Appalachian Trail - Pia von Keutz - E-Book

Appalachian Trail E-Book

Pia von Keutz

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Beschreibung

Der Appalachian Trail ist ein etwa 2200 Meilen langer Fernwanderweg im Osten der USA. Er führt durch 14 Bundesstaaten von den Laubwäldern Georgias bis hinauf in die Nadelwälder Maines. Kennengelernt haben sich Pia und der Trail 2018 in ihrer Summer Break am College. Es dauerte vier Jahre, bis sie sich wiedersahen und der Trail ihr auch den restlichen Teil seiner Schönheit zeigen konnte. Die Geborgenheit seiner Wälder, die Einsamkeit seiner Seen, die Weite seiner Natur, die Farben seiner Gipfel, die Wildheit seiner Flüsse und die Freundlichkeit seiner Menschen. Zwischen all dem wandert der Leser mit durch Emotionen, Erlebnisse und Erinnerungen der Autorin und wird den Drang verspüren, einfach vor die Tür zu treten und loszulaufen.

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Seitenzahl: 252

Veröffentlichungsjahr: 2024

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Pia von Keutz

Appalachian Trail

Zu Hause unter Bäumen

IMPRESSUM

Appalachian Trail – Zu Hause unter Bäumen

Pia von Keutz

Bibliografische Information der Deutschen Bibliothek

Die Deutsche Bibliothek verzeichnet diese Publikation in der deutschen Nationalbibliografie.

Detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über www.dnb.de abrufbar.

© 2024 360° medien I Nachtigallenweg 1 I 40822 Mettmann

360grad-medien.de

Das Werk ist in allen seinen Teilen urheberrechtlich geschützt. Jede Verwertung außerhalb der engen Grenzen des Urheberrechtsgesetzes ist ohne Zustimmung des Verlags unzulässig. Dies gilt insbesondere für Vervielfältigungen, Übersetzungen, Mikroverfilmungen und die Einspeicherung sowie Verarbeitung in elektronischen Systemen.

Der Inhalt des Werkes wurde sorgfältig recherchiert, ist jedoch teilweise der Subjektivität unterworfen und bleibt ohne Gewähr für Richtigkeit, Vollständigkeit und Aktualität.

Redaktion und Lektorat: Christine Walter

Satz und Layout: Elke Gräfe, Lucas Walter

Gedruckt und gebunden:

LD Medienhaus | Hansaring 118 | 48268 Greven | ld-medienhaus.de

Bildnachweis: Alle Bilder von Pia von Keutz, außer: Seite 5: Karten – Mapcreator.io, OSM.org, ©DLR, ©Airbus Defense and Space, ©Copernicus, Seite 53: Laurie Potteiger (zur Verfügung gestellt von der Appalachian Trail Conservancy ATC); Seite 69: Chris Milla

ISBN: 978-3-947944-22-4

Hergestellt in Deutschland

360grad-medien.de

Pia von Keutz

Appalachian Trail

Zu Hause unter Bäumen

Inhaltsverzeichnis

Vorwort

West Virginia

Maryland

Pennsylvania

New Jersey

New York

Conneticut

Massachusetts

Vermont

New Hampshire

Maine

On the Road

Virginia

Epilog

Glossar

Danke

Ein Buch über eine Wanderung. Oder vielleicht mehrere. Über Berge und Waldwege. Seen und Flüsse. Wolken und Sonne. Über Gedanken und Erinnerungen. Über Emotionen und Sehnsucht. Über Freundlichkeit und Einsamkeit und Freiheit. Über einen Weg der die Schönheit unserer Welt lebendig macht.

Pia von Keutz

Lieblingszimmer

Vorwort

Der Trail war mein Zuhause. Ein Ort, an dem ich komplett ich sein kann. Weil das die einzige Rolle ist, in der ich gut bin. Es war ein Ort voller Emotionen, angenehme und unangenehme, aber immer ehrlich. Und immer okay. Der Trail urteilte nie über meine Gefühle. Er ging einfach weiter. Forderte mich heraus. Ließ mich wachsen. Sorgte sich um mich. Gab mir ein Gefühl der Verbundenheit. Zu anderen Menschen. Zur Natur. Vielleicht sogar zu etwas Größerem. Zu mir selbst. Er erwartete nichts von mir, außer dass ich mein Bestes versuchte. Dass ich den Mut hatte, ich zu sein. Aber es war ihm egal, wer dieses ich war. Ich fühlte mich bei ihm immer sicher. Ich fühlte manchmal Angst, ich fühlte Wut, Traurigkeit, Erschöpfung. Doch tief im Innern fühlte ich Sicherheit und Glück. Ich fühlte Frieden. Ich fühlte mich geliebt. Ich fühlte mich zu Hause unter den Bäumen. Und ich sehnte mich danach wieder zu Hause zu sein.

Pia von Keutz

Der Appalachian Trail, kurz AT, ist der längste Fernwanderweg, der nur zu Fuß erlebt werden kann. Fertig gestellt im Jahre 1937, führt er durch 14 Staaten an der Ostküste der USA. Zwischen dem südlichen Startpunkt, dem Springer Mountain in Georgia und dem nördlichen Endpunkt am Mount Katahdin liegen etwa 2190 Meilen (gut 3500 Kilometer) und einige Höhenmeter. Genauer gesagt 84 Marathons, in denen man 16-mal den Mount Everest hoch und runter läuft.

Springer MT. 2018

Ich startete im Mai 2018 am Springer Mountain. Zu der Zeit ging ich auf ein kleines College in Missouri und ich hatte Summer Break. Ich wollte noch mehr Staaten erkunden und ich wanderte gerne, also entschied ich, dass ich dieses A.-T.-Ding mal für eine Zeit versuchen sollte. Mit Bus und Mitfahrservice machte ich mich auf den Weg von Columbia in Missouri nach Springer Mountain in Georgia. Nur mit der Hilfe meiner Füße, ging es dann auf den Weg von Springer Mountain nach Daleville in Virginia. Damit war ich ein Drittel des gesamten Appalachian Trails gelaufen, aber noch nicht mal halb durch die 542 Trail-Meilen (868 Kilometer) von Virginia gekommen. Also ein guter Punkt um dem AT auf Wiedersehen zu sagen und weiter nach Colorado zu reisen. Wie gesagt, ich wollte unterschiedliche Staaten erleben und für Wochen nur durch Virginia zu laufen, klang nicht, als würde es diesen Zweck erfüllen. Ich verließ hier zwar den Appalachian Trail, aber schon damals wusste ich, dass ich eines Tages wieder zurückkommen würde, um die restlichen zwei Drittel zu sehen.

Und hier war ich … Vier Jahre später. Ich startete in Harpers Ferry, ein kleiner, touristischer Ort im Zipfel von West Virginia. Erreichbar mit dem Zug von Washington, D. C., wo mein Flugzeug von Frankfurt am Main gelandet war. Ich zog die Erreichbarkeit mit öffentlichen Verkehrsmitteln dem vor, genau dort zu starten, wo ich das letzte Mal aufgehört hatte. Die knapp 500 Kilometer Lücke, die dadurch entstanden war, konnte ich später immer noch schließen. Falls ich mich danach fühlte. Falls ich Zeit hatte. Falls sich die Möglichkeit ergab. Zunächst einmal würde ich nach Norden gehen, bis ich Katahdin erreichte oder bis mein dreimonatiges Visa abgelaufen war oder bis es aufhörte, Spaß zu machen. Weil ein Ziel keinen Wert hat, wenn der Weg dahin nicht auch ein Ziel in sich selbst ist. Wie mein Laufcoach gerne sagte: Vertraue dem Prozess, genieße den Prozess, und deine Ergebnisse folgen dem Einsatz deines Herzens.

Harpers Ferry schien an diesem Montagabend im Juni verlassen, verregnet und neblig, aber gleichzeitig warm und schwül. Ich überquert die Brücke über den Potomac River und überquerte damit gleichzeitig schon die Grenze nach Maryland. Dann folgte ich dem Weg flussabwärts für etwa fünf Kilometer. Der breite Schotterweg war komplett flach! Ich fragte mich, ob ich wirklich auf dem richtigen Weg war. Ich konnte mich nicht erinnern, dass der AT weiter südlich jemals für ein so langes Stück so flach gewesen war. Der Nieselregen konnte das Lächeln nicht von meinem Gesicht waschen. Ich war zurück, zurück zu Hause. Wo ich niemand anderer sein musste als ich selbst. Der Trail erwartete weder etwas von mir, noch bewertete er mich oder mochte, das ich in irgendeine Schublade passte. Er war einverstanden damit, dass ich immer noch dieser Samen war, der umherschwirrte, weil er noch nicht den richtigen Platz zum Wurzeln schlagen gefunden hat, ihn vielleicht auch noch gar nicht finden wollte.

Der Weg machte einen scharfen Knick nach links in den Wald und begann, jetzt in AT-Manier, auf einem engen, verschlungenen, matschigen und steinigem Pfad steil bergan zu führen. Es wurde langsam dunkel zwischen den Bäumen von Maryland. Ein Ast knackte zu meiner Rechten, ein aufgescheuchtes Reh sprang davon. Ich erreichte das Edward B. Garvey Shelter, das erste Shelter in Maryland für meine erste Nacht auf dem Trail. Zu meiner Verwunderung fand ich es leer vor, obwohl es ziemlich schick war. Es hatte eine zweite Schlafebene, zu der eine Treppe hinaufführte und die sogar mit einer Tür versehen war. Es gab außerdem eine Metallbox, um Essen vor Bären zu schützen.

Jedes dieser 262 Shelter entlang des Appalachian Trails ist einzigartig. Nicht, dass ich sie alle gesehen hätte, und schon gar nicht dass ich in allen übernachtet hätte! Ein Shelter oder auch Lean-to ist eine rudimentäre, dreiseitig geschlossene Baustruktur im Backcountry. Die meisten sind aus Holz, aber einige haben auch Wände aus Stein. Meist sind es einstöckige Bauten mit einem erhöhten Boden, um ungebetene Gäste herauszuhalten. Einige luxuriöse Varianten haben sogar zwei Böden. Die meisten liegen nah einer Wasserquelle, haben ein Plumpsklo, ein sogenanntes Privy, in unmittelbarer Nähe. Wanderer kommen hier in der Regel in den Genuss einer Feuerstelle, einer irgendwie gearteten Sitzgelegenheit und vieler Haken, um Sachen zu trocknen und auszulüften. An Regentagen sind sie ein besonderer Segen, gerade wenn das überhängende Dach auch die Picknickbank überdeckt. Manche dieser Schutzbauten sind trailweit bekannt. Das Fontana Dam Shelter am Fontana Lake in North Carolina zum Beispiel. Unter den Wanderern wird es Fontana Hilton genannt. Es hat nicht nur eine tolle Lage am Stausee, sondern verfügt über zusätzliche Bequemlichkeiten: fließendes Trinkwasser, Handyempfang und eine Draußen-Dusche. Das Overmountain Shelter, auch in North Carolina, ist eine weitere Berühmtheit. Hier verbrachte ich eine Nacht nach einem kompletten Tag Matschrutschen. Die alte Scheune ist komplett rot angemalt und riesig. Genau richtig für eine große Menge, nasser und schmutziger Wanderer. Das Partnership Shelter in Virginia ist bekannt für seine Outdoor-Dusche und das erste Shelter, zu dem man Pizza liefern lassen kann. In North Carolina genoss ich traumhafte Sonnenaufgänge aus dem Icewater Spring Shelter und vom Geheimen Feuerturm in den Smokey Mountains. Weiter auf dem Weg erlebte ich noch das Secret Shelter in New Jersey, das Brian Ridge Shelter in Virginia und viele andere, die vielleicht nicht immer berühmt sind, aber für mich persönlich bedeutsam waren.

Brücke über den Potomac nach Maryland

Das Partnership Shelter, 2018. rechts in Schwarz mit Salzrändern sitzt Salty.

Tanz auf dem Gipfel – Freudentaumel

Wellen lauschen – Seelenbaumel

Musik des Waldes – Vogelgesang

Barfußlaufen – Freiheitsdrang

Sonne durch Wolken – Hoffnungsschimmer

Zelt unter Bäumen – Lieblingszimmer

Adler zieht Kreise – Augenweide

Stille und ich – Nur wir beide

Schwaden von Nebel – Traumfabrik

Alles, was zählt – Augenblick

Ich schlief in dieser ersten Nacht famos. Als ich aufwachte, war ich voller Vorfreude zu wandern. Maryland war sanft. Die Aufstiege nicht zu steil und nicht zu lang. Der Wald war wunderschön und verströmte einen herrlichen Duft. Die Vögel sangen inbrünstig. Der Wind pfiff durch die Baumwipfel, schüttelte die Blätter von Buche, Ahorn und Eiche und zwang so die schwächsten Äste und Zweige loszulassen. Sie fielen herab, als ob sie daran erinnern wollten, dass es dort hoch oben rau zugeht. Doch hier unten waren die Jungbäume, die Blüten des Berglorbeers und ich geschützt vor der Kraft des Windes. Der Untergrund war ein Teppich aus vertrockneten Blättern gespickt mit einigen moosigen Steinen. Dort wo ein einziger kräftiger Sonnenstrahl bis zum Boden durchdrang, wuchs saftiger grüner Farn. Die Jungbäume warteten geduldig, bis ein großer Baum fiel und eine Lücke im Kronendach hinterließ. Dann ging das Rennen los. Sie wuchsen um ihr Leben, um die Lücke als erste zu füllen, um mit ihren Blättern die besten Sonnenplätze zu besetzen. Doch bis dahin blieben sie klein, sparten ihre Energie für ihren großen Moment.

Am Ende des Tages erreichte ich, zusammen mit anderen Wanderern, das Ensign Cowall Shelter. Als kurz darauf heftiger Regen einsetzte, entschied ich mich für eine weitere Nacht unter dem Holzdach, anstatt mein Zelt aufzustellen.

Mehr als 4000 Menschen pro Jahr starten den Appalachian Trail mit der Absicht eines sogenannten Thru-hike, also die Bewanderung aller Kilometer des Trails innerhalb eines Jahres. Nach dieser Definition bin ich kein Thru-hiker, sondern ein Section-hiker, der über mehrere Jahre, vielleicht sogar Jahrzehnte, einzelne Teile des Trails zusammenpuzzelt. Außerdem falle ich in die Kategorie des Flip-Floppers. Das ist ein Wanderer, der einen Teil des Trails NoBo (North Bound), also Richtung Norden (Katahdin, Maine) und einen anderen Teil SoBo (South Bound, Richtung Süden, Springer Mountain, Georgia) läuft. Genauer gesagt bin ich ein Drei-Teilstrecken-Flip-Flop-Wanderer. Tatsächlich sind mir diese Definitionen und Kategorien aber völlig egal. Für mich ist jeder, der den kompletten Trail bewandert hat ein Thru-hiker, selbst noch wenn sie oder er zwischendurch hier und da Meilen ausgelassen hat. Die Puristen würden mich für diese laxe Bezeichnungsweise wahrscheinlich verachten. Puristen überqueren sogar eine Straße nochmals zu Fuß, wenn sie auf der einen Straßenseite in die Stadt getrampt und danach auf der anderen Straßenseite wieder abgesetzt wurden. Jedem das Seine ... Ich finde, dass jeder für sich seine eigene Definition festlegen darf, was es für ihn bedeutet, den Trail als Thru-hiker zu beenden. Bleibt man aber bei der offiziellen „Ein-Jahr-alle-Meilen“-Definition, so kommt nur jeder vierte Wanderer, der startet, auch bis zum Ende.

Der erste Morgen unter Bäumen

Ein gewisser Earl Shaffer war 1948 der erste Mensch, dem dies gelang. Er benötigte 124 Tage. Die erste weibliche Thru-hikerin war Mildred Norman Ryder im Jahr 1952. Heute sind mehr als ein Viertel der Wanderer Frauen, Tendenz steigend. Die durchschnittliche Wanderzeit beträgt fünf Monate. Der Geschwindigkeitsrekord liegt bei knapp über 40 Tagen. Eine beeindruckende Leistung, man darf aber nicht übersehen, dass die Jagd nach Trailrunning-Rekorden wenig mit einem Thru-hike gemein hat. Ein Rekordjäger wird von einem ganzen Team unterstützt. Dieses Team folgt ihm oder ihr mit einem Fahrzeug und trifft den Läufer in regelmäßigen Abständen dort, wo der Trail eine Straße quert. Dadurch muss der Läufer weder sein Haus noch seine gesamte Verpflegung auf dem Rücken tragen.

Daran erkennt man übrigens einen Thru-hiker: großer, voller Rucksack, oft übervoll, gerade am Start. Ein Paar nasse Socken baumeln zum Trocknen daran. Ich selbst trug einen 30-Liter-Rucksack, in den alle meine Sachen passten, außer mein Zelt. Dieses befestigte ich an der Außenseite. Mein Rucksack war wohl verhältnismäßig klein, was aber nicht heißt, dass ich besonders leichtgewichtig unterwegs war. Gewogen habe ich ihn nie. Was hätte es mir geholfen. Die Sachen, die ich dabei hatte, brauchte ich und damit Punkt. Und viel Geld für nur die beste und leichteste Ausrüstung hatte ich auch nicht investieren wollen. Ich liebe mein Zwei-Personen-Zelt, ich habe immer noch meinen Kinderschlafsack und ich hatte ein zweites Set Wanderkleidung mit. Ich sparte nicht an allen Enden mit dem Gewicht. Manche Wanderer gehen soweit, den Griff ihrer Zahnbürste zu halbieren, um ein paar Gramm weniger tragen zu müssen. Ich trug sogar ein Buch und mein Tagebuch mit mir herum, meine Luxusartikel. Essen hatte ich immer für etwa eine gute Woche dabei. Die ersten Tage nach dem Wiederauffüllen der Vorräte fühlte sich der Rucksack oft schwer an, aber jeden Tag wurde er wieder etwas leichter.

Hier ist meine komplette Packliste:

Rucksack: Ich habe einen 30-Liter-Rucksack und hier passt alles rein, außer mein Zelt, das ich außen befestige. Besorge dir auf jeden Fall einen, der wirklich passt. Man verbringt nicht viel Zeit ohne ihn auf dem Rücken.

Zelt: Auch mit Narben und kleinen Schwächen, bin ich immer stolz, es zu teilen! Und ich fühle mich immer sicher.

Schlafsack: Vielleicht war es der letzte große Trip für meinen Kinderschlafsack.

Liner: Der Stoff fühlt sich warm auf der Haut an. Ich nutze ihn mal im Schlafsack, mal in einer Pause als Decke, mal als Kissen, wenn die Nacht warm ist.

Isomatte: Da habe ich dieses Mal einiges investiert und war super zufrieden. Nicht einmal lag ich morgens auf der kalten Erde. Sie ist gut isoliert, schnell aufgepustet, leicht und nicht mega laut, wenn man sich auf ihr umdreht.

Wasserflasche und Trinkblase: Beides ist für mich ideal.

Wasserfilter: Früher hatte ich ein Pumpsystem, diesmal nutzte ich eine Squeezing Bottle, deutlich leichter und platzsparender und für die Wassersituation auf dem AT ausreichend.

Dry Sack für meine Kleidung: Ein Luxus, auf den ich nie verzichten werde: immer ein Set trockener Klamotten zu haben.

Bärentasche Ursack: Meine Lieblingsmethode um mein Essen vor hungrigen und neugierigen Bären zu schützen.

Schraubglas und Löffelchen: Ich finde, das Essen schmeckt besser aus einem Glas, daher investiere ich in das extra Gewicht. Außerdem ist es zuverlässig dicht und wird ordentlich sauber, was für meine Einweich-Methode entscheidende Faktoren sind.

Bauchtasche: Praktisch. So hatte ich Filter, Taschenmesser, Klopapier und einen Snack immer griffbereit.

Regenjacke: Wenn du Geld sparen willst, dann nicht an dieser Stelle.

Wandersocken: Es regnet immer einen Tag länger, als man trockene Socken dabei hat. Gesetzt des Trails.

Schlafsocken: Trockene, warme Füße im der Nacht machen den bahnbrechenden Unterschied.

Langarmshirt: Ich brauche keine lange Hose, aber häufig ein langärmeliges Oberteil.

Schlafhose: Ich hatte Baumwollleggins mit. Das Material fühlt sich warm an und nimmt Feuchtigkeit auf. Allerdings ist es weder platzsparend, noch sonderlich gut zu waschen.

Shirts und Shorts: Ich hatte zwei von jedem. Nimm welche mit, die du gerne trägst, denn du trägst diese und nur diese für eine lange Zeit. Am Ende kannst du sie wegwerfen. Sauber werden sie zumindest nie mehr so ganz.

Unterwäsche: Hier gilt das gleiche.

Buff-Schal: Multifunktional. Wärmen, abkühlen, trocknen, säubern.

Handtuch: Ich hatte ein kleines Mikrofasertuch mit.

Schuhe: Ich habe den Altra Superior für mich entdeckt. Leicht, trocknet schnell und ich kann mit den Zehen wackeln.

Flip-Flops: oder andere Schuhe fürs Camp. Ich laufe abends gerne nur noch mit denen herum, manchmal wandere ich sogar ein Stück in ihnen, und manchmal nutze ich sie, um durch einen Fluss zu waten ohne mir die Schuhe nass zu machen und trotzdem Halt und Schutz auf den glitschigen, scharfkantigen Steinen zu haben.

Wanderstöcke: Möchte ich nicht mehr missen. Erfüllen vielfältige Zwecke: unterstützen mich bei steilen Anstiegen, helfen bei leichten Anstiegen einen guten Rhythmus zu halten, helfen beim Balancieren über Steine, Wasser- und Matschbäche, ich checke damit das Einsinkpotenzial des Bodens, sie dienen als Mikrofon, wenn ich zu ‚Unchain my Heart‘ performen muss, ich komme damit an fabelhafte Beeren heran, sie können eine Abwehrwaffe gegen aggressive Hunde sein (das Tier, vor dem ich auf dem Trail eigentlich am meisten Angst habe), ich kann meine Socken zum Trocknen darüber stülpen!

Buch: Immer mal wieder freut sich mein Hirn über externen Input oder Ablenkung oder einen Ausflug in eine andere Welt.

Journal: Keine Diskussion. Ohne das wäre dieses Buch nie entstanden. Zusätzlich, ein Bleistift, ein Radiergummi und einen kleinen Anspitzer.

Smartphone: und eine kleine Extrabatterie. In der Regel musste ich beides nach einer guten Woche wieder laden. Und wenn der Akku leer war, war er halt leer.

Erste-Hilfe-Set: Ich freue mich, wenn ich es nicht brauche. Was nicht heißt, dass ich es nicht mitnehme.

Taschenlampe: Besonders wichtig für die, die gerne im Dunkeln wandern. Dann vielleicht über eine Stirnlampe nachdenken! Ich hatte nur die, die an meiner Powerbank integriert war.

Duck tape: Damit kann man alles reparieren. Sogar eine gebrochene Zeltstange oder eine gerissene Zeltplane. Und das für Wochen am Stück!

Taschenmesser: Benutze ich jeden Tag. Super praktisch.

Karabiner: Prima, um Sachen zum Trocknen am Rucksack zu befestigen.

Hygienebedarf: Zahnbürste, Zahnpasta (ich hatte Trockentabletten dabei), Ohrenstäbchen, Sonnencreme, Nagelschere, Toilettenpapier, Desinfektionsmittel, Mückenspray, Frauenkram für die Periode. Alles andere wären nur unnötige Luxussachen für mich. Aber jeder hat irgendeinen Luxusartikel dabei. In meinem Fall eben mein Buch und mein Journal und manche würden auch mein zweites Set Shirt und Shorts dazu zählen. Für andere ist es vielleicht eine große Powerbank, Creme oder eine Gitarre.

Mein Rucksack am Start der Reise. Erstaunlich sauber und Intakt

Das Bild meiner Umgebung änderte sich nicht, als ich die Mason-Dixon-Linie, die historische Grenzlinie zwischen Maryland und Pennsylvania, übertrat. Ist es nicht verrückt, wie der Mensch überall solche künstlichen Linien gezogen hat? Willkürliche, unsichtbare Schnitte durch das Land, die aber so viel Macht besitzen, dass sie über ganze Lebensgeschichten entscheiden. Für mich bedeutete diese hier nichts weiter, als dass ich eine künstliche Linie näher an Maine war.

Wieder verbrachte ich die Nacht in einem Shelter. Ich hatte meinem Zelt gegenüber schon ein schlechtes Gewissen, aber auf den Zeltplätzen etwas weiter unterhalb schien schon einiges los zu sein, das Shelter war noch unbesetzt, und außerdem hieß es Rocky Mountain Shelter. Oh ja, ich wollte nur zu gerne wieder in den Rocky Mountains übernachten. Nachdem ich 2018 den Appalachian Trail verließ, reiste ich nach Colorado, um den Colorado Trail zu bewandern. Er streckt sich von Denver südwestlich nach Durango: knapp 800 Kilometer außergewöhnliche Schönheit. Was mir am meisten im Gedächtnis geblieben ist, sind die Farben. Sie waren irgendwie intensiver. Der Himmel war blauer. Das Gras grüner. Die Blumen bunter. Und es war faszinierend, wie viele Blumen dort wuchsen. Zuerst sah ich nichts außer grauen Blöcken und Steinen. Ich hörte nichts, außer vielleicht einen Wasserfall, der den Berg herunter rauschte. Aber auf den zweiten Blick sah ich all die kleinen grünen Flecken und all die kleinen Blumen, die der Welt mutig ihre Farben zeigten, auch wenn sie wussten, dass sie in ein paar Wochen schon wieder mit Schnee und Eis bedeckt sein würden. Und wenn ich genau lauschte, dann hörte ich all die geschäftigen Insekten surren und brummen, um Jahr für Jahr den Blumen beim Wachsen und Blühen zu helfen. Ich hörte die Vögel kreischen und ihre weichen Flügel durch die Luft schneiden. Ich hörte den schrillen Ton der Pfeifhasen, wenn ihr Flügelschatten über sie glitt. Und mit diesen Erinnerungen schlief ich ein.

Ich passierte ein ex-offizielles und einige ex-ex-offizielle Markierungen, bevor ich das total unspektakuläre 2022-offizielle Mittelpunkt-Schild des AT erreichte: 1097,15 Meilen von Georgia und 1097,15 Meilen bis Maine. Klang das einschüchternd oder aufregend? Ich hatte noch keine Entscheidung in dieser Frage getroffen, als ich auf Twig stieß, den ich zwei Tage zuvor kurz kennengelernt hatte. Schnell kamen wir ins Gespräch und plötzlich waren wir zehn Kilometer weiter gewandert. Das spricht wohl dafür, dass unser Gespräch interessant war. Es wurde langsam dunkel, und als wir an einem Bach mit einem guten Zeltplatz vorbei kamen, entschied ich mich dort zu bleiben. Twig wollte noch weiter. Im Gegensatz zu mir liebte er Nachtwanderungen. Wir wünschten uns „Happy Trails“ mit der Hoffnung, wieder aufeinander zu treffen. Vielleicht bald, vielleicht später … Man weiß es nie auf dem Trail.

Ich hielt meine Füße und Waden in das klare, kalte Wasser des Bachs, ein purer Genuss nach einem langen Wandertag. Erholungszeit für meine Muskeln. Obwohl ich das Gefühl hatte, dass sie sich genau erinnerten, was sie hier zu tun haben. Danke Muskelgedächtnis! Ich musste nicht wirklich auf die Entwicklung meiner Traillegs warten. Ich erinnerte mich, dass das 2018 anders war. In der ersten Woche fühlte ich mich häufig ziemlich miserabel. Das soll nicht heißen, dass ich eine schlechte Zeit hatte, sondern nur, dass ich häufig müde war, nur langsam ging, meine Beine sich schwer anfühlten. Nach und nach ging dieses Gefühl aber vorbei, bis ich das Gefühl hatte, einfach ewig weitergehen zu können. Diesmal schien ich das Gefühl von Anfang an haben zu dürfen.

Plötzlich stand ein Mann in Jeans direkt vor meinem halb aufgebauten Zelt. Ich konnte meinen Blick nicht von seiner Hose abwenden. „Leute wandern nicht in Jeans. Obdachlose und Drogenabhängige sind die einzigen Leute, die auf dem Trail Jeans tragen“, so hatte Twig es noch vor einer Stunde formuliert. Nie hatte ich nur einen Gedanken an so etwas verschwendet und nie hätte der freundliche Mann irgendeine Form von Misstrauen in mir erweckt, wäre da nicht Twigs Aussage gewesen. Also starrte ich auf seine Jeans, starrte auf das unförmige Objekt unter seiner Weste. Eine Waffe? Der Mann erzählte mir, dass er sich um das Shelter in der Nähe kümmerte und dass dort in den letzten Tagen ein Bär gesehen worden war. Ich schaute zurück zu der kleinen Holzbrücke in der Hoffnung noch ein Zeichen von Twig zu sehen, aber der war natürlich längst weg. Ich war allein mit einem potenziellen Bären, einem Mann in Jeans und meiner irrationalen Angst: Klasse!

Offizieller Halfway Point 2022.

Ein Bär tauchte später tatsächlich auf. Allerdings nicht in Form eines dicht behaarten Tiers, sondern eines älteren weißen Mannes, dessen Trailname eben „Bear“ war und der Richtung Süden unterwegs war. Er unterhielt mich großartig und über all mein Lachen vergaß ich meine Angst. Er erzählte mir von seinen Abenteuern auf dem Trail, zu dem er jedes Jahr wieder zurückkam, um einen Teil zu bewandern. Vermont war sein Favorit. Vielleicht würde er mich in ein paar Wochen dort treffen. Als er ging, lachte ich mich selbst dafür aus, so ein Angsthase gewesen zu sein. Das war komplett gegen meine Natur. Mir wurde nie ein grundsätzliches Misstrauen gegen Menschen eingebläut. Im Gegenteil. Ich vertraue den meisten erst einmal und dann entscheidet mein Bauchgefühl. Und damit bin ich immer gut gefahren. Ich glaube, es ist verschwendete Energie sich ständig zu sorgen. Ein Freund sagte einmal zu mir: Du ziehst die Leute an, die in dein Menschenbild passen. Der nette Herr in Jeans kümmerte sich tatsächlich um das Shelter ein Stück weiter. Er hatte sogar ein paar Snacks für Wanderer in der Bear Box hinterlassen. Meine Güte, und diesen Mann hatte ich nur aufgrund seiner Kleidung in eine Ecke geschoben.

Follow, follow the Sun

The direction of the birds

The direction of love

Breathe, breathe in the air

Cherish this moment

Cherish this breath

Tomorrow is a new day for everyone

(Xavier Rudd – Follow the Sun)

Am nächsten Tag zog sich die Strecke durch Farmland wie Kaugummi. Meine Laune wurde bald wie das Wetter: eine emotionslose graue Nieselsuppe. Doch irgendwann lugte die Sonne hervor und ich traf auf Didgeridoo und Zen und die zweite Hälfte des Tages ging so schnell vorbei, wie Kaugummi seinen Geschmack verliert. Ich kannte weder ihre richtigen Namen, noch was sie beruflich taten, aber erfuhr, dass Didgeridoo kürzlich geschieden worden war und damit viele Emotionen verbunden waren. Ich kannte ihre Lieblingsbücher und ihre witzigsten Momente auf dem Trail. Unsere Unterhaltung hob die Wolken von meinem Gemüt, wie die Sonne die Wolken am Himmel. Am Abend lag ich in meinem Zelt und betrachtete die Blätter über mir, die in der Abendsonne glitzerten.

Didgeridoo und Zen? Das sind sogenannte Trailnames, die ein fundamentaler Part der Wanderkultur sind. Niemand behält auf dem AT seinen Geburtsnamen. Ich weiß nicht, wann oder wo diese Tradition ihren Anfang nahm. Ich weiß nicht mal, ob es überhaupt bekannt ist. Vielleicht erwuchs es aus dem Bedürfnis, jemand neuen zu kreieren, jemand anderes zu sein, der zu sein, der man immer sein wollte … In jedem Fall bin ich ein Fan dieser Gepflogenheit, denn sie ist vor allem lustig. Oft ist die Geschichte hinter dem Namen ein genialer Eisbrecher. Die kann man selbst erzählen, aber manchmal raten andere auch gerne, wie es zu diesem Namen kam. Manche Wanderer geben sich ihren Namen selbst, manche werden von anderen getauft und manchmal ändert sich der Name während der Wanderung. Grundlage für die Namensgebung kann eine markante Gewohnheit, ein bestimmtes Ereignis, ein typisches Verhalten oder ein besonderer Teil der Ausrüstung, die Ähnlichkeit mit einer bekannten Person etc. sein. Mein Trailname ist übrigens Pi. Auf Englisch klingt das ähnlich wie ein beliebter amerikanischer Kuchen, daher ergänze ich gerne, dass ich „die Zahl und nicht das Dessert“ bin. Manchmal nennen die Leute dann alle Nachkommastellen, die sie können. Angefangen habe ich mit vier und am Ende wusste ich 13, nur dadurch, dass ich sie von anderen gehört habe. Ich hätte natürlich auch googeln können, aber das fand ich zu einfach. Ich habe den Namen an meinem ersten Tag 2018 eher spontan ausgewählt. Ich wusste nicht viel über die Trailnamen und Pi war das erste was mir einfiel, als ich mit der Frage nach meinem Namen überrascht wurde. Warum Pi? Die Erklärung ist eher unspektakulär. Es war mein Spitzname in der Schule. Nicht dass mein Name nicht schon kurz genug war, ihn noch kürzer zu machen war eine lustige Herausforderung und für deren meistern am Ende mein Mathelehrer verantwortlich war. Er fragte stets ,was ich zu sagen hätte, wenn bei einer Gleichung die Lösung π mal a, geschrieben also πa, lautete. Nach ein paar Tagen Wanderung wurden mir die Vorteile des Namens bewusst. Erstens konnte ich die Gästebücher in den Sheltern mit einem Symbol unterschreiben und zweitens hatten andere Wanderer viel originellere Ideen wo der Name herkam, als meine öde Schulgeschichte. Mein Favorit: Weil Pi auch immer weiter und weiter geht? Im Laufe der Zeit bekam ich auch andere Namensvorschläge: Sunshine, Little Spoon, Bug bite, Bug food … Aber ich blieb immer bei Pi oder geschrieben π. 3,1415926535897.

Farmland in Pennsylvania

Mein Wanderfreund Stogie mochte eine bestimmte Zigarrenmarke, Salty bekam seinen Namen nach ein paar Tagen von uns aufgedrückt. Nicht weil er ein Miesepeter war, sondern weil er schon nach Tag zwei Salzränder auf seinem Shirt hatte, die nie wieder ganz verschwanden. Puff Puff besaß zwei bauschige Daunenjacken. Als sie später eine nach Hause schickte, nannte sie jeder nur noch Puff. Short Shorts trug immer, man rät es kaum, sehr kurze Hosen. Einige meiner Lieblingsgeschichten hinter den Namen sind diese: Zucchini bekam ihren Namen, als sie in Afrika war. Sie ging dort auf einen Markt und versuchte Zucchini zu finden. Niemand kannte das Gemüse, aber alle gingen davon aus, dass sie sich mit ihrem Namen vorstellte. Und so blieb der Name während ihrer Zeit im Dorf an ihr hängen. Niemand erriet den Hintergrund des Namens Pale Moon. Wanderer entwickeln ziemlich markante Teintlinien, also Übergänge zwischen gebräunter und nicht gebräunter Haut. In Anlehnung an den Begriff des „Farmers Teint“, nennt man den Look „Hiker Teint“. Die Sockenlinie ist bei Weitem die unästhetischste. In der Regel behält der Po seine Originalfarbe und bei Pale Moon war diese eben ein sehr helles Weiß. Wenn sie sich zum Pinkeln zwischen die dunklen Tannen hockte, dann leuchtete ihr Po wie der Mond am Nachthimmel. Quitter gab niemals seine Wanderung auf, wohl aber seinen Hang zum Alkohol und überwand seine Sucht auf dem Trail. Trash hatte es sich zur Aufgabe gemacht allen Müll aufzusammeln, den er im Wald fand. Mouse bekam seinen Namen, weil es in jedem Shelter, in dem er eine Nacht verbrachte, zu irgendeinem Mauszwischenfall kam. Sie nibbelten an seinem Klopapier, seinem Essen und trieben ihn in den Wahnsinn, indem sie einfach hin und her rannten oder mitten in der Nacht exakt vor seinem Gesicht auftauchten. Trashbag hatte einen Schlafsack, der sich als nicht warm genug entpuppte. Und wo andere mit einem Liner nachrüsten, stieg er zusätzlich in eine Mülltüte. Dafür, dass ich keinen engen Zeitplan hatte, traf ich In-a-Rush eigentlich zu häufig. Als mir Catch-up seinen Namen verriet, fragte ich zuerst, ob er keine Mayo mochte. Eingeholt hat er mich dann aber leider nicht mehr. Ich überholte Sir-Freaking-Fucking-Shit. Wahrscheinlich war dies nicht sein echter Name, aber es waren die Wörter, die ich in seinem sehr lauten Selbstgespräch vernahm, dessen unfreiwilliger Zeuge ich in der halben Stunde, in der ich mich von hinten annäherte und in der halben Stunde, in der ich vor ihm weglief, wurde. Als er mich bemerkte, tat er so, als ob er telefoniere. Nicht so unglaubwürdig wie in Deutschland, wo man schon 50 Meter nach dem letzten Haus keinen Empfang mehr hat, aber doch relativ unwahrscheinlich mitten im Wald. Eigentlich trifft jeder irgendwann auf einen Bear, einen Stonehopper, einen Moose, einen Pathfinder, einen Smiles, einen Yogi, einen Bad Weather oder einen Lightweight. Ich amüsierte mich über Seven’s Grader, Nemophilist, Sir-stops-a-lot mit seinem Sohn Low Miles, über Tent Potatoe und wahrscheinlich viele weitere, die ich vergessen habe.