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Ein dunkler Schatten erhebt sich im Herzen des Landes. Doch woher kommt er? Und was führt er im Schilde? Bald erreicht die Dunkelheit auch das Dorf Salingen, in dem Andri ein einfaches, aber gutes, Leben führt. Können er und ein unverhoffter Helfer gemeinsam der Dunkelheit die Stirn bieten und den Widerstand im Land vereinen?
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Seitenzahl: 68
Veröffentlichungsjahr: 2024
Florian C Pichler
Arnsberg-Saga 1
Der Brand von Salingen
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Inhaltsverzeichnis
Titel
Prolog
Das Dorf
Die Festung
Der Reiter
Mordlust in den Augen
Hel Haffa
Von Licht und Schatten
Der König unter der Sonne
Krähentraum
Die Königin unter der Sonne
Der Beginn einer Pilgerreise
Die Schlacht von Schwerthafen
Fenreks Furt
Die Bestien der Berge
Norden
Impressum neobooks
»Die Erde erbebte und durchbrach die Stille mit einem tiefen Grollen. Sie verschlang die Ruhe und ließ alles Leben erstarren.
Erschrocken blickte ein Reh auf. Mit geweiteten Augen sprang es davon. Langsam gab das Erdreich nach, bildete Risse, welche sich weiteten und alles in ihrem Weg verschluckten.
Da brach auch die Spitze des Berges mit einem urgewaltigen Donner und ließ eine Dunkelheit frei, welche die Sonne, den Himmel und alles Licht erlöschen ließ. Aus den Rissen quoll nicht nur Rauch und Schwärze, sondern noch etwas anderes.
Es war nicht greifbar wie die Asche, nicht dunkel und auch nicht hell wie die Lava, welche sich nun über die Hänge ergoss. Es war ein Nebel der Finsternis, dessen schwarzer Schatten selbst die Dunkelheit übertraf.
In all dem Chaos und all der Zerstörung stand ein Mann. Schützend hob er eine Hand vor die Augen und beobachtete das Schauspiel.
»Zu spät« flüsterte er und trat einen Schritt zurück.
Er ballte die Hände zu Fäusten und schrie gegen die Dunkelheit an, doch das Tosen verschluckte jeden Laut.
Plötzlich brach das Erdreich auf und ein Riss bahnte sich seinen Weg auf ihn zu.
Der Mann erkannte die Gefahr und wandte sich zur Flucht. Gerade als ihn die Tiefe erreicht hatte, sprang er zur Seite auf sicheren Grund.
Er rannte los, dem Chaos zu entkommen. Während er lief schrie er gegen die Welt an und bat die Natur um Beistand. Er wandte sich um, blickte dem Abgrund entgegen und gebot ihm mit einer harschen Geste Einhalt. Der Riss hielt inne, als ob er zögerte und widerwillig folgte er dann einer anderen Bahn, weg von dem Mann.
Doch nun hatte ihn die Finsternis entdeckt.
Der dunkelste aller Schatten reckte sich nach ihm, ließ sich auf die Welt nieder und wollte ihn erdrücken. Plötzlich erschien in der Ferne ein gleißendes Licht. Es kam rasch näher und der Mann erkannte einen strahlenden Hirsch, welcher gegen die Finsternis ankämpfte.
Er bäumte sich auf, hieb mit seinen strahlenden Hufen gegen die Nacht und die Dunkelheit wich zurück.
Bevor sie jedoch wieder vordringen konnte hatte sich der Mann auf den Rücken des weißen Tieres geschwungen und hielt sich an seinem Geweih fest.
Mit weiten Sprüngen setzte das Tier davon und entkam der Finsternis.
Lange rannte der Hirsch ohne inne zu halten. Der Mann klammerte sich fest und blickte kein einziges Mal zurück während hinter ihnen das Dunkel grollte und tobte und Asche, Rauch und Glut auf die Welt regnen ließ.
So kam es, dass die Dunkelheit nach tausenden von Jahren ihre Fesseln abstreifte und das Unheil seinen Lauf nahm.
Es war früh am Morgen als mich das Rascheln einer kleinen Meise, welche durch mein Astwerk huschte, weckte.
Ich öffnete die Augen und streckte mich von der tiefsten Wurzel bis zum höchsten Blatt. Erschrocken flog das Vögelchen in die Luft und beobachtete mich verstohlen.
Kaum hatte der Piepmatz sich wieder auf einem meiner Äste niedergelassen, knarrte ich mit meiner Borke. Wieder flog die Meise auf und zwitscherte erbost.
Bevor sie sich aber noch einmal niedersetzen konnte, flog irgendwo eine Tür mit einem Krachen auf und verscheuchte das Vögelchen ganz.
Aus einem der Häuser, es war das größte und als einziges mit Lehmschindeln gedeckt, trat ein älterer Mann und sog die frische Morgenluft ein.
Ulrich Gelder war der Dorfälteste und damit für die Gemeinschaft verantwortlich.
Sein erster Weg führte ihn zu den Hühnern. Als er den Kobel öffnete, begrüßten ihn die Vögel mit wildem Gegacker.
Da kam sein Sohn aus dem Haus. Noch schlaftrunken rieb er sich die Augen, nahm dann den Kübel mit Küchenabfällen und brachte ihn seinem Vater.
Er war ein kleiner, drahtiger Junge. Seine braunen Haare standen wild von seinem Kopf ab.
»Schon wieder ein paar tote Hühner.« Ulrich schwenkte die Tierkörper hin und her, damit sein Sohn sie sehen konnte.
»Wie es aussieht war es wieder ein Fuchs. Verdammte Viecher, wieso sie neuerdings so mordlustig sind?«
Andri verstreute die Abfälle im Hühnerstall.
Mit lautem Gegacker stürzten sie sich auf die Reste und kämpften um die besten Stücke.
»Ich werde heute Abend eine Falle aufstellen.« Ulrich legte die toten Hühner in die Ecke und verscheuchte ein paar neugierige Hähne, welche näherkamen.
Andri beobachtete die Tiere, wie sie um ihr Futter stritten.
»Die Ziegen müssen auf die Hochweide, hast du gehört?«
Andri ließ die Hühner sein und machte sich auf den Weg zum Ziegenstall.
Dieser war angrenzend an den Hühnerstall gebaut, bestand aus einem windschiefen Bretterverschlag und einer abgefressenen, kahlen Fläche. In der Mitte hatten die Nachbarn Steine aufgeschichtet, welche sie beim Pflügen in ihren Feldern gefunden hatten.
Er pfiff durch die Zähne während er das Gatter öffnete.
Augenblicklich kam Iska aus dem Haus gestürmt.
Sie war Andris ganzer Stolz. Er hatte sie selbst zur Hüte Hündin ausgebildet. Sie kam neben ihm zum Stehen und sah ihn erwartungsvoll an. Andri graulte sie hinter den Ohren und flüsterte ein Kommando.
Da schoss sie los durch das offene Gatter.
Die Ziegen reagierten sofort und liefen an Andri vorbei auf den Weg.
»Pass auf dich auf!« rief Ulrich ihm nach.
Andri drehte sich um, winkte seinem Vater und folgte den Ziegen, welche bereits ein ganzes Stück weiter waren.
Ulrich blickte seinem Sohn einen Moment hinterher bis er wieder seine Arbeit aufnahm und einen Kübel mit Wasser füllte.
Allmählich verschwand die Herde zwischen den Bäumen. Man hörte nur noch das Meckern der Ziegen und hin und wieder Iskas Bellen. Ich blickte mich um, aber Ulrich war bereits wieder im Haus verschwunden.
Es konnte nichtmehr lange dauern, bis das Dorf endgültig erwachte und die morgendliche Ruhe an den täglichen Arbeiten brach.
Zu beide Seiten erstreckte sich das Wasser. Der Wind fegte über die Oberfläche, welche sich kräuselte und allmählich immer höhere Wellen schlug.
Von einem Ufer zum anderen erstreckte sich eine Stadt. Schwerthafen war am Wasser gebaut, aber ihre Stärke war das Land, denn zwischen den beiden Seen ragte ein natürlicher Wall aus Felsgestein auf und darüber thronte der Bergfried. Hoch reckte er sich dem Himmel entgegen und überblickte majestätisch die Weite. An klaren Tagen konnte man bis zu den Nordzacken sehen welche sich im Norden erhoben. Heute jedoch war der Himmel bewölkt. Ein Unwetter war auf dem Vormarsch Richtung Norden und bald schon würde es die Stadt erreicht haben.
Die Fenster und Türen waren verriegelt und die Tore der Stadt geschlossen. In den Gassen und Straßen regte sich nichts.
Nur auf der Stadtmauer standen einsam die Wachen und erfüllten ihre Pflicht.
Harjef war der Offizier der Stadtwache und stets bereit seinen Dienst zu tun.
Er war ein fleißiger Mann, den nichts von seiner Arbeit abhielt und so war er es, der am Südturm stand und die Weiten der Garanebene überblickte.
Nichts, nur ich und der Sturm. Dachte er bei sich und wandte sich wieder dem Kohlebecken zu. Der Wind brachte nicht nur Regen, sondern auch schneidende Kälte mit sich.
Zwei Stunden noch. Er rieb sich wieder Leben in die starren Hände. Dann kommt die Wachablöse.
Natürlich hätte er keinen Wachdienst tun müssen, dann könnte er in seiner Stube sitzen und von dort aus die nötigen Befehle erteilen. Aber ein guter Anführer durfte die Entbehrungen nicht fürchten, und so war es gut.
Wieder blickte er nach Süden. Nichts zu sehen. Nur die Weiten des Graslandes. Er wandte sich wieder ab. Doch da war etwas. Wieder sah er nach Süden, angestrengt starrte er in die wachsende Dunkelheit.
Es war als würde einem eine dämonische Fratze entgegen starren aus dieser tiefen Dunkelheit.
Dort, unter den Unwetterwolken regte sich doch etwas. Es war kaum zu sehen, vielleicht war es nur Einbildung. Oder das Gras, welches vom Wind hin und her gerissen wurde, spielte ihm einen Streich.