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Mehr als zwei Monate lang beschreibt die Katze Kausi in einem Katzentagebuch ihr Leben, von der Ankunft in ihrem Für-immer-Zuhause bis zu dem Zeitpunkt, an dem sie sich dort wirklich heimisch fühlt. Dabei lernt sie ein seltsames Kind kennen, überrascht ihr Personal mit ihrer Intelligenz oder stellt Mäusevarianten vor. Im zweiten Teil erzählt Kausi einige lustige oder interessante Erlebnisse, zum Beispiel mit dem Krachmacher oder einem Regenwurm. Als Balancina oder bei dem Hinauf- und Herabklettern von Bäumen kommen ihre ganz eigenen Techniken zur Anwendung. Außerdem erklärt sie, warum der Osterhase Eier versteckt und sie kein Kissen ist. Auf amüsante Weise bekommen Katzenfreunde aus Kausis Sicht einen Einblick in ihr Denken und ihre Welt als liebenswerte Königin mit diensteifrigem Personal.
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Seitenzahl: 259
Veröffentlichungsjahr: 2025
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Vorwort
Kausis Tagebuch 2022
Meine Vorgeschichte
Juni
Sonntag, 05.: Ankunft in Breitenau
Montag, 06. bis Donnerstag, 09. und Samstag, 11.bis Sonntag, 12.: Body-Tage
Freitag, 10.: Intelligenzspielzeug
Montag, 13.: Beim Tierarzt oder Body-Auszieh-Tag
Dienstag, 14.: Morgenroutine
Mittwoch, 15.: Die Badezimmertür öffnen
Donnerstag, 16.: Aus dem Schlafzimmer gescheucht
Freitag, 17.: Der selbstständige Rollladen
Samstag, 18.: Der Staubsauger
Sonntag, 19.: Das „Kind“ im Schlafzimmer
Montag, 20.: Piep-Show
Dienstag, 21.: Der Schreibtischstuhl
Mittwoch, 22.: Die Badewanne
Donnerstag, 23.: Balancieren auf dem Treppengeländer
Freitag, 24.: Das Eichhörnchen auf dem Balkon
Samstag, 25.: Mäusevarianten
Sonntag, 26.: Hausschuhduft
Montag, 27.: Mein erster Ausflug
Dienstag, 28., Donnerstag, 30.:bis Samstag, 02. Juli:Nächste Ausflüge ohne große Ereignisse
Mittwoch, 29.: Ein Karton für mich
Juli
Sonntag, 03.: Auf beiden Dächern des Unterstands
Montag, 04.:. Kein Morgenausflug wegen Müllabfuhr
Dienstag, 05.: In den Keller / Kratzbrett
Mittwoch, 06.: Ein kurzer Ausflug
Donnerstag, 07.: Der Schredderer
Freitag, 08.: Aufziehmaus / 3-stöckige Kugelbahn / Fliegen fangen
Samstag, 09.: Dunkles Eichhörnchen bei Nachbars / Köpfchen geben
Sonntag, 10.: Ausflug mit seltsamen Geräuschen / Leckerchen suchen
Montag, 11.: Mülleimer holen / Besuch von Thomas und Yvonne
Dienstag, 12.: Auf dem Bürgersteig / Futterbeutel apportieren
Mittwoch, 13.: Sprung über die L-Steine
Donnerstag, 14.: Im Schattenbeet/ Sprung über L-Steine
Freitag, 15.: Hundeangriff / Stofffische mit Katzenminze / Allein im Schlafzimmer
Samstag, 16.: Schubladen unter Kratzbaum öffnen
Sonntag, 17.: Trinkbrunnen für Katzen
Montag, 18.: Seltsame Tiere auf der Koppel gegenüber
Dienstag, 19.: Der Trick mit der rechten Schublade / Die Papierkugel
Mittwoch, 20.: Leckerchen-Klau / Ventilator
Donnerstag, 21.: Erste Maus gefangen / Schreibtischstuhl
Freitag, 22.: Verfolgung von Mama und mir im Garten
Samstag, 23.: Schmetterling fangen
Sonntag, 24.: Sprung in den Apfelbaum /Neue Kissen
Montag, 25.: Ich bin verschwunden
Dienstag, 26.: Aufs Nachbargrundstück / Strategiespiel / Geschirr und Leinen
Mittwoche, 27.: Kurzer Ausflug mit zum ersten Mal Knuspertaschen
Donnerstag, 28.: Kein Ausflug, weil Andrea krank ist
Freitag, 29.: Eichhörnchen anknurren / Über Küchenarbeitsplatte balancieren
Samstag, 30.: Zu laut für lange draußen bleiben
August
Freitag, 05.: Der Rascheltunnel
Samstag, 06.: Der Durchgang zum Speicherraum
Sonntag, 07.: Balanceakt an der Wand / Die Krähe auf dem Rasen
Montag, 08.: Die Fliegenplage
Donnerstag, 11.: Die fremde Katze auf der Straße
Samstag, 13.: Absturz vom Holzstapel
Sonntag, 14.: Beobachtung eines Eichhörnchens
Samstag, 27.: Das Hunde-Intelligenz-Spielzeug
Dienstag, 30.: Die Ziehharmonika-Kellertür öffnen
Ansichten einer Kausi
01. Der „Krachmacher“
02. Der seltsame Abstieg
03. Das Teppichmonster
04. Proteine im Wasser
05. Das weiße Zeug
06. Selbstbedienung nicht erwünscht
07. Die „Rausgeh-Jacke“
08. Eine Maus an der Leine
09. Kausi und der Regenwurm
10. Warum der Osterhase Eier versteckt
11. Es liegt auf dem Boden
12. Die Katze im Schrank
13. Die Maus im Haus
14. Die Sache mit den Kegeln
15. Eine vegetarische Katze
16. Ich bin eine Balancina
17. Ich kann zaubern
18. Katzenwärmflasche
19. Der Leckerchensamen
20. Erstbesteigung der Linde
21. Ich bin kein Kissen!
22. Erst streicheln, dann fressen!
23. Die Vorsteh-Katze
24. Ein blitzender Kasten
25. Eine freundliche und gewitzte Maus
Dank der Autorinnen
Über die menschliche Autorin
Bereits erschienen
In Vorbereitung
Wie kann man glauben, dass sich hinter diesen leuchtenden Augen keine Seele verbirgt.
Théophile Gautier
Liebe Katzenliebhaber,
da ihr wisst, wie eine Katzenpfote beschaffen ist, verübelt ihr es mir bestimmt nicht, dass ich dieses Buch nicht eigentatzig geschrieben habe. Computertastaturen sind viel zu klein und liegen zu dicht nebeneinander, als dass mein Personal mir dies zumuten konnte. Zum Glück besitze ich eine Bedienstete, welche ziemlich lange, schmale Zehen an den Vorderläufen hat und auch recht flink mit diesen auf den Tasten herumtippen kann. Daher habe ich die lästige Arbeit des Schreibens Andrea überlassen.
Ich habe ihr meine Abenteuer diktiert und ihr auch so manches mal mit der Pfote gedroht, wenn sie etwas anderes schreiben wollte. Kleiner Scherz! Nein, Andrea weiß, was ich gerne zu Papier gebracht haben möchte. Sie verändert nur Kleinigkeiten oder versucht, meine Erzählungen menschengerechter zu formulieren. Dabei vergisst sie aber nie, auch meine Gedanken einzufügen, wenn ich daran nicht gedacht habe.
Nun wird es Zeit, mich einmal vorzustellen, denn sicherlich wollt ihr wissen, mit wem ihr es zu tun habt: Ich heiße Kausi und bin eine weibliche Europäisch-Kurzhaar-Katze. Meine Fellfarbe nennt sich Schildpatt. Geboren bin ich am 15.05.2019 – so steht es jedenfalls in meinem Impfpass. Seit 05. Juni 2022 lebe ich bei Andrea und ihrer Mama. Beide bestätigen mir, dass ich eine ganz liebe und nette Katze bin. Bis zu meinem Umzug zu ihnen war ich eine reine „Drinnen-Katze“, weshalb ich nicht allein draußen herumstromern darf. Dennoch fand Andrea, dass ich. gemeinsam mit ihr, jeden Morgen ein Viertelstündchen – manchmal wird es auch etwas mehr – in den Hof oder Garten ihres Hauses gehen sollte. Ein paar kleine Abenteuer könnten nicht schaden, meinte sie, denn dadurch würde ich ausgeglichener. Aus diesem Grund habe ich Andrea dazu aufgefordert, meine Erlebnisse in diesem Buch festzuhalten.
Da alles so aufregend und neu für mich war, bat ich sie zunächst täglich meine Erfahrungen und Eindrücke zu notieren. Gemeinsam haben wir uns auf die ersten beiden Monate – Juni und Juli 2022 – geeinigt. Im August bestand ich nur darauf, wenn sich in meinem Leben etwas Besonderes ereignet hatte. Dann verließ mich die Lust, jeden Tag etwas notieren zu müssen. Außerdem war Andrea mit dem Schreiben von ihren eigenen Büchern beschäftigt.
Hin und wieder habe ich sie in den letzten Jahren so sehr umschmeichelt, dass sie mir den Gefallen getan und einige Erlebnisse aus meinem Leben in den Kasten – sie nennt ihn PC – getippt hat. Diese Geschichten hat sie an mein Tagebuch hintendran gehängt.
Nun ist das Vorwort lang genug, sagt Andrea, denn sonst liest es niemand. Außerdem wird es für mich Zeit, dass ich mich ausruhe, denn das Diktieren strengt mich ziemlich an. Gähn! Ich schlafe jetzt eine Runde, während ihr zu lesen beginnt. Gähn!
Ich hoffe, dass ihr viel Freude mit beiden Teilen habt, denn dann hat sich meine Zusammenarbeit mit meiner Bediensteten Andrea wirklich gelohnt.
Kausi
Heute wurde ich aus meinem Zuhause entführt. Doch der Reihe nach.
Gegen Mittag erhielt die Menschenfrau Michaela Besuch von zwei weiteren Frauen, die sie Mama und Andrea nannte. Zunächst hielten sie sich in der Küche auf, kamen aber mitsamt des Essens zu mir ins Wohnzimmer. Dort hatten sie zuvor einen kleinen Tisch mit drei zusammenklappbaren Stühlen aufgebaut.
Während sie aßen, warfen sie mir zwar hin und wieder einen Blick zu, ließen mich aber ansonsten in Ruhe. So blieb ich auf der Couch liegen und ruhte. Dennoch schlief ich nicht, da mir die fremden Frauen doch etwas seltsam erschienen. Sie rochen ähnlich wie Michaela, was mir sagte, dass sie zu ihrer Sippe gehörten. Dennoch schienen sie sich nur selten zu treffen, denn solange ich in meinem neuen Zuhause verweilte, hatte ich sie noch nie wahrgenommen. Dabei muss ich betonen, dass Katzensinne sehr gut entwickelt sind und viel mehr aufnehmen können als diejenigen der Menschen.
Nach dem Mittagessen hob Michaela mich hoch und forderte die Frau, welche sie Mama nannte, auf, sich auf die Couch zu legen. Es dauerte für meine Begriffe relativ lange, bis es sich diese Mama endlich bequem gemacht hatte. Solange hielt mich Michaela auf dem Arm, was mir gar nicht gefiel. Hochheben geht ja noch, aber das Herumtragen mag ich gar nicht. Ich finde, dass eine Katze nicht wie ein Vogel in der Luft schweben, sondern mit ihren Pfoten den Boden oder jedenfalls eine ebene Fläche berühren sollte. Sonst hätte sie ja Flügel bekommen müssen. Doch die fehlen meiner Art eindeutig.
Als „Mama“ endlich lag und eine Decke auf den Beinen hatte, setzte Michaela mich darauf ab. Da ich ihr vertraute und auch fand, dass Mama angenehm roch, machte ich es mir, trotz meines Bodys bequem und schlief zusammen mit ihr ein.
Michaela und Andrea beschäftigten sich am Tisch mit dem Laptop bis es Zeit zum „Kaffeetrinken“ war. Dann verließen beide den Raum, kehrten aber schnell mit Tellern, Tassen, Gabeln, Kuchen und einer dampfenden Teekanne wieder. Alle Dinge verteilten sie auf dem Tisch.
Während sich Andrea hinsetzte, nahm Michaela mich wieder auf den Arm, damit Mama aufstehen konnte. Auch das dauerte mindestens so lange wie das Hinsetzen am Mittag. Nachdem sie endlich stand, ließ mich Michaela wieder runter auf die Couch. Dort kuschelte ich mich erneut hin. Schließlich wollte ich ja nichts versäumen. Und außerdem bin ich gerne mit Menschen zusammen.
Wieder aßen die drei und plauderten dabei. Nachdem sie fertig waren, räumten sie den Tisch wieder ab und verließen durch die Kellertür das Haus. Dennoch entging meinen Ohren nicht, dass sie sich hinter diesem im Garten aufhielten. Lange hingegen dauerte ihr Ausflug nicht.
Recht bald kamen sie zurück und sahen eine Weile fern. Als Michaela das Gerät ausgeschaltet hatte, verließen ihre beiden Besucherinnen zusammen mit ihr den Raum. Während erstere in die Küche und anschließend noch nacheinander ins Bad gingen, kam Michaela mit einer großen Transportbox zurück. Mir schwante nichts Gutes, weshalb ich mich schnell unter die Couch verkrümelte. Leider schien sie den Trick zu kennen und rückte das Möbelstück zur Seite, wodurch ich mein Heil in der Flucht suchen wollte. Doch, behindert durch den Body, war ich nicht schnell genug. Flugs schnappte sie mich und steckte mich in die Box. Lautstark beschwerte ich mich, ob dieser rüden Behandlung. Aber das half mir nichts, denn sogleich trug sie mich damit aus dem Haus. Gemeinsam mit Andrea beförderte sie mein „Gefängnis“ auf den Rücksitz eines Autos, sicherte die Box mit dem Anschnallgurt und schloss die Tür des Wagens.
Obwohl sie sich von mir verabschiedet und mich aufgefordert hatte lieb zu meinem neuen Personal zu sein, fand ich diese Entführung doch recht hinterhältig. Mein bis dahin ruhiger und angenehmer Tag verwandelte sich in einen Katzenalbtraum. Sobald wir – Andrea, Mama und ich – losgefahren waren, beschwerte ich mich ob dieser Behandlung.
Die ganze Fahrt über tat ich mit meinem hellen Stimmchen meinen Unwillen kund, woraufhin mir meine Entführerinnen abwechselnd erklärten, dass ich es bei ihnen gut haben würde. Ich bekäme ein Revier ganz für mich allein mit vielen Zimmern und nicht nur dem einen, dass ich zuletzt bei Michaela bewohnt hatte. Es würde mir bei ihnen gefallen, denn sie hätten schon vor mir einige Katzen gehabt und wüssten, welche Wünsche diese hätten. Sie versprachen mir viel Spielzeug, einen ganz neuen Kratzbaum und eine Kratztonne, in die ich mich auch zurückziehen konnte. Außerdem gäbe es eine Couch auf der ich auf oder neben ihnen liegen dürfte.
Sie zeigten auch Verständnis, dass ich nicht gerne im Auto mitfahren wollte, da sie wüssten, dass den meisten Katzen dabei schlecht wurde. Allerdings gäbe es keine andere Möglichkeit, mich mit sich in ihr Zuhause zu nehmen, da der Weg dorthin sehr weit sei.
Als fast eine Stunde vergangen war, versicherten sie mir abwechselnd, dass wir bald ankommen würden und sie mich sogleich aus der Box herauslassen würden. Was sie unter „bald“ verstanden, fühlte sich für mich wie eine Ewigkeit an. Doch endlich hielt das Auto und gemeinsam lösten die beiden Frauen den Sicherheitsgurt von der Box. Andrea hob sie aus dem Wagen und stellte sie daneben auf dem Boden vor der Garage ab.
Ich konnte sehen, hören und riechen, wie sie das Auto dort hinein fuhr und sich das Garagentor ganz von alleine schloss.
„So, mein Schätzchen“, sagte sie dann zu mir. „Jetzt hast du es fast geschafft. Ich trage dich noch ein kurzes Stück bis ins Haus. Dann lasse ich dich hinaus aus der Box und du kannst dein neues Zuhause erforschen.“
Ehrlich gesagt konnte ich es gar nicht mehr abwarten, dass sich ihre Rede erfüllte. Dennoch schritt ich langsam und vorsichtig, alle Sinne aufs höchste angespannt, aus der Box hinaus, als Mama die Gittertür öffnete.
Zunächst durfte ich nur das Wohnzimmer erkunden, wie Andrea zu Mama sagte, damit ich nicht überfordert würde. Deshalb blieb auch die Schiebetür zunächst geschlossen, bis ich meine Runde gemacht hatte. Dabei stellte ich fest, dass ich einen nagelneuen Kratzbaum mit zwei unterschiedlich hohen Kratzsäulen und drei Liegewürfel mein eigen nennen durfte. Hinzu kam eine Kratztonne, in deren unterem Eingang ich ganz verschwinden und mich gemütlich hineinkuscheln konnte. Das obere Loch probierte ich zwar auch aus, stellte allerdings fest, dass der Boden mittig kaputt4 war und ich von dort nach unten gelangen konnte. Zum Liegen eignete sich dieser Bereich nicht.
Andrea war auch so nett und trug mir je ein Schälchen mit Wasser, Nass- und Trockenfutter, sowie mein neues Klo in den Raum. Aber ich war viel zu aufgeregt, um zu saufen, zu fressen oder Pipi zu müssen. Allerdings wurde ich von Andrea gelobt: „Toll, dass du weder dein Pipi, noch einen Haufen in die Transportbox gemacht hast. Deine Vorgängerinnen gaben vor lauter Angst entweder die eine oder die andere stinkende Hinterlassenschaft bereits kurz nach Fahrtbeginn von sich.“
Bald öffnete mir Andrea die Schiebetür zum Flur und brachte auch meine Näpfe und den Klo wieder dorthin zurück. Mein Fressen stellte sie auf ein mittelblaues Plastik-Platzset vor den Kamin, das die Schüssel mit dem Wasser genau gegenüber unter die an der Wand darüber befestigte Garderobe. Meine Toilette schob sie hinter den Vorhang unter die Speichertreppe. Allerdings schob sie die Stoffbahn zur Seite, damit ich nicht danach suchen musste. Erst als ich ihr später am Abend bewiesen hatte, dass ich den Standort kannte, zog sie ihn wieder zu.
Inzwischen erkundete ich – behindert durch den roten Body – wie ein Dackel laufend den oberen Flur, die Treppe nach unten und auch die dortige Diele. Die Speichertreppe hob ich mir für später auf. Ganz schön viel Platz!, stellte ich fest. Außerdem gab es noch so viele andere Türen, hinter denen ich bestimmt noch eine Menge entdecken würde.
Am Abend meines ersten Tages in meinem neuen Heim stellte ich fest, dass ich es gar nicht so schlecht getroffen hatte. Das einzige, was mich störte war dieser Body, der mich in eine unwürdige Laufhaltung zwang und meine Bewegungsfreiheit stark einschränkte.
4Anmerkung von Andrea: Was Püppi als „kaputt“ ansieht ist nur der Durchstieg. Ich selbst hätte auch i oberen Bereich eine durchgehende Bodenplatte und damit eine zweite Liegefläche vorgezogen. Da diese Kratztonne aber noch vor der Vorgängerkatze „Luna“ stammte und ich sie als Erstausstattung vom Tierschutz mitbekommen hatte, konnte ich schlecht daran herumnörgeln.
Ich gewöhne mich langsam in meinem neuen Zuhause ein. Andrea und Mama sind wirklich nett und lassen mir viel Zeit. Wer mir hingegen nicht viel Bewegungsspielraum lässt, ist der blöde Body. Zwar hat Andrea mir immer wieder mal erklärt, dass ich das Ding tragen muss, bis meine Wunde am Bauch verheilt ist, aber das dauert ganz schön lange. Richtig laufen kann ich damit nicht. Ich bewege mich wie ein Dackel auf krummen Beinen durchs Haus. Nach und nach werden mir immer mehr Türen geöffnet und ich darf mich fast überall umsehen. Zumindest wird so meine Neugierde befriedigt.
Allzu hoch springen gelingt mir mit diesem einschränkenden Bekleidungsstück auch nicht, weshalb ich zwar auf die Couch hüpfen, meinen Kratzbaum aber nur im unteren Bereich erkunden kann.
Die Balkontür zum Wintergarten hat mir Andrea bereits am zweiten Tag geöffnet, weil es so heiß war. Außerdem kann ich durch die großen Glasscheiben, die zu beiden Seiten der Doppelbalkontür bis zum Boden reichen, die Vögel beobachten. Das Federvieh fliegt nämlich in das Futterhäuschen, welches an einer Kette freischwebend hängt, die an einem Dachbalken befestigt ist. Es gefällt mir zwar, den Vögelchen zuzusehen, aber noch lieber würde ich mir dieses Frischfleisch fangen. Schade, dass ich weder einen Weg hinaus finde, noch von diesem Body befreit werde. Nur abends, wenn ich auf Mama liege, wird er hinten ein Stück geöffnet. Aber das dauert nicht lange, weil mein Personal Angst hat, dass ich mir die Fäden selbst ziehen könnte.
Mehr Interessantes zu berichten gibt es deshalb auch nicht.
Mein Personal war heute Morgen lange weg. Sie sagten, sie müssten einkaufen. Andrea versprach mir ein neues Spielzeug mitzubringen. Und sie hat Wort gehalten.
Als sie zurückkam, hatte sie einen flachen Karton dabei, den sie auf dem Küchentisch öffnete. Neugierig und hilfreich, wie ich nun mal bin, sprang ich auch hinauf. Beim Auspacken konnte ich ihr zwar nicht helfen, dafür aber die blaue Platte betrachten, während sie den Karton wegräumte.
„Ja, das ist für dich, Kausi“, sagte sie zu mir. „Dieses Intelligenzspielzeug wird dein Köpfchen mehr fordern, als die runde Platte mit den Kugeln.“
Nun ja, dachte ich bei mir und überlegte was es mit diesem seltsamen Plastikteil auf sich haben könnte. Das soll schwieriger sein?
Um mir einen Überblick zu verschaffen, betrachtete ich es genau, obwohl ich nicht wusste, wofür ich so etwas brauchte. Auf der blauen Platte sind in der rechten unteren Ecke zwei durchsichtige, kugelförmige Behälter aufgesetzt. Oben haben sie ein Loch, durch das auch eine größere Pfote als meine zierliche hindurchpasst. Darüber befinden sich sechs gleichgroße, quadratische Kästchen, als wären sie aus der Platte herausgewachsen,. Sie sind folgendermaßen angeordnet: in der ersten Reihe drei, in der nächsten zwei und darüber nur noch eins. Die jeweiligen Öffnungen sind sogar für meine Tatze zu klein, um sie ganz hineinstellen zu können.
Von der oberen rechten Ecke aus läuft quer und vor den soeben beschriebenen Behältern und Kästchen wie ein Band eine Dreifach-Reihe von kurzen Stäben. Sie sind wesentlich dünner als meine Cat-Sticks, sind aber immer im gleichen Abstand zueinander angeordnet. Da sie aus dem gleichen Material wie die Platte selbst bestehen, scheinen sie mit ihr verwachsen zu sein.
Ungefähr in der Mitte sind nebeneinander, aber auch wieder in schräger Anordnung, zwei Vertiefungen. Sie können mit halben, eiförmigen Plastikhütchen abgedeckt werden, in denen jeweils ein stecknadelgroßes Loch auf der Oberseite sitzt.
Darauf folgen zwei wellenförmige, schmale Erhebungen, welche sich im gleichen Abstand voneinander quer von links unten nach rechts oben über das „Brett“ ziehen. Auch sie sind in einem Stück mit der Platte gegossen worden. Auf ihrer linken Seite findet man nochmals, gegenüber der anderen, die Vertiefungen mit den weißen Hütchen. Die obere linke Ecke wirkt wie von einem kurzen Stück der eben beschriebenen Wellen abgetrennt. Am besten guckst du dir dieses seltsame Gebilde auf dem Foto unter diesem Text selbst an.
Nach diesem Überblick war ich kein bisschen schlauer über die Verwendung des „Gesamtkunstwerkes“. Gut, dass Andrea wenigstens wusste, was sie da mitgebracht hatte. Jedenfalls zerrupfte sie eines meiner lecker duftenden Cat-Sticks5 und verteilte die Bröckchen in den Vertiefungen und verschloss sie mit den Hütchen. Dann trug sie die Platte in Richtung Wohnzimmer.
Natürlich begleitete ich sie dorthin, zumal mir der Leckerchengeruch weiterhin deutlich in die Nase stieg. Da ich es gar nicht erwarten konnte, mir diese einzuverleiben, lief ich ihr während des ganzen Weges vor die Füße. Andrea schimpfte zwar, dass sie kaum vorwärts kam und noch über mich zu fallen drohte, aber das ging zum einen Ohr rein und zum anderen wieder raus. Meine Aufmerksamkeit galt nur dem verführerischen Geruch.
Endlich erreichten wir den Raum, wo sie das Spielbrett vor meinem Kratzbaum auf den Boden stellte. Sofort fiel ich darüber her. Doch ganz so schnell, wie ich es mir gedacht hatte, kam ich nicht an meine Leckerchen heran. Ich roch sie zwar, sah sie aber nicht.
