Als Kennets letzte Stunde geschlagen hatte - Jan Eric Arvastson - E-Book

Als Kennets letzte Stunde geschlagen hatte E-Book

Jan Eric Arvastson

0,0
3,99 €

-100%
Sammeln Sie Punkte in unserem Gutscheinprogramm und kaufen Sie E-Books und Hörbücher mit bis zu 100% Rabatt.
Mehr erfahren.
Beschreibung

Diese Geschichte spielt in einer handylosen Zeit, noch gar nicht lange her. Vier 14jährige Jungen reisen in den Ferien allein ins schwedische Gebirge. Sie sind nicht direkt beste Freunde. Einer von ihnen, Kennet, ist eigentlich eine richtige Plage. Sixten und die anderen würden ihn am liebsten loswerden. Was passiert, als plötzlich ein Unglück passiert? Nutzen sie die Chance? Das Gewissen wird im Schneesturm hart auf die Probe gestellt. Sixten hat außerdem auch noch ein Liebesproblem...

Das E-Book können Sie in Legimi-Apps oder einer beliebigen App lesen, die das folgende Format unterstützen:

EPUB
MOBI

Seitenzahl: 134

Veröffentlichungsjahr: 2020

Bewertungen
0,0
0
0
0
0
0
Mehr Informationen
Mehr Informationen
Legimi prüft nicht, ob Rezensionen von Nutzern stammen, die den betreffenden Titel tatsächlich gekauft oder gelesen/gehört haben. Wir entfernen aber gefälschte Rezensionen.



Schnee, Niederschlag in Form von Eiskristallen (Schneesternen), der bei einer Temperatur um 0° oder darunter fällt.

Focus Lexikon

Inhaltsverzeichnis

Kapitel Eins: Die widerwillig angenommene Einladung

Kapitel 2: Die mit Freude angenommene Einladung

Kapitel 3: Schicke Hütte

Kapitel 4: Mia

Kapitel 5: Ein lila Band

Kapitel 6: Sternenhimmel

Kapitel 7: Sixten und Mia

Kapitel 8: Sture Vinge

Kapitel 9: Leichte Ausrüstung

Kapitel 10: Kennet stürzt

Kapitel 11: Der Windsack

Kapitel 12: Die Skistöcke!

Kapitel 13: Im Stich gelassen!

Kapitel 14: Kennets Vaters Paket

Kapitel 15: Die Rettung

Kapitel 16: Wiedervereinigung

Kapitel eins

Die widerwillig angenommene Einladung

In zwei Wochen war Kennets Geburtstag. Am 28.

Februar wurde er 14 Jahre alt. Seine Mutter hatte sich damals in einem Schaltjahr gewünscht, dass er am 29. Februar geboren würde. Das ist nämlich ein Glückstag. Aber daraus war nichts geworden.

Kennets Haar war schwarz und strähnig. Ein Schneidezahn war abgebrochen, nachdem er mal vom Fahrrad gestürzt war.

Mit Kennet wollten die meisten nicht viel zu tun haben. Aber manchmal fanden sich trotzdem welche. Kennet war nämlich immer gut bei Kasse.

Sein Vater hatte ein großes Sportgeschäft und versorgte Kennet mit mehr, als der brauchte. Kennet hatte drei- bis viermal so viel Taschengeld wie die meisten anderen. Das machte ihn für einige andere Jungen anziehend. Er hatte tolle Sachen, konnte mal einen ausgeben und warf mit dem Geld nur so um sich. Das heißt, wenn er Lust dazu hatte.

Nun sagte sein Vater zu ihm:

»Die Firma hat oben im Gebirge eine Sporthütte.« Der Vater lächelte kurz. »Eine Geldanlage natürlich. Ein großes und gut ausgerüstetes Chalet in einem herrlichen Gebiet.«

So drückte sich Kennets Vater aus. Umständlich mit Wörtern aus Zeitungen und Büchern. Geldanlage? Was war das denn? Sicherlich keine vergrabene Schatztruhe. Er meint einen großen Schuppen mit vielen Schlafplätzen neben einer Skipiste, dachte Kennet.

»Ja, und?«, sagte Kennet. Er hoffte, sein Vater würde nicht noch weiter ausholen. Kennet hatte keine Zeit, noch länger zuzuhören. Er war auf dem Weg nach draußen.

»Ich dachte mir folgendes«, sagte der Vater und legte eine Hand auf Kennets Schulter. »Als Geburtstagsgeschenk lade ich dich und drei deiner Freunde ein, die Winterferien da oben zu verbringen. Du hast ja genau in den Ferien Geburtstag, Kennet. Ich bezahle die Reise und alles andere, was ihr braucht. Das wird sicher spaßig, oder? Auf diese Weise mit einigen netten Leuten zusammen zu sein.«

»Kommst du mit?«, fragte Kennet.

»Oh, nein«, sagte sein Vater. »Es wird sicher besser ohne mich.«

Kennet wich zur Seite, sodass Papas Arm runter sank.

»Ich weiß nicht«, sagte er.

Was sollte das Ganze? Den Hügel rauf und runter rutschen, dachte Kennet. Er hatte sich noch nie fürs Skilaufen oder fürs Wandern in freier Wildbahn interessiert. Draußen im Zelt zu liegen und sich den Arsch abzufrieren. Nein danke! Oder beim Angeln an irgendeinem Fluss rumzustehen und auf einen Schwimmer zu glotzen. Dazu hatte er keine Geduld. Oder einen Trampelpfad entlang zu wandern, wandern, wandern, der kein Ende nimmt. Mit einem Riesenrucksack auf dem Rücken, der drückt und scheuert. Todlangweilig!

Aber er wollte natürlich etwas zum Geburtstag.

»Kannst du mir nicht lieber ´nen Mofa kaufen, Papa?«

So eine starke Maschine, dachte er. Wie ein richtiges Motorrad, in einer schicken Farbe, mit Chromteilen und ordentlich laut. Kennet konnte sich gut vorstellen, wie er hinter ein paar alten Tanten ordentlich Gas geben würde, sodass die vor Schreck in den Graben springen würden. Schöner Gedanke!

»Du hast es ja schon geschafft, dein Fahrrad kaputt zu fahren. Sei mir nicht böse, aber für ein Mofa musst du schon selbst ein wenig sparen. Einen Teil kannst du selbst bezahlen.«

Kennet knurrte, sagte aber nichts. Daraus würde wohl erst einmal nichts werden. Bis sein Vater seine Meinung wieder änderte. Vielleicht schon zu den Sommerferien.

Kennet ging in Gedanken zurück zur Hütte im Gebirge. Vielleicht war die Idee, dort oben Geburtstag zu feiern, doch gar nicht so übel. Eine ganze Woche da oben mit ein paar anderen Jungen rumzuhängen. Vielleicht wäre das etwas...

Gewöhnlich hielten es aber die anderen nicht allzu lange in seiner Gesellschaft aus.

Wusste sein Vater das? Nein, das konnte er nicht wissen. Er war ja nie dabei.

Die er in die Hütte da oben einlud, dachte Kennet, würden wohl länger seine Freunde sein, zum Dank sozusagen. Die fühlten sich dann gewissermaßen dazu verpflichtet. Vielleicht war das gar keine schlechte Idee, die sein Vater da gehabt hatte.

Johan ging in die gleiche achte Klasse wie Kennet, obwohl er ein Jahr jünger war. Kennet dachte an Johan und verzog das Gesicht.

Ein schlauer Kerl. Johan war gut in der Schule. Pfiffig. Er bewunderte Johan, obwohl er das nie jemandem erzählen würde, am allerwenigsten Johan selbst. Johan war in allen Fächern besser als er.

Kennet hatte mehrfach versucht, Johan zu provozieren. Er stichelte mit ein paar Bemerkungen, um ihn zu ärgern. Aber es zeigte leider nicht die gewünschte Wirkung. Johan war nicht wütend geworden oder rot angelaufen wie manch anderer. Er hatte Kennet einfach links liegen gelassen und war weggegangen, ohne sich auch nur ein einziges Mal zu ihm umzudrehen.

Das machte Johan für Kennet nur interessanter.

Johan war ein bisschen größer als Kennet. Er war ein sportlicher Typ und schien ein guter Läufer zu sein. Aber man sah doch, dachte Kennet, dass er wohl nicht so stark war wie er selbst. Wenn er wollte, könnte er ihn verprügeln – einhändig, einen Arm auf dem Rücken festgebunden. Klar!

Aber damit hatte er sich schön zurückgehalten. Schließlich wollte er es sich nicht ganz mit Johan verderben.

Es war eigentlich keine schlechte Idee, Johan zu dieser Tour einzuladen.

Kennet hatte eine große Klappe. Er konnte mit seinen giftigen Worten auf besonders gemeine Weise jemanden treffen. In seinem pickeligen Gesicht wuchs hier und da ein zarter Bartflaum. Seine Augen waren klein und stechend.

Bisher war Johan mit Kennets Sticheleien so umgegangen, dass er sie einfach nicht beachtete. Aber in der Sporthütte würde er nicht so einfach davonkommen können! »Dir werde ich es noch zeigen, Bursche«, dachte Kennet und schmetterte die Faust in ein Kissen.

Er suchte Johans Telefonnummer und rief ihn an. Johan selbst war am Apparat. Kennet brachte seinen Vorschlag in einem ziemlich unbeteiligten Ton vor. Er blieb erst einmal ganz cool.

Johan auch. Er sagte erst mal gar nichts. Als Kennet merkte, dass Johan zögerte, wurde er immer eifriger. Er erzählte groß und breit, was ihm sein Vater beschrieben hatte... Total schicke Hütte. Fantastische Umgebung. Das Essen, die Reise, die Ausrüstung, alles bezahlt!

Das hörte sich doch super an. Kennet verstand absolut nicht, wie der da immer noch sitzen und überlegen konnte.

»Ich hatte eigentlich vor, in der Stadt zu bleiben«, sagte Johan zögernd. »Zusammen mit Sixten. Der rechnet jetzt praktisch damit.«

»Das ist ja wohl Quatsch, hier in der Stadt zu bleiben, wenn du es vermeiden kannst«, antwortete Kennet. Er war rot geworden; ihm wurde heiß. Er drehte sich vom Hörer weg und räusperte sich. Immer wenn er aufgeregt wurde, kam ihm irgendwas in den Hals. Er war deswegen schon beim Arzt gewesen und hatte verschiedene Tabletten gefuttert. Doch es verschwand nicht.

Johan war ein zurückhaltender Typ. Er nahm sich in Acht. Er versuchte eine klare Linie zu fahren und sich nicht zu verheddern. Irgendwann einmal hatte Johan Worte des Philosophen Spinoza gelesen: Ich bewundere oder verabscheue andere Menschen nicht. Ich versuche nur, sie zu verstehen. So ungefähr.

Diese Worte hatten Johan stark beeindruckt. Und er versuchte, sich nicht zu sehr von anderen Menschen und deren Meinungen beeinflussen zu lassen. Er wollte seinen eigenen Weg gehen, auf dem Boden bleiben, die klare Linie behalten, wie gesagt. Er sagte oft zu sich selbst: Streng dein Hirn an! Überleg erst, was für dich das Beste ist, bevor du etwas sagst oder tust. Er hatte herausgefunden, dass das gut funktionierte. Man konnte es fast überall anwenden, ob man nun morgens den Rucksack packte oder ob man einem wütenden Lehrer antwortete.

Eigentlich habe ich Sixten nichts versprochen, dachte Johan. Auch wenn Sixten das vielleicht meint.

Seit zwei Monaten waren die beiden befreundet. Fast jeden Tag kam Sixten nach der Schule rüber zu Johan. Doch nun ging es um die Ferien. Es wäre ja ganz nett, in eine Sporthütte im Gebirge zu fahren, weit weg vom Schneematsch in der Stadt. Selbst wenn...

Nein, das war jetzt vergessen.

Aber zusammen mit Kennet? Auf den Gedanken wäre er selbst nie gekommen. Kennets Überheblichkeit war ja schwer zu ertragen.

Aber Johan hatte ein gesundes Selbstbewusstsein. Er wusste, dass er einen IQ hatte, der nicht von Pappe war. Vielleicht, sagte Johan zu sich selbst, konnte man den Kerl ja ein wenig zurechtstutzen. Wenn man ihn mal zu fassen bekam.

Am anderen Ende der Telefonleitung dachte Kennet: Sixten. Dieser komische Typ. Ein Hering mit Brille in der 8b. Er ist wahrscheinlich ein Riesen-Mathegenie. Ist Johan deshalb so viel mit Sixten zusammen – um von ihm Mathehausaufgaben abzustauben?

Sixten. Über den sich alle kaputt lachen. Ein weltfremder, kurzsichtiger Typ.

Die Wände in Kennets Zimmer hingen voller Poster. Da waren Männer drauf, die über so was wie Mathe nur müde lächeln konnten. Sie hatten stromlinienförmige Helme auf dem Kopf und saßen auf schweren Motorrädern. Die machten sicher 200 Sachen oder mehr. Auf einem anderen Poster stand ein Popstar vor einem Mikro, den Oberkörper bis auf eine kurze, schwarze Lederweste und eine Goldkette fast nackt. Mathe – was war das denn? Die Kerle kannten das wirkliche Leben. Die saßen nicht da und pinselten Ziffern in ein Rechenheft.

Kennet teilte die Leute ziemlich schnell in zwei Kategorien ein. Starke und schwache. Mit den Starken musste man sich gut stellen. Über die Schwächlinge konnte man sich lustig machen und sie ärgern. Er grinste verächtlich.

Bisher war ja alles gut gegangen. Sein Leben war ohne jegliche Probleme verlaufen. Er hatte sich noch nie ein Bein gebrochen, war nie ernsthaft krank gewesen und war noch nie sitzen geblieben. Das Schlimmste in dieser Hinsicht war ein entzündeter Pickel.

Er hatte sich noch niemals verliebt, hatte noch keinen Liebeskummer wegen eines Mädchens gehabt, das ihn verlassen hätte. Er hatte weder Prügel noch eine ordentliche Standpauke erhalten. Ihm mangelte es nicht ein einziges Mal an Geld, heilen und sauberen Hosen oder ähnlichem. Er musste niemals mit ansehen, wie jemand, den er besonders mochte, ernsthaft verletzt wurde oder sogar starb.

Seine Mutter hatte er nie kennengelernt; sie starb am gleichen Tag, an dem er geboren wurde. An sie dachte Kennet so gut wie nie.

Johan schien Kennets Gedanken über Sixten lesen zu können. Er sagte:

»Sixten ist manchmal ganz schön anstrengend. Er meckert dauernd. Aber eigentlich wollten er und ich...«

Kennet unterbrach: »Willst du deine ganzen Winterferien für diesen Typ opfern? Komm mit und scheiß auf Sixten!«

Johan hörte nicht hin. Er sagte: »Wir wollten Messungen vornehmen, Sixten und ich. Entfernungen im All. Recht interessant. Sixten hat schon ein paar vorbereitende Berechnungen angestellt, wie groß die Entfernung zwischen Mars und Erde approximativ sein kann. Und wie lange eine Schildkröte mit normaler Geschwindigkeit braucht, ein Lichtjahr zurückzulegen...«

Kennet knurrte: »Nimm den Kerl einfach mit! Dann können wir ja alle mal das schlaue Schildkrötengequatsche hören!«

Seit einem Jahr interessierte sich Johan ganz besonders für Astronomie, also die Wissenschaft über den Weltraum. Es zeigte sich, dass Sixten das gleiche Interesse hatte – und vieles wusste, von dem Johan keine Ahnung hatte.

Sixten hatte sich riesig darüber gefreut, dass er jemanden gefunden hatte, mit dem er über Milchstraßen und schwarze Löcher sprechen konnte. Sie versuchten, den Abstand zwischen der Erde und irgendwelchen entlegenen Sternen in Lichtjahren zu berechnen, diskutierten den Urknall – also das Entstehen des Universums – und vieles andere.

Johan hatte auch noch einige andere Interessen, Sport, Klavierspielen, Theaterspiel und Computertechnik. Aber für Sixten gab es in der Freizeit nur den Weltraum. Er ähnelte den Computerfreaks, die ganze Nächte allein am Computer verbrachten und spielten. Sein Spielzeug war allerdings kein Computer, sondern ein Teleskop, das er sich zusammengespart hatte. Und ein Berg von Büchern über die Planeten. Sixten hatte keinen Vater, jedenfalls keinen, der mit ihm und seiner Mutter zusammenlebte.

»Hast du niemanden anders als mich, den du einladen kannst?«, fragte Johan.

Kennet räusperte sich wieder. Das war eine Frage, auf die er eigentlich nicht antworten wollte. Die war ein wenig heikel.

Kennet verstand eigentlich auch nicht, warum er nicht mehr Freunde hatte, obwohl er so häufig Eis und Bonbons ausgab oder sogar ins Kino einlud oder zu irgendwelchen Videofilmen. Er, der so super cool war, wie er selbst meinte. Es war ein Geheimnis. Komisch.

Er murmelte: »Messen im Weltraum? Was denn?«

»Hast du nicht gehört, was ich gesagt habe?«, sagte Johan. Kennet zog die Augenbraue hoch, schnaufte in den Hörer und antwortete:

»Ihr könnt doch da oben in der Hütte sitzen und über Sterne und Planeten fachsimpeln. Von den Bergspitzen ist es übrigens näher rauf in den Weltraum!«

Kennet lachte dröhnend. Der Popstar auf dem Poster schaute anerkennend auf ihn runter. Zumindest bis Kennet eine neue Hustenattacke bekam.

Am anderen Ende des Drahtes dachte Johan darüber nach, dass er nur relativ wenig Taschengeld hatte. Wenn er in der Stadt bliebe, würde es nur für die halben Ferien reichen.

Das gleiche galt für Sixten, das wusste er.

»Ist das wirklich richtig im Gebirge?«

»Was denkst du denn, Mann?«, knurrte Kennet.

»Meinst du, mein Vater schafft sich etwas Zweitklassiges an?«

Johan hielt den Hörer ein Stück vom Ohr weg, damit ihm von Kennets lauter Stimme das Trommelfell nicht platzte. Die Gebirgswelt war spannend. Weit und einsam. Es gab Rentiere, Luchse, Füchse, Schneehühner und sogar Wölfe dort oben. Das Wetter war wechselhaft und konnte innerhalb kürzester Zeit von Sonne zu Sturm umschlagen. In einem Moment konnte man von der starken Helligkeit schneeblind werden. Im nächsten war man von der tiefen Dunkelheit einer Schneewolke umgeben.

Es gab schwindelerregende Aussichten. Man konnte meilenweit sehen, bis in der Ferne alles zusammen lief und sich in weißem und blauem Dunst verlor. Dort ließen sich Himmel und Berge nicht mehr voneinander unterscheiden. Der Schnee glänzte. Der Mensch war winzig klein wie eine Fliege auf einem Kirchendach. Aber das machte einen nicht niedergeschlagen und deprimiert, sondern es passierte – komischerweise – genau das Gegenteil. Man fühlte sich froh und voller Energie. Soweit es einem nicht schlecht erging und man Angst bekam. Das war ihm, Johan, ein einziges Mal passiert.... Nein, das war nichts, worüber er jetzt länger nachdenken wollte. Er wollte und musste wieder in die Berge. Das war eine Herausforderung.

Beides war eine Herausforderung, die Berge und Kennet.

Er setzte den Hörer wieder ans Ohr und sagte: »Dann kommen wir wohl mit, Sixten und ich. Wenn unsere Eltern es erlauben.«

Kapitel 2

Die mit Freude angenommene Einladung

»Ach, die...!« Kennet rief zufrieden:

»Du bereust es bestimmt nicht! Ich nehme übrigens ein Videospiel mit Raumschiffen und Monstern mit. Raumschiffe – gut, was, Johan?« Kennet lachte über seinen eigenen Scherz.

Johan wollte wissen, wer sonst noch mitkäme. War es jemand, den er kannte? »In der 8b ist Rune Bylund, der soll besonders gut Ski laufen können.«

Kennet antwortete nicht, denn er dachte an jemanden ganz anderes.

Kennet dachte: Emil. Obwohl er ihn noch gar nicht gefragt hatte. Aber der würde todsicher ja sagen.

Emil hatte niemanden anderen als Kennet. Emil machte grundsätzlich alles, was Kennet sagte. Er hatte wenige eigene Sachen und war immer dankbar, wenn er was von Kennet ausleihen konnte. Was immer Kennet auch sagte, Emil stimmte ihm zu. Kennet konnte sich so viel über ihn lustig machen, wie er wollte.

»Emil Andersson«, sagte Kennet zu Johan. »Aber bis zu den Ferien ist es ja noch eine Weile hin. Ich hab noch nicht alle fragen können!«

Er wollte hinzufügen: Ich checke erst einmal die, an denen ich am meisten interessiert bin. Aber das sagte er besser nicht. Er wollte Johan nicht unbedingt einen Grund zum Angeben geben.

Dummerweise fiel Kennet auch kaum jemand anderes ein. Besser gesagt, ihm war klar, dass sie nicht zusagen würden, wenn er sie fragte. Sie würden antworten: Ich muss erst zu Hause fragen. Ich rufe dich in ein paar Tagen an. Und dann würden sie nichts mehr von sich hören lassen.