Alles Lügner!? - Thomas Erikson - E-Book

Alles Lügner!? E-Book

Thomas Erikson

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Beschreibung

Wie wir uns gegen Lügen, Halbwahrheiten und Gaslighting wehren können – das neue Selbst-Coaching-Buch des internationalen Bestsellerautors aus Schweden jetzt auch auf Deutsch. Haben Sie auch manchmal das Gefühl, dass alle um Sie herum lügen? Mal überführen wir Politik und Medien, aber auch Kolleg*innen, Bekannte und Verwandte haben oft nur den eigenen Vorteil im Sinn. Im postfaktischen Zeitalter ist es überlebenswichtig, Lüge und Wahrheit auseinanderhalten zu können ebenso wie Lügner*innen und Ehrliche. Doch die Trennlinie ist weniger scharf als gedacht. Auch redliche Menschen sagen die Unwahrheit. Und oft genug haben Lügen ganz reale Konsequenzen. Im jüngsten Buch seiner Alles Idioten!?-Reihe analysiert Thomas Erikson die verschiedenen Motive zu lügen. Er erklärt, wie Lügen mit guten Absichten zusammenhängen, und stellt die berühmtesten Lügner*innen der Zeitgeschichte vor. Nach der Lektüre dieses Buchs können wir erkennen, ob jemand nur eine Notlüge erzählt oder wirklich manipulieren will, und wissen, wie wir Lügner*innen zur Rede stellen. In geistreichem, witzigem Tonfall versorgt Thomas Erikson die Leser*innen von Alles Lügner!? mit dem praktischen Wissen, um selbstbewusst Wahrheit und Lüge unterscheiden und ein verlässlicheres Leben fühlen zu können.

Das E-Book können Sie in Legimi-Apps oder einer beliebigen App lesen, die das folgende Format unterstützen:

EPUB
MOBI

Seitenzahl: 401

Veröffentlichungsjahr: 2025

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Thomas Erikson

Alles Lügner!?

Endlich verstehen, wie andere manipulieren

Aus dem Schwedischen von Carla Hegerl und Anja Lerz

Verlagsgruppe Droemer Knaur GmbH & Co. KG.

Über dieses Buch

Erfolgreich durch das Geflecht aus Lügen und Halbwahrheiten

 

Haben Sie manchmal das Gefühl, dass alle um Sie herum lügen? Im Job, im Privatleben, in den sozialen Medien und in der Politik sowieso? Umso wichtiger ist es, Lüge und Wahrheit auseinanderhalten zu können. Doch die Trennlinie verläuft oft weniger klar als gedacht …

Thomas Erikson, Autor des Bestsellers Alles Idioten!?, erklärt auf unterhaltsame Weise, aus welchen Gründen Menschen die Unwahrheit sagen und wann Lügen mit guten Absichten zusammenhängen. Mithilfe dieses Buches können Sie unterscheiden, ob jemand nur eine Notlüge erzählt oder wirklich manipulieren will. Und Sie lernen, Lügner zur Rede zu stellen.

 

Weitere Informationen finden Sie unter: www.droemer-knaur.de

Inhaltsübersicht

Einleitung

1. Kapitel

Lügen alle?

Zwei Seiten derselben Medaille

Fake News und die berüchtigten Trollfabriken

Die Wissenschaft steht immer für die Wahrheit?

Auf der persönlichen Ebene

»Du liebst mich nicht mehr«

Weitere Gründe für Lügen

Währt ehrlich am längsten?

Die Kultur beeinflusst, wie wir lügen

… und manchmal ist es in Ordnung, zu lügen

Praktisches Wissen – die vier Farben

Menschliches Verhalten klug erklärt

Wann haben Sie zuletzt gelogen?

Wie Sie die Menschen um sich herum auch wahrnehmen können

Weltberühmte Lügner

2. Kapitel

Absolute Wahrheiten

Die Erde ist eine Scheibe

Der gute Wille

Was kann man gewinnen, wenn man die Wahrheit sagt?

Hundert Prozent Wahrheit

Nachrichtenberichterstattung und politische Voreingenommenheit

Alternative Fakten

Zahlen lügen doch wohl nicht?

Die Trickserei der Tabakindustrie

Der Wert des Schweigens

Einige vielsagende Beispiele

Hat das Schweigen eine Farbe?

Lügen oder Schweigen hängt vom Persönlichkeitstyp ab

Bitte sagen Sie jetzt nichts

Wahrheit, Takt und die Komplexität absoluter Ehrlichkeit

Was halten wir von jemandem, der niemals lügt?

Wo verläuft Ihre Grenze?

Wie man sich zur Wahrheit stellt

Weltberühmte Lügnerinnen

3. Kapitel

Die Anatomie der Lüge

Vorsätzlich

Weiße Lügen

Eine Absage für Peters Party

Verstrickt in weiße Lügen

Lügen erfordert eine glaubwürdige Strategie

Die ethische Dimension

Was ist keine Lüge?

Die Wahrheit zurückhalten

Die Gründe hinter der Lüge

Mein Freund Christian – ein trauriges Beispiel

Lügen aus guten Absichten

Wie ich einmal unehrlich war

Vom Motiv lernen

Weltberühmte Lügnerinnen

4. Kapitel

Neun Gründe zu lügen

Lügen, um sich selbst zu schützen

Lügen, um Beziehungen zu schützen

Lügen, um sich einen Vorteil zu verschaffen

Lügen, um peinliche Situationen zu vermeiden

Lügen, um akzeptiert zu werden

Lügen, um die Integrität zu wahren

Lügen, um Kontrolle und Macht zu erlangen

Lügen aus Angst vor den Konsequenzen

Lügen aus Gewohnheit

Für Geld lügen

»Würden Sie diesem Mann einen Gebrauchtwagen abkaufen?«

Nicht alle Verkäufer sind Betrüger

Unter falscher Flagge

Kann man Alex trauen?

Bots – keine echten Menschen

Warum lügen Sie?

Deshalb lügen wir

Was haben wir bisher gelernt?

5. Kapitel

Niemand liebt einen Lügner

Der individuelle Preis

Beziehungen basieren auf Vertrauen

Mögliche Auswirkungen des Lügens

Die Lüge erzeugt inneren Stress

Der Alltag wird oft extrem kompliziert

Man verbaut sich viele Möglichkeiten

Es besteht die Möglichkeit, Probleme mit der eigenen Realitätswahrnehmung zu bekommen

Lügen als Verstoß gegen den Gesellschaftsvertrag

Unehrlichkeit aus evolutionärer Sicht

Die Konsequenz des Lügens für unterschiedliche Persönlichkeitstypen

Rote spüren den Verlust von Vertrauen und Glaubwürdigkeit

Gelbe leiden sowohl sozial als auch psychologisch

Grüne geraten in Konflikte

Blaue büßen womöglich ihren Expertenstatus ein

Die Konsequenz des Lügens in den Medien

Cambridge Analytica

Influencer, die die Realität filtern

Desinformation und tendenziöse Nachrichten

Nachrichten sind selten »neutral«

Sagen Sie immer die Wahrheit?

Wie man Lügen vermeidet

Was haben wir bisher gelernt?

6. Kapitel

Schritt für Schritt

Kennen Sie Ihr Motiv

Lügen Sie glaubwürdig

Achten Sie auf Details, aber übertreiben Sie nicht

Treten Sie konsequent auf

Bereiten Sie sich auf Rückfragen vor

Achten Sie auf Ihre Körpersprache

Verstärkung

Planen Sie eine Exitstrategie

Signale erkennen

Der perfekte Lügner

Kommentar zum perfekten Lügner

Lügen verstehen

Weltberühmte Lügner

7. Kapitel

Rote lügen zielstrebig

Macht und Kontrolle

Konkurrenz

Rationalisierung

Selbstvertrauen

Risikofreude

Vertrauensverlust

Rote Lügner: Zusammenfassung

Gelbe lügen zur Selbstbestätigung

Soziale Kompetenz: ein zweischneidiges Schwert

Der hauchdünne Unterschied zwischen Einflussnahme und Manipulation

Bedürfnis nach Bestätigung

Emotionale Intelligenz und Täuschungstaktiken

Sich selbst belügen: der innere Schwindel

Gelbe Lügner: Zusammenfassung

Grüne lügen, um Streit zu vermeiden

Notlügen

Lügen im Sinne der Harmonie

Lügen im Sinne des Status Quo

Situationen, in denen Grüne nicht lügen

Grüne Lügner: Zusammenfassung

Blaue lügen, um Vertrauen zu schaffen

Lügen, um Normen aufrechtzuerhalten

Lügen, um Fehler zu vertuschen

Lügen im Dienste der Perfektion

Einhaltung moralischer und ethischer Normen

Angst vor langfristigen Konsequenzen

Blaue Lügner: Zusammenfassung

Wie reagieren die vier Farben auf Lügen?

Einen Roten anlügen

Einen Gelben anlügen

Einen Grünen anlügen

Einen Blauen anlügen

Die vier Farben weisen den Weg

Weltberühmte Lügner

8. Kapitel

Meister der Manipulation

Gaslighting

Opfermentalität

Love Bombing

Triangulation

Sich dumm stellen

Schweigen

Brillante Betrüger

Keinerlei Reue und Schuldgefühle

Mangel an Empathie

Egozentrismus

Emotionale Übergriffigkeit

Seien Sie vorsichtig in Beziehungen!

Manipulativer Charme

Ist das heilbar?

Mögliche Behandlung und Veränderung

Was also haben wir über Psychopathen und Narzissten gelernt?

9. Kapitel

Wer ist der beste Lügendetektor?

So geht man vor

Good cop, bad cop?

Ein abgebrühter Lügner entlarvt sich nicht unbedingt durch seine Körpersprache

Stellen Sie unerwartete Fragen

Besser lügen dank Feedback

Psychologen und Lügner

Was verschwiegen wird

Studien über Persönlichkeitstypen

Die Sache mit den Lügendetektoren

Wie funktioniert ein Lügendetektor?

Wie genau ist ein Lügendetektor?

Die Wahrheit kommt am Ende immer ans Licht

Weltberühmte Lügner

10. Kapitel

Das Motiv verstehen

So können Sie vorgehen

Schaffen Sie ein Umfeld, das zur Ehrlichkeit anregt

Neutrales Territorium

Aktives Zuhören

Offene Körpersprache

Vermeiden Sie Schuldzuweisungen

Seien Sie ehrlich über Ihre Absichten

Stellen Sie offene Fragen

Versprechen Sie, nichts weiterzusagen

Säen Sie Empathie

Lesen Sie zwischen den Zeilen

Wägen Sie die Konsequenzen ab

Und wenn der Lügner alles leugnet?

So entlarven Sie einen Lügenbold

Weltberühmte Lügnerinnen

Test: Sind Sie ein Lügner?

Ergebnis

Bestanden: 20–33 Punkte

Fast bestanden: 34–49 Punkte

Durchgefallen: 50–65 Punkte

Unterirdisch: 66–80 Punkte

Wie ist es Ihnen ergangen?

Schlusswort

Anhang

Zum Thema soziale Medien

Deepfakes und manipulierte Medien

Echokammern, Filterblasen und Confirmation Bias

Influencer und Realitätsfilter

Fake News

Catfishing

Datenmanipulation und Social Proof

Und was ist das Problem dabei?

Zum Thema politische Korrektheit

Eine lange Geschichte

Einige Beispiele

Was sind die Vorteile der PK?

Was sind ihre Nachteile?

Was können wir tun?

Neusprech

Beispiele aus der Wirklichkeit

Die Bedeutung der Aufrichtigkeit

Meine unkorrekte Schlussfolgerung zur politischen Korrektheit

Zahlenspiele

Grafiken und Diagramme

Was zeigt diese Grafik eigentlich?

Mehr Tricksereien mit der y-Achse

Selektive Zeitrahmen

Den Piraten die Temperatur messen

Nonsens-Zusammenhänge

Nachwort

Quellen

Textnachweis

Bildnachweis

Einleitung

Weshalb Sie ein Buch über Lügner lesen sollten

Ich will Ihnen etwas verraten, was Sie vermutlich schon ahnen: Berater wissen längst nicht immer, was sie tun.

Ich war lange als Managementconsultant tätig. Das war eine teilweise nur schwer zu beschreibende Tätigkeit, einerseits sehr klar umrissen, andererseits aber auch wahnsinnig schwammig. Alles Mögliche gehörte dazu, mal trug ich Aktenordner durch die Gegend, mal traf ich die Konzernleitung von Volvo Cars. Ganz besonders viel Spaß jedoch machte mir die Leitung bestimmter Workshops, an denen die verschiedensten Persönlichkeitstypen teilnahmen.

In den 1990ern war es schwer beliebt, über Wertegrundlagen und Grundwerte und dergleichen zu sprechen. Ständig ging es um Werte. Alle mussten an ihren Grundwerten arbeiten. Die Behauptung »Ist man sich über seine Grundwerte nicht im Klaren, funktioniert rein gar nichts« galt selbst für diejenigen, die nicht einmal wussten, ob sie überhaupt Grundwerte hatten, beziehungsweise nicht einmal verstanden, was ein Grundwert eigentlich ist.

Aber in meiner Branche preschten wir voran. Jetzt werden hier mal ein paar Grundwerte definiert! Los geht’s!

Eine Übung ging in etwa so: Innerhalb einer Organisation wurde eine Gruppe zusammengestellt. Das konnte eine Gruppe aus der Führungsetage sein oder aus der Verkaufsabteilung oder sonst irgendwelche Menschen, die sich nun einmal an einen Tisch setzen sollten. Ich begann damit, zu erklären, was ein Grundwert sei und warum die Teilnehmer in Zukunft nicht mehr ohne auskommen würden. Fünf, sechs Stück sollte man doch mindestens haben.

Jede Gruppe sollte eigene Vorschläge aufschreiben, und dann würden wir ausgehend von einigen gemeinsamen Werten weitersehen. Sie können sich vorstellen, dass es bei grob dreißig Anwesenden mitunter zu lebhaften Diskussionen kam.

Bitte nicht missverstehen: Die Übung an sich war durchaus wertvoll! Das war gar nicht das große Problem. Eigentlich fingen die Probleme erst in der nächsten Stufe an, wenn ich die Gruppe dazu aufforderte, jeden Grundwert für sich zu definieren. Einen Haufen Floskeln in den Ring zu werfen, reicht nämlich nicht.

So furchtbar ausführlich will ich an dieser Stelle gar nicht darauf eingehen, aber ein kurzes Beispiel möchte ich trotzdem bringen.

In neunzig Prozent aller Fälle, in denen ich diese Übung durchführte (und das tat ich hundertfach), tauchte das Wort »Ehrlichkeit« als ein wichtiger Grundwert auf.

Ehrlichkeit!, sagt die Gruppe. Ja, klar! Das brauchen wir. Begeistertes Nicken allerseits. Schön, erwidere ich. Ehrlichkeit klingt super. Dann definieren Sie doch bitte, was das heißt, und beschreiben Sie vor allem, wie man sich benimmt, um zu zeigen, dass man zu hundert Prozent ehrlich ist.

Und schon wird das Ganze haarig.

Anfangs ist es noch leicht. Na, eben die Wahrheit sagen. Dann kommen manche darauf, dass dies schwierig werden könnte. Die Wahrheit, meine ich. Manchmal ist die Wahrheit ja nur schwer auszuhalten. Es könnte sich schließlich jemand gekränkt fühlen. Das Ganze übelnehmen.

Wie könnte eine Lösung aussehen? Die Gruppe diskutiert. Zu guter Letzt kommt jemand dahinter: die Wahrheit nur dann sagen, wenn man dabei nicht riskiert, jemandem zu schaden.

Ach ja, die Wahrheit. Welche denn? Wessen Wahrheit? Wie viel davon?

Wenn ein Kunde unsere Abläufe infrage stellt – die doch vor allem zu unserem eigenen Nutzen da sind –, da kann man wohl kaum preisgeben, was die Geschäftsführung von ihren Kunden hält? Das ist wahrhaftig keine Information, die wir freiwillig weitergeben würden.

Und so wird es immer mysteriöser. Außerdem: Haben sich denn wirklich alle der Wahrheit verpflichtet gezeigt? Manche Kunden lügen uns doch offenbar an, um sich Vorteile zu verschaffen. Denen gegenüber brauchen wir wohl kaum ehrlich zu sein. Solche hinterhältigen Typen sind ja quasi selbst schuld.

Und schon folgt eine ausführliche Debatte, bei der eine Reihe schwer zu lösender Probleme zur Sprache kommt.

Sie verstehen, was ich meine? Nachdem eine Weile immer lautstarker diskutiert wurde, beschließt die Gruppe, die Ehrlichkeit von der Liste möglicher Grundwerte zu streichen. Genau genommen ist man sich nicht einmal einig, was damit eigentlich gemeint sein soll.

Bis heute hat die Ehrlichkeit eine solche Übung nicht überstanden.

Warum ich das erzähle? Weil ich eines gleich von Anfang an klarstellen möchte: Wenn ich in diesem Buch mein Bild von der Wahrheit oder Lüge zeichne, würde es mich überraschen, wenn Sie dabei in jedem Punkt mit mir übereinstimmten. Teilweise verhindern das gewiss Ihre eigenen Grundwerte, teils definieren Sie Lügen anders, als ich das im Folgenden vorschlage.

Manch einer, der dieses Buch zur Hand nimmt, wird es wütend wieder wegwerfen, weil ich Ihnen einen Spiegel vorhalten und einige unbequeme Fragen stellen werde: Warum lügen gerade Sie? Ahnen Sie eigentlich, was das mit den Menschen in Ihrer Umgebung macht?

Andere finden Neues über sich heraus. Und natürlich, weitaus unterhaltsamer, über die anderen.

Doch hauptsächlich brauchen Sie dieses Buch, weil es Ihnen alle Werkzeuge dafür an die Hand gibt, einen Lügner zu erkennen – ob das nun ein guter Freund oder ein Kollege ist, ein Cousin oder Ihr Chef. Ich beschreibe zudem einige Taktiken, mit denen man eine Lüge aufdecken kann. Wichtig, schließlich wollen Sie sich nicht hereinlegen lassen, nicht wahr?

Die Mittel, die ich beschreibe, können Sie in allen Interaktionen mit anderen anwenden. Und, nicht weniger wichtig – viele wenden dieselben in ihren Interaktionen mit Ihnen an.

Denn Hand aufs Herz – ganz fehlerfrei sind wir alle nicht.

 

Das Eigenartigste an Lügen ist, dass alle sie hinnehmen. In unterschiedlichem Maße, gewiss, aber ich bin noch niemandem begegnet, der wirklich immer die Wahrheit hören möchte. Die Wahrheit ist oft schmerzhaft, und die Alternative dazu kann ja wohl im Großen und Ganzen nur eine Lüge sein. Oder? Außerdem lügen wir doch alle, da kann niemand behaupten, die Lüge nicht als Werkzeug einzusetzen.

Ich habe lange daran gezweifelt, ob ich dieses Buch schreiben soll – viele Jahre stand es auf meiner Liste zukünftiger Projekte – und, ehrlich gesagt, wird es jetzt schon schwierig. Mein Lektor trug mir selbstverständlich auf, gleich zu Anfang zu definieren, was eine Lüge ist, sonst kommt man ja kaum auf einen grünen Zweig.

Plausibel, irgendwie.

Doch schon ziemlich bald hatte ich mich zwischen Notlügen und Halbwahrheiten festgefahren. Oder frisierten Wahrheiten. Oder meinen Wahrheiten. Oder alternativen Fakten. Statistiken. Fake News und politischer Korrektheit, die ein Infragestellen gar nicht zulässt oder Daten manipuliert, um bestimmte Standpunkte hervorzuheben. Was für ein Sumpf! Soziale und alle anderen Medien. Auf wen kann man sich eigentlich verlassen?

Aber sein lassen konnte ich es trotzdem nicht. Dieses Buch verlangte, geschrieben zu werden. Ich wollte das Thema ein für alle Mal erforschen. Und so öffne ich die Tür zu einer Welt aus Manipulation, Unverlässlichkeit, Lug und Trug. Aber auch zu ebenjenen Wahrheiten, die wir benötigen, um uns in der komplizierten Landschaft der menschlichen Gesellschaft zurechtzufinden.

In diesem Buch zeige ich Ihnen, wie man eine Lüge erkennt, einen Lügner überführt und ihn oder sie mit der Wahrheit konfrontiert.

Aber ich zeige Ihnen auch, wie es Ihnen gelingen kann, sich selbst so weit wie irgend möglich an die Wahrheit zu halten. Denn wie wir eben gesehen haben, ist Ehrlichkeit nichts, was man mal eben aus dem Ärmel schüttelt. Selbst wenn wir uns alle darüber einig sind, wie wichtig sie doch ist, lassen die Probleme nicht lange auf sich warten, und wir fangen beinahe sofort an, an der Wahrheit zu rütteln.

Und das meine ich ernst.

Denn ausnahmsweise darf ich dieses Mal mit Fug und Recht behaupten, dass wir im wahrsten Sinne des Wortes … von Lügnern umgeben sind. Denn alle lügen.

Selbst Sie.

Und sogar ich.

Doch vielleicht schaffen wir es ja, ein bisschen weniger zu lügen und uns zu trauen, ein bisschen ehrlicher zu sein …? Vorausgesetzt, wir wissen, wie. Und warum. Stürzen wir uns also mit gekreuzten Fingern in dieses Abenteuer.

Eine Warnung vorab: Sie werden nicht mit allem einverstanden sein. Über einige der Themen, die ich anspreche, ärgern Sie sich vielleicht sogar. Das ist zwar nicht unbedingt meine Absicht, aber ich gebe gerne zu, dass es mir persönlich lieber ist, wenn Sie auf das Buch überhaupt eine Reaktion zeigen, als wenn Sie es mit einem Gefühl von »ach, na ja« weglegen.

Herzlich willkommen bei einer erfrischenden Rundreise durch die faszinierende Welt von Lug und Trug.

 

Thomas Erikson

1

Überlegungen zu Lügen

Tut mir leid, wenn dir meine Ehrlichkeit nicht gefällt,

aber dafür mag ich deine Lügen nicht.

Unbekannt

– Hallo, Mike! Wie geht’s denn so?

– Hi, Phil! Was darf’s denn sein – die Wahrheit in zehn Minuten oder die Fünf-Sekunden-Lüge?

– Ich hab’s ein bisschen eilig, also lüg mal besser …

– Ach, du, mir geht’s super! Danke der Nachfrage!

 

Ein bisschen lügen, das birgt für viele einen gewissen Reiz. Es stellt eine Möglichkeit dar, sich im Alltag durchzuwinden, und gibt einem hinterher das Gefühl, noch einmal davongekommen zu sein. Ob groß, ob klein, mir ist keiner dahintergekommen, ha, ha, ich habe gewonnen. Schafft man es, jemanden von etwas zu überzeugen, das gar nicht wahr ist, fühlt sich das mitunter besonders befreiend an, vor allem, wenn man einen Großteil des Tages in der moralischen Grauzone unterwegs ist.

Nie war der Reiz, eben nicht die Wahrheit zu sagen, größer als in unserer schnelllebigen Gesellschaft heute. Die Rückmeldung bekommt man ja mehr oder weniger sofort. Pathologische Lügen, Manipulation und Betrug haben sich zweifellos zu einem gängigen Bestandteil menschlichen Miteinanders entwickelt. Egal, ob es darum geht, reißerische und frei erfundene Nachrichten zu fabrizieren, um Aufmerksamkeit zu erlangen, Statistiken zurechtzubiegen oder bewusst falsch zu interpretieren, um seine persönlichen Überzeugungen zu untermauern, oder wiederholt auf »weiße Lügen« zurückzugreifen, um allgemeines Unbehagen zu vermeiden, weil man sich mal wieder blamiert hat: Die Grenze zwischen der Wirklichkeit und Betrug verschwimmt zunehmend.

Lügen alle?

Nein, eine unwiderlegbare Statistik, der zufolge alle Menschen lügen, gibt es nicht. Das zu behaupten, wäre eine dreckige Lüge. Es ist vielmehr eine logische Schlussfolgerung, basierend auf meiner persönlichen Erfahrung mit Menschen. Ich glaube, da würden Sie mir auch gar nicht widersprechen. Und eigentlich wissen wir das doch: Alle lügen hier und da ein bisschen. So kommen wir doch am besten miteinander aus.

Mir geht’s gut.

Das Kleid steht dir gut.

Ich liebe dich auch.

Bin schon unterwegs!

Ach, ich hab dich gar nicht gesehen …

Nein, das nehme ich dir doch nicht übel …

 

Doch, ja, die Behauptung, wir würden alle hier und da ein wenig lügen, halte ich durchaus für angemessen.

Klingt hart, ist aber ziemlich normal und geht uns leicht über die Lippen. Und falls Sie nun denken: »Aber ich doch nicht!«, empfehle ich Ihnen, sich die Beispiele oben nochmals durchzulesen und dann die Wahrheit zu akzeptieren.

Dabei variiert die Motivation zu lügen selbstverständlich von Person zu Person und von Situation zu Situation: von dem Versuch, sich selbst zu beschützen, einem Konflikt auszuweichen, jemandem zu imponieren oder ein Geheimnis zu bewahren, über das Bemühen, soziale Anerkennung zu erlangen, bis hin zu dem Bestreben, ein schmeichelhafteres Bild seiner selbst zu zeichnen.

Zumeist lügen wir, um die Gefühle eines anderen zu schützen und ihn oder sie in einer kleinen Glücksblase unangetastet zu lassen. Natürlich haben solche sozialen Lügen (auch Notlügen oder weiße Lügen genannt) oder kleine Unterschlagungen der Wahrheit manchmal ihre Berechtigung. Mitunter erweisen sie sich sogar als förderlich für unsere Beziehungen – das jedenfalls legen Ergebnisse aus der Psychologieforschung nahe.

Gehen wir davon aus, dass alles, was nicht zu hundert Prozent wahr ist, eine Lüge ist, dann ist die Sache klar. Doch manchmal werden wir nach unseren innersten Gedanken und Gefühlen gefragt und schaffen es einfach nicht, die Wahrheit zu sagen. Es tut zu sehr weh, manche Dinge einzugestehen, also bluffen wir und hoffen, dass wir damit durchkommen.

Zwei Seiten derselben Medaille

Aber so einfach ist es ja selten.

Stellen Sie sich einen Vater vor, der seine achtjährige Tochter anlügt. Das klingt erst einmal schlimm, oder? Doch sie hat ihr Lieblingsspielzeug verloren, und er hat gesehen, wie es von einem Auto kaputtgefahren wurde. Wüsste sie das, wäre sie todunglücklich, und weil er das vermeiden möchte, erzählt er ihr, es sei im Spielzeugkrankenhaus und würde bald gesund/repariert nach Hause kommen.

Eigentlich ganz harmlos. Der Vater lügt, um seine Tochter vor Schmerz zu schützen. Es handelt sich also um eine Lüge aus Mitgefühl. Doch obwohl die Absicht dahinter gut ist, ist es wichtig, das richtige Gleichgewicht zu finden, also einerseits die Gefühle der Tochter zu schützen und ihr andererseits die Möglichkeit zu geben, das Geschehene zu verarbeiten und sich an ein gewisses Maß an Schmerz zu gewöhnen. Das Leben kann schließlich hart sein. Und solcherlei Probleme werden ja auch in Zukunft immer wieder so regelmäßig auftauchen wie Briefe in der Post.

Das kleine Mädchen wird schon bald nach seinem Spielzeug fragen. Womöglich will sie es im Spielzeugkrankenhaus besuchen, Krankenbesuche gehören schließlich dazu.

Dann bleiben dem Vater nur zwei Optionen: Entweder sagt er die Wahrheit und gibt zu, dass er alles erfunden hat – vielleicht nicht besonders angenehm, aber in jedem Falle ehrlich. Oder er denkt sich neue Lügen aus, um mit den Konsequenzen seiner ersten Lüge fertigzuwerden.

So gut seine Absichten auch gewesen sein mögen, sitzt er doch bald in einem ganzen Netz aus Lug und Trug fest, aus dem er nur schwerlich wieder herauskommt.

Oder nehmen wir folgendes Beispiel:

Als ich in der Mittelstufe war, informierte eine Mitschülerin ihren besten Freund, seine Zeichnung sei für die Schulausstellung ausgewählt worden. Was aber nicht stimmte. Nun wollte sie ihm bestimmt eine Freude machen, sie wollte ihn aber auch ablenken, während sie versuchte, ihr eigenes Kunstwerk in die Auswahl für die besagte Ausstellung zu bringen. Wenn seines angeblich schon ausgewählt war, würde er sich vielleicht nicht mehr so viel Mühe damit geben, wodurch sich ihre Chancen verbesserten.

In dieser Lüge kamen gute und egoistische Absichten zusammen. Ja, sie wollte ihren Kumpel glücklich sehen, vor allem aber ging es ihr um ihren eigenen Vorteil. Solcherlei Lügen bereiten vorübergehend Freude, gefährden aber langfristig auch die Vertrauensgrundlage.

Und da liegt der Hase wohl im Pfeffer: Lügen sind zweischneidige Schwerter. Manchmal werden sie vorgebracht, um zu schützen und vorübergehende Zuflucht vor der möglicherweise brutalen Wahrheit zu suchen. Doch in anderen Fällen entspringen sie Gewinnstreben, Eifersucht oder der Absicht zu manipulieren.

Die meisten Lügen werden zugegebenermaßen nicht aus Böswilligkeit geboren, doch alle Lügen ziehen früher oder später Konsequenzen nach sich.

Fake News und die berüchtigten Trollfabriken

Es gab einmal eine Zeit, da verließ man sich im Allgemeinen auf das, was in der Zeitung stand – doch das ist lange her. Inzwischen steht eigentlich nichts mehr fest, was geschrieben steht, und viele würden gerne alles erst einmal mit eigenen Augen sehen, um sich ein Bild vom tatsächlichen Geschehen zu machen. Man denke nur an Fake News, also an Fakten, die gar nicht stimmen oder absichtlich missverständlich dargestellt werden, um Verwirrung zu stiften und es dem Publikum unmöglich machen zu wissen, was eigentlich wahr ist und was nicht. Unter anderem deshalb schauen viele keine Fernsehnachrichten mehr; sie glauben, der Wahrheitsgehalt der Berichte sei ohnehin nicht überprüfbar.

Dass deshalb von morgens bis abends überwiegend über Missstände berichtet wird – immerhin eine Art, Klicks zu generieren und Leser/Zuschauer zu gewinnen –, führt dazu, dass Nachrichtenkonsum viele geradezu deprimiert. Wenn ich daran denke, erwacht in mir so etwas wie ein heiliger Zorn.

Meine These ist, dass diejenigen, die hinter den Algorithmen stecken, welche wiederum steuern, wie wir uns beispielsweise auf Social-Media-Plattformen benehmen, sehr gut darüber informiert sind, wie Menschen ticken. Gleichzeitig sind sie im Hinblick auf die Auswirkungen von Social Media anscheinend völlig unbeleckt. Oder aber: Die Konsequenzen sind ihnen vor lauter Gewinnerwartung völlig egal.

Nun ja. Der Einzug digitaler Plattformen hat zur Folge, dass wir täglich einer wahren Flut aus Nachrichten und Informationen ausgesetzt sind. Leider haben viele weniger gewissenhafte Individuen und sogar Organisationen verstanden, welches unfassbare Potenzial damit einhergeht, Erzählungen zur Prägung und Manipulation der allgemeinen Meinung zu schaffen und zu verbreiten.

Häufig wird um die neuesten, saftigsten Einzelheiten gewetteifert, ohne auch nur einen Augenblick lang über die Echtheit nachzudenken. Das Aufkommen solcher Falschmeldungen steigert den Reiz, nicht die Wahrheit zu berichten, was es Individuen ermöglicht, Unwahrheiten und alternative Erzählungen zu verbreiten, die zum Framing ihrer persönlichen Absichten passen.

Dabei erweist sich die angeborene Neugierde des Menschen als vorteilhaft für Fake News. Sie sprechen unsere Gefühle und Einschätzungen an, um Klicks zu generieren und für Unterhaltung zu sorgen. Falschmeldungen über den Tod berühmter Persönlichkeiten oder über skandalöse Fehltritte von Politikern sorgen landauf, landab für Kontroversen. Sie wissen, wen und was ich meine, oder? Egal, wo Sie politisch stehen, Sie können sich felsenfest darauf verlassen, dass auch die von Ihnen unterstützte Partei die Wahrheit tendenziös darstellt.

Gerade dieses Beispiel ist dabei vielleicht noch einigermaßen harmlos. Doch es gibt auch die sogenannten Trollfabriken, die stets und ständig als »Nachrichten« verkleidete Propaganda und grobe Behauptungen mal über das eine, dann wieder über das andere produzieren. In Sankt Petersburg in Russland widmet sich die Trollfabrik Internet Research Agency mit voller Kraft der Aufgabe, dem russischen Präsidenten Wladimir Putin zu huldigen und gleichzeitig eine Schmutzkampagne gegen die USA und die Ukraine zu fahren. Mit ihren Kampagnen hat sie unter anderem zu der Meinungsbildung beigetragen, die es Donald Trump 2016 ermöglichte, die Präsidentschaftswahlen in den USA für sich zu entscheiden. Wahr oder falsch? Da gehen die Meinungen auseinander.

Die Wissenschaft steht immer für die Wahrheit?

Junge, Junge. In einer datenbasierten Welt werden Statistiken und wissenschaftliche Erkenntnisse als Grundlage für viele überzeugende Argumente und Standpunkte herangezogen, die das Verständnis der Allgemeinheit prägen und allgemeine Zustimmung finden. Ein häufiges Gegenargument lautet folgerichtig auch, etwas sei ja gar nicht wissenschaftlich erwiesen. Nicht einmal, was man mit eigenen Augen sehen kann, wird akzeptiert, solange es nicht eine halbe Million Studien gibt, die dann doch beweisen, was man erst nicht glauben wollte.

Seltsam dabei ist, dass jemand, der sich gerade noch auf die Wissenschaft berufen hat, um seine Meinung zu untermauern, wissenschaftliche Belege völlig außer Acht lässt, wenn es um die Meinung eines anderen geht. Wie das? In späteren Kapiteln schauen wir uns genauer an, wie Gefühle und Meinungen jeden Menschen mit einem IQ, der die Zimmertemperatur übersteigt, in verschiedener Hinsicht beeinflussen. Wir sind nämlich keineswegs rationale Wesen.

Ja, aber was ist mit der Statistik? Die stimmt doch immer. Zahlen lügen nicht. Nein, das vielleicht nicht, zwei plus zwei sind immer noch vier. Doch auch Lügner greifen zu Zahlen. Genau genommen erschwert die manchmal schlechterdings falsche Darstellung von Statistiken zunehmend, sich auf »die Datenlage« zu verlassen.

Wer eine bestimmte Position oder Überzeugung befürwortet, gerät leicht in Versuchung, zur Stärkung der eigenen Argumente statistische Zahlen zu beugen oder selektiv anzuwenden. Derartige Manipulationen werden beispielsweise vorgenommen, wenn eine Ideologie schwerer wiegt als die Fakten. Man will die Tatsachen auf eine bestimmte Art und Weise darstellen, selbst wenn für absolut jeden glasklar ersichtlich ist, dass da etwas nicht stimmt. Daher pokert man mit den Zahlen und sucht nach selektiven Beweisen für eine ausgedachte Wirklichkeit.

Angenommen, die Statistik würde zeigen, dass Menschen einer bestimmten ethnischen Zugehörigkeit bei bestimmten Kriminaldelikten erheblich überrepräsentiert sind. Es ist möglich, eine solche Information im Dienste unterschiedlicher Interessen auf unterschiedliche Weise zu vermitteln. Wer die finanziellen Mittel für integrative Maßnahmen wie Arbeitsmarktinterventionen aufstocken möchte, ist durchaus in der Lage, diese Statistiken für seine Zwecke zu nutzen. Es ist jedoch nicht unmöglich, dass dieselben Daten auch von denjenigen herangezogen werden, die die Situation bekämpfen möchten, indem sie die Unterschiede bezüglich der Herkunft betonen. Sollte die Presse also besser davon absehen, über solche Statistiken zu berichten?

Doch meistens geht die Versuchung, nicht die Wahrheit zu sagen, nicht mit so öffentlichen Konsequenzen einher. Kleine, auf den ersten Blick ungefährliche Lügen (auch Notlügen genannt) fassen häufig auch in unseren alltäglichen Begegnungen Fuß. Notlügen entspringen wohl zumeist der Angst vor einer Konfrontation oder dem Wunsch, nicht für Missstimmung zu sorgen. Und das kann eine (schlechte) Angewohnheit werden, um unbequemen Wahrheiten auszuweichen. Wenngleich die Absichten oft gut sind, ist die Folge doch, dass wir uns an die Unehrlichkeit gewöhnen, was letztendlich echtes Verstehen verhindert.

Auf diese verschiedenen Varianten der Lüge komme ich später noch ausführlicher zu sprechen. Es gibt nämlich genug zu tun.

Auf der persönlichen Ebene

Um alle Fallgruppen der Lüge aufzuzählen, ist zunächst eine Kalibrierung unserer gesellschaftlichen Einschätzung und individueller Verantwortung nötig. An Ehrlichkeit und Integrität festzuhalten beginnt vermutlich mit Achtsamkeit und kritischem Denken.

Wahrscheinlich müssen wir uns alle viel öfter selbst hinterfragen. Als Großabnehmer absurd vieler Informationen müssen wir uns die Zeit und die Möglichkeit geben, die uns präsentierten Daten und Nachrichten kritisch auszuwerten. Wir müssen die Zeit investieren, Faktenchecks durchzuführen und Quellen zu überprüfen, übereilte oder gefühlsbasierte Schlussfolgerungen vermeiden und Fake News durchleuchten.

Aber das geht ja gar nicht!, denken Sie jetzt vielleicht. Wer soll das denn alles zeitlich unter einen Hut bekommen?

Eben, das ist ja gerade das Problem. Und das wissen die Absender des ganzen Schunds, der da über uns ausgeschüttet wird, auch ganz genau. Also sondern sie noch mehr ab, wohl wissend, dass ein Teil davon sich tatsächlich festsetzen wird.

Aber erinnern wir an eine Behauptung von Hitlers Propagandaminister Goebbels: Eine Lüge wird keineswegs dadurch zu einer Wahrheit, dass man sie unendlich oft wiederholt. Es kommt einem nur so vor.

»Du liebst mich nicht mehr«

Mit dem folgenden Beispiel wollen wir uns etwas ausführlicher beschäftigen. Eine Frau fragt ihren Ehemann, warum er sie nicht mehr liebt. O weh. Aber warum fragt sie das? Und was soll er darauf antworten? Die naheliegende Antwort wäre ja, dass er sie selbstverständlich liebt. Ihre Frage hat den Hintergrund, dass sie das Gefühl hat, er habe ihr in letzter Zeit nicht genug Aufmerksamkeit geschenkt. Das hat er womöglich auch nicht – aus welchem Grund auch immer. Vielleicht hat er zu viel über seine eigenen Probleme nachgedacht. Also sagt sie, sie glaube, er würde sie nicht mehr lieben.

Gut möglich, dass es sich dabei um eine Lüge handelt. Ihr ist sehr wohl klar, dass er sie liebt, aber sie hat nun einmal das Bedürfnis nach Aufmerksamkeit. Schlimmer noch: Er beteuert, er würde sie mehr lieben als alles andere, obwohl er in diesem Moment doch sehr darüber irritiert ist, dass sie an ihm zweifelt. Ein solches Verhalten der Ehefrau bringt ihn genau genommen dazu, schlechter von ihr zu denken. Im schlimmsten Fall lügt er bei seiner Antwort ebenfalls. Vielleicht hat er sie einfach satt.

Die Frau wiederholt ihre These: Du liebst mich nicht mehr.

Das tut sie, obwohl sie weiß, dass er seit Längerem extrem beschäftigt ist und deshalb Blumen und Liebesbekundungen vergessen hat. Oder so.

Der Mann antwortet, sie sei ihm das Allerwichtigste, was ebenfalls gelogen ist. Tatsächlich hat er sehr viel Zeit für seine Arbeit aufgewendet. Jetzt zählt er also verschiedene Gründe für sein Verhalten auf, die alle dazu gedacht sind, jetzt gerade gut zu klingen.

Und schon bald stecken beide in einem emotionalen Stellungskrieg fest, den niemand gewinnen kann.

Am einfachsten wäre es natürlich gewesen, wenn die Frau gesagt hätte, wenn der Mann so viel Zeit für die Arbeit aufwendet, fühle sie sich ungeliebt. Er hätte so etwas antworten können wie, dass er das versteht und zukünftig mehr darauf achten wolle, ihr zu zeigen, dass sie ihm wichtig ist. Wie wäre es mit einer Datenight am Freitag?

Wäre das nicht eine elegante Lösung? Zehn Sekunden später hätten sich beide besser gefühlt. (Sie machen artig Notizen, oder?)

Weitere Gründe für Lügen

Wer hat seiner Chefin oder seinem Chef auf eine Frage hin nicht schon einmal ins Gesicht gelogen?

Der Auftrag ist fast erledigt, am Mittwoch haben Sie ihn auf dem Schreibtisch.

Als ich versucht habe, anzurufen, ist niemand drangegangen.

Sorry, dass ich so spät dran bin, aber Sie hätten den Verkehr mal sehen sollen …

Mein Sohn hat Mumps, daher kann ich leider nicht an der Konferenz teilnehmen.

 

Selbstverständlich gibt es auch Lügen mit einem sehr hehren Ziel. Von unseren Eltern haben wir gelernt, ein uns vorgesetztes Essen zu loben, auch wenn es uns eigentlich nicht geschmeckt hat. Es wird erwartet, dass wir sagen, Tante Agathe habe es so gemütlich und geschmackvoll, auch wenn ihre Tapeten Albträume auslösen können. Doch auf einer moralischen und ethischen Ebene ist es wichtiger, lieb und umgänglich zu sein, als wahrheitsgetreu.

Währt ehrlich am längsten?

Tja. Wie ich einleitend bereits schrieb, ist der Begriff »Ehrlichkeit« von größter Wichtigkeit, um Vertrauen aufrechtzuerhalten und gesunde Beziehungen zu vertiefen. Zweifellos haben im Laufe der Geschichte schon viele behauptet, niemand könne sein Leben ganz ohne Schwindel führen, was wiederum zu der Behauptung führt, auf irgendeine Weise oder bis zu einem bestimmten Grad würden alle lügen.

Vielleicht sollten nicht alle von der Wahrheit abweichenden Behauptungen verworfen werden. Hier reicht das Spektrum von vollmundigen Übertreibungen bis hin zu ernsteren Formen, zu denen dann auch frei erfundene und grobe Lügen gehören. Auch wenn die meisten von uns bei manchen harmlosen Ausschmückungen mitspielen, um die zwischenmenschliche Harmonie zu bewahren oder die Gefühle der anderen zu schützen, heißt das noch lange nicht, dass alle immer gleich viel lügen. Vielen Studien zufolge tendiert der Mensch im Allgemeinen sogar eher dazu, verhältnismäßig wenig zu lügen und sich Lügen für strategische Zwecke aufzusparen.

Ehrlichkeit erfordert gute Absichten, betrügerische Handlungen hingegen werden oft durch eine Vielzahl von Faktoren begünstigt. Mitunter handelt es sich bei einer Lüge um eine instinktive Reaktion, ausgelöst durch die Angst vor Verurteilung oder negativen Konsequenzen. Wir müssen einfach akzeptieren, dass nicht jeder aus Bosheit lügt. Sie und ich jedenfalls nicht, stimmt’s?

Vertrauen ist die Grundlage menschlicher Beziehungen, daher sind Täuschungen im Alltag schädlich. Die Aufrichtigkeit und Vertrauenswürdigkeit im Charakter des Einzelnen zeigt sich bei längeren Interaktionen. Lügen dagegen beeinträchtigen das Vertrauen. Die soziale Dynamik nimmt Schaden. Logisch eigentlich. Wer möchte schon einen Lügner in seiner unmittelbaren Nähe haben?

Die Kultur beeinflusst, wie wir lügen

Wo und wie man aufwächst, beeinflusst immens, wie man zu Lügen und Wahrheit steht. Gesellschaften mit respektorientierten Kulturen, etwa in Ostasien, legen zum Beispiel großen Wert auf Werte wie Tugend und Ethik. Folglich betonen sie die Notwendigkeit von Ehrlichkeit und wie wichtig es ist, Vertrauen zu kultivieren und zu fördern.

In Kulturen wie der westlichen hingegen, in denen situative Bedürfnisse stark im Vordergrund stehen, wo also vorrangig das getan wird, was im Moment das Beste für einen selbst ist, wird möglicherweise häufiger gelogen.

Man könnte sich fragen, wie viele Menschen in kriminellen Netzwerken die Wahrheit sagen. Welche Art von Kultur entsteht wohl, wenn sich Gangster zusammentun, von denen nicht wenige sowohl Psychopathen als auch Soziopathen sind, deren Lebensprinzip Lug und Trug ist? Lügen und Täuschung sind ein so integraler Bestandteil dieser Welt – unglaublich, dass jemand in einer solchen Blase jemals jemand anderem vertrauen könnte. Als rechtschaffener Bürger fällt es schwer, sich in eine solche Situation hineinzuversetzen.

Dann hat es im Laufe der Geschichte auch Beispiele für Kulturen gegeben, in denen wahrheitstreue Menschen nicht besonders geschätzt wurden. In meiner Ecke der Welt beispielsweise lässt sich Kritik an der Regierung leicht äußern, in Diktaturen eher nicht.

Unter der kommunistischen Herrschaft in der DDR etwa regierte jahrzehntelang die Angst. Geschätzt ungefähr jeder dritte Einwohner soll auf die eine oder andere Art dem Staat Informationen zugespielt haben, was dazu führte, dass alle ständig und bezüglich allem logen. Niemand traute sich, Verantwortung für etwas zu übernehmen, da ein erhebliches Risiko damit einherging – was, wenn die falschen Leute erfuhren, was man hinsichtlich bestimmter Dinge wirklich dachte?

Manche Kulturen sind fraglos korrupter als andere, was in Bezug auf die Wahrheit wohl kaum eine gute Voraussetzung für das Überleben außerhalb ihres kleinen Biotops ist.

Selbst hier im kleinen Schweden, einer relativ gut funktionierenden Gesellschaft, haben wir natürlich Probleme mit Lügen. Aus einer internationalen Perspektive wirken sie jedoch manchmal ein wenig drollig. Hierzulande gilt es nämlich von jeher als äußerst unschicklich, mit seinen Erfolgen zu prahlen.

Wer erfolgreicher ist als sein Umfeld, muss damit rechnen, dass ihm jemand auf die Pelle rückt und versucht, ihn vom Thron zu stoßen. Wenn man viel Geld verdient, gehen viele Menschen davon aus, man hätte es sich unter den Nagel gerissen und nicht jahrelang hart gearbeitet und viel riskiert.

Diese Einstellung ist Ausdruck des berühmten Jante-Gesetzes (das zugegebenermaßen einen dänisch-norwegischen Urheber hat), wonach wir uns mit unseren persönlichen Erfolgen zurückhalten sollten, um unsere Mitmenschen nicht zu sehr zu verärgern.

Beim folgenden Zitat aus dem Jante-Gesetz handelt es sich um das siebte Gebot:

Du sollst nicht glauben, dass du zu etwas taugst.

Welche Konsequenzen zieht eine solch miesepetrige Haltung wohl nach sich?

Wie bist du bloß an diese gut bezahlte Stelle gekommen? Wen kennst du dort?

Was antwortet man darauf?

Ach, das war einfach Glück.

Kein Gedanke daran, zuzugeben, dass man sich vorher neun Jahre lang den Buckel krumm geschuftet hat. Eigenartig, gelinde gesagt. Aber immer noch eine Lüge.

… und manchmal ist es in Ordnung, zu lügen

Wie also lautet das Fazit? Vielleicht so: Obgleich man festhalten kann, dass Unehrlichkeit absolut überall vorkommt, geraten die Faktoren, die dazu führen, doch häufig in den Hintergrund. Daher war es womöglich eine winzige Spur ungerecht von mir, blindlings zu behaupten, dass alle lügen, ohne die vielschichtige und, ganz ehrlich, auch ziemlich komplizierte Dynamik zu berücksichtigen, die dem menschlichen Verhalten zugrunde liegt. Alle Menschen sind imstande, ehrlich zu sein, und der wahre Maßstab für den Charakter ist, wie oft sich jemand für die Wahrheit entscheidet und ihr den Vorrang gibt. Für mich ist die Sache klar: Wenn jemand in der Lage ist, sich aus einer Situation herauszulügen, es aber nicht tut, empfinde ich mehr Respekt für ihn als für jemanden, der gar nicht zur Lüge fähig ist. Denken Sie mal darüber nach.

Praktisches Wissen – die vier Farben

Das unterschiedliche Verhalten der Menschen und ihre persönlichen Eigenschaften sind wie immer hochinteressant und faszinierend. Schauen wir uns also an, ob zwischen einem bestimmten Verhaltensmuster und Lügen ein Zusammenhang besteht. Zu DISC und den vier Farben habe ich, wie Sie vielleicht wissen, bereits mehrere Bücher geschrieben. Wenn Sie sich nach deren Lektüre als eingefleischter Experte für diese Theorien betrachten, brauchen Sie den folgenden Absatz vielleicht nicht, aber ich empfehle Ihnen trotzdem eine kurze Auffrischung, damit Sie Bescheid wissen, wenn es an anderer Stelle um die Farben geht.

Also: Bitte dranbleiben.

Menschliches Verhalten klug erklärt

Haben Sie schon einmal von der Methode gehört, das menschliche Verhalten nach vier Farben zu kategorisieren? Rot steht für Dominanz, Gelb für Inspiration, Grün für Stabilität und Blau für Gewissenhaftigkeit. Dies ist die Grundlage der weltweit sehr bekannten DISC-Theorie.

 

Abbildung A

 

Wie auf Abbildung A zu sehen, deckt jedes Feld zwei Dimensionen ab: Sachorientierung steht der Beziehungsorientierung gegenüber und Extroversion der Introversion. Anhand der Farben kann man sich das besser merken. Betrachten Sie das Ganze als ein rein pädagogisches Hilfsmittel: Es ist schlichtweg leichter, sich rot-gelbes Verhalten zu merken als die Abkürzungen D, I, S und C. D steht dabei für Dominance, I steht für Inspiration, S steht für Stability und C steht für Conscientiousness (was man mit Gewissenhaftigkeit übersetzen kann).

Bei jeder Farbe werden zwei Dimensionen kombiniert, das heißt, eine Farbe umfasst zugleich zwei Messpunkte. Das hängt davon ab, auf welcher Achse man sich befindet. Sehen Sie sich das Bild unten an (Abbildung B). Daran wird deutlich, wer eher sachorientiert und wer eher beziehungsorientiert ist. Zudem lässt sich ablesen, wer extrovertiert und aktiv ist und wer introvertiert und eher passiv ist.

 

Abbildung B

 

Haben wir erst einmal verstanden, was die beiden Achsen anzeigen, sehen wir die verschiedenen Farben plötzlich im richtigen Licht.

Es gibt digitale Tools, die anzeigen, wie stark jede Farbe bei einer gegebenen Person ausgeprägt ist. Im Ergebnis erhält man ein Diagramm, das zeigt, welches Profil anhand des DISC-Modells ermittelt wurde, sprich, welches Verhalten hauptsächlich an den Tag gelegt wird. Auch wenn im Verhaltensprofil eine bestimmte Farbe überwiegt, bleiben immer noch eine Vielzahl an Interpretationen offen, je nachdem, wie stark die anderen Farben ausgeprägt sind.

Häufig werde ich gefragt, ob es wirklich nur vier Persönlichkeitstypen gibt. Die Antwort ist ganz einfach: selbstverständlich nicht. Wie wir auf dem Bild oben sehen können, ist die Farbe Rot zum Beispiel tatsächlich immer rot, trotzdem kann sie viele verschiedene Dinge bedeuten.

Eine Person ganz oben in der rechten roten Ecke ist sehr rot – womöglich ausschließlich rot. Diese Person zeigt sich auf eine bestimmte Weise. Wir verstehen sie fast auf Anhieb. Wer sich dagegen in der linken unteren Ecke des roten Kastens befindet, wird auf eine etwas andere Weise wahrgenommen. Die Position auf der Skala, an der man sich gleichzeitig auf beiden Achsen befindet, wirkt sich auf das Verhaltensprofil aus. Hier soll es also nur darum gehen, die verschiedenen Grundbestandteile zu beschreiben.

 

Sie merken: Ich lege den Schwerpunkt auf das Verhaltensprofil. Bitte denken Sie daran, dass es sich bei dem Modell eben nicht um einen Persönlichkeitstest handelt, sondern um ein Hilfsmittel zur Selbsteinschätzung, mit dem Verhaltensweisen beschrieben werden.

Verhaltensweisen sind das, was das Umfeld einer Person sieht und hört. Die Persönlichkeit ist immer viel tiefgreifender als das Verhalten. Um eine Persönlichkeit zu analysieren, bedarf es umfassenderer Methoden als einer DISC-Analyse. Das Modell berücksichtigt weder die Beweggründe, Motivationsfaktoren, Interessen, Intelligenz, Fähigkeiten und Kompetenzen einer Person noch die Bedeutung des Geschlechts, den Platz in der Geschwisterreihenfolge, ob jemand hochsensibel ist oder eine Diagnose wie ADHS oder das Asperger-Syndrom hat.

Die Frage, ob die DISC-Theorie die beste verfügbare Methode ist, stellt sich mir gar nicht, ich beschränke mich hier lediglich auf die Beschreibung ihrer Funktionsweise. Ich bin der festen Überzeugung, dass das Modell bei richtiger Anwendung hervorragend geeignet ist, um menschliches Verhalten zu verstehen und dadurch die eigene Selbsterkenntnis zu verbessern.

Ursprünglich habe ich mich bei meinem ersten Buch, Alles Idioten!?, für die DISC-Theorie entschieden, weil das Modell auf der ganzen Welt verbreitet ist. Es wird auf sämtlichen Kontinenten in über fünfzig verschiedenen Sprachen angeboten. Nach Angaben einer amerikanischen Universität aus dem Jahr 2013 wurden weltweit etwa fünfzig Millionen DISC-Analysen durchgeführt. Wie viele es zum jetzigen Zeitpunkt sind, zehn Jahre später? Das weiß ich nicht, ich habe aber Grund zu der Annahme, dass es erheblich mehr sein dürften.

 

Im Folgenden (Abbildung C) finden Sie eine Beschreibung verschiedener Merkmale, die sich in der Regel mit der jeweiligen Farbe in Verbindung bringen lassen. Betrachten Sie diese jedoch als Orientierungshilfe.

Nur weil unter Gelb Spontaneität steht, heißt das noch lange nicht, dass jemand, bei dem andere Farben stärker ausgeprägt sind, nicht auch spontan sein kann. Es bedeutet lediglich, dass Spontaneität ein ausgeprägtes Merkmal der gelben Ausprägung ist. Solche Menschen sind tendenziell die meiste Zeit über spontan.

Zwischen bestimmten Farben ergeben sich zudem Überschneidungen. Rot und Gelb enthalten mehr aktive Eigenschaften, während Grün und Blau eher passiv sind. Das bedeutet keineswegs, dass eines besser ist als das andere – nur dass sie unterschiedlich sind.

Rot

Dominant

Gelb

Inspirierend

Grün

Stabil

Blau

Analytisch

antriebsstark

gesprächig

geduldig

fürsorglich

ehrgeizig

enthusiastisch

gelassen

systematisch

willensstark

überzeugend

beherrscht

distanziert

zielstrebig

kreativ

verlässlich

korrekt

vorausschauend

optimistisch

ruhig

konventionell

Problemlöser

gesellig

loyal

wirkt unsicher

Wegbereiter

spontan

bescheiden

objektiv

entschlussfreudig

ausdrucksstark

verständnisvoll

strukturiert

Innovator

charmant

umständlich

analytisch

möchte die Kontrolle haben

lebensfroh

stabil

perfektionistisch

überzeugend

selbstbezogen

vorsichtig

braucht Zeit

leistungsorientiert

sensibel

zurückhaltend

reflektiert

kraftvoll

folgsam/anpassungsfähig

unterstützend

methodisch

ergebnisorientiert

inspirierend

kann gut zuhören

will Tatsachen

Initiator

braucht Aufmerksamkeit

hilfsbereit

qualitätsorientiert

kurz entschlossen

anregend

Umsetzer

überprüfend

auf die Zeit bedacht

kommunikativ

ausdauernd

befolgt Regeln

anstrengend

flexibel

aufmerksam

logisch

ausdauernd

offen

rücksichtsvoll

hinter-fragend

 

beziehungsorientiert

 

gewissenhaft

Abbildung C

 

Auf dem grünen Balken sehen wir einige Eigenschaften, mit denen sich wahrscheinlich nur sehr wenige Menschen hundertprozentig identifizieren würden. Eine Person, die nur diese Verhaltensweisen aufweist, würde als völlig introvertiert und ausschließlich beziehungsorientiert wahrgenommen werden. So sehen die grünen Verhaltensweisen bei näherer Betrachtung zwar aus, doch sämtliche Eigenschaften würden nur auf eine Person zutreffen, die sich im vorherigen Bild (Abbildung B) ganz unten links wiederfände. Je weiter rechts man sich in dem grünen Kästchen befindet, desto weniger grüne Merkmale sind für die Umgebung sichtbar, stattdessen tauchen eine Reihe von gelben Merkmalen parallel zu einer Reihe von grünen auf. Befänden Sie sich in der gegenüberliegenden Ecke von Abbildung B, das heißt oben rechts in dem roten Kästchen, wären Sie ein extrovertierter Mensch, dem es nur um Aufgaben und Dinge ginge. Solche Typen gibt es zwar, aber nicht sehr häufig. Die meisten roten Persönlichkeitstypen landen an einer anderen Stelle im roten Teil des Diagramms!

Bei einer DISC-Analyse weisen statistisch gesehen lediglich etwa fünf Prozent der Bevölkerung nur eine einzige Farbe auf. Deshalb identifizieren sich sehr wenige Menschen zum Beispiel als nur gelb oder nur blau. Das gibt es zwar, aber, wie gesagt, es kommt relativ selten vor.

Es ist klug, zunächst einmal von der Behauptung auszugehen, Menschen seien so komplex, dass sie nicht mit ein paar Sätzen auf einem Blatt Papier beschrieben werden können. Das gilt jedoch bloß bis zu einem bestimmten Punkt. Ja, stimmt, einen Menschen wird man wahrscheinlich nie hundertprozentig verstehen können, aber es stimmt eben auch, dass man eine Fülle an Informationen dokumentieren kann – und sich dennoch bewusst ist, dass man ihn oder sie nicht vollständig beschreiben kann.

Hier noch ein paar Dinge, die Sie über die DISC-Theorie wissen sollten:

Nicht alles im Verhalten einer Person kann mit DISC erklärt werden.

Es gibt viele andere Modelle, die das menschliche Verhalten erklären.

Es gibt weit mehr Puzzleteile als nur die »Farben«, um verschiedene Verhaltensmuster zu identifizieren.

Das DISC-Modell wurde anhand von Forschungsergebnissen aus der Psychologie entwickelt, wird weltweit eingesetzt und ist in etwa fünfzig verschiedenen Sprachen erhältlich.

Statistisch gesehen weisen etwa 80 Prozent der Menschen eine Kombination aus zwei Farben auf, die in ihren Verhaltensweisen dominieren. Bei etwa 5 Prozent wird das Verhalten von nur einer Farbe dominiert. Der Rest weist eine Kombination aus drei Farben auf. Zu diesen Menschen gehört auch der Autor, was ihm den Alltag manchmal ganz schön erschwert.

Am häufigsten ist ein ausschließlich grünes Verhalten oder Grün in Kombination mit einer anderen Farbe. Am seltensten ist ein rein rotes Verhalten oder Rot in Kombination mit einer anderen Farbe.

Im Verhalten gibt es zwischen den verschiedenen Geschlechtern einige Unterschiede.

Neben den Beispielen, die ich in diesem Buch anführe, gibt es immer auch Ausnahmen.

Wenn Sie sich eingehender mit diesem Modell befassen möchten, empfehle ich Ihnen Alles Idioten!?, das sich ausschließlich mit diesem Thema beschäftigt.

 

Was das Lügen angeht, ist es natürlich von größtem Interesse, sich bewusst zu machen, was man überhaupt von den Menschen erwarten kann, mit denen man zu tun hat. Dieses einfache Farbsystem bietet Ihnen eine praktische Möglichkeit, die übelsten Stolperfallen zu vermeiden. Denken Sie beim Lesen des Buches und beim Reflektieren über Lügen an Ihre eigenen Farben und an die Menschen in Ihrem Umfeld. Womöglich sind sie nicht einmal Lügner – vielleicht verstehen Sie sie einfach nicht. Oder die anderen verstehen Sie nicht.

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