Appgefertigt - Joachim Angerer - E-Book

Appgefertigt E-Book

Joachim Angerer

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Beschreibung

Eine Regierung verhilft ihren einsamen Wählern vermeintlich zur Liebe. Zwei Männer definieren wissenschaftlichen Erfolg neu. Ein Student erlangt alle Erkenntnis, die man für den Preis eines Kaffees bekommt. Ein Doktorand entdeckt die Unendlichkeit. Jemand erlebt einen ganz normalen, kafkaesken, Tag.

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Seitenzahl: 122

Veröffentlichungsjahr: 2023

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Impressum
Appgefertigt Teil 1
Appgefertigt Teil 2
Allzu perfektes Publizieren
Der Gipfel der Erkenntnis
Die unendliche Maschine
Gestaltete Wirklichkeit
Der digitale Prozess
Quellenangabe und Inspirationen

Buchbeschreibung:

Eine Regierung verhilft ihren einsamen Wählern vermeintlich zur Liebe.

Zwei Männer definieren wissenschaftlichen Erfolg neu.

Ein Student erlangt alle Erkenntnis, die man für den Preis eines Kaffees bekommt.

Ein Doktorand entdeckt die Unendlichkeit.

Jemand erlebt einen ganz normalen, kafkaesken, Tag.

Über den Autor:

Joachim Angerer ist österreichischer Science-Fiction-Autor. Sein erstes Werk "Becquerelsche Träume" erschien im September 2017. Weitere Werke des Autors sind: "Die maschinellen Technokraten" (Juli 2020), "Gestaltete Wirklichkeit" (Juli 2021), "Becquerelsche Ränke" (Oktober 2021) und "Die psychische Partie" (Oktober 2022).

Impressum

3. Auflage 2025

© 2025 Joachim Angerer

Titelbild: Stock-Vektorgrafik ID: 1788502487 von bookzv

Lizenz gekauft auf www.shutterstock.com

ISBN E-Book: 978-3-384-53972-4

ISBN Softcover: 978-3-384-53971-7

Druck und Distribution im Auftrag:

tredition GmbH

Halenreie 40-44

22359 Hamburg

Germany

Das Werk, einschließlich seiner Teile ist urheberrechtlich geschützt. Jede Verwertung ist ohne Zustimmung des Verlages und des Autors unzulässig. Dies gilt insbesondere für die elektronische oder sonstige Vervielfältigung, Übersetzung, Verbreitung und öffentliche Zugänglichmachung. Die Publikation und Verbreitung erfolgen im Auftrag von: tredition GmbH, Abteilung „Impressumservice“, Halenreie 40-44, 22359 Hamburg, Deutschland.

Appgefertigt

von Joachim Angerer

90 % der IT-Probleme sitzen davor.

Bonmot aus der IT-Branche

Appgefertigt Teil 1

»Sehr verehrte Damen und Herren, liebe Zuhörerinnen und Zuhörer! Lassen Sie mich kurz den Hintergrund unseres Projektes erläutern.«

Demonstrativ nickte Karolin Thiel der Kamera zu. Mühsam widerstand sie dem Drang, sich umzudrehen und ihren Medienberater nach dessen Meinung zu fragen. Sprach sie einen Tick zu schnell oder doch zu langsam? War ihre Kopfbewegung einnehmend oder aufdringlich?

Sie lächelte - hoffentlich nicht zu breit. »Es gibt immer mehr Menschen, die alleine leben. Die Anzahl der Einpersonenhaushalte in diesem Land ist in den letzten Jahren explodiert. Während die Zahl der Privathaushalte um nur 1,2 % im Vergleich zum Vorjahr stieg, waren es bei den erstgenannten sage und schreibe 1,4 %. Im Schnitt leben nur noch 2,19 Personen in einem Haushalt.«

Zahlen vermitteln Kompetenz, meinte sie die Stimme von Vince zu hören.

»Die Menschen werden immer einsamer. Das wirkt sich sowohl auf die physische, als auch auf die psychische Gesundheit der Betroffenen aus.« Thiel betonte die Worte „physisch“ und „psychisch“.

Fremdwörter vermitteln Intelligenz, lobte die Stimme.

Ihr Lächeln verbreitete sich. Das Auswendiglernen hatte sich gelohnt. Ursprünglich wollte sie ihren Text von einem Bildschirm ablesen. Die Nachrichtensprecher taten dies schließlich auch. Aber Vince wusste es natürlich besser.

Laut Umfragen ist deine größte Stärke deine Natürlichkeit. Wenn du die ganze Zeit einen Punkt fixierst, wirkst du zu steif.

»Einsamkeit macht krank. Das haben Studien gezeigt. Einsame Menschen haben ein höheres Risiko für Depressionen, Herzinfarkt, Schlaganfall, Krebs und neurodegenerative Erkrankungen. Außerdem wurde eine Korrelation zu dauerhaft erhöhten Werten von Cortisol, Blutdruck und Blutzucker festgestellt. Die negativen Auswirkungen auf die körperliche Gesundheit sind vergleichbar mit denen jahrelangen Rauchens. Und dann ist da noch die Tragik der Gewalt gegen Frauen durch frustrierte und einsame Männer ...«

Thiel pausierte, um den letzten Worten zusätzliche Bedeutung zu verleihen.

»Zum Wohle unserer Gesellschaft haben wir es uns zur Aufgabe gemacht, alleinstehenden Frauen und auch Männern unter die Arme zu greifen. In Kooperation mit den besten Experten auf dem Gebiet der künstlichen Intelligenz hat das Familienministerium ein Programm entwickelt, dass Männern hilft, ihre Traumpartnerin zu finden. Ich lade Sie ein, unserer Demonstration beizuwohnen. Erlauben Sie mir, Ihnen einen Blick in die Zukunft der Partnervermittlung zu geben. Eine Zukunft, die heute beginnt.«

Thiel deutete einladend nach links, wie sie es mit Vince geprobt hatte. Der Kandidat würde durch eine weiße und von LEDs umrahmte Tür zur Bühne gelangen. Bei einer Veranstaltung rund um das Thema künstliche Intelligenz musste das Ambiente stimmig sein. Ein, mit Goldverzierungen verschnörkeltes Portal, wie bei der Angelobung von Thiel als Familienministerin, passte hier nicht.

Die Tür schwang auch nicht auf, sondern fuhr leise surrend zur Seite, wie die Schleuse eines Raumschiffs.

Thiel frohlockte. Die futuristisch leere Bühne, in mystisches Schwarz gehalten, der strahlend weiße Zugang ...

Einfach perfekt.

Selbstzufrieden ließ die Ministerin ihren Blick über die Bühne schweifen. Alles stimmte.

Dann trat der Kandidat ein und sie änderte ihre Meinung.

»Herr Marler, es freut uns absolut total, dass Sie sich für uns Zeit genommen haben«, grüßte sie den Mann, der mit hängenden Schultern und eingezogenem Kopf durch die Tür trat.

Die Maskenbildnerin hatte sich Mühe gegeben. Seine Gesichtshaut war rein. Thiel konnte sich nicht vorstellen, was unter der dicken Schicht Make-up verborgen lag. Ein Blick auf die Haare genügte ihr. Sie bettelten um eine Schere!

Gut, man hatte ihm die überlangen Strähnen immerhin halbwegs gleichmäßig nach hinten gegelt. Thiel sah ein, dass für einen brauchbaren Haarschnitt die Zeit fehlte. Aber man hätte dem Kerl doch einen Anzug anziehen können! Irgendwo bei den Requisiten hing sicher einer in der passenden Größe. Der Typ kam mit Kapuzenpulli zu einem Fernsehauftritt! Und dann noch dieses knochige Gesicht mit den hervorstehenden Augen und der zu großen Nase ... Der Kerl brauchte keinen Maskenbildner, sondern einen Bauingenieur!

Thiel versuchte, den Gedanken zu verdrängen. Mild lächelnd sagte sie: »Heute ist für Sie ein ganz besonderer Tag. Das ist doch schön, nicht wahr?« Demonstrativ streckte sie ihren Rücken durch, wie eine sich aufrichtende Kobra.

»Der Rahmen ist 1 Meter 90 hoch«, entgegnete Marler und richtete sich ebenfalls auf. »Ich, 1 Meter 96.«

»Oh«, entfuhr es Thiel. Auf den Fotos wirkte der Kerl kleiner. Und hübscher. Hatte sie etwas übersehen? Verdammt, es sollte doch alles perfekt laufen!

Sie lächelte verhalten.

»Alles gut«, entgegnete Marler mit ruhiger Stimme. Nun lächelte auch er. Es war schwer, es nicht zu tun, wenn ihn eine solche Frau ansah.

Obwohl sie offiziell Mitte 30 war, strahlte sie dennoch etwas Mädchenhaftes aus. Ihr Gesicht war frei von Falten, ohne dabei die porzellanartige Makellosigkeit eines überschminkten Models zu besitzen. Das lange, brünette Haar fiel ihr wie naturbelassen von den Schultern und umrahmte die sich unter ihrem Jackett abzeichnenden Brüste. Ihr Lächeln, dass den Mund umspielte, ohne die Zähne zu entblößten rundete den Eindruck ab.

»Wie schön, dass Sie gekommen sind, das ...« Thiel stoppte mitten im Satz. Oh, nein, der Anblick des Kerls hatte sie ihren Text vergessen lassen. Sie schielte so weit zur Seite, wie ihre Augen es zuließen. Vince ... bitte, flehte sie innerlich.

»Das ... ist ... wirklich ... «, stammelte sie.

»Schön?«, ergänzte Marler mit gereizter Stimme.

»Also ...«, sagte Thiel gedehnt.

»... Die Freude ist ganz unsererseits!« Hinter der Frau trat ein Mann hervor und stellte sich fast schützend neben sie. Sein dunkelblondes Haar lag auf der Kopfhaut, als wäre es aufgemalt. Zwischen dem taubengrauen Sakko und dem faltenfreien Hemd passte nicht ein Blatt Papier. Der Mann schien aus einem einzigen Stück zu bestehen. Als käme er frisch aus dem 3-D-Drucker.

»Darf ich vorstellen, Herr Marler, Frau Familienministerin, Doktor Karolin Thiel.« Der Berater reichte dem jungen Mann die Hand. Marler blickte auf feinporige Haut und fünf einheitlich lange, matt glänzende Nägel.

Zögerlich erwiderte er den Gruß.

»Frau Doktor Familienministerin, unser erster glücklicher Kunde, Thomas Marler.« Eine Verbeugung andeutend, trat der Herr aus dem Drucker neben die Politikerin.

Sie lächelte ihn an. Vince Nair - ganz der Medienprofi - wusste, dass er sich nicht vorzustellen brauchte. Wenn die Leute den Namen deiner Berater kennen, machst du als Politikerin etwas falsch, pflegte er immer zu sagen.

Thiel holte kurz Luft und wandte sich erneut Marler zu. »Ich gratuliere Ihnen zu Ihrer Entscheidung. Sie wird Ihr Leben revolutionieren!« Thiels Augen wanderten zur Seite. Ihr Berater deutete ein Nicken an.

»Revolution, genau.« Die Ministerin klimperte hektisch mit den Lidern. »Es wird leider immer schwieriger, den richtigen Partner oder die Partnerin fürs Leben zu finden. Laut Statistik beträgt der Anteil an Singles bundesweit 49,5 %. Das schlägt sich zunehmend negativ auf die Gesundheit aus. Speziell auf die von Frauen. Mit neuester künstlicher Intelligenz wollen wir das Problem der widerlichen Incels ...«

»... Der alleinstehenden Männer«, unterbrach Nair.

»Hey!«, empörte sich Marler.

Das Lächeln der Ministerin verbreitete sich, sodass ihre Zähne sichtbar wurden. »Oh, das war natürlich nicht abwertend gemeint. Ich meine, das war doch nur eine Feststellung. Wir wollen Ihnen schließlich alle helfen, zum Wohle der Bevölkerung. Das verstehen Sie doch sicherlich, nicht wahr?« Sie nickte energisch, wie um sich selbst zuzustimmen.

Marler zog es vor, zu schweigen. Die Zweifel, die ihm gerade kamen, wollte er besser nicht aussprechen. Zumindest noch nicht.

Denn es stimmte: Er war auf der Suche nach einer Veränderung in seinem Leben. Eine Suche, die schon Jahre andauerte und ihn wortwörtlich über Berge und durch Täler geführt hatte.

Die Berge war er mit Singlegruppen entlang gewandert, von deren Mitgliedern er nach Reiseabschluss niemals wieder hörte. Aber immerhin war er an der frischen Luft.

Die Täler dagegen – tja von denen gab es viele.

In so mancher Kellerbar hatte er sein Glück versucht.

Die schönsten Frauen sind auch die einsamsten, weil sich niemand traut, sie anzusprechen, hieß es in einem Buch eines vermeintlich Datingexperten.

Lasse so lange nicht locker, bis sie wegläuft, stand in einem Blog.

Verschwinde, sagten die Blicke der Damen.

»Als erstes werden wir für Sie ein Profilfoto erstellen«, unterbrach Nair den inneren Dialog. Mit einer raschen Bewegung schob er sich zwischen den jungen Mann und die Politikerin. »Bitte, stellen Sie sich auf die markierte Stelle, damit die Kamera Sie gut erfassen kann.«

Wie auf Befehl erschien, einer Landemarkierung gleich, ein weiß leuchtendes X auf dem schwarzen Boden.

Mit einer ausladenden Geste wies Nair auf das Symbol.

»Meinetwegen.« Schulterzuckend folgte Marler der Bewegung.

Der Berater verschwand erneut hinter der Ministerin, als befände sich dort seine Ladestation.

Ein elektronisches Surren ertönte. Thiel und Nair traten fast ehrfürchtig zur Seite und gaben den Blick auf die einstmalig schwarze Wand hinter ihnen frei. Lautlos aktivierte sich ein Projektor und ließ das Bild eines Mannes erscheinen.

Über seinem V-förmigen Torso spannte sich ein Polo Shirt, das von den darunter liegenden Muskeln fast gesprengt wurde. Volles, dunkles Haar, wölbte sich am Stirnansatz leicht nach oben, lag aber ansonsten wie angegossen auf der Kopfhaut auf. Zwei schillernd blaue Augen blitzten dem Beobachter entgegen. Den Mund umspielte ein sanftes Lächeln - breit genug, um die dahinter liegenden perlweißen Zähne zu entblößen, aber ausreichend schmal, um echt zu wirken. Abgerundet wurde das Gesicht durch ein kantiges Kinn, auf dem kurze Bartstoppeln sprossen.

Erwartungsvoll lehnte sich Thiel, Marler entgegen.

»Das bin ja gar nicht ich«, murrte dieser.

»Die AI führt ein paar Optimierungen durch«, säuselte die Ministerin. »Sie pflegt die Haare des Anwenders, besserte die Zähne aus, optimiert das Kinn ein wenig ...«

»Sie zeigt Ihnen, wer Sie sein können. Ihr wahres Potential«, unterbrach Nair erneut.

»Bin ich euch nicht gut genug, oder was?«

»Also es zählen natürlich die inneren Werte, aber man muss sich halt auch verkaufen.« Thiel drehte sich zur Seite, wie um Platz für ihren Berater zu machen.

Der nickte nur schweigend.

Stattdessen meldete sich eine andere, verführerisch rauchig klingende, Stimme: »So siehst du zum Anbeißen aus, Süßer. Frauen lieben ein starkes Kinn.« Die Sprecherin zog die Vokale auf betörende Weise in die Länge.

Marler hob den Kopf. Die Stimme sprach von oben zu ihm herab. Fast wie die eines Engels. Fast.

»Wer ist das?«

»Nenn mich Angie. Lass mich dich verwöhnen. Ich tue, was immer du willst.« Die Sprecherin betonte das letzte Wort.

»Das ist unsere künstliche Intelligenz«, hauchte die Ministerin in einem Anflug von Stolz.

»Einen Wunsch hätte ich gleich.« Marler verzog den Mund. »Könnte der Computer auch wie einer klingen und nicht wie eine Amateurpornodarstellerin?«

»Positiv«, kam es mechanisch klingend von der Decke.

Die Ministerin japste nach Luft. »Unsere Psychologen haben sich größte Mühe gegeben, eine Sprecherin zu wählen, die positive Gefühle vermittelt. Und sie reden lieber mit einem Computer. Sie könnten ruhig ...«

»Kann er auch wie Schwarzenegger klingen?«, unterbrach Marler spöttisch.

Thiel erstarrte. Ihre Not erkennend, trat Nair erneut aus dem Schatten seiner Herrin. »Lassen Sie uns mit der Erstellung Ihres Profils beginnen. Ihr Foto haben wir bereits. Nun wird Ihnen die AI ein paar Fragen für Ihr Charakterprofil stellen. Sind Sie bereit?«

»Bringen wir es hinter uns.«

»Das ist die richtige Einstellung.« Der Berater reckte einen Daumen hoch und zog sich erneut hinter die Ministerin zurück.

»Wohin ging Ihre weitestes Reise?«, erklang die Stimme von der Decke. Zu Marlers leichter Enttäuschung klang sie nicht steirisch.

»Ich war mal in New York. Ist aber schon ein paar Jahre her.«

»Welche Sportart betreiben Sie?«

Er sah an sich herab. »Ich habe es nicht so mit Sport. An Wochenenden spaziere ich manchmal durch die Stadt, wenn das zählt.«

»Hobbies?«

»Ich spiele ganz gerne Computerspiele. Hauptsächlich Strategiespiele und Action-Adventures.«

»Profil wird erstellt. Bitte warten.«

Marler schielte zur Ministerin. Sie hielt ihre Hände vor der Brust, als drücke sie dem jungen Mann die Daumen. Er lächelte säuerlich.

»Thomas Marler. 28 Jahre. Militärexperte. Marathonläufer. Bereist gerne ferne Länder. Mag Hunde.«

»Da ist ja das Profilbild realistischer«, murrte der junge Mann.

»Schauen Sie, wir müssen uns alle ein wenig verkaufen, wenn wir Erfolg haben möchten. Mein Lebenslauf war vor meiner politischen Karriere auch kürzer, weil ...«

»... Weil die Ministerin seither unzählige Weiterbildungskurse absolviert hat«, unterbrach Nair.

Marler starrte in das schmale Lächeln der Politikerin. Hinter ihrem hübschen Gesicht schien gleichzeitig mehr und sehr viel weniger zu stecken.

»Schätze die Rhetorikkurse kommen noch«, raunte er und hob den Kopf zur Decke. »Mir sind Katzen eigentlich lieber.«

»Hundeliebhaber weisen eine höhere Zustimmungsrate auf«, kam es betont emotionslos zurück.

Marler ließ die Schultern sinken. Mit einer Maschine ließ sich schlecht diskutieren. Immerhin war sie aufrichtig, was ihre Verlogenheit betraf.

»Jetzt wird die AI ihr Profil mit denen von Frauen auf Partnersuche abgleichen und ihnen jene mit den höchsten Überschneidungswerten präsentieren«, verkündete die Ministerin.

An der Wand erschien das Bild einer jungen Dame: Von den zwei einheitlich aber nicht ganz geradlinigen Brauen war eine leicht angehoben, als zwinkere das Porträt seinem Betrachter zu, ohne dabei eines der strahlend blauen und ansatzweise ovalen Augen zu verbergen. Das schulterlange Haar umrahmte den Kopf in lockeren Wellen. Die blonden Strähnen waren dunkel genug, um nicht gefärbt zu erscheinen.

Ein enganliegendes Kleid ließ breite Hüften, eine schmale Taille und zarte Schultern erkennen. Die Brüste waren voll und straff.

Marler seufzte innerlich. Natürlich waren sie das.

»Ines, 26 Jahre. Journalistin. Mag Hunde. Entfernung: 15 Kilometer«, verkündete der Computer.

»Oh, Sie Glückspilz!«, rief die Ministerin entzückt.

»Glück? Ich dachte, hier käme modernste Technik zum Einsatz?«, zischte Marler.

»Nein ... Also ... Ja.«, stammelte Thiel und trat einen Schritt zur Seite.

»Selbstverständlich überlassen wir nichts dem Zufall«, meldete sich ihr Berater wie befohlen. »Die Übereinstimmung der Profile ist hoch: Sie beide reisen gerne und mögen Hunde. Es ist wohltuend, Zeuge zu werden, wie die AI zwei junge Menschen zusammenführt, die so gut zueinander passen, es aber nur noch nicht wissen. Wir laden Sie ein, sie gleich zu kontaktieren.«