hat. »Na, dann fangen wir mal an mit der Party.«

Wir setzen uns neben Heather und Eden und ich frage mich unwillkürlich, ob Jaxons Bräune bedeutet, dass er nicht von Flint trinkt. Und wenn dem so ist, wieso nicht?

Ich nehme mir vor Flint zu fragen, ob sie Probleme haben, wenn nicht mehr so viele Leute dabei sind. Ich hasse den Gedanken, dass es zwischen ihnen schwierig sein könnte, besonders da sie beide sich so bemühen, ihre junge Beziehung am Drachenhof zum Laufen zu bringen.

Heather legt sofort die Arme um mich und ich drücke sie ebenfalls. Wir waren so lange voneinander getrennt, dass es eine riesige Erleichterung ist, einander wieder nahe sein zu können. Ich werde es niemals müde werden meine beste Freundin zu sehen. Wir tauschen ein paar Bemerkungen über das in letzter Zeit so stürmische Wetter, erstarren aber, als Eden aufkreischt.

»Heilige Scheiße!«, ruft sie, nachdem sie endlich lange genug den Blick von Heather abgewandt und den Rest von uns bemerkt hat. Sie starrt auf Flints blaues Auge und ich weiß, wieso sie so überrascht ist. Ein Drache mit einer solchen Verletzung ist selten – weil sie nicht oft so harte Schläge abbekommen, um blaue Flecke davonzutragen, und weil sie so schnell heilen. »Was ist mit dir passiert?«

Jaxon antwortet für ihn. »Er hat sich geweigert zu rennen, als ich ihm sagte, er soll rennen.«

»Ernsthaft?« Flint wirft ihm einen entnervten Blick zu. »Was zur Hölle gab’s da zu rennen? Das waren kaum ein Dutzend.«

»Und trotzdem hast du ein blaues Auge«, erwidert Jaxon.

Flints Augenbrauen schießen in die Höhe. »Nicht von denen. Von dir, weil du den einen Typen ohne Vorwarnung auf mich geworfen hast, damit ich ihn für dich erledige, wie ich vermute.«

»Mir war nicht klar, dass du nicht aufpasst.« Jaxon lehnt sich zurück und überkreuzt die Arme auf eine Art, die ich nur zu gut kenne. »Und wer schreit schon, wenn er was wirft?«

»Ähm, alle«, sage ich. »Das ist so ziemlich das Erste, was man beim Ballspielen auf dem Spielplatz lernt.«

Er macht ein ungläubiges Geräusch tief in der Kehle. »Also, das ist langweilig.«

Wir lachen alle, denn wie sollten wir auch nicht? Aber dann fragt Hudson: »Wer waren jetzt die, die eine miese Entscheidung getroffen und euch beide angegriffen haben?«

Das unterbricht das Gelächter schleunigst – zumindest für die beiden Drachen und den Drachen-Vampir, die am Tisch sitzen.

»Am Drachenhof läuft schräger Scheiß«, antwortet Eden endlich.

»Welche Art Scheiß?«, frage ich und reiße die Augen auf. »Geht es Nuri und Aiden gut?«

»Im Moment ja«, antwortet Flint. »Aber wir sind nicht so weit entfernt von einem ausgewachsenen Bürgerkrieg zwischen den Clans.«

»Drachenkrieg? Das scheint unmöglich. Wir waren erst vor ein paar Monaten da zu den Wyvernschatz-Festivitäten und alles schien fein.«

»Tja, in ein paar Monaten kann eine Menge passieren«, sagt Jaxon.

»Es gibt eine Menge und es gibt eine Menge«, entgegne ich. »Was zur Hölle läuft da?«

»Es gibt wachsende Unzufriedenheit unter den Clans, die denken, dass meine Mutter nicht mehr herrschen kann, weil sie keinen Drachen mehr hat. Sie haben sie gebeten zurückzutreten und sie hat sich geweigert, also arbeiten sie an einem Misstrauensvotum, das sie gegen sie am Drachenhof vorlegen wollen.«

Ein Misstrauensvotum? Gegen Nuri, die krasseste Drachenkönigin, die man sich vorstellen kann? Das scheint unmöglich. »Die werden nicht gewinnen, oder?«

»Ich weiß nicht.« Flint nimmt Edens Wasser und leert es in einem Zug. »Jeden Tag gibt es mehr von ihnen.«

»Aber die Montgomerys müssen doch etwas dagegen unternehmen können«, sage ich.

»Ich weiß nicht, was. Die anderen Clans scheinen uns alle weghaben zu wollen.« Das sagt er flapsig, als wäre es unwichtig. Aber ich erkenne den Schmerz in seinen Augen, höre die geheuchelte Ausdruckslosigkeit in seiner Stimme.

»Sie wollen«, schnappt Jaxon, »dass du damit aufhörst, mit einem Vampir an ihrem kostbaren Hof herumzustolzieren. Und dass ihre Herrscherin ihr Drachenherz zurückbekommt.«

»Tja, nichts davon wird einfach so passieren«, presst Flint hervor. »Sie müssen sich einfach dran gewöhnen.«

»Was ist mit deinem Vater?«, fragt Hudson ruhig. »Kann er an ihrer Stelle herrschen?«

Flint seufzt. »Er ist nur durch die Ehe royal und das reicht ohne meine Mutter nicht für den Thron.«

»Klar.« Hudson nickt, obwohl es lächerlich klingt. Andererseits erscheint mir dieses ganze königliche Erstgeborenenrecht archaisch. Hudson auch, das weiß ich. Das ist einer der vielen Gründe, aus denen er seine Abdankung verkündet hat, was allerdings erst nach einer Zeremonie in ein paar Wochen ›offiziell‹ wird.

»Was passiert, falls diese ganze Misstrauensvotumssache Erfolg hat?«, frage ich.

»Was passieren wird oder was passieren sollte?« In Jaxons Stimme schwingt ein Hauch Bitterkeit mit.

»Gibt es da einen Unterschied?«

»Scheiße ja, den gibt es«, antwortet er. »Was passieren sollte, ist, dass Flint den verdammten Thron besteigt.«

»Du weißt, warum ich das nicht kann.« Flint zuckt mit den Schultern.

»Ich weiß, warum du es nicht tust«, murmelt Jaxon. »Das ist nicht das Gleiche.«

Die Spannung breitet sich zwischen ihnen aus, so straff wie ein Zirkushochseil, und mir fällt nichts ein, um sie zu lösen. Aber dann merkt Eden an: »Ihr habt uns gar nicht erzählt, wer euch Jungs angegriffen hat. Das war doch sicher niemand vom Rat?«

Sie wirkt genauso angespannt wie die beiden, während sie auf die Antwort wartet, was ich total verstehe. Es ist eine Sache, ein Misstrauensvotum vorzulegen. Aber eine ganz andere, den Drachenkronprinzen direkt anzugreifen ohne Angst vor Vergeltung.

»Ja, klar«, höhnt Flint. »Die tun ihre Arbeit nur in düsteren Kammern, damit niemand ihre Gesichter sieht. Die haben jemanden angeheuert, der uns angegriffen hat.«

»Einen der entlegeneren Drachenclans?«, frage ich, denn ich kann mir nicht vorstellen, wer sonst so kurzsichtig sein sollte.

»Schlimmer«, erwidert Jaxon mit einem ungläubigen Lachen. »Menschen.«

»Sie haben Menschen angeheuert, um euch anzugreifen? Das ergibt absolut keinen Sinn.«

Aber noch während ich das ausspreche, denke ich an den Moment auf der Straße, als Hudson vor mich trat. Er hatte eine Bedrohung gespürt, auch wenn uns beiden auf der Straße nichts verdächtig vorgekommen war. Könnte uns jemand gefolgt sein, um an Jaxon und Flint zu kommen?

Der Gedanke entsetzt mich. Es ist das Letzte, was ich will, jemanden zu meinen Freunden zu führen, der ihnen schaden könnte, selbst unbeabsichtigt.

Doch als ich das erwähne, schüttelt Flint den Kopf. »Mach dir darüber keine Gedanken, Grace. Ich weiß schon, dass sie jede meiner Bewegungen beobachten. Du kannst nichts tun. Außerdem kommen Jaxon und ich klar, egal was uns in die Quere kommt.«

»Es geht nicht darum, womit ihr klarkommt«, entgegne ich. »Es geht darum, euch überhaupt gar nicht erst in eine solche Situation zu bringen. Glaub mir, wir alle wissen, dass du und Jaxon harte Typen seid.«

»Hey, und was ist mit mir?«, quietscht Eden.

»Oh, du bist definitiv krass«, antwortet Heather und klimpert sie an. »Obwohl ich mal sagen muss, wer hätte gedacht, dass Drachen so aufmerksamkeitsbedürftig sind?«

»Alle«, antworte ich. »Alle wissen, dass Drachen aufmerksamkeitsbedürftig sind.«

»Entschuldige dich sofort! Ich benötige hier am wenigsten Aufmerksamkeit«, verkündet Flint.

Er sieht so beleidigt drein, dass wir alle losprusten, was ihn nur noch mehr aufbringt.

Damit verpufft zum Glück der letzte Rest der Anspannung, als die Kellnerin zu uns kommt und unsere Bestellung aufnehmen will.

Nachdem sie wieder weg ist, starren wir einander aber an, als wüssten wir nicht, was wir als Nächstes sagen sollen. Bis Hudson endlich die Stille durchbricht und fragt: »Reden wir jetzt darüber, dass Mekhi stirbt?«

3

Viele Doofe – viele Gedanken

Seine Worte treffen wie eine Ohrfeige und all unsere Unbeschwertheit verfliegt.

Ich hatte damit gerechnet, dass alle mit ihren Ideen rausplatzen, aber stattdessen sitzen wir nur stumm da, während die Last dessen, was wir erledigen müssen, uns alle niederdrückt. Ich spüre sie definitiv, meine Schultern sacken herab und mein Magen rumort. Wie sollte es auch anders sein, wenn Mekhi stirbt und wir einen Plan schmieden müssen, um ihn zu retten?

Und nicht irgendeinen Plan. Einen großartigen Plan – einen, der mehr Komponenten hat als »das Schloss der Schattenkönigin stürmen und fordern, dass sie Mekhi vom Schattengift heilt«. Und genauso wichtig ist, dass wir einen Plan brauchen, bei dem alle an diesem Tisch heil zurückkommen.

Ich habe bereits zu viele Freunde verloren. Ich verliere keine weiteren.

Das schließt Mekhi ein, der schon seit gefühlt einem Jahr weg ist, auch wenn es eigentlich nur fünf Monate sind.

»Wie lange kann Mekhi noch im Descensus bleiben?«, frage ich. Bloodletter hat ihn da reinversetzt, sobald wir begriffen, dass er bei den Unmöglichen Proben vom Schattengift infiziert wurde, aber ich weiß, dass es Probleme gab.

»Das wissen wir nicht mit Sicherheit, aber nicht mehr viel länger. Wochen, keine Monate«, antwortet Eden und die Worte legen sich wie ein Amboss auf meine Brust. Obwohl ich mit dem Schlimmsten gerechnet habe, hatte ich nicht gedacht, dass es so übel aussieht. »Bloodletter sagt, sie hat ihm bereits mehr von dem Elixier gegeben, als je ein Vampir genommen hat, und er erwacht trotzdem alle paar Tage. Noch mehr und« – traurig zuckt sie mit den Schultern – »das Heilmittel könnte schlimmer sein als das Gift.«

Jaxon zuckt bei ihren Worten deutlich zusammen, bei der Erinnerung daran, wie sehr das Leben seines Freunds gerade am seidenen Faden hängt, woraufhin mein Herz sich nur noch heftiger zusammenzieht.

Ich weiß, dass er sich selbst die Schuld gibt für Mekhis Zustand und den Tod der anderen Ordensmitglieder. Aber jetzt ist keine Zeit für Schuldgefühle. Wir müssen uns auf das konzentrieren, was vor uns liegt: Wir müssen ins Schattenreich gelangen und Mekhi heilen. Alles andere kann warten.

Wo wir gerade dabei sind, was vor uns liegt – oder steht –, begreife ich jäh: Etwas, oder besser gesagt jemand ist gerade eindeutig nicht hier. Das sollte sie aber sein.

Mit aufgerissenen Augen sehe ich Flint an. »Wo ist Macy? Ich dachte, ihr trefft euch und kommt zusammen her?«

Jaxon und Flint tauschen einen langen Blick, bei dem mein Magen absackt. Denn alte Gewohnheiten lassen sich nur schwer ablegen und wir haben zu viel durchgemacht, als dass ich die Abwesenheit meiner Cousine jemals auf die leichte Schulter nehmen könnte.

»Was ist mit Macy?«, frage ich, taste dabei schon mit zitternden Fingern in der Tasche nach meinem Telefon.

»Nichts ist mit ihr«, versichert Jaxon und legt beruhigend eine Hand auf meine, bevor ich ihr schreiben kann. »Sie wurde nur gestern wieder von einer Schule geworfen und Foster und Rowena haben sie zurück an den Hexenhof geholt. Aber sie hat im Moment Hausarrest.«

»Hausarrest?«, wiederholt Eden mit einem Grinsen. »Die glauben doch nicht wirklich, dass das funktioniert, oder?«

Die anderen lachen und wenn ich mir nicht solche Sorgen um meine Cousine machen würde, würde ich mitlachen. Macy macht in den letzten Monaten, seit die Katmere zerstört wurde und wir ihre Mutter am Vampirhof fanden, eine wirklich schwere Zeit durch. Sie wurde jetzt von allen drei Schulen geworfen, in denen Onkel Finn sie untergebracht hat, und ihre Magie ist momentan so düster, dass wir uns alle um sie sorgen. Und ein wenig Angst haben – um sie und tatsächlich auch vor ihr.

»Wer weiß?« Flint lehnt sich zurück und steckt sich eine von Edens Pommes in den Mund. »Offenbar fährt Rowena eine harte Tour, seit wir sie aus diesem Drecksloch geholt haben.«

»Also keine Macy bei diesem Ausflug.« Es ist seltsam das laut auszusprechen. »Das heißt, wir müssen jetzt nur noch Remy und Izzy abholen …«

»Auch kein Remy und keine Izzy, leider«, wirft Jaxon ein. »Sie kommen nicht von der Calder Academy weg.«

»Kommen nicht weg wie in ›sie sind unter Schularbeit begraben‹?«, frage ich mit hochgezogenen Augenbrauen. »Oder kommen nicht weg wie in ›sie sind Gefangene‹?«

Jetzt zieht Hudson eine Augenbraue hoch. »Sicher ist es Ersteres. Kannst du dir einen Schulleiter vorstellen, der stark genug ist, um meine Halbschwester gegen ihren Willen festzuhalten? Oder Remy?«

Das ist ein gutes Argument – eins, das mein rasendes Herz endlich beruhigt. Gut, das und der Daumen, mit dem Hudson beruhigend über den Tisch hinweg über meine Knöchel reibt.

»Also sind es dann nur wir?«, stelle ich klar und blicke alle nacheinander an. »Nur wir sechs?«

Jaxon beugt sich vor und verschränkt die Arme auf dem Tisch. »Ich versichere dir, ich bin mehr als fähig, ein kleines Gegenmittel aus dem Schattenreich zu bergen.«

»Das sagst du, weil du der Schattenkönigin nie begegnet bist.«

»Und du schon?«, gibt er zurück.

Jaxon weiß natürlich nicht, dass Hudson und ich da waren. Hudson hat nie auch nur ein Wort darüber verloren, was in der Zeit geschah, in der wir zusammen eingesperrt waren, und ich habe mich gerade erst wieder daran erinnert. Ich rechne damit, dass Hudson jetzt alle auf den neusten Stand bringt, aber das tut er nicht. Stattdessen sieht er mich fragend an.

»Hudson und ich haben gegen sie gekämpft«, antworte ich. »Ich denke, das sollte zählen.«

Hudson verwebt jetzt unsere Finger miteinander, seine Berührung zeigt mir, dass er hinter mir steht, während ich alle anderen über meine fehlenden Erinnerungen in Kenntnis setze. Soweit ich das möchte, während Jaxon hier ist.

»Also …«, setzt Jaxon schließlich an. »Du warst in Wirklichkeit weitaus länger als diese vier Monate mit Hudson in diesem Schattenreich gefangen?«

»Das war ich«, erwidere ich und Unruhe kribbelt in meinem Magen wie Ameisen. Denn in dieser einfachen Aussage steckt viel und als Jaxons dunkler Blick meinem begegnet, sehe ich, dass auch er das weiß.

Noch bevor Heathers Teetasse unvermittelt zwischen uns auf dem Tisch losklirrt.

»Ähm, was war das?«, keucht Heather und sieht sich ein wenig aufgeregt um, als erwarte sie, dass »The Big One« uns jeden Augenblick trifft.

»Nur ein leichtes Erdbeben«, sagt Hudson, aber er wirft seinem Bruder einen düsteren Blick zu.

»Wir sind immerhin in San Diego«, füge ich hinzu und will helfen Jaxon Deckung zu geben. Aber so wie Flint Jaxon plötzlich anstarrt, so als wolle er den Tisch umwerfen und ihn an sich ziehen, wird wohl nichts helfen, was ich sage.

»Wann hast du dich wieder erinnert?«, fragt Eden und ignoriert dabei komplett die plötzliche Anspannung. Oder vielleicht ist sie auch so mit Heather beschäftigt, dass sie nicht mitbekommt, was sonst noch läuft.

»Heute«, erwidere ich. »Und ich muss bei diesen Erinnerungen jede Menge für mich sortieren. Aber das muss ich für den Moment wohl hintanstellen. Wir müssen unseren Fokus auf Mekhi richten. Und ja, die Schattenkönigin ist Furcht einflößend wie Hölle, schlimmer noch als Cyrus. Schattenmagie ist die älteste Magie des Universums und sie kann allen möglichen kranken Scheiß damit anrichten. Sie hat uns fast und eine Menge anderer tatsächlich umgebracht. Trotzdem stimme ich zu, falls Mekhi gerade am Schattengift stirbt, ist sie unsere beste Chance auf ein Heilmittel.«

»Es gibt einen Unterschied zwischen dem Wissen, wie man etwas tut, und dem, was man bereit ist zu tun«, merkt Eden an.

Ich nicke. »Ich weiß. Und glaub mir, ich freue mich wirklich nicht darauf, mich ihr je wieder zu stellen.«

Flint schüttelt den Kopf, sieht mehr als nur ein wenig panisch drein. »Ist sie wirklich schlimmer als Cyrus?«

»Tödlich, plus Käfer«, antwortet Hudson trocken und wir alle erschaudern, weil wir an die Proben denken. Alle außer Heather, die nicht mit uns in diesem höllischen Raum festsaß. »Die ›Schattenkäfer bedecken jeden Quadratzentimeter deiner Haut‹-Erfahrung verfolgt einen für immer, Heather.«

Flint fährt sich mit den Händen über die Arme, als suche er nach Käfern, ohne es zu bemerken. Verständlicherweise. Diese Käfer können selbst einen Drachen in die Knie zwingen.

Jaxon lehnt sich hinüber und flüstert Flint etwas ins Ohr. Etwas, das verdächtig klingt wie: »Ich lass keinen Schattenkäfer an dich ran.«

Ein rascher Blick zu Hudson zeigt mir, dass mein Gefährte bereit ist mit einem bissigen Kommentar einzuspringen, aber ein rascher – wenn auch sanfter – Tritt unter dem Tisch sorgt dafür, dass er die Klappe hält. Das hält ihn allerdings nicht davon ab, mir zuzuzwinkern.

Hudson fährt fort. »Und im Schattenreich hat sie ein Upgrade zur Verfügung von einfachen Käfern zu einer ganzen Menagerie an Schattenkreaturen, manche davon mit scharfen Zähnen und Klauen.«

Heather strafft die Schultern. »Na, ich bin bereit alles zu bekämpfen, was nötig ist, um euren Freund zu retten. Worauf warten wir noch?«

Bevor jemand antworten kann, kommt die Kellnerin mit unseren Bestellungen, hauptsächlich Kaffee – und natürlich einem heißen Kakao für Flint.

Sie geht wieder und Hudson reibt sich den Kiefer. »Tatsächlich bin ich gar nicht sicher, dass wir jemanden bekämpfen müssen, um Mekhi zu retten.« Er muss meine verwirrte Miene sehen, denn er fügt hinzu: »Sie wollte, dass der Bürgermeister die Zeitachse zurücksetzt bis an den Punkt, bevor sie verflucht wurde. Also hat sie gegen uns gekämpft, weil wir ihn aufhalten wollten, und damit auch letztendlich sie. Aber sie hat verloren und da sie jetzt keinen Fluchtweg mehr hat, können wir vielleicht mit ihr verhandeln.«

Ich blinzle. Das ist keine üble Idee, bis auf eins: »Sie ist aus einem Grund da gefangen, Hudson. Wir dürfen sie nicht befreien. Sie ist das pure Böse.«

»Ist sie das?« Hudson hebt eine Augenbraue.

»Ähm, Käfer. Vergessen?«, sagt Flint und erschaudert erneut.

»Versteh mich nicht falsch – ich will nicht sagen, dass sie perfekt ist«, stellt Hudson klar. »Aber ich denke, es besteht die echte Chance, dass sie nicht so böse ist, wie wir glauben.«

»Warst du nicht bei den Proben, Mann?«, blafft Eden. »Sie hat versucht uns zu töten.«

»Wir wissen nicht mit Sicherheit, dass sie uns dort angegriffen hat. Andere Leute können auch Schattenmagie wirken, soweit wir wissen.«

Eden schnieft. »Na, sie ist die Einzige, von der wir wirklich wissen, dass sie diese Macht besitzt. Also nehme ich an, dass sie es war, bis wir etwas anderes wissen.«

»Vielleicht ist das fair, aber wir wissen auch, dass sie Grace und mich im Schattenreich nur angegriffen hat, um ihre Leute zu retten. Sie hätte zu jeder Zeit angreifen können, während wir in Adarie waren, aber sie hat erst bis auf den Beinahetod gekämpft, als wir den Bürgermeister davon abhalten wollten, die Zeitachse zurückzusetzen und ihre Leute zu befreien, auch wenn er gar nicht wusste, dass er das tun würde, indem er seine Tochter rettet.« Er schweigt, hält meinem Blick ruhig stand. »Habe ich nicht Schlimmeres für weniger getan? Bin ich böse, Grace?«

Mein Herz zieht sich zusammen, als ich daran denke, wie sehr ihn diese Frage gequält hat, als wir im Aethereum in der Kammer waren. »Nein, du könntest niemals böse sein, Hudson.«

»Dann ist sie das vielleicht auch nicht«, erwidert Hudson und seine Worte hängen in der Stille wie ein Messer, während jeder von uns an Dinge denkt, die wir getan haben, um jene zu retten, die wir lieben.

Schließlich fragt Heather: »Wie sieht der Plan aus?«

»Ich schlage vor, wir tauschen das Heilmittel gegen die Hilfe bei der Befreiung des Schattenreichs.« Hudson zuckt mit den Schultern.

»Na, das ist offensichtlich dein Plan«, sagt Jaxon gedehnt. »Ziehen wir einfach los und zerstören ein Reich.«

»Ich sagte nicht ›zerstören‹, ich sagte ›bei der Befreiung helfen‹«, stellt Hudson klar und verdreht die Augen, als würde das alles erklären.

»Ich denke, alle hier am Tisch sind absolut wunderbar«, fange ich an und Flint plustert sich auf, da ihm sichtlich gefällt, wohin das hier führt. »Aber ich bin nicht sicher, wie wir einfach« – ich mache Anführungszeichen in der Luft – »›ein Reich befreien‹ können, das vor tausend Jahren von einem Gott verflucht wurde.«

»Du betrachtest das Problem aus zu großer Entfernung, Grace. Denk kleinteiliger.« Als ich darauf nur blinzeln kann, schüttelt Hudson den Kopf und fügt hinzu: »Das Schattenreich ist ein Gefängnis. Und was haben Gefängnisse?«

»Mauern. Sie haben dicke, fette Mauern«, antworte ich und versuche jetzt nicht mal mehr, meine Verwirrung zu verbergen.

Flint schnipst mit den Fingern. »Oh, und Wachen. Und normalerweise auch noch jede Menge Waffen.«

»Und echt mieses Essen.« Eden stürzt sich kopfüber in den Spaß, bevor Hudson sie unterbricht.

»Jaxon, kannst du mal helfen?«, fleht er.

»Schlösser«, antwortet Jaxon und die Blicke der beiden Brüder begegnen sich. »Gefängnisse haben Schlösser.«

Zwischen ihnen hängt ein ganzes gemeinsames Erlebnis, das ich nur ungern unterbreche, aber … »Ernsthaft, ich habe immer noch keine Ahnung, wohin das hier führt«, gebe ich zu.

»Schlösser kann man aufschließen, Grace«, sagt Hudson.

Meine Augen weiten sich. »Oder aufbrechen«, füge ich hinzu und jetzt grinst Hudson.

»Oder aufbrechen«, wiederholt er.

»Wir müssen kein ganzes Reich befreien«, sage ich, voller Staunen, wie leicht Hudson das Problem aussehen lässt. Gott, ich liebe es, wie das Hirn bei diesem Typen funktioniert. »Wir müssen nur ein Schloss aufbrechen und eine Tür öffnen.«

Jetzt grinsen wir beide uns an und meine Augen senden zu einhundert Prozent die Botschaft, dass ich ihm das Hirn später rausbewundern werde, wenn ich die sanfte Röte seiner Wangen richtig deute.

»Sosehr ich es liebe Kram kaputt zu machen aber gibt es einen Hinweis, wo ein Generalschlüssel sein könnte, Bruder?«, fragt Jaxon und alle halten die Luft an, hoffen wider aller Hoffnung, dass Hudson zufällig einen bei sich hat.

»Keinen Schimmer«, erwidert Hudson und fünf Schulterpaare sacken gemeinschaftlich herab. Er beugt sich wieder vor und nimmt meine Hand über den Tisch hinweg, reibt mit dem Daumen über meinen Schwurring. »Aber ich kenne jemanden, der das weiß.«

4

Kein Schloss und kein Schlüssel

»Na, dann mach es unbedingt dramatischer und erzähl es uns schön langsam.« Eden verdreht die Augen und wir alle kichern wegen Hudsons unbeabsichtigter Theatralik. Heather trinkt gerade einen Schluck, als sie schnaublachen muss – und erstickt beinahe an ihrem Kaffee, bis Eden ihr in kleinen Kreisen über den Rücken reibt, um ihre Lunge zu beruhigen.

»Entschuldigt.« Hudson nickt Eden kurz zu. »Ich vergesse immer, dass ihr nicht wisst, was Grace und ich über das Schattenreich erfahren haben. Lasst mich das mal beschleunigen. Das Schattenreich wurde als Gefängnis erbaut, nachdem die Schattenkönigin einen Gott gegen sich aufgebracht hat. Und, wie Flint schon sagte, dieses Gefängnis ist wie die meisten anderen auch: Es hat sehr krasse Gefängniswärter – passenderweise Wächter genannt. Aus diesem Grund ist es nur logisch, dass der Gott, der diese Wächter erschaffen hat, wahrscheinlich auch einen Schlüssel zu dem Gefängnis besitzt, damit seine Wärter kommen und gehen können.«

»Jikan«, platze ich heraus, dann wende ich mich an die anderen und erkläre aufgeregt: »Man sagte uns, die Wächter – übelst gruselige Zeitdrachen – wären vom Gott der Zeit geschaffen worden. Wir wussten nur nicht, wer das war, während wir dort festsaßen. Aber jetzt wissen wir es. Jikan hat sie erschaffen!«

Hudson fügt hinzu: »Jikan hat vielleicht sogar das Gefängnis selbst erschaffen, Grace. So oder so, ich wette, er hat einen Schlüssel … Und vielleicht ist er mit etwas Glück bereit uns den Schlüssel auszuhändigen, damit wir um das Heilmittel für Mekhi verhandeln können.«

Jaxon rutscht auf seinem Platz herum und grummelt: »Jikan würde uns nicht mal den Schlüssel fürs Klo geben, selbst wenn wir kurz davor wären, uns in die Hose zu machen.«

Wir alle lachen auf, weil, na ja, er hat wahrscheinlich recht, aber bevor mein Magen sich zu einer Brezel verknoten kann, hält Hudson meinen Blick fest und seine Augenwinkel verziehen sich auf die Weise, die meine Nervosität immer beruhigt und dafür sorgt, dass ich innerlich ein wenig zerfließe. Dann sagt er: »Ich rechne nicht damit, dass er uns den Schlüssel gibt, wenn wir darum bitten. Aber es gibt vermutlich nichts, was Jikan nicht für Bloodletter tun würde oder, wie ich hoffe, für die Enkelin von Bloodletter.«

Das ist wahr. Ich bekomme den Hintern versohlt, sobald ich eine kleine Person erstarren lasse, aber Jikan hat meiner Großmutter erlaubt, ihre gesamte Armee tausend Jahre lang erstarren zu lassen.

»Denkst du echt, er wird helfen?«, frage ich und vor Aufregung bebt meine Stimme.

»Gibt nur eine Möglichkeit, das rauszufinden«, erwidert Hudson, dann reibt er sich die Brust. »Außerdem denke ich, dass tausend Jahre Gefangenschaft für jeden lang genug sind, du nicht?«

Stille legt sich über den Tisch und sogar Flint hält mitten im Umrühren seines Kakaos inne, weil wir alle an Izzy, Hudsons und Jaxons Halbschwester, denken. Ihr Vater hielt sie genauso lange gefangen und Hudson hat recht – niemand verdient eine solche Strafe, nicht einmal die Schattenkönigin.

Ich drücke Hudsons Hand und sage leise: »Ja.«

Da kommt die Kellnerin wieder an unseren Tisch. Sie füllt unsere Kaffeetassen ein letztes Mal auf, fragt, ob wir noch etwas brauchen. Hudson reicht ihr seine Kreditkarte mit einem Lächeln und einem Kompliment zu dem leuchtenden Schal, den sie um den Hals trägt. Die Frau, keinen Tag unter sechzig, errötet wie ein Schulmädchen, bevor sie davongeht. Am besten ist, dass er jedes Wort so meint.

»Also, legen wir los«, sagt Heather und sammelt ihr Telefon ein, schiebt es in ihre Umhängetasche.

Ich will auch aufstehen, aber da meldet Artelya sich telepathisch bei mir. Wir haben ein Problem, Grace.

Was für eins?, frage ich und mein Magen zieht sich zusammen. Meine Großeltern …?

Sind in Ordnung, antwortet sie auf ihre brüske Art. Aber ich würde dir das Problem lieber zeigen, als es so zu erklären. Wann kannst du kommen?

Ich bin auf dem Weg, antworte ich und mein Herz beginnt zu rasen.

Dann fällt mir ein, dass es auf der anderen Seite des Teichs Donnerstagabend ist. Und dass ich zwei Fliegen mit einem raschen Trip über den Atlantik schlagen kann, wenn wir zum Gargoylehof gehen …

5

Ach, lieb mich doch nicht

»Irland!« Heather keucht auf, als sie aus dem Portal zwischen San Diego und dem County Cork tritt. Es schließt sich hinter uns in einem Wirbel aus lila Magie, die glitzert und knistert wie ein Stromkabel, als wolle die Hexe, die es erschaffen hat, uns zeigen, dass sie uns genauso leicht einäschern wie auf die andere Seite der Welt bringen kann. »Wir sind in Irland!« Sie dreht sich um sich selbst, ihre Zöpfe wehen hinter ihr her, dann joggt sie zum Rand der mondbeschienenen Klippen. »Und wir waren in ein paar Minuten hier, als wäre das keine große Sache.«

»Es ist eine große Sache«, mosert Flint, der hinter mich tritt. »Ich will immer noch wissen, wieso du ein Portal hast und wir nicht.«

»Weil ihr Drachen seid? Ihr habt Flügel und fliegt überallhin«, erwidere ich.

»Okay, Gargoyle. Und was sind das für Dinger, die du normalerweise auf deinem Rücken hast?«

Ich verdrehe die Augen. »Ja, ich habe Flügel. Aber Hudson nicht und er reist normalerweise mit mir. Ganz zu schweigen davon, dass er auch Zugang zum Vampirhof braucht.«

»Scheint so.« Flint zuckt mit den Schultern. »Ich habe trotzdem das Gefühl, dass die Hexenkönigin jemanden bevorzugt, wenn nur die Gargoyles ein Portal bekommen.«

»Imogen bevorzugt definitiv niemanden. Eigentlich bin ich sogar ziemlich sicher, dass sie mich hasst.« Ich gehe los und in der steifen Brise, die vom Wasser heranweht, beginne ich zu zittern.

Flint schließt sich mir an. »Das sagst du zwar, aber das Portal zeigt etwas anderes«, neckt er mich.

»Das Portal ist das Resultat stundenlanger geschickter Verhandlungen. Solltest du mal versuchen.«

Hudson macht ein ungläubiges Geräusch tief in der Kehle. »Geschickter Verhandlungen? So nennst du das?«

»Hey. Nur weil das, was sie wollte, absurd war, heißt das nicht, dass ich nicht verhandelt habe«, antworte ich.

»Ach ja?« Jetzt sieht Flint fasziniert drein. »Was wollte sie?«

»Die Verantwortung für die kommende Amtseinsetzungszeremonie. Ich bekam das Portal im Tausch dafür, dass sie alles planen darf.«

»Alles?«, fragt er mit hochgezogenen Brauen.

»Alles«, antworte ich. »Aber was schert es mich, welche Blumen sie will, um meinen Aufstieg an die Spitze des Rats zu zelebrieren? Oder welche Farbe mein Kleid haben soll? Da war ich nur allzu bereit ihr die Zügel zu überlassen.«

»Darum hast du ernsthaft verhandelt, um ein Portal zu bekommen?« Flint wirkt erstaunt. »Blumen und ein Kleid?«

»Musik auch, denke ich. Und Essen. Aber da ich nie bei einer von diesen Zeremonien war, scheint mir, dass ich definitiv den besseren Deal gemacht habe.« Ich zucke mit den Schultern.

»Äh, ja. Definitiv«, stimmt er zu und dann rennt er los, um Eden und Heather einzuholen, die mehrere Meter vor uns gehen.

Dabei fällt mir auf, dass er mittlerweile kaum noch hinkt. Ich habe es gehasst zu sehen, wie er darunter litt und sich akklimatisieren musste, nachdem er sein Bein auf dieser verdammten Insel verlor, aber offensichtlich heilt es gut und er gewöhnt sich an seine Prothese.

»Bist du sicher, dass du bereit bist hierfür?«, fragt Jaxon, der neben Hudson und mir läuft, während wir uns von den Sternen über den steinigen Pfad leiten lassen, der sich entlang der Klippen über der Keltischen See windet.

Er meint für ein Treffen mit Jikan, was ich verstehen kann. Es macht nie Spaß, mit dem Gott der Zeit zu tun zu haben. Aber in diesem Fall scheint Jikan wirklich unsere beste Chance, um Mekhi zu retten.

»Absolut«, erwidere ich.

Jaxon wirkt nicht überzeugt. »Und du bist sicher, dass er hier ist?«

»Es ist Donnerstag«, antworte ich.

»Soll mir das irgendwas sagen?« Jaxon runzelt die Stirn.

»Donnerstags ist Jikan immer hier. Das ist sein Ding.«

Jaxon hebt eine Braue. »Das ist ein schräges Ding, oder?«

»Du wirst schon sehen«, erwidere ich und hoffe damit seine Fragen zum Gott der Zeit abzuwürgen. Nicht weil ich keine Antworten habe, sondern weil ich zum ersten Mal mit Jaxon und Hudson allein bin, seit ich meine Erinnerungen an die Jahre im Schattenreich zurückgewonnen habe.

Ich habe Besseres mit ihnen zu besprechen als Jikan. Besonders da die nächsten paar Tage hart werden und wir keine Ahnung haben, wie sie laufen werden. Es könnte meine letzte Gelegenheit sein zu sagen, was ich den beiden zu sagen habe.

Wir können versuchen uns durchzumogeln, so tun, als wäre es keine große Sache. Aber zurück ins Schattenreich zu gehen ist wirklich gefährlich wie sonst was und keiner von uns weiß, ob die Schattenkönigin auch nur bereit sein wird uns anzuhören. Es ist genauso wahrscheinlich, dass sie uns alle umbringen will, mit oder ohne Schlüssel. Letztes Mal kamen Hudson und ich kaum mit dem Leben davon – und ich ohne meine Erinnerungen.

Für den Fall, dass das wieder passiert, oder Schlimmeres, muss ich ihnen zuerst etwas gesagt haben.

Ich habe beide geliebt und während Hudson mein Gefährte ist – die Person, die vom Universum nur für mich erschaffen wurde –, wird Jaxon immer etwas Besonderes für mich sein. Und ganz gleich, was mit ihm und Flint ist, ich weiß, dass auch ich immer etwas Besonderes für ihn sein werde.

Wir fühlen vielleicht nicht mehr so füreinander wie früher, aber das macht das, was ich sagen will, nur umso wichtiger – für uns alle.

Mit diesem Gedanken nehme ich Hudsons Hand und hebe sie an meine Lippen. Dann nehme ich Jaxons und drücke sie fest.

Er erwidert den Druck mit fragender Miene. »Alles okay, Grace?«

»Es tut mir leid«, platze ich heraus. Das hier wird nicht die eloquenteste Entschuldigung, aber sie kommt von Herzen. »Das gilt für euch beide.«

»Es tut dir leid?« Jaxon wirkt verwirrt. »Was?«

Hudson sagt nichts. Er legt nur stützend einen Arm um meine Taille und wartet.

»Mir tut alles leid, was passiert ist, seit ich aus dem Schattenreich zurück bin.« Ich sehe von meinem Gefährten zu meinem früheren Gefährten und wieder zurück. »Ich habe euch beiden so wehgetan und das habt ihr nicht verdient. Ihr habt nichts davon verdient.«

»Du trägst keine Verantwortung für das, was passiert ist«, sagt Hudson. »Du hast dein Gedächtnis verloren.«

Ja, aber warum habe ich mein Gedächtnis verloren? Vielleicht lag es an der Zeitmagie, mit der mich der Drache erwischt hat, wie Hudson vermutete. Vielleicht lag es aber auch daran, dass ich mich nicht erinnern wollte. Vielleicht wollte ich Jaxon nicht wehtun müssen.

Allein der Gedanke lässt mich erschaudern, meinen Magen rumoren und mein Herz viel zu schnell schlagen. Denn ich wollte keinem der beiden wehtun und am Ende habe ich sie beide auf herzzerreißende Weise verletzt. Jetzt, da ich mich wieder an meine gesamte Zeit in Adarie erinnere, an alles, was seither geschehen ist, fühlt es sich so viel schlimmer an, obwohl es schon schrecklich war.

»Ich weiß nicht, ob das wichtig ist«, sage ich. Jaxon stößt ein protestierendes Geräusch aus und ich sehe ihn an. »Aber ich glaube, es ist wichtig, dass du etwas darüber erfährst, was mit Hudson passiert ist – nicht nur für unsere Beziehung, sondern auch für deine Beziehung zu Flint.«

Jetzt ist Hudson an der Reihe zu protestieren, aber ich ignoriere ihn. Er hat so viel Lebenszeit damit zugebracht, den Bösen zu spielen, dass er nicht begreift, dass es manchmal besser ist zu zeigen, dass er der Gute ist.

»Während wir in meinem Kopf gefangen waren, konnten Hudson und ich die Gefährtenbindung zwischen dir und mir sehen.«

Jaxon zuckt zurück, sein Körper spannt sich an, als hätte ich ihn geschlagen. In der Dunkelheit kann ich sein Gesicht nicht allzu gut erkennen, aber ich muss es nicht sehen, um zu wissen, dass ich ihm gerade aufs Neue wehgetan habe. Also presche ich voran, entschlossen das auszusprechen, was gesagt werden muss. Entschlossen es auszusprechen, damit er begreift.

»Ich meine, wir sahen auch, wann sie verschwand. Lange passierte nichts und als sie dann weg war, waren wir beide uns sicher, dass du tot wärest. Ich konnte dich nicht mehr spüren – überhaupt nicht – und Gefährtenbindungen sind für immer. Das weiß jeder. Als unsere also verschwand, waren Hudson und ich am Boden zerstört. Wir hatten beide das Gefühl, dich verloren zu haben, wenn auch auf sehr unterschiedliche Weise. Und es dauerte lange, auch nachdem die Bindung weg war, bis einer von uns den anderen auch nur angesehen hat.«

»Das ist egal …«, setzt Jaxon an, aber ich umschließe sein Gesicht mit den Händen und bringe ihn so effektiv zum Schweigen.

»Das ist wichtig«, sage ich entschieden. »Weil du wissen musst, dass dein Bruder und ich dich so sehr lieben. Keiner von uns würde dir je absichtlich so wehtun, wie wir es getan haben. Wir haben um dich getrauert, Jaxon. Und wir haben dich so vermisst. Die Liebe, die wir füreinander empfinden …« Ich verstumme, schüttle den Kopf und Tränen hängen an meinen Wimpern. »Sie wuchs erst, nachdem wir endlich damit zurechtkamen, dass wir dich verloren hatten.«

Ich atme tief ein, dann stoße ich die Luft langsam wieder aus, trete einen Schritt zurück und lege einen Arm um Hudson, halte ihn so fest, wie er mich immer hält. »Ich liebe Hudson mit jedem Atemzug, den ich in mir habe«, sage ich zu beiden. »Und ich weiß, dass es ihm mit mir genauso geht. Aber falls einer von uns irgendeine Ahnung gehabt hätte, dass du noch am Leben bist, wären wir niemals zusammengekommen.«

Weil die Worte sich falsch anfühlen, noch während ich sie ausspreche – Hudson ist mein Gefährte und ich werde immer dankbar sein, dass wir einander gefunden haben –, füge ich hinzu: »Zumindest nicht, bis wir alle ausreichend Zeit hatten herauszufinden, dass die Gefährtenbindung nicht echt war, und wir die Gelegenheit hatten, mit diesem Wissen umzugehen. Vielleicht scheint es albern, dass ich mich jetzt dafür entschuldige, vielleicht ist es dir nicht wichtig, aber du musst wissen, dass dein Bruder dich nicht betrogen hat. Und ich auch nicht.«

Mehrere lange, quälende Sekunden schweigen sie und ich frage mich unwillkürlich, ob ich alles irgendwie nur schlimmer gemacht habe. Aber dann packt Jaxon mich mit einer Hand und Hudson mit der anderen und zieht uns beide in eine Gruppenumarmung, die sich anfühlt, als hätte sie schon lange angestanden.

»Ich habe dir nichts vorgeworfen«, flüstert er und seine Stimme bricht bei jedem Wort. »Ich habe euch beiden nichts vorgeworfen.«

»Ich weiß«, antworte ich. »Aber ich weiß auch, dass es mir wehtun würde zu denken, dass du mich betrogen hättest, während wir noch zusammen waren. Das möchte ich nicht für dich, jetzt, da ich sicher bin, dass es nie so war.«

»Es tut mir leid«, setzt Hudson an. »Ich wollte nicht …«

»Ist okay«, unterbricht Jaxon ihn, räuspert sich ein paarmal und löst sich wieder von uns. »Alles, was passiert ist. Es ist alles okay. Wir sind okay.«

Jetzt bin ich dran mit dem Nicken, während ich mich noch ein paar Sekunden länger an Hudson festhalte. Während er sich genauso an mir festhält.

Und als ich endlich aus seiner warmen Umarmung trete, begreife ich, dass wir es geschafft haben. Nicht nur emotional an der hässlichen, schmerzhaften Hürde unserer Vergangenheit vorbei, sondern auch körperlich bis vor die gewaltigen Eisentore des Gargoylehofs.

Meines Hofs.

6

Irisch sei mir Befehl

»Es ist wunderschön«, haucht Heather, als wir vor den Toren anhalten und die jahrtausendealte Burg vor uns betrachten, die in der Dunkelheit leuchtet. »Wo genau sind wir in Irland?«

»Zu Hause«, antworte ich, weil der Gargoylehof mittlerweile genau das ist. Meine Leute und mein Zuhause.

»Das ist der Gargoylehof?«, fragt sie und sieht mit vor Staunen strahlendem Gesicht von einem Ende des Frieds zum anderen. »Warum solltest du den Hof nach San Diego verlegen wollen, wenn du hier sein kannst?«

»Weil San Diego auch mein Zuhause ist«, sage ich und achte darauf, dass mein Blick ihren festhält.

Und als sie begreift – dass San Diego mein Zuhause ist, auch zum Teil, weil sie dort ist –, werden ihre großen braunen Augen noch größer. Und dann grinst sie. »Tja, wenn das heißt auf diesen krassen Klippen in einer noch krasseren Burg zu leben, dann können zu Hause – und ich – definitiv einen irischen Akzent annehmen.«

Darüber lachen wir alle und ich räume ein: »Na, nur der herrschende Teil des Hofs geht nach San Diego, also komme ich immer noch häufig her und du kannst mich begleiten. Der Hauptteil der Armee bleibt in Irland. Das ist ihr Zuhause.«

Ich trete zum Tastenfeld und gebe die Kombination ein, dann drücke ich das schwere Eisentor auf. Obwohl es erst ein paar Wochen her ist, pulsiert die Aufregung in mir beim Gedanken daran, meine Leute wiederzusehen. Hudson und ich versuchen so oft wie möglich herzukommen, aber da die Uni immer mehr Zeit in Anspruch nimmt und ständig neue Aufgaben eintrudeln, reisen wir nicht mehr so oft.

Das ist noch ein Grund, aus dem ich den Hof nach San Diego verlegen möchte. Bei all den Abschlüssen, die Hudson machen will, werden wir ziemlich sicher noch Jahre dort sein. Nicht all diese Abschlüsse wird er an der UCSD machen, aber doch wahrscheinlich an Unis die Küste rauf und runter. Zwischen Irland und Kalifornien hin- und herzupendeln ist nicht praktikabel, trotz Imogens Portal.

»Hey, ich habe nicht daran gedacht, als wir durch das Portal gegangen sind«, sagt Heather nervös, »aber das hier sieht ziemlich offiziell aus und ich habe keinen Reisepass dabei.«

Zuerst habe ich keine Ahnung, worauf sie hinauswill, aber als ich begreife, fange ich an zu lachen – genau wie die anderen auch.

»Du weißt schon, dass Grace hier das Sagen hat?«, fragt Eden und fährt sich mit einer Hand durch die Ponyfransen. »Sie kann mitbringen, wen immer sie will, wann immer sie will.«

»Ganz zu schweigen davon, dass Paranormale sich nicht wirklich viel um Menschengesetze scheren«, fügt Flint mit einem Heben des Kinns hinzu.

Heather scheint nicht beeindruckt von Flints Anmaßung. »Also macht ihr einfach, was ihr wollt?«, fragt sie und schüttelt den Kopf.

»Ja«, antwortet Jaxon gelangweilt. Weil, na klar. Jaxon ist nichts anderes als lapidar, wenn es darum geht, wer er ist und was er kann.

Wenn möglich, sieht Heather bei Jaxons Antwort noch weniger beeindruckt drein. Das zeigt sie ihm jedoch nicht. Stattdessen dreht sie sich so, dass er sie nicht sehen kann, blickt mich an und verdreht die Augen.

Ich werfe ihr einen »Verstehe ich«-Blick zu, denn sie klingen gerade beide, als wären ihnen ihre Hosen zu klein. Doch als ich mich umdrehen und Hudson das erzählen will, scheint er es nicht einmal bemerkt zu haben.

Er ist zu sehr damit beschäftigt, mit ernstem Blick und augenfälligem Stirnrunzeln auf seinem Telefon zu scrollen.

»Alles gut?«, frage ich und lege ihm eine Hand auf den Arm.

Der vertraute elektrische Schlag durchzuckt mich, als unsere Körper sich berühren. Es reicht auch, um ihn abzulenken, und er sieht auf von was immer ihn so aufregt und schenkt mir dieses kleine halbe Lächeln, das mein Herz immer noch viel zu schnell schlagen lässt.

»Absolut fang-tastisch«, witzelt er, aber mir fällt auf, dass das Lächeln, das ich so liebe, diesmal nicht ganz seine Augen erreicht.

Ich will noch weiter fragen, aber da die anderen hier um uns herumstehen, ist es kein guter Zeitpunkt. Hudson ist mir gegenüber vielleicht offener als bei jemand anderem, aber vor anderen ist er distanziert – selbst wenn diese anderen seine engsten Freunde sind.

Als wolle er meine Gedanken bestätigen, schiebt Hudson sein Telefon zurück in die Tasche. »Sollen wir reingehen und Jikan zeigen, wer der Boss ist? Und mit Boss meine ich natürlich dich«, scherzt er.

Ich lächle, genau wie er es beabsichtigt hat.

»Eigentlich muss ich zuerst zu Artelya. Aber wenn ihr schon zum Trainingsfeld runtergehen wollt, er ist vermutlich schon da«, schlage ich vor.

»Glaub mir, das hat keine Eile«, sagt Jaxon gedehnt. »Wir warten auf dich.«

»Also hängt der Gott der Zeit am Gargoylehof herum?«, fragt Heather und klingt völlig verblüfft. Ich bin nicht sicher, ob es daran liegt, dass sie bis vor ein paar Stunden nicht wusste, dass der Gott der Zeit existiert, oder weil sie wirklich keine Ahnung hat, wieso er in Irland herumhängen sollte.

Allerdings muss man ihr zugutehalten, dass sie die Neuigkeit, dass Götter in unserer Welt einfach so herumspazieren, mit bewundernswerter Ruhe aufgefasst hat im Diner, nur ein paar Fragen stellte, bevor sie sich auf den Umstand konzentrierte, dass Hexen Portale nach überallhin erschaffen können, wo sie bereits gewesen sind.

Andererseits macht genau das Heather aus.

Seit unserer Kindheit war sie diejenige, die sich kurz Zeit nimmt, etwas zu durchdenken und einen Plan zu fassen, bevor sie sich mit einer Wagenladung voll Selbstvertrauen und noch mehr Elan in eine Situation begibt. Bedenkt man meine Neigung, mich ohne einen weiteren Gedanken in alles hineinzustürzen, dann hat Heathers Planung uns schon mehr als einmal gerettet.

Ich muss unwillkürlich lächeln, als ich daran denke, wie meine Mom uns einen Vortrag hielt, wann immer Heather und ich uns in alberne Schwierigkeit brachten. Sie ist nie ausgeflippt, aber sie hat definitiv viel Zeit damit verbracht, uns beiden etwas mehr Zurückhaltung einzubläuen. Es hat nie funktioniert, sehr zu ihrem Leidwesen. Trotzdem war meine Mom immer da, um uns rauszuhauen … bis sie es nicht mehr war.

Eine Welle der Trauer überkommt mich, als ich an sie denke und die Art, wie sie uns in der einen Minute rügte und in der nächsten einen Keks gab. Ich kann nicht glauben, dass es schon mehr als ein Jahr her ist, dass meine Eltern starben – und mehr als ein Jahr, seit ich diese Reise antrat, die mich hierherbrachte, zu Hudsons und meinem Hof.

Ich habe gelernt nicht gegen die Trauer anzukämpfen, wenn sie mich überkommt, also hole ich tief Luft und lasse sie über mich hinwegschwemmen. Dann lasse ich zu, dass beim Ausatmen so viel Trauer wie möglich meinen Körper verlässt. Es besänftigt den Schmerz nie ganz, aber es hilft.

»Das tut er an Donnerstagabenden«, antworte ich Heather, nachdem ich noch einmal langsam ein- und ausgeatmet habe. »Aber wenn ihr wirklich nicht ohne mich runtergehen wollt, könnt ihr euch auch was zu trinken besorgen, während ich meine Generalin aufsuche.«