Andreas M. - Das Junikind - Michael Schulze - E-Book

Andreas M. - Das Junikind E-Book

Michael Schulze

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Beschreibung

Michael Schulze: Andreas M.- meine Kindheit in Thüringen Andreas M. hat es satt immer den Aufpasser für seine kleine Schwester zu spielen und lässt sie mit ihren kleinen traurigen Kulleraugen in der Wohnstube einfach sitzen. Er geht jetzt ins Schwimmbad, ob sie Lust hat oder nicht. Draußen sind fast 30 Grad und er braucht dringend eine Abkühlung für seinen erhitzten Körper. Außerdem warten die Jungs sicher schon ungeduldig auf ihn und wollen mit ihm eine Runde Fußball spielen. Auf dem Weg dorthin quält er sich wieder mit dem Gedanken, dass er seinen Vater vermutlich nie wiedersehen wird, weil Mama und Susanne jetzt nicht mehr in der kleinen Stadt an der Grenze leben und wir nicht auf ihn warten wollen. Sie hat jetzt einen neuen Freund und wir sollen alle zusammen umziehen. Das findet er schrecklich und wird sich ganz bestimmt noch einiges einfallen lassen, um das zu verhindern. Es sind spannende Geschichten aus der Kindheit von Andreas M.in Hirschberg, einer kleinen Stadt an der innerdeutschen Grenze in Thüringen und in den ersten Jahren der DDR. Es ist das Leben direkt an der Mauer, mit vielen Belastungen für die Bürger. Es sind aber auch glückliche Jahre mit der kleinen Familie, wenn da nicht das Umzugsgespenst wäre. Rezension Ria Büch (Fünf Sterne bei Amazon) : "Handlungen und Personen sind frei erfunden-für mich nach über 52 Jahren immer noch Realität. Selbst in Hirschberg geboren ( siehe letztes Bild-mein Geburtshaus ) und 1966 nach Jena verzogen kann ich mich nach all den Jahren noch an vieles erinnern. Der Kindergarten- die große gelbe Villa , ist die Knoch'sche Villa - ehem. Wohnsitz des Gründers der Lederfabrik. Besser wie hier kann man die keine Stadt mit ihren Menschen von damals und vorallem unsere Kinderzeit nicht beschreiben. Hut ab vor meinem Landsmann."

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Seitenzahl: 58

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Michael Schulze

Andreas M. - Das Junikind

Mein Leben in Hirschberg, an der innerdeutschen Grenze in Thüringen

 

 

 

Dieses ebook wurde erstellt bei

Inhaltsverzeichnis

Titel

Mein Hirschberg lob ich mir

Viel Spaß im Freibad

Der ungeliebte Nachbar …

Ich will hier nicht weg

Impressum neobooks

Mein Hirschberg lob ich mir

Der Weg zum Freibad war wegen der großen Hitze, die schon seit zwei Wochen hier im Land herrschte, für mich ziemlich anstrengend. Noch dazu gingen mir die Geister, die mich in der vergangenen Nacht wieder einmal gequält hatten, einfach nicht aus dem Kopf. Dabei hatte Mama doch gesagt, dass so etwas bei Jungs in meinem Alter schon einmal vorkommen könne und der Spuk aber immer wieder schnell vorbei wäre. Sicher wollte sie mir Mut machen, mit diesem „Ist doch nicht so schlimm“-Spruch. Aber mein noch recht junger Verstand konnte damit nicht viel anfangen. Heute war wieder Sonnabend und gemartert hatten mich diese Quälgeister nun fast die ganze Woche. Manchmal waren die Monster klein und hässlich, dann aber auch wieder groß und furchterregend, immer trampelten sie auf mir herum oder machten mir mit ihren blöden Fratzen und Sprüchen Angst. Vielleicht, so dachte ich manches Mal, lag es an diesem irgendwie sehr beängstigenden Lichtspiel der silbern glänzenden Laterne vor der alten Turnhalle gegenüber. Das sah ich immer vor dem Einschlafen, von meinem Bett aus, wenn ich den Kopf leicht aus dem weichen Kissen anhob, um zu sehen, was gegenüber vor der Turnhalle passierte. Aber sicher war ich natürlich nicht.

Selbst jetzt, auf dem Weg zum kühlen Nass, ließen mir diese beängstigenden Gedanken keine Ruhe. Autsch, ich war auf eine winzige heiße Teerblase getreten, die jetzt nach so vielen Tagen Sommerhitze, überall auf den Straßen der kleinen Stadt an der Grenze zu Bayern entstanden. Sie waren auf dem holprigen und fleckigen Straßenbelag fast nicht zu erkennen. Die heiße Luft flimmerte um mich herum und unter dem Arm trug ich die geliebte und sehr praktische Dreieckbadehose, die man so bequem und schnell an- und ausziehen konnte. Eingewickelt war sie in ein großes weiches Badehandtuch. Schuhe waren in diesen Sommertagen bei uns zu Hause verpönt, sie wären, wenn man Mamas Worten glauben konnte, ausschließlich kälteren Jahreszeiten vorbehalten. Sie sagte immer, dass man Schuhe nur trägt, wenn das Wetter danach ist und man sie braucht. Wenn sie nur hier wäre und sehen könnte, dass mir der verdammt heiße Klecks auf dem Beton, an den nackten Füßen richtig wehgetan hatte.

Mama war sonst meine ungekrönte Königin. Sie war klein und zierlich und eine wirklich hübsche Frau. Sie trug ihre langen, dunkelblonden Haare meistens zu einem Pferdeschwanz gebunden und mit ihren hellwachen blauen Augen fiel sie immer auf. Wenn wir gemeinsam irgendwo unsere Zeit verbrachten, war ich immer sehr stolz auf sie. Sie war nicht nur schön, nein, sie war auch schlau, liebte das Leben in der kleinen Stadt im thüringischen Vogtland und wurde von allen Leuten immer wieder gerne um ihre Meinung gefragt. Sie konnte auch scheinbar schwierige Dinge des Alltags, mit dem Leben auf dem Dorf zusammenbringen. In vielen Fällen entstanden schlaue Hinweise, die von ihren Gesprächspartnern sehr ernst genommen und oft auch umgesetzt wurden.

Sie liebte meine kleine Schwester Susanne und mich sehr und zeigte uns das auch immer. Unabhängig davon, war ich irgendwie doch Mamas Liebling. Susi, so nannte ich in streitfreien Zeiten das jüngste Mitglied unserer Familie liebevoll, beschwerte sich dann auch das eine oder andere Mal über solche kleinen Ungerechtigkeiten zu meinen Gunsten. Zum Beispiel, wenn mir Mama sonnabends erlaubte, vor ihr in die Wanne zu gehen. Dann durfte ich, weil ich ein paar Minuten eher fertig war, in meinem flauschigen Bademantel eingemummelt, schon vor dem Fernseher Platz nehmen. Das war dann meistens der Sandmann, mit dem Kobold Pittiplatsch, dem Lieben oder ein niedlicher Trickfilm, wie Arthur der Engel, der ja lustigerweise immer vom Himmel herab fiel.

Besonders ärgerte sich Susanne, wenn ich mal mit ein paar Kumpels stromern ging und sie bei Mama abgeben durfte, damit sie mich bei meinen kleinen Abenteuern nicht nerven konnte. Das gab stürmische Proteste, begleitet von Tränen, gleichzeitigem Trampeln mit den kleinen Füßen und heftigem, ablehnenden Kopfschütteln. Mama hat sie dann natürlich wieder eingefangen und manches Mal brauchte sie dazu vielleicht auch eine Kleinigkeit Süßes.

Als Krebs in der ersten Dekade Juni geboren, war ich mit dem Wasser eng verbunden und das hat sich dann auch durch mein ganzes Leben wie ein roter Faden gezogen. In allen Horoskopen, die Mama gerne und intensiv studierte, war ich ein empfindsamer Mensch, der mit seinen Gefühlen sehr offen umging und am Ende doch den Verstand zu Wort kommen ließ. Schon als Kind hatte ich den starken Wunsch in mir, zu helfen und die kleinen Nöte fremder Menschen zu lindern. Zudem war ich schon in den ersten Jahren meines Lebens darauf bedacht, mich nicht von Vorgaben und irgendwelchen Vorschriften leiten zu lassen, sondern traf Entscheidungen, die mir als Kind den Ruf einbrachten, manchmal etwas stur und dickköpfig zu sein. Später waren das dann Eigenschaften, die von mir zu Hartnäckigkeit weiterentwickelt, mir sogar die freie Wahl eines Berufes ermöglichten und die Grundlage waren für viele glückliche und auch erfolgreiche Jahre als Unternehmer. Dazu aber später dann mehr.

Mama selbst, wie übrigens auch meine spätere Frau Gabriele waren beide im Sternbild des Schützen geboren. Das bedeutet lebenslustig durch die Zeit zu kommen und Dinge voller Energie anzugehen, aber auch, sich mit Enttäuschungen und Rückschlägen das eine oder andere Mal schwer zu tun. Das war dann bei Mama auch gelegentlich so. Sie hat zum Beispiel den Verlust ihres ersten Mannes nie zu Ende verarbeitet, immer gehofft, dass er noch mal wieder kommt und ihn deshalb auch viel später immer noch vermisst.

Auch heute wehte kein noch so laues Lüftchen und das sollte sich dem Wetterbericht zu Folge auch in den nächsten Tagen nicht ändern. Ich war trotzdem froh, mich für die kleine Strapaze entschieden zu haben, weil wenigstens im Wasser eine Chance auf zeitweilige Abkühlung bestand.

Meine besten Kumpel Thomas und Franz warteten wahrscheinlich schon auf mich. Nach dem gewöhnlich sehr ausgiebigen Bad in dem etwas grünlich anmutenden Wasser im Freibad, wurde immer eine Runde gebolzt. Sicher hatten die Jungs die Torpfosten auf dem hinteren Teil der Liegewiese schon aufgestellt und warteten sehnsüchtig auf Verstärkung. Noch aber war nur die erste Hälfte auf dem Weg zum Bad geschafft. Ich legte einen Zahn zu und bemühte mich den kleinen heißen Teerflecken auf der holprigen Straße, wenn es nur irgendwie ging, auszuweichen. Plötzlich schoss es mir durch den Kopf, dass ich Mama nicht gefragt hatte, ob ich nach der Erledigung des Spezialauftrages, Keller aufräumen, wieder ins Freibad gehen durfte, aber sie würde es sich schon denken können, wenn sie von der Arbeit in der Drogerie heimkam. Schließlich waren die Badesachen nicht mehr da.