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Ein Toter erwacht - und ein Mörder zittert um sein Leben Im Großen Imperium der Arkoniden schreibt man eine Zeit, die auf Terra dem 9. Jahrtausend v. Chr. entspricht. Imperator des Reiches ist Orbanaschol III., ein brutaler und listiger Mann, der seinen Bruder Gonozal VII. töten ließ, um selbst die Nachfolge antreten zu können. Gegen den Usurpator kämpft Kristallprinz Atlan, der rechtmäßige Thronerbe des Reiches, mit einer stetig wachsenden Zahl von Getreuen und besteht ein gefahrvolles Abenteuer nach dem anderen. Doch mit dem Tag, da der junge Atlan erstmals Ischtar begegnet, der schönen Varganin, die man die Goldene Göttin nennt, hat er noch anderes zu tun, als sich mit Orbanaschols Schergen herumzuschlagen oder nach dem "Stein der Weisen" zu suchen, dem Kleinod kosmischer Macht. Atlan - er liebt Ischtar und sucht sie zu schützen - muss sich auch der Nachstellungen Magantillikens erwehren, des Henkers der Varganen, der die Eisige Sphäre mit dem Auftrag verließ, Ischtar unter allen Umständen zur Strecke zu bringen. Gegenwärtig befindet sich der Kristallprinz erneut in großen Schwierigkeiten. Kaum ist er den Maahks entronnen, da gerät er in die Gefangenschaft von Arkoniden, die Amarkavor Heng, einem der Mörder Gonozals VII., unterstehen. Heng ist Kommandant auf dem FLOTTENSTÜTZPUNKT TRANTAGOSSA ...
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Seitenzahl: 146
Veröffentlichungsjahr: 2012
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Nr. 185
– ATLAN exklusiv Band 46 –
Flottenstützpunkt Trantagossa
Ein Toter erwacht – und ein Mörder zittert um sein Leben
von Marianne Sydow
Im Großen Imperium der Arkoniden schreibt man eine Zeit, die auf Terra dem 9. Jahrtausend v. Chr. entspricht. Imperator des Reiches ist Orbanaschol III., ein brutaler und listiger Mann, der seinen Bruder Gonozal VII. töten ließ, um selbst die Nachfolge antreten zu können.
Gegen den Usurpator kämpft Kristallprinz Atlan, der rechtmäßige Thronerbe des Reiches, mit einer stetig wachsenden Zahl von Getreuen und besteht ein gefahrvolles Abenteuer nach dem anderen.
Doch mit dem Tag, da der junge Atlan erstmals Ischtar begegnet, der schönen Varganin, die man die Goldene Göttin nennt, hat er noch anderes zu tun, als sich mit Orbanaschols Schergen herumzuschlagen oder nach dem »Stein der Weisen« zu suchen, dem Kleinod kosmischer Macht.
Atlan – er liebt Ischtar und sucht sie zu schützen – muss sich auch der Nachstellungen Magantillikens erwehren, des Henkers der Varganen, der die Eisige Sphäre mit dem Auftrag verließ, Ischtar unter allen Umständen zur Strecke zu bringen.
Atlan – Der Kristallprinz wird für geistesgestört gehalten.
Amarkavor Heng – Kommandeur von Trantagossa.
Magantilliken – Der Henker der Varganen übernimmt einen neuen Körper.
Dareena – Eine junge Ärztin.
Shelon
Tharmiron gehörte zu jenen Leuten, die sich ständig wegen irgend etwas Gedanken machen. Allerdings war er klug genug, seine Gedanken für sich zu behalten, solange er keine Anhaltspunkte dafür besaß, dass sie mit den Überlegungen seiner Vorgesetzten übereinstimmten. Dieser Taktik hatte er seine bisherige Karriere zu verdanken.
Im Augenblick stand er vor dem Panoramaschirm der Einsatzzentrale für das Landefeld sieben. Um ihn herum herrschte Hochbetrieb, aber das störte ihn nicht. Er hatte seinen Teil der Vorbereitungen abgeschlossen. Selbstverständlich dachte er über den Sinn der bevorstehenden Aktion nach, aber er hütete sich, sich an der angeregten Diskussion der anderen Offiziere zu beteiligen.
»Untergegangene Kulturen!«, hörte er Zavors tiefe, stets missmutige Stimme. »Wenn ich das schon höre! Ja, ich weiß, dass es eine Menge Ruinen auf allen möglichen Planeten gibt. Aber da haben sich schon Horden von Glückssuchern betätigt. Was man jetzt noch finden kann, ist doch nicht der Rede wert. Ich glaube einfach nicht daran, dass die Leute von der BARGONNA mehr gefunden haben als ein paar halbzerfallene Knochengerüste. Wozu also der Aufwand?«
Tharmiron pflichtete ihm im Stillen bei, betrachtete jedoch weiterhin das Bild auf dem Schirm, als ginge ihn das alles nichts an.
»Glaube von mir aus, was du willst!«, hörte er Thorur knurrig antworten. »Aber setze endlich deine Leute in Marsch! Wir haben Anweisung, die BARGONNA wie ein rohes Ei zu behandeln, und genau das werden wir auch tun. Oder hast du Lust, dich vor Amarkavor Heng persönlich zu rechtfertigen, wenn etwas schiefgeht?«
Tharmiron grinste vor sich hin. Der Witz war gut!
Da der Kommandeur von Trantagossa niemals in Erscheinung trat – jedenfalls nicht persönlich –, brauchte Zavor eine solche Gegenüberstellung kaum zu fürchten. Allerdings – man munkelte, dass Heng sich bisweilen wirklich einen Mann selbst anzusehen beliebte. Diejenigen, die von diesem Schicksal betroffen wurden, konnten jedoch nicht mehr darüber berichten, denn sie blieben für alle Zeiten spurlos verschwunden.
Unwillkürlich sah Tharmiron in den blassblauen Himmel Enorketrons hinauf.
Zum Glück war das SKORGON nicht zu sehen. Er glaubte zwar nicht an all die abergläubischen Vorstellungen, die im Laufe der Jahre um diesen Flugkörper entstanden waren, aber es entsprach seiner Mentalität, dass er jeder möglichen Gefahr aus dem Wege ging. Der Anblick des SKORGONS sollte angeblich Unglück bringen.
Er hörte, wie Zavor den Raum verließ. Der Veteran brummelte noch einige Unfreundlichkeiten vor sich hin, aber niemand hörte ihm zu. Zavor war für seine schroffe Haltung den anderen Offizieren gegenüber bekannt. Er bildete sich viel darauf ein, dass er mehrere Kampfeinsätze gegen die Maahks geleitet hatte und sah deshalb verächtlich auf alle hinab, die hier ihren Dienst in den Bodenstationen versahen. Es hatte ihn hart getroffen, dass man ihn nach einer schweren Verwundung nicht mehr in den Raum hinausschickte. Zweifellos hielt er es für eine indirekte Degradierung, wenn er sich jetzt auch noch mit einem Forschungsschiff befassen musste.
»Sind die Wacheinheiten informiert?«, erkundigte Thorur sich mit unnötiger Schärfe.
Tharmiron drehte sich um und nickte flüchtig. Er nahm dem anderen diesen Tonfall nicht übel. Sie waren alle nervös. Das war auch kein Wunder, denn der Befehl, der die zurückkehrende BARGONNA betraf, kam direkt von Amarkavor Heng. Und wenn der Kommandeur sich in eine Sache einmischte, war es nicht ratsam, auch nur den kleinsten Fehler zu begehen. Heng witterte überall Ungehorsamkeiten und Auflehnung, und er schlug erbarmungslos zu, wenn er einen begründeten Verdacht zu haben glaubte.
»Niemand wird an die Ladung des Schiffes herankommen«, erklärte Tharmiron, als er merkte, dass Thorur sich nicht so schnell zufriedengeben wollte. »Der Landeplatz wird hermetisch abgeriegelt. Die Entladearbeiten werden von Robotern übernommen. Die Beute der BARGONNA wird noch innerhalb der Frachträume in abgesicherte Transportbehälter gebracht. Die Spezialfahrzeuge für den Weitertransport stehen bereit. Jedes wird von einer zehnköpfigen Wachmannschaft begleitet. Der Weg zu den Labors auf Sohle dreiundzwanzig ist für die Dauer des Unternehmens für den normalen Verkehr gesperrt. Zusätzlich patrouillieren fünfzig bewaffnete Kommandogruppen in der ganzen Umgebung und passen auf, dass sich niemand in die Nähe der Fahrzeuge verirrt.«
Thorur glaubte, einen schwachen Punkt entdeckt zu haben, und hakte sofort ein.
»Was ist mit den Antigravschächten?«
»Sie wurden generalüberprüft. Obwohl kein Ausfall zu erwarten ist, sind erstens die Fahrzeuge, zweitens auch die Transportbehälter mit eigenen, voneinander unabhängigen Generatoren ausgestattet. Keine Sorge, Thorur, die Fracht der BARGONNA wird in jedem Fall ihr Ziel unbeschädigt erreichen.«
Die ganze Angelegenheit langweilte Tharmiron. Was sollte das alles?
Selbst wenn das, was die Forscher auf einem bisher unbekannten Planeten entdeckt hatten, wirklich bedeutungsvoll war, so brauchte man seiner Meinung nach hier, auf Enorketron, keine solche Staatsaffäre daraus zu machen. Gewiss, manche Dinge musste man den gewöhnlichen Raumsoldaten vorenthalten, aber keiner von ihnen würde sich für die Fracht eines Forschungsschiffes interessieren. Spione im Trantagossa-System – darüber konnte Tharmiron nur lachen. Selbst die ärgsten Feinde des Großen Imperiums würden es kaum wagen, einen Agenten in diesen riesigen Stützpunkt zu schmuggeln. Und selbst wenn aufrührerische Kolonialvölker so vermessen waren, es doch zu versuchen, würde sich ein solcher Spion in den engen Maschen der Überwachung verfangen.
Vom Stützpunkt Trantagossa aus wurde ein Drittel der gewaltigen Raumflotte befehligt, die die Maahks davon abzuhalten versuchte, das Große Imperium samt seinen Kolonien zu vernichten. Wer also die Funktion dieser ungeheuren Kriegsmaschinerie zu stören wagte, der grub sich indirekt sein eigenes Grab.
So betrachtet, war es reine Zeitverschwendung, die eben aufgezählten Sicherheitsmaßnahmen zu treffen, nur um einige mysteriöse Kisten zu schützen. Aber Tharmiron sprach diese Gedanken selbstverständlich nicht aus.
Amarkavor Heng hatte seine positronischen Augen und Ohren überall. Man wusste nie, ob er nicht gerade in diesem Augenblick zuhörte. Zweifel am Sinn eines seiner Befehle wäre für ihn mit einer Kritik an seiner eigenen Person gleichgekommen. Und Tharmiron hatte nicht die Absicht, seine bisher zügig verlaufende Karriere vorzeitig zu beenden.
Er war sich klar darüber, warum Thorur eine ausführliche Antwort verlangt hatte. Auch er wollte sich absichern.
Thorur wandte sich dem nächsten Offizier zu, und Tharmiron widmete sich wieder der Aussicht und seinen Gedanken.
Die Oberfläche Enorketrons war bis auf die wenigen Wohngebiete für die höchsten Offiziere ein einziges Gewirr von Raumhäfen, Werften, Reparaturwerkstätten, Verbindungsstraßen, Tunneleingängen, Hangars und Lagerhallen. Einen unbebauten Flecken Erde gab es nicht. Selbst unter den seichten Meeren zogen sich Werkshallen und Transportröhren hin. Bis tief in die Kruste des Planeten hatten sich die Maschinen vorgefressen und ein System von Gängen und Hallen geschaffen, das fast bis an die Magmaschicht hinabreichte.
Unaufhörlich landeten und starteten Raumschiffe aller Größenklassen. Das endlose Dröhnen der Triebwerke war auf Enorketron allgegenwärtig. Tharmiron hörte es längst nicht mehr bewusst.
Thorur hatte sich inzwischen in das Kommunikationsnetz des Landefeldes sieben eingeschaltet. Ein Gewirr von Stimmen, Peilsignalen und Impulssendungen drang aus dem Lautsprecher, ehe der Offizier sich endlich für den richtigen Kanal entschied.
»Hier BARGONNA!«, dröhnte plötzlich eine laute Stimme auf. »Was ist eigentlich los? Wir warten seit einer halben Ewigkeit darauf, dass wir endlich genaue Anweisungen für die Landung erhalten. Schlaft ihr da unten denn alle?«
Tharmiron trat neben Thorur, der sich eben in das Gespräch einschalten wollte.
»Moment!«, sagte er leise.
»Basis an BARGONNA!«, erklang da auch schon die Stimme des Kontrolloffiziers. »Falls Sie es noch nicht bemerkt haben sollten, möchte ich Sie darauf aufmerksam machen, dass wir uns im Kriegszustand mit den Maahks befinden! Ein schwer angeschlagener Großraumer befindet sich im Anflug auf unser Landegebiet. In Anbetracht der Tatsache, dass Sie eine wertvolle Fracht an Bord haben, wollen wir Sie keiner unnötigen Gefahr aussetzen. Warten Sie also bitte, bis wir Ihnen eine sichere Landung gewährleisten können. Sonst fällt Ihnen das Schlachtschiff am Ende noch auf den Kopf!«
Die Verärgerung des Kontrolloffiziers war verständlich. Die Kommandanten der Forschungsschiffe benahmen sich oft ziemlich arrogant gegenüber den Angehörigen des Militärs. Ein beschädigtes Schiff hatte immer Vorrang. Allerdings fragte Tharmiron sich zu Recht, warum man den Raumer nicht schon weiter draußen auf einer der Plattformen abgefangen hatte. Er eilte an seinen Platz und nahm einige Schaltungen vor.
»Was ist das für eine Geschichte mit diesem Schlachtschiff?«, fragte er scharf, als er das Bild eines seiner Untergebenen auf dem Schirm hatte. »Das Ding bringt unsere ganze Planung durcheinander. Warum wurde es nicht rechtzeitig umgeleitet?«
»Der Kommandant der ENTHARA ist ein gewisser Machavor Sarhagon«, lautete die lakonische Antwort. Tharmiron ersparte sich weitere Fragen.
Die Sarhagons waren eine sehr hochgestellte Familie, mit der man sich besser nicht anlegte. Wenn dieser Mann den Wunsch äußerte, auf Enorketron direkt zu landen, dann ließ sich nicht viel dagegen machen, selbst wenn die Gefahr einer Bruchlandung bestand.
Während Tharmiron in aller Eile seine Leute neu informierte, hörte er aus dem Lautsprecher die bissigen Bemerkungen des Kommandanten der BARGONNA. Dem Kontrolloffizier blieb nichts anderes übrig, als alles über sich ergehen zu lassen, denn er hatte alle Hände voll zu tun, um die notwendigen Maßnahmen für die eventuell recht harte Landung der ENTHARA zu treffen.
Thorur war derjenige, der von den plötzlichen Änderungen am wenigsten betroffen wurde. Dennoch benahm er sich, als laste eine ungeheure Verantwortung auf seinen Schultern. Er warf mit völlig unsinnigen Befehlen und Bemerkungen um sich und ärgerte sich darüber, dass niemand ihn beachtete. Als Zavor in die Einsatzzentrale zurückkehrte, glaubte er, endlich ein Opfer gefunden zu haben.
»Wo hast du dich die ganze Zeit über herumgetrieben?«, schrie Thorur den verdutzten Veteranen an.
Zavor musterte seinen Vorgesetzten verdattert, dann grinste er breit.
»Halt die Luft an!«, empfahl er Thorur und stapfte an ihm vorbei. Tharmiron hatte sich unwillkürlich umgedreht. Er sah das Gesicht des Offiziers dunkelrot anlaufen und wandte sich hastig wieder ab. Aber der erwartete Ausbruch Thorurs blieb aus, als plötzlich eine quäkende Stimme aus den Lautsprechern drang.
»Alarm für Landefläche sieben ...«
Draußen heulten die Sirenen auf. Schutzschirme bauten sich auf und bargen die empfindlichsten Gebäude und die Eingänge zu den subplanetarischen Anlagen hinter ihren schimmernden Energieblasen. Menschen rannten in die Unterstände, die überall auf dem Feld verteilt waren. Der Himmel über der weiten Fläche war plötzlich wie leergefegt.
»Ich habe draußen von der ENTHARA gehört«, sagte Zavor und legte Tharmiron die Hand auf die Schulter. »Das Robotkommando ist unterrichtet und steht abrufbereit.«
Tharmiron nickte ihm kurz zu und wandte sich dann wieder seiner Arbeit zu. Der Veteran war ihm nicht besonders sympathisch, aber er arbeitete gut und zuverlässig.
Er gab die Meldung an die Wachtruppe weiter, dann entstand eine kurze Pause. Er nutzte sie, um Ausschau nach der ENTHARA zu halten. Als das Schiff endlich in Sicht kam, hielt er die Luft an. Er fühlte sich versucht, einige sehr unfreundliche Dinge in das nächstbeste Mikrophon zu brüllen, aber er riss sich zusammen.
Die Hülle der ENTHARA wies zwar ein paar deutlich erkennbare Beschädigungen auf, aber das Schiff war allem Anschein nach voll flugtauglich. Es setzte sauber und einwandfrei auf dem ihm zugewiesenen Platz auf.
»Idiot!«, murmelte Zavor, der hinter Tharmiron stand, aber selbst er sprach sehr leise. »So etwas kann sich nur ein Sarhagon erlauben! Wegen der paar Kratzer in der Außenhülle hält er den ganzen Betrieb hier auf!«
Tharmiron nickte zustimmend und wunderte sich über die Selbstbeherrschung des Kontrolloffiziers, der von den Ereignissen weit stärker betroffen war. Tharmiron wartete die Klarmeldung gar nicht mehr ab, sondern gab seinen Leuten den Befehl, umgehend auf die vorgesehenen Positionen zurückzukehren. Er hörte hinter sich das Stimmengewirr der anderen, die sich über die Mehrarbeit beschwerten. Dann kam die offizielle Durchsage, dass der Alarmzustand aufgehoben sei. Tharmiron lächelte schadenfroh. Während seine Kollegen sich erst jetzt wieder auf ihre eigentliche Aufgabe besannen, hatte er seine Arbeit schon so gut wie hinter sich gebracht.
»Jetzt geht es los«, kommentierte Zavor trocken, als die BARGONNA endlich ihre Anweisungen bekam. Wenige Minuten später senkte sich das Forschungsschiff herab.
*
»Weißt du eigentlich, worauf wir hier warten?«
Bros wandte sich überrascht um. Es kam selten vor, dass Velos ihn ansprach. Velos stammte nämlich direkt von Arkon I, worauf er sich schrecklich viel einbildete. Dabei war seine Familie so unbedeutend, dass der junge Mann nicht den leisesten Grund für seine Arroganz besaß. Bros war ebenfalls Arkonide, aber er kam von einem Kolonialplaneten. Normalerweise übersah Velos Kameraden, die nicht auf Arkon geboren waren.
»Auf die BARGONNA«, antwortete Bros lakonisch.
»Willst du mich für dumm verkaufen?«, regte Velos sich auf. »Das weiß ich selber!«
Bros grinste und lümmelte sich gegen das Fahrzeug, dem er zugeteilt war.
»Ich habe gestern im Kasino etwas läuten hören«, gab er genussvoll bekannt.
Er wusste, dass Velos sich schwarz ärgerte, weil Bros Zutritt zu einem den Offizieren vorbehaltenen Ort hatte. Allerdings entstammte Bros auch einer Familie, die auf seinem Heimatplaneten von einiger Bedeutung war. Er genoss aus diesem Grunde eine Reihe von bescheidenen Privilegien, auf die Velos weit mehr Anspruch zu haben glaubte.
»Die BARGONNA war auf einem sehr abgelegenen Planeten«, fuhr er nach einer längeren Pause fort, die er einlegte, um Velos noch ein bisschen zu reizen. »Man hat dort die Überreste einer uralten Kultur entdeckt. Man munkelt, dass diesem längst ausgestorbenen Volk ungeheure technische Mittel zur Verfügung standen. Einige Offiziere behaupten sogar, die Forscher hätten unbekannte Waffen gefunden. Sie sollen besser sein als alles, was wir besitzen.«
Velos grunzte verächtlich.
»Du spinnst!«, behauptete er wütend. »So etwas gibt es gar nicht. Wenn diese Phantasiegestalten bessere Waffen als wir von Arkon gehabt hätten, wären sie erst gar nicht ausgestorben.«
Bros lächelte friedlich, und das machte Velos nur noch ärgerlicher.
»Nun sag schon, was du noch weißt!«, forderte er ungeduldig.
»Der Befehl, aufgrund dessen wir uns hier langweilen, stammt von Amarkavor Heng persönlich!«, ließ Bros seine sensationellste Information los.
Velos fuhr sichtbar zusammen.
»Du meinst ...«
»Nein, er hat sich nicht aus seinem Versteck gewagt«, wehrte Bros ab. »So wichtig scheint ihm die BARGONNA nun auch wieder nicht zu sein!«
Velos schwieg, und Bros dachte bereits, der andere hätte sich wieder hinter sein übliches Schweigen zurückgezogen. Aber plötzlich sagte Velos:
»Irgendwie ist mir Trantagossa unheimlich. Überleg doch mal! Es gibt nur noch zwei andere Stützpunkte, die diesem hier gleichwertig sind. Jeder von ihnen ist so wichtig, dass nur Arkon über ihnen steht. Und ein solches System wird von einem Mann regiert, den niemand zu sehen bekommt! Du bist noch nicht lange hier, aber du hast bestimmt schon etliche Gerüchte gehört. Ich sage dir, da stimmt etwas nicht! Manchmal glaube ich, dieser Amarkavor Heng existiert gar nicht. Vielleicht sitzt ein ganz anderer in diesen geheimnisvollen Zentralen herum, oder der Kommandeur ist tot, und ein Positronengehirn hat seinen Platz übernommen!«
»Du siehst Gespenster!«, gab Bros gelangweilt zurück. »Glaubst du, das hätte niemand bemerkt? Vielleicht ist wirklich ein anderer an seine Stelle getreten, ohne dass man es offiziell bekanntgeben wollte. Na und? Was bedeutet das für uns schon? Wir müssen unseren Dienst versehen, das ist alles!«
»Du hast eben kein Verantwortungsgefühl«, knurrte Velos bissig.
Immerhin – auch Bros musste zugeben, dass ihm die Verhältnisse im Trantagossa-System merkwürdig erschienen. Amarkavor Heng war überall anwesend – allerdings nur mittels Abhörgeräten und Spionaugen. Er hatte von den Offizieren erfahren, dass der Kommandeur sich selbst auf den Bildschirmen nur selten zeigte. Kaum einer wusste genau, wie dieser Mann aussah. Ab und zu raste ein Flugkörper aus einem hermetisch abgeriegelten Hangar. Das Ding war oval, etwa sechzig Meter lang und vierzig Meter dick. Es sah aus, wie ein riesiges, graues Ei. Heng hatte den Befehl erteilt, dass das SKORGON, wie man es auf Enorketron nannte, unter keinen Umständen aufgehalten werden durfte. Daher glaubten manche Leute, der Kommandeur persönlich benutze dieses Raumschiff, um den Stützpunkt zu inspizieren. Andere behaupteten, dass sich an Bord nur Roboter befanden.
SKORGON – das hieß »Der Verschleierte«. Und einen undurchdringlichen Schleier hatte Amarkavor Heng tatsächlich um sich und sein Leben gezogen.
Bros wurde unsanft aus seinen Gedanken gerissen, als Velos ihm einen groben Stoß versetzte.
»Aufwachen!«, knurrte der grobschlächtige Mann wütend. »Typisch Kolonist! Träumt am hellen Tage vor sich hin, und Männer wie ich müssen die ganze Arbeit machen!«
Bros verzichtete auf die geharnischte Antwort, die ihm auf der Zunge lag. Die BARGONNA war gelandet. Er sah das Fahrzeug mit den vorprogrammierten Robotern aus dem Hangar huschen. Der Transporter mit den Kisten, in die das geheimnisvolle Frachtgut geladen werden sollte, folgte, und dann kam auch schon der Befehl, den Spezialwagen zu besteigen.