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Im Großen Imperium der Arkoniden steht es nicht zum Besten, denn es muss sich sowohl äußerer als auch innerer Feinde erwehren. Die äußeren Feinde sind die Maahks, deren Raumflotten den Streitkräften des Imperiums durch überraschende Schläge schwere Verluste zufügen. Die inneren Feinde Arkons sind Habgier und Korruption der Herrschenden, die - allen voran Imperator Orbanaschol III. - nur auf ihren eigenen Vorteil bedacht sind und das Gemeinwohl völlig außer acht lassen. Gegen diese inneren Feinde des Imperiums ist der junge Atlan, der rechtmäßige Thronerbe und Kristallprinz von Arkon, der eine stetig wachsende Schar von verschworenen Helfern um sich sammeln konnte, bereits mehrmals erfolgreich vorgegangen. Gegenwärtig ist Atlan jedoch nicht in der Lage, den Untergrundkampf gegen den Usurpator und Brudermörder Orbanaschol persönlich weiterzuführen, denn durch die Einwirkung einer Geheimwaffe der Maahks ist er erneut in den Mikrokosmos gelangt, wo Ischtar, die Goldene Göttin, und seine alten Kampfgefährten Fartuloon, Corpkor und Eiskralle auf der Suche nach ihm ebenfalls eingetroffen sind. Der Gesuchte und die Suchenden treffen als Gefangene in Yarden, der Eisigen Sphäre, zusammen, Vargos künstlicher Schöpfung, die den Angelpunkt zwischen Mikro- und Makrokosmos darstellt. Atlan und seine Gefährten kämpfen um ihre Freiheit - und sie erleben DAS ENDE VON YARDEN ...
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Veröffentlichungsjahr: 2012
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Nr. 216
– ATLAN exklusiv Band 77 –
Das Ende von Yarden
Vargo zerstört seine Schöpfung – die Eisige Sphäre vergeht
von H. G. Ewers
Im Großen Imperium der Arkoniden steht es nicht zum Besten, denn es muss sich sowohl äußerer als auch innerer Feinde erwehren.
Die äußeren Feinde sind die Maahks, deren Raumflotten den Streitkräften des Imperiums durch überraschende Schläge schwere Verluste zufügen. Die inneren Feinde Arkons sind Habgier und Korruption der Herrschenden, die – allen voran Imperator Orbanaschol III. – nur auf ihren eigenen Vorteil bedacht sind und das Gemeinwohl völlig außer acht lassen.
Gegen diese inneren Feinde des Imperiums ist der junge Atlan, der rechtmäßige Thronerbe und Kristallprinz von Arkon, der eine stetig wachsende Schar von verschworenen Helfern um sich sammeln konnte, bereits mehrmals erfolgreich vorgegangen.
Gegenwärtig ist Atlan jedoch nicht in der Lage, den Untergrundkampf gegen den Usurpator und Brudermörder Orbanaschol persönlich weiterzuführen, denn durch die Einwirkung einer Geheimwaffe der Maahks ist er erneut in den Mikrokosmos gelangt, wo Ischtar, die Goldene Göttin, und seine alten Kampfgefährten Fartuloon, Corpkor und Eiskralle auf der Suche nach ihm ebenfalls eingetroffen sind.
Der Gesuchte und die Suchenden treffen als Gefangene in Yarden, der Eisigen Sphäre, zusammen, Vargos künstlicher Schöpfung, die den Angelpunkt zwischen Mikro- und Makrokosmos darstellt.
Atlan, Fartuloon, Corpkor, Eiskralle, Ischtar, Crysalgira und Chapat – Gefangene der Eisigen Sphäre.
Vargo – Ein Erfinder wird zum Zerstörer.
Magantilliken – Der Henker läuft Amok.
Rinecco – Ein Valtor.
Der Grundriss des Raumes war quadratisch, die Wände bestanden aus massivem Stahl und das Mobiliar war so dürftig und primitiv, dass ein sensibles Lebewesen bei längerem Aufenthalt allmählich den Verstand verlieren würde.
Fartuloon, Eiskralle und Ischtar saßen auf harten Stühlen um den einzigen Tisch herum und beobachteten Corpkor, der einer seltsamen Beschäftigung nachging.
Der Tiermeister und ehemalige Kopfjäger kauerte vor einem Lüftungsgitter der Klimaanlage, aus dem beständig ein kühler Luftzug strich. Seit einiger Zeit war durch das Lüftungsgitter außerdem ein Rascheln und Pfeifen gekommen, das sich in unregelmäßigen Abständen wiederholte und einmal näher kam und sich dann wieder entfernte.
Corpkor hatte nur ahnen können, dass diese Geräusche von Tieren verursacht wurden, die sich gegen den Willen der Bewohner des Pulks in den Raumschiffen und Gängen eingenistet hatten und ein Schmarotzerdasein führten.
Seine Vermutung war erst vor wenigen Augenblicken bestätigt worden, als eines dieser Tiere seine spitze Schnauze durch das Gitter gesteckt und ihn aus schwarzen Knopfaugen gemustert hatte. In dem Halbdunkel hinter dem Gitter waren der unterarmlange, mit dunkelgrauem Fell bedeckte Körper und der lange nackte Schwanz nur undeutlich zu sehen.
Aber das erschien dem Tiermeister halb so wichtig. Für ihn war es bedeutungsvoll, dass er den Vertreter einer Tierart vor sich sah, die anscheinend ungehinderten Zugang zu allen Korridoren, Lagerräumen, Verbindungsröhren und sonstigen Örtlichkeiten des riesigen Pulks in der Eisigen Sphäre hatte.
Eine Weile musterten sich das Tier und der Mann, während sie in Schweigen und Ratlosigkeit verharrten. Dann spitzte Corpkor die Lippen und stieß einen leisen Pfiff aus, der große Ähnlichkeit mit den Pfiffen hatte, die lange vorher aus dem Schacht der Klimaanlage zu hören gewesen waren, der in dem Gefängnis der vier Personen mündete.
Das Tier zuckte zusammen. Sein nackter, rosafarbener Schwanz wischte einmal von rechts nach links über den Boden. Doch es ergriff nicht die Flucht, was der Tiermeister als ersten Erfolg für sich verbuchte.
Er besaß große Erfahrung im Umgang mit Tieren aller Art, angefangen von gigantischen Raubechsen und behäbigen Pflanzenfressern, bis zu Schlangen, Insekten, Nagern, Vögeln und Würmern. Das Wichtigste, um das Vertrauen eines beliebigen Tieres zu gewinnen und damit die Basis für kooperatives Verhalten zu schaffen, war, sich auf seine Psyche einzustellen und anschließend die natürliche Fluchtdistanz nach und nach abzubauen.
Da Corpkor es bei diesen Nagern – denn Nager waren es, wie er an den Zähnen erkannte – mit Tieren zu tun hatte, die sich mittels akustischer Signale verständigten, versetzte er sich in völlige Reglosigkeit, schloss dadurch optische Reize bei seinem Gegenüber aus und probierte die akustisch aufgenommene Skala der artspezifischen Verständigungssignale durch.
Schon nach kurzer Zeit erwiderte das Tier einen von Corpkors Pfiffen. Damit war der Anfang einer Rückkoppelung gemacht, der Vorbedingung einer Zusammenarbeit zwischen zwei verschiedenartigen Lebewesen mit sehr unterschiedlicher Intelligenz, wobei die Unterschiede in der Intelligenz nach Corpkors Überzeugung nicht absolut qualitativ gesehen werden durften, sondern immer auf die jeweilige Umwelt bezogen werden mussten.
Vielleicht war es diese Überzeugung, die es dem Tiermeister erst ermöglichte, sich in die Psyche artfremder Lebewesen einzufühlen und Zutrauen und Bereitschaft zur Kooperation zu ernten.
Es dauerte ungefähr zwei Stunden, bis Corpkor die Skala der Verständigungssignale der Nager so gut beherrschte, dass er auf ihr wie auf einer Computertastatur spielen und die von ihm gewünschten Ergebnisse erzielen konnte. Inzwischen hatten sich jenseits des Lüftungsgitters mehr und mehr der Tiere versammelt und waren nacheinander in das Rückkopplungssystem einbezogen worden.
Der Tiermeister wollte gerade dazu übergehen, das Ergebnis seiner Bemühungen in praxisbezogene Aktionen umzusetzen, als die Tür des Gefängnisses sich öffnete. Sofort huschten die Nager davon.
Corpkor drehte sich unwillig um – und stand auf, als er sah, dass der Vargane, der ihr Gefängnis betreten hatte, in einer verschwörerischen Geste einen Finger an seine Lippen legte. Außerdem trug er ein dick vermummtes Bündel unter dem Arm.
Ischtar war beim Eintritt des Varganen und beim Anblick des Bündels wie elektrisiert hochgefahren und hatte den Mund zu einem Schrei geöffnet. Angesichts der verschwörerischen Geste des Mannes unterdrückte sie ihren Aufschrei jedoch.
Der Vargane schloss die Tür hinter sich, lächelte und reichte Ischtar das Bündel.
Sie nahm es und wickelte es teilweise auf. Als das Gesicht ihres Sohnes sie anblickte, drückte sie das Bündel an sich und bedeckte das kleine Gesicht mit Küssen.
Dann wandte sie sich an ihre Gefährten.
»Chapat! Es ist Chapat, mein Sohn!«, stammelte sie.
*
Fartuloon erhob sich ebenfalls, trat neben Ischtar und musterte das Gesicht des Säuglings.
»Er ist seinem Vater wie aus dem Gesicht geschnitten«, bemerkte er. Dann musterte er den Varganen, der Chapat gebracht hatte. »Woher hast du den Kleinen – und wer schickt dich?«, fragte er.
»Vargo hat mir Chapat übergeben und mich beauftragt, ihn zu seiner Mutter zu bringen«, antwortete der Mann. »Ich soll Ihnen ausrichten, dass Vargo auch mit Atlan Kontakt aufgenommen hat und dass es dem Arkoniden gut geht.«
»Wo ist Atlan?«, fragte Ischtar.
»Er befindet sich ebenfalls in einem Schiff des Pulks«, berichtete der Vargane. »Und zwar zusammen mit einer arkonidischen Prinzessin. Ich glaube, Crysalgira heißt sie.«
Die Augen der Goldenen Göttin funkelten.
»Zusammen mit einer arkonidischen Prinzessin?« Ihre Stimme bebte vor Eifersucht. »Wenn dieses Weib ihn verführt hat, kratze ich ihr die Augen aus!«
»Aber Crysalgira ist sehr nett«, teilte Chapat ihr auf telepathischem Wege mit.
»Um so schlimmer!«, brauste Ischtar auf, die im ersten Moment glaubte, ihr Sohn hätte akustisch zu ihr gesprochen.
»Was ist um so schlimmer?«, erkundigte sich der Bote verwirrt.
»Dass diese Crysalgira sehr nett sein soll«, erwiderte Ischtar. Im nächsten Moment begriff sie, dass außer ihr niemand gehört hatte, was Chapat ihr übermittelte. Sie presste die Lippen zusammen.
»Aber niemand hat behauptet, die Prinzessin wäre sehr nett«, meinte der Vargane.
»Schon gut!«, sagte Ischtar. »Ich habe eben nur laut gedacht.« Sie ignorierte die prüfenden Blicke ihrer Gefährten, wiegte Chapat auf ihren Armen und ging zum Tisch, um den Säugling auszuwickeln und eventuell trockenzulegen.
Fartuloon nahm unterdessen dem Boten einen Beutel mit Babynahrung und frischen Windeln ab, dann fragte er:
»Warum hat Vargo uns keine Waffen besorgt? Er hatte versprochen, uns unsere Ausrüstung wiederzubeschaffen.«
»Vargo hat selbst mit Schwierigkeiten zu kämpfen«, antwortete der Vargane. »Er lässt Ihnen jedoch ausrichten, dass er sich bemüht, Sie zu unterstützen. Darf ich jetzt wieder gehen?«
»Einen Augenblick noch!«, rief Eiskralle.
Der Vargane wandte sich nur zögernd zu Eiskralle um. Der Anblick dieses seltsamen Wesens schien Urängste in ihm zu wecken. Als Eiskralle mit seinen eisartigen Händen auf ihn zeigte, erschauderte er.
»Wenn Sie mit dem Baby hereingekommen sind, dann stehen doch sicher Wachen draußen, die mit Vargo sympathisieren«, sagte Eiskralle. »Warum kann dann nicht jemand von uns mit Ihnen hinausgehen?«
»Es stimmt zwar, dass die Wachen mit Vargo befreundet sind«, gab der Bote zurück. »Aber sie würden niemanden von Ihnen hinauslassen, denn sie fürchten eine grausame Bestrafung, falls durch ihre Schuld ein Gefangener entkäme.«
»Wenn wir unsere Ausrüstung bekämen und Vargo unterstützten, brauchten die Wachen keine Bestrafung zu fürchten«, erklärte Eiskralle grimmig. »Ich möchte mit ihnen reden.«
»Ich denke, das wäre sinnlos«, mischte sich Corpkor ein, der bisher geschwiegen hatte. »Außerdem habe ich andere Pläne.« Er wandte sich an den Boten. »Wie heißen die Nagetiere, die überall in den Schiffen und Verbindungsgängen des Pulks herumwimmeln?«
»Wir nennen sie die Valtoren«, antwortete der Vargane. »Sie sind eine schreckliche Plage für uns, denn sie vernichten immer wieder kostbare Vorräte, nagen die Isolationen von Leitungen durch und verschmutzen die Wassertanks mit ihrem Kot.«
Corpkor lächelte befriedigt.
»Sie sind also tatsächlich überall im Pulk anzutreffen – und ihre Bekämpfung ist bisher gescheitert?«
»Na, ja«, meinte der Vargane. »Eigentlich wurden sie nie richtig bekämpft. Wir haben uns eben damit abgefunden, dass es sie gibt.«
»Danke, das genügt«, sagte der Tiermeister. »Richten Sie Vargo unsere Grüße aus und sagen Sie ihm, er möchte Waffen und Ausrüstung bereit halten, für den Fall, dass einem von uns der Ausbruch gelingt.«
Der Bote schaute ihn verwundert an.
»Aber Ihr Gefängnis ist absolut ausbruchsicher.«
»Es gibt kein absolut sicheres Gefängnis«, entgegnete Corpkor. »Werden Sie veranlassen, dass Vargo unsere Wünsche erfüllt?«
»Selbstverständlich«, sagte der Vargane.
Als er gegangen war, richteten sich die Blicke von Fartuloon, Eiskralle und Ischtar auf den Tiermeister.
»Du willst die Valtoren zu deinen Helfern machen, nicht wahr?«, fragte Fartuloon schließlich.
Corpkor nickte.
»Das will ich – und ich denke, dass es mir gelingt. Du und Eiskralle, ihr solltet die elektronischen Wachsysteme unseres Gefängnisses, falls welche vorhanden sind, suchen, lokalisieren und definieren. Ich hoffe, meine Valtoren dazu bewegen zu können, diese Anlagen lahmzulegen.«
*
Ischtar fütterte ihren Sohn und beobachtete dabei ihre Gefährten, die ihre Aktionen systematisch vorbereiteten.
Corpkor kümmerte sich weder um Ischtar noch um Fartuloon und Eiskralle. Er rief durch Pfeifsignale die Valtoren herbei, mit denen er bereits Kontakt gehabt hatte. Der Valtor, der sich zuerst hinter dem Lüftungsgitter bemerkbar gemacht hatte, schien eine führende Stellung unter seinesgleichen einzunehmen. Der Tiermeister nannte ihn Rinecco, nach einer alten arkonidischen Tiersage.
Nach einiger Zeit hatte er Rinecco daran gewöhnt, auf seinen Namen zu hören. Rinecco seinerseits sorgte dafür, dass seine Artgenossen ihre Scheu vor dem riesigen zweibeinigen Lebewesen verloren und vermittelte zwischen dem Tiermeister und ihnen. Zweifellos übernahm er die Rolle des Vermittlers nicht aus uneigennützigen Motiven. Er wollte seinen Rang als Anführer nicht an Corpkor abtreten; deshalb sorgte er dafür, dass seine Artgenossen ihre Befehle nicht von Corpkor direkt erhielten, sondern über ihn.
Corpkor seinerseits respektierte den Willen Rineccos zur Behauptung seines Ranges. Das sicherte ihm nicht nur die Freundschaft des Anführers, sondern es war für ihn auch leichter, sich dem intelligentesten Tier der Gruppe verständlich zu machen als jedem einzelnen Valtor.
Nachdem er soweit war, fing für ihn der schwierigste Teil seiner Aufgabe an. Es galt, den Valtoren begreiflich zu machen, dass er etwas von ihnen wollte, was er ihnen nicht direkt zeigen konnte. Bei Lebewesen, die ganz auf Anschaulichkeit angelegt sind und denen abstraktes Denken völlig fremd ist, stellt das immer ein schwieriges Problem dar.
Da auch der Tiermeister keine Wunder vollbringen konnte, musste er Schritt für Schritt vorgehen. Zuerst besorgte er sich ein Kleidungsstück Chapats, von dem er annahm, dass Atlan es irgendwann in den Händen gehabt hatte. Dieses Kleidungsstück hielt er Rinecco vor.
Rinecco schnupperte daran, dann stieß er seine Schnauze durch das Gitter und bewegte die Nase heftig schnüffelnd, während er sie auf Chapat richtete.
Corpkor gab durch zwei Pfiffe eine Bejahung und eine Verneinung bekannt. Das verwirrte den Valtor erwartungsgemäß, aber nach und nach gelang es dem Tiermeister, dem Valtor beizubringen, dass er die Quelle des gleichartigen Geruchs nicht bei Chapat, sondern in einer weit entfernten Gegend aufspüren sollte.
Was Corpkor vollbrachte, war eine Meisterleistung der Dressur, aber es ließ sich nicht nur mit Dressur allein erklären. Tiere zu dressieren, ist eine Sache unendlicher Geduld und vieler Tage, Wochen oder gar Monate. Corpkor schaffte das, wozu ein anderer vielleicht sechs Wochen intensiver Arbeit gebraucht hätte, nur deshalb in wenigen Stunden, weil er eine geniale Begabung besaß, auf ein Tier einzugehen und in ihm Kooperationsbereitschaft in höchstem Maße zu aktivieren.
Vielleicht spielte sogar eine Art Telepathie mit, aber darüber äußerte sich der Tiermeister nie. Wahrscheinlich war es auch keine Telepathie im Sinne von Gedankenübertragung, sondern nur eine Fähigkeit, sich auf den sechsten Sinn eines Tieres einzustimmen, der fast allen technisch orientierten Intelligenzen verschlossen bleibt.
Jedenfalls schaffte Corpkor es, den Valtoren beizubringen, dass sie sich in immer weiteren Kreisen auf die Suche nach jemandem machen sollten, dem der übermittelte Geruch anhaftete. Aber das war längst nicht alles. Er brachte es sogar fertig, dass die Tiere sich anfassen ließen, so dass er ihnen an Halsbändern, die er aus zerrissenen Plastiktüchern anfertigte, schriftliche Botschaften an Atlan mitgeben konnte.
Rinecco unterstützte den Tiermeister dabei, indem er seine Artgenossen dicht genug ans Lüftungsgitter drängte und sie anfauchte, wenn sie vor Corpkors Hand zurückweichen wollten.
Nachdem drei der Valtoren mit einer Nachricht versehen worden waren, trieb ihr Anführer sie auf den Weg. Danach kehrte er zum Lüftungsgitter zurück, schob seine Schnauze hindurch und stieß mit ihr vertrauensvoll an Corpkors Hand.
Der Tiermeister lächelte.
Als die Videoprojektion des Himmels einen Sonnenuntergang simulierte, begaben Crysalgira und ich uns zu einer der Hütten, die in der paradiesischen Landschaft standen.
Die Varganinnen und Varganen, die sich bereithielten, um uns als Fortpflanzungspartner zu dienen, sobald wir dazu bereit waren, schauten uns nach. Doch sie waren tatsächlich gut erzogen beziehungsweise geschult worden. Sie waren niemals aufdringlich, sondern hielten sich zurück.
Natürlich hatten sowohl Crysalgira als auch ich zahlreiche glutvolle Blicke von Frauen und Männern aufgefangen. Doch das war ganz natürlich. Immerhin war die Prinzessin eine außergewöhnlich schöne Frau, und ich wusste aus einigen Erfahrungen, dass Frauen beim Anblick eines hochgewachsenen durchtrainierten Mannes, dessen Gesicht und Bewegungen den Abenteurer verrieten, sehr schnell schwach zu werden pflegten. So gesehen, mussten wir die betreffenden Blicke als Komplimente auffassen.
Mir gelang das, vielleicht, weil Männer das Umschwärmtsein brauchten, auch wenn sie eine feste Bindung eingegangen sind und gar nicht beabsichtigen, sie zu brechen. Frauen haben größtenteils auch nichts gegen bewundernde Blicke, aber wenn sie sich gefühlsmäßig bei einem Mann stark engagiert haben, empfinden sie zu intensives Augenflirten schon als aufdringlich.
Jedenfalls fauchte Crysalgira wie eine Katze, als wir die Hütte betraten.
»Diese lüsternen Kerle haben sich verrechnet!«, schimpfte sie. »Wenn mir einer zu nahe tritt, werde ich ihm jeden Knochen im Leib einzeln brechen.«
Ich legte einen Arm um ihre Taille und lächelte sie beruhigend an.
»Du tust diesen Männern Unrecht, Kleines. Sicher, sie begehren dich, aber aus ihren Blicken haben eher Verehrung und Werbung gesprochen, nicht plumpe Lüsternheit. Womit ich nicht sagen möchte, dass du ihrem Werben nachgeben sollst. Im Gegenteil, ich werde alles tun, um dich davor zu bewahren, Zuchtmutter eines neuen Varganengeschlechts zu werden.«
Crysalgira drückte ihren Kopf an meine Brust.
»Du bist so gut, Atlan. Ich weiß nicht, was aus mir würde, wenn ich dich nicht hätte. Wahrscheinlich hätte ich mir aus Verzweiflung längst das Leben genommen.«
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