Atlan 560: Eine einsame Sonne - Hubert Haensel - E-Book

Atlan 560: Eine einsame Sonne E-Book

Hubert Haensel

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Beschreibung

Mehr als 200 Jahre lang war die SOL, das Fernraumschiff von Terra, auf seiner ziellosen Reise durch die Tiefen des Alls isoliert gewesen, bis Atlan in Kontakt mit dem Schiff kommt. Die Kosmokraten haben den Arkoniden entlassen, damit er sich um die SOL kümmert und sie einer neuen Bestimmung zuführt. Jetzt schreibt man an Bord des Schiffes den Juni des Jahres 3792, und der Arkonide hat trotz seines relativ kurzen Wirkens auf der SOL bereits den Anstoß zu entscheidenden positiven Veränderungen im Leben der Solaner gegeben - ganz davon abgesehen, dass er gleich nach seinem Erscheinen die SOL vor der Vernichtung rettete. Inzwischen hat das Generationenschiff viele Lichtjahre zurückgelegt, und die Solaner haben in dieser Zeit viele Konflikte mit Gegnern von innen und außen mehr oder weniger unbeschadet überstanden. Unter Breckcrown Hayes, dem neuen High Sideryt, bahnt sich nun eine weitere Stabilisierung und Normalisierung an Bord an. Allerdings sorgen unerwartete Ereignisse immer wieder für Unruhe. So geschieht es auch auf dem Weg zur Kugelgalaxis Ploohnei. Mitten im Leerraum stößt man auf etwas, das es gar nicht geben dürfte. Dieses Etwas ist EINE EINSAME SONNE ...

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Seitenzahl: 122

Veröffentlichungsjahr: 2012

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Nr. 560

Eine einsame Sonne

Die Roxharen kehren zurück

von Hubert Haensel

Mehr als 200 Jahre lang war die SOL, das Fernraumschiff von Terra, auf seiner ziellosen Reise durch die Tiefen des Alls isoliert gewesen, bis Atlan in Kontakt mit dem Schiff kommt.

Die Kosmokraten haben den Arkoniden entlassen, damit er sich um die SOL kümmert und sie einer neuen Bestimmung zuführt. Jetzt schreibt man an Bord des Schiffes den Juni des Jahres 3792, und der Arkonide hat trotz seines relativ kurzen Wirkens auf der SOL bereits den Anstoß zu entscheidenden positiven Veränderungen im Leben der Solaner gegeben – ganz davon abgesehen, dass er gleich nach seinem Erscheinen die SOL vor der Vernichtung rettete.

Inzwischen hat das Generationenschiff viele Lichtjahre zurückgelegt, und die Solaner haben in dieser Zeit viele Konflikte mit Gegnern von innen und außen mehr oder weniger unbeschadet überstanden.

Unter Breckcrown Hayes, dem neuen High Sideryt, bahnt sich nun eine weitere Stabilisierung und Normalisierung an Bord an. Allerdings sorgen unerwartete Ereignisse immer wieder für Unruhe.

Die Hauptpersonen des Romans

Bora St. Felix – Sprecherin der Buhrlos.

Jason McPhillis – Ein Buhrlo fliegt in die Irre.

Atlan – Der Arkonide auf Roxha.

Breckcrown Hayes – Der High Sideryt steuert die SOL in die »tote Zone«.

Wylt'Rong

1.

Die winzigen Lichtpunkte inmitten samtener Schwärze waren Galaxien; Millionen Lichtjahre trennten sie voneinander – Bruchstücke einer unbegreiflichen Schöpfung.

Nur wer in kosmischen Maßstäben zu denken vermochte, konnte die Bewegung der fernen Milchstraßen erahnen und ermessen, welcher Vielfalt von Leben sie Heimat waren.

Der Anblick faszinierte ...

Bora St. Felix fühlte die Ewigkeit. Sie erschauderte, löste den Blick aber dennoch nicht von den leuchtenden Nebeln, den Spiralen, Balken und Kugeln, in denen sich Hunderttausende von Sternen ballten.

All das war wie eine stumme Verheißung.

Würde die Menschheit eines Tages auch von jenen Welten Besitz ergreifen, die heute noch unerreichbar schienen? Neue Begegnungen und Erfahrungen mochten sich daraus ergeben.

Düstere Schatten in Boras Überlegungen ließen sich nicht vertreiben, riefen Unruhe hervor und nagende Zweifel. Irritiert fuhr die Buhrlo-Frau sich mit der Hand übers Gesicht.

Die Menschheit, dachte sie bitter. Gehören wir, die man »Weltraumgeborene« nennt, überhaupt dazu?

Eigentlich war alles besser geworden. Die Buhrlos hatten nicht mehr das Gefühl, nur geduldet zu sein, an Bord der SOL wurden sie inzwischen geachtet, von manchem sogar beneidet. Immerhin konnten sie sich schutzlos außerhalb des Schiffes bewegen, ihr Metabolismus passte sich dem Vakuum an.

Und gerade deshalb empfand Bora St. Felix mitunter Angst vor der Zukunft.

War sie tatsächlich die Vertreterin einer neuen Menschheit, deren Lebensraum nicht mehr nur auf Planeten, sondern auch im All lag? Oder hatte sie ihre Existenz ausschließlich einer Laune der Evolution zu verdanken? Dann würde eines Tages alles vorüber sein. Das Gefühl, in einen bodenlosen Abgrund zu stürzen, wurde übermächtig. Doch Bora hatte sich schnell wieder in der Gewalt. Was zählte, war das Jetzt, war die ungezwungene Freiheit, die sich nur in der Schwerelosigkeit des Alls bot.

Die wenigen Stunden des Aufenthalts galt es zu nutzen. Breckcrown Hayes, der neue High Sideryt, hatte auf halber Strecke zwischen All-Mohandot und der Kugelgalaxis Ploohnei, nach etwa 1.100.000 Lichtjahren, haltgemacht. Zum einen, um Maschinen und Antriebssysteme routinemäßig überprüfen zu lassen, zum anderen, um den Buhrlos einen obligatorischen Weltraumspaziergang zu ermöglichen.

Mit Hilfe des umgeschnallten Rückstoßaggregats drehte Bora St. Felix sich einmal um sich selbst. Langsam geriet erst die SZ-2 in ihr Blickfeld, dann das zylinderförmige Mittelstück des Schiffes. Sie war weit entfernt. Aber auch ohne die SOL zu sehen, hatte Bora stets gewusst, in welcher Richtung das mächtige Gebilde aus Ynkelonium-Terkonit-Verbundstahl zu suchen war. Sie spürte dessen Anwesenheit, fühlte die schwachen Gravitationskräfte, die davon ausgingen.

Die SOL verschmolz fast mit der sie umgebenden Schwärze. Nur schwach brach sich der Widerschein der fernen Galaxien auf ihrer Hülle. Und wäre da nicht der scharf abgegrenzte Lichtschein aus einigen geöffneten Schleusen gewesen, man hätte sie durchaus übersehen können.

Abermals aktivierte Bora ihr Tornisteraggregat. Mit mäßiger Geschwindigkeit entfernte sie sich weiter vom Schiff, während sie gleichzeitig ein rhythmisches Blinken voraus bemerkte. Das musste eine der Gruppen sein, die mit mehreren Plattformen aufgebrochen waren, um rasch eine möglichst große Distanz zurückzulegen.

Starke Scheinwerfer erfassten die Frau. Sie winkte erst, dann hob sie zwei Finger der linken Hand.

Alles in Ordnung!, symbolisierte dieses Zeichen.

Schwer zu schätzen, wie weit die Plattform noch entfernt war. Einen Kilometer, vielleicht auch zwei.

Bora beschleunigte schneller. Nur flüchtig dachte sie daran, was geschehen würde, wenn das Aggregat versagte.

Kometengleich zogen vier Leuchtpunkte ihre Bahn, strebten fort von der SOL. Bora St. Felix verspürte ein eigenartiges Prickeln unter der Kopfhaut. War es E-kick, jene geheimnisvolle Energieform, die dieses Gefühl hervorrief? Sie wusste es nicht, denn seit einiger Zeit kümmerte sich keiner mehr darum. Vor Monaten hatte die alte Schiffsführung die Buhrlos benutzt, um E-kick zu gewinnen, das sich während längerer Weltraumaufenthalte in ihren Körpern ansammelte. Inzwischen sprach niemand mehr davon. Es gab anderes, Wichtigeres.

Bora hatte eine der Plattformen nahezu erreicht. Es waren einfache Fahrzeuge ohne Aufbauten, und die Impulstriebwerke beanspruchten einen nicht unbeträchtlichen Teil des zur Verfügung stehenden Raumes.

Jemand hob die linke Faust.

Komm!, bedeutete das.

Bora zählte zehn Buhrlos. Zwei von ihnen mochten erst vor kurzem dem Kindesalter entwachsen sein; sie hatten sichtlich Spaß an der Schwerelosigkeit und schwebten kopfunter an ihr vorbei. Unverkennbar der Ausdruck von Glückseligkeit in ihren Augen.

Selbst hier war die grenzenlose Einsamkeit des intergalaktischen Raumes zu spüren. Flüchtig dachte Bora an die Solaner. Keiner von ihnen würde jemals dieses Gefühl in seiner ganzen Tragweite ermessen können.

*

Viel zu schnell floss die Zeit dahin ...

Von irgendwoher erklangen gedämpfte Geräusche. Schritte, die vorüberhasteten und von Geschäftigkeit zeugten, Stimmen ...

Mit geschlossenen Augen lauschte Atlan den Lauten, die das monotone Summen der auf Volllast laufenden Klimaanlage übertönten. Er hatte nur kurzen Schlaf gefunden, fühlte sich dank der belebenden Impulse seines Zellaktivators aber frisch und ausgeruht.

Viel war in den letzten Tagen und Wochen auf ihn eingestürzt, über manches musste er sich erst noch klarwerden. War es die Ungewissheit, die ihn beunruhigte? Müßig, sich um die Zukunft zu sorgen. Die Vergangenheit lehrte, dass zumeist alles anders kam.

Du fürchtest Hidden-X?

Zögernd die Bemerkung des Extrahirns, als wolle es sich ebenfalls nur behutsam an die Wahrheit herantasten.

Weshalb schweigst du?

Es gibt nichts dazu zu sagen, erwiderte Atlan in Gedanken. Jedenfalls nicht im Augenblick.

Aber dich bedrückt weit mehr, als du zuzugeben bereit bist. Zweifelst du an deiner Aufgabe?

Mitunter entwickelte das Extrahirn geradezu pedantische Züge. In solchen Situationen empfand der Arkonide seinen heimlichen Gesprächspartner häufig als lästig. So auch jetzt.

Seufzend schlug Atlan die Augen auf und starrte zur Decke empor. Er wusste um sein Ziel, kannte dessen Koordinaten, dennoch schien es nicht einfach, Varnhagher-Ghynnst zu erreichen. Unbekannte Gefahren säumten den Weg dorthin.

»Zweifel?«, murmelte Atlan schließlich, auf die letzte Bemerkung eingehend. »Nein, das ist es ganz sicher nicht.«

Was war hinter den Materiequellen geschehen, von dem er nichts mehr in seiner Erinnerung fand? Lange genug hatte er bei den Kosmokraten gelebt, vielleicht zu lange ...

Du versuchst Unmögliches, behauptete der Logiksektor, und weißt es auch. Weshalb wartest du nicht, bis die Zeit reif ist für Erklärungen?

»Warten?«, brauste Atlan auf. »Mein ganzes Leben bestand aus Warten.«

Das Extrahirn lachte.

Gestehe endlich ein, was dich wirklich bewegt. Ist es denn eine Schande, dem falschen Herrn zu dienen?

Atlan war wie elektrisiert. Mit einem einzigen Satz kam er auf die Beine.

Weißt du mehr als ich?, riefen seine Gedanken fast flehentlich.

Ich kenne nur deine geheimsten Befürchtungen.

Treffen sie zu? Bin ich schon zum Agenten der negativen Mächte geworden, ohne etwas dagegen tun zu können?

Keiner von uns kennt die Antwort darauf. Du denkst jetzt an Chail, weil dir dort zum ersten Mal Bedenken kamen. Widme dich lieber der Gegenwart, und denke an deine Erfolge.

Ja, nickte der Arkonide. Du hast Recht, wie immer. In All-Mohandot legten wir den Grundstock für eine Friedenszelle; weitere Zerstörungen wird es dort nicht mehr geben. Zweifellos sind Pluuh und Ysteronen in der Lage, für alle segensreiche Beziehungen aufzubauen. Irgendwann wird unser Gegenspieler deshalb erneut versuchen, uns auszuschalten. Je schneller wir uns Varnhagher-Ghynnst nähern, desto eher könnte das der Fall sein.

Atlan verließ SOL-City zur Zentrale hin, wo er Breckcrown Hayes vorzufinden hoffte. Er fühlte, dass die nahe Zukunft noch einige Überraschungen bereithielt.

Der Aufenthalt im Leerraum, obwohl Atlan bisher nur sehr wenig davon mitbekommen hatte, machte ihn kribbelig. Es interessierte ihn, wie weit die Wartungs- und Kontrollarbeiten inzwischen gediehen waren, denn je eher man den Flug fortsetzte, desto besser.

*

Mit bloßem Auge war die SOL nicht mehr auszumachen. Aber Bora St. Felix spürte die Gravitation des mächtigen Raumschiffs, die so etwas wie Geborgenheit vermittelte. Und gerade deshalb verstand sie die allmählich aufkommende Unruhe nicht, die von vielen Besitz ergriff.

Aneinandergekoppelt trieben die vier Plattformen dahin. Man war allein und hatte die anderen Buhrlos längst weit hinter sich gelassen.

Gedankenverloren starrte Bora den verwaschenen hellen Fleck an, der All-Mohandot sein musste. Nach einer Weile wurde sie von stärker werdenden Vibrationen aufgeschreckt. Jemand war im Begriff, das Triebwerk hochzufahren.

Im Nu kam die Buhrlo-Frau auf die Beine. Sie sah, dass auch andere erschraken.

Alles in Ordnung!, wurde ihr bedeutet. Aber Bora schüttelte den Kopf und schwebte hinüber zu dem Mann, der die Kontrollen bediente.

Die Leistung des Impulstriebwerks wurde rasch gesteigert.

Was soll das?, wollte sie wissen. Sie hatte Jason McPhillis anrempeln müssen, um ihn auf sich aufmerksam zu machen.

Er faltete die Hände zur Antwort:

Zurück in die SOL!

Abermals schüttelte Bora den Kopf. Sie deutete hinter sich.

Von dort kamen wir ...

Ihr Gegenüber bedachte sie mit einem mitleidigen Blick. Dann lehnte er entschieden ab und begann erneut zu schalten, als sie sich zwischen ihn und die Kontrollen zwängte.

Wir fliegen in die falsche Richtung!, besagte ihre Geste. McPhillis antwortete mit einem schroffen Nein!, versuchte, sie von sich zu stoßen, doch Bora klammerte sich an ihn und zwang ihn so, vom Instrumentenpult abzulassen.

Einige Buhrlos kamen näher. In ihren Gesichtern drückte sich teils Unverständnis, teils Widerwille aus.

Bevor jemand sie daran hindern konnte, hatte Bora St. Felix mit blitzschnellen Griffen das Triebwerk wieder gedrosselt.

McPhillis vollführte eine wütende Bewegung.

Bora wehrte entschieden ab. Sieben Stunden weilten sie inzwischen außerhalb der SOL – es wurde Zeit, an Bord zurückzukehren.

Unter den wenig günstigen Bedingungen im Leerraum vermochten die Chloroplasten in den unteren Zellschichten der Haut nicht einmal mehr genug Sauerstoff zu erzeugen, um sich selbst am Leben zu erhalten. Sie mussten also ebenfalls von den Vorräten zehren, wodurch dem betroffenen Buhrlo nur wenige Stunden für seinen Weltraumspaziergang blieben.

Bora machte ihre Meinung unmissverständlich deutlich. Auch, dass sie nichts davon hielt, jetzt noch weiter zu fliegen. Es gab nichts hier draußen, was ein solches Handeln gerechtfertigt hätte.

Warum behinderst du mich dann?, wollte ihr Gegenüber wissen.

Sie deutete in die Richtung, in der die SOL stehen musste. Zu ihrer Überraschung stieß sie bei fast allen auf Unglauben. Hätte man Massetaster mitgeführt, die Frage wäre schnell zu klären gewesen, so jedoch verhärteten sich die Standpunkte innerhalb weniger Minuten. Bora verstand nicht, wie man die schwach wahrzunehmende Massenanziehung des Raumschiffs einfach ignorieren konnte. Zum Glück stand sie mit ihrer Meinung nicht völlig allein da. Von den anderen Plattformen schwebten Buhrlos heran; und vereinzelt erhielt sie Zustimmung aus der größer werdenden Menge, die sich um sie herum bildete.

Abermals deutete Bora St. Felix auf den verwaschenen Fleck von All-Mohandot.

Dort ist die SOL ...

Sie ließ die Arme sinken, als ein Schatten die Sternenballung innerhalb eines einzigen Augenblicks verdunkelte. Konnte es einen besseren Beweis geben?

Jason McPhillis zuckte nur mit den Achseln.

Das besagt noch lange nichts, meinte er.

Es ist die SOL.

Sicher, nickte McPhillis. Ist es auch die richtige?

Bora zuckte zusammen, hatte sich aber sofort wieder in der Gewalt.

Wie meinst du das?, wollte sie wissen.

Er legte die Handkanten aneinander und blickte kurz in die geöffneten, leicht gekrümmten Hände – das Zeichen für Spiegel.

Nein! Bora reagierte ungehalten. Das ist Unsinn. Inzwischen war der Schatten weitergezogen und gab den Blick auf die immerhin 1,1 Millionen Lichtjahre entfernte Galaxis wieder frei. Jeder von euch hat sie gesehen. Was ist los, dass ihr es nicht wahrhaben wollt?

McPhillis, beinahe um einen Kopf größer als Bora, packte sie an den Schultern und zwang sie herum.

Weshalb sollte das, was wir eben gesehen haben, nicht die Spiegel-SOL sein?

Weil ich auf ihre Ausstrahlung achte.

Wir spüren das Schiff auch, Bora. Allerdings in entgegengesetzter Richtung.

Dann irrt ihr euch, wollte sie antworten, kam jedoch nicht dazu, weil zwei jüngere Buhrlos sie sanft, aber bestimmt zur Seite schoben. McPhillis nutzte die sich bietende Gelegenheit, um wieder an das Schaltpult zu gelangen. Es kam zu einem kurzen Handgemenge, das jene verloren, die Boras Ansicht vertraten. Widerwillig mussten sie sich fügen. Da war etwas, was sie aufwühlte, was in ihnen nagte und sie zweifeln ließ, je länger sie über das Vorgefallene nachdachten. Selbst Bora blieb davon nicht verschont. Allerdings bestärkte das nur ihre Vermutungen, dass Dinge im Gange waren, die weit jenseits ihres Wahrnehmungsvermögens lagen.

McPhillis beschleunigte erneut. Aber noch gab die Frau sich nicht geschlagen.

Wo ist nun die SOL?, wollte sie wissen.

Irgendwo vor uns, wurde ihr bedeutet.

*

Kurz bevor Atlan in der Zentrale eintraf, hatte der High Sideryt diese nach einem anstrengenden vierzehnstündigen Arbeitstag verlassen, um sich ein wenig Ruhe zu gönnen. Es war eine Stunde nach Mitternacht Bordzeit, entsprechend gedrosselt schlug der Puls des Schiffes.

Der Arkonide verharrte flüchtig und ließ seinen Blick schweifen, dann hatte er Bjo Breiskoll entdeckt, der scheinbar gedankenverloren vor dem großen Panoramabildschirm stand und die Projektion anstarrte. Doch kaum setzte Atlan sich wieder in Bewegung, als der Katzer sich geschmeidig zu ihm umwandte. Ein verlegenes Lächeln huschte über seine Züge.

Gallatan Herts, Ex-Magnide und nunmehr Stabsspezialist, dem die Leitung der Hauptzentrale oblag, schwang mit seinem Sessel herum und nickte Atlan schweigend zu.

Außer Herts taten noch Vorlan Brick, Curie van Herling und ein halbes Dutzend Männer und Frauen des technischen Personals Dienst.

Atlan wechselte einige belanglose Worte mit Gallatan Herts, wobei er erfuhr, dass Hayes sich erst vor wenigen Minuten zurückgezogen hatte. Er winkte Curie van Herling grüßend zu, die jetzt Chefin des Funk- und Ortungspersonals war, und wandte sich an Breiskoll:

»Bjo?«

Unverkennbar der fragende Ton in seiner Stimme.

Der Katzer wirkte angespannt. Er deutete auf den Bildschirm.