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Michael Ziegenbalg

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Diese kleine Schrift soll aufzeigen, dass alle Software von Anfang an eine Zugabe zur Hardware war. Erst später kam es dann zu einer Trennung des Verkaufs von Hardware und Software.

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Michael Ziegenbalg

Am Anfang war alle Software frei

Dies kleine Büchlein widme ich meinen Eltern Herrn Dipl.-Ing. Erich Ziegenbalg und seiner Ehefrau , meine geliebte Mutter, Elfriede Ziegenbalg, geb. BöhlkeBookRix GmbH & Co. KG80331 München

Am Anfang war alle Software frei Microsoft, Linux und die Rache der Hacker

Am Anfang war alle Software frei

Microsoft, Linux und die Rache der Hacker

 

 

In den frühen Tagen des Computers war alle Software quelloffen. Bis in die siebziger Jahre war es üblich, die an den Universitäten entwickelten Programme frei zu verbreiten. „All Information should be free“ war damals einer der Glaubenssätze der Hackerkultur.

Auch in der kommerziellen Computer-Welt waren damals die Quellen verfügbar, einfach weil Software keinen eigenständigen Markt darstellte.

 Für die frühen Rechner gab es kaum Programme, so schrieb man für ein bestimmtes Problem ein Tool und gab es weiter, damit andere Programmierer dieses Tool nutzen und eventuell einsetzen konnten, um weiter entwickeltere Programme zu schreiben, oder eben die besagten Tools zu verbessern. Die Software entstand damals also schon nach dem Open-Source Prinzip, ohne dass es solch einen Begriff überhaupt gab.

 

Das Jahr 1975 stellte ein wichtiges Jahr für den Computer dar. Ein kleiner Laden namens Micro Instrumentation Telemetry Systems (MITS) in Albuquerque/New Mexico brachte den Altair heraus, den ersten Minicomputer in der USA. Das Gerät war der erste Computer, den sich auch Privatleute leisten konnten, kaum grösser als eine Schreibmaschine. Doch 1975 gab es kaum Programme für den neuen Computer. Wer etwas mit ihm anfangen wollte, musste seine Anwendungen selber schreiben. Der Altair wurde noch nicht einmal mit einem Betriebssystem ausgeliefert.

 

  

 

Diese Tatsache nutzten zwei junge Programmierer, Bill Gates und Paul Allen, aus. Sie entschlossen sich, ein Betriebssystem für den Altair zu entwickeln.

 

Da sie schon an einer Portierung der freien, schon vorhandenen Software BASIC für den 8080 Prozessor arbeiteten, brauchten nur 30 Tage, um BASIC auf den Altair zu portieren. Die erste Vorführung klappte auf Anhieb und sie bekamen den Zuschlag. Microsoft war geboren. Sie waren schlau genug, MS-BASIC nicht an MITS zu verkaufen, sondern nur Lizenzen zu vergeben. Somit konnten sie an jeder verkauften Version kräftig mitverdienen.

Allen (vorne) und Gates in der 70ern

Für rund 150 Dollar Aufpreis bekam man Microsoft-BASIC zu einer Speicherkarte für den Altair dazu. Alleine sollte die Software stolze 500 Dollar kosten. Da war es nicht verwunderlich, dass die ersten Raubkopien gemacht wurden.

Gates konterte mit einem offenen Brief and die Computergemeinde:

„Wie die Mehrheit der Computeramateure wissen müsste, stehlen die meisten von euch ihre Software. Für Hardware muß man bezahlen, aber Software ist etwas, das man teilen kann. Wen kümmerts schon, ob die Leute, die daran gearbeitet haben, bezahlt werden.[…] Ihr verhindert damit, dass gute Software geschrieben wird.“

 

BASIC begründete nicht nur Microsofts Produktpalette an Programmiersprachen. Es ist auch ein typisches Microsoft Produkt: Nicht neu entwickelt, sondern nur eine frei verfügbare Programmiersprache neu adaptiert. Es ist erstaunlich, das jemand, der so wenig Respekt vor dem geistigen Eigentum anderer hat, sich über das Raubkopieren aufregt. Bei einem geringeren Preis für das MS-BASIC wäre es sicherlich anders gelaufen.

 

1977 wurde Microsoft offiziell gegründet. Bis dahin lief der Erfolg parallel zu MITS: Sie schrieben Software, die auf diesen Rechnern lief. Und mit der Verbreitung stieg auch Microsofts Gewinn.

 

Als IBM 1980 einen Personal-Computer entwickelte benötigte man ein Betriebssystem. Auf jeden Fall witterte Bill Gates hier die Möglichkeit noch mehr zu verdienen.

Bill unterzeichnete den Vertrag bei IBM über 186.000 Dollar und kaufte für 50.000 Dollar den CP/M-Klone SCP-DOS der heruntergewirtschafteten Firma SCP (Seattle Computer Products). Bill Gates nannte das hinzugekaufte Produkt MS-DOS.

1981 erschien der IBM-PC. Und mit dessen Erfolg stieg auch der Erfolg von Microsoft. An den Kopien von MS-DOS verdiente Microsoft Milliarden.

Es gelang Bill Gates sogar, IBM davon zu überzeugen, die Hardwarespezifikationen des IBM-PCs zu veröffentlichen. Somit konnten andere Firmen den IBM-PC klonen. In den 80er Jahren wurden die „IBM-kompatiblen“ Computer zu den Personal Computern schlechthin. Hiermit ging nun aber das IBM-Monopol den Bach runter. Es zählte nun nicht mehr der Hardwarehersteller, sondern das Betriebssystem. Microsoft erbte das IBM-Monopol.

Man konnte nun die fantastischen Gewinne in andere Produktentwicklungen investieren: Windows, Word, Excel, der Internet Explorer.

Microsoft wurde zu dem dominanten Softwarehersteller auf dem Markt, was sie nicht zuletzt ihrer agressiven Marketing- und Lizenzpolitik verdanken.

Hersteller von PCs wurden zum Teil durch Knebelverträge gezwungen, auch die übrigen Programme von Microsoft mit den Rechnern auszuliefern, wenn sie diese mit dem Betriebssystem Windows ausstatten wollten. Diese Praktiken waren auch Gegenstand des Monopolverfahrens, das das amerikanische Justizministerium Mitte der 90er Jahre gegen Microsoft eröffnete und das bis heute andauert.

 

 

 

 

Linux und die Rache der Hacker

 

 

Ihr 'Manifest' erhielt die Open-Source-Bewegung Anfang 1998 mit Eric Raymonds "The Cathedral and the Bazaar". Darin beschreibt er die Faustregeln für eine verteilte, offene, locker kolletive Zusammenarbeit am selben komplexen Software-Projekt durch Tausende von Menschen in der ganzen Welt. Sein Paradebeispiel für den Erfolg einer solchen unwahrscheinlichen Organistationsform ist das von Linus Torvalds initiierte Linux. Open Source stellt die konventionelle Logik auf den Kopf: verteilte Gruppen von Gleichen sind effizienter als Chef-geleitete, hierarchische Systeme. Wer die Früchte seiner Arbeit verschenkt, hat mehr davon. Eigennutz und Anerkennung motivieren effektiver als Geld.

Ganz anders dagegen verhält sich das Cathetralen-Konzept. Hier hält der Hersteller die Quell-Codes seiner Software streng unter Verschluss. Softwarefehler können nach Bekanntwerden nur von den eigenen Entwicklern beseitigt werden und der Nutzer wird sich dann wohl einer neueren Version oder einem Update umsehen müssen. Das dauert manchmal Jahre und kostet nicht gerade wenig.

Im Gegensatz zu diesem "Cathedralen-Konzept" hatte es sich schon die frühe Unix-Welt zur Tradition gemacht, den Quellkode von Software frei verfügbar zu machen und ihn z.B. den Universitäten zu geben, um damit die Wiederverwendung und Weiterentwicklung zu fördern.

Der finnische Student Linus Benedict Torvalds glaubte nicht, dass DOS der Weisheit letzter Schluss sei, und schloss sich 1991 den "Minixern" an. Per Ratenzahlung schaffte er sich einen PC mit dem damals brandneuen 386er-Prozessor an. Der 386er erlaubte erstmals echten Speicherschutz und echtes Multitasking auf IBM-kompatiblen PCs, zwei Möglichkeiten, die DOS nicht ausnutzte und das auf DOS basierende Windows 95/98 auch heute noch nicht zufriedenstellend unterstützt.

Deshalb wollte Linus sich sein eigenes, Unix-ähnliches Multitasking-Betriebssystem schreiben. Er versuchte mit den Möglichkeiten dieses Prozessors zu experimentieren. Linus versuchte gar nicht erst, alles von Grund auf neu zu entwickeln. Stattdessen verwendete er den Programmkode von Minix (ein Unix-ähnliches kleines System, welches sich auf den Kernel beschränkt). Bald war der Minix- Programmcode von Andrew Tanenbaum vollständig umgeschrieben oder ersetzt. Aus seinen ersten Versuchen wurde nach und nach ein einfaches, aber brauchbares Multitasking- Betriebssystem.

Linus Torvalds hat seine eigene Entwicklung von Anfang an frei angeboten und Mitstreiter nicht nur im Internet gesucht. Jeder soll die Quelltexte der Software bekommen, daran mitarbeiten oder seine Software an Linux anpassen. Das war vielleicht neben der eigenen Kernelentwicklung die nachhaltigste und konsequenteste Neuerung von Linus.