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Vanessa kann es nicht glauben! Vor ihrem Bett sitzt eine Maus, die mit ihr spricht. Vanessa soll helfen. Die Regenbogenbrücke droht einzustürzen. Zusammen mit der Maus Fridolin und den Katzen Elli und Max, die sich zu ihnen gesellen, macht sich das tapfere Kind auf den Weg, um die Regenbogenbrücke zu retten. Was wie ein Märchen beginnt, findet eine Fortsetzung in der Realität.
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Seitenzahl: 190
Veröffentlichungsjahr: 2023
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Kapitel
Kapitel
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Kapital
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„Vanessa wach‘ auf! Vanessa wach‘ endlich auf! Vanessa jetzt wach’ endlich auf!“
Vanessa richtete sich schlaftrunken in ihrem Bett auf. Im Zimmer war es stockdunkel. Schlief sie noch? War das ein Traum? Das Kind knipste die Nachttischlampe an, die den Raum nur spärlich erhellte. Das ist sicher ein Traum, dachte Vanessa, als sie auf ihren Wecker sah. Mitternacht war gerade vorbei. Sie knipste das Licht aus und wollte sich unter die Decke kuscheln, als erneut eine Stimme ertönte:
„Vanessa bitte nicht schlafen!“
Jetzt war Vanessa hellwach. Erneut knipste sie die Nachttischlampe an und glaubte ihren Augen nicht zu trauen. Im Lichtkegel saß eine kleine Maus.
„Das hat jetzt aber lange gedauert, bis du endlich wach geworden bist,“ ertönte erneut die Stimme.
Was ist hier los, wunderte sich Vanessa und die Situation bereitete ihr Angst. Sie dachte an das Monster im Schrank, vor dem sie sich bis vor Kurzem noch gefürchtet hatte. In so mancher Nacht war sie in das Bett ihrer Eltern gekrochen, weil sie große Angst hatte. Sollte das Monster zurückgekommen sein?
„Ich bin zwar klein, aber du kannst mich trotzdem beachten,“ hörte Vanessa erneut die Stimme.
„Wer sprich mit mir,“ erwiderte Vanessa und fürchtete sich sehr. „Ich habe Angst!“
„Na, ich werde dir sicher nichts tun.
Bin ja viel zu klein,“ sagte die Stimme.
Sollte es die Maus sein, die zu ihr sprach? Vanessa konnte nicht glauben, dass ihre Vermutung richtig war.
„Wer bist du,“ fragte sie mutig.
„Ich bin eine Maus. Was ist das für eine blöde Frage,“ antwortete die Stimme ärgerlich.
„Eine Maus kann doch nicht sprechen.
Das ist nur ein Traum,“ sagte Vanessa.
„Ich kann sehr wohl sprechen und ich bin auch kein Traum,“ entgegnete die Stimme.
Vanessa erschrak, als sie verstand, dass die Maus wirklich mit ihr sprach.
„Wie ist es möglich, dass eine Maus sprechen kann,“ fragte sie verwundert.
„Das ist doch jetzt völlig egal. Ich kann halt sprechen und du musst mir helfen,“ sagte die Maus.
Jetzt war Vanessa endgültig wach. Sie blickte in den Lichtkegel und sah eine Maus, die auf den Hinterbeinen stand und zu ihr hochblickte. Sie hatte keine Ahnung, wie sie mit dieser Situation zurechtkommen konnte. Eine Maus, die mit ihr sprach. Das geschah sicher nicht jeden Tag! Einen Traum schloss Vanessa aus. Sie war hellwach.
„Was soll ich tun,“ fragte das Mädchen.
„Lange Geschichte, aber du bist die Einzige, die helfen kann. Fangen wir mal so an: Du kennst doch bestimmt die Regenbogenbrücke und das Land hinter der Regenbogenbrücke,“ sagte die Maus und sprang auf Vanessas Bett.
„Ja, als unser Hund starb, hat meine Mutter gesagt, er sei über die Regenbogenbrücke gegangen und lebe jetzt in einem wunderschönen Land, wo er nie wieder Schmerzen haben wird,“ entgegnete Vanessa. Die Gedanken an den geliebten Hund, der vor einiger Zeit gestorben war, machte sie sehr traurig.
„Genau Tiere, die sterben, gehen über die Regenbogenbrücke in ein wunderschönes Land. Die Tiere, die bei den Menschen gewohnt haben, warten dort, bis ihre Menschen zu ihnen kommen,“ berichtete die Maus.
„Was passiert mit den Tieren, wenn es die Regenbogenbrücke nicht mehr gibt? Die Vorstellung ist furchtbar!“
„Was tun Tiere, die nicht bei Menschen gelebt haben,“ fragte Vanessa.
„Die leben einfach so im Land hinter der Regenbogenbrücke,“ erwiderte die Maus. „Mein Name ist Fridolin, damit du weißt, mit wem du es zu tun hast.“
„Freut mich Fridolin, aber wie kann ich dir helfen,“ entgegnete Vanessa.
„Also, es gibt ein großes Problem mit dem Regenbogen. Die Menschen verpesten die Luft und verschmutzen die Natur. Die Tiere sind in großer Not und wir Wildtiere wissen nicht mehr, wo wir leben sollen. Ja, und weil das alles so furchtbar ist, hat der Regenbogen gesagt, er möchte nicht mehr in seinen schönen Farben erstrahlen. Tja, und jetzt kommen wir zu dem größten Problem. Wenn der Regenbogen seine Farben verliert, stürzt die Regenbogenbrücke ein.
Kein Tier kann je wieder in das wunderschöne Land. Die Leiden, die manche Tiere in ihrem Leben erfahren müssen, nehmen so kein Ende,“ erzählte die Maus.
„Das ist wirklich schlimm,“ entgegnete Vanessa. „Wie aber soll ich das verhindern?“
„Keine Ahnung, ich weiß nur, dass ich kleine Maus das nicht verhindern kann. Du bist ein großes Menschenkind, das schlau ist und eine Lösung finden kann,“ erwiderte die Maus.
Vanessa war sprachlos. Hier wurde ein riesengroßes Problem an sie herangetragen und sie hatte keine Idee, was sie tun konnte.
„Wir machen uns auf den Weg und versuchen jemanden zu finden, der uns helfen kann,“ schlug Fridolin vor.
„Was sollen meine Eltern denken, wenn ich morgen früh nicht in meinem Zimmer bin,“ protestierte Vanessa.
„Kein Problem. Die werden davon nichts mitbekommen. Ab jetzt bleibt die Zeit stehen und sie wird erst weiterlaufen, wenn wir eine Lösung gefunden haben,“ sagte Fridolin.
„Das ist gespenstisch,“ antwortete Vanessa und machte sich daran, ihren Schlafanzug gegen Hosen, Pullover und Schuhe zu tauschen.
Draußen erwartete sie tiefe Dunkelheit. Zu Vanessas Überraschung brannte keine Straßenlaterne. Ob das immer so war, konnte sie nicht sagen. Noch nie war sie zu dieser späten Stunde durch die Straßen gelaufen. Das Kind hatte große Angst. Was war das für eine seltsame Nacht. Sie lief durch die dunklen Straßen mit einer Maus, die sprechen konnte, in einer Zeit, die stehen geblieben war. Wer würde ihr jemals diese Geschichte glauben?
Von rechts tauchte eine stattliche grauweiße Katze auf.
„He, kannst bitte mal stehenbleiben?
Wir haben eine Frage an dich,“ piepste Fridolin.
„Bist du irre,“ schrie Vanessa. „Die Katze wird dich mit einem Happen verspeisen!“
„Was willst du von mir. Ich habe keine Zeit,“ antwortete die Katze zu Vanessas großer Überraschung.
„Die Regenbogenbrücke ist in großer Gefahr, weil der Regenbogen beschlossen hat, den Menschen nicht mehr seine Farben zu zeigen,“ berichtete Fridolin der Katze.
„Das ist eine Katastrophe,“ entgegnete die Katze. „Wo soll ich arme Straßenkatze hin, wenn meine Zeit auf dieser Erde zu Ende ist?“
„Wir müssen eine Lösung finden!
Kannst du uns helfen,“ fragte Fridolin.
„Ich kann’s versuchen, obwohl ich keine Ahnung habe, was wir tun können,“ entgegnete die Katze.
„Da sind wir schon zu dritt,“ mischte sich Vanessa in das Gespräch.
Warum wundere ich mich nicht über eine sprechende Katze, die sich mit einer Maus unterhält, dachte sie.
„Wie ist dein Name,“ fragte Fridolin die Katze. „Ich bin Fridolin und das ist Vanessa.
„Max, die Frau, die mir Futter gibt, nennt mich Max,“ entgegnete die Katze.
„Du wohnst nicht bei Menschen,“ wunderte sich Vanessa.
„Ne, wie schon gesagt bin ich eine Straßenkatze. Ein Zuhause habe ich nicht,“ sagte die Katze.
„Das tut mir leid für dich. Ich hatte einen Hund, der gestorben ist. Ich vermisse ihn so sehr,“ sagte Vanessa traurig.
„Schön für deinen Hund. Er hatte ein Zuhause. Die Frau, die mich füttert, würde mich sicher auch vermissen, aber sie versorgt so viele Katzen, da wäre ich bestimmt schnell vergessen,“ erwiderte Max traurig.
„Warum hat die Frau so viele Katzen.
Meine Mutter hat immer gesagt, dass ein Hund reicht, weil er viel Geld kostet,“ wunderte sich Vanessa.
„Unsere Mel hat viele Katzen. Denke mal so um die zwanzig. Wenn ich da nicht schnell genug an der Futterstelle bin, habe ich Pech. Das Futter ist dann weg,“ entgegnete Max.
„Es reicht mit eurem Schwätzchen.
Wir haben schließlich allerhand zu tun,“ mischte sich Fridolin in ihr Gespräch.
„Schon gut, aber noch eine Frage.
Warum wirst du von Max nicht gefressen? Das tun doch Katzen,“ fragte Vanessa verwundert.
„Stimmt jetzt, wo du das erwähnst.
Eigentlich hätte ich schon Hunger auf einen kleinen Snack, aber eine innere Stimme sagt mir, dass ich das nicht tun sollte,“ antwortete Max ratlos.
„Ne, das solltest du wirklich nicht tun.
Der Regenbogen verliert seine Farben und die Regenbogenbrücke droht einzustürzen. Muss ich noch mehr erklären,“ sagte Fridolin.
„O, das ist furchtbar. Was können wir tun? Wenn die Regenbogenbrücke einstürzt, wartet auf mich nach meinem harten Streunerleben kein schönes Leben,“ entgegnete Max traurig.
„Eben, wir müssen etwas unternehmen,“ sagte Fridolin.
Sie setzten sich auf die Erde und dachten lange nach. Es wollte und wollte ihnen keine Lösung einfallen.
Die Zeit verging nicht. Vanessa fühlte sich in einer fremden Welt gefangen.
Alles war still. Keine Autos fuhren durch die Straße und Menschen waren auch nicht unterwegs. Eine gespenstige Nacht, dachte Vanessa immer wieder. Sie wollte zurück in ihr Bett, doch das Kind ahnte, dass das nicht möglich war. Sie war gefangen in dieser Nacht. Was würde passieren, wenn sie keine Lösung finden konnten? Musste sie dann für immer mit der Katze und der Maus hier auf dem Bürgersteig sitzen? Vanessa war sehr überrascht, als es am Horizont zu dämmern begann.
„Es wird hell,“ sagte das Mädchen erstaunt zu seinen Gefährten.
Fridolin und Max sahen sie verständnislos an.
„Ist das jetzt etwas Außergewöhnliches,“ fragte Max.
„Fridolin hat gesagt, dass die Zeit stehen bleibt,“ entgegnete Vanessa verwundert.
„Ja, in deiner Welt bleibt die Zeit stehen. Hier läuft sie weiter,“ erklärte Fridolin mit einem genervten Unterton.
„Das verstehe ich nicht,“ antwortete Vanessa nun völlig verwirrt.
„Überleg‘ doch Mal, wenn es in deiner Welt Morgen würde, was wären deine Eltern besorgt, wenn du nicht in deinem Bett liegst,“ erklärte Max.
Vanessa schwieg. Sie verstand das alles nicht. Was war das für eine Nacht. Je länger sie über das Gesagte nachdachte, umso deutlicher wurde die bittere Wahrheit. Vanessa war gefangen in einer fremden Welt und, wenn es ihr nicht gelang, die Lösung zu finden, würde sie ihre Familie und ihre Freunde nie wiedersehen.
Plötzlich kullerten Tränen über ihre Wangen.
„Na, na, wer wird denn heulen,“ ertönte Fridolins Stimme.
„Komme ich je wieder in mein Zuhause,“ schluchzte das Kind.
„Nicht weinen,“ versuchte Max sie zu trösten. „Sobald wir eine Lösung gefunden haben, kannst du zurück in dein Bett.“
„Was passiert, wenn wir keine Lösung finden,“ fragte Vanessa ängstlich die Katze.
„Keine Ahnung,“ erwiderte Max. „Ich schätze Mal, dann ist alles verloren und für dich gibt es kein Zurück mehr.“
Vanessa trocknete ihre Tränen. Die Aussicht, für immer in dieser Welt gefangen zu sein, hatte ihren Kampfgeist geweckt.
„Wen könnten wir um Rat fragen,“ fragte sie und blickte ihre tierischen Gefährten erwartungsvoll an.
„Nun, ja, an unserer Futterstelle lebt eine alte Katze, die so ziemlich alles weiß. Vielleicht könnten wir sie um Rat fragen,“ überlegte Max laut.
Weder Vanessa noch Fridolin hatten eine bessere Idee und so folgten sie Max zu seiner Futterstelle. Dieser Versuch war besser als nichts zu tun.
Als sie endlich Max Futterstelle erreichten, hatte sich der Himmel rot gefärbt. Der wunderschöne Sonnenaufgang versprach einen sonnigen Tag. Max verschwand in der Tür eines Schuppens und kam wenig später mit einer Katze zurück.
„Das ist Elli,“ sagte er. „Elli, du musst uns helfen. Der Regenbogen verliert seine Farben und die Regenbogenbrücke droht einzustürzen.“
„Waaas, das ist ja furchtbar,“ erwiderte Elli. „Meine Zeit auf dieser Erde ist fast vorbei. Ich hatte ein wirklich hartes Leben und die Aussicht, im Regenbogenland ein glückliches Leben führen zu können, hat mir geholfen, das alles zu ertragen.
Warum verliert der Regenbogen seine Farben?“
„So genau weiß ich das nicht,“ entgegnete Fridolin. „Man munkelt, dass der Regenbogen die Menschen bestrafen will, weil sie so schlimme Dinge tun.“
„Wie sollen wir eine Lösung finden, wenn wir das Problem nicht kennen,“ wunderte sich Vanessa.
„Das war auch mein Gedanke,“ sagte Elli. „Du bist ein schlaues Kind. Wir müssen herausfinden, warum der Regenbogen seine Farben nicht mehr zeigen möchte. Erst dann können wir eine Lösung finden.“
„Aber wer soll uns da Auskunft geben,“ antwortete Max entmutigt.
„Als ich vor ein paar Jahren von einem Auto angefahren wurde und glaubte zu sterben, war ich auf dem Weg zur Regenbogenbrücke. Ich erinnere mich an eine Wächterin, die den Zugang der Brücke bewacht. Die könnten wir fragen,“ sagte Elli.
„Das ist eine gute Idee,“ freute sich Fridolin. „Machen wir uns auf den Weg.“
„Der Weg ist weit und ich bin mir nicht sicher, ob ich die Regenbogenbrücke finden kann,“ entgegnete Elli.
„Versuchen wir’s!“
Das Kind, die Katzen und die Maus machten sich auf den weiten, beschwerlichen Weg, der sie bergauf und bergab führte. Bald waren sie erschöpft. Hunger und Durst plagten sie. Sie setzten sich ins Gras, um auszuruhen. Wie sollten sie an Nahrung kommen? Fridolin hatte unterwegs ein paar Krümel Brot gefunden und seinen größten Hunger gestillt. Als sie sich aufrafften und weitergingen, sahen sie einen Teich, an dem sie ihren Durst stillen konnten.
Am Ufer des Teiches saßen zwei Kinder mit ihren Eltern, die ein Picknick machten. Vanessa nahm all ihren Mut zusammen und ging zu der Familie.
„Entschuldigen Sie, wir haben großen Hunger,“ sagte sie zu den Eltern.
„Vielleicht haben sie etwas zu essen für uns.“
Die Kinder und ihre Eltern waren sehr erstaunt über das Mädchen, das mit zwei Katzen und einer Maus um etwas Essen bat, doch sie hatten ein gutes Herz und teilten ihr Mahl mit ihnen.
„Warum bist du alleine unterwegs? Wo sind deine Eltern,“ fragte die nette Frau.
„Ich muss den Tieren helfen. Die Regenbogenbrücke ist in Gefahr,“ entgegnete Vanessa und dachte im gleichen Augenblick, dass die Familie ihre Aussage sehr verwundern würde.
„Davon habe ich gehört,“ erwiderte die Frau zu Vanessas Überraschung. „Die Menschen haben alles getan, um die Natur zu zerstören. Sie haben die Tiere gequält und getötet. Jetzt ist alles zu spät.“ Die Frau senkte traurig den Kopf.
„Das ist das Problem,“ mischte sich Fridolin in ihr Gespräch. „Die Menschen sind dumm und verstehen nicht, dass sie nicht nur uns Tiere töten, sondern ihren eigenen Lebensraum zerstören.“
„Mama müssen wir sterben,“ fragte das kleine Mädchen ängstlich.
„Keine Sorge, mein Schatz, es gibt immer noch Menschen, die alles tun, damit uns nichts geschieht,“ sagte die Mutter schnell. Sie bereute das Gesagte, das ihre Kinder in Angst und Schrecken versetzte.
Vanessa, die es kaum glauben konnte, dass sich hier Menschen und Tiere unterhielten, als wäre das völlig normal, sagte:
„Wir werden alles tun, damit die Regenbogenbrücke nicht einstürzt.
Eigentlich macht das doch überhaupt keinen Sinn, denn damit würde man die Tiere und die Menschen, die sie lieben, bestrafen.“
„Komm‘ lass uns weitergehen,“ sagte Max.
Sie bedankten sich bei der netten Familie und setzten ihren Weg fort.
„Ich wollte das jetzt nicht vor den armen Kindern sagen, aber wir Tiere werden bald keine Regenbogenbrücke mehr brauchen,“ sagte Max traurig.
„Wie, meinst du das,“ fragte Elli.
„Es wird bald keine Tiere mehr geben.
Damit sollen die Menschen bestraft werden,“ erwiderte Max. „Das sagt unsere Mel immer, wenn ich bei ihr liege. Sie ist dann immer ganz traurig.“
„Das wäre die gerechte Strafe für die Menschen,“ erwiderte Fridolin. „Aber wir wollen nicht sterben und die Menschen, die den Tieren helfen wollen auch nicht, dass die Tiere sterben.“
„Genau, und darum müssen wir versuchen, die Regenbogenbrücke zu retten,“ sagte Vanessa entschlossen.
„Ich bin alt und habe viel Leid erlebt, bevor ich Mel gefunden habe, die ein wundervoller Mensch ist. Ob die Liebe von Menschen wie Mel reicht, um die Tiere zu retten, weiß ich nicht“ sagte Elli.
„Wir werden alles tun,“ erwiderte Fridolin entschlossen.
Sie setzten ihren Weg fort, bis Elli erschöpft war. Die alte Katze legte sich ins Gras und war augenblicklich eingeschlafen. Vanessa, Max und Fridolin setzten sich zu ihr. Sie waren in Sorge wegen Elli. Konnte die alte Katze den weiten Weg schaffen? Was sollten sie aber tun, wenn Elli nicht weitergehen konnte? Niemand von ihnen kannte den Weg.
Nach einer endlosen Zeit, wie es Vanessa erschien, öffnete Elli ihre Augen. Mühsam stand sie auf. Jeder Knochen tat ihr weh, doch sie setzte sich tapfer in Bewegung. Inzwischen plagte sie erneut der Hunger.
„Zu Hause bei Mel gibt es jetzt Futter,“ sagte Max.
„Ja, es wäre schön, bei Mel zu sein,“ erwiderte Elli.
„Ihr wollt doch nicht zurück,“ fragte Fridolin.
„Das könnt ihr nicht tun,“ sagte Vanessa. „Ohne Elli können wir den Weg nicht finden. Ich werde versuchen, etwas Essen für uns zu finden.“
„Wir werden euch nicht im Stich lassen,“ antwortete Elli. „Ohne mich würdet ihr den Weg nicht finden. Nur alte, weise Tiere wissen den Weg zur Regenbogenbrücke.“
Vanessa beschloss zu den Häusern zu gehen, die an ihrem Weg standen.
Vielleicht würde ihr ein Mensch, der dort wohnte, helfen. Sie nahm allen Mut zusammen und klingelte an einem der Häuser. Ein Mann öffnete ihr. Das Kind erzählte dem Mann von ihrem Anliegen und ihrer Absicht, die Regenbogenbrücke zu retten.“
„Ich habe nichts für euch und die Regenbogenbrücke ist mir auch egal,“ schnauzte der Mann Vanessa an, bevor er die Tür zuwarf.
Erschrocken ging Vanessa weiter. Sie zögerte lange, an der nächsten Tür zu klingeln. Das Haus war wunderschön und hatte einen gepflegten Vorgarten.
Die Frau, die Vanessa öffnete, war noch unfreundlicher als ihr Nachbar.
Sie konnte keine Tiere leiden und Katzen überhaupt nicht, weil sie immer ihre Hinterlassenschaften im Garten entfernen musste. Die Frau schlug Vanessa die Tür vor der Nase zu.
Enttäuscht wollte Vanessa zu Elli, Max und Fridolin zurückgehen, als sie am Ende der Straße ein Haus zwischen Bäumen hervor spitzen sah. Als sie näher ging und durch die Sträucher blickte, sah sie ein altes Haus, das von einem verwilderten Garten umgeben war. Sollte sie es hier versuchen? Vanessa nahm erneut all ihren Mut zusammen. Sie musste riskieren, einem weiteren unfreundlichen Menschen zu begegnen, der ihr nichts zu essen gab. Das Kind klingelte an dem alten Haus. Aus der Nähe war alles noch viel verkommener.
Ein alter Tisch mit mehreren Stühlen stand auf dem hinteren Teil einer Terrasse. Jetzt sah Vanessa den alten Mann, der auf einem der Stühle saß und offensichtlich schlief. Plötzlich hob der Mann den Kopf.
„Was willst du hier,“ fragte er unwirsch.
„Bitte entschuldigen Sie. Wir haben großen Hunger. Ich wollte Sie nach etwas Essen fragen,“ antwortete Vanessa und war schon zum Gehen bereit. Dieser unfreundliche Mensch würde ihnen sicher nicht helfen.
Zu Vanessas Überraschung stand der Mann auf und kam zu ihr.
„Wer ist bei dir? Ich sehe nur dich,“ sagte er.
„Schauen Sie, dort sind Elli, Max und Fridolin,“ sagte Vanessa und zeigte auf die beiden Katzen und die Maus, die nur wenige Meter vom Haus warteten.
„Zwei Katzen und eine Maus? Warum bist du mit ihnen ohne Essen unterwegs,“ fragte der Mann verwundert.
Vanessa erzählte ihre Geschichte von dem Moment an, als sie im Bett wach wurde und Fridolin bei ihr saß.
„O ja, das ist sehr traurig. Die Menschen werden es niemals verstehen! Ich mag keine Menschen und gehe ihnen aus dem Weg, wo ich nur kann,“ erwiderte der Mann und Vanessa hörte Bitterkeit in seiner Stimme.
Sie war ein Kind, doch ihre Lehrerin sprach in der Schule oft über das Artensterben und versuchte die Kinder dazu zu motivieren, etwas dagegen zu tun. Vanessa war mit Feuereifer dabei, als sie mit der Lehrerin Nistkästen bauten und sie an einem Waldweg aufhängten. Traurig dachte Vanessa an das letzte Frühjahr, als böse Menschen ihre Nistkästen zerstörten.
Sie waren alle so traurig. Die Lehrerin hatte versucht, sie zu trösten.
Gemeinsam hatten sie neue Nistkästen gebaut und erneut aufgehängt. Leider waren keine Vögel gekommen. Die Brutzeit hatte begonnen. Die Vögel waren sicher aus Angst vor den bösen Menschen nicht gekommen, dachte Vanessa, während sie dem alten Mann gegenüberstand.
Sie hatte keine Angst vor ihm, sah die Traurigkeit in seinem Gesicht und wusste instinktiv, dass er ein guter Mensch war.
„Vielleicht könnt ihr es schaffen, die Tiere zu retten,“ sagte er nach einer Pause, doch seine Aussage klang wenig überzeugt. „Setzt euch hin. Ich gehe und hole etwas Essbares für euch.“
Nach kurzer Zeit kam der Mann zurück. Endlich konnten sie ihren Hunger stillen.
„Der Weg zur Regenbogenbrücke ist sehr weit,“ sagte der alte Mann.
Zusammen saßen sie an dem alten Tisch.
„Sie kennen den Weg,“ fragte Elli überrascht.
„Ja, ja, ich kenne den Weg. Ihr könnt‘ du zu mir sagen. Das tun alle. Ich bin Franz. Den größten Teil meines Lebens habe ich mit Tieren verbracht.
Ich habe ihnen ein Zuhause gegeben, wenn sie von Menschen auf die Straße gesetzt wurden, war bei ihnen, wenn ihnen nicht mehr viel Zeit blieb, weil Menschen ihnen schlimme Dinge angetan hatten. Ich habe viele Tiere zur Regenbogenbrücke begleitet. Ich kenne den Weg gut,“ sagte der alte Mann traurig. „Im Haus sind meine beiden alten Hunde, die ich vor dem Tod bewahrt habe und jeden Tag kommen Katzen zu meinem Haus, die ich füttere. Für mich wird es bald Zeit werden, diese Welt zu verlassen. Die Aussicht, dass ich alle meine tierischen Gefährten treffen werde, hat mich immer getröstet, wenn ich über die Menschen nachgedacht habe. Wer wird jetzt auf mich warten?“
„Nicht traurig sein,“ erwiderte Vanessa und war tief betroffen von der Geschichte des alten Mannes. „Wir werden alles daran setzten und die Regenbogenbrücke retten!“
„Das hoffe ich sehr,“ entgegnete der alte Mann. „Ihr seid meine einzige Hoffnung. Das, was an der Regenbogenbrücke geschieht, ist schrecklich.“
„Was passiert denn an der Regenbogenbrücke,“ fragte Vanessa verwundert.
„Ich wollte es ja niemandem erzählen, aber ich denke, für euch wäre das wichtig,“ erwiderte der alte Mann. „Vor ein paar Wochen hatte ich einen Traum und ich bin sicher, dass es kein Traum war. Alles war so real. Ich saß in meinem alten Sessel hier auf der Veranda. Plötzlich bekam ich Schmerzen in der Brust und es wurde schwarz vor meinen Augen. Als ich das Bewusstsein wiedererlangte, sah ich mich auf der Veranda sitzen oder besser gesagt, ich sah meinen Körper dasitzen. Ich fühlte mich unbeschwert und endlich frei von allen Schmerzen und der Last des Lebens.“
„Das ist gespenstisch,“ sagte Fridolin.
„War das dein Tod? Hattest du keine Angst?“
„Nein, ich hatte keine Angst. Im Gegenteil! Alles war wundervoll und ich wusste, dass ich jetzt zur Regenbogenbrücke gehen würde. Zu meiner großen Überraschung waren meine Hunde bei mir. Ihnen ging es genauso gut wie mir. Sie waren ohne Schmerzen und liefen freudig vor mir her, als wir uns auf den Weg zur Regenbogenbrücke machten. Endlose Stunden vergingen, bis wir unser Ziel erreichten, doch was soll ich euch erzählen. Eine böse alte Hexe verwehrte uns den Weg über die Regenbogenbrücke. Die Brücke sei gesperrt, weil sie drohe einzustürzen, sagte sie zu mir. Ihr schauriges Lachen tönte noch in meinen Ohren, als ich auf meiner Veranda erwachte.
Das war ein Traum, dachte ich, doch als ich heute eure Geschichte hörte, wurde mir klar, dass es nicht nur ein Traum war,“ erzählte der alte Mann seine Geschichte zu Ende.
„Wie wäre es, wenn du mitkommst,“ fragte Vanessa voller Hoffnung.
„Nein Kind, meine Hunde würden den weiten Weg nicht schaffen und auch für mich wäre das sicher nicht möglich,“ entgegnete Franz.
Das Kind und seine tierischen Gefährten setzten ihren Weg fort. Sie folgten Elli, die offensichtlich den Weg zur Regenbogenbrücke kannte. Nach endlosen Stunden wurden sie sehr müde und legten sich ins Gras.
„Elli, du bist sicher, dass wir den richtigen Weg gehen,“ fragte Vanessa die alte Katze.
„Ja, ja, ich kenne den Weg gut,“ entgegnete Elli.
„Woher kennst du den Weg so genau, Elli,“ fragte Max.