Alma Mater - Frank Böhm - E-Book

Alma Mater E-Book

Frank Böhm

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Beschreibung

 Travis ist außergewöhnlich intelligent, Student an einer Universität in Berlin und schwul. Während einer Vorlesung gerät er ins Visier des Professors und wird von diesem daraufhin unter Druck gesetzt. Schnell stellt sich heraus, dass der Dozent einem Versprechen folgt, und zwar dem, Travis mit möglichst viel Wissen zu versorgen. Ein Zwischenfall in einem Forschungslabor sorgt jedoch für jede Menge unvorhersehbarer Veränderungen.  Wird Travis diesen standhalten können oder mit seinen Aufgaben überfordert sein? Und wie wird sein Love Interest Joshua reagieren, wenn er spürt, dass plötzlich alles anders ist? Der Inhalt des Buches beträgt ungefähr 12.500 Wörter. 

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Frank Böhm, Valerie le Fiery

Alma Mater

The Beginning (2012)

BookRix GmbH & Co. KG81371 München

The Lecture (Die Vorlesung)

„Baker! Hallo? Hören Sie mich?“

Erschrocken klappten meine Augenlider hoch und ich sah in das verärgerte Gesicht des Professors. Offensichtlich war ich eingeschlafen, aber ich war halt grottenmüde und völlig erschlagen, ja vielleicht wirkten der Alkohol und die diversen Joints des Vorabends noch nach.

„Travis Horatio Baker! Was erlauben Sie sich? In meiner wertvollen Vorlesung so laut zu schnarchen, dass Ihren Kommilitonen das Trommelfell platzt!“

Lautes Gelächter drang in meine Ohren. Sofort war mir bewusst, dass ich von dem Moment an zum Gespött meiner Studienkollegen mutiert war.

„Es … es … tut mir leid, Professor Windmann, ich war einen Moment lang körperlich ein wenig …“

„Ganz offensichtlich ein wenig bekifft!“, unterbrach mich der Prof und schnitt mir damit das Wort ab. „Glauben Sie etwa, dass ich das nicht merke, Baker? Sie müssen sich anstrengen. Nur weil Ihr Vater ein mir wohlbekannter, äußerst erfolgreicher Wissenschaftler aus den Vereinigten Staaten ist und nicht zuletzt dafür verantwortlich, dass Sie überhaupt hier in Berlin an dieser renommierten Universität studieren dürfen, gibt Ihnen diese unbestreitbare Tatsache nicht das Recht, meinen Vorträgen dermaßen destruktiv beizuwohnen. Erwische ich Sie noch ein einziges Mal in diesem Zustand, hat das Konsequenzen für Sie. Haben Sie das verstanden, Travis H. Baker? Oder sollte ich Sie Ti-Eytsch nennen, so wie viele Ihrer unflätigen Kontakte?“

Erneut schallendes Gelächter im Hörsaal. Ich spürte Wärme in meinen Wangen aufsteigen und ahnte, dass ich leuchtete wie eine überreife Tomate. Am liebsten hätte ich meine Sachen gepackt und wäre geflüchtet, doch das wäre das Aus gewesen, daher riss ich mich zusammen, atmete tief ein und bat nochmals leise um Entschuldigung.

„Tut mir wirklich leid! Ich werde mich bessern, Professor!“

„Das will ich auch hoffen Ti-Eytsch, ähm Herr oder besser Mister Baker!“

Dieser Scheißkerl hatte es echt auf mich abgesehen. Warum nur? Weil er ahnte oder sogar wusste, dass er mich mit seinen langweiligen, naturwissenschaftlichen Phrasen, die mir schon seit meiner frühen Kindheit bekannt waren, beinahe zu Tode nervte? Oder weil er spürte, dass ich ihm eventuell sogar um Längen voraus war? Ich zuckte leicht mit den Schultern und tat so, als würde ich das Zeugs, das er uns mit seiner feuchten Aussprache entgegenspuckte, aufschreiben. Machte ich aber nicht, stattdessen forschte ich auf meinem Papier insgeheim an einer Formel für ein Medikament. Eine Tablette! Eine Pille, die todbringende Infektionen verhindern sollte. Etwas, das mir schon lange im Kopf herumspukte. Mir war klar, dass ich es irgendwann schaffen würde, denn ich hatte es mir bereits im Pubertätsalter zur Aufgabe gemacht, Leben zu retten. Egal wie! Ja, die zahlreichen Partys, die ich in den letzten Wochen besucht hatte, hatten nicht unbedingt zum Erfolg meines ehrgeizigen Projekts beigetragen, doch ich war einfach nur meinem Herzen gefolgt. Es ging mir lediglich um einen Mann, in den ich mich hoffnungslos verliebt hatte. Ein Traumtyp namens Joshua. Ebenfalls Amerikaner, er studierte auch hier in Berlin und war dazu megaheiß. Nun, Joshua feierte gern und ich zog eben mit. Und das rächte sich halt tagsüber. Dennoch war ich nicht unbedingt unter Zugzwang, alles, was der Prof da vorn zum Besten gab, war mir ziemlich bekannt. Nichts Neues! Alles nur nerviges Gebrabbel, das mein Dad mir schon als Sechsjähriger statt einer Gutenachtgeschichte vorgelesen hatte. Aber gut! Aus dem Augenwinkel erkannte ich, dass Windmann mich erneut im Blick hatte. Daher sah ich ihn interessiert an, obwohl mir genau das das Gefühl vermittelte, ein Heuchler zu sein.

Etwa zwanzig Minuten später hatte die Vorlesung zum Glück ein Ende, hektisch packte ich meine Siebensachen zusammen und eilte aus dem Hörsaal. Dabei stolperte ich über eine Tasche, die im Weg stand und die ich aufgrund meiner Geschwindigkeit schlicht und ergreifend übersehen hatte — und legte mich der Länge nach auf den Boden.

„Autsch!“, presste ich hervor. „Musstest du dieses Ding auch genau dorthin stellen, du Esel?“

Das Teil, das mir zu Verhängnis geworden war, gehörte einem Nerd namens Christian, der mich verängstigt, ja sogar deutlich unsicher ansah und fragte, ob es mir denn gut ginge.

„Sicher, ich bin das blühende Leben, du Honk!“, schimpfte ich weiter. „Mit jeder Menge blauer Flecken!“

Kopfschüttelnd erhob ich mich, ignorierte die schnatternden Trinen, die sich über mich lustig machten, und verschwand nach draußen. Endlich frische Luft und Zeit für eine Zigarette.

Der Himmel war grau und es sah aus, als ob es jeden Moment anfangen würde zu regnen. Unbewusst hielt ich nach Joshua Ausschau, konnte ihn jedoch nirgends entdecken. Klar, das Gelände war riesig und ehrlich gesagt wusste ich nicht, wo genau er sich zu dem Zeitpunkt aufhielt.

„Baker?“

Ich verdrehte die Augen und pustete den Rauch aus, bevor ich mich umdrehte. Mir war sofort klar, dass die Stimme, die ich vernommen hatte, zu keinem Geringeren als Windmann gehörte.

„Professor?“, antwortete ich und sah dem alternden Herrn mit kaltem Blick ins Gesicht.

„Travis, ich darf doch Travis sagen, oder nicht?“

„Natürlich“, gab ich ihm leicht nickend zu verstehen. „Solange Sie mich nicht wieder so herabwürdigend Ti-Eytsch nennen.“

„Damit wollte ich Sie bloß ein bisschen aus der Reserve locken, sie anstacheln, ja vielleicht auch ein klein wenig wütend machen. Obwohl ich eigentlich gar nichts gegen Sie habe. Ganz im Gegenteil. Sie sollten halt nur wach werden, den Ernst des Lebens begreifen. Das besteht nämlich nicht nur aus Shit und Bier. Das Leben, das beginnt im Kopf. Ihr Kopf, Travis, der muss mit Wissen gefüllt werden, damit Sie etwas erreichen und denjenigen, mit denen Sie noch gestern gekifft haben, bereits morgen überlegen sind. Ich habe gesehen, dass Sie sich mit diesem Joshua Wild abgeben, ist das richtig?“

„Ja, ich will möglichst viel Zeit mit ihm verbringen, weil ich mich in ihn verliebt habe. Außerdem möchte ich herausfinden, ob er auch was für mich empf…“

„Papperlapapp“, unterbrach mich Windmann forsch. „Das ist kein guter Umgang für Sie, Travis. Schlagen Sie sich diesen Menschen aus dem Kopf. Zumal Homosexualität Ihrer Karriere durchaus schaden kann, Sie sollten deshalb über diesen Lebenswandel nachdenken.“

„Keine Chance!“, nuschelte ich leise und zog an meiner Kippe, bevor ich den Stummel achtlos wegwarf.

„Darauf komme ich zu einem späteren Zeitpunkt noch mal zu sprechen, Travis. Zunächst steht für mich jedoch Ihre Ausbildung im Fokus. Immerhin habe ich Ihrem Vater das Versprechen gegeben, Sie zu einem Megagenie zu formen. Und dieses Versprechen will und werde ich halten.“

Innerlich lachte ich hell auf, äußerlich blieb ich ernst, um den Prof nicht bloßzustellen. Schließlich wollte ich es mir nicht gänzlich mit ihm verderben.

„Ich habe mir was überlegt!“, fuhr Windmann nach einer Kunstpause fort. „Da Sie offensichtlich eine Herausforderung brauchen, werde ich Ihnen heute eines meiner Forschungslaboratorien zeigen und Ihnen dort eine Grundeinweisung geben. Also, sofern Sie interessiert sind.“

„Habe ich eine Wahl, Nein zu sagen?“

„Natürlich nicht!“, entgegnete Windmann lächelnd. „Falls Sie das nicht möchten, würde ich sofort in New York anrufen und Ihren alten Herrn darüber informieren, dass Sie, sagen wir mal, um mich gepflegt auszudrücken, desinteressiert sind und somit neuen Aufgaben nicht gewachsen. Das würde sicherlich Ihrem Geldbeutel nicht guttun, oder? Also, kommen Sie, damit meine kleine Führung beginnen kann, Travis Horatio Baker?“

The Incident (Der Zwischenfall)

„Ich bin gespannt darauf, was Sie mir zeigen werden, Professor Windmann“, antwortete ich, ohne lange darüber nachzudenken. Was sollte schon Schlimmes geschehen?

„Das dürfen Sie auch sein, Travis. Es ist nämlich großartig. Sie werden aus dem Staunen nicht mehr herauskommen, denn …“

Windmann unterbrach sich selbst und deutete mit seiner Hand in die Richtung, in der sein mehr oder weniger geheim gehaltenes Laboratorium lag. Ich folgte ihm, allerdings erwartete ich eigentlich nicht viel. Vielleicht ein paar chemische Apparaturen oder einige wenige biologische Versuchsreihen — eventuell einen Gaschromatographen und drei bis vier Mikroskope. Nichts Weltbewegendes also. Doch ich sollte mich täuschen.

Als der halbglatzige Mittfünfziger mit den langen Nackenhaaren namens Windmann nämlich seine heiligen Hallen aufschloss, kam ich aus dem Staunen nicht mehr heraus. Ich fühlte mich wie ein Kind vom Dorf, das zum ersten Mal eine große Stadt zu Gesicht bekommt. Der Wahnsinn! Einfach nur grandios. Hatte ich ihm bislang gar nicht zugetraut, vielmehr war ich bis zu dem Tag der Meinung gewesen, dass er eher der Theoretiker war, der eigentlich nur sein täglich angelesenes Halbwissen weiterzugeben verstand. Aber nein, das, was mir vor die Augen kam, war durchdacht, genau und explizit bis ins kleinste Detail durchkonzipiert. Nahezu perfekt. Dieser Raum machte mich neugierig auf mehr, zum allerersten Mal sah ich zu Windmann auf, ein klein wenig zumindest, denn er war bislang immer noch der Prof, den ich nicht mochte.

„Verstehen Sie, was in diesen Räumen vor sich geht, Baker?“