Astricus Geschichten: Galens Entscheidung - Bernd Skorczyk - E-Book

Astricus Geschichten: Galens Entscheidung E-Book

Bernd Skorczyk

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Beschreibung

Einige Zeit vor den Ereignissen, die im Buch „Astricus“ geschildert werden. Der junge Galen, der sich wie alle Angehörigen des Versipellaner-Volkes in eine tierische Erscheinungsform verwandeln kann, flieht nach dem Pogrom an seinen Artgenossen in den Zatran-Wald, „der Heimat der bösen Geister, Dämonen und Monster“, wie die Bewohner der Welt Astricus das Gebiet furchtsam nennen. Wütend und verbittert über den Tod seiner Eltern möchte er dort für immer bleiben. Voller wilder Tiere und giftigen Pflanzen bietet dieser Urwald als einziges noch eine sichere Heimat für Galen. Bis er auf einmal Carna trifft, eine Versipellanerin. Sie bittet ihn um Hilfe. Denn sie wird von einem blutadeligen Herrscher namens Varges verfolgt, der sie töten will. Der Grund? Sie erwartet ein Kind von ihm. Galen beschließt, ihr zu helfen. Und setzt dadurch Geschehnisse in Gang, die sein Leben für immer verändern werden.

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Veröffentlichungsjahr: 2025

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Ein Glossar für den Reisenden
Anmerkung des Chronisten
Kapitel 1
Kapitel 2
Kapitel 3
Kapitel 4
Kapitel 5
Kapitel 6
Kapitel 7
Kapitel 8
Kapitel 9
Kapitel 10
Kapitel 11
Kapitel 12
Kapitel 13
Kapitel 14
Kapitel 15
Kapitel 16
Kapitel 17
Kapitel 18
Kapitel 19
Kapitel 20
Impressum

Ein Glossar für den Reisenden

Herzlich willkommen an euch Neugierige. Und vielen Dank dafür, dass Ihr eine Reise in die magische Welt Astricus machen wollt. Damit Ihr den Aufenthalt besser genießen könnt, bekommt Ihr eine kleine Erklärung über einige der Begriffe, die dort üblich sind.

Lasst uns beginnen ...

 

Annalis: Jahr(e)

Centimetron: Zentimeter

Comea: Gräfin

Comes: Graf

Dies: Tag(e)

Dieslicht: Tageslicht

Hebdomada(s): Woche(n)

Hora(s): Stunde(n)

Magieschola: Magieschule

Mens(es): Monat(e)

Metron: Meter

Monasterium: Kloster

Nox: Nacht

Noxeinbruch: Nachteinbruch

Noxgewand: Nachtgewand

Noxnest: Nachtnest

Schola: Schule

Scholajunge: Schuljunge

Tempuszenit: Zeitgrenze

Vordies: Vortag

Werformer: Gestaltwandler

 

Auf Astricus gibt es unzählige Völker. Sie unterscheiden sich nicht nur in Aussehen und Verhalten, sondern auch in ihren Lebensräumen. Hier bekommt Ihr ein paar von ihnen vorgestellt.

 

Die Blutadeligen: Das herrschende Volk auf Astricus. Es hat die gesamte Welt in so genannte Grafschaften untereinander aufgeteilt und herrscht über diese mit eiserner Hand. Blutadelige besitzen große magische Macht. Zudem ist der Großteil von ihnen überzeugt, Astricus und alle in ihr lebenden Kreaturen vor Urzeiten erschaffen zu haben. Sie ernähren sich ausschließlich vom Blut ihrer Diener, dem Volk der Kümmerlinge.

 

Die Puzzlemins: Sie gelten auf Astricus als dumm und hässlich. Sie besitzen einen Fischkopf und echsenartige Arme. Torso und Beine sind mit Fell bedeckt. Ein Großteil von ihnen ist sowohl geistig als auch körperlich beschränkt. Dieses Volk ist gezwungen, sich von dem Müll der anderen zu ernähren.

 

Die Kümmerlinge: Sie sind ein Volk der Diener. Von zwergenhaftem Wuchs. Sie leben ausschließlich, um die Blutadeligen zu ernähren und ihre Schlösser zu pflegen. Darüber hinaus verfügen sie über eine extrem große Lebensspanne und sind vielleicht sogar unsterblich.

 

Die Versipellaner: Sie sind Gestaltwandler und besitzen die Gabe, sich in ein bestimmtes Tier zu verwandeln. Egal ob es sich dabei um ein Raubtier oder einen harmlosen Pflanzenfresser handelt. Die Mehrheit der Bewohner von Astricus verachtet sie dafür.

 

Die Ursi: Bärenartige Geschöpfe mit massigen, von braunem Fell bedeckten Körpern, kurzen Schnauzen und Händen, die wie Tatzen aussehen. Sie sind magiebegabt genug, um sich als Dorfmagier zu verdingen und bestimmte Zauber zu bewirken. Aber an die Macht der Blutadeligen kommen sie nicht heran.

 

Die Drakonis: Echsenartige Wesen, die mit schuppiger Haut bedeckt sind. Sie besitzen eine kleine Schnauze.

 

Die Menschen: Um dieses Volk zu erkennen, schaut in den Spiegel.

 

Die Hippoliden: Flusspferdartige Geschöpfe. Sie besitzen ein Maul, das mit zwei Stoßzähnen ausgestattet ist. Ihre Hände und Füße sind rundlich geformt und hufartig.

 

Die Creaturaner: Dieses Volk lebt hauptsächlich in den Seen und Meeren von Astricus und kann sich an Land nur für gewisse Zeit aufhalten, da es ansonsten erstickt. Zudem vermag es sich da nur träge fortzubewegen. Unter Wasser dagegen ist es flink und wendig. Creaturaner besitzen grüne Haut und einen fast dreieckig geformten Kopf mit schwarzen Augen, kleinen Atmungslöchern sowie einen lippenlosen Mund.

 

Habt Ihr gut aufgepasst, Ihr Neugierigen?

Sehr gut. Dann seid Ihr bestens gerüstet für das Abenteuer.

Anmerkung des Chronisten

Diese Geschichte spielt fünfzehn Annalis vor den Ereignissen, die im Buch „Astricus“ geschildert werden.

Kapitel 1

Die magische Welt Astricus wurde von Unruhen erschüttert. Ein Großteil der Völker, seien es die echsenartigen Drakonis, die bärenartigen Ursi oder die Menschen, begehrte auf. Der Unmut galt den Blutadeligen. Die mächtigen Magier, die sich ausschließlich vom Blut ihrer Leibeigenen, den kleinwüchsigen Kümmerlingen ernährten, hatten die Welt in Grafschaften aufgeteilt. Diese regierten sie mit eiserner Hand. Spontane Hinrichtungen wegen geringer Vergehen waren keine Seltenheit. Jeglicher Protest wurde im Keim erstickt.

Unterstützt wurden die Blutadeligen dabei von den magischen Wächtern, ihren aus allen möglichen Völkern dieser Welt rekrutierten Kämpfern. Bekannt und gefürchtet für ihre Brutalität, wanderten sie durch die Grafschaften, töteten und quälten, wer immer sich ihnen in den Weg stellte.

Aus dem Unmut der Untertanen drohte eine Revolution zu werden. Also beschlossen die Herrschenden, einen Sündenbock zu präsentieren, um den Druck auf ihre Regentschaft zu verringern. Das Volk der Versipellaner kam ihnen da gelegen.

Schon immer waren diese Wesen verrufen gewesen. Denn sie konnten in zweierlei Erscheinungsformen existieren. In der unscheinbaren Menschenform. Und in ihrer animalischen Form. Jeder Versipellaner besaß die Gabe, sich in ein bestimmtes Tier zu verwandeln. Manche konnten zum Milchhasen werden, andere nahmen die Gestalt eines Sanis-Elches an. Auch Felixtiger und Hommusigel kamen oft vor. Gerade diese Fähigkeit wurde dem Volk nun zum Verhängnis, da man sie als wenig vertrauenswürdig ansah und sich übelste Geschichten über die verhassten „Werformer“ erzählte.

Die Blutadeligen riefen ein Pogrom für die Gestaltwandler aus. Magische Wächter wurden als Tötungskommandos losgeschickt. Offiziell hieß es, die Versipellaner gefährdeten den magischen Frieden zwischen den übrigen Völkern auf Astricus. Die wahren Gründe interessierten niemanden.

Kapitel 2

„Galen, wach auf!“ Saria schüttelte ihren gerade mal fünfzehn Annalis alten Sohn so sehr, der junge Versipellaner wäre fast aus seinem Noxnest gerollt.

Zuerst wollte er fragen, was denn los sei, das Scheppern von Schwertklingen und die Schreie, die von draußen aus der Gemeinschaftssiedlung in die Hütte drangen, gaben ihm da schon die Antwort.

Saria und Galens Vater Cystros hatten sich bereits die Togen angezogen, die sie nur trugen, wenn sie sich im Laufe des Dies verwandeln wollten. Cystros in einen dakischen Panther und Saria in eine Ares-Berglöwin.

Auch Galen schlüpfte schnell in seine Toga.

Kurz danach wurde die Vordertür aus den Angeln gerissen und drei Drakonis mit Lanzen und Schwertern stürmten herein.

Sofort stellten sich Cystros und Saria vor ihr Kind und verwandelten sich. Die Togen rutschten von ihren Körpern herunter und die Angreifer sahen sich jetzt zwei mächtigen Raubkatzen gegenüber, die ohne Zögern zum Angriff übergingen.

Mit mehreren Klauenhieben entwaffnete der Panther Cystros die Eindringlinge. Die Berglöwin Saria sprang ihnen an die Kehlen und biss zu.

Galen schaute der Schlacht wie gebannt zu. Seine Eltern besiegten den Feind nicht einfach, sie zerfleischten ihn mit einem Hass, den der junge Versipellaner bei ihnen noch nie gesehen hatte.

Dann war es vorbei.

Cystros und Saria verwandelten sich wieder in ihre menschliche Erscheinungsform. Sie zogen sich die Togen über ihre blutverschmierten Leiber.

Als Saria den starren Ausdruck ihres Sohnes sah, kam sie sofort auf ihn zu.

„Wir konnten nicht anders, mein kleiner Wolf“, beteuerte sie.

Dann wechselte sie einen Blick mit ihrem Gefährten.

Cystros nickte.

Und Saria erklärte: „Du musst jetzt wegrennen, Galen. Und sieh dich niemals um!“

„Aber was ist mit euch?“

„Wir bleiben hier in der Gemeinschaft“, meldete sich Cystros zu Wort, „und halten den Feind solange hin, bis Ihr Kinder in Sicherheit seid.“

„Ich will mit euch kämpfen!“

„Nein!“, brüllte Cystros. „Der Ältestenrat hat beschlossen, dass Ihr im Falle eines Angriffes flieht, während wir…!“ So unnachgiebig Galens Vater ansonsten war, jetzt brach ihm die Stimme, er kniete sich vor seinen Sohn und packte ihn so fest an den Armen, dass es dem Jungen wehtat. „Du wirst nicht sterben. Weder heute noch morgen. Du wirst diesen Wahnsinn überleben, Galen. Und nie vergessen, was gerade geschieht. Hast du mich verstanden?“

Galen nickte zögerlich.

Dann legte Cystros ihm eine Hand auf die Brust. „Du bist mein Sohn. Du bist stark. Und du hast ein mächtiges und einzigartiges Wolfswesen in dir, das dich beschützen kann. Deine Mutter und ich, wir besitzen nur die Erscheinungsformen von bereits lebenden Tieren. Aber du? Galen, deine Kreatur gibt es nirgendwo auf Astricus. Dadurch weiß ich eines ganz sicher. Du bist für etwas Besonderes ausersehen. Und das ist nicht, heute mit uns zu kämpfen.“

Ohne Vorwarnung riss Cystros seinen Sohn an sich und umarmte ihn. „Wir werden immer bei dir sein.“

Auch Saria nahm Galen in die Arme. Und der Junge spürte, dass er seine Eltern jetzt zum letzten Mal sah.

Er wusste ja, wohin er zu gehen hatte. Er und der restliche Versipellaner-Nachwuchs würden das Versteck aufsuchen, das die Gemeinschaft vor einem Annalis tief in den Athos-Höhlen nahe den Steilklippen eingerichtet hatte.

Aus Galens Augen brachen Tränenströme hervor, als seine Mutter ihn wieder losließ.

Versipellaner in menschlicher und animalischer Form starben gerade durch die Klingen des Feindes, knurrten, schrien und bettelten dabei. Trotzdem nahm der Sohn von Cystros und Saria nur noch seine Eltern wahr, wie sie ihm einen Beutel mit Feuersteinen und Isegrim-Brot gaben.

Dann ging Cystros zur Feuerstelle im Zentrum der Hütte, hob ein brennendes Holzscheit hoch und hielt ihn an die Innenseite des Strohdaches, das sich sofort entzündete.

Die Flammen griffen nach den Stützbalken, bis die halbe Hütte in Brand stand.

„Vater, was tust du da?“, keuchte Galen.

„Wir bestimmen, wann unser Zuhause stirbt!“, erklärte Saria und führte ihren Sohn zu einer Luke im Fußboden, durch die man in einen unterirdischen Gang kam. Dieser verlief unter der Gemeinschaftssiedlung hindurch bis zum Waldrand. Von dort aus würde Galen die Athos-Höhlen in wenigen Momenten erreichen.

Aber der Junge wehrte sich, schmiss sein Bündel auf den Boden und weinte: „Ich will mit euch sterben.“

Cystros sprang auf seinen Sohn zu, nahm mit einer Hand den Beutel, mit der anderen riss er die Luke auf. Er packte Galen, stieß ihn in den unterirdischen Gang und warf das Bündel hinterher. „Du wirst uns gehorchen. Und leben. Glaub mir, es wird eine Zeit kommen, da wird unser Volk dich brauchen. Aber jetzt stehst du nur im Weg.“

Cystros schlug den Lukendeckel zu.

Galen stand im Dunkel des Ganges. Erst nach ein paar Momenten schaffte er es, sich in Bewegung zu setzen und zu den Athos-Höhlen zu laufen.

Kapitel 3

Drei Dies harrte Galen in den Athos-Höhlen aus, ohne dass ein anderes Versipellanerkind oder gar seine Eltern auftauchten. In dieser Zeit aß er das gesamte Isegrim-Brot auf. Am Ende besaß er nur noch die Feuersteine im Beutel, den ihm seine Mutter gegeben hatte, und die Toga, die er sich am Dies des Angriffs angezogen hatte.

Galen war schon schlau und erfahren genug, um zu verstehen, dass niemand mehr kommen würde.

Obwohl es ihm schwerfiel, verließ er den Schutz der Athos-Höhlen, um zurück zur Gemeinschaftssiedlung im Toblatwald gehen, seinem Zuhause. Er musste mit eigenen Augen sehen, was er bereits wusste.

Schwere Wolken hingen am Himmel. Sie sorgten dafür, dass im Toblatwald mit seinen dicht nebeneinanderstehenden Bäumen bestenfalls ein dämmriges Licht schien. Falls sich in der Umgebung noch magische Wächter herumtrieben, würden sie Galen wahrscheinlich nicht sehen. Seine Toga besaß, wie es üblich war bei der Bekleidung von Versipellaner-Nachwuchs, einen grünbräunlichen Farbton, der ihn im Wald bestens tarnte.

Galens auch in Menschenform gut funktionierende Sinne würden ihm darüber hinaus sofort fremde Lebewesen melden. All die Annalis auf der Jagd mit seinem Vater Cystros hatten seine Instinkte gut geschult.

Schließlich erreichte Galen die Gemeinschaftssiedlung. Angesichts dessen, was aus ihr geworden war, sank er vor Entsetzen auf die Knie.

Statt der vielen Hütten gab es nur schwelende Trümmer, ab und zu sogar noch offenes Feuer.

Weitaus schlimmer waren die Leichen der Versipellaner. Männer, Frauen, Kinder. Die magischen Wächter hatten ihnen die Köpfe abgeschnitten und sie auf Holzpflöcke gespießt. Diese hatten sie in den Erdboden des Versammlungsplatzes in der Mitte der Siedlung gesteckt. Als Erinnerung an den Hass, der diese Gemeinschaft vernichtet hatte.

Nun war es Gewissheit. Außer Galen hatte niemand den Angriff überlebt.

Irgendetwas in ihm zwang ihn dazu, sich jeden der abgetrennten Köpfe anzuschauen. Er erhob sich, ging mit langsamen Schritten zu diesem Mahnmal der Grausamkeiten.

Er entdeckte die kleine Minja, mit der er vor kurzem noch gespielt hatte.

Sowie den alten Kolios, der ihm beim letzten Gemeinschaftsfest sein erstes selbstgebrautes Cervesus zu Trinken gegeben hatte. Galen war danach zwei Dies lang schlecht gewesen.

Auch Minoli, die ihn als Kleinkind beaufsichtigt hatte, wenn ihre Eltern auf die Jagd gingen, blickte nun mit starren, leeren Augen in die Gegend.

Die meisten anderen Köpfe waren so zur Unkenntlichkeit verbrannt, dass sie nur noch wie Fleischklumpen wirkten.

Die Häupter seiner Eltern hingegen erkannte der junge Versipellaner nur zu gut. Der Anblick ließ ihn vor Zorn und Trauer laut aufschreien. Während Cystros mit einer Miene der Wut gestorben war, las Galen beim Gesicht seiner Mutter Saria die pure Todesangst.

---ENDE DER LESEPROBE---