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Beschreibung

ANPACKEN statt EINPACKEN Über 6 Millionen Menschen in Deutschland haben Diabetes - eine kaum vorstellbare Zahl. Doch hinter jedem Betroffenen steckt eine persönliche Geschichte. Es gibt eben nicht DEN oder gar DIE Diabetiker; Diabetes kann jeden treffen, und deshalb sind die Geschichten der Menschen, die in diesem Buch aus ihrem Leben erzählen, auch ganz unterschiedlich: Es sind Prominente darunter, Kinder, Ältere, Sportler, Blogger, Eltern, Großeltern … Sie alle müssen seit der Diagnose mit einer Krankheit leben, die sie ihr ganzes Leben lang begleiten wird. Wie gehen Betroffene mit dieser Herausforderung um? Packen sie an oder packen sie ein? Autorin Nicole Mattig-Fabian ist dieser Frage nachgegangen und hat 30 Kurzporträts von Menschen mit Diabetes aufgeschrieben, um zu zeigen, wie ein Leben mit Diabetes gelingen kann. Alle diese Menschen, so unterschiedlich sie sind, haben nämlich eines gemeinsam: Sie zeigen, dass niemand mit dieser Krankheit allein ist. Und sie machen Mut! Niemand muss einpacken, weil er Diabetes hat, im Gegenteil: Jetzt gilt es, das Leben anzupacken! Ergänzt werden die Porträts durch medizinische Tipps der beiden Experten Prof. Dr. Thomas Danne (Hannover) und Prof. Dr. Thomas Haak (Bad Mergentheim). Beide sind erfahrene Diabetologen und aktiv im Vorstand von diabetesDE - Deutsche Diabetes-Hilfe. Mit dem Kauf dieses Buches unter­stützen Sie die Aufklärungs­arbeit von diabetesDE - Deutsche Diabetes-Hilfe.

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ANPACKEN statt EINPACKEN

Über 6 Millionen Menschen in Deutschland haben Diabetes – eine kaum vorstellbare Zahl. Doch hinter jedem Betroffenen steckt eine persönliche Geschichte. Es gibt eben nicht DEN oder gar DIE Diabetiker; Diabetes kann jeden treffen, und deshalb sind die Geschichten der Menschen, die in diesem Buch aus ihrem Leben erzählen, auch ganz unterschiedlich: Es sind Prominente darunter, Kinder, Ältere, Sportler, Blogger, Eltern, Großeltern …

Sie alle müssen seit der Diagnose mit einer Krankheit leben, die sie ihr ganzes Leben lang begleiten wird. Wie gehen Betroffene mit dieser Herausforderung um? Packen sie an oder packen sie ein? Autorin Nicole Mattig-Fabian ist dieser Frage nachgegangen und hat 30 Kurzporträts von Menschen mit Diabetes aufgeschrieben, um zu zeigen, wie ein Leben mit Diabetes gelingen kann. Alle diese Menschen, so unterschiedlich sie sind, haben nämlich eines gemeinsam: Sie zeigen, dass niemand mit dieser Krankheit allein ist. Und sie machen Mut! Niemand muss einpacken, weil er Diabetes hat, im Gegenteil: Jetzt gilt es, das Leben anzupacken!

Ergänzt werden die Porträts durch medizinische Tipps der beiden Experten Prof. Dr. Thomas Danne (Hannover) und Prof. Dr. Thomas Haak (Bad Mergentheim). Beide sind erfahrene Diabetologen und aktiv im Vorstand von diabetesDE – Deutsche Diabetes-Hilfe.

Mit dem Kauf dieses Buches unterstützen Sie die Aufklärungsarbeit von diabetesDE – Deutsche Diabetes-Hilfe.

Über die Autorin

Nicole Mattig-Fabian wurde 1961 in Berlin geboren. Sie studierte Romanistik, Germanistik und Publizistik an der FU Berlin und an der Nouvelle Sorbonne, Paris. Über 20 Jahre arbeitete die gelernte Journalistin in der Kommunikationsbranche, u. a. als Pressesprecherin von SAT.1.

Mit ihrer eigenen PR-Agentur verantwortete sie die Pressearbeit namhafter Wirtschafts- und Medienunternehmen und vertrat als Managerin prominente Künstler. Seit 2009 leitet sie die Öffentlichkeitsarbeit von diabetesDE – Deutsche Diabetes-Hilfe, seit 2011 ist sie Geschäftsführerin der gemeinnützigen Organisation. In dieser Zeit hat sie viele intensive Gespräche mit Menschen mit Diabetes geführt und einige davon aufgezeichnet. Nicole Mattig-Fabian ist verheiratet, hat eine erwachsene Stieftochter und lebt in Berlin.

Mit dem Kauf dieses Buches unterstützen Sie die Aufklärungsarbeit von diabetesDE – Deutsche Diabetes-Hilfe.

Bibliografische Information der Deutschen BibliothekDie Deutsche Bibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über <http://dnb.ddb.de> abrufbar.

ISBN 978-3-87409-578-5 (EPUB)ISBN 978-3-87409-581-5 (Mobi)

Bildnachweis:diabetesDE/privat, Roche Diagnostics, Wolfgang Töpfer, fotolia (ehrenberg-bilder, granata68, contrastwerkstatt, b4producer, Kzenon, Michael Nivelet, PhotoSG, dbunn, slasnyi, ursupix, roostler)

Lektorat und Einführungstext „Diabetes – die Grundlagen“:Nicole Finkenauer-Ganz (Kirchheim-Verlag)Layout: Anette Kientsch (Kirchheim-Verlag)

1. Auflage 2014Alle Rechte vorbehalten© Verlag Kirchheim + Co GmbHKaiserstraße 41, 55116 Mainz

www.kirchheim-shop.de

ANPACKEN

statt

EINPACKEN

Menschen mit Diabetes erzählen aus ihrem Leben

Zusammengetragen von Nicole Mattig-FabianMedizinische Begleitung:Prof. Dr. Thomas Danne und Prof. Dr. Thomas Haak

Inhalt

VorwortNicole Mattig-Fabian

Diabetes – die GrundlagenDiabetesformen . Lebensstiländerung . Folgen . Selbsthilfe

30 GeschichtenMenschen mit Diabetes erzählen aus ihrem Leben

Tony MarshallMit Lebensfreude gegen Diabetes

CatalinaEine begnadete Fußballerin

Udo WalzStar-Coiffeur

Finn und IlkaDas vernetzte Paar

Christa UhligAus meinem Diabetiker-Leben seit 1937

Bastian HauckEin Außenminister auf See

Diana D.Sehen trotz Blindheit

FriedrichDer Große

Hans Lauber Der Lebensstiländerer

MeretDie Empfindsame

Maren BrinkerSpiel ohne Grenzen

Martin H. Mit Frau und Ehrenamt eine Doppelehe

Christiane S.Auf der Suche nach Seelenverwandtschaften

Holger B.Jenseits des Klischees

Juliane G.Beim Diabetes gibt es kein Sicherheitstraining

Christian BergDer Patientenfürsprecher

Felix PetermannTraumberuf Pressesprecher

Annelies R. Die Durchstarterin

Martin L.Der Beichtvater

Michaela BergerWarum man mit Diabetes nicht Jugendrichterin werden konnte …

Jan TwachtmannKein Hopfen und Malz verloren

Werner S.Endstation Amputation?

Heike ReininghausDie Wegbeschreiterin

Margarete Becker68 Jahre Diabetes

Elfriede KukaDie Neudiagnostizierte

Alois Michel Der Gipfelstürmer

Gudrun J. Kortisonopfer

Horst LottermoserDer Paradiesvogel

Grit OttDie Zielstrebige

Matthias SteinerDer stärkste Motivator der Welt

ServiceAdressen, Zeitschriften und Bücher, die weiterhelfen

Neue Wege gehenÜber den Herausgeber diabetesDE – Deutsche Diabetes-Hilfe

Vorwort

Liebe Leserin, lieber Leser,

Diabetes ist die am meisten unterschätzte Krankheit in Deutschland: 6 Millionen Menschen sind betroffen – damit ist Diabetes eine der größten Volkskrankheiten in unserem Land. Doch nach wie vor wird Diabetes in unserer Gesellschaft unterschätzt und als „Krankheit der Alten“ verharmlost, was die an Typ-1-Diabetes Erkrankten verärgert. Denn die chronische Stoffwechselerkrankung ist sehr komplex und verlangt den Betroffenen viel ab – 24 Stunden am Tag und ein Leben lang.

Anpacken statt einpacken? Dieser Frage muss sich jeder, der an Diabetes erkrankt ist, immer wieder stellen. Die chronische Stoffwechselkrankheit ist für alle Erkrankten eine tägliche Herausforderung. Nur mit optimalem Selbstmanagement und einer guten Blutzuckereinstellung können Folgeerkrankungen wie Herzinfarkt, Schlaganfall, Nierenversagen oder Amputation verhindert werden. Leichter gesagt als getan. Viele Betroffene kapitulieren vor der Aufgabe, ihre Lebensgewohnheiten nach der Krankheit auszurichten, andere blühen auf und sehen die Erkrankung als Chance, dem Leben einen neuen Sinn zu geben.

Diabetes ist eine Erkrankung ohne sichtbare Dramatik. Man sieht den Betroffenen ihr persönliches Leid nicht an. Dennoch bedeutet die Diagnose einen tiefen Einschnitt in das tägliche Leben. Die Erkrankung wird mitunter als empfindliche Einschränkung der persönlichen Freiheit und damit auch der Lebensqualität erlebt. Sie geht mit Ängsten sowie depressiven Verstimmungen einher. Nicht jeder Betroffene hat seinen Diabetes so gut im Griff wie viele unserer Protagonisten.

Denn eines ist für alle gleich: Es gibt keinen Urlaub vom Diabetes. Für viele bedeutet dies, sechsmal am Tag den Blutzucker zu messen, den Medikations- oder Insulinbedarf darauf abzustellen und den Lebensstil mit gesunder Ernährung und ausreichender Bewegung anzupassen. Das gilt sowohl für die 300 000 Menschen mit Typ-1-Diabetes, deren Bauchspeicheldrüse gar kein Insulin mehr produziert, als auch für die knapp 6 Millionen Menschen mit Typ-2-Diabetes, deren körpereigene Insulinproduktion nicht mehr ausreicht. Häufig sind hier Übergewicht, ungesunde Ernährung und mangelnde Bewegung die Hauptrisikofaktoren. Aber das ist eben nicht der einzige Grund: Ein Tabu ist, dass viele Menschen mit Diabetes durch ihre familiäre Veranlagung kaum eine Chance haben, dem Diabetes zu entkommen. Und trotzdem wird Diabetes in der Gesellschaft noch nicht als bedrohliche Krankheit wahrgenommen.

Umso wichtiger ist es, Öffentlichkeit für die Krankheit zu schaffen. Wir von diabetesDE – Deutsche Diabetes-Hilfe kennen das Leid der Betroffenen aus der Sicht der Patienten, der Ärzte, der Diabetesberaterinnen. Wir wissen, dass hinter jeder Erkrankung ein individuelles Schicksal steckt. Daher setzen wir uns für eine breite Aufklärung über Diabetes ein und vertreten die politischen Interessen der Menschen mit Diabetes. Wir fordern von der Politik, dass eine bestmögliche Versorgung gesichert, ein gesunder Lebensstil gefördert und die Selbsthilfe gestärkt wird.

Dieses Buch trägt zur Aufklärung bei und soll denjenigen Mut machen, die mit ihrem Schicksal hadern: 30 Erwachsene und Kinder haben mir aus ihrem Leben mit Diabetes erzählt, mal sind es Anekdoten zum Schmunzeln, mal Erlebnisse, die zum Nachdenken anregen. Packen Sie Ihren Diabetes an und bieten Sie ihm die Stirn, wenn er Sie mal wieder zur Weißglut bringt.

Ich wünsche Ihnen viel Spaß beim Lesen!

IhreNicole Mattig-FabianGeschäftsführerin diabetesDE – Deutsche Diabetes-Hilfe

Diabetes – die Grundlagen

Diabetesformen . Lebensstiländerung . Folgen . Selbsthilfe

Mit der Diagnose Diabetes kommen die Fragen: Was ist Diabetes überhaupt? Wie gefährlich ist die Erkrankung? Und wie ändert sich durch den Diabetes mein Leben, mein Alltag? Wichtig ist in jedem Fall, dass Sie sich gut auskennen mit Ihrem Diabetes – egal, ob Sie die Diagnose erst bekommen haben oder schon ein alter Hase sind. Informiert werden Sie von Ihrem Arzt, der Diabetesberaterin, durch Bücher, Zeitschriften und Internet. Aber auch andere Menschen mit Diabetes mit ihrem Wissen und ihren Erfahrungen sind eine wichtige Informationsquelle. Von einigen dieser Menschen lesen Sie in diesem Buch, weitere können Sie kennenlernen – z. B. in einer Selbsthilfegruppe.

Wenn es heißt, dass jemand „Zucker hat“, bedeutet das: Dieser Mensch hat Diabetes. Dabei ist es erst einmal gar nicht schlimm, sondern sogar lebensnotwendig, Zucker (Glukose) im Blut zu haben: Die Glukose ist eine Energiequelle für unsere Organe. Mit Hilfe des Hormons Insulin gelangt die Glukose in die Zellen der Organe, also genau dahin, wo sie gebraucht wird. Hat jemand Diabetes, ist gar kein Insulin oder zu wenig Insulin vorhanden, oder das Insulin wirkt nicht richtig. Die Glukose bleibt im Blut, der Blutzuckerspiegel steigt, und ein Diabetes entwickelt sich.

Unter dem Namen Diabetes mellitus werden verschiedene Störungen des Kohlenhydratstoffwechsels zusammengefasst, die durch erhöhte Blutzuckerwerte gekennzeichnet sind. Man unterscheidet zwei Hauptformen des Diabetes:

• Typ-1-Diabetes

• Typ-2-Diabetes

Etwa 95 Prozent der Menschen mit Diabetes haben einen Typ-2-Diabetes, etwa 5 Prozent einen Typ-1-Diabetes. Daneben gibt es den Diabetes Typ 3, darunter werden mehrere Diabetesformen verstanden, die unterschiedliche Ursachen haben – z. B. die Erkrankung der Bauchspeicheldrüse, Infektionen oder Chemikalien. Der Diabetes Typ 4 ist der Schwangerschaftsdiabetes. Diese Diabetesform verschwindet nach der Schwangerschaft wieder, zeigt aber ein Risiko für einen späteren Typ-2-Diabetes an.

Typ-1-Diabetes

Bei Kindern und Jugendlichen ist der Typ-1-Diabetes die häufigste Stoffwechselerkrankung überhaupt. Es wird geschätzt, dass zirka 30 000 Kinder und Jugendliche zwischen 0 und 19 Jahren in Deutschland Typ-1-Diabetes haben – und die Tendenz ist steigend. Eines von 670 Kindern erkrankt an Typ-1-Diabetes; es ist also wahrscheinlich, dass an jeder größeren Schule zumindest ein Kind mit Diabetes unter den Schülern ist. Aber auch bei Erwachsenen kann noch ein Typ-1-Diabetes auftreten. In Deutschland leben nach Schätzungen insgesamt etwa 500 000 Menschen mit Typ-1-Diabetes.

Der Typ-1-Diabetes ist eine Autoimmunkrankheit – das bedeutet, dass das Abwehrsystem des Körpers, das Immunsystem, die insulinproduzierenden Betazellen in der Bauchspeicheldrüse selbst zerstört. Können die Betazellen ihre Aufgabe nicht mehr erfüllen, herrscht Insulinmangel. Gibt es kein Insulin mehr, das den Körperzellen den Zucker aus dem Blut zur Verfügung stellt, fehlt dem Betroffenen Energie und er wird immer schlapper. Und: Der Körper versucht nun, den überschüssigen Zucker mit dem Urin aus dem Körper zu transportieren, weshalb der Erkrankte sehr häufig zum Wasserlassen auf die Toilette muss und ein sehr starkes Durstgefühl entwickelt.

Typische Beschwerden und Symptome zu Beginn des Typ-1-Diabetes sind:

• häufiges Wasserlassen

• ungewollter Gewichtsverlust

• Schwächegefühl

• Leistungsminderung

• Müdigkeit

• Schwindel usw.

Menschen, bei denen Typ-1-Diabetes diagnostiziert wurde, werden sofort mit Insulin behandelt und müssen ihr Leben lang Insulin von außen zuführen. Dies geschieht mit einer Spritze, heutzutage aber immer mehr mit einem Insulinpen oder einer Insulinpumpe.

In diesem Buch werden Sie vielen Menschen mit Typ-1-Diabetes begegnen – zum Beispiel Olympiasieger Matthias Steiner, der die Diagnose an seinem 18. Geburtstag bekam, sich aber davon nicht aufhalten ließ (S. 68). Oder Christa Uhlig, die 1937 erkrankte und den Krieg mit Glück und durch den Einsatzwillen ihrer Eltern überlebt hat (S. 18). Und dann sind da noch Friedrich, ein Junge aus Berlin, der stolz ist auf die erste fast selbständig gemeisterte Klassenreise (S. 24), Juliane G., die sich auf das Abenteuer Schwangerschaft eingelassen hat (S. 38), Diana D., die seit 30 Jahren blind ist (S. 22) und Christiane S., die sich so schwertat, ihren Diabetes anzunehmen (S. 34). Sie alle erzählen von ihrem Alltag mit Typ-1-Diabetes.

Typ-2-Diabetes

„Altersdiabetes“ hieß der Typ-2-Diabetes früher. Doch diese Bezeichnung hört man immer seltener, denn immer öfter bekommen auch jüngere Menschen unter 35 Jahren einen Typ-2-Diabetes, auch einige Jugendliche sind darunter. Mindestens 6 Millionen Menschen in Deutschland sind von der Krankheit betroffen, doch die Dunkelziffer ist hoch: Millionen Menschen wissen nicht, dass sie erkrankt sind, denn der Typ-2-Diabetes ist eine Krankheit, die zunächst keine Beschwerden verursacht und deshalb oft lange nicht erkannt wird. Viele Menschen, die Typ-2-Diabetes haben, sind übergewichtig. Das Übergewicht begünstigt die Entstehung dieser Diabetesform. Allerdings bekommt nicht jeder übergewichtige Mensch Typ-2-Diabetes, sondern anscheinend nur diejenigen, die die entsprechenden Erbanlagen mitbringen. Und: Es gibt auch schlanke ältere Menschen, die Diabetes bekommen.

Häufig erkennen Ärzte Diabetes Typ 2 nur durch Zufall. Denn der Beginn der Stoffwechselerkrankung ist schleichend und ohne Symptome. Bemerkbar machen kann sich der Diabetes durch Müdigkeit/Schlappheit, Infektionen. Oft bestehen bei der Diagnose auch schon diabetische Folgeerkrankungen, also Krankheiten, die durch den Diabetes verursacht werden. Klassische Symptome wie häufiges Wasserlassen, Durstgefühl etc. sind eher selten.

Die Betazellen von Menschen mit Typ-2-Diabetes produzieren zunächst noch Insulin – aber sie tun es nicht in der Menge, die gebraucht wird und nicht zur richtigen Zeit. Und: Das Insulin wirkt auch nicht mehr so gut (Insulinresistenz) – das ist umso mehr der Fall, umso stärker übergewichtig der Betroffene ist. Die Folge: zu viel Zucker ist im Blut.

Ist es für übergewichtige Menschen mit Typ-2-Diabetes also günstig, abzunehmen? Ja, denn dadurch kann die Freisetzung und Wirkung des Insulins verbessert werden, der Blutzuckerspiegel sinkt und kann sogar wieder normale Werte erreichen.

Mit der Diabetesdauer steigt aber auch die Wahrscheinlichkeit, dass die Betazellen immer weniger Insulin produzieren und dieser Mangel nicht mehr allein durch gesunde Ernährung und auch Bewegung aufgefangen werden kann. In diesem Stadium erhalten viele Betroffene Tabletten, die den Blutzucker senken bzw. die Wirkung des noch vorhandenen Insulins verstärken. Außerdem kann es auch für Menschen mit Typ-2-Diabetes sinnvoll sein, Insulin einzusetzen.

Gesünder essen, mehr bewegen

Sich gesünder und kalorienärmer als bisher zu ernähren und sich mehr zu bewegen, ist gar nicht so leicht, denn es bedeutet, dass man seine Gewohnheiten ändern muss – Gewohnheiten, die man möglicherweise über Jahrzehnte lieb gewonnen hat. Es ist also leichter gesagt als getan. Schauen Sie mal bei Tony Marshall (S. 10), den eine Nervenschädigung an den Beinen dazu trieb, seinen „Wohlfühlmodus“ zu verlassen. Oder bei Promi-Friseur Udo Walz (S. 14), der gemerkt hat, wie heimtückisch die Krankheit ist, und nun dreimal in der Woche mit einer Aqua-Fit-Trainerin in Bewegung kommt. Für Martin L. (S. 46) machte es in einer Spezialklinik Klick, und Elfriede Kuka (S. 58) versucht, auf eigene Faust ihre Ernährung umzustellen und sich gesünder zu ernähren. Sie alle kämpfen mit ihrem inneren Schweinehund – mal mehr, mal weniger erfolgreich. Sie probieren aus, machen Fortschritte, erleiden Rückschläge. Klar ist: Was so leicht dahergesagt ist – „Du musst dich einfach nur mehr bewegen und dich gesünder ernähren!“ –, ist tatsächlich eine sehr schwierige Aufgabe. Jeder muss hier seinen eigenen Weg finden, aber helfen können die folgenden Tipps:

Mehr Obst und Gemüse: Jede Mahlzeit sollte möglichst viel Obst, Gemüse oder Salat enthalten.

Fettarme Lebensmittel: Bei Milch-und Käseprodukten ist es besser, zu den fettarmen Varianten zu greifen. Auch Wurst und Fleisch sollten mager sein, aber auch in der fettreduzierten Variante nur in Maßen genossen werden. Mindestens einmal wöchentlich sollte Fisch auf den Tisch kommen.

Fettarm kochen: Günstig ist es, Pfannen mit Antihaftbeschichtung zu verwenden, mit denen man beim Braten auf viel Fett verzichten kann. Grundsätzlich sollten Rapsöl (zum Braten) und Olivenöl (für Salate) die festen Fette in der Küche ersetzen.

Gesunde Imbisse: Fast Food und Fertigsnacks sind meist Kalorienbomben – also besser darauf verzichten. Die Natur bietet leckere Zwischenmahlzeiten wie Trauben, Karotten oder Äpfel.

Gesunde Getränke: Zuckerhaltige Getränke besser meiden – günstiger sind Mineralwasser, Saftschorlen und Kräutertees, um den Durst zu löschen.

Mehr Bewegung im Alltag: Ideal ist es, sich täglich 30 bis 60 Minuten zu bewegen. Damit das gut klappt, sollten Aktivitäten ausgewählt werden, die sich gut mit dem Alltag verbinden lassen.

Arbeitsweg zum Training nutzen: Wer schlau ist, nutzt Wartezeiten, z. B. an der Bushaltestelle. Hier kann man beispielsweise abwechselnd Gesäß- und Bauchmuskeln anspannen und dann auf den Zehenspitzen auf- und abwippen. Noch besser: zur nächsten Haltestelle laufen.

Vorfahrt für das Fahrrad: Für Besorgungen in der Umgebung sollte das Fahrrad konsequent genutzt werden. Das fällt leichter, wenn das Rad so abgestellt wird, dass man jederzeit losradeln kann.

Auf Gruppendynamik setzen: Manchen Menschen macht Bewegung oder Sport in der Gruppe mehr Spaß. Feste Trainingstermine und nette Sportkameraden helfen, auch in motivationsschwachen Momenten dabeizubleiben.

Richtig belasten: Gut ist eine Sportart mit leichter bis mittlerer Belastungsintensität (z. B. Nordic Walking). Wer leicht schwitzt und sich beim Sport noch gut unterhalten kann, hat die richtige Belastungsintensität gewählt.

Dauerhaft aktiv bleiben

Sich mal einen Tag gesund zu ernähren und das gewählte Sportprogramm eine Woche durchzuhalten, ist einfach. Lange durchzuhalten, ist schwer. Faustregel: Nach sechs Wochen haben sich Gewohnheiten verfestigt und sind in den Alltag integriert. Bis es so weit ist, helfen diese Tipps beim Weitermachen:

Realistische Ziele setzen: Vorsätze, die nicht einzuhalten sind, machen ein schlechtes Gewissen und demotivieren. Nehmen Sie sich zunächst kleine Ziele vor.

Aktionstage einführen: Ein- bis dreimal pro Jahr sollte man klare Verhältnisse schaffen und radikal aufräumen. Das gilt für den Kühlschrank ebenso wie für Keller und Wohnzimmer. Wer so seine Gewohnheiten durchbricht, tankt Kraft und Energie für alle anderen Lebensbereiche.

Sich selbst überlisten: Nur Maßnahmen, die einfach umzusetzen sind, können im Alltag bestehen. Beispiel Sportschuhe: Stehen sie griffbereit im Flur, werden sie sehr wahrscheinlich auch benutzt. Dasselbe gilt für den Inhalt des Kühlschranks: Gesunde Lebensmittel ganz nach vorn räumen, denn dorthin greift man zuerst! Vielleicht hilft es auch, zu wissen, dass andere in ähnlicher Situation es auch geschafft haben, ihr Leben zu ändern: Holger B. (S. 36) macht mit beim Laufprogramm „Diabetes Programm Deutschland“ und hat das Laufen mittlerweile in seinen Alltag integriert. Und Hans Lauber (S. 26) hat es sich zur Aufgabe gemacht, seinem Diabetes davonzulaufen. Mittlerweile hat er sich so intensiv mit dem Thema beschäftigt, dass er darüber mehrere Bücher geschrieben hat. Sein Lebensmotto heute: „Messen! Essen! Laufen!“

Diabetes kann Folgen haben

Sind die Blutzuckerwerte langfristig erhöht, verkalken – vereinfacht ausgedrückt – die Arterien, und die Durchblutung des Körpers verschlechtert sich. Langfristig erhöhte Blutzuckerwerte sind erkennbar an einem hohen HbA1c-Wert (Blutzuckerlangzeitwert). Am HbA1c-Wert lässt sich ablesen, wie gut oder schlecht der Blutzucker in den letzten zwei bis drei Monaten eingestellt war. Wünschenswert ist ein HbA1c-Wert von 6,5 Prozent, wobei es individuelle Abweichungen gibt, die mit dem Arzt besprochen werden müssen.

Mit der Verkalkung der Arterien (Arteriosklerose) steigt das Risiko für Herzinfarkt und Schlaganfall. Und: Die Arteriosklerose der Beine steigert das Risiko für eine Amputation. Eine gute Blutzuckereinstellung ist also sehr wichtig. Weitere Risikofaktoren sind schlechte Blutfette, Rauchen, Bluthochdruck, Übergewicht und Stress. Vorbeugung und Schutz bieten eine gesunde Ernährung, ausreichend Bewegung und die regelmäßige Kontrolle des Blutzuckers. Wichtig ist außerdem, regelmäßig zur Vorsorgeuntersuchung zu gehen.

Durch den Diabetes werden aber nicht nur die Adern geschädigt, sondern auch die Nerven. Schlechte Blutzuckerwerte sind die Ursache für eine Neuropathie, eine Nervenstörung. Eine solche Neuropathie tritt häufig an den Füßen auf. Leiten die Nerven Reize nicht mehr zuverlässig weiter, beeinträchtigt das z. B. das Schmerzempfinden – kleine Wunden können so unbemerkt zu einem großen Problem werden, können sich verschlimmern und entzünden. Eine gute Blutzuckereinstellung ist deshalb auch sehr wichtig, um die Nerven zu schützen. Speziell an den Füßen kann durch eine gute Fußpflege, bequeme Schuhe und regelmäßige Fußuntersuchungen vorgebeugt werden.

Alle diese Komplikationen haben eines gemeinsam: Ständig erhöhte Blutzuckerwerte schädigen Blutgefäße und Nerven. Sowohl die Blutgefäße als auch das Nervensystem durchziehen den ganzen Körper von Kopf bis Fuß; schlechte Durchblutung und Funktionsstörungen der Nerven können deshalb auch an vielen Organen auftreten und sie schädigen. Neben Herz, Hirn und Füßen sind besonders auch die Nieren, die Augen, die Blase, der Magen und die Geschlechtsorgane gefährdet.

Von diesen Folgekrankheiten des Diabetes können Menschen mit Typ-1- und Typ-2-Diabetes betroffen sein. Häufig ist es allerdings so, dass ein Typ-2-Diabetes überhaupt erst entdeckt wird, wenn eine Folgekrankheit auftritt – etwa, wenn jemand mit einem Herzinfarkt in die Klinik eingeliefert wird und dort ein zu hoher Blutzuckerwert gemessen wird.

In diesem Buch begegnen Ihnen viele Menschen, die von Folgekrankheiten des Diabetes betroffen sind: Tony Marshall (S. 10) hat eine Polyneuropathie (Nervenschädigung) und ist dadurch in seiner Bewegung eingeschränkt, Annelies R.s Augen sind durch zu hohe Blutzuckerwerte geschädigt (S. 44) und Werner S. hat einen seiner großen Zehen verloren (S. 52), Alois Michel hatte einen Herzinfarkt (S. 60) und auch Horst Lottermoser hat schon viel mitgemacht (S. 64).

Die chronische Krankheit Diabetes kann sich natürlich auch auf die Seele auswirken – zum Beispiel so wie bei Christiane S. (S. 34). Die junge Frau kam mit der Krankheit nicht zurecht und entwickelte sogar eine Depression, aus der ihr Fachleute aber wieder heraushelfen konnten.