Alles für ein bisschen Ruhm - Alfred Hayes - E-Book

Alles für ein bisschen Ruhm E-Book

Alfred Hayes

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Beschreibung

Auf einer Party am Strand in Hollywood rettet ein Mann eine junge Frau vor dem Ertrinken. Er arbeitet für die Studios, ist erfolgreich, hat eine Ehefrau in New York, aber zufrieden ist er nicht. Die junge hübsche Frau träumt von einer Karriere als Schauspielerin, aber jedes Mal scheitert sie schon beim Vorsprechen. Irgendwann sagt er „Ich liebe dich“ zu ihr, es gehört zum Drehbuch dieser Art von Umklammerung, in der sie miteinander verstrickt sind. Wie im Film muss auch diese Liebesgeschichte unglücklich enden, ihr Zusammensein war vergebens. – Alfred Hayes hält der hysterischen, verlogenen Filmwelt ihre mitleidlose Realität entgegen – mit Figuren die den Abspann hinauszuzögern versuchen.

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Seitenzahl: 157

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Über das Buch

Auf einer Party am Strand in Hollywood rettet ein Mann eine junge Frau vor dem Ertrinken. Dadurch ändert sich auch sein Leben, und eine Weile lang hoffen sie beide, ihr Schicksal beeinflussen zu können. Er arbeitet für die Studios, ist erfolgreich, hat eine Ehefrau in New York, aber zufrieden ist er nicht. Die junge hübsche Frau träumt von einer Karriere als Filmstar, ihre Familie in der Provinz glaubt an sie, aber jedes Mal scheitert sie schon beim Vorsprechen. Irgendwann sagt er «Ich liebe dich» zu ihr, es gehört zum Drehbuch dieser Art von Umklammerung, in der sie miteinander verstrickt sind. Es kann nicht anders als unhappy enden, ihre Rettung und ihr Zusammensein waren umsonst.

N&K

Nagel & Kimche E-Book

Alfred Hayes

Alles für ein bisschen Ruhm

Roman

Aus dem Englischen von Matthias Fienbork

Carl Hanser Verlag

Titel der Originalausgabe: My Face for the World to See

© 1958, Alfred Hayes. All rights reserved

ISBN 978-3-312-01007-3

© 2016 Nagel & Kimche

Umschlag: Hauptmann & Kompanie, Zürich

© Jack Vettriano

im Carl Hanser Verlag München

Satz im Verlag

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1

DIE PARTY DAUERTE schon zu lange. Ermüdet von den allzu lebhaften Stimmen und dem allzu reichlichen Alkohol und weil ich es mir angenehm vorstellte, allein zu sein, für eine Weile den lächelnden Gesichtern zu entfliehen, die einen ans Klavier hefteten, oder den Fragen, denen man nicht entkam, sosehr man sich auch wand, ging ich nach draußen, um einen Blick auf das Meer zu werfen.

Dort lag es, genau wie in der Reklame, eine dunkle, schwere See, und weit draußen die Lichter eines verspäteten Schiffs, das sich langsam nach Süden bewegte. Ich starrte auf das Wasser, wie über eine Grenze, während hinter mir in dem hell erleuchteten Raum mit der Bambusbar und den Bambusmöbeln die Stimmen dieser Leute, die keine richtigen Fremden waren und keine richtigen Freunde, immer neue Triumphe schilderten oder Witze erzählten. Es schien mir töricht zu bleiben, da ich müde war und die Party sich hinzog, und es schien mir töricht zu gehen, denn zu Hause war nur Leere.

Unter mir lag der Strand. Und nun kam eine junge Frau aus einem der Zimmer im Erdgeschoss, in Shorts und Ringelhemd und einer Segelmütze auf dem Kopf und mit einem Cocktailglas in der Hand. Sie bewegte sich vorsichtig und munter über den Sand, das Glas balancierend, die Kapitänsmütze auf dem dunklen Haar, ich konnte sie im Licht sehen, das aus dem Haus fiel. In den sehr knappen Shorts und in der Dunkelheit wirkten ihre Beine besonders weiß. Sie ging bis an den Meeressaum und trank genau dort einen großen Schluck aus ihrem Glas und legte den Kopf etwas zurück, um zu den Sternen zu schauen. Es war ein starkes Bild: das Meer, die Shorts, der Cocktail, und mir schien, dass sie sich der Komposition durchaus bewusst war. Aber das war ich schließlich auch, der ich auf der Veranda stand und eine bedachtsam meditative Zigarette rauchte. Mir war, als hätte ich sie schon einmal gesehen, jedenfalls die weißen Beine, das lange Haar, die kesse Mütze, vor dem Segel einer Schaluppe in Balboa an einem belebten Wochenende oder auf einem Barhocker um vier Uhr nachmittags im Ocean House, wenn man dort Mitglied war und eine Umkleidekabine hatte, was für sie aber bestimmt nicht zutraf. Sie war ins Ocean House eingeladen worden, wie sie auf die Schaluppe in Balboa eingeladen worden war, und gewiss nicht allein. Meist waren es drei, vier Mädchen, deren Beine ebenso lang waren und deren Haar ebenfalls locker auf die Schultern fiel. Ich konnte ihr Gesicht nicht sehen, aber das spielte keine Rolle. Ich war mir sicher, wer sie war, mehr oder weniger, und ich war mir sicher, dass sie dort, während das Wasser um ihre Füße spielte, ein fast religiöses Erlebnis mit dem Meer hatte. Und mit dem Glas in der Hand, das sie wie einen Kelch hielt, als wäre es eine private Abendmahlfeier, begann sie, in das Meer hineinzugehen. Ihre Beine schimmerten ein wenig im Dunkel. Sie blieb stehen, um wieder konzentriert aus dem Glas zu trinken, und dann machte die Strömung etwas mit dem Sand, auf dem sie stand, so dass sie hinfiel. Das erheiterte mich. Ihr kleines Hinterteil war nun klatschnass, und die Segelmütze war ihr vom Kopf geflogen. Sie stand auf, dem Pazifik zugewandt, und war jetzt nicht mehr ganz die faszinierende Silhouette, die sie eben noch dem gleichgültigen Himmel geboten hatte. Sie sah nun aus wie eine völlig derangierte Nymphe. Ich beugte mich vor, die Ellbogen auf dem Geländer der kleinen Veranda, und amüsierte mich über ihr Missgeschick. Ich hatte sie alle satt, ihre lässigen Jeans und Strandschuhe und T-Shirts, die Karomuster und rückenfreien Kleider und Sandalen, ihre Offenherzigkeit und ihre sonnenverbrannten Reize.

Die junge Frau zögerte nun, ohne Segelmütze, das Cocktailglas irgendwo im Wasser, und begann dann, zielstrebig immer weiter hinauszugehen, und watete nun nicht mehr, wie ich zuerst gedacht hatte. Ein mächtiger Brecher erfasste sie, und sie ging unter. Sie ging richtig unter. Ich rief etwas und sprang von der Veranda.

2

AM STRAND HUSTETE und würgte sie. Speichelfäden hingen ihr aus dem Mund, und an den Beinen klebten Algen. Immer wieder versuchte sie, etwas zu sagen. Inzwischen waren Leute aus dem Haus herbeigekommen. Ich konnte sie nur mit Mühe auf dem Sand festhalten, ich setzte mich auf sie und versuchte, das Wasser herauszupumpen. Ich kam mir ziemlich idiotisch vor, die Stellung war obszön, der verfluchte Sand war überall auf meiner Hose, und dann fingen die beiden Cockerspaniels an zu bellen, weil sie das Ganze für ein Spiel hielten. Schließlich übergab sie sich. Alles kam heraus, das Salzwasser und der Gin und alles, was sie gegessen hatte, grauenhaft. Sie war überhaupt nicht hübsch. Es war eine ärgerliche und schlimme Geschichte. Und natürlich mussten die Hunde angelaufen kommen und herumschnüffeln.

Aber zumindest konnte sie wieder atmen, besser gesagt keuchen.

Man wickelte sie in Decken, trug sie ins Haus, legte sie vor den Kamin und gab ihr heißen Kaffee zu trinken. Niemand schien sich groß Sorgen zu machen. Ich hatte den Eindruck, dass bei ihren Partys solche Höhepunkte mehr oder weniger erwartet wurden.

«Wer hat sie eigentlich mitgebracht?»

«Benson, richtig? Sie wird eine Woche lang nach Salz schmecken.»

«Jemand sollte den Strand absperren. Das Meer ist eine Gefahr für die Öffentlichkeit.»

«Schaut mal, wie sie zittert, die Ärmste.»

«Die Hunde sollen endlich still sein.»

Sie sah jetzt wie ein kleines Mädchen aus, dessen Gesicht alle Farbe verloren hatte. Sie zitterte am ganzen Leib, kniete vor dem Kamin, die Decke um die Schultern, als wartete sie darauf, zurechtgewiesen zu werden, bestraft zu werden. Ich hatte Mitleid mit ihr und war vage verärgert. Außerdem trug ich keine praktischen Shorts. Ich sagte zu Charlie: Mein Gott, da lädst du mich einmal ein, und dann das.

Er schüttelte den Kopf. «So jung, die Kleine. Hat wahrscheinlich zu viele Martinis intus.»

«Bestimmt.»

«Sie können einfach nicht mit Alkohol umgehen.»

«Das nächste Mal werde ich ein Beatmungsgerät mitbringen.»

Ich ging hinauf, um mir für die Heimfahrt eine von Charlies Hosen und ein Sweatshirt zu borgen.

3

ICH WOHNTE IN EINEM APARTMENT am Boulevard, das ich gemietet hatte. Es war nicht schlecht, vielleicht eine Spur zu mädchenhaft. Die junge Frau, die es mir überlassenhatte, war nach Europa gegangen, um eine gescheiterte Ehe zu vergessen, der sich eine offenbar erfolglose Trennung angeschlossen hatte. Das Apartment hatte sie zwischen zwei Ehemännern bezogen, es war so etwas wie ein kleines Liebesnest. Neben dem Wohnzimmer gab es eine kleine Bar mit zwei gepolsterten Barhockern, und an der Wand über der Bar hingen Stierkampfplakate, die sie aus Mexiko-Stadt mitgebracht hatte. Ich vermutete, dass die Ehe in Mexiko-Stadt unglücklich gewesen war und dass der Mann, den zu vergessen sie nach Europa gegangen war, Mexikaner war. Sie hatte angedeutet, dass er ihr nie richtig verziehen habe, eine Gringa zu sein, und dass es ihm in Mexiko peinlich gewesen sei, eine Amerikanerin als Ehefrau zu haben, obwohl sie sich bemüht hatte, seinenVorstellungen von einer mexikanischen Ehefrau zu entsprechen. Ihren Erzählungen zufolge muss es eine Liebesbeziehung gewesen sein, die in den Staaten ziemlich aufregend gewesen war und in Mexiko-Stadt eine komplette Katastrophe. Jedenfalls hatte sie das Apartment wohnlich und sehr verspielt eingerichtet, das Schlafzimmer ganz in Weiß, mit weißem Bettüberwurf und weißen Gardinen, und selbst der Wecker war weiß, die Bar mit den Stierkampfplakaten und mit kleinen Chiantiflaschen im Baströckchen, die von der Decke hingen, und eine Couch mit vielen Kissen, auf die sie sich offenbar legte, wenn ihr die Barhocker zu unbequem geworden waren und sie Ehe und Scheidung vergessen wollte. Aber anscheinend hatte es nicht funktioniert, trotz des Dekors und der jungmädchenhaften Atmosphäre, die sie dem Apartment gegeben hatte, und so war sie mit den sechs Monaten Miete, die ich ihr im Voraus bezahlt hatte, nach Europa gereist, und ich schlief nun in dem Bett, mit dem sie wahrscheinlich so große Hoffnungen verbunden hatte. Zu den phantasievollen Elementen, die sie der Wohnung gegeben hatte, zählten auch zwei Banderillas, die sie dem Stier auf dem Plakat über der Bar in den Nacken gerammt hatte und die an fast unsichtbaren Fäden von der Decke hingen. Das alles sorgte für eine pittoreske Atmosphäre, das mädchenhafte Schlafzimmer und die lithographierten Stiere mit den Dolchen, die in ihnen steckten, und die nahezu vollständige Kollektion von Cremes und Deodorants im Badezimmerschränkchen. Es hatte jedoch den Nachteil, dass die Wohnung, wenn ich schlechter Stimmung war, mir mörderisch kitschig erschien und mich hin und wieder nötigte, die unvermeidlichen Szenen zu rekonstruieren, zu denen es gekommen sein musste, wenn meine Vermieterin verzweifelt versuchte, über ihre Eheprobleme hinwegzukommen. Die Wände waren nicht besonders dick: Ich konnte das Paar über mir hören, einen dünnen, kantigen Russen, der Maître in einem Balalaika-Restaurant war und eine Frau mit riesigen golden Ohrringen hatte, den Werbemann nebenan, vor dessen Tür sich ungelesene Zeitungen oft zu alarmierenden Stapeln ansammelten, und weiter hinten zwei Mädchen, beide blond, beide blühend, die in einer Flugzeugfabrik arbeiteten und sich die Wohnung teilten. Das waren die Mieter, von denen ich hin und wieder etwas sah. Wer die anderen Hausbewohner waren, habe ich nie herausgefunden. Manchmal hörte ich etwas von ihnen, klimpernde Eiswürfel, das Motorengeräusch ihrer Autos oder spätabends ein mehr oder weniger beiläufiges Verdammt, wenn jemand etwas zerbrochen hatte. Sie waren nicht besonders zurückhaltend und schotteten sich auch nicht besonders ab. Mir schien, dass die Bewohner dieser Stadt einfach etwas Unsichtbares an sich hatten.

Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!

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