Ashby - Ein bezauberndes Erbe - Kajsa Arnold - E-Book

Ashby - Ein bezauberndes Erbe E-Book

Kajsa Arnold

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Beschreibung

Miss Jane Collins ist nicht vermögend, besitzt aber ein bezauberndes Wesen. Als ihre Förderin unerwartet stirbt, besteht die Gefahr, dass sie das Gartenhaus, das man ihr zur Verfügung stellte, genommen wird. Mit Aufregung sieht sie dem Tag entgegen, an dem der Erbe seinen Besitz in Augenschein nimmt. Viscount Hilton Ashby erbt von seiner Tante ein eher kleines Anwesen. Als er dort unerwartet aufschlägt, fällt er aus allen Wolken. Ihm war bekannt, dass das Gartenhaus von einer Dame bewohnt wird, doch er hat mit einer alten Jungfer gerechnet. Als er Jane Collins kennenlernt, ist er verwirrt. Er hat nicht mit einer widerspenstigen, jungen Frau gerechnet, die seine Gefühle vollkommen durcheinander bringt. Eines ist klar, diese junge Dame stellt eine Gefahr für sein Herz dar. Doch so einfach lässt sich Jane nicht vertreiben ...

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Kajsa Arnold

Ashby

Ein bezauberndes Erbe

Ashby

EIN BEZAUBERNDES ERBE

KAJSA ARNOLD

Inhalt

Kapitel 1

Kapitel 2

Kapitel 3

Kapitel 4

Kapitel 5

Kapitel 6

Kapitel 7

Kapitel 8

Kapitel 9

Kapitel 10

Kapitel 11

Kapitel 12

Kapitel 13

Kapitel 14

Kapitel 15

Kapitel 16

Kapitel 17

Kapitel 18

Kapitel 19

Kapitel 20

Kapitel 21

Kapitel 22

Kapitel 23

Danksagung

Bücher von Kajsa Arnold

Deutsche Neuausgabe

Copyright © 2022, Kajsa Arnold

Alle Rechte vorbehalten

Nachdruck, auch auszugsweise,

nur mit Genehmigung

1. Auflage

Korrektorin: Das kleine Korrektorin

Ruth Pöß

Covergestaltung: Andrea Wölk

Unter Verwendung folgender Fotos:

© druvo by Getty Images

© 2017-04-12_12.25.56.2

L2A8093 by Period Images

Kaja Arnold c/o Tresjoli,

Lutherstr. 16, 46414 Rhede

www.kajsa-arnold.de

KapitelEins

Hastings

Juli 1815

Das Lachen der jungen Damen, die im Garten saßen und Tee tranken, hallte über den Blauregen hinweg, der an der Pergola üppig wuchs und Schatten spendete. Es war ein schöner Spätsommertag, warm und sonnig. Vom Meer wehte eine angenehme Brise herüber, es roch nach Salz und Abenteuer.

„Glaubst du wirklich, dass dieser Viscount Ashby dich hier weiterhin wohnen lassen wird?“, fragte Olivia. Sie zählte zu dem Kreis der Freundinnen, mit denen Jane einmal in der Woche Tee trank. Sie trafen sich immer bei Jane, die in einem kleinen Cottage wohnte, das zum Anwesen ihrer Förderin gehörte. Das Haupthaus, ein großer Kasten mit mehr als dreißig Zimmern, lag in Sichtweite und war durch einen kurzen Weg am Rand der Pflaumenbäume entlang verbunden. Obwohl wohnen war nicht ganz der richtige Begriff. Sie benutzte das Cottage als Atelier, leben tat sie im Haupthaus. Doch da sie die meiste Zeit mit Malen verbrachte, hielt sie sich fast ständig in dem Atelier auf.

Jane seufzte. „Ich kann nur hoffen, dass ich weiterhin hier leben darf. Noch habe ich nichts von dem Erben gehört. Seit Lady Mabel von uns gegangen ist, bange ich jeden Tag. Ich möchte hier einfach nicht ausziehen.“

„Wo von willst du nur in Zukunft leben?“, warf Claire ein. Sie arbeitete als Buchhändlerin, worauf sie sehr stolz war. Sie setzte sich über die Konventionen der Zeit hinweg, gab nichts darauf, was die Leute redeten. Sie verließ sich nicht darauf, dass sie einen Mann fand, der sie versorgte. Das übernahm sie lieber selbst. Ihr war ihre Unabhängigkeit wichtig. Sie stammte aus einer verarmten Adelsfamilie und hatte so auch keine andere Wahl. Ihr Vater lebte in London und Lady Claire Beaufort war in die Küstenstadt geflüchtet und zog es vor, ihren Titel nicht zu oft zu benutzen.

Die Frauen hatten sich durch Zufall zusammengefunden und waren seit zwei Jahren miteinander befreundet und trafen sich seit einiger Zeit bei Jane. Janes Garten lud dazu ein. Im Winter saßen sie in dem Nähsalon oder in ihrem Atelier.

„Wirst du von dem Verkauf deiner Bilder leben können?“ Die Frage kam von Lady Dina Patel, sie war die Tochter des Earl of Chesterfield.

Jane war eine begnadete Malerin und bis zu dem Tod von Lady Mabel von dieser unterstützt worden. Nun stand sie fast mittellos da, bis auf wenige Ersparnisse und war froh, in dem Anwesen leben zu können. Wie lange stand allerdings in den Sternen.

„Ich habe dem Viscount Ashby einen Brief geschrieben. Ihm meine Lage erklärt und um Hilfe gebeten.“ Jane reckte ihr Kinn ein wenig in die Höhe.

„Was? Du hast ihn um Geld gebeten?“ Lady Olivia Saunders setzte die Teetasse, aus der sie gerade trinken wollte, wieder auf die Untertasse ab. Die Tochter des Duke of Greatstone sah Jane überrascht an.

Jane sortierte die Falten ihres Kleides sorgfältig. „Was soll ich denn machen. Tante Mabel war immer sehr großzügig. Ich habe ein wenig sparen können, also muss ich keinen Hunger leiden, doch ewig wird das Geld nicht reichen. Der Viscount wird bestimmt so freundlich sein, mir unter die Arme zu greifen. Wenn ich Glück habe, ist er ein Freund der schönen Künste und wird mich ebenfalls unterstützen.“ Sie sagte dies mit so viel Sicherheit in der Stimme, dass die anderen zustimmend nickten. Sie selbst war weniger überzeugt, zeigte es allerdings nicht. Der Brief war nun schon mehr als drei Wochen unterwegs. Wie lange konnte es dauern, bis sie eine Antwort darauf erhielt? Aber vielleicht war der Viscount sehr beschäftigt oder gar nicht in der Stadt. Er wohnte in London und war möglicherweise verreist.

„Ich kann im Laden deine Bilder ausstellen und zum Verkauf anbieten“, schlug Harriette Campbell vor. Sie war Modistin und ihr Vater betrieb auf der George Street einen Laden, der ihre Hutmodelle verkaufte. Doch ihren eigentlichen Unterhalt verdiente Harriette auf ganz andere Weise. Doch dies war ein Geheimnis, das sie mit keinem ihrer Freundinnen teilte.

„Nein, auf keinen Fall. Das fühlte sich für mich an, als würde ich Almosen von euch bekommen“, wehrte Jane ab.

„Dann willst du lieber von dem Viscount abhängig sein? Vermutlich ist er alt und schlecht gelaunt und sitzt auf seinem Geld. Zumindest weißt du, dass wir für dich da sind.“ Harriette blickte in die Runde und alle Frauen nickten zustimmend.

„Das ist sehr lieb von euch.“ Jane bekam vor Aufregung heiße Wangen. „Aber ich bin sicher, dass der Viscount ein gutes Herz hat.“ Sie drehte den Teller, auf dem sie Gurkensandwiches servierte. „Bitte bedient euch, ich kann sie nicht alle alleine essen.“

Die Frauen machten sich über den Teller her.

„Du machst wirklich die besten Sandwiches“, erklärte Harriette mit vollem Mund.

„Ich mache sie ja nicht selbst. Mrs. Kingley, die Köchin, macht wundervolle Delikatessen. Ich hoffe nur, dass sie nicht entlassen wird“, murmelte Jane und blickte gedankenverloren in den Himmel.

„Na der alte Lord wird ja jemanden brauchen, der ihn beköstigt. Er wird wohl kaum selbst in der Küche stehen.“ Dina lachte bei dieser Vorstellung. „Ich glaube, mein Vater hat noch nie unsere Küchenräume betreten. Vielleicht hat er Angst, dass ihn augenblicklich der Schlag trifft.“

„Ich bin mir sicher, dass ich Lord Ashby dazu bringen kann, mich weiterhin hier wohnen zu lassen. Ich kann gut mit älteren Menschen umgehen, wenn man bedenkt, dass Lady Mabel mich sehr mochte.“

Olivia griff nach ihrer Hand und drückte sie. „Und ich bin mir sicher, dass sich alles fügen wird. Ansonsten wirst du bei meiner Familie Unterschlupf finden.“

Die anderen Frauen nickten zustimmend. „Wir werden uns um dich kümmern, Jane. Hab keine Angst.“

London

August 1815

Hilton sah seinen Sekretär genervt an. „Gibt es sonst noch etwas?“ Er hatte dem älteren Mann gerade fünf Briefe diktiert. Drei Absagen von Einladungen, einen Brief an seinen Anwalt und einen Brief an den Verwalter, der sein Landgut im Norden verwaltete. Einige Mieter waren im Rückstand, so konnte das nicht weitergehen. Der Mann musste seine Anweisungen durchsetzen, sonst würde er ihn durch einen neuen Mann ersetzen müssen. „Ich habe hier noch einen Brief aus Hastings, Mylord.“ Peer Jefferson war schon der Sekretär seines Vaters gewesen und ging auf die sechzig zu. Er war ein zuverlässiger Mitarbeiter und Hilton schätze ihn.

„Hastings?“

„Ja, Mylord hat dort ein kleines Anwesen von seiner Tante Mabel geerbt. Wir sprachen vor einigen Wochen darüber. Die Beerdigung fand statt, als Eure Lordschaft noch in der Armee war. Sie starb wenige Wochen vor Ihrem Vater. Wir sprachen kurz darüber, wenn Sie sich erinnern wollen.“

„Ja, natürlich.“ Hilton erinnerte sich schwach daran. Tante Mabel war die Schwester seines Vaters gewesen und sie hatte ein Anwesen von ihrer Mutter geerbt, das nicht der Erbfolge unterlag. Sie hatte keine eigenen Kinder und somit war das Erbe an Hiltons Vater gegangen. Er war schon zu schwach gewesen, um nach Hastings zu reisen, um an der Beerdigung seiner Schwester teilzunehmen.

Vor einem Monat war Hiltons Vater an einer Lungenentzündung gestorben und nun war er das Oberhaupt der Familie. Nicht weniger als sieben Kinder hatte seine Mutter zur Welt gebracht. Bei der Geburt von Darvin, seinem jüngsten Bruder, hatte es Komplikationen gegeben und sie war wenige Tage später im Kindbett verstorben. Nach Hilton hatte Nestroy das Licht der Welt erblickt. Dann folgte Maisie als einziges Mädchen. Sky kam vor den Zwillingen Bailey und Chester zur Welt. Allerdings hatten die beiden Männer nur das Geburtsdatum gemein, äußerlich sahen sie sich keineswegs ähnlich. Sein Vater hatte nie wieder geheiratet. Eine Gouvernante hatte sich um die Kinder gekümmert, mittlerweile war Isola so etwas wie eine Mutter für die Kinder und diese hatten sie ins Herz geschlossen.

Hilton wusste, dass Tante Mabel sich angeboten hatte, nach dem Tod seiner Mutter, sich um die Kinder zu kümmern, doch sein Vater hatte das abgelehnt, mit dem Hinweis darauf, dass eine Gouvernante reichte.

Hastings lag am Meer und die Luft sollte dort sehr gesund sein. Vielleicht war das Erbe ein Glücksfall. „Wer hat denn diesen Brief geschrieben?“

Jefferson nahm ein Schriftstück in die Hand. „Eine gewisse Miss Jane Collins. Sie lebt im Haus Ihrer Tante und bittet darum, weiter dort leben zu dürfen. Ebenso bittet sie um eine Gabe von fünfzig Pfund, damit alles in Ordnung gehalten werden konnte und das Personal bezahlt würde. Sie schreibt, dass Ihre Tante sie unterstützt hat und hofft, dass sie weiterhin auf diese Unterstützung hoffen darf.“

„Fünfzig Pfund?“ Hilton hob eine Augenbraue an. „Das halte ich wohl ein wenig für übertrieben. Wie viel Personal hat denn meine Tante beschäftigt?“

Jefferson wusste darauf keine Antwort, hob nur die Schultern.

„Gut“, Hilton erhob sich von seinem Stuhl. „Veranlassen Sie, dass mein Kammerdiener mit meinem Gepäck nach Hastings aufbricht. Ich werde dort persönlich nach dem Rechten sehen und die Lage sondieren. Wenn es eine Freundin meiner Tante ist, wird die Dame bereits älter sein und vielleicht ist sie nicht mehr Herr ihrer Sinne. Man soll mein Pferd satteln, ich werde vorausreiten. Frische Luft wird mir guttun. Ein paar Tage am Meer sind genau das, was ich gebrauchen kann. In diesem Haus werde ich noch meinen Verstand verlieren.“

„Sehr wohl, Mylord. Soll ich dieser Miss Collins auf ihren Brief antworten und Sie ankündigen?“

Hilton überlegte einen kurzen Moment, dann schüttelte er den Kopf. „Nein, das wird nicht notwendig sein. Ich werde die Dame überraschen und mir den alten Kasten einmal ansehen. Wenn er mir nicht gefällt, werde ich ihn verkaufen.“

KapitelZwei

Hastings

Juli 1815

Er war bereits seit dem frühen Morgen unterwegs. Das Bett in der Taverne, in der er die Nacht verbracht hatte, war nicht sehr bequem gewesen. Er hatte auf Feldbetten im Krieg besser geschlafen als auf der Strohmatratze, die man ihm für eine Nacht angeboten hatte. So war er noch vor Morgengrauen auf seinen Schimmel gestiegen und erreichte Hastings am späten Nachmittag. Er fragte nach dem Weg, wo er das Anwesen der verstorbenen Lady Mabel Ashby finden konnte und wurde quer durch das Dorf geschickt, dann in Richtung der Klippen. Wie er feststellen musste, lag die Besitzung etwas abseits des Dorfes nahe am Meer. Im Vorgarten arbeitete eine Magd. Vermutlich war der Gärtner entlassen worden.

„Verzeihung, Miss. Ist das hier das Anwesen von Lady Ashby?“ Milton hatte sein Pferd angehalten und stieg ab.

„Ja, das ist es.“ Die junge Frau richtete sich auf und kam auf ihn zu. Ihr Kleid verfing sich in den Rosensträuchern und sie löste den dünnen Stoff umständlich.

„Lady Ashby ist leider nicht zu sprechen“, erklärte sie mit leiser Stimme.

„Gut, dann bringen Sie mich zu dieser Miss Collins. Melden Sie, dass ich sie sprechen will. Ich denke, die Dame wird wohl anwesend sein.“

Die Angestellte musterte ihn auffällig. „Und wen darf ich Miss Collins melden?“ Sie wischte sich über die Wange und hinterließ dort eine feine Spur Erde.

Hilton räusperte sich. „Viscount Hilton Ashby. Der neue Besitzer dieses Anwesens“, stellte er sich vor.

Die junge Angestellte knickste. „Wenn Sie mir folgen wollen, Mylord.“

„Gibt es jemand, der sich um mein Pferd kümmert?“

„Natürlich. Binden Sie es an den Rosensträuchern fest, ich werde Harvey Bescheid geben, er ist der Stallknecht.“ Sie stieg die Treppen des Portals hinauf, die Tür war nur angelehnt.

Er folgte ihr in die Halle. Es schien hier wirklich wenig Personal zu geben, wenn es noch nicht einmal einen Butler gab.

„Wenn Sie bitte im kleinen Salon warten wollen?“ Sie deutete auf den nächsten Raum, der von der Halle abging, dessen Tür geöffnet war.

„Sehr wohl.“ Hilton nickte und betrat den Raum. Neugierig sah er sich um. Zumindest war hier alles sauber und ordentlich. Das Zimmer war in blassen Blautönen eingerichtet. Es gab eine Ansammlung von Stühlen und eine Couch. An den Wänden hingen große Gemälde von seinen Vorfahren. Ähnliche gab es auch in seinem Londoner Stadthaus. Er erkannte George, seinen Großvater. Auf dem Bild war er mit Rufus, seinem Hund, verewigt worden. Sein Großvater war ein großer Hundeliebhaber gewesen.

Eigentlich hatte er erwartet, diese Miss Collins hier nähend vorzufinden, doch der Raum war verweist. Als er ein Geräusch hörte, wandte er sich von der Bildergalerie ab. Es war eine weitere junge Dienstmagd, die Tee servierte.

„Guten Tag, Mylord. Miss Jane hat mir aufgetragen, Ihnen eine Tasse Tee zu servieren.“

„Vielen Dank. Wo ist denn nun Miss Collins?“, fragte Hilton ein wenig ungeduldig und bemerkte, dass die Hand der jungen Frau zu zittern begann.

„Miss Jane ist sofort bei Ihnen. Sie macht sich nur ein wenig frisch.“

Aha. War sie gerade erst erwacht? Vielleicht hatte sie sich zu einem Mittagsschlaf zurückgezogen. Ältere Frauen brauchten wohl etwas länger.

„Wie ist dein Name?“, fragte Hilton. Er musste sich eine Übersicht über die Angestellten verschaffen, wenn es keinen Butler gab, der ihn einweisen würde.

„Ich bin Sally, Mylord.“ Sie knickste erneut.

„Gut Sally, gibt es noch weitere Angestellte, außer Ihnen und der Magd, die im Garten arbeitet?“

Sally sah ihn irritiert an. „Mrs Kingley, sie ist die Köchin, Harvey, der Stallknecht und Mr Kingley, der kümmert sich um den Garten und fungiert als Butler, doch er ist heute in die Stadt geritten, um das Pferd neu beschlagen zu lassen.“

„Danke Sally, du kannst wieder in die Küche gehen.“ Am Türrahmen erschien die Angestellte, die er bereits vor der Tür kennengelernt hatte. Jetzt sah sie allerdings nicht mehr wie eine Angestellte aus.

Ihr blondes Haar war nun ordentlich zu einem Zopf geflochten und sie hatte die Schürze abgelegt, die sie im Garten über dem Kleid getragen hatte. War sie vielleicht die Hausdame?

„Wann lerne ich denn nun endlich Miss Collins kennen?“ Hilton war es nicht gewohnt, dass man ihn warten ließ, und blickte die junge Frau ungehalten an.

Ein verschmitztes Lächeln glitt über deren Züge und mit ausgestreckter Hand trat sie auf ihn zu. „Wenn ich mich vorstellen darf, Miss Jane Collins. Ich habe Ihnen geschrieben, Viscount Ashby.“

Überrascht blickte Hilton erst auf die Hand, dann in ihr Gesicht, wo immer noch ein wenig Erde an ihrer Wange klebte. Verzögert ergriff er ihre Hand und verbeugte sich darüber. „Viscount Hilton Ashby, Mylady.“

Sie lachte leise auf. „Oh bitte, ich bin nicht adelig. Miss Jane reicht vollkommen aus. Bitte nehmen Sie doch Platz.“ Sie deutete auf einen der Stühle und setzte sich selbst auf das Sofa. „Obwohl, es ist ja nun Ihr Haus, Mylord.“ Pflichtbewusst goss sie Tee in beide Tassen. „Nehmen Sie ein wenig Sahne?“

Hilton nickte, weil er im Augenblick sprachlos war.

Sie gab einen kleinen Schuss Sahne in die Tasse und reichte sie ihm. Dabei schenkte sie ihm ein reizendes Lächeln. Er sah sie nun stumm an, nickte zum Dank. Als er die Tasse entgegennahm, berührten sie ihre Finger und aus einem Reflex heraus wollte er seine Hand wegziehen, da schwappte etwas Tee über den Rand der Tasse.

„Oh, wie unverzeihlich von mir. Bitte entschuldigen Sie, Mylord. Was für ein Missgeschick.“ Sofort war sie auf den Beinen und tupfte mit einer Serviette den Unterteller ab.

„Das war meine Schuld“, erklärte Hilton leise und sah ihr dabei zu, wie sie sich bemühte, das Unglück zu bereinigen.

„Bitte Miss Collins, bemühen Sie sich nicht. Es ist doch nichts geschehen.“

Als hätte er nichts gesagt, machte sie einfach weiter. „Wissen Sie was, nehmen Sie doch einfach meine Tasse.“ Sie reichte ihm ihre Tasse und diesmal achtete Hilton darauf, dass ein Kontakt unterblieb. „Sie müssen durstig sein, nach dem langen Ritt aus London.“

„Ich bin unterwegs eingekehrt. Die Strecke von London aus ist nicht an einem Tag zurückzulegen.“

Sie lächelte verlegen. „Oh ja, natürlich. Ich war noch nie in London“, gab sie zu und ihre Wangen erröteten auf eine ganz reizende Weise. Sie nahm einen Schluck Tee und es entstand eine peinliche Stille. „Es tut mir leid um den Verlust Ihrer Tante. Sie waren ja nicht auf der Beerdigung.“

„Nein, ich war in der Armee und mein Vater zu krank, um die Reise auf sich zu nehmen“, erklärte er steif.