Als Vampire die Mark eroberten - Frank Stocker - E-Book

Als Vampire die Mark eroberten E-Book

Frank Stocker

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Beschreibung

1922 entdeckten die Deutschen auf ihren Geldscheinen plötzlich einen Vampir. In Indien gibt es eine Banknote, die eigentlich eine Münze ist. Und ein kleines Element auf persischem Geld trug einst zum Sturz des Schah bei. Banknoten bergen viele Rätsel und Geheimnisse, die uns üblicherweise verborgen bleiben. Dieses Buch deckt sie auf und erzählt in 80 bunten Geschichten spannende Tatsachen aus dieser faszinierenden Welt. Illustriert werden sie mit über 140 Abbildungen. Das Buch basiert auf Artikeln der erfolgreichen Serie „Schein-Welt“ in der „Welt am Sonntag.“

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Inhalt

Vorwort

Warum die Bayern eigene Banknoten drucken

Der größte Banknotenbetrug aller Zeiten

Als Kuwait mit dem Jemen verwechselt wurde

Singapurs peinlicher Schreibfehler

Fünf Millionen Euro für eine Unterschrift

Der italienische Maler, der alles falsch machte

Es fährt ein Zug nach Irgendwo

Mr. Spock trifft auf kanadischen Nationalstolz

Das teuflische Haar der Queen

Die Sex-Palme der jungen Königin Elisabeth

Als Vampire die Mark eroberten

Warum es im Ersten Weltkrieg vier Währungen gab

Wie die Mark nach Persien kam

Notdurft auf Notgeld

Als die Deutschen mit US-Aktien bezahlten

Nur Goethe hielt den Revolutionären stand

Die DDR-Banknoten, die es eigentlich gar nicht gab

Wie Japan mit Geldscheinen Propaganda machte

Als Liang Jun auf einen Traktor stieg

Nordkorea beseitigt den ewigen Präsidenten

Ein Potentat beseitigt sein Volk

Ein neuer Geldschein soll Argentiniens Stolz retten

Als Moskau mal eine Nachbarregion annektierte

Russische Rubel-Noten unter Pornografieverdacht

Mit Sankt Georg in den Kampf

Grenzstreit im Tropenparadies

Nigerias Streit um den Davidstern

Wie eine Banknote ein Land in den Aufstand trieb

Wie ein Flaggenmast zum Streitfall wurde

Wenn Buddha zu billig ist

Buddhas Weisheiten, von Hand nummeriert

Exotische Annas aus Indien

Irre Auswüchse der Zahlenmystik

Die Banknote, die eigentlich eine Münze ist

Warum die Briten 1-Million-Pfund-Noten drucken

Brückenbau am Firth of Forth

Das Rätsel um Jamaikas Whisky-Banknoten

Frische Banknoten zwischen Ruinen

Zurück zu den Wurzeln

Neues Gewand für den letzten Escudo

Neue Vatu für Vanuatu

Neuseeland heißt jetzt auch Aotearoa

Euro-Banknoten mit magischem Fenster

Greta Garbo trifft Pippi Langstrumpf

Mao wird fälschungssicher

Warum Kasachstan ständig neue Scheine herausgibt

Ansturm auf Drachen und Schafe

Die seltsamen 150-Dollar-Noten aus Hongkong

Japan passt sein Geld an die alternde Gesellschaft an

Der Markt verdrängt Che Guevara

Monetäre Abkehr vom Atom

Wie ein Kalender einst den persischen Schah stürzte

Der kindliche König des Irak

Als aus der Drachme ein Phönix wurde

Wie sich der Sucre auflöste

Als die Lira plötzlich wieder etwas wert wurde

Von diesem Mann sollte jede Spur getilgt werden

Der doppelte Freiheitsheld

Der irre Kaiser von Zentralafrika

Wie Josip Broz Tito auf Guineas Banknoten gelangte

Eine Frau macht Probleme

Das komplizierte Verhältnis zwischen Dollar und Frauen

Wer ist Schwester Sarah?

Die mysteriöse Frau aus Bulgarien

Die rebellische Königsmutter der Ashanti

Die strahlende Prinzessin

Was der Sensenmann im Heidi-Idyll verloren hat

Das ganze Jahr Karneval

Die Steinspringer von Nias

Überflieger und Bruchpiloten

Koreas legendäre Flotte von Schildkröten-Schiffen

Wenn Banknoten Kindergeschichten erzählen

Als in Grönland ein Eisbär auf Knud traf

Als die Geldscheindrucker auf den Hund kamen

Kein Oben und kein Unten

Siehst du den Balken vor deinem Auge

Dieses Geheimnis bergen alte Franc-Noten

Unterschriften wie von Kinderhand

Das ganz, ganz große Geld

Wie ein Künstler mit Geld Geschichten erzählt

Vorwort

Wir halten sie jeden Tag in Händen. Wir heben sie ab, wir wechseln sie, wir schätzen sie. Und doch betrachten wir Banknoten nur selten genauer. Das ist schade. Denn fast jeder Geldschein birgt ein kleines Geheimnis. Fast immer gibt es darauf ein kleines, spannendes Detail zu entdecken, dessen Hintergründe es zu ergründen lohnt.

Dieses Buch ist den Geheimnissen der Banknoten auf der Spur. In einer spannenden Reise um die Welt führt es durch abenteuerliche Ereignisse, historische Umwälzungen und mitunter auch lustige Geschehnisse, bei denen Banknoten oder bestimmte Details auf ihren Motiven eine wichtige Rolle spielten.

Da gab es die Banknote, die letztlich den persischen Shah vom Thron fegte. Da gab es jene Darstellung, die auf Mauritius um ein Haar einen Aufstand auflöste. Da gab es den Teufel im Haar der britischen Königin oder Vampire auf Scheinen der Reichsmark.

Die 80 Geschichten dieses Buches führen um die ganze Welt. Die Reise beginnt dort, wo die Scheine ihren Anfang haben, in einer Banknotendruckerei, und sie endet bei einem Künstler der sie zerschneidet und neu zusammensetzt und so eine ganz neue, andere Sicht der Dinge ermöglicht. Dazwischen spürt das Buch faszinierende und manchmal auch rätselhafte Details zu Geldscheinen aus aller Welt, von allen fünf Kontinenten auf und erzählt in unterhaltsamer Weise deren Hintergründe.

Kommen Sie mit auf diese Reise und entdecken Sie die Welt aus einer ganz anderen, neuen Perspektive.

Die Rundreise durch die Welt der

Banknoten soll dort beginnen, wo das

Leben der Scheine seinen Anfang

nimmt: Bei den Druckereien.

Und dort gibt es schon die erste

Seltsamkeit zu entdecken

1Warum die Bayern eigene Banknoten drucken

Die Banknote fühlt sich an wie eine, und sie sieht aus wie eine. Sie verfügt über einen Silberstreifen mit Hologramm, ein Wasserzeichen in einem Plastikfenster, Aufdrucke mit unterschiedlichen Riffelungen – modernste Sicherheitsmerkmale also, aufwendig produziert.

Nur die Motive irritieren: König Ludwig II. von Bayern, einmal als Ganzkörperporträt, einmal nur der Kopf, und im Hintergrund dazu Schloss Neuschwanstein. Darüber weht auch noch eine weißblaue Fahne. Sind das im Geheimen produzierte Geldscheine für ein unabhängiges Bayern? Exemplare einer neuen Währung?

Marc Mittelstaedt, dessen kreativen Beruf schon sein mit bunten Kreisen und Blumenblüten verziertes Hemd verrät, legt sie auf den Tisch, irgendwo im Münchner Osten, in einem Gebäude, das von außen aussieht wie ein Bunker. Und diese Abschirmung hat einen nachvollziehbaren Grund, denn hier befindet sich eine der größten Banknotendruckereien der Welt: Giesecke & Devrient.

Mittelstaedt ist Chef der Designabteilung, er verantwortet die Gestaltung neuer Geldscheine. Doch bei den bajuwarisch angehauchten Exemplaren handelt es sich nicht um Entwürfe für das Finanzministerium des Freistaats. Vielmehr sollen sie den Kunden beispielhaft zeigen, was auf Banknoten alles möglich ist. Denn Giesecke & Devrient entwickelt und druckt Banknoten für Zentralbanken aus aller Herren Länder. Welche das sind – großes Firmengeheimnis.

Kein Geheimnis ist dagegen, dass die Entwicklung einer Banknotenserie mitunter ein jahrelanger Prozess ist. „Eine Banknote ist wie die Visitenkarte eines Landes“, sagt Reinhard Plaschka, Chef der Produktion bei Giesecke & Devrient. Es reicht eben nicht, ein paar Köpfe und Landschaften auszusuchen. „Die Geldscheine müssen einen Identifikationsrahmen darstellen, der für das Land spricht und allseits akzeptiert wird.“ Ausgangspunkt ist dabei oft das Ergebnis eines Designwettbewerbs im jeweiligen Land. Damit kommen die Repräsentanten des Staates zu den Münchnern, und dann folgt der Einsatz von Mittelstaedt. Er muss die Entwürfe erst einmal mit den Bedingungen abgleichen, die Banknoten vorgeben.

„Damit ein Sicherheitsmerkmal optimal funktioniert, müssen Motive oft angepasst werden“, nennt er als Beispiel. „Andererseits müssen die Elemente auf beiden Banknotenseiten ideal aufeinander abgestimmt sein.“ All das muss bedacht werden und kann dann schon mal zu deutlichen Abweichungen vom ursprünglichen Entwurf führen.

Grundsätzlich sollen die Scheine heutzutage eine Geschichte erzählen, über alle Werte hinweg einem einheitlichen Rahmen folgen. Und dabei sollen Vorder- und Rückseite jeweils intelligent aufeinander Bezug nehmen. Manchmal schickt Mittelstaedt daher auch Designer ins jeweilige Land, damit sie sich dort umsehen, ein Gefühl für das Land bekommen und Motive vor Ort mit der Kamera festhalten.

Im Banknotendesign gibt es jedoch, man mag es kaum glauben, auch Moden. Lange Zeit waren beispielsweise angeschnittene Porträts „in“, wie bei König Ludwig auf der Musterbanknote. „Derzeit sind große Wertzahlen und große Porträts angesagt“, erzählt Mittelstaedt.

Stehen die Inhalte des Designs, muss dieses sinnvoll und optisch ansprechend mit den Sicherheitsmerkmalen kombiniert werden. Neueste Möglichkeiten sind beispielsweise dreidimensional wirkende Bilder oder Elemente, deren Farbe sich verändert, wenn man sie in die Nähe eines Magnetfeldes bringt, wie es zum Beispiel in einem Handy-Lautsprecher vorhanden ist. Diese Technologie mit Namen „Magnite“ wurde von Giesecke & Devrient entwickelt. Das Unternehmen versteht sich daher heute eher als Technologiekonzern denn als Banknotendrucker.

„Welche Sicherheitsmerkmale umgesetzt werden, entscheidet der Kunde“, sagt Plaschka. Doch je mehr Merkmale enthalten sind, desto teurer werden die Scheine natürlich. Oft wird daher bei Scheinen mit geringerem Wert weniger Aufwand betrieben als bei jenen mit höherem Wert.

König Ludwig kann übrigens „Magnite“ noch nicht bieten. Denn die „bayerischen“ Beispielscheine stammen aus dem Jahr 2008. Dafür gibt es einen neuen Musterschein, den Giesecke & Devrient seit 2015 seinen Kunden präsentiert. Darauf zu sehen ist Ludwig Mies van der Rohe. Kein Bayer, aber eine Ikone des Designs – und das liegt vielleicht näher an der Tätigkeit der Banknotendrucker als ein etwas neurotischer König.

Sicherheit hat bei Banknotendruckern

höchste Priorität. Doch immer wieder

versuchen Gauner sie auszutricksen.

2Der größte Banknotenbetrug aller Zeiten

Südlich von München, am nördlichen Ufer des Tegernsees liegt die Papierfabrik Louisenthal, die zu Giesecke & Devrient gehört. Wer sie betreten will, hat rigorose Einlasskontrollen zu bewältigen. Handys müssen draußen bleiben, der Ausweis muss am Eingang abgegeben werden, und in die Fabrikhalle selbst kommt man nur durch eine Personenschleuse mit Handvenenscanner.

All diese Sicherheitsvorkehrungen haben einen guten Grund. Denn hier wird das Papier hergestellt, auf dem unsere Banknoten gedruckt werden. Wasserzeichen, Sicherheitsfaden, Hologramme – all das wird hier eingearbeitet. Es ist die Herzkammer unserer Bargeldversorgung.

Doch wie wichtig deren Schutz ist, das wird erst vor dem Hintergrund eines Ereignisses in Portugal in den 20er-Jahren des vergangenen Jahrhunderts deutlich. Denn damals ereignete sich der größte Banknotenbetrug der Geschichte. Zeitweise war jeder zweite 500-Escudo-Schein in dem Land gefälscht, und die Summe der Blüten entsprach rund einem Prozent der Wirtschaftsleistung des Landes – auf das heutige Deutschland umgerechnet wären das rund 30 Milliarden Euro. Hinter diesem Coup steckte eine einzige Person, und sie war auch deshalb erfolgreich, weil viele Verantwortliche im Banknotendruckgeschäft es mit der Sicherheit nicht so genau nahmen.

Artur Alves dos Reis war 1898 in eine arme Familie geboren worden. Schon früh wollte er jedoch Erfolg und Reichtum erlangen und ging daher 1916, mit nicht einmal 18 Jahren, nach Angola. Doch schon damals begann seine Fälscherkarriere, denn er erschlich sich gute Posten mithilfe eines gefälschten Diploms der Universität Oxford. Und er machte weiter, stellte ungedeckte Schecks aus und ergaunerte so einen erklecklichen Besitz – bis alles aufflog und er 1924 für knapp zwei Monate ins Gefängnis wanderte.

Hier muss der Plan für sein Meisterstück gereift sein. Denn er wollte nicht einfach nur Banknoten fälschen. Er wollte Banknotendrucker dazu bringen, echte Banknoten für ihn zu drucken.

Dazu setzte er einen fingierten Vertrag zwischen ihm und der Banco de Portugal auf. Die Notenbank des Landes beauftragte ihn damit angeblich mit dem Druck von Banknoten. Es gelang ihm, diesen frei erfundenen Auftrag durch einen pflichtvergessenen Notar beglaubigen zu lassen. Anschließend konnte Reis sogar noch drei offizielle Bestätigungen des Vorgangs durch die Botschaften Deutschlands, Frankreichs und Großbritanniens ergaunern.

Mithilfe verschiedener Mittelsmänner kontaktierte Reis damit den Banknotendrucker Waterlow & Sons, der bereits im Jahr zuvor 500-Escudo-Noten für Portugal produziert hatte. Reis behauptete, die zusätzlichen Scheine seien für Angola bestimmt, und da dies politisch brisant sei, bedürfe es der größtmöglichen Diskretion. Der Einfachheit halber solle Waterlow zudem die gleichen Druckplatten und Seriennummern wie für die vorausgegangene Lieferung verwenden – die Noten würden in Lissabon ohnehin mit dem Aufdruck „Angola“ gestempelt, sodass die Dopplung der Seriennummern kein Problem sei.

Waterlow wurde zwar misstrauisch und wandte sich sogar direkt an den Chef der Banco de Portugal. Sein Brief an ihn konnte jedoch von Reis abgefangen werden. Anschließend fälschte dieser auch noch das Antwortschreiben, sodass schließlich alle Hindernisse ausgeräumt waren. 200.000 Banknoten mit dem Bild Vasco da Gamas auf der Vorderseite und dem Wert von 500 Escudos wurden gedruckt und Anfang 1925 über die Mittelsmänner an Reis ausgeliefert.

Reis nutzte das Geld, um seine eigene Bank zu gründen, die Banco de Angola e Metrópole. Er brachte einen Großteil der Banknoten in Umlauf, indem die Bank Kredite ausgab und mit diesem Geld dann Firmen und Land gekauft wurden. So gehörte Reis schon bald die gesamte Taxi-Flotte von Lissabon. Reis beteiligte seine Helfer an diesen Geschäften, denen er erzählte, dass es um ein Entwicklungsprogramm für Angola ging. Daher wurde auch in Angola investiert.

Schließlich wollte Reis seiner Gaunerei die Krone aufsetzen, indem er nach und nach begann, die Aktien der Banco de Portugal aufzukaufen. Wäre ihm das gelungen, so hätte ihm am Ende die Notenbank gehört und er hätte nachträglich seinen ganzen Betrug legalisieren können. Doch bevor ihm das gelang, begannen erste Stellen, Verdacht zu schöpfen. So fiel einigen die wundersame Vermehrung des in Umlauf befindlichen Geldes auf, andere fragten, wie die Banco de Angola e Metrópole so viele Kredite vergeben konnte, obwohl sie kaum Einlagen hatte. Und schließlich entdeckte ein Geldwechsler zufällig zwei Banknoten mit identischer Seriennummer.

Die Banken wurden daraufhin angewiesen, sämtliche Banknoten nach Seriennummern zu sortieren – und damit flog der Betrug auf. Über Umwege wurde Reis als Initiator des Ganzen enttarnt und festgenommen. Sein Prozess zog sich jedoch hin. Erst 1930 wurde er zu 20 Jahren Gefängnis verurteilt, im Mai 1945 kam er frei. Er starb 1954.

Doch nicht nur für ihn, viel mehr noch für ganz Portugal hatte der Skandal erhebliche Konsequenzen. Durch ihn schwand das Vertrauen in die Währung und in die politischen Eliten des Landes. Dies trug wesentlich dazu bei, dass sich 1926 das Militär an die Macht putschte und eine autoritäre Diktatur errichtete, die erst 1974 endete. Auch für Waterlow & Sons waren die Folgen bitter. Dem Banknotendrucker wurde der Prozess gemacht, 1932 musste er eine Entschädigung an die Banco de Portugal zahlen. Davon erholte er sich nie wieder, sodass Waterlow & Sons schließlich vom Konkurrenten De La Rue übernommen wurde.

Nicht nur Fälschungen sorgen für

Aufregung unter den Menschen.

Manchmal sind es auch Fehler der

Banknotendrucker.

3Als Kuwait mit dem Jemen verwechselt wurde

Die schnörkeligen Zeichen der arabischen Schrift voneinander zu unterscheiden, ist nicht so ganz einfach. Doch was dem britischen Banknotendrucker de La Rue 1986 passierte, war dennoch hochnotpeinlich. Und auch die offensichtliche Erklärung dafür macht das, was damals geschah, nicht besser.

In jenem Jahr hatte das Unternehmen die Aufgabe, die seit 1980 geltenden Scheine der dritten Serie des kuwaitischen Dinars ein wenig zu überarbeiten und vor allem sicherer zu machen. Dazu sollte auf den Scheinen in Mikroschrift, die mit bloßem Auge nicht zu erkennen ist, der Name der kuwaitischen Zentralbank aufgedruckt werden. Auf der einen Seite, die den Seif Palast von Kuwait zeigt, sollte dies in englischer Sprache geschehen, auf der anderen Seite in Arabisch.

Der Zufall wollte es, dass De La Rue kurz zuvor einen Auftrag für die Arabische Republik Jemen ausgeführt hatte. Dabei war ebenfalls das Mikrodruckverfahren zum Einsatz gekommen, und Inhalt der in Miniaturschrift aufgebrachten Wörter war ebenfalls der Name der Zentralbank. Was nun passierte, kann man sich schon denken: Irgendwie gerieten bei De La Rue die Druckplatten durcheinander, so dass am Ende schließlich auf den 5-Dinar-Scheinen Kuwaits in arabischer Schrift der Aufdruck „Zentralbank des Jemen“ prangte.

Das lag wohl auch daran, dass der Aufdruck eben zu klein ist, um vom menschlichen Auge ohne Weiteres erfasst zu werden. Dennoch erstaunt die Gelassenheit, die Kuwait dabei an den Tag legte, denn die Scheine wurden weder eingestampft noch neu gedruckt. Man stelle sich demgegenüber den Skandal vor, wenn auf Euro-Bank-noten, und sei es in Mikroschrift, „Bank of England“ stehen würde.

Den Kuwaitis dürfte allerdings kaum je bewusst gewesen sein, dass sie mit Scheinen bezahlten, die insgeheim der Zentralbank des Jemen zugeordnet worden waren. Hinzu kam, dass die Banknoten kaum fünf Jahre später ohnehin wieder ersetzt wurden. Nach der Invasion durch den Irak und der Befreiung des Landes durch alliierte Truppen im Frühjahr 1991 wurde eine neue Serie herausgebracht, da große Bestände der alten Serie durch die irakischen Besatzer gestohlen worden waren.

Sind die Fehler allzu offensichtlich,

müssen sie mitunter sogar mit

Aufklebern berichtigt werden.

4Singapurs peinlicher Schreibfehler

Die Büsche an Singapurs Straßen werden von Gärtnern zentimetergenau geschnitten, die U-Bahnen sind klinisch rein, die Häuser stehen in exakten Abständen, und selbst die Menschen, so haben Besucher oft den Eindruck, funktionieren wie ein Uhrwerk. Der Ruf des Stadtstaates und sein Erfolg beruhen auf einem allumfassenden Perfektionismus. Umso peinlicher ist der Fehler, der nun der Notenbank unterlaufen ist.

Anlässlich des 50. Jahrestages der Unabhängigkeit des Landes am 9. August 2015 gab sie eine Serie von Sonderbanknoten heraus, die reißenden Absatz in der Bevölkerung fanden. Die Scheine preisen die Geschichte des Landes, seine Errungenschaften und seine Zukunft.

Auf der in Gold gehaltenen Note zu 50 Dollar ist beispielsweise Lee Kuan Yew, der im März 2015 verstorbene erste Premierminister des Landes, zu sehen, wie er eine Faust reckend „merdeka“ ruft, das malaiische Wort für Unabhängigkeit. 1965 trennte sich Singapur von Malaysia und wurde selbstständig.

Diverse Zehn-Dollar-Noten würdigen zudem in verschiedenen Varianten Werte und Institutionen, die der autoritär geführte Staat in der Gesellschaft verankert sehen möchte, vom Familiensinn über das Militär bis zur Harmonie der Ethnien und Religionen.

Der letzte Punkt ist der Führung traditionell besonders wichtig. Zwar sind drei Viertel der Bevölkerung chinesischer Abstammung, daneben gibt es jedoch bedeutende malaiische und indische Minderheiten. Ein wichtiger Bestandteil der auf Ausgleich bedachten Politik ist es daher, dass auf allen Banknoten Singapurs auf der Vorderseite der erste Staatspräsident des Landes zu sehen ist, der Malaie Yusof Ishak. So auch auf den Sonderbanknoten.

Allerdings geschah ausgerechnet in diesem Zusammenhang ein folgenschweres Missgeschick. Denn auf der Verpackung der Sonderbanknoten wurde dessen Name falsch geschrieben, ebenso wie in einer begleitenden Broschüre. Darin ist von Yusok Ishak die Rede statt von Yusof Ishak. Natürlich musste sich die Notenbank umgehend dafür entschuldigen. „Das hätte niemals passieren dürfen und ist inakzeptabel“, erklärte ein Manager der Währungsbehörde. Es sei ein „höchst bedauerlicher Fehler“.

Die Notenbank kündigte an, Aufkleber zu drucken, damit Käufer den Fehler überkleben können. Auf den Scheinen selbst ist der Name aber immerhin richtig geschrieben. Und es bleibt die Erkenntnis, dass in Singapur eben doch nicht alles perfekt läuft. Vielleicht macht dies das Land sogar sympathischer.

Richtig teuer wurde ein Fehler, der

der indischen Notenbank auf den

Rupien-Noten unterlaufen ist.

5Fünf Millionen Euro für eine Unterschrift

Auf aktuellen Euro-Banknoten ist die Unterschrift von Mario Draghi zu sehen, dem Chef der Europäischen Zentralbank. Und so wie in Europa ist es in den meisten anderen Ländern der Welt. Überall prangt die Signatur des obersten Notenbankers auf den Scheinen. Auch in Indien.

Allerdings kam es dort zu einem teuren Fauxpas, wie erst Monate danach durch einen Bericht des Rechnungshofes bekannt wurde. Denn im September 2013 fand ein Stabswechsel an der Spitze der Notenbank statt. Raghuram Rajan übernahm die Position von Duvvuri Subbarao. Folglich mussten die Scheine, die von diesem Zeitpunkt an in Umlauf gebracht wurden, die Unterschrift des Neuen tragen. Doch hier passierte der Fehler.

Zwar sei diese Änderung von der Notenbank an die Druckerei weitergegeben worden. Dort habe man es jedoch versäumt, den Auftrag sofort umzusetzen. Das sei erst am 25. Februar 2014 geschehen.

Im Falle der Banknoten, die noch im Jahr 2013 in Umlauf gelangten, war das kein Problem, in jenem Jahr war Subbarao zeitweise ja noch Chef der Institution.

All jene Scheine, die die Jahreszahl 2014 trugen, mussten jedoch wieder eingezogen und eingestampft werden.

372 Millionen Scheine waren davon betroffen, wovon 146 Millionen bereits an die lokalen Zweigstellen der Notenbank ausgeliefert worden waren. Von dort gingen sie dann jedoch direkt in den Schredder.

Kosten des folgenschweren Fehlers: 367 Millionen indische Rupien, wie der Rechnungshof errechnete. Das sind umgerechnet rund 5,1 Millionen Euro. Es dürfte eine der teuersten Unterschriften in der jüngeren Geschichte Indiens gewesen sein.

Fehler sind Fehler.

Auch wenn sie von Künstlern stammen

6Der italienische Maler, der alles falsch machte

Costa Rica heißt übersetzt „reiche Küste“. Diesen Namen trägt das mittelamerikanische Land völlig zurecht. Denn einerseits verfügt es über eine reiche Flora und eine ebenso üppige Fauna, andererseits ist es im Vergleich zu seinen Nachbarn relativ wohlhabend. Dazu beigetragen haben nicht zuletzt die beiden Hauptexportgüter: Kaffee und Bananen. Was lag also näher, als beim Bau des Nationaltheaters in der Hauptstadt San José Ende des 19. Jahrhunderts ein Gemälde in Auftrag zu geben, das diesen Reichtum und die wichtigsten Exportgüter feiern sollte?

So hängt dort seither das Werk „Allegorie auf Kaffee und Bananen“ von Aleardo Villa. Und wegen seiner Symbolik für die Nation wurde es seit den 80er-Jahren lange Zeit auch auf der 5 -Colón-Banknote gezeigt.

Doch die eigentliche Bedeutung dieses Gemäldes und des Scheins liegt woanders. Denn auf dem Bild ist so ziemlich alles falsch, was dort gezeigt wird. Das macht es einzigartig und auch etwas lustig, wenn man um die Fehler weiß.

Zu sehen sind auf der linken Seite mehrere Schiffe, die gerade von einer Gruppe von Männern beladen werden. Sie schleppen Säcke und Kisten mit Kaffee. In der Mitte steht ein Mann mit einer Bananenstaude in der Hand, rechts von ihm sind mehrere Frauen gerade beim Kaffeepflücken. Das Problem des Malers Villa war: Er war Italiener, stammte aus Mailand und war noch nie in Costa Rica gewesen, als er das Bild anfertigte. Das erkennt man beispielsweise an den Röcken und Hüten der Kaffeepflückerinnen. Denn solch elegante Kleidung trugen damals vielleicht die Damen in Norditalien, nicht jedoch die Arbeiterinnen in Costa Rica. Zudem befinden sich die Frauen auf dem Bild auf Meereshöhe, direkt neben dem Hafen – Kaffee wird jedoch in den Bergen angebaut.

Dem Ochsen hinter ihnen hat der Maler das Joch am Hals befestigt – was diesen wohl glatt ersticken würde. Normalerweise wird es an den Hörnern festgemacht. Und der Herr mit der Bananenstaude in der Mitte müsste über die Kraft eines Riesen verfügen. Denn eine solche Staude wiegt üblicherweise zwischen 35 und 50 Kilo – sie so wie er zu halten, ist praktisch unmöglich.

Schließlich konnte am einzigen Hafen, über den Costa Rica damals verfügte, Puerto Limón, immer nur ein Schiff anlegen, drei gleichzeitig, wie auf dem Bild, hätten jedoch keinen Platz gehabt. Und: Die Schatten auf dem Bild weisen in unterschiedliche Richtungen, ebenso wie die Flaggen und die Palmen verschiedene Windrichtungen anzeigen.

Bleibt noch die Straßenlaterne in der Mitte des Bildes: Ob und wo es Ende des 19. Jahrhunderts in dem Land schon solche Laternen gab, lässt sich nicht mehr eindeutig feststellen. Letztlich soll sie aber vor allem ein Symbol sein für den Fortschritt, der eine harmonische Verbindung mit den traditionellen wirtschaftlichen Grundlagen eingeht.

Das ist insoweit gelungen, als die Wirtschaft erfolgreich transformiert wurde. Heute steht die Landwirtschaft für weniger als ein Zehntel der Wirtschaftsleistung. Das einzige Übel, das die Entwicklung lange beeinträchtigte, war die Inflation. Sie führte dazu, dass ein Euro heute 550 Colón wert ist. Der 5-Colón-Schein ist daher nicht mehr in Gebrauch und praktisch wertlos. Er hat allenfalls noch einen ideellen Wert für Sammler, die sich an der fehlerreichen Abbildung erfreuen.

Manche verwechseln Buchstaben.

Andere gleich ganze Berge.

So wie Kanada

7Es fährt ein Zug nach Irgendwo

Kanada ist rund 28-mal so groß wie Deutschland, hat aber nicht einmal halb so viele Einwohner. Dafür sind über die endlose Fläche Hunderte von Bergen verstreut, allein 65 erreichen ihren Gipfel in mehr als 3000 Metern Höhe – in Deutschland bleibt selbst die Zugspitze darunter. Bei diesen Dimensionen kann man schon mal den Überblick verlieren.

Das passierte der kanadischen Notenbank, als sie im November 2013 eine neue 10-Dollar-Banknote in Umlauf brachte. Darauf ist ein Zug zu sehen, der „Canadian“. Dieser schlängelt sich durch die kanadischen Rocky Mountains und steht für den Pioniergeist der Kanadier, die mit der Eisenbahnlinie in den 1880er-Jahren den Osten und Westen des Landes miteinander verbanden. Damit reiht sich die Banknote in die anderen Exemplare der neuen Serie ein, die die Errungenschaften Kanadas auf dem Gebiet der Forschung und Technologie feiern.

Hinter dem Zug ragen majestätisch einige Gipfel der Bergwelt empor, die dieser passiert. Und die Notenbank lieferte auf ihrer Internetseite die Namen der Erhebungen dazu. Doch da hatte sie ihre Rechnung ohne die Vertreter jener Zunft gemacht, die sie auf den Scheinen feiert, den Professoren ihrer Universitäten.