Alya flüstert mir auf Russisch süße Worte zu (Light Novel): Band 1 - Sunsunsun - E-Book

Alya flüstert mir auf Russisch süße Worte zu (Light Novel): Band 1 E-Book

Sunsunsun

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Beschreibung

Masachika Kuze hat die hohe Kunst der Faulheit perfektioniert und schlendert mit minimalem Aufwand maximal entspannt durch sein durchschnittliches Leben. Seine Sitznachbarin, die Halbrussin Alisa Michailowna Kujou, ist das krasse Gegenteil: Bestnoten, ambitioniert und wunderschön. Ihr großes Ziel ist es, Schülersprecherin zu werden und somit an der Spitze der gesamten Schülerschaft der Seirei-Privatschule zu stehen. Dementsprechend ist der unmotivierte Masachika ihr in ihrem durchgetakteten Alltag stets ein Dorn im Auge. Das lässt sie ihn auch verbal spüren, doch manchmal – aber nur manchmal – flüstert sie ihm auch süße Töne auf Russisch zu, weil sie glaubt, dass er kein Wort Russisch spricht. Allerdings ist Masachika bei seinem Russland-begeisterten Großvater aufgewachsen und hat dort nebenbei auch noch Russisch gelernt ... Masachika befindet sich in einem aberwitzigen Zwiespalt: Entweder er lässt Alisa auffliegen oder lässt sie weiter in dem Glauben, ihre Flirts blieben unerkannt.

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EPUB
MOBI

Seitenzahl: 235

Veröffentlichungsjahr: 2024

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Inhaltsverzeichnis

Cover

Farbseiten

Prolog: Die einsame Prinzessin und ihr fauler Sitznachbar

1. Kapitel: Ärgert es dich denn nicht, wenn dir ein kostenloses Gacha durch die Lappen geht?

2. Kapitel: Ich bin kein Einzelgänger, klar?

3. Kapitel: Herr Polizist, das ist er

4. Kapitel: Keine Einwände gegen Liebe unter Schwestern

5. Kapitel: Hört auf! Streitet euch nicht um mich!

6. Kapitel: Zum ersten Mal blickte ich dem Tod ins Auge

7. Kapitel: Was war das nur für ein schmerzliches Missgeschick ...

8. Kapitel: Ja, ich habe dich verstanden

Epilog: Diese Hand ...

Nachwort

Über JNC Nina

Impressum

Orientierungsmarken

Farbseiten

Inhaltsverzeichnis

Prolog: Die einsame Prinzessin und ihr fauler Sitznachbar

Die Seirei-Privatschule umfasste die Mittelstufe, die Oberstufe und eine angeschlossene Universität. Sie hatte im Laufe ihrer langen Geschichte unzählige Absolventen hervorgebracht, die sich in Politik und Wirtschaft verdient gemacht hatten. Zudem sollen einst selbst Sprösslinge aus Adelskreisen diese exquisite Institution besucht haben.

Ein jeder Schüler, der diese traditionsreiche Bildungsstätte erreichen möchte, musste eine Allee beschreiten. Fröhlich plauderten Freunde und Klassenkameraden auf ihrem Schulweg, doch sobald eine gewisse Schülerin durch das Schultor schritt, veränderte sich die Atmosphäre maßgeblich.

„Oha! Wer ist denn diese Schönheit?“

„Kennst du sie etwa nicht? Sie hat die Neuzugänge neulich bei der Aufnahmefeier vertreten. Sie ist Marias kleine Schwester.“

„Damals stand ich einfach zu weit weg, aber jetzt so aus der Nähe betrachtet, wirkt sie wie eine Fee.“

„Ja, oder? Sie haut mich völlig um, obwohl ich auch ein Mädchen und sogar älter bin.“

Ihre Haut war weiß wie Schnee, obwohl sie eine gebürtige Japanerin war. Ihre Mandelaugen strahlten wie blaue Saphire und ihr silbernes Haar glänzte geheimnisumwoben in der Morgensonne. Ihre schöne Gestalt war das Ergebnis einer Verschmelzung der markanten Gesichtszüge ihres russischen Vaters und der weichen Anmut ihrer japanischen Mutter. Darüber hinaus war sie für ein Mädchen hochgewachsen, mit langen Gliedmaßen gesegnet und verfügte über einen Stil, der sie zum fleischgewordenen Ideal einer Frau von Welt machte: Nur so viel von sich preisgeben, wie man es möchte.

Ihr Name lautete Alisa Michailowna Kujou und sie war eine Schönheit wie von einem anderen Stern. Seit sie letztes Jahr, im dritten Jahr der Mittelstufe, an die Seirei-Privatschule gewechselt war, belegte sie unangefochten bei allen Prüfungen den ersten Platz. Darüber hinaus brillierte sie im Sport und war seit diesem Jahr die Schatzmeisterin der Schülervertretung. Durch all dies hatte sie sich die Bezeichnung als fleischgewordene Perfektion redlich verdient.

„Hey, schau mal da!“

„Hä? Oh! Das ist ja Kujou! Jetzt habe ich den ganzen Morgen Glück.“

„Nun geh doch mal zu ihr hin und wünsch ihr einen guten Morgen.“

„Im Leben nicht! Das traue ich mich niemals.“

„Na, hör mal! Sonst baggerst du doch jede Schönheit an, die nicht bei drei auf dem Baum ist, aber sie kannst du nicht mal grüßen?“

„Du Trottel! Die spielt in einer ganz anderen Liga, ach was, die lebt in einer ganz anderen Welt! Du kannst sie ja gerne mal ansprechen!“

„Bestimmt nicht. Ansonsten ziehe ich noch den Groll aller Jungs auf mich!“

Sie schritt unbekümmert und gemächlich durch die Masse, die immer langsamer wurde und möglichst nicht versuchte, sie mit ihren neidischen Blicken anzustarren. Doch dann wagte es ein Schüler, sich ihr zu nähern.

„Hey, guten Morgen! Schönes Wetter heute, findest du nicht?“

Alisa musterte den Schüler, auf dessen Gesicht ein verschmitztes Lächeln aufblinkte. An der Farbe seiner Krawatte erkannte sie, dass er älter als sie war. Er war ein gut aussehender, junger Mann mit braun gefärbten Haaren. Seine Schuluniform trug er lässig und um seinen Hals baumelten diverse Accessoires, die ihm ein gewisses Modebewusstsein attestierten.

„Guten Morgen“, wünschte sie ihm mit der Andeutung einer Verbeugung.

„Freut mich sehr, dich kennenzulernen. Andou lautet mein Name, ich bin in der Zweiten und ich gehe in dieselbe Klasse wie deine Schwester.“

„Was du nicht sagst.“

Bei seinem Lächeln kreischten die Mädchen um sie herum auf, doch Alisa verzog keine Miene.

„Ich habe schon so viel von deiner Schwester über dich gehört. Was sagst du? Wollen wir nicht in der Mittagspause zusammen essen“, bot ihr Andou an.

„Danke, aber nein danke“, antwortete sie ohne den Hauch eines Zögerns. Das Lächeln auf Andous Lippen erstarb allmählich.

„Ha ha ... Ganz schön erbarmungslos. Könnten wir wenigstens Kontaktdaten austauschen? Ich würde dich gerne besser kennenlernen.“

„Tut mir leid, aber ich interessiere mich nicht für dich. Wenn es sonst nichts ist, entschuldige mich bitte. Und ach ja ...“

Bei diesen Worten richtete Alisa ihren Blick auf Andou und zeigte mit ihren schlanken Fingern auf seinen Hals. Nun war ihm ganz und gar nicht zum Lächeln zumute und er lehnte sich nach hinten, um Abstand zu ihr zu gewinnen.

„Damit verstößt du gegen die Schulordnung“, verkündete Alisa, während sie auf seinen Schmuck deutete. Anschließend verabschiedete sie sich mit einem „Bis dann“ und ließ den verärgerten Jungen stehen. All die Schüler, die die ganze Zeit mit angehaltenem Atem zugeschaut hatten, schnappten wieder nach Luft.

„Wahnsinn! Andou steht gerade bei den Mädels im zweiten Jahr ganz oben im Kurs und sie hat ihm einfach den Laufpass gegeben. Sie ist durch und durch eine einsame Prinzessin.“

„Wie ihr Traummann wohl sein muss? Ob es den überhaupt gibt?!“

„Sie interessiert sich gar nicht für Männer, oder? Jammerschade, dabei ist sie so hübsch.“

„Ist es nicht eher eine Erleichterung, dass sie keinem gehören wird?“

„Auch wieder wahr. Sie ist ja quasi schon ein Idol. Ich könnte sie den ganzen Tag beobachten und anhimmeln.“

„Nein, Mann. Das ist doch widerlich! Wobei ich dich schon irgendwie verstehen kann ...“

Unwissend ob dieser Unterhaltung über sie betrat Alisa das Schulgebäude und wechselte ihr Schuhwerk an ihrem Schuhfach. Sie machte sich auf den Weg ins Klassenzimmer, ohne auch nur einen weiteren Gedanken an den Schüler zu verschwenden, den sie gerade ganz beiläufig hatte abblitzen lassen. Es gehörte zu ihrem Alltag, im Mittelpunkt zu stehen, angebaggert zu werden und Abfuhren zu erteilen. Solch alltägliche Lappalien waren es nicht wert, sich daran zu erinnern.

Wie jeden Morgen erreichte sie ihr Klassenzimmer, öffnete die Tür und zog die gesamte Aufmerksamkeit erneut auf sich. Sie ging schnurstracks zu ihrem Platz am Fenster in der letzten Reihe, hängte ihre Schultasche seitlich an ihr Pult und warf beiläufig einen Blick zu ihrer Rechten. Dort saß ein Schüler, der schon seit über einem Jahr ihr Sitznachbar war – einzig und allein aus dem Grund, dass ihre Nachnamen nacheinander in der Liste standen. Diesen von den Jungs heiß begehrten Platz neben Alisa, einer der beiden schönsten Prinzessinnen im ersten Jahr, hielt er nun inne: Masachika Kuze.

Schweigend beobachtete sie ihn, wie er wild entschlossen alles daran setzte, auf seinem Pult zusammengesunken zu schlafen. Alisas bisher unveränderte Gesichtszüge entglitten ihr ein wenig, als sie mit diesem Anblick konfrontiert war, der sich für einen Schüler dieser traditionsreichen Schule nicht geziemte.

„Guten Morgen, Kuze“, sprach sie ihn an.

Doch Masachika rührte sich nicht, sein Kopf blieb auch weiterhin auf seinen Armen gebettet. Ganz offensichtlich lag er nicht bloß auf seinem Pult, er schlief auch tief und fest. Sie starrte ihn nun mit zusammengekniffenen Augen an.

„H... Hey, Kuze. Wach mal auf“, sprach ihn ein Mitschüler an, der schräg rechts von ihm saß und mit besorgniserregender Miene das Schauspiel beobachtet hatte, doch jede Warnung kam zu spät.

Bonk!

„Gnarpf!“ Masachika erwachte aus seinem Schlummer.

Alisa hatte mit einem gezielten Tritt gegen das rechte Tischbein sein Pult weggeschleudert, woraufhin Masachika mit einem ulkigen Schrei aufsprang. Schließlich blickten nun alle Schüler mit offen stehenden Mündern zu ihnen.

Alisa war eine Musterschülerin mit hervorragenden Noten und gutem Benehmen. Für gewöhnlich begegnete sie allen mit Gleichgültigkeit und mischte sich nicht in die Angelegenheiten anderer ein – im guten wie im schlechten Sinne. Doch es war allseits bekannt, dass sie mit ihrem Sitznachbarn, den man wohl eher zur schluderigen Sorte zählen konnte, besonders hart ins Gericht ging. Es gehörte schon zum Alltag der gesamten Klasse, dass Alisa ihn mit ihrem Genörgel beharkte und es an Masachika schlichtweg abperlte.

„Guten Morgen, Kuze. Hast du schon wieder bis spät in die Puppen Anime geschaut?“, grüßte sie ihn erneut, so als wäre nichts gewesen, während er die Situation noch nicht ordentlich begriffen hatte. Beim Klang ihrer Stimme blinzelte er und ließ die Schultern sacken, so als hätte er sich das Geschehen zusammengereimt, während er sich am Kopf kratzte.

„G... Guten Morgen, Alya. Joa, das trifft es ganz gut“, grüßte er sie mit ihrem Spitznamen, der für ihren Vornamen in Russland üblich war. In der Schule nannten sie einige hinter ihrem Rücken so, doch er war der einzige Junge, der sie ganz offen so ansprach. Ihren Mitmenschen war schleierhaft, ob Masachika einfach nur tollkühn oder Alisa einfach nur sehr tolerant war. Er fürchtete sie nicht, obwohl sie ihn gerade aus dem Schlaf gerissen hatte und ihn mit eiskaltem Blick musterte. Seine unbeeindruckte Art löste bei seinen Mitmenschen eine Mischung aus Entsetzen und Bewunderung aus. Doch eigentlich wollte Masachika sich keineswegs beweisen, ihm war schlichtweg nur etwas aufgefallen.

„Gnarpf“?! Was soll dieses Gnarpf überhaupt sein? Wer schreit denn so?

In Alisas Augen lag keine Verachtung, vielmehr so etwas wie ein Lächeln. Es hatte ihr ganz aufrichtig Freude bereitet, ihn aus dem Schlaf zu treten und ihm diesen Schrei zu entlocken.

„Du lernst auch nie dazu, oder? Du hast zu wenig geschlafen, weil du Anime geschaut hast und bist nun übermüdet in der Schule“, nörgelte sie auf ihrem Platz thronend los, fest in dem Glauben, dass Masachika nicht wüsste, was tatsächlich in ihr vorging.

„Na ja, der Anime war irgendwann zu Ende, aber die Diskussionsrunde danach hat gedauert.“

„Diskussionsrunde? Meinst du etwa damit, dass du deine Meinung dazu noch online gepostet hast?“

„Nö? Ich habe danach noch mit einem Otaku-Freund etwa zwei Stunden lang telefoniert.“

„Bist du blöd oder so?“

Bei diesen Worten voller Verachtung ließ Masachika lächelnd seinen Blick in die Ferne schweifen.

„Hach, blöd, ja? Wenn du es als Blödheit bezeichnen möchtest, die Zeit zu vergessen, während man über ein geliebtes Werk spricht, dann ja, nenn mich ruhig blöd.“

„Das tut mir ja so leid. Du bist natürlich nicht blöd, du bist unsagbar blöd“, giftete Alisa weiter.

„Du läufst ja heute Morgen richtig zu Höchstleistungen auf, Alya“, konterte Masachika mit einem Schulterzucken.

In dem Moment, als Alisa verächtlich ihren Kopf schüttelte, so als sei er gänzlich unverbesserlich, läutete die Glocke, die auf den baldigen Unterrichtsbeginn hinwies. Die Schüler begaben sich daraufhin zurück auf ihre Plätze. Auch Alisa richtete ihren Blick nun nach vorne und kramte ihre Schulhefte aus ihrer Tasche hervor.

Inmitten all der braven Schüler, die, wie es sich für eine prestigeträchtige Schule gehörte, auf ihren Klassenlehrer warteten, streckte sich Masachika gähnend und blinzelte mit müden Tränen in den Augen. Alisa hatte ihm von der Seite aus dabei zugesehen, wandte sich zum Fenster um und murmelte etwas auf Russisch:

„Милашка.“ Wie niedlich.

„Öhm ... Hast du was gesagt?“, hakte Masachika nach, als er ihr Flüstern vernommen hatte.

„Ach, nichts weiter. Ich nannte dich bloß unanständig“, antwortete sie ihm und war gänzlich überzeugt, dass sie ihn erfolgreich getäuscht hatte.

„Stimmt, das war unhöflich“, reagierte er erneut mit einem Gähnen, nur dieses Mal hielt er sich dabei die Hand vor den Mund.

Sie hob eine Augenbraue wie zum Spott an und wandte sich erneut dem Fenster zu, um ihr Gesicht vor ihm zu verbergen, auf dem sich ein Lächeln breit machte.

Du Trottel! Du hast rein gar nichts bemerkt! He he he!

Sie überdeckte ihr Grinsen, indem sie sich mit dem Ellbogen auf dem Tisch ihren Kopf abstützte, während Masachika ihr einen mitleidigen Blick zuwarf.

Öhm, dir ist schon klar, dass ich alles verstanden habe?

Doch Alisa war vollkommen ahnungslos, dass Masachika Russisch verstand und damit auch jedes süße Wort, das sie hin und wieder von sich gab.

Allerdings wussten ihre Mitschüler nicht, dass sich hinter den vordergründig belanglos erscheinenden Wortwechseln eigentlich ein lustiger und gleichermaßen peinlicher Austausch verbarg.

1. Kapitel: Ärgert es dich denn nicht, wenn dir ein kostenloses Gacha durch die Lappen geht?

„Huch?“

Weder in seinem Pult noch in seiner Schultasche oder seinem Spind hinten in der Klasse konnte Masachika das Buch für die nächste Unterrichtsstunde finden, sodass ihm langsam aber sicher etwas mulmig wurde. Ein Blick auf die Uhr an der Wand offenbarte, dass die nächste Stunde bereits in zwei Minuten beginnen würde. Da würde es auch zu eng werden, wenn er sich das Buch von seiner Schwester aus der Nachbarklasse ausleihen würde. Schweren Herzens beugte er sich schnell seiner letzten Hoffnung Alisa zu seiner Linken entgegen und legte seine Handflächen wie zum Gebet aufeinander.

„’tschuldige, Alisa! Könnte ich bei dir mit ins Chemiebuch reinlinsen?“

Alisa drehte sich mit einer Mischung aus Überraschung und Verärgerung zu ihm herum.

„Was denn? Hast du es etwa schon wieder vergessen?“

„Äh, ja, ich hab’s wohl zu Hause liegen gelassen.“

„Hach, na schön. Ich will mal nicht so sein“, seufzte Alisa zustimmend.

„Lieben Dank!“, sagte Masachika und rückte mit seinem Pult an ihres heran.

„Also echt, Kuze. Du vergisst ständig deine Sachen. Daran hat sich nichts geändert, seit du in der Oberstufe bist.“

„Was kann ich denn dafür? Wir haben einfach viel zu viele Schulbücher!“

Die Seirei war eine Privatschule, weshalb es hier ganz normal war, dass für jedes Fach mehrere Schulbücher und Nachschlagewerke benötigt wurden. Manche Lehrer stellten sogar zusätzlich noch selbst Übungshefte zusammen. So, als wäre es ebenfalls eine unantastbare Tradition, wurde seit Jahrzehnten das gleiche Schultaschenmodell vorausgesetzt. Doch wenn man alle Bücher für einen Tag in die Tasche packen würde, würde diese aus allen Nähten platzen. Aus diesem Grund ließen die Schüler ihre Bücher in der Regel in dem Spindfach in der Klasse liegen. Das schien für Masachika allerdings eine kognitive Mammutaufgabe darzustellen.

„Da es gestern nicht auf meinem Schreibtisch lag, ging ich davon aus, es sei in meinem Spind.“

„Du hast einfach nur nicht genau nachgesehen, oder? Außerdem hast du keinen Überblick darüber, wo du deine Sachen hast!“

„Es tut mir ja leid.“

„Das sagen sie alle.“

„Hui, harte Worte“, erwiderte Masachika ohne auch nur einen Hauch von Reue.

Alisa reagierte darauf bloß mit einem Schulterzucken, holte einen Stapel Chemiebücher unter ihrem Pult hervor und musterte Masachika misstrauisch.

„Welches Buch ist es nun genau?“

„Oh, das da! Das Blaue!“

Sie öffnete besagtes blaues Buch und legte es zwischen sich und ihn auf die Pulte. Masachika lauschte daraufhin dem Vortrag des Lehrers, doch dann begann er – der Kampf zwischen ihm und seiner Müdigkeit.

Oh nein, mir fallen gleich die Augen zu.

Nicht nur der Schlafmangel hatte ihm zu schaffen gemacht, sondern auch der Sportunterricht in der zweiten Stunde. Er konnte seine Müdigkeit gerade noch in Schach halten, während er von der Tafel abschrieb, doch sobald der Lehrer direkt im Anschluss den Schülern Aufgaben stellte, gewann die Schläfrigkeit wieder die Oberhand. Der Wortwechsel zwischen Lehrer und Klasse hatte eine einlullende Wirkung und Masachika ertappte sich immer wieder dabei, wie er kurz wegnickte.

„Ngh?!“, ächzte er, als sich die Spitze eines Druckbleistifts schmerzhaft in seine Seite bohrte.

M-Meine Rippen! Genau zwischen meine Rippen!

Er versuchte, vor Schmerz gekrümmt, bloß keinen Ton von sich zu geben, und blickte nach links rüber, um seinen Protest Luft zu machen. Dort traf ihn jedoch die volle Gewalt eines Blicks der Verachtung, der ihn erbarmungslos zusammenzucken ließ. Diese zu Schlitzen verengten blauen Augen sprachen eine eindeutige Sprache: „Du wagst es, hier einzuschlafen, obwohl ich dich extra in mein Buch schauen lasse?“

„Es tut mir leid“, flüsterte Masachika fast lautlos, den Blick fest nach vorne gerichtet.

„Hmpf!“, schnaubte Alisa verächtlich.

„Was könnte nun in die nächste Lücke kommen? Wärst du so gut, Kuze?“, forderte der Lehrer Masachika auf.

„Öh? Äh, klar“, stammelte er zur Antwort und stand hastig von seinem Stuhl auf. Da er bis gerade noch geschlafen hatte, kannte er nicht mal die Aufgabenstellung. Er ließ hilfesuchend seinen Augen Richtung Alisa wandern, doch die machte keine Anstalten, ihn auch nur eines Blickes zu würdigen.

„Was ist denn nun? Wir haben nicht ewig Zeit!“, drängelte der Lehrer.

„Öh, ähm ...“

Sollte ich vielleicht einfach zugeben, dass ich die Antwort nicht weiß?

Kaum war Masachika dieser Gedanke durch den Kopf geschossen, tippte Alisa bereits auf einen bestimmten Abschnitt im Schulbuch.

„Ah! Nummer zwei: Kupfer!“, schoss es aus ihm heraus, während er seiner Sitznachbarin von ganzem Herzen dankte.

„Falsch!“

„Hä?“, gab er dümmlich von sich.

Das war ernsthaft falsch?!, schrie er innerlich, während er auf seine Nachbarin blickte, die ganz unschuldig dasaß. Nur wenn man ganz genau hinsah, konnte man sehen, wie sie ein wenig die Mundwinkel schelmisch anhob.

„Dann gebe ich die Frage an Kujou gleich daneben weiter“, setzte der Lehrer den Unterricht fort.

„Es ist Nummer acht: Nickel.“

„Das ist korrekt. Und du, Kuze, pass gefälligst besser im Unterricht auf, klar?“

„Äh, klar ...“, antwortete Masachika zusammenzuckend dem Lehrer und setzte sich demütig hin, nur um sich gleich im nächsten Moment flüsternd bei Alisa zu beschweren.

„Was sagst du mir eigentlich was Falsches vor?!“

„Das habe ich nicht. Ich habe bloß auf die Aufgabe gezeigt.“

„Quatsch mit Soße! Du hast eindeutig auf Antwort Nummer zwei getippt!“

„Was unterstellst du mir da?“

„Ich seh’s dir an den Augen an, dass du innerlich lachst!“

Bei Masachika fehlte nicht mehr viel, bis er lauthals losschrie. Doch das ließ Alisa bloß schmunzeln und entlockte ihr ein kleines amüsiertes Kichern. Da sagte sie auf Russisch zu ihm: „Wie niedlich.“

Es verlangte Masachika alles ab, sodass seine Mundwinkel nicht loszuckten und seine Hände nicht zitterten, nur damit er die Fassung wahren und vorgeben konnte, er hätte sie nicht verstanden.

„Was hast du da gerade gesagt?“, hakte er nach.

„Ich habe dich einen Dummkopf genannt.“

Du lügst und das weiß ich, aber ich kann es dir nicht unter die Nase reiben!, schrie er tief in seinem Herzen. Masachika lernte Russisch von seinem Großvater väterlicherseits, der ein wahrer Russlandnarr war. All dies nahm seinen Lauf, als er während der Grundschule bei seinen Großeltern wohnte und dort von seinem Großvater gezwungen wurde, unzählige russische Filme zu schauen. Masachika war noch nie in seinem Leben in Russland gewesen und hatte auch keine russischen Verwandten. Da er auch noch nie mit jemandem darüber gesprochen hatte, wusste an der ganzen Schule nur eine Person über seine Sprachkenntnisse Bescheid: Seine Schwester in der Nachbarklasse. Weil er dieser aber eingebläut hatte, es niemanden zu verraten, sollte niemand davon wissen.

Mittlerweile bereute er es, dass er Alisa nicht längst eingeweiht hatte, doch dafür war es nun viel zu spät. Dieses geheime und gleichermaßen beschämende Spiel, bei dem die Schönheit ihn auf Russisch süße Worte zuflüsterte, hatte er sich selbst eingebrockt und diese Suppe hatte er nun auszulöffeln.

Sein Gesicht lief puterrot an, er presste die Lippen fest aufeinander und holte tief Luft. All das, um nur die unbeschreibliche Verlegenheit, die sein Herz in Gefangenschaft nahm, herunterzuschlucken. Doch dann setzte Alisa auch schon auf Russisch nach, als sie versehentlich seine Anwandlungen für Zorn hielt:

„Wie ein Kleinkind.“

Masachika stellte sich bei diesen Worten vor, wie er ein Baby war und sie ihm die Wange tätschelte.

Du willst Krieg? Den kannst du haben! Dieses Kleinkind wird dir schon noch zeigen, wo der Frosch die Locken hat.

Masachika setzte eine ernste Miene auf, als ihm klar wurde, dass sie keinerlei Respekt vor ihm hatte und ihn sogar noch verspottete.

Es ist jetzt 11:40 Uhr. Die Stunde geht also noch zehn Minuten. Das reicht mir für eine Gegenoffensive.

Doch dann weiteten sich ihm vor Entsetzen die Augen, als ihm eine grausame Tatsache gewahr wurde.

Scheiße! Ich hab ganz vergessen, das morgendliche Gratis-Gacha abzuholen! Das war echt haarscharf! Ich werde das gleich in der Pause nachholen.

Sonst öffnete er das Game, bevor er das Haus verließ oder unmittelbar vor dem Unterricht, doch heute Früh hatte ihn seine Müdigkeit das völlig vergessen lassen. Nun kreisten seine Gedanken um Otaku-Dinge und ihm war entfallen, dass Alisa ihn ein Kleinkind genannt hatte. Man könnte mit Fug und Recht behaupten, dass seine einfache Denkweise dem eines Kleinkindes gleichkam. Dieser Umstand war ihm jedoch selbst nicht bewusst.

Er wartete das Unterrichtsende ab, beobachtete den Lehrer, wie er das Klassenzimmer verließ, und rückte unverzüglich im Anschluss sein Pult wieder auf seine ursprüngliche Position zurück. Daraufhin holte er sein Smartphone hervor und öffnete die Game-App. Bei diesem Anblick zog Alisa mahnend eine Augenbraue hoch.

„Außer in Notfällen oder zum Lernen stellt die Nutzung eines Smartphones in der Schule einen Verstoß gegen die Schulordnung dar. Du bist entweder sehr mutig oder sehr dumm, wenn du es direkt vor den Augen eines Mitglieds der Schülervertretung herausholst.“

„Das ist kein Verstoß, denn es ist ein Notfall!“

„Würdest du mich bitte erleuchten, um was für einen Notfall es sich hierbei handelt?“, fragte sie, doch ihr abfälliger Blick verriet bereits, dass sie mit einem blöden Grund rechnete.

„Ich kann den kostenlosen Gacha nur noch in den nächsten zehn Minuten abholen!“

„Du willst wohl dein Handy beschlagnahmt bekommen, oder?“

„Das würdest du doch niemals tun! ☆“, warf ihr Masachika mit einem verunglückten Augenzwinkern und einem Daumen nach oben gerichtet zu.

„Führe mich nicht in Versuchung“, entgegnete sie ihm mit finsterer Miene.

„Hoffentlich ziehe ich was Seltenes! Dabei ist mir gerade aufgefallen, dass ich schon ewig nicht mehr gezwinkert habe. Das ist gar nicht mal so leicht, sag ich dir“, plapperte Masachika einfach los, den Blick fest auf das Smartphone gerichtet.

„Wie kommst du denn jetzt wieder darauf?“

„Na, Idols machen das doch immer mal wieder. Aber ich glaube, es gibt gar nicht so viele Promis, die nett zwinkern können.“

„Findest du?“

„Hä? Findest du das denn nicht schwierig? Ziehen sich bei dir Wange und Mundwinkel nicht so komisch zusammen, sodass es weniger knuffig, sondern eher wie ein Unfall aussieht?“

„Nein, ganz sicher nicht.“

„Ach? Dann zeig mir mal dein schönstes Zwinkern!“, forderte Masachika Alisa mit einem verschmitzten Lächeln heraus, nachdem er wieder zu ihr aufgeblickt hatte. Eine von Alisas Augenbrauen zuckte entnervt und die Klassenkameraden um sie herum, die davon Wind bekommen hatten, brachen in Geflüster aus. Sie konnte ihre Blicke auf sich lasten fühlen und schaute missmutig, begleitet von einem tiefen Seufzer, zu Masachika herüber.

„Äh ... Also, geht das nicht so?“

Sie neigte ihren Kopf zur Seite und vollführte ein Zwinkern der Extraklasse, bei dem sie das Auge elegant schloss, ohne unnötig die übrige Gesichtsmuskulatur zu bemühen. Dieser überaus seltene Anblick, den die einsame Prinzessin hier bot, ließ ihre Klassenkameraden himmelhoch jauchzen und man schenkte ihr dafür gar Applaus.

„Wah! Tsukuyomi in SSR! Geilo! Oh, tut mir leid. Ich war kurz abgelenkt.“

„Konfisziert.“

„NEIN!“, entfuhr es Masachika, als Alisa ihm das Handy gnadenlos abknöpfte. Stolz stand sie vor ihm und blickte auf ihn herab.

Ließ nun Zorn oder Scham ihre Wangen erröten? Man könnte meinen, dies wäre nun die Retourkutsche für ihre Gemeinheit aus dem Unterricht, allerdings war das niemals Masachikas Absicht gewesen. Doch genau das machte es umso schlimmer.

Alisa hörte schließlich, wie sich drei Mitschüler unterhielten:

„H-Hey! Hast du das gerade fotografiert?“

„Schon, ist aber verwackelt.“

„Ha! Ich habe ihr Zwinkern perfekt eingefangen!“

„Oh! Du hast echt ein Händchen dafür!“

„Schick mir das Foto! Ich zahle dir auch 1.000 Yen dafür!“

„Konfisziert.“

„Uff! Kujou?!“, schrien die drei Jungs gleichzeitig, als ihre Handys eingesammelt wurden, weil sie damit heimlich Fotos geknipst hatten.

„Was soll das, Kujou? Wir haben doch gar nichts gemacht!“

„Ach, nichts?“

„Öh, schon gut“, versuchte sich der Junge zunächst dumm zu stellen, doch ihr scharfer Blick brachte ihn völlig aus dem Konzept. Wie sie mit erhobenem Kinn und aufgerissenen Augen kalt auf ihn herabblickte, hätte wohl auch jeden erwachsenen Mann in die Knie gezwungen. Ihr strenger und eiskalter Blick war fürwahr auf Tundra-Niveau. Alle anderen Klassenkameraden, die sich an ihrem Zwinkern erfreut hatten, wandten sich schleunigst ab und hielten den Atem an, in der Hoffnung, der Schneesturm würde bald an ihnen vorüberziehen.

Alisa stapfte mit den vier Smartphones an ihren Platz zurück, so als würde sie durch eine eisige Einöde ziehen. Nur ein Junge senkte furchtlos nicht das Haupt vor Ihrer Hoheit.

„Gnade! So hab doch Erbarmen!“, bettelte er auf den Knien zu ihren Füßen mit zusammengelegten Handflächen. Trotz dieser frostigen Situation war er noch zu solchen Scherzen aufgelegt, sodass ihn die anderen als Helden (oder Idioten?) feierten.

„Jetzt sei doch nicht so! Wer würde sich nicht über einen SSR aus einem kostenlosen Gacha freuen? Ich konnte ihn mir nicht mal richtig anschauen!“

Durch seine Rechtfertigungen fragte sich sein Umfeld, ob das sein Ernst war. Doch Alisa betrachtete ihn weiterhin mit ihrem Tundra-Blick und dann schließlich sein Handy, das sie ihm abgenommen hatte.

„SSR? Tsukuyomi? Ist Tsukuyomi nicht die Mondgöttin der japanischen Mythologie? Warum ist ihr Haar silbern und nicht schwarz?“

„Öh ... Keine Ahnung? Vielleicht wegen der Farbe des Mondes? Sie schaut schnuckelig aus, was interessieren einen da schon solche Details?“

„Hmm ...“

Masachika grinste wie ein Honigkuchenpferd, Alisa musterte ihn mit zusammengekniffenen Augen. Dabei sank die Raumtemperatur auf arktische Verhältnisse ab.

Hä? Was ist denn jetzt los?, fragte sich Masachika innerlich, während sein Lächeln Risse bekam.

„Ich schalte das Gerät aus und konfisziere es bis zum Schulschluss.“

„Halt, stopp! Wenn du es jetzt einfach ausschaltest, könnte es nicht gespeichert werden!“, geriet Masachika ernsthaft in Panik.

„Du verabscheust mich und nicht sie! Sie ist unschuldig! Du kannst mit mir machen, was du willst, solange du nur sie verschonst!“, setzte er noch nach. Er wirkte fast so, als hätte man sein Herzblatt in Geiselhaft genommen und er wollte sich für ihre Sicherheit als Opferlamm anbieten.

„Wieso bin ich jetzt eigentlich hier die Böse?“

Allerdings schenkte sie ihm nur einen weiteren verächtlichen Blick und warf ihm das Handy zu.

„Danke! Vielen Dank!“, rief Masachika und verbeugte sich tief vor ihr.

„Hmpf!“, grunzte sie und bemühte sich schon gar nicht mehr, ihren Unmut noch länger zu verbergen. Schließlich händigte sie auch den anderen dreien wieder ihre Smartphones aus. Doch ehe sie sich wieder auf ihrem Platz niederließ, stellte sie sicher, dass sämtliche Fotos von ihr gelöscht wurden.

„Ich glaub’s nicht! Es ist wahrhaftig Tsukuyomi! Ich hab immer geglaubt, die würde ich niemals pullen!“

Alisa wickelte eine Haarlocke verspielt um ihren Finger und blickte zu Masachika rüber, der mit funkelnden Äuglein auf sein Smartphone starrte. Sie verzog ihre Lippen zu einem Schmollmund und flüsterte auf Russisch:

„Dabei ist mein Haar doch genauso silbern.“

Jede Faser von Masachikas Körper erstarrte angesichts dieses Überfalls.

„Was hast du gerade gesagt?“, brachte er steif hervor, da ihm ihre Bemerkung keineswegs entgangen war.

Sie blickte ihn finster an und hörte auf, mit ihrem Haar zu spielen.

„Ich hab dich ’nen gestörten Gamer genannt“, fauchte sie ihm entgegen.

„Ey, so was sagt man doch nicht.“

„W... Wie bitte?!“, erschrak Alisa angesichts Masachikas ernster Miene, die er ihr bot. Doch sie fasste sich schnell wieder und sagte: „Ich habe nichts als die Wahrheit gesagt!“

Erneut zogen die beiden sämtliche Aufmerksamkeit ihrer Mitschüler auf sich und Masachika rügte sie scharf: „Findest du das nicht respektlos gegenüber all jenen, die tatsächlich so zurückgeblieben sind und Geld in solche Spiele buttern, wenn du mich gestört nennst, obwohl ich nicht einen Yen dafür ausgebe?!“

„Stimmt, wie konnte ich diese Menschen nur mit dir in eine Schublade stecken“, erwiderte Alisa und durchbohrte ihn mit einem scharfen Blick wie Dolche. Passend dazu hielt sich Masachika die Brust, als würde er tatsächlich physische Schmerzen erleiden. Sie seufzte schwer, offensichtlich konnte sie sein theatralisches Gehabe nicht eine Sekunde länger ertragen.

„Und dabei dachte ich, dass du zur Abwechslung mal etwas Ernstes sagen würdest.“

„Was soll das denn heißen? Ich bin immer todernst. Ich würde meine Ernsthaftigkeit sogar als eine meiner Stärken bezeichnen.“

„Das dürfte die größte Übertreibung des Jahrhunderts sein.“

„Und von diesem Jahrhundert sind noch gut 80 Prozent übrig.“

„Mann, jetzt ist aber mal Schluss. Steck dein Handy weg“, sagte sie, zuckte mit den Achseln und stützte erschöpft ihr Kinn auf der Hand ab. Dieser Anblick entlockte Masachika ebenfalls ein Schulterzucken.

„Vielleicht habe ich es ein wenig zu weit getrieben“, gab er zu und wollte gerade sein Handy wegstecken, als er folgende Worte auf Russisch vernahm:

„Du wärst so cool, wenn du nur mal etwas ernster bei der Sache wärst.“

Vor Schreck drehte er sich um, als er ihr Flüstern hörte, das ihm einen angenehmen Schauer über den Rücken jagte.

„Wie war das?“

„Ich sagte: Bei dir sind Hopfen und Malz längst verloren.“

„Ach so ...?“

„Auf jeden Fall.“

Lügnerin! Ich verstehe JEDES. EINZELNE. WORT!