"Alles nur,...weil ich dich liebe..." - Patricia Dohle - E-Book

"Alles nur,...weil ich dich liebe..." E-Book

Patricia Dohle

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Beschreibung

In dem Thriller "Alles nur,…weil ich dich liebe…" von Patricia Dohle geht es um eine junge Frau, die verzweifelt versucht ihr Leben und das ihres ungeborenen Kindes zu retten. Nachdem ihre große Liebe sie geschlagen, genötigt und vergewaltigt hat fasst die junge Mutter einen Entschluss. Er muss verschwinden! Und das schnell! Dass Molly in all der vergangenen Zeit am meisten ihren Verstand verliert merkt sie zu spät und wacht in einem Gefängnis in Kalifornien wieder auf. Auf ihrer Reise durch ihre Gedanken begegnet Molly vielen Gefahren. Ihre Geschichte ist nichts für schwache Nerven, was auch ihre Freunde bald feststellen müssen, die versuchen die Wahrheit ans Licht zu bringen, die Wahrheit, die nur Molly weiß.

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"Alles nur,..weil ich dich liebe..."

Autorin - Patricia DohlePrologKapitel 1.Kapitel 2.Kapitel 3.Kapitel 4.Kapitel 5.Kapitel 6.Kapitel 7.Kapitel 8.Kapitel 9.Kapitel 10.Kapitel 11.Kapitel 12.Kapitel 13.Kapitel 14.Kapitel 15.Kapitel 16.Kapitel 17.Kapitel 18.Kapitel 19.Epilog

Autorin - Patricia Dohle

Patricia Dohle ist eine junge Buchautorin. Sie lebt mit ihrer Familie im kleinen Landkreis Holzminden.

(Niedersachsen)

Mit Achtzehn veröffentlichte sie ihr erstes Buch.

https://www.facebook.com/PatriciaDAutorin/

Foto: Fischer Foto (Holzminden)

Widmung

Dieses Buch widme ich all denen, die für mich stark geblieben sind. Diejenigen, die immer hinter mir standen mich gehalten haben, wenn es schwierig wurde und mich nach allem wieder in die richtige Richtung gelenkt haben.

Schlussendlich ist dieses Buch jedoch für meine Leser, die mich ermutigt haben es fertig zu stellen, zu veröffentlichen und natürlich weitere Romane zu verfassen.

Prolog

Es ist Sommer. Eine schöne Zeit. Ich sitze in einem schicken VW Cabrio. Der Wind weht meine lange Mähne nach hinten und die Sonne wärmt meine Schultern, die bedeckt sind mit kleinen, lachenden Sommersprossen. Er sitzt neben mir. Er fährt nicht zu schnell. Eine Hand lässig auf dem Lenkrad, die andere liegt in meinem Nacken und seine Finger streicheln zart über meine Haut. Es bereitet mir eine Gänsehaut, dann hört er auf und ein kurzer Moment der Trauer überkommt mich, der genauso schnell wieder geht, wie er gekommen war. Er zieht seine gespiegelte Sonnenbrille lässig ein Stück von seiner Nase, die wie alles andere an ihm perfekt ist. Er lugt mit seinen grauen Augen über den Rand hinweg und sieht mich an. Nur für einen Moment. Es ist nicht lange. Doch es reicht, um mich in seinen Bann zu ziehen und da bin ich nun, 22 Jahre jung und er neben mir. Wir könnten machen was wir wollten. Weg fahren, hier bleiben, umherreisen und irgendwann, wenn wir alt und grau sind, sesshaft werden. Er ließ mich all das vergessen, was hinter meiner rauen und grauen Fassade lag. Eine schwere Zeit lag hinter mir. Hinter uns. Die Schule war vorbei und der Sommer sollte nicht mehr allzu lang anhalten. Manche Blätter färbten sich jetzt schon in den schönsten Farben. Ich sah zu ihm rüber. Betrachtete seine wundervolle Silhouette. Er bemerkte mich nicht. Ich hatte keine Angst, wenn er Auto fuhr, so wie früher. Er war es gewesen, der mich zu neuem Leben erweckt hatte. Er sah nur mein Äußeres, nicht die Narben die im Inneren auf ihn warteten und die nur Nachts in aller Stille, wenn alle anderen schon schliefen, zum Vorschein kamen und ich hatte nur einen Gedanken: Ich liebe diesen Mann mehr als alles andere! Eine Wolkenwand zog auf. Wir waren fast da, als der Himmel sich verdunkelte. Es ärgerte mich, dass das Licht, das mich die ganze Zeit über erwärmt hatte, verschwand. Doch hätte ich an diesem Tag gewusst, dass meine Welt für immer so dunkel bleiben sollte, wäre ich niemals aus dem schicken VW Cabrio ausgestiegen.

Kapitel 1.

Es ist schon spät. Ich sitze seit Stunden auf dem Stuhl. Dem Stuhl, der mein Zimmer schmückt. Wie lange muss ich wohl noch hier bleiben bis sie kommen? Wie lange lassen sie mich warten? Es ist Winter, draußen vor dem Fenster erkenne ich Schnee. Ich weiß nicht so recht, welchen Monat wir haben. Später Oktober, November, Dezember oder sogar schon Januar? Ich weiß es nicht. Zeit ist auch nicht wichtig. Wichtig ist: Ich bin hier. In meinem Zimmer. Auf meinem Stuhl und kann nach draußen sehen. Er ist weg und er kommt auch nicht wieder. Das ist gut so, denke ich mir und grinse. Draußen rieselt der Schnee und es ist schon eine Weile dunkel. Bald müsste Nena kommen und mir mein Essen bringen. „Hackbraten“, sagte sie gestern. Ich glaube, sie hat Angst vor mir. Doch warum sollte sie? Sie ist nicht er. Niemand ist so wie er zu mir gewesen. Meine Handgelenke jucken. Gestern habe ich versucht, mir mit dem stumpfen Abendbrotmesser die Adern meiner linken Hand zu entblößen. Die Ärzte waren schneller. Ich mag die Ärzte hier nicht. Sie reden wirres Zeug und geben mir Medikamente, die mich müde machen. Ziemlich müde. Meist schlafe ich schnell ein, dann träume ich von ihm. Ich starre nach draußen. Betrachte den Schnee. Ich ziehe meine Beine an meinen Oberkörper und lege meinen schweren Kopf an meine Knie. Meine Arme fest um meine Beine geschlungen. Langsam wiege ich mich hin und her, hin und her. Meine Gedanken schweifen ab und dann bin ich dort, da wo ich hin möchte. Bei ihm. In unserer Wohnung…

Ich sehe in den Spiegel und streife mein rotes Kleid hinab zu meinen Beinen. Er wird sich freuen, kommt es mir in den Sinn. Ich gehe zurück in die Küche, wo mein Wochenendbraten langsam im Ofen zu garen beginnt. Ich stelle Teller und Weingläser auf den schön geschmückten Tisch. Draußen ist es kalt und der Wind pustet einzelne Schneeflocken umher. Ich ziehe die Gardinen zu und schaue, ob noch etwas Holz in den Ofen muss. Es ist abends kurz nach sieben. Maik müsste bald hier sein. Es ist alles etwas schwierig geworden, seitdem ich meinen Job in der Näherei kurz vor Weihnachten verloren habe. Maik arbeitet in einer Autowerkstatt, von morgens bis abends. Ich möchte ihm heute eine Freude bereiten und habe edles Essen gekocht und mich etwas heißer als nötig angezogen. Nach der Arbeit ist er immer ziemlich geschafft. Verständlich. Es ist kein leichter Job. Ich bemühe mich trotz alldem ihn glücklich zu machen. Die Tür geht auf und ein kalter Wind macht unsere kleinen vier Wände unsicher. Maik steht mit dicken Winterschuhen, einer alten verwaschenen Jeans, einem dreckigen weißen Shirt und einer dicken, gefütterten Jacke vor mir. In seinem Gesicht sind schwarze schmierige Abdrücke vom Öl zuerkennen. Seine etwas fettigen Haare haben schon etwas länger keine Schere oder ein Bad gesehen. Sein Blick ist hart und kalt, wie draußen die Eiszapfen, die von unserem Dach herunter hängen. Unter seinen Augen sehe ich dunkle Ringe. Der Schlaf fehlt ihm seit Tagen. Die Kälte hält ihn wach. Ich gehe zu ihm. Nehme ihm die Jacke, die er ausgezogen hatte, aus der Hand und hauche ihm flüchtig einen Kuss auf die dreckige Wange. „Wie war dein Tag Baby? War viel zu tun?“ frage ich besorgt. In der Hoffnung ihm ein kleines Lächeln entlocken zu können. Sein Blick wandert über meinen Körper. Er zieht eine Augenbraue in Richtung Decke und schaut etwas verwirrt in der Gegend umher. Er kratzt sich am Kopf und antwortet in einem mürrischen Tonfall: „Äh… nein, war ganz ruhig heute. Nur viele Autos abgeschleppt, die bei dem Sauwetter stecken oder sogar ganz stehen geblieben sind.“ Wieder ein musternder Blick. Ich stehe ein wenig verlegen da und weiß selbst noch nicht ganz genau, was ich eigentlich von ihm erwarte. Ich sehe ihn an und überlege mir was schief gelaufen ist. Er ist nicht mehr der junge Mann, mit dem ich letztes Jahr im Sommer nach der Schule abgehauen bin. Wir fuhren eine Zeit lang durchs Land. Genossen die verschiedenen Jahreszeiten und Städte und liebten uns fast jede Nacht. Niemand hätte uns aufhalten können. Wäre nicht irgendwann unser ganzes Erspartes leer gewesen. Mit dem letzten Rest mieteten wir uns eine Wohnung in einem kleinen fast unbewohnten Teil von Los Angeles. Wir suchten uns beide einen Job, den wir beide nicht wirklich leiden konnten. Ich arbeitete in einer Näherei und verdiente nicht viel. Nebenbei schmiss ich den Haushalt und verwaltete unsere Rechnungen, die von Tag zu Tag mehr zu werden schienen. Wir hatten uns überschätzt, dachte ich. Das muss es gewesen sein. Doch unsere Liebe verlor nicht an Stärke. Wir hatten nicht mehr so viel Zeit für Sex und zärtliche Zweisamkeit, doch trotzdem liebte ich diesen Mann bis aufs Knochenmark und er mich. Vor einem halben Jahr kniete er dann vor mir nieder und kurz darauf heirateten wir still und heimlich in unserer örtlichen Kirche. Ohne jegliche Verwandtschaft oder Freunde. Die wir sowieso nicht hatten. Meine Eltern waren tot. Beide bei einem Autounfall ums Leben gekommen. Seine Eltern waren irgendwo angeblich nach Kanada ausgereist. Doch so recht wusste ich das nicht. Wir hatten nie über solche Dinge gesprochen und wenn es tatsächlich Mal zu diesem Thema kam, blieb Maik eher stumm und wechselte das Thema sofort wieder. Durch unsere ganze Reiserei hatten wir es genauso wenig geschafft, Freundschaften zu knüpfen. Maik hatte ein paar Arbeitskollegen, die hin und wieder zu Besuch waren mit ihren Frauen. Doch keine von denen sollte mir zu nah auf die Pelle rücken. Sie waren nett aber nicht ganz meine Wellenlänge und zu allem Überfluss machten sie hin und wieder meinem frischen Ehemann schöne Augen. Ich war eine Einzelgängerin. Schon immer. Der einzige Mensch, den ich in meine Nähe ließ war Maik. Seit dem Unfall meiner Eltern hatte ich kaum Kontakt mit irgendwem. Ich traf Maik am College. In irgendeinem bescheuertem Kurs, zu dem ich eigentlich gar nicht wollte. Doch heute bin ich froh darüber, ihn zu kennen. Er zeigte mir die Welt, kniete vor mir nieder und ist auch jetzt in nicht ganz so guten Zeiten bei mir und jetzt steht er hier dreckig und unrasiert und starrt mich an. Plötzlich räuspert er sich und sieht mir direkt in die Augen mit einem leichten Ansatz eines Lächelns im Gesicht und einem Hauch von Nervosität. „Du… sag mal, hab ich vielleicht irgendwas vergessen oder so? Unser Hochzeitstag ist doch erst in zwei Monaten. Oder liege ich falsch? Ich kann auch nochmal zum Blumenladen um die Ecke gehen und dir einen Strauß besorgen, falls du das als Entschädigung annimmst?“ Ich muss schmunzeln. Nein, er hatte nichts vergessen, dachte ich mir. Aber er schien sich sichtlich darüber zu freuen. Mit einem Grinsen im Gesicht schüttele ich den Kopf und ohne Vorwarnung beuge ich mich vor und falle ihm in die Arme. Er fängt mich auf und schlingt die Arme um mich und mir wird bewusst, dass sich im Ansatz meiner Augen, Tränen bilden. Es ist eine schwere Zeit und das lässt mich nicht kalt. Ich schmiege mich an seine starken Arme. Egal ob dreckig oder nicht. Ich bin froh hier zu sein. Er scheint immer noch verwirrt zu sein. Nimmt mich aber behutsam in seinen Armen auf und als er merkt wie mir die Tränen übers Gesicht kullern, streichelt er langsam meinen Haaransatz und versucht mich zu trösten. Mein Bauchgefühl sagt mir, dass ich alles richtig gemacht habe. Wir standen stundenlang so da, zumindest fühlte es sich so an. Doch das kann nicht sein. Ich löse mich von ihm und sehe ihn an. Ich hoffe, dass meine Schminke nicht verlaufen ist. Sonst wäre die ganze Mühe im Bad von heute Mittag völlig umsonst gewesen. Wir stehen immer noch im Flur und schweigen uns an. Ich wische mir mit dem Handrücken die Nase und die Wange ab und überlege was ich jetzt sage. Maik kommt mir zu vor: „Ist alles okay? Sag doch irgendwas?“ Er schaut mich mit seinen großen, grauen Kulleraugen an, wie ein kleiner Junge. Ängstlich und verwirrt. Er glaubt es sei seine Schuld, doch das ist es nicht. Endlich finde ich meine Stimme und meinen Verstand wieder und kann etwas erwidern: „Ich bin nur etwas müde, das ist alles. Es war ein langer Tag und nein, du hast Recht: unser Hochzeitstag ist erst in zwei Monaten. Aber… Aber ich dachte ich kann dir eine Freude bereiten, wenn ich etwas Leckeres koche und...“, ich unterdrücke mein Schluchzen und mir fällt mit einem Schlag der Braten im Ofen ein. Ohne ein weiteres Wort drehe ich mich um und renne zu unserer kleinen, geräumigen Küche. Ich sehe gerade noch, dass die Scheibe von dem Ofen rabenschwarz ist. Schnell öffne ich die vordere Klappe und ziehe mit einem Topflappen das Gitter auf dem sich der Braten befindet heraus. Die Küche ist schwarz. Mein ganzes Sichtfeld ist schwarz. Ich huste, um den elendigen Geruch von verbranntem Fleisch aus der Nase zu bekommen. Eifrig wedle ich mit dem Lappen, um die riesige Wolke von mir weg zu bewegen. Es gelingt mir das Fenster zu finden und es zu öffnen. „So ein Mist! So ein verfluchter scheiß Mist!“ fluche ich vor mich hin. Ich schmeiße den Topflappen gegen die Küchenfliesen und nun koche ich vor mich hin, nicht das Essen, dann hinter mir ein Lachen. Ich drehe mich wütend um und sehe wie Maik im Türrahmen lehnt und lacht. Er schaut auf den Boden und kann gar nicht mehr aufhören zu lachen. Ich stemme die Arme in die Hüfte und fauche ihn an: „Was ist daran bitteschön so lustig? Es ist alles versaut. Ich stand den ganzen Tag in der Küche und jetzt? Sieh es dir an! Das ist nicht komisch!“ Er bemerkt meinen angesäuerten Tonfall und reißt sich zusammen. Wieder ein Räuspern bevor er spricht: „Nein, du hast Recht. Das ist nicht komisch und ja, du hast dir wirklich Mühe gegeben.“ Wieder diese großen, grauen Kulleraugen. Meine Wut versiegt langsam. Ich lasse meine Arme wieder schlaff an meinem Körper herunter baumeln. Mir entfährt ein lauter Seufzer und ich lasse den Kopf hängen. Maiks Lachen versiegt nun komplett und er tritt vor mich. Seine rechte Hand umfasst mein Kinn und zieht es nach oben, sodass ich ihm in die Augen sehen muss. „Hey, alles gut. Ich hatte sowieso nicht allzu viel Hunger.“ Er zieht ein schiefes Lächeln, das nicht ganz bis zu seinen Augen reicht. Ich weiß, dass er lügt doch trotzdem muss ich lächeln. Seine linke Hand wandert an meiner Taille entlang und findet halt an der rechten Hälfte meines Hinterns. Er sieht mir tief in die Augen und drückt seine Lippen auf meine. Es ist kein normaler Kuss. In ihm liegt viel zu viel Leidenschaft, die all die letzten Wochen und Monate zugrunde gegangen war. Er zieht mich an seinen Körper und er ist heiß. Trotz Minustemperaturen außerhalb des Hauses glüht seine Haut. Seine Zunge schiebt sich langsam in meinen Mund und ich strecke ihm meine entgegen. Mir wird ebenfalls ganz warm. Er schmeckt süßlich und seine Zunge umspielt meine Mundhöhle. Mein Unterleib und meine restlichen Knochen ziehen sich gründlich zusammen. Sie lassen nicht einen Muskel außer Acht. Sanft schiebt er mich ein Stück zurück bis ich in meinem Rücken den schön gedeckten Küchentisch entdecke. Er löst sich von mir und alles in meinem Kopf dreht sich. In seinen Augen flammt etwas auf. Sie leuchten richtig. Mein Herzschlag beschleunigt sich und ich weiß nicht mehr wohin. Sein Mund ist ein Stück offen. Sein Atem geht schneller als normal. Er sagt nichts. Sieht mich nur an. Ohne den Blick von ihm zu nehmen schiebe ich die Tischdecke mit samt dem Geschirr nach hinten. Klirrend fallen Messer, Gabel und Kerzenständer zu Boden. Nichts geht zu Bruch. Ich setze mich leicht an die Tischkante und sehe ihn herausfordernd an. Die Stimmung ist zum Zerreißen gespannt. Wären wir zwei Elektroteilchen, würden wahrscheinlich Funken sprühen. Er tritt einen Schritt näher und kaut sich genüsslich auf der Unterlippe herum. Wir starren uns immer noch an. Er streckt seine Hand nach meinem Oberschenkel aus. Mein Kleid reicht mir bis knapp übers Knie, wenn ich sitze. Er legt seine Hand auf mein Knie. Seine Wärme durchströmt mich, wie ein Stromschlag. Ich lege meinen Kopf leicht in den Nacken, versuche aber den Blick trotzdem nicht von ihm zunehmen, er schiebt seine Hand langsam und ganz vorsichtig unter mein Kleid. Mit gierigen Blicken mustert er mich. Ich habe das Gefühl, dass mir schwindelig wird, dem ist aber nicht so. Ich bin wahrscheinlich nur tierisch durcheinander. Das letzte Mal bekam ich solche Berührungen ein paar Monate nach unserer Hochzeitsnacht. Ich lasse ihn ganz auf mich einwirken versuche mich, nicht zu bewegen denn ich will, dass er bloß nicht aufhört. Ich merke, wie ich unüberhörbar meinen Atem ausstoße, als seine Hand die Innenseite meiner Oberschenkel ertastet. Meine Arme habe ich auf seinen Schultern abgelegt und fahre mit meinen Fingern durch sein widerspenstiges Haar. Er merkt, wie sich die Lust zwischen uns ausbreitet. Seine zweite Hand schiebt sich zwischen meine Beine und zieht sie vorsichtig auseinander. Er stellt seine Füße so gegen meine, dass ich die Beine spreizen muss. Ich stehe so nah bei ihm, dass meine Oberschenkel seinen Jeansrand berühren. Seine langen Finger breiten sich auf meinem Körper aus, während er mich wieder küsst. Erst ganz langsam, dann etwas wilder. Unsere Zungen vereinen sich und spielen miteinander, während seine Finger von meinen Beinen hinauf zu meinen Brüsten finden. Die Massage, die ich über mich ergehen lasse, ist der Wahnsinn. Immer wieder schließt er seine Hände um meinen zierlichen Busen. Seine Finger finden meine Brustwarzen, die unter meinem Kleid hart geworden sind. Er packt sie zwischen Daumen und Zeigefinger und dreht und zieht sanft an ihnen, um die Härte beizubehalten. Ich stöhne leicht auf, als mich seine Berührungen zu überrollen drohen. Meine Finger krallen sich nun in seinen Nacken und flehen ihn an nur nicht aufzuhören. Ich spüre seine Erektion an meinem Geschlecht und bete zu Gott, dass dieser Moment niemals endet. Seine heißen Küsse drücken mich auf den Tisch unter mir. Immer ein Stück tiefer, bis mein Rücken die Platte berührt. Er löst die Lippen von mir und starrt mich mit offenem Mund an. „Nicht aufhören!“, sage ich und hoffe, dass es ihm genauso geht. Als er keinerlei Reaktion zeigt, stütze ich mich auf den Ellenbogen auf dem Tisch ab, fummle sein Shirt aus seiner Hose und zieh es ihm über den Kopf. Er wehrt sich nicht eine Sekunde. Ohne ein weiteres Wort greift er nach hinten und zieht den Reißverschluss von meinem Kleid nach unten. Ich lege mich zurück auf die Platte und lasse die eisige Kälte einen Moment auf mich wirken, währenddessen zieht er mir das Kleid über meinen Hintern und meine Beine und lässt es auf den Boden fallen. Außer meinem süßen Spitzenhöschen, trage ich jetzt nichts mehr. Maik steht Oberkörper frei vor mir. Wieder keine Reaktion von ihm. Ich setze mich auf, nehme sein Gesicht in meine Hände und küsse ihn ganz sanft, dann öffne ich seine Hose und sie rutscht ihm bis zu den Füßen. Er steigt hinaus und sieht mich an. „Bist du dir sicher, dass du das möchtest?“ Ich lächle ihn an. „Ja, genau jetzt und genau hier auf dem Tisch.“ Er stimmt in mein Grinsen ein und ehe ich mich versehe, fehlt mir mein Höschen und kurz darauf fällt auch seines. Wir sind beide nackt. Sein Penis federt etwas zurück, als er sich seine Shorts auszieht. Mein Blick durchbohrt ihn fast. Er lässt seine Finger noch einmal zwischen meine Schenkel gleiten und schiebt Zeige- und Mittelfinger in mich hinein. Ich stöhne auf. Er bewegt sich quälend langsam und ich merke wie ich feucht werde. Die andere Hand massiert meine Brust behutsam weiter. Ich recke mich ihm entgegen, dann zieht er seine Finger langsam zurück und drückt mich auf den Tisch, während er quälend langsam seinen Penis in mich schiebt. Ich stöhne wieder laut auf. Auf einmal ist alles weg. Die Geldsorgen, die Jobsuche, das verbrannte Essen, die verschmierte Schminke. Seine Hände finde ich an meiner Taille wieder und er drückt ihn noch tiefer in mich. Wieder ein Stöhnen. Er bewegt sich vor und zurück und mein Körper droht zu explodieren. Ich spreize meine Beine noch ein Stück um ihn voll und ganz willkommen zu heißen. Ich kann mein Stöhnen nicht mehr unterdrücken. Ihm gefällt das, wenn ich laut und ungezügelt bin. Er beginnt sich in einem atemraubenden Rhythmus zu bewegen und sein Daumen massiert meine Klitoris, was mich zum Beben bringt. Immer schneller. Ich spüre meinen Orgasmus, der mit großen Schritten auf mich zukommt. Mit einer Handbewegung ziehe seine Finger dort weg. Ich will noch nicht kommen. Nicht jetzt. Es ist zu gut. Es könnte meinetwegen die ganze Nacht so weiter gehen. Stundenlang. Heißen, innigen Sex auf unserem Küchentisch. Doch er packt meine Handgelenke und drückt mich zu Boden, ohne seinen Rhythmus zu verlieren. Er macht weiter. Ein Ziehen durchzuckt mich. Ich werde lauter und dann kann ich es nicht mehr halten. Ich schreie auf und lasse raus was raus muss. Mein Orgasmus überwältigt mich. Er macht noch ein, zwei Stöße weiter als er sich endgültig in mir verliert und sich in mir ergießt. Er ruft laut meinen Namen, als er kommt. Wir sinken auf dem Tisch zusammen. Beide erschöpft und müde. Keuchend legt Maik seinen Kopf auf meine Brust. Er zieht sich langsam aus mir zurück. Er scheint zufrieden. Minuten vergehen. Ich ringe nach Luft. Ich sehe auf. Maik liegt immer noch da. Ich hebe seinen Kopf ein Stück an und sehe ihn an. „Gehen wir jetzt ins Bett?“ Er lächelt und nickt nur. Ich gebe ihn einen Kuss auf die Stirn und wir erheben uns, lassen alles so stehen und liegen. Im Schlafzimmer angekommen kuscheln wir uns nackt aneinander und es ist die erste Nacht, in der ich keine Probleme habe einzuschlafen.

Ich werde wach und mein Blick fällt auf den Wecker neben mir. Halb drei. Ich fühle mich unwohl. Maik hat sich auf seiner Seite des Bettes zusammen gerollt und mir den Rücken zu gedreht. Ich bin hellwach und beschließe aufzustehen und in die Küche zu gehen. Ich schlage die Bettdecke auf und streife mir meinen Morgenmantel über. In der Küche sieht es aus wie Sau. Alles liegt noch da wie zuvor. Nach unserem kleinen Szenario auf dem Küchentisch. Messer und Gabeln liegen auf der Erde und die Tischdecke ist verschoben. Die Weingläser sind umgekippt und unsere Klamotten liegen auf dem Fußboden herum. Ich ignoriere die Unordnung und gehe schnurstracks zum Schrank um mir ein Glas heraus zu nehmen. Hunger habe ich nicht, obwohl wir gestern nichts mehr gegessen haben. Draußen ist es noch dunkel, doch in einzelnen Häusern brennt Licht. Ich drehe den Wasserhahn auf und lasse mein Glas halb voll laufen. Ich setze mich auf einen der drei Stühle, die um den chaotischen Tisch herumstehen, schaue aus dem Fenster und nehme dabei einen großen Schluck Wasser. Draußen schneit es und auf den Straßen liegt eine kleine Schneeschicht, dann bemerke ich es. Der Schmerz zuckt durch meine Venen. Ich stehle mein Glas auf die Fensterbank und ziehe den Ärmel meines Morgenmantels hinauf und dann sehe ich es. Um mein Handgelenk prangt ein riesiger blauer Fleck. Einzelne Finger sind zu erkennen. Die Flecke sind an einigen Stellen dunkler, als an anderen, doch sie schmerzen. Ich seufze und ziehe den Stoff schnell wieder drüber. Es war ein Unfall, sage ich mir. Ich ignoriere die Schmerzen und gehe wieder zu Bett. Ich sage Maik nichts von alldem und falle in einen unruhigen Schlaf, was nicht der letzte gewesen sein wird.

Kapitel 2.

Nena reißt mich aus meinen Gedanken. Ich höre wie die quietschenden Räder des Essenstransporters vor meinem Zimmer halten. Ich schaue nicht auf, höre nur wie sich das Schloss dreht und die Tür sich öffnet. Ich wusste, dass es Nena ist. Sie schlurft immer mit ihren Pantoffeln über den Linoleum Boden. „Ich bringe dir was zu essen, Molly“, sagt sie mit ihrer kleinen, zierlichen Mäusestimme. Nena ist nicht sonderlich groß, eins-fünfzig vielleicht, und sie ist Afroamerikanerin. Sie hat ihre schwarzen, lockigen Haare zu einem Dutt nach oben gesteckt. Jeden Tag trägt sie die gleiche dunkelblaue Hose und das dazu passende dunkelblaue Oberteil. An ihrem Gürtel sind lauter Schlüssel gebunden und zu ihrem Rücken hin hat sie ein Abwehrspray stecken. Sie ist höflich aber auch ängstlich, hab ich das Gefühl. Ich drehe mich um. Ohne eine Antwort zu verlangen, stellt sie das Tablett auf den kleinen Tisch an der Wand. Mhh Küchentisch…, läutet es durch meinen Kopf. Nena hebt den Wärmedeckel von meinem Teller und packt ihn auf ihr Wägelchen. „Hackbraten“ sagt sie wieder und wartete auf eine Reaktion von mir. „Danke, Nena“ sage ich. Mir fiel nichts Besseres ein und schließlich ist sie ja nett zu mir. Nena mustert mich, das tut sie immer. Ich weiß nicht so genau warum. Sie lässt ihre Blicke über mich schweifen und seufzt, dann dreht sie sich um und geht. Ich blicke zum Tisch. Ich habe keinen Hunger. Doch wenn ich nichts esse, stecken mir die Ärzte wieder diese elendigen Schläuche an. Das will ich nicht. Ich stehe auf und schiebe den Stuhl vom Fenster weg und an den Tisch wieder ran. Ich setze mich und schaue auf das Stück Fleisch mit Kartoffeln und Soße herunter. „Hackbraten“, hatte sie gesagt. Ich schaue über den Teller, dann sehe ich es. Sie haben mein Besteck gegen Plastik ausgetauscht, damit ich mir nicht mehr wehtun kann. Lächerlich. Sie machen es mir nicht gerade einfach. Ich wollte aus dem Fenster springen, doch dort sind Gitter vor angebracht. Jetzt die Plastikmesser-Aktion. Ich gebe es auf. Ich lege die Hand auf meinen Bauch und fange an mit mir selbst zu reden: „Hast du Hunger? Ja?“ Ein letzter Seufzer und ich überwinde mich selbst das Essen herunterzuwürgen. Gabel für Gabel. Als ich fertig bin, sehe ich umher. Ich habe ein kleines Zimmer, mit einem Bett, einem winzigen Schrank, einem Tisch und einem Stuhl. Das einzige was etwas Licht spendet, ist das Fenster. Eine Lampe gibt es hier nicht. Ich soll rechtzeitig schlafen, sagt der Arzt. So ein Blödsinn, als ob hier irgendjemand schlafen kann, wenn nachts die Verrückten anfangen zu schreien. Ich bin jetzt schon ein paar Wochen hier, denke ich und ich weigere mich strikt an die Regeln zu halten. Ich schlafe kaum, ich gehe nicht zu den Therapiestunden, die sie mir verschreiben, ich mache keinen Sport, ich rede nicht und ich lasse mich nicht waschen. Mittlerweile esse ich was, das ist aber auch das Einzige und das auch nur, weil mich die Schläuche so nerven, die sie mir sonst überall hin stecken wollen. Ich fühle mich wie ein Versuchskaninchen für schmutzige Experimente. Nur mein Problem ist: Langsam rieche ich auch so. Ich muss duschen. Nur ich will mich von keinem der Pfleger hier waschen lassen. Niemand soll mich anfassen. Ich bin kein Kleinkind mehr. Warum machen sich nur alle solche Sorgen um mich? Wenn ich weg wäre, hätten sie ein Maul weniger zu stopfen. Doch ich muss einsehen: Widerstand ist zwecklos. Also gehe ich hinüber zu meinem Bett an dem eine Fernbedienung angeschlossen ist. Es befinden sich nicht viele Knöpfe darauf und meines Erachtens ist auch nur einer wirklich wichtig. Der Alarmknopf. Der große Knopf in der Mitte, der die Pfleger und Ärzte manchmal anscheinend in den Wahnsinn treibt. Ich drücke ihn und setze mich geduldig aufs Bett und warte, bis es „Klick“ macht und das Schloss meiner Tür betätigt wird. Es dauert nicht lange. Ich hatte gehofft, dass Nena sich hinter dem Klick-Geräusch verbirgt doch leider Fehlanzeige. Es ist eine junge Frau. Ich kenne ihren Namen nicht. Sie scheint um die 20 zu sein, jünger als ich. Sie strahlt mich förmlich an und wie in einem Kaufhaus fragt sie mich: „Was kann ich für sie tun Ma´m?“ Ich funkle sie böse an. Man braucht eine Frau im mittleren Alter noch nicht „Ma´m“ nennen. Noch dazu, dass sie mir nichts verkaufen soll. „Ich will ein Bad“, sage ich mürrisch. Sofort verschwinden ihr Grinsen und ihre Freundlichkeit. Ohne eine Antwort zu erwarten stehe ich auf und gehe zu meinem Schrank. Ich suche alles, was ich benötige heraus. Shampoo, Handtuch, neue Kleidung und eine Zahnbürste. „Würden sie mir bitte folgen Ma´m?“ sagt die junge Blondine angespannt. Ich verdrehe die Augen und schnauze sie an: „Ich bin keine Oma, Weibstück! Ich kann das alleine! Sag mir nur wo das Bad ist!“ Ich hatte die Hoffnung, dass sie die Fassung verliert, doch sie bleibt kalt wie Eis. Sie scheint kurz zu überlegen, während ich versuche, an ihr vorbei zu kommen hinaus auf den Flur. Doch sie hält mich auf und drückt mich zurück ins Zimmer. „Das kann ich nicht tun, das verstößt gegen die Vorschriften.“, sagt sie zuckersüß. Wieder ein böser Blick von mir. Ich hole Luft, um die Kleine zusammen zu falten, doch dann steht Nena in der Tür. Sie blickt uns Beide an, dann greift sie ein: „Caroline, lass mich das machen. Geh du zu Zimmer 304.“ Caroline weicht die Farbe aus dem Gesicht und sie scheint wie angewurzelt dazustehen. Sie blickt mich noch einmal skeptisch an, dann geht sie wortlos. Nena sieht mich liebevoll an. Ich weiß nicht, warum aber irgendetwas mag ich an dieser Frau. Ich seufze. „Darf ich denn jetzt ins Bad?“ Nena nickt. Sie sagt nichts. Ich glaube sie versteht, dass ich eigentlich nichts Böses will, ich will meine Ruhe, das war eigentlich schon alles. Ich will kein Versuchskaninchen sein und keine Oma, weder ein Kleinkind noch eine Gefangene. Doch da war der Punkt. Genau das bin ich. Ich befinde mich in Kalifornien im San Quentin. Ein Gefängnis der Vereinigten Staaten.

Kapitel 3.