3,99 €
Niedrigster Preis in 30 Tagen: 4,99 €
Er bringt nicht nur Eis zum Schmelzen ...
Cash Gardner ist der heißeste Barkeeper in Atlanta. Die Frauen stehen bei ihm Schlange, und sie alle kennen die Regeln: keine Beziehung, keine Versprechen. Also genau der Typ Mann, den ich in meinem Leben gerade nicht gebrauchen kann. Ich bin auf der Suche nach etwas Festem, Dauerhaftem. Etwas mit Zukunft. Aber ich kann nichts dagegen tun - Cash schleicht sich immer wieder in meine Gedanken. Und er kennt Mittel und Wege, die eine Frau nicht nur ihre Vergangenheit, sondern sogar ihren eigenen Namen vergessen lassen. Trotzdem sollte ich lieber nicht mit dem Feuer spielen - Cash ist nämlich so heiß, dass ich mich verbrennen könnte ...
Kühle Drinks und eine heiße Affäre - "Cash" sorgt für prickelnden Lesegenuss. eBooks von beHEARTBEAT - Herzklopfen garantiert.
Und die nächste heiße Geschichte lässt nicht lange auf sich warten - mit "Knox" kommt ein neuer Bad Boy in die Stadt.
Das E-Book können Sie in Legimi-Apps oder einer beliebigen App lesen, die das folgende Format unterstützen:
Seitenzahl: 388
Veröffentlichungsjahr: 2018
Cover
Über dieses Buch
Über die Autorin
Titel
Impressum
Widmung
KAPITEL 1 CASH
KAPITEL 2 CASH
KAPITEL 3 SAVANNAH
KAPITEL 4 CASH
KAPITEL 5 SAVANNAH
KAPITEL 6 SAVANNAH
KAPITEL 7 CASH
KAPITEL 8 CASH
KAPITEL 9 SAVANNAH
KAPITEL 10 CASH
KAPITEL 11 SAVANNAH
KAPITEL 12 SAVANNAH
KAPITEL 13 CASH
KAPITEL 14 CASH
KAPITEL 15 SAVANNAH
KAPITEL 16 SAVANNAH
KAPITEL 17 CASH
KAPITEL 18 SAVANNAH
KAPITEL 19 CASH
KAPITEL 20 SAVANNAH
KAPITEL 21 CASH
EPILOG
DANKSAGUNG
Cash Gardner ist der heißeste Barkeeper in Atlanta. Die Frauen stehen bei ihm Schlange, und sie alle kennen die Regeln: keine Beziehung, keine Versprechen. Also genau der Typ Mann, den ich in meinem Leben gerade nicht gebrauchen kann. Ich bin auf der Suche nach etwas Festem, Dauerhaftem. Etwas mit Zukunft. Aber ich kann nichts dagegen tun – Cash schleicht sich immer wieder in meine Gedanken. Und er kennt Mittel und Wege, die eine Frau nicht nur ihre Vergangenheit, sondern sogar ihren eigenen Namen vergessen lassen. Trotzdem sollte ich lieber nicht mit dem Feuer spielen – Cash ist nämlich so heiß, dass ich mich verbrennen könnte …
Eve Jagger wurde in Georgia geboren und liebte schon früh das Schreiben. Doch erst seit einigen Jahren widmet sie sich vollkommen ihren Geschichten. In den USA wurde sie als USA-Today-Bestsellerautorin bekannt durch ihre Sexy-Bastard-Reihe, die jetzt auch auf Deutsch veröffentlicht wird.
Sie ist Mutter von zwei Kindern und lebt mit ihrem Mann im Süden der USA, wo sie sich für weitere heiße Geschichten inspirieren lässt.
EVE JAGGER
ATLANTA BAD BOYS
Cash
Aus dem Amerikanischenvon Michael Krug
beHEARTBEAT
Deutsche Erstausgabe
»be« – Das eBook-Imprint von Bastei Entertainment
Für die Originalausgabe:
Copyright © 2015 by Eve Jagger
Titel der amerikanischen Originalausgabe: »Cash«
Published by arrangement with Bookcase Literary Agency and Rebecca Friedman Literary Agency.
The moral rights of the author have been asserted.
Die Persönlichkeitsrechte des Autors wurden gewahrt.
Für diese Ausgabe:
Copyright © 2018 by Bastei Lübbe AG, Köln
Textredaktion: Anita Hirtreiter
Lektorat/Projektmanagement: Johanna Voetlause
Covergestaltung: Guter Punkt, München | www.guter-punkt.de nach einer Vorlage von Jennifer Watson – Social Butterfly PR
unter Verwendung von Motiven © Eve Jagger
eBook-Erstellung: Jilzov Digital Publishing, Düsseldorf
ISBN 978-3-7325-6219-0
www.be-ebooks.de
www.lesejury.de
Für meine Mutter.
Ich liebe dich mehr als alle Sterne am Himmelund alle Grashalme auf der Erde.
Mit zwei Dingen im Leben muss man vorsichtig umgehen: Frauen und Cocktails. Treibt man es bei einer Frau zu weit, wird man nur mit Boxershorts bekleidet vor die Tür gesetzt – ich spreche aus Erfahrung, das ist nicht schön. Schüttelt man einen Cocktail zu heftig, versaut man den Geschmack. Aber wenn alles passt, verwandeln meine überaus kompetenten Hände beides in Magie.
Das Altitude ist gerammelt voll, doch so ist es schon, seit wir es eröffnet haben. Die lange Bar erstreckt sich vor mir, die Menge versammelt sich, bereit für eine Show. Mit der Arbeit als Barkeeper habe ich mir das Studium finanziert, und auch nach vier Jahren erstklassiger Ausbildung schlage ich mich immer noch lieber mit Schütteln, Rühren und Mixen durchs Leben – sehr zum Verdruss meiner Eltern. Allerdings zahlen sie nicht meine Rechnungen, also haben sie dabei nicht mitzureden.
Die Flaschen fühlen sich natürlich in meinen Händen an, wenn ich Rum und Limettensaft dosiere. Die Frau mir gegenüber trägt ein blaues Kleid, das wie aufgemalt aussieht, und die Goldkette um ihren Hals lenkt den Blick geradewegs auf ihre weiblichen Reize. Sie betastet die Kette, und meine Finger verlieren beinah den Halt an der Flasche. Ich schenke ihr ein charmantes Lächeln, bei dem erwiesenermaßen schon mehr als eine Frau dahingeschmolzen ist.
An alle Kerle in der Bar: Sorry, Jungs, aber die Aufmerksamkeit gilt mir.
Sie wickelt sich eine Haarsträhne um den Finger, und ich kann mir gut vorstellen, wie ihre Mähne auf meinem Bett ausgebreitet aussehen würde. Sie ist nicht wie die Frauen, mit denen ich aufgewachsen bin. Für die zählt nur, wie viel Geld ein Typ hat. Die würden keinen Fuß in einen solchen Klub setzen, um ihren Ruf nicht zu ruinieren. Unsere Gäste sind zwar schon betucht, vor allem, wenn Ryder eine Kampfnacht veranstaltet, aber sie gehören nicht zur High Society. Ihnen ist egal, was ihre Freunde im Country Club vielleicht denken, und es geht ihnen nicht ausschließlich um Profit. Unser Publikum ist eine Mischung aus den Neureichen von Atlanta und Stammgästen aus dem Viertel. Egal, ob man eine Kneipentour durch die Stadt macht und auch mal bei uns vorbeischaut oder sich hier auf einen Drink trifft, um das Wochenende einzuleiten – im Altitude sind die Leute richtig, denn unsere Bar ist zeitlos.
Nachdem ich den Cocktail in ein Glas eingeschenkt habe, will ich ihn noch garnieren, doch die Schönheit im blauen Kleid streckt bereits die Hand nach ihrer Bestellung aus. Ich packe ihr Handgelenk. Unter meinen Fingern beschleunigt sich ihr Puls, und ich sehe ihr in die Augen. Dieses Prachtexemplar ist definitiv bereit zum Spielen. Sie zwinkert mir zu.
»Ist noch nicht fertig«, sage ich und lasse sie los.
»Ich weiß nicht, ob ich warten kann.«
»Oh, ich denke, das kannst du. Steigert den Genuss«, verspreche ich ihr mit leiser, tiefer Stimme. Ich greife mir einen frischen Minzezweig und reiße ein paar Blätter davon ab, wobei ich den Blickkontakt die ganze Zeit aufrechterhalte.
»Was hat dir die Minze bloß getan?«, fragt sie kokett.
»Sie ist sehr unanständig gewesen.«
Die heiße Braut zieht die Augenbrauen hoch. »Sie ist nicht die Einzige, die heute Nacht unanständig ist.«
Ich schnippe gegen die Blätter. »Ein kleiner Klaps, und schon gibt sie das ganze Aroma frei.« Damit zwinkere ich ihr zu, lasse die Minzeblätter in den Cocktail fallen und präsentiere ihn ihr. »Koste jetzt.«
Sie probiert den Drink. Es geht nichts über eine wunderschöne Frau, die einen perfekten Cocktail genießt – außer vielleicht eine Frau nach dem Sex. Ich beuge mich zu ihr, damit ich ihr ins Ohr flüstern kann. »Siehst du? Geduld ist eine Tugend, die sich lohnt.«
»Und wenn ich es aber eilig habe?«
Ich will ihr gerade schildern, was genau passieren wird, wenn sie es eilig hat, als eine männliche Stimme meinen Gedankengang unterbricht.
»Jane?«
Ein Kerl kommt herübergeschlendert und legt einen Arm um ihre Schultern, woraufhin sie zu mir gewandt verstohlen die Augen verdreht und versucht, ihn runterzuspielen.
»Schön, dass du dich auch mal blicken lässt. Ich habe mir gerade etwas zu trinken bestellt.« Erneut zwinkert sie mir zu. Eine Frau wie sie könnte einen Typen wie den locker in die Wüste schicken, und ich hätte nicht übel Lust, sie genau dazu anzuspornen. Meine Arbeitsweise sieht kein Zurückstecken vor Deppen wie diesem Kerl vor.
Der Mann nimmt ihr den Drink aus der Hand und kostet davon. »Nicht übel«, meint er und zuckt mit den Schultern. »Ich nehme dasselbe wie meine Freundin.« Die Bemerkung ist an mich gerichtet. Wink mit dem Zaunpfahl verstanden. Ich mixe so schnell einen zweiten Drink, es ist ein Wunder, dass dabei keine Flaschen zu Bruch gehen. Dann schiebe ich den Cocktail dem Begleiter der Frau zu und gehe.
»Auf die Geduldigen«, ruft sie mir nach und trinkt einen Schluck. Ich kann mir nur ausmalen, wie ihre dunklen Augen aussehen würden, wenn sie kommt.
Aber dafür ist es zu spät. Wird nicht mehr passieren, Lady. In dieser Bar treiben sich genug Single-Frauen herum. Der Freund zieht sie weg. Umso besser für mich. Ich schenke ihr keine Beachtung mehr. Ich bin nicht scharf auf bereits Vergebene. Also widme ich mich wieder der Arbeit, bis ich ein Kichern höre.
Jackson ist hinter die Bar gekommen und schnappt sich gerade ein paar Biere.
»He, verzieh dich, das ist mein Reich«, scherze ich. »Du entwirfst die Kneipen, ich schenke den Alk aus.«
»Ja, ja. Wenn du nicht so beschäftigt mit Flirten wärst, müsste ich mich vielleicht nicht selbst bedienen.«
»Ich bin total multitaskingfähig«, kontere ich. »Aber falls du Nachhilfe im Umgang mit dem weiblichen Geschlecht brauchst, helfe ich dir gern aus. Bei dir fangen wir am besten mit den Grundlagen an und heben uns den Fortgeschrittenenkurs für später auf.« Ich sichte zwei heiße Blondinen, die gerade Arm in Arm eintreffen und definitiv den Eindruck vermitteln, auf der Suche nach Spaß zu sein. »Und da wir gerade davon reden: geballte Doppelladung da drüben in der Ecke.«
Jackson schnaubt und reicht mir ein Bier. »Eines Tages wird es mir eine echte Freude sein, mit anzusehen, wie dich eine Frau in Beziehungsketten legt.« Er trinkt einen Schluck von seinem Bier.
Wir können es uns beide nicht verkneifen, zu Ryder und Cassie zu schauen. Die zwei haben sechs Monate hinter sich, doch es dürfte auf lebenslänglich hinauslaufen.
»Wird nie passieren«, entgegne ich und proste ihm mit meinem Bier zu. Dann trinke ich einen Schluck und stelle es beiseite. Ich muss weiterarbeiten, und es gibt nichts Geileres, als wenn der Laden gerammt voll ist.
Jackson wirft mir ein weiteres Bier zu. Ich fange die Flasche geschickt auf und jongliere sie zusammen mit den beiden anderen. Meine Bewegungen dabei sind eher angeberisch als technisch versiert. Die Gäste jubeln. Das ist das wahre Leben. Ryder kann mit Cassie so glücklich sein, wie er will, aber ich werde als Junggeselle leben und sterben. Manche Kerle sind zufrieden mit nur einer Frau, ich dagegen denke mir: Warum den anderen das Vergnügen verweigern?
Ich arbeite mich durch die Schlange an der Bar, mixe Drinks und erkundige mich nach Namen. Eine Brünette mit einem Komm und besorg es mir-Lächeln sieht von der Karte auf.
»Was du willst, steht nicht auf der Karte«, sage ich zu ihr, nehme sie ihr schwungvoll aus der Hand und werfe sie lässig über meine Schulter.
»Und woher weißt du das?«
»Weil du«, sage ich, ergreife eine Flasche mit Hochprozentigem und gieße einen steten Strom in einen mit Eis gefüllten Shaker, »etwas Neues ausprobieren willst. Etwas, das dir hilft, dich fallen zu lassen. Und dafür bin ich da.«
»Um mich aufzufangen, wenn ich falle? Oder um mir zu helfen, mich überhaupt erst fallen zu lassen?«
Sie ist kokett. Ich spiele mit. »Beides.«
Als ich den Mixbecher kurz schüttle, beobachtet sie meine Arme. Nachdem ich ihren Drink eingeschenkt habe, schiebe ich ihn ihr über die Theke zu, während sie etwas auf eine Serviette kritzelt, die sie ihrerseits zu mir schiebt. Ihre Telefonnummer.
»Rufst du mich mal an?«, fragt sie betont beiläufig.
»Worauf du dich verlassen kannst.« Ich stecke die Serviette ein und lasse die Frau mit einem köstlichen Drink und einem Lächeln zurück – einem Lächeln, dem ich entnehme, dass noch so viel folgen wird. Aber später. Denn vorerst muss ich mich um weitere durstige Gäste kümmern. Ich serviere schnell, bis ein durchdringender Pfiff durch den allgemeinen Lärm schrillt.
»Barkeeper«, ruft eine zuckersüße Stimme, »ich verdurste hier drüben gleich.«
Ich lache. Die Stimme kenne ich, und die dazugehörige Frau ist eher feurig-pikant als zuckersüß.
»Savannah, Schätzchen«, begrüße ich sie mit einem Grinsen. »Was kann ich heute Nacht für dich tun?«
Sie lächelt zurück. »Solltest nicht du mir das sagen? Oder lassen deine speziellen Fähigkeiten nach?« In ihrer Stimme schwingt ein Hauch von Belustigung mit. Und eine Herausforderung.
»Sei nicht immer so misstrauisch.« Ich mustere sie von oben bis unten, was nie unerfreulich ist, vor allem nicht in dieser Nacht. Sie trägt ein enges marineblaues Kleid. Es schmiegt sich an ihre Kurven und bettelt förmlich darum, langsam von ihrem Körper geschält – oder schnell hochgeschoben – zu werden. Was bedeutet, dass sie ein heißes Date hat – mit irgendeinem verfluchten Glückspilz. »Ich weiß haargenau, was du brauchst.«
»Schon komisch«, erwidert sie grinsend. »Das sagen mir alle Kerle, aber irgendwie schaffen sie’s alle nicht, ihre Versprechen einzulösen.«
»Gilt nicht für mich, Süße«, kläre ich sie auf, stelle das Trinkglas ab und greife nach dem Whiskey, der es echt in sich hat. »Bei mir gibt’s keine leeren Versprechungen.«
Schwungvoll stelle ich das Glas vor ihr ab. Langsam applaudiert mir Savannah.
»Brauchst mir nicht für den Drink zu danken«, sage ich zu ihr.
»Oh nein, der Applaus war für die Serviette mit der Telefonnummer, die dir gerade ein Loch in die Tasche brennt.« Sie lässt ein wissendes Grinsen aufblitzen.
»Savy, wie immer verzaubert mich dein Charme.«
Savannah beugt sich über den Drink, dann sieht sie mit kritischem Blick zu mir auf. »Was denn, keine Minze? Sag bloß, ich bin kein unanständiges Mädchen gewesen. Aber mal im Ernst: Funktioniert die Anmache wirklich?«
»Zu deiner Information: Es hilft wirklich, die Aromastoffe freizusetzen, wenn man gegen die Minzeblätter schnippt, bevor man sie einem Drink hinzufügt.«
»Das klingt aber ziemlich geschwollen. Können dir deine Gäste da überhaupt folgen?« Savannah nippt an ihrem Whiskey. Ich muss mich zwingen, den Blick davon zu lösen, wie ihre vollen Lippen sanft am Rand des Glases saugen. Unsere gemeinsamen Freunde haben mich nämlich schon mehrfach und eindringlich gewarnt: Savannah ist tabu. Aber ein bisschen harmloses Flirten wird wohl erlaubt sein.
»Und wer ist der Glückliche heute Abend?«, erkundige ich mich. »Jedenfalls hoffe ich für dich, es läuft besser als letztes Mal.«
»Mein letztes Date war durchaus in Ordnung, schönen Dank auch«, gibt Savannah pikiert zurück.
Ich grinse. »Wirklich? Denn soweit ich gehört habe, könnte Mr. Schlabbermund den einen oder anderen Hinweis gebrauchen.«
»Wer hat dir …« Dann dämmert es ihr, und sie kneift die blauen Augen zusammen wie ein Jäger auf der Pirsch. »Cassie ist so was von tot.«
»Bevor du das Mädel meines Freunds umbringst, beschreib mir doch bitte noch mal Mr. Kostverächter. Die Geschichte hat mir auch gefallen.«
Savannah wirft mir einen finsteren Blick zu und stürzt den Rest des Whiskeys mit einer Grimasse hinunter, die ich unwillkürlich verflucht sexy finde. Die meisten jungen Frauen, die auf Pfennigabsätzen hier reinstöckeln, halten sich an Wein oder fruchtige Cocktails. Dabei gibt es kaum etwas Verruchteres als eine Lady, die einen guten Whiskey zu schätzen weiß.
»Wie viel ist in der Flasche noch drin?«, fragt sie.
Ich hebe sie an. »Für ein paar schlechte Entscheidungen reicht es bestimmt noch, würde ich sagen. Leb auch mal ein bisschen.«
»Bin dabei.«
»Wir spielen hier nicht Poker, Schätzchen, aber wenn’s so wäre, würde ich dir mit Freude helfen, den Pot zu gewinnen.«
»Und was wäre der Einsatz?«
»Nur eine Nacht mit dir«, necke ich sie. »Würde fantastisch werden. Ich kann dir garantieren, danach wärst du im siebten Himmel.«
Savannah verdreht die Augen und schiebt mir über die Theke das leere Glas zu. »Bei mir kannst du dir deine Aufreißer-Taktiken ruhig sparen.«
Ich beuge mich über die Bar und begegne ihrem Blick. »Savy, sollte ich meine Aufreißer-Taktiken je bei dir anwenden, würdest du mich anbetteln, es dir zu besorgen, und dich danach brav dafür bedanken.«
Sie versteift den Körper. Ihr Rücken strafft sich, wird mit einem Ruck kerzengerade. Ich habe sie durchschaut. Die Frau kann Whiskey pur runterstürzen, ohne mit der Wimper zu zucken, und mit ihrer Ausdrucksweise würde sie jedem Lkw-Fahrer die Schamesröte ins Gesicht treiben. Ich lehne mich zurück. Savannahs blaue Augen wirken dunkel, und ihre Lippen teilen sich, als würde sie nach einer Antwort suchen.
»Das Wort, nach dem du suchst, lautet: bitte.«
»Cash?«, sagt sie geziert und in fragendem Ton. Dabei rollt sie leicht die Schultern nach vorn, um die Aufmerksamkeit auf ihren Busen zu lenken. Und da sie ihn schon so zur Schau stellt, spähe ich hin, denn es wäre jammerschade, sich so einen Anblick entgehen zu lassen.
»Ja?«
»Bitte …«
»Bitte was? Du musst es mir schon sagen – was willst du?«
»Bitte schenk mir nach.« Sie schiebt mir ihr Glas zu.
»An deinen Fähigkeiten als Bittstellerin müssen wir noch arbeiten«, meine ich lachend. »Du hast wirklich Glück, dass ich so geduldig bin.«
Als ich ihr Glas auffülle, bemerke ich einen Kerl, der gerade hereingekommen ist: Anzug, gebügeltes Hemd, zurückgegelte Haare, Slipper. Mit einem leicht verächtlichen Gesichtsausdruck verschafft er sich einen Überblick über das kontrollierte Chaos in der Bar. Eine Einstellung für tagsüber. Dann sichtet er Savannah und bahnt sich den Weg zu uns.
Die Frau hat echt keinen guten Geschmack. »Außerdem musst du noch an deinen Fähigkeiten bei der Auswahl von Kerlen arbeiten.« Seufzend nicke ich in die Richtung des Neuankömmlings. Savannah winkt ihm zu. »Was ist er, Buchhalter?«
»Banker«, korrigiert sie mich.
Ich schnaube abfällig. »Klingt ja wahnsinnig stimulierend.«
»Woher willst du das wissen? Er könnte auch mehr als bloß ein zugeknöpfter Anzugträger sein, Cash. Denn im Gegensatz zu anderen möchte ich nicht nur eine schnelle Nummer, sondern den Richtigen finden. So wie Cassie und Ryder sich gefunden haben«, fügt sie mit einem wehmütigen Seufzen hinzu.
Unsere gemeinsamen Freunde kuscheln gerade am Ecktisch, zu gebannt voneinander, um irgendetwas von der Welt um sie herum mitzubekommen. Ich bin eigentlich nicht neidisch, aber ich muss zugeben, dass die beiden sich wirklich gesucht und gefunden haben. Damit hat Savannah schon recht. Ryder bricht mitten in irgendeiner Anekdote, die er gerade erzählt, in Gelächter aus, und Cassie legt ihm eine Hand auf die Brust, wirft den Kopf zu einem unbefangenen Kichern zurück, das mehr als nur ein paar Männern in ihrer Nähe auffällt. Die beiden sind zusammen glücklich. Richtigglücklich.
»Widerlich«, meine ich scherzhaft. »Aber he, wenn sich Ryder vom Markt nimmt, bin ich gern bereit, die entstehende Lücke zu füllen.«
»Arsch.« Savannah versetzt mir einen verspielten Stoß und hopst von ihrem Hocker. »Also, wie sehe ich aus?«
»Ohne deinen Dutt gefällst du mir noch besser«, sage ich und deute auf ihren Kopf. Sie zieht die wenigen Nadeln heraus, die ihre blonden Locken zusammenhalten, und schüttelt die Haare kräftig durch. Danach sieht sie aus, als hätte sie sich nach einer Nacht mit großartigem Sex gerade aus dem Bett gerollt.
Sie nimmt einen letzten Schluck von ihrem Drink, bevor sie ihn zu mir schiebt. »Danke für den flüssigen Mut, aber ich glaube, du brauchst ihn dringender.«
Ich bin verdutzt. »Ich? Warum?«
»Weil du diese Rein-raus-Einstellung allmählich ablegen musst. Such dir eine Frau, der du dauerhaft auf den Wecker gehen kannst. Wer weiß, vielleicht gefällt dir das ja sogar.«
Ich verdrehe die Augen. »Klar doch. Und der Banker da drüben wird sich als der beste Fick deines Lebens erweisen. Beides gleich unwahrscheinlich.«
»Ich versuch’s wenigstens.« Savannah zuckt mit den Schultern und geht dem Anzugträger entgegen.
Die Menge teilt sich für sie. Ihr Date stürzt sich wie ein Geier auf einen Kuss auf die Lippen – schwerer Fehler, Kumpel. Savannah dreht sich im letzten Moment weg und überlässt ihm nur die Wange. Sie schaut zu mir herüber, sieht mir in die Augen, und mittlerweile kenne ich sie so gut, dass ich die Bedeutung des Blicks auf Anhieb verstehe: Das wird eine lange Nacht …
Ich steuere auf den Durchgang zu, will eingreifen – ist schließlich nicht nötig, dass sie sich die nächsten Stunden lang mit einem Guppy herumschlagen muss. Aber Ryder tritt vor mich hin, als ich gerade hinter der Bar hervorgehen will.
»He«, sagt er und versperrt mir den Weg.
»Na endlich. Hat dich deine Freundin mal von der Leine gelassen?«, ziehe ich ihn auf. Wir alle lieben Cassie, aber wir können der Versuchung nicht widerstehen, ihm unter die Nase zu reiben, dass er gezähmt worden ist.
Ryder grinst bloß. »Gunner hat gerade eine Junggesellinnenabschiedsparty hereingelassen, du kannst also neuen Röcken hinterherjagen.«
»In der Hinsicht brauche ich echt keine Schützenhilfe«, sage ich. Immerhin habe ich allein von der Schicht heute Nacht vier Telefonnummern in der Tasche.
»Cassie hat mich gebeten, dir zu sagen, du sollst die Finger von Savannah lassen.«
Instinktiv lasse ich den Blick suchend über die Menge schweifen, bis ich Savannah und den Banker erspähe. Sie hat dieses coole Lächeln aufgesetzt, das besagt, sie hätte alles unter Kontrolle. Irgendetwas verrät mir, dass ich eine Hammergeschichte zu hören bekommen werde, wenn sie zu ihrem nächsten Date hier antanzt.
»Echt jetzt, warum sollte ich’s auf Savannah abgesehen haben, wenn eine Junggesellinnenabschiedsparty unterwegs zu mir ist?«
Ryder wirft mir einen ernsten Blick zu.
Keine Sorge, Cassie, mir gefällt mein Leben so, wie es ist. Ich bin nicht auf der Suche nach mehr.
Zielstrebig visiere ich die Gruppe an. Diese Mädels sind bereit dafür, Spaß zu haben und es so richtig krachen zu lassen. Sie entpuppen sich als Gewirr von Pastellfarben, wallenden Stoffen und Perlen. Ein Teil von mir will sie darauf hinweisen, dass der Country Club acht Kilometer entfernt ist. Sie sind heute Nacht hier, um ein letztes Mal die Sau rauszulassen. Und ich würde wetten, dass sich unter all dem Aufputz mehr als eine wilde Frau verbirgt. Viele von ihnen lächeln einladend, und ich spüre, dass ich später alle Hände voll zu tun haben könnte, wenn ich wollte. Nur würde ich diese Frauen nicht einmal mit einer Zange anfassen. Zeit, mir mein Geld zu verdienen. Ich trete vor sie hin und beginne mit der Show.
»Ladys, wer von euch brennt morgen mit mir durch?« Kollektiver Jubel erhebt sich von der Gruppe. Ich nehme Getränkebestellungen entgegen und will gerade anfangen, den ersten Drink zu mixen, als sich eine Frau nach vorne durchrempelt.
»Cash? Cash Gardner?« Vor mir steht eine im Frisiersalon zurechtgemachte Blondine, die noch genauso aussieht, wie ich sie in Erinnerung habe. Der Shaker erstarrt mitten in der Luft.
Sie sieht mich ganz erstaunt an. »Oh mein Gott, du bist es wirklich! Erinnerst du dich nicht? Ich bin’s, Morgan! Wir sind zusammen zur Schule gegangen, damals an der Lachlan. Ich kann nicht fassen, dass ich dir hier über den Weg laufe!«
Wie benommen starre ich sie an. Ich habe ein eigenartiges Klingeln in den Ohren, und es fällt mir schwer, mich auf Morgan zu konzentrieren. Sie plappert weiter darüber, dass sie erst letzte Woche mit meiner Mutter geredet hat, und erzählt von irgendeiner im Country Club geplanten Wohltätigkeitsgala, aber es prasselt alles wie in einer Fremdsprache auf mich ein.
Katie kommt mit ein paar Drinks herüber. Sie ist gut in ihrem Job. Sie hält den Laden mindestens genauso sehr zusammen wie wir Jungs und behält dabei immer einen Überblick über die feiernden Gäste und die Bar zur selben Zeit.
»Katie, würdest du …?« Ich drücke ihr den Shaker in die Hand und ziehe mich ans andere Ende der Bar zurück. Ich muss meinen Kopf freikriegen. Katie’s irritierter Blick wird abgelöst von einem entschlossenen Nicken, und ohne weiter nachzufragen, macht sie da weiter, wo ich aufgehört habe. Ich wende mich ab und atme tief durch.
Ich hasse es, vor Sachen davonzulaufen. Meiner Meinung nach ist es immer besser, sich seinen Problemen zu stellen. Aber das läuft nicht mit Morgan Dockson. Für sie geht es immer nur um das eine, wenn sie erst mal ihre Krallen in einen Typen geschlagen haben: Solange das Geld reinkommt, ist ihnen alles andere scheißegal.
Die Gäste am Ende der Bar sind genauso durstig wie alle anderen, also mache ich mich wieder ans Werk und gebe mein Bestes. Dadurch habe ich genug Abstand zwischen mich und Morgan gebracht. Nicht dass es schon schlimm genug gewesen wäre, dass sie überhaupt hier ist. Musste sie auch noch die Lachlan erwähnen? Das Letzte, was ich brauche, ist, dass einer der anderen Jungs davon erfährt, dass ich auf einer Privatschule war. Aber zum Glück ist gerade keiner von ihnen zu sehen. Sie würden auch einfach zu viele Fragen stellen. Wieso wohnt ein Typ wie Cash Gardner über einer Bar, wenn er doch mal eine piekfeine Privatschule besucht hat? Ihres Wissens nach bin ich einer von ihnen: ein Typ, der sich aus dem Nichts hochgearbeitet hat.
Letzter Aufruf. Die Nachzügler machen sich vom Acker, die Lichter gehen an. Ich zahle die Kellnerinnen und das übrige Barpersonal aus. Alle nicken sich gegenseitig und mir zu, bevor sie von dannen ziehen. Ich kann mich kaum noch auf den Beinen halten, als ich auf die Treppe hinauf zu meiner Wohnung zusteuere. Als ich Tür Nummer eins erreiche, kommt Jackson aus dem Büro. Er blättert durch einen Stapel Post.
»Warte«, sagt er, als ich den Schlüssel ins Schloss stecke.
»Was ist?«, brumme ich total ausgelaugt.
Jackson will den Poststapel in meine Arme abladen. »Du musst echt aus diesem Rattenloch ausziehen.«
»Ich werde es an den Architekten weitergeben«, kontere ich mit einem Grinsen.
»Sehr komisch.« Jackson drückt mir den Stapel Post an die Brust. »Ist versehentlich im Büro gelandet.«
Ich murmle etwas, will eigentlich nur noch ins Bett und schlafen, zumal ich – entgegen Ryders Prophezeiung – allein nach Hause dackle. Morgan Dockson ist anscheinend nach wie vor die schlimmste der Männerschaft bekannte Lusttöterin. Schön zu wissen, dass sich manche Dinge niemals ändern. Sie war schon in der Schule unerträglich – die Streberin, die sich immer an alle Regeln hielt und der Meinung war, alle anderen müssten das auch. Niemand konnte sie wirklich leiden. Am allerwenigsten ich.
»Na so was, du gehst heute allein nach Hause«, meint Jackson mit einem Grinsen. »Hat das was mit einer bestimmten Blondine an der Bar zu tun?«
»Mit wem?« Er konnte unmöglich bemerkt haben, wie ich wegen Morgan ausgeflippt war – oder doch? Das hätte mir gerade noch gefehlt, ihm meine Beziehung zu ihr erklären zu müssen. Eine alte Freundin aus der Grundschule? Aber wir sehen nicht mal aus, als könnten wir dieselbe Schule besucht haben. Eine, mit der ich mal kurz was hatte? Ja, das würde er mir abkaufen.
»Savannah. Du hast den Großteil der Nacht mit ihr geredet. Allerdings scheinen ihr Date und sie sich auch ziemlich gut verstanden zu haben. Hätte nie gedacht, dass du der Anheizer-Typ bist.« Er Grinst. Idiot. Savannah und mich hat nur der Zufall zusammengebracht, wir versuchen beide mit dem Umstand klarzukommen, dass sich unsere besten Freunde ineinander verliebt haben.
Ich war zu beschäftigt damit, Morgan nicht mehr zu nahe zu kommen, dass ich den ganzen Abend keine andere Frau mehr angesehen habe – nicht einmal Savannah. »Manchmal brauche ich einfach ein bisschen Zeit für mich«, sage ich und zucke mit den Schultern. Wenn er denkt, dass mich meine Eifersucht auf Savys Date so aus dem Konzept gebracht hat, macht es die Sache für mich sehr viel unkomplizierter.
»Wie du meinst, Alter. Wir sehen uns morgen.« Er winkt mir zum Abschied, als ich nach Hause aufbreche – weit habe ich es ja nicht. Meine Wohnung ist oben, über der Bar. Wahrscheinlich sollte ich mir wirklich eine neue Bleibe suchen, aber die Pendelstrecke ist einfach unschlagbar. Ich meine, überall anders würde mich der Verkehr – selbst wenn es nur über die Straße wäre – am Ende glatt umbringen. Außerdem ist es in den Nächten, in denen alle ein bisschen beschwipst werden, unheimlich praktisch: Ich brauche meine jeweilige Eroberung des Abends nur von den Beinen zu heben und kann sie in ungefähr zehn Sekunden ins Bett verfrachten.
Während ich die Tür hinter mir zutrete, sehe ich die Briefkuverts durch. Mein Apartment bietet zusammengestoppelte Gemütlichkeit. Die Einrichtung ist elegant, rustikal und größtenteils aus zweiter Hand. Warum neuen Krempel kaufen, wenn genug tadellos brauchbares Material einfach so herumsteht? Ein vom Müll geretteter antiker Fernsehtisch aus Ziegelstein und restauriertem Holz. Ein zweckentfremdeter Überseekoffer als Kaffeetisch. Ein zurechtgeschnittenes, geschmirgeltes und neu lackiertes Scheunentor als Kopfteil für das Bett. Wenn man mit brandneuem, aber schnödem Hochglanzzeug aufwächst, will man eigentlich viel lieber etwas, das sich authentisch anfühlt. Und die Wahrheit ist, ich bastle solche Dinge gern selbst. Wenn ich mit den Händen arbeite, habe ich das Gefühl, nützlich zu sein.
Ich lege die Schlüssel in der Schale neben der Tür ab und sehe weiter die Post durch. Rechnung. Rechnung. Nutzlose Werbung. Eine Postkarte von Knox, der in New York als Baseball-Profi lebt …
Gardner and Sons.
Das Schicksal, dieses launische Miststück, wirft mir am selben Tag beides in den Schoß. Zuerst Morgan, jetzt mein monatliches Schweigegeld. Noch in den Socken steuere ich die Küche an. Auf der Innenseite der Schranktür unmittelbar rechts des Spülbeckens klebt eine Liste. Es stehen zu viele Namen darauf, und es sind nicht genug davon durchgestrichen. Mein Blick wandert die Liste hinunter.
Marissa Stamretz. Herzlichen Glückwunsch.
Ich reiße das Kuvert mit dem Kontoauszug auf und sehe Einzahlungen mit zu vielen Nullen, durch die ich mich alles andere als gut fühle. Mit der Knete könnte ich mir mehrere Wagenladungen Seife kaufen und würde mich doch nie sauber fühlen. Also leite ich das Geld an die Menschen weiter, denen es zusteht. Denen es in Wirklichkeit gehört. Das Gesetz mag es nicht so sehen, aber ich habe vor langer Zeit gelernt, dass Rechtund Gerechtigkeit zwei völlig verschiedene Dinge sind.
Ich stecke einen neuen Scheck in einen Umschlag und adressiere ihn. Marissa Stamretz, ich hoffe, das hilft. Ich hoffe, es macht etwas wieder gut – ach Scheiße, ich hoffe, es geht ihr nicht bereits so schlecht, dass es nicht mehr helfen kann. Dann streiche ich ihren Namen auf der Liste durch.
Als ich schließlich ins Bett krieche, bemühe ich mich, nicht daran zu denken, wie viele Namen noch übrig sind.
Die Menschen gehen immer davon aus, die Universität von Harvard hätte die renommierteste juristische Fakultät in den Vereinigten Staaten. Hat sie nicht. In Studentenkreisen hieß es immer, Harvard sei für diejenigen, die es nicht nach Yale oder Stanford geschafft haben. Ganz recht, Harvard ist nicht die Nummer eins, auch nicht die Nummer zwei, sondern die Nummer drei. Was uns allen ein Ansporn war und uns zu noch größeren, noch besseren Leistungen angetrieben hat. Wir mögen keine Absolventen der besten juristischen Fakultät in Amerika sein, aber wir tun eindeutig so.
Und der Teufel soll mich holen, wenn ich diesem Standard nicht gerecht werde.
Nur dieses blinde Selbstvertrauen sorgt dafür, dass mein Lächeln im Gesicht und mein Kopf fest zwischen den Schultern verankert bleiben. Wenn es um mein Privatleben geht, steckte ich den Kopf so tief in den Sand, dass ich Gefahr laufe, auf den Erdkern zu stoßen.
Deshalb ist es toll, dass ich im Wesentlichen meine gesamte Abteilung zusammenhalte, denn so kann ich mein leeres Bett wenigstens mit Verträgen und meinem Laptop füllen. Ich will gar nicht daran denken, wie oft ich diese Woche mit tintenfleckigen Pyjamas aufgewacht bin, weil ich bei der Arbeit eingeschlafen war. Es wäre schön, zur Abwechslung neben etwas Wohlgeformtem und Nacktem aufzuwachen.
Der Fahrstuhl bimmelt, und es ist an der Zeit, mir die Gedanken an Männer mit nacktem Oberkörper aus dem Kopf zu schlagen.
Schade.
Ich setze ein Lächeln auf und straffe die Schultern. Ich bin Savannah Sunday, ich war in Harvard, meine Beförderung steht kurz bevor, und mein Liebesleben habe ich in den Sand gesetzt. Wenn jemand Großes vollbringen wird, dann bin ich das.
Die Kanzlei Briggs, Meyers & Associates ist auf vier Etagen eines Wolkenkratzers im Zentrum von Atlanta untergebracht und genießt einen Rundumblick auf die Stadt. Hier befindet sich unsere Operationsbasis, und ich könnte ebenso gut ein Vier-Sterne-General sein. Die Empfangsdame sieht auf, als ich eintrete, und ich winke ihr flüchtig zu.
Unsere Medienrechtsabteilung nimmt einen langen Korridor ein. Wir vertreten jeden, von Musikern über aufstrebende Filmstars bis hin zu DJs – und wir sind die Besten in der Stadt.
»Sind wir heute Morgen spät dran, Savannah?«, fragt Richard. Er hat bereits sein Jackett ausgezogen und die Hemdsärmel hochgekrempelt. Richard ist mein Konkurrent. Seit unser Boss in den Ruhestand gegangen ist, halte ich die Abteilung zusammen, aber Richard – oder Rich-Arsch, wie ich ihn insgeheim gern nenne – ist hinter dem Posten her, der mir zusteht.
Ich komme in der Regel früh, um der Arbeit einen Schritt voraus zu bleiben, und ich muss zugeben, es ist schon erstaunlich, wie produktiv man durch das Fehlen eines Liebeslebens wird. Trotz der Anzahl der Dates, die ich in den letzten Monaten hatte, hat sich keiner der Anwärter als würdig erwiesen, ihn mit nach Hause zu nehmen, geschweige denn, ihn für etwas Ernsteres auszuprobieren. Gut für meine Mandanten, schlecht für mich.
»Auch dir einen guten Morgen, Richard.« Ich beobachte, wie er sich durch einen weiteren Karton kämpft. »Kann ich dir irgendwie helfen?«
Unabhängig von unserer Rivalität besteht kein Grund, warum die Abteilung unter meiner Obhut den Bach runtergehen sollte.
»Ich arbeite an den letzten paar Klauseln eines Vertrags und will mir etwas ansehen, das Meyers vor ein paar Jahren geschrieben hat. Er hat es gestern erwähnt, als wir durchgegangen sind, was …« Plötzlich verstummt er, wahrscheinlich, weil ich nicht hören soll, dass Meyers – ein Partner – mit ihm seine Arbeit durchgesehen hat.
Meyers ist ein frauenfeindliches Schwein und hat mich nur eingestellt, da Briggs Bewerbungsgespräche mit mir geführt hat, und zwar hinter Meyers’ Rücken. Rich-Arsch ist Meyers’ Liebkind. Ich habe den freien Posten bloß deshalb nicht nach dem ersten Monat bekommen, weil Meyers seinem Rich-Arsch eine Chance geben wollte. Als hätte Rich-Arsch in den fünf Jahren, die er bereits hier ist, nicht schon hinlänglich bewiesen, wie inkompetent er ist.
»Lass das die Anwaltsgehilfen erledigen.« Ich will nicht mit ihm zusammenarbeiten. Tatsächlich würde ich ihn am liebsten feuern, aber zum Wohl des Teams reiße ich mich zusammen und warte ab, bis ich ihn endlich hochkant auf die Straße werfen kann. Ich bin nicht gern ein Miststück, doch in dieser Branche müssen sogar Südstaatendamen gelegentlich zeigen, dass sie auch Eier in der Hose haben.
»Ich will der Betreuung meines Mandanten eine persönliche Note verleihen«, erklärt mir Rich-Arsch. Sein Blick wandert dabei meinen Körper rauf und runter. Pfui Teufel.
»Na schön, dann mach eben. Aber das können wir dann nicht in Rechnung stellen.« Damit wende ich mich von ihm ab, stakse den Flur entlang davon und bemühe mich, nicht daran zu denken, dass mir Rich-Arschs Blick am Hintern klebt.
Ich würde mich eher auf Cash einlassen, als Rich-Arsch zu erlauben, dass er einem Mandanten Zeit in Rechnung stellt, die er mit der Suche nach einem ominösen Schriftsatz vergeudet, nur weil er keine Anwaltsgehilfen ranlassen will. Damit wäre ich auf jeden Fall besser bedient.
***
Rob erwartet mich vor meinem Büro mit einem Stapel Verträgen in einer Hand und einem Grüntee-Latte in der anderen. Rob ist schon bei mir, seit ich in der Kanzlei angefangen habe, und er ist ein Assistent, für den ich mich glatt prügeln würde. Und nicht nur, weil er weiß, was ich gerne trinke. Rob weiß, wie man mit schwierigen Mandanten umgeht und jemandem Informationen entlockt, außerdem kann er Verträge so gut lesen, dass ich vermute, er könnte die Bedingungen seiner eigenen Geburt ausverhandelt haben.
Ich nehme die Verträge und den Grüntee-Latte entgegen, und Rob folgt mir ins Büro, um die Mitteilungen mit mir durchzugehen, die sich angesammelt haben.
»Wir haben eine Rückmeldung von Davies erhalten, also habe ich …«
»Du hast ihm die Blumen geschickt und den …«
»… Bourbon an Mathias, ja, Ma’am.«
Ich werfe ihm einen finsteren Blick zu. Der einzige Makel, den Rob in meinen Augen hat, ist dieses »Ma’am«, mit dem er mich siezt. Die Spitzen seiner Ohren laufen rot an. Er ist auf dem Land aufgewachsen – oder wie er es ausdrückt: gleich links von Nirgendwo. Jedenfalls an einem dieser altmodischen Orte, an dem jeder in einer höheren Position mit »Ma’am« oder »Sir« angesprochen und gesiezt wird. Rob ist in die Stadt gezogen, um aufgeschlossenere Menschen zu finden, und irgendwie ist er dabei auf uns gestoßen. Worüber ich froh bin. Wohin auch immer er noch will, ich würde Berge versetzen, um ihm beim Erreichen seiner Ziele zu helfen.
Ich schlage den ersten Vertrag auf und fange an, ihn zu überfliegen, während wir die lange Liste der Punkte für den Vormittag durchgehen.
»Setz Davies auf die Anrufliste, wir haken noch mal bei ihm nach. Er braucht einen neuen Anwalt für den Umgang mit den Studios. Und in solchen Dingen haben wir jede Menge Erfahrung.«
Rob verzieht das Gesicht. »Seine Assistentin hat mir den Eindruck vermittelt, dass er eher jemanden in Los Angeles will.«
Ich halte jäh inne. »Wieso? Neunzig Prozent der Zeit dreht er doch hier in Atlanta. Wir sind für ihn viel einfacher zugänglich, und wir haben schon oft mit diesen Studios zu tun gehabt.«
»Ich erinnere seine Assistentin das nächste Mal daran, wenn ich mit ihr spreche.«
»Prima. Und Mathias?«
»Hat unter Umständen einen neuen Mandanten für Sie, aber mehr als das konnte ich nicht aus ihm herausbekommen.« Ich sehe auf. Rob kann selbst in der Sahara Schnee auftreiben. Wen immer Triton Entertainment zu haben glaubt, es muss jemand sein, von dem sie sich fette Knete versprechen. Genau, was ich brauche, um mich von Rich-Arsch abzuheben.
»Danke.« Rob steuert auf die Tür zu, und ich greife mir einen Stift, um eine Ergänzung für eine Klausel zu kritzeln. Er kommt zurück und stellt sich mit hängendem Kopf vor mich.
»Ach ja, Meyers möchte außerdem wissen, ob Sie immer noch vorhaben, zu der Veranstaltung morgen im Intercontinental zu gehen.«
»Singt Blake Shelton Countrymusic?«, gebe ich zurück, ohne beim Schreiben aufzusehen.
»Sie wissen das, und ich weiß das, aber Meyers …«
»Rob«, falle ich ihm mit warnendem Ton ins Wort. Normalerweise hätte ich an dem Insiderwitz meine Freude und würde vielleicht sogar noch etwas draufpacken, aber da ich diesen Posten unbedingt haben will, kann ich nichts riskieren. Meyers ist im Augenblick nicht mein größter Fan. Es gibt keinen Grund, schlafende Hunde zu wecken.
Auch nicht, wenn es berechtigt wäre.
Ich starre Rob an. Die Teile fügen sich für mich nicht zusammen. »Warum genau ist Meyers so interessiert daran? Ich habe auf das Einladungsschreiben vor Wochen geantwortet. Die Treffen mit den Bossen mehrerer Plattenfirmen sind für den Abend bestätigt. Es ist alles unter Dach und Fach.«
Mein Assistent schaut unbehaglich drein. »Ich glaube, es liegt daran, dass Sie das eine Mal so früh gegangen sind. Er hat sich wohl in den Kopf gesetzt, dass Sie nicht engagiert genug für die Kanzlei sind.« Rob wendet den Blick ab.
Ich halte mit dem Stift über der Klausel inne. Jenes eine verfluchte Mal war vor mehreren Monaten, und ich ziehe es vor, nicht an den schlimmsten Tag meines Lebens zurückzudenken. Damals habe ich das letzte Mal zugelassen, dass mir eine Herzensangelegenheit bei der Arbeit in die Quere kommt.
Natürlich denkt er, ich wäre nicht engagiert genug für die Kanzlei.
»Sag ihm, dass ich da sein werde und er sich am Ende darüber freuen wird.«
Rob nickt und setzt erneut zum Gehen an, dreht sich jedoch noch einmal zu mir zurück. »Wie war übrigens das Date?«, erkundigt er sich.
»Danke, Rob.« Damit entlasse ich ihn und spürte, wie mir Röte in die Wangen steigt.
Er wirft mir einen mitfühlenden Blick zu. »So toll also, ja? Soll ich Mr. Absolvententreffen für heute Abend absagen?«
Das Letzte, was ich brauchen kann, sind neue Spitznamen für meine Dates, noch bevor sie ihren schrecklichen Auftritt überhaupt hatten. Aber Rob hat nicht ganz unrecht, ich sollte wirklich absagen. Wenn Meyers denkt, ich wäre nicht interessiert genug am Geschäft, stecke ich in größeren Schwierigkeiten, als ich ursprünglich dachte. Sag ab, denke ich bei mir. Sag ab, das wäre besser für deine Karriere.
Leb auch mal ein bisschen – Cashs Worte, die mir unverhofft in den Sinn kommen und mir einen Schauder über den Rücken jagen. Vielleicht verbringe ich zu viel Zeit im Altitude und kann deshalb nicht mehr klar denken. Und unmittelbar nach den Worten erinnere ich mich an sein Versprechen, dass ich ihn anbetteln würde, es mir zu besorgen, und mich bei ihm danach brav dafür bedanken würde. Irgendwie turnt mich allein der Gedanke an.
Ich brauche dieses Date. Sonst werde ich zwangsläufig alles tun, was Cash verlangt. Ich habe die Arbeit schon zu lange mein Leben verschlingen gelassen.
»Bestätige einfach, was im Kalender steht, Robert.«
»Ja, Ma’am.« Und als er geht, fügt er hinzu: »Sofort, Ma’am.«
Endlich legt Rob grinsend einen Abgang hin, und ich gehe den Rest des Vertrags durch und beantworte einige E-Mails, bevor mein Handy vibriert. Ich nehme den Anruf an, ohne auf die Anruferkennung zu schauen. Als gefragte Anwältin bin ich rund um die Uhr erreichbar.
»Savannah Sunday.«
»Dir auch einen guten Morgen.« Cassies vertrauter, quietschfideler Tonfall dringt über die Leitung.
Es ist mir leichtgefallen, an unseren alten Umgang miteinander von früher anzuknüpfen. Cassie war fast zwei Jahre lang in Europa praktisch verschollen. Seit sie zurück ist, scheinen wir die verlorene Zeit ständig aufholen zu wollen. Brunch, Anrufe, SMS – hätte sie nicht ihren neuen Lebensgefährten, würden wir wahrscheinlich immer noch abwechselnd bei ihr oder mir übernachten, ewig lange aufbleiben und bei Wein und Popcorn über Männer reden. Es ist toll, dass sie wieder hier ist.
Ich entspanne mich auf dem Stuhl und streife mir die Stöckelschuhe von den Füßen. »Morgen, Cassie.«
»Ich habe dein Date gestern Abend gesehen. Also raus mit der Sprache: gut, schlecht, fantastisch? Hast du den Kerl mit nach Hause genommen?«
»Mich überrascht, dass dich dein Mann mein Date überhaupt hat ansehen lassen.« Das kam jetzt beißender als beabsichtigt rüber. Manchmal werde ich einfach neidisch auf das Glück meiner besten Freundin. Dabei verdient sie es total. Ich wünschte nur, es könnte für uns andere genauso einfach sein. Ich bin so dumm gewesen und habe geglaubt, das wäre es auch – und habe dabei ein paar entscheidende Details übersehen.
»Du weichst dem eigentlichen Thema aus«, erwidert sie mit Mitgefühl in der Stimme. Ich hatte gehofft, sie würde vergessen, dass ich sie damals, als sie mit Ryder zusammengekommen ist, bei derselben Taktik ertappt habe. Aber das Mädel ist erbarmungslos. »Also war es ziemlich gut, ja?«
»Sagen wir einfach, wir werden nicht so bald das Muster für unser gemeinsames Haushaltsporzellan aussuchen.«
»Aber du willst dich wieder mit ihm verabreden?« So ist Cassie – allzeit die Optimistin.
Seufzend lasse ich meinen Enthusiasmus von ihrer unbeschwerten Einstellung gegenüber Liebe neues Leben einhauchen. »Lass es mich klarer ausdrücken: Wir werden nie ein Muster für unser gemeinsames Haushaltsporzellan aussuchen.«
»Okay. Dann hat es mit ihm eben nicht geklappt. Aber das ist schon in Ordnung! Es gibt …«
»Einspruch – das Erwähnen der Anzahl der verfluchten Fische im Meer ist gegen die Regeln bester Freundinnen für die Unterstützung datender Freundinnen.« Cassie lacht über meinen lahmen Anwaltswitz, was ich zu schätzen weiß.
»Schon gut, schon gut. Aber falls du je Hilfe brauchst, ich kenne eine Menge alleinstehender Kerle …«
Sicher. Ich nehme dann mal eben Hilfe von meiner glücklich liierten besten Freundin an. Abgesehen davon führen die alleinstehenden Kerle, die sie jetzt kennt, alle zusammen einen Klub – und veranstalten eine regelmäßige illegale Kampfnacht – mit ihrem festen Freund. »Vergiss einfach nicht, was für ein toller Fang du bist«, fügt sie hinzu.
Finster starre ich auf den Vertrag vor mir. Es geht um einen Musikdeal für einen Mandanten, den ich bereits vertrete. Eine Rockband, die Mathias als Headliner in einem der Klubs in der Gegend entdeckt hat. Die Jungs sind ziemlich erfolgreich und waren meine ersten wichtigen Mandanten, also werde ich sicherstellen, dass dieser Vertrag hieb- und stichfest ist.
Rob hat mir auf einem Post-it dazugeschrieben, dass Mathias einen neuen Künstler hat, den ich mir anhören soll. Ein Countrymusic-Interpret? Die Welt schrumpft auf Stecknadelkopfgröße, und Cassies Stimme entschwindet in den Hintergrund.
Es könnte völlig harmlos sein. Countrymusic macht im Grunde ein Drittel des südlichen Bluts aus, die anderen zwei Drittel teilen sich die Kirche und süßer Tee. Triton hat Millionen Mandanten, und Millionen Leute streben danach, der nächste große Act zu werden. Wahrscheinlich ist es gar nichts.
»Savannah … Savannah?«
Ich klappe den Ordner wuchtig zu. Nein. Auf keinen verdammten Fall. Nicht ausgerechnet jetzt.
»Savannah, zwing mich nicht, zu dir rüberzukommen!«
»Was? Entschuldige. Tut mir leid, ich habe gerade versucht, zwei Dinge auf einmal zu tun.« Ich starre an die Wand und bemühe mich, das Gefühl von Händen mit Gitarrenschwielen auf meiner Haut zu vergessen. Ausnahmsweise bin ich froh, dass eine Telefonleitung meine beste Freundin und mich voneinander trennt.
»Ach, jetzt komm schon, Savannah. So gut kenne ich dich inzwischen wirklich. Raus mit der Sprache.«
»Also gut. Ja, ich habe heute Abend ein Date. Hoffen wir, dass er es wert ist, mit nach Hause genommen zu werden.«
»Das habe ich nicht gemeint, und das weißt du auch.« Ich schätze, nicht mal eine Telefonleitung kann Cassies sechsten Sinn beeinträchtigen. »Denkst du, damit könntest du mich ablenken? Falsch gedacht. Wo ist die Savannah, die ich kenne? Du bist eine Frau, die das Heft in die Hand nimmt. Du kannst jeden beliebigen Mann um den Finger wickeln. Diese Reihe misslungener Dates sieht dir nicht ähnlich. Was ist passiert? Was hat dich so aus der Bahn geworfen?«
»Gar nichts.« Am liebsten würde ich mir eine Riesenpackung Eiscreme besorgen und das ganze verfluchte Ding leer essen, während ich mir Wie ein einziger Tag ansehe und mir dazu die Augen aus dem Kopf heule. Aber so funktioniert es nicht. Man darf sich nicht hängen lassen. Zeit, sich zusammenzureißen – er ist es nicht wert. »Es liegt bloß an meinem dämlichen Ex, das ist alles. Er hat mir … das Herz gebrochen. Und manchmal fühlt es sich so an, als würde es mir nie wieder gut gehen.« Meine Stimme stockt, aber ich wappne mich, räuspere mich und verdränge die Erinnerungen. »Egal, ist keine große Sache. Ich schaffe das schon. Ehrlich.«
»Savannah.« Ihre Stimme wird sanfter, und sogar der scherzhafte Ton ist verschwunden. »Warum hast du mir nichts davon erzählt?«
Ein Kloß bildet sich in meinem Hals, und ich greife nach meinem Grüntee-Latte, will die Erinnerungen hinunterspülen. Wenn es doch bloß zulässig wäre, vor Mittag Whiskey zu trinken. »Weil ich beschäftigt gewesen bin«, antworte ich. Da ist zwar nicht ganz gelogen, aber so weit von der Wahrheit weg, wie ich es hinbiegen kann. »Bei der Arbeit steht diese Beförderung an, dazu die ganzen Dates, und du bist gerade so glücklich …«
»Ist mir egal. Und wenn ich gerade vor dem Traualtar stehe, während du so neben der Spur bist, dann erhebst du Einwände gegen die Eheschließung, und wir gehen der Sache gemeinsam auf den Grund«, sagt sie, und ihre Worte klingen wie aus fünf verschiedenen Stahlsorten geschmiedet. Manchmal vergesse ich, dass Cassie an nichts zerbricht, ganz gleich, was sie durchmacht. Sie baut sich ihr Leben aus den Trümmern immer wieder auf.
»Ich störe deine verdammte Hochzeit ganz sicher nicht«, entgegne ich lachend.
»Und ob du das wirst.«
»Na schön, aber wenn wir fertig sind, trittst du vor den verfluchten Traualtar.«
»Nachdem wir deine Situation geklärt haben. Also klär mich auf, lass mich helfen. Ich bin nicht den ganzen Weg quer über den Atlantik zurück nach Hause gezogen, um immer noch von meiner besten Freundin abgeschnitten zu sein.«
Das hat gesessen, und auf einmal fühle ich mich ganz klein. Ich habe das alles für mich behalten, weil ich Cassie vor meiner Dummheit schützen wollte. Abgesehen davon liegt es in der Vergangenheit, und dort wollte ich es belassen. Erledigt. Abgehakt. Vergraben. Niemand muss je etwas von meinem gebrochenen Herzen erfahren.