Atlanta Bad Boys – Jackson - Eve Jagger - E-Book
SONDERANGEBOT

Atlanta Bad Boys – Jackson E-Book

Eve Jagger

0,0
3,99 €
Niedrigster Preis in 30 Tagen: 4,99 €

-100%
Sammeln Sie Punkte in unserem Gutscheinprogramm und kaufen Sie E-Books und Hörbücher mit bis zu 100% Rabatt.
Mehr erfahren.
Beschreibung

Heiß, wild und höllisch sexy.

Ich bin Skylar - spontan, chaotisch und immer auf der Suche nach einem prickelnden Abenteuer. Als ich Jackson Masters traf, sollte er genau das für mich sein. Aber plötzlich scheint aus der heißen Affäre mehr zu werden. Ich dachte immer, ich wüsste, was ich will. Wieso nur droht mein Widerstand mit jeder seiner Berührungen dahinzuschmelzen?
Meine Vergangenheit hat mich abgehärtet - und gleichzeitig verletzlich gemacht. Ich darf ihn nicht an mich heranlassen. Unsere Leben sind zu verschieden. Doch mit jeder leidenschaftlichen Begegnung kommt Jackson meinem Herzen gefährlich nahe ...

Der letzte Band der "Atlanta Bad Boys" als eBook von beHEARTBEAT - Herzklopfen garantiert.



Das E-Book können Sie in Legimi-Apps oder einer beliebigen App lesen, die das folgende Format unterstützen:

EPUB

Seitenzahl: 357

Veröffentlichungsjahr: 2019

Bewertungen
0,0
0
0
0
0
0
Mehr Informationen
Mehr Informationen
Legimi prüft nicht, ob Rezensionen von Nutzern stammen, die den betreffenden Titel tatsächlich gekauft oder gelesen/gehört haben. Wir entfernen aber gefälschte Rezensionen.



Inhalt

Cover

Über dieses Buch

Über die Autorin

Titel

Impressum

PROLOG JACKSON

KAPITEL 1 JACKSON

KAPITEL 2 SKYLAR

KAPITEL 3 JACKSON

KAPITEL 4 JACKSON

KAPITEL 5 SKYLAR

KAPITEL 6 SKYLAR

KAPITEL 7 JACKSON

KAPITEL 8 JACKSON

KAPITEL 9 SKYLAR

KAPITEL 10 JACKSON

KAPITEL 11 SKYLAR

KAPITEL 12 JACKSON

KAPITEL 13 SKYLAR

KAPITEL 14 JACKSON

KAPITEL 15 JACKSON

KAPITEL 16 JACKSON

KAPITEL 17 SKYLAR

KAPITEL 18 JACKSON

KAPITEL 19 SKYLAR

KAPITEL 20 SKYLAR

KAPITEL 21 JACKSON

KAPITEL 22 SKYLAR

KAPITEL 23 SKYLAR

KAPITEL 24 JACKSON

KAPITEL 25 SKYLAR

KAPITEL 26 JACKSON

KAPITEL 27 SKYLAR

KAPITEL 28 JACKSON

KAPITEL 29 SKYLAR

KAPITEL 30 SKYLAR

KAPITEL 31 JACKSON

KAPITEL 32 SKYLAR

KAPITEL 33 JACKSON

KAPITEL 34 JACKSON

KAPITEL 35 JACKSON

KAPITEL 36 SKYLAR

KAPITEL 37 SKYLAR

KAPITEL 38 JACKSON

KAPITEL 39 SKYLAR

KAPITEL 40 JACKSON

KAPITEL 41 SKYLAR

Über dieses Buch

Ich bin Skylar – spontan, chaotisch und immer auf der Suche nach einem prickelnden Abenteuer. Als ich Jackson Masters traf, sollte er genau das für mich sein. Aber plötzlich scheint aus der heißen Affäre mehr zu werden. Ich dachte immer, ich wüsste, was ich will. Wieso nur droht mein Widerstand mit jeder seiner Berührungen dahinzuschmelzen?

Meine Vergangenheit hat mich abgehärtet – und gleichzeitig verletzlich gemacht. Ich darf ihn nicht an mich heranlassen. Unsere Leben sind zu verschieden. Doch mit jeder leidenschaftlichen Begegnung kommt Jackson meinem Herzen gefährlich nahe …

Über die Autorin

Eve Jagger wurde in Georgia geboren und liebte schon früh das Schreiben. Doch erst seit einigen Jahren widmet sie sich vollkommen ihren Geschichten. In den USA wurde sie als USA-Today-Bestsellerautorin bekannt durch ihre Sexy-Bastard-Reihe, die jetzt auch auf Deutsch veröffentlicht wird.

Sie ist Mutter von zwei Kindern und lebt mit ihrem Mann im Süden der USA, wo sie sich für weitere heiße Geschichten inspirieren lässt.

EVE JAGGER

ATLANTA BAD BOYS

Jackson

Aus dem Amerikanischenvon Michael Krug

beHEARTBEAT

Deutsche Erstausgabe

»be« – Das eBook-Imprint von Bastei Entertainment

Für die Originalausgabe:

Copyright © 2016 by Eve Jagger

Titel der amerikanischen Originalausgabe: „Jackson“

Published by arrangement with Bookcase Literary Agency and Rebecca Friedman Literary Agency.

The moral rights of the author have been asserted.

Die Persönlichkeitsrechte des Autors wurden gewahrt.

Für diese Ausgabe:

Copyright © 2019 by Bastei Lübbe AG, Köln

Textredaktion: Anita Hirtreiter

Lektorat/Projektmanagement: Johanna Voetlause

Covergestaltung: Guter Punkt, München |www.guter-punkt.de nach einer Vorlage von Jennifer Watson – Social Butterfly PR

eBook-Erstellung: Jilzov Digital Publishing, Düsseldorf

ISBN 978-3-7325-6220-6

www.be-ebooks.de

www.lesejury.de

PROLOGJACKSON

»Sie sieht dauernd zu dir her, Alter.«

Ryder trinkt den Rest seines Biers und deutet mit dem Daumen die Theke entlang. Dort am Ende unter den zwei hell erleuchteten Fernsehbildschirmen, auf denen gerade Football läuft, schaut tatsächlich eine junge Brünette mit faszinierenden Augen in unsere Richtung.

»Vielleicht sieht sie ja dich an.«

»Jetzt sei nicht so ein Weichei.«

Geräuschvoll stellt Ryder das Bier auf der Theke ab und winkt dem Barkeeper, um ihn zu signalisieren, dass wir eine weitere Runde möchten. Ich nippe an meinem noch halbvollen Bier, spähe erneut die Theke entlang und schnaube schließlich.

»Ne, Alter. Ich glaub kaum, dass ich mir die Braut leisten könnte. Sie hat eine Kate Spade.«

»Was zum Geier soll das sein?«, fragt Ryder mit gerunzelter Stirn.

»Eine Handtaschenmarke.«

»Woher weißt du so was?« Ryders sieht mich mit einer Mischung aus Bewunderung und Abscheu an.

»Mein Schwester ist besessen von Mode«, erkläre ich mit einem Schulterzucken. »Wenn du eine Schwester hast, erfährst du unweigerlich mehr über Mode, als du je über Klamotten, Schuhe, Handtaschen und was weiß ich noch alles wissen wolltest.«

Der Barkeeper bringt unsere Drinks, und Ryder fordert ihn auf, sie auf seine Rechnung zu setzen.

»Ich kann das übernehmen«, biete ich an, aber er winkt den Zwanziger weg, den ich gezückt habe.

»Spar’s für eine Kate-Spade-Tasche.«

Wieder schnaube ich, doch als ich die Theke entlang zurück zu der Brünetten schaue, muss ich zugeben, dass er recht hat: Sie sieht definitiv mich an.

»Na schön.«

Ich lege den Zwanziger auf die Theke und schiebe ihn zum Barkeeper.

»Die junge Frau da am Ende – ich gebe ihr einen Drink aus.«

Der Barkeeper grinst. Wenige Augenblicke später stellt er ein Martini-Glas vor ihr ab. Ich beobachte, wie sich seine Lippen bewegen, und sofort schaut sie zu mir. Dann ergreift sie betont langsam den Zahnstocher mit Oliven vom Rand des Glases und zieht mit den Zähnen eine Olive herunter.

Verdammt.

»Schätze, das ist mein Stichwort«, meint Ryder und steht auf. Ich stürze den Rest des Biers hinunter und beginne, mir den Weg durch das Gedränge zu erkämpfen, als mein Telefon zu vibrieren anfängt. Ich ziehe es aus der Tasche. Es ist eine Nummer, die ich nicht erkenne.

»Hallo?«

Nach einer kurzen Pause räuspert sich am anderen Ende der Leitung eine Frau. »Spreche ich mit Jackson Masters?«

»So ist es.«

Als ich mich zurück auf den Barhocker sinken lasse, wirft mir Ryder einen fragenden Blick zu.

»Hier spricht das Hillside Medical Center. Wir rufen wegen Ihrer Eltern an.«

»Wegen meiner Eltern?« Ich spüre, wie mein Herz erst einen Schlag aussetzt und dann weiterschlägt – mit doppelter Geschwindigkeit. »Was ist mit ihnen? Sind sie dort?«

»Sie hatten einen Autounfall. Sie müssen sofort ins Krankenhaus kommen. Der Zustand Ihrer Mutter ist kritisch.«

»Der Zustand meiner Mutter ist …«

Bilder blitzen durch meine Gedanken: Blut, Knochen, alles, was ich von Ryders Untergrundkämpfen kenne, überlagert vom zierlichen Körper meiner Mutter.

Meiner Mutter.

Mein Herzschlag beschleunigt einige weitere Gänge.

»Warten Sie, was ist mit …«

»Sir, es wäre am besten, wenn wir jetzt auflegen, damit Sie so schnell und sicher wie möglich herkommen können. Das Krankenhaus liegt in …«

Bevor sie den Satz zu Ende sprechen kann, lege ich auf.

Meine Eltern. Ein Autounfall.

Ich habe es kaum verarbeitet, trotzdem fühlt sich mein Schädel an, als könnte er jeden Moment explodieren. Von meinem Vater hat die Frau überhaupt nichts gesagt. Warum hat sie das nicht getan?

Ryder klopft vor mir auf die Theke. Er hat die Stirn besorgt in Falten gelegt.

»Kumpel – was ist los? Wer war das?«

»Ich muss weg.«

Mir gehen die Bilder vom verwüsteten, blutigen Körper meiner Mutter nicht aus dem Kopf. Sie ist im Krankenhaus. Sie braucht mich. Und mein Dad … Ich kann den Gedanken nicht zu Ende führen. Hastig stecke ich das Handy zurück in die Tasche und springe vom Barhocker.

»Jackson, was …«

»Ich ruf dich später an.« Ich werfe etwas Geld auf die Theke und bin zur Tür hinaus, ehe er noch etwas sagen kann.

***

Mein Vater ist tot. Mein Vater ist verdammt noch mal tot.

Der Mann, den ich mein Leben lang vergöttert habe, der mir meine ersten Baseballhandschuhe gekauft und mir beigebracht hat, wie man ohne moderne Hilfsmittel ein Feuer anzündet – ich werde nie wieder mit ihm sprechen können. Nie wieder werde ich ein Bier mit meinem ersten echten Helden trinken, mit ihm lachen oder scherzen können. Mein Vater ist tot.

Nun führt mich eine Krankenpflegerin zu meiner Mutter. Ihr Zustand ist »kritisch«. Ich habe keine Ahnung, was das bedeutet, weiß bloß, dass sie nicht tot ist. Der Korridor ist lang, nichtssagend, weiß. Es riecht nach Ammoniak und Kantinenessen.

Auf halbem Weg bleibt die Pflegerin vor einem Zimmer auf der linken Seite stehen.

»Hier.«

Als ich das Zimmer betrete, erblicke ich sie sofort – meine Mutter liegt regungslos in dem Krankenhausbett in der Mitte des Raums. Ein steifes weißes Laken bedeckt ihren Körper bis hinauf zu den Schultern, daher sehe ich nur ihr Gesicht – ein so verquollenes, von Verbänden vermummtes Gesicht, dass ich es kaum erkenne. Der Teil ihrer Haut, den keine Verbände bedecken, schillert in einem zornigen rötlichen Violett. Auf Mund und Nase hat sie eine transparente Sauerstoffmaske aus Kunststoff.

»Sie ist an ein Beatmungsgerät angeschlossen«, erklärt mir die Pflegerin. »Ihre Lungenflügel wurden bei dem Unfall punktiert.«

Ich kann nicht aufhören, ins Gesicht meiner Mutter zu starren. Das ist sie nicht. Sie kann es nicht sein. Meine Mutter hat glatte Haut und ein süßes Lächeln. Sie ist stark und kompetent. Sie würde nie so klein und hilflos aussehen.

»Ihre Eltern haben bei uns eine Patientenverfügung hinterlegt«, fährt die Pflegerin fort. »Sie wollten keine lebenserhaltenden Maßnahmen.«

In meinem Kopf dreht sich alles. »Aber das bedeutet …«

»Um unsere rechtlichen Pflichten zu erfüllen, werden wir innerhalb der nächsten Stunde alle Geräte ausschalten.« Sie legt mir eine Hand auf den Arm und sieht mich erschöpft an. »Bitte nutzen Sie die Zeit, um sich von Ihrer Mutter zu verabschieden.«

Ich starre sie an. Das kann doch bloß ein gottverdammter schlechter Scherz sein. Aber ihr verdrießlicher, zerknitterter Gesichtsausdruck beweist, dass sie es todernst meint. Ohne sich noch einmal zu mir umzuschauen, geht sie davon.

Als sich die Tür schließt, lasse ich mein Blick durch den Raum schweifen. Maschinen piepen. Lichter blinken an unzähligen Anzeigen. Alles bedeutungslos. Alles nutzlos.

Als ich einen Stuhl ans Bett ziehe, sehe ich die Hand meiner Mutter unter dem Laken hervorlugen. Ich schiebe den Stoff beiseite und ergreife ihre Finger mit beiden Händen. Ihre Haut ist warm – lebendig. Dann spüre ich etwas Hartes an der Handfläche und blicke nach unten. Ihr Ehering.

Der Druck hinter meinen Augen wird so heftig, dass ich kaum noch etwas sehen kann. Der Kloß aus Wut und Emotionen, der mir in den Hals steigt, weckt in mir den Drang, aus voller Kehle zu schreien. Ich will weinen, ich will brüllen – irgendetwas, um dieses Gefühl aus mir rauzulassen, um es loszuwerden. Doch das kann ich nicht. Stattdessen umklammere ich die warme Hand meiner Mutter und drehe langsam ihren Ehering, bis die drei winzigen Diamanten zu sehen sind.

Für mich wird es nie genügend Zeit geben, um mich von ihr zu verabschieden. Diese Frau hat mir das Leben geschenkt. Sie hat mich in unserem Minivan zur Schule gefahren und die Ränder von meinen Sandwiches mit Erdnussbutter und Bananen abgeschnitten. Jedes Jahr, bis ich zehn war, hat sie von Hand unsere Halloween-Kostüme genäht: Superhelden für mich, Katzen für Shelby.

Mist. Shelby.

Das macht mir alles sehr zu schaffen. Ich lasse die Hand meiner Mutter los, hole mein Handy heraus und starre auf den schwarzen Bildschirm. Mir wird schlecht. Ich weiß, was ich zu tun habe. Nur, wie stelle ich es an?

Ich beseitige die Bildschirmsperre und scrolle unter den Kontakten zum Buchstaben »S«. S für Schwester. S für Shelby.

Wie werde ich anfangen? Was soll ich sagen?

Mir fallen keine Antworten ein, aber als ich auf die Anrufschaltfläche tippe und mir das Telefon ans Ohr halte, wird mir eines klar: Unser Leben wird nie, nie wieder dasselbe sein.

KAPITEL 1JACKSON

Gegenwart

Der Typ weckt in mir den Wunsch, meine Faust direkt durch die Glastür seines übertrieben verchromten Büros zu rammen. Oder besser noch, ihm erst mit voller Wucht ins Gesicht zu schlagen und ihn dann durch die Glastür zu werfen.

Stattdessen sitze ich ihm an seinem fußballfeldgroßen Schreibtisch gegenüber und habe das Gefühl, meine Krawatte verwandelt sich in eine Schlinge, die sich um meinen Hals immer enger zusammenzieht. Gleichzeitig laufen Halfords Wangen mit jedem verstreichenden Moment röter an. Seit einer halben Stunde labert er totalen Quatsch über exotische Farne, sich über mehrere Geschosse erstreckende Wasserfälle, vergoldete Stufen und alle möglichen architektonischen Ungeheuerlichkeiten, die ich nicht vorhabe, in unseren Entwurf einzubauen.

Meinen Entwurf.

»Und ich will eines dieser flachen, modernistischen Wirbeldächer. Der Kasten soll aussehen wie ein Raumschiff! Nur einladender. Und teurer. Und was ist mit griechischen Säulen? Die würden das Ganze um Erhabenheit ergänzen, verstehen Sie? Es muss hochwertig werden. Das haben Sie verstanden, oder? Richtig hochwertig.«

»Absolut, Mr. Halford. Wir sind bei dieser Vision voll mit an Bord, und ich denke, die überarbeiteten Pläne werden Ihnen gefallen.«

Ich sehe die zierliche Asiatin an, die zu meiner Rechten sitzt und sich wie wild auf ihrem Notizblock alles notiert.

»Lucy schreibt Ihre Ideen auf, damit wir sie im Büro alle durchgehen können. Stimmt’s, Lucy?«

Strahlende mandelförmige Augen sehen beruhigend zu mir auf, und nicht zum ersten Mal verspüre ich einen Anflug von Dankbarkeit für diese Frau. Sie ist meine Schreiberin, mein Ablagesystem, mein Kalender, meine Vertraute und, was vielleicht am wichtigsten ist, meine Kaffeekocherin, alles in einer Person. Im Wesentlichen ist sie also meine bessere Hälfte – wenn man mich denn überhaupt als vollständig betrachten möchte.

»Sie haben doch eine schöne Handschrift, oder, Fräulein?« Halford beugt sich vor und späht mit zusammengekniffenen Augen auf ihren Notizblock. »Sie müssen das lesen können, wenn Sie zurück im Büro sind.«

»Selbstverständlich, Mr. Halford.«

Lucy versteift den Körper ganz leicht, ich presse die Lippen zu einer schmalen Linie zusammen. So selbstgefällig, wie der Mann sie behandelt, würde ich ihm am liebsten das Maul stopfen, aber ich halte mich zurück. Wäre keine gute Idee. Nicht, nachdem ich so hart gearbeitet habe, um diesen Auftrag an Land zu ziehen.

Er ist bloß ein Sprungbrett, halte ich mir vor Augen. Die neue Alpharetta Shopping Plaza zu entwerfen, ist ein Traumprojekt für jeden Architekten, erst recht für einen selbstständigen wie mich. Solange es mir gelingt, diesen Idioten zufriedenzustellen, ohne dafür zu viel meiner beruflichen Integrität zu opfern, werden mir künftige Aufträge nur so in den Schoß fallen.

Und wenn ich dafür sorge, dass er zufrieden bleibt, stellt er mir hoffentlich diesen Scheck über …

»Also?«

Halfords Stimme reißt mich aus meinen Grübeleien, und mir wird klar, dass ich kein Wort gehört habe, das in den letzten Sekunden aus seinem Mund gekommen ist. Mist. Ich bedenke ihn mit einem beruhigenden Nicken, während ich mich auf dem Stuhl zurücklehne. Als ich zu Lucy spähe, verziehen sich ihre Lippen unter einem Anflug von Belustigung, und sie klappt ihren Notizblock zu.

»Das klingt alles großartig, Mr. Halford.« Sie tätschelt den Notizblock. »Ich habe alles hier. Wenn Sie möchten, tippe ich es ab und schicke das Dokument zur Durchsicht an Sie oder einen Ihrer Assistenten.«

»Ja, tun Sie das. Denn meiner Erfahrung nach ist die Handschrift von Frauen immer etepetete und schnörkelig, und ich hab keine Lust, mich mit Hieroglyphen herumzuschlagen.«

Mann, ist der Typ ein Arsch. Lucys Handschrift ist absolut leserlich – besser als viele Computerschriftarten. Was dieser Penner ohnehin nicht kapieren würde.

»Tja.« Ich stehe auf, womit ich andeute, dass die Besprechung zu Ende ist.

Auch Halford erhebt sich und lässt sich reichlich Zeit dabei, um den Schreibtisch herumzukommen. Ich strecke die Hand aus, doch bevor ich weiß, wie mir geschieht, habe ich seinen fleischigen Arm auf den Schultern.

»Warum schicken Sie die da nicht nach Hause?«, flüstert er, deutet mit dem Kopf in Lucys Richtung und drückt mein Gesicht widerlich nah auf seine Achselhöhle zu. »Dann können Sie, ich und ein paar der Jungs ausgehen und heute Abend ein bisschen die Sau rauslassen. Sie wissen schon, um unsere fantastische Zusammenarbeit zu feiern.«

Ich bemühe mich, nicht zu schwer zu atmen, allerdings vergeblich. Sein saurer Schweißgestank durchdringt die Luft um uns beide.

»Das ist ja sehr freundlich, Sir, aber …«

»Ich kenne genau den richtigen Schuppen dafür.« Halford wackelt vielsagend mit den buschigen Augenbrauen. Und das ist meine Gelegenheit.

»Ich weiß die Einladung wirklich zu schätzen. Nur hab ich momentan mit der Spendensammlung für den Krankenhaustrakt alle Hände voll zu tun.«

Drauf geschissen. Ich hab’s ausgesprochen. Jetzt kommt der Moment der Wahrheit. Entweder steigt der alte Mistkerl darauf ein … oder nicht.

Als ich mich um den Auftrag für einen neuen Krankenhaustrakt des Hillside Medical Center beworben habe, wäre mir nie der Gedanke gekommen, ich könnte wirklich ausgewählt werden. Ich mag mich allmählich durch die Ränge der Architekten in der Stadt hocharbeiten, aber das ist ein Riesenprojekt – ein Ausbau der Intensivstation, eines Teils des Krankenhauses, mit dem ich vor einigen Jahren aus unerfreulichem Anlass nähere Bekanntschaft gemacht habe.

Der Vorstand hat sich letzten Endes für meine Entwürfe entschieden, die wirklich gelungen waren. Allerdings hat das Ganze auch einen Haken: Als leitender Architekt des Projekts bin ich auch für die Spendensammlung zuständig. Also habe ich die Wahl, entweder Schnösel wie Halford um eine Viertelmillion Dollar zu bitten, die er nie vermissen würde, oder die nächsten Monate damit zu verbringen, Briefe an Freunde, Angehörige und ehemalige Kollegen zu schreiben und sie zu fragen, ob sie nicht ein paar Hunderter erübrigen könnten.

Wenn es sich irgendwie vermeiden lässt, möchte ich das Vermächtnis meiner Eltern eigentlich nicht so finanzieren. Andererseits: Wenn mir Halford einen Scheck ausstellt, bin ich dem verfluchten Arsch noch mehr verpflichtet.

Aber wie man so schön sagt: In der Not frisst der Teufel Fliegen.

»Das Hillside Medical Center, nicht wahr?« Halford zieht die Augenbrauen hoch. »Die suchen immer noch Spender?«

Ich nicke. »In der Tat.«

»Hmmm. Haben die den Trakt schon benannt?«

»Nein, haben sie nicht.«

Um ihm zu schmeicheln, setze ich ein breites Lächeln auf und wiege mich auf die Fersen zurück, wobei ich versuche, mich so zu geben, als wäre mir das Geld völlig egal, das mir der Mistkerl für mein Projekt spendieren könnte. Halford streicht sich nachdenklich übers Kinn.

»Hätte nichts dagegen, meinen Namen auf einem weiteren Gebäude zu sehen.« Kurz verstummt er und verengt die Pupillen. »Sie wissen schon, um einem Freund einen Gefallen zu tun.«

»Der Name Halford würde sich hervorragend an dem neuen Trakt machen, Sir«, erwidere ich und sehe auf die Armbanduhr. »Was halten Sie davon, wenn ich Ihnen einen Drink spendiere und wir uns ausführlicher darüber unterhalten?«

»So gefällt mir das, Masters!« Er klopft mir auf den Rücken. Ich überwinde mich und erwidere die Geste trotz des verstörenden Gedankens, dass ich gerade eingewilligt habe, eine ungewisse Anzahl von Stunden mit diesem Mann und seinen genauso schmierigen Freunden in einem Lokal seiner Wahl zu verbringen.

»Warum warten Sie nicht in der Lobby, während ich die Jungs zusammentrommle?« Er drückt die Taste der Gegensprechanlage auf seinem Schreibtisch. »Kendra, holen Sie mir Johnson an die Strippe.«

Als Halford zum Telefon greift, verlasse ich hinter Lucy sein Büro, zupfe mein Jackett zurecht und atme tief frische Luft ein, die nicht abgestanden nach alten Mistkerlen und ihrer metallischen, von grauenhaftem Geschmack geprägten Büroausstattung riecht.

»Verdammter Mist«, fluche ich murmelnd bei mir.

»Weißt du«, raunt mir Lucy zu und berührt mich am Ärmel, »du musst dir das heute Abend wirklich nicht antun. Ich könnte ein ›dringendes Meeting‹ anberaumen und dich wegrufen.«

»Nein«, sage ich zu ihr. »Ich muss das tun. Halford weiß, dass er mein größter Auftraggeber ist, also wäre jeder Notfall immer auf ihn bezogen … Und Gott weiß, Notfälle wollen wir bestimmt nicht haben.« Seufzend fahre ich mir mit der Hand durch die Haare. »Außerdem ist der Krankenhaustrakt allemal wert, was immer er mich heute Abend durchmachen lässt. Ein Scheck von ihm, und wir haben die Sache in trockenen Tüchern.«

»Wie du meinst.« Sie sieht mich fragend an. »Irgendeine Ahnung, wohin er dich verschleppt?«

»Scheiße, nein. Wahrscheinlich in irgendein überteuertes Steakrestaurant und …«

»Schon mal im Lace gewesen, Masters?«

Lucy und ich drehen uns um. Halford steht hinter uns und hat ein laszives Grinsen im chirurgisch aufgepeppten Gesicht. Ich bin noch nie im Lace gewesen, aber ich weiß, was es dort gibt. Spitzenbodys. Strapse. Und all die weiche Haut, die dazugehört. Mit Ryder und den Jungs zusammen wäre ich dafür voll zu haben. Mit diesem alten Knacker und seinen Geschäftskumpanen allerdings eher weniger.

»Oh«, sagt er, als er Lucy bemerkt. Dann sieht er wieder mich an. »Sie ist ja noch hier.«

»Ich wollte gerade gehen.« Lucy wirft mir einen Blick zu, der besagt: Jetzt gibt’s kein Zurück mehr. Anschließend lächelt sie Halford gesittet an. »War mir ein Vergnügen, Sie kennenzulernen. Ich sorge dafür, dass Sie die Notizen morgen früh bekommen.«

»Einfach an Kendra schicken«, erwidert Halford, der sie ganz eindeutig bereits aus den Gedanken gestrichen hat. Erst, als er auf mich zukommt, bemerke ich die Gläser mit bernsteinfarbener Flüssigkeit in seinen Händen. Ich hätte wissen müssen, dass er ein Whiskeyliebhaber ist. Wieder ringe ich mir ein Lächeln ab.

»Prost, Jackson. Das ist erst der Anfang – und die nächste Runde geht auf Sie.«

KAPITEL 2SKYLAR

Es ist überraschend warm auf der Bühne – definitiv wärmer, als ich erwartet hätte. Ist aber wohl sinnvoll, wenn sich alle, die auftreten, ausziehen.

Eine Menge der Mädels tragen nur noch Stringtangas. Ich sehe, wie sie die Hintern an den glänzenden verchromten Stangen hoch und runter reiben, was ich ein wenig eklig finde, aber ich muss daran glauben, was Missy mir gesagt hat.

»Mädel, du hast noch niemanden kennengelernt, der so reinlich ist wie eine Stripperin. Wir würden glatt in Batteriesäure baden, wenn sie nicht ätzend für die Haut wäre. Müsstest du dich die ganze Nacht lang von all diesen widerlichen Kerlen anhauchen lassen, würdest du auch viermal täglich duschen.«

Daher vermute ich, dass die Stangen in Anbetracht der Umstände relativ sauber sein dürften. Und es ist ja nicht so, dass ich sie gleich ablecken werde. Glaube ich jedenfalls.

Eine dralle Blondine mit drei Nippelringen und einem neongrünen Tanga – natürlich aus Spitzenmaterial – legt am Rand der Bühne einen letzten Spagat hin. Dann sammelt sie die Ein-Dollar-Scheine ein, die es nicht unter die Strings ihres Tangas geschafft haben, steht auf und schlendert in meine Richtung.

Wieder frage ich mich, ob das wirklich eine gute Idee ist. Andererseits: Was kann schon groß passieren? Es ist niemandem erlaubt, mich anzufassen, und auf der Bühne fühle ich mich rundum wohl. Na ja, zumindest auf einer Theaterbühne. Aber ein Auftritt ist ein Auftritt, ob man dabei nun angezogen ist oder nicht.

»Du bist dran, Knackarsch«, murmelt Babs, als sie sich an mir vorbeischiebt. Aus nächster Nähe kann ich den Schweiß sehen, der auf ihrem dick aufgetragenen Make-up Perlen gebildet hat. Ich widerstehe dem Drang, mir ins eigene Gesicht zu fassen, das abgesehen von Lippenstift und ein wenig Eyeliner so nackt wie am Tag meiner Geburt ist. Das war eines der vielen Zugeständnisse, mit denen sich meine Freundin Missy abfinden musste, als ich mich letztlich von ihr habe breitschlagen lassen, heute Abend auf dieser Bühne aufzutreten.

»Die Lichter sind verdammt grell, Mädel«, hatte sie eindringlich gemeint. »Die bleichen einen richtig aus.«

»Das macht nichts. Ich muss ja niemanden beeindrucken. Also, niemanden außer dir.«

Missy hat darüber gelacht. »Solange du nicht kneifst oder mit Buh-Rufen von der Bühne vertrieben wirst, kannst du mich als beeindruckt betrachten. Die einzigen Regeln, die ich festlege, sind, dass du die Stange benutzen und dich bis auf den Slip ausziehen musst.«

Ein paar Männer dazu zu bringen, mich unbekleidet anzusehen, kann unmöglich schwieriger sein, als ein Grand Jeté vor einem Publikum von mehreren Tausend Menschen aufs Parkett zu legen.

Vorsichtig wage ich einen Schritt hinter dem Vorhang hervor. Die Stöckelschuhe, die man mir gegeben hat, sind höher als alles, was ich je vorher getragen habe, aber sie sind robust, solide gefertigt. Und nach Jahrzehnten in Spitzenschuhen ist alles, wofür ich mich nicht auf die Zehenspitzen stellen muss, ein Kinderspiel.

Ich gehe einen weiteren Schritt, dann noch einen, und plötzlich bin ich voll im Blickfeld. Die Frauen, die links und rechts von mir tanzen, halten nicht inne, doch ich bemerke, wie sie in meine Richtung sehen. Sie beobachten mich. Mein Herz pocht wild in der Brust, und ich kann spüren, wie mir das Blut ins Gesicht, in die Finger, in die Zehen strömt. Mein Körper ist einsatzbereit. Ich fühle mich nie so lebendig, wie wenn ich die Bühne betrete, und auch ohne Tutu ändert sich daran nichts. Es ist wie ein Rausch.

»Sieh ihnen nicht in die Augen«, hat mich Missy gewarnt. »Sieh auf ihre Hemdkragen, ihre Geheimratsecken oder ihre Eheringe, wenn es sein muss, aber nie in die Augen.« Als ich wissen wollte, warum, hat sie mich mit einem mitleidigen Blick bedacht. »Schätzchen, weil du sonst nur abgelenkt wirst. Ist ein Anfängerfehler. Tu’s einfach nicht.«

Ich beherzige ihren Rat und lasse den Blick über die Köpfe der um meine Bühne versammelten Männer schweifen. Durch die Lichter kann ich den Rest des Raums nicht sehen. Ich kann bloß vage Formen ausmachen, vereinzelt mit einem Aufblitzen von Silber hier und einem Funkeln von Gold da. Kommt her, übermittle ich in Gedanken all den rasierten geldbeladenen Anzugträgern. Kommt und seht mir zu. Kommt und bezahlt. Denn klar, bei der Wette mit Missy geht es grundsätzlich darum herauszufinden, ob es eine klassische Balletttänzerin »verkraften« kann, auf die Bühne zu gehen und sich »in der realen Welt« behaupten zu müssen.

Aber ich habe die Blicke gesehen, die sich die anderen Frauen im Umkleideraum zugeworfen haben. Miss Etepetete denkt, sie wird uns zeigen, wie’s gemacht wird? – Kann’s kaum erwarten zu sehen, wie das in die Hose geht.

Von daher will ich es nicht nur »verkraften«, ich will die Sache rocken, will mehr Cash einstreichen als jede der anderen.

Als ich die Mitte der Bühne erreiche, ergreife ich die Stange und nehme jedes auf mich gerichtete Augenpaar und die Blicke wahr, die meinen ausgestreckten Arm entlangwandern. Die glatte Metalloberfläche fühlt sich warm unter meiner Handfläche an. Ich schlinge die Finger um die Stange. Mir gefällt, wie stabil sie ist. Ein Partner, der nicht einknicken wird. Ich mag sie bereits.

Save A Horse, Ride A Cowboy hat Missy als Song für mich ausgesucht. Meiner Meinung nach ein bisschen klischeehaft, aber es sollte einfach sein, sich zu dem langsamen, lockeren Rhythmus zu bewegen. Kaum setzt der Takt ein, verwandle ich mich in das Cowgirl der Träume dieser Männer.

Showtime, Skylar.

Ich hebe die Beine und schwinge mich um die Stange, lege dabei den Kopf so in den Nacken, dass mein Haar hinter mir her weht. Dabei weiß ich genau, wie ich aussehe: als würde ich fliegen.

Seht her, wie ich fliege.

Meine Zehen strecken sich instinktiv in die richtige Richtung, als ich die Stange ein zweites Mal umrunde. Als ich die Drehung beende, strecke ich ein Bein aus und senke mich langsam zu einem Spagat auf den Boden. Erstaunlicherweise protestieren die abgeschnittenen Jeansshorts, die mir Missy geliehen hat, dabei nicht im Geringsten. Klamotten von Stripperinnen sind wirklich Qualitätsware.

Ich greife mit beiden Händen zur Stange hoch. Insgeheim danke ich meiner Mutter für all die Jahre Kunstturnen, zu denen sie mich gezwungen hat. Ich ziehe den Körper vom Boden hoch, halte dabei den Spagat und schwinge mich erneut um die Stange. Pfiffe ertönen, und ich höre Rufe: »Komm näher, Baby.« Aus den Augenwinkeln nehme ich das Grün von Dollarnoten wahr, und meine Lippen verziehen sich zu einem Grinsen.

Nur immer her damit, Jungs.

Als ich um die Stange kreise, winkle ich die Knie an und bewege mich in eine stehende Position, die ich mit kreisenden Hüften würze. Von den Seiten dringen weitere anspornende Pfiffe zu mir, und ich werfe einen Kuss in die Richtung.

Gut so, meine Herren. Alle Augen auf mich.

Gott, ich liebe das.

Mein Herz hat sich auf einen steten Bassschlag beruhigt, der durch meinen Körper vibriert. Ich lasse die Hände streichelnd meinen Körper hochwandern, eine Geste, die den Männern Sabber entlockt, dann verbiege ich mich nach hinten. Die Welt neigt sich auf den Kopf, als sich meine Handflächen auf den Boden hinter mir senken und ich die Beine in die Luft strecke.

Ich kann hören, wie kollektiv nach Luft geschnappt wird, als ich die Beine langsam, so langsam zu einem seitlichen Spagat über meinem Kopf spreize. Das Blut schießt mir ins Gesicht. Die Musik wummert durch meine Handflächen. Ich spüre, wie mich ein Rausch durchströmt, als weitere Rufe durch meine Ohren hallen und mir kratzige Dollarnoten in die Hosenbeine meiner Shorts gesteckt werden.

Ich mache das gerade wirklich, denke ich, als ich die Beine auf die Bühne senke und mich aufrichte. Missy hat sich in mir völlig getäuscht. Ich bin diejenige an der Macht. Ich knöpfe den Kerlen ihr Geld ab, und sie kennen noch nicht mal meinen Namen.

Aber als ich aufsehe, um nach Luft zu schnappen, begehe ich den Anfängerfehler. Ich hebe den Kopf und blicke direkt in das Gesicht des Mannes vor mir.

In Augen, wie ich sie noch nie zuvor gesehen habe.

In Augen, in denen ich verflucht noch mal ertrinken könnte.

KAPITEL 3JACKSON

Ihre langen, schlanken Beine, ihre bronzefarbener Teint, ihr perfekter Hintern in der knappen abgeschnittenen Jeans. Ach du Scheiße – etwas so Heißes, so Erregendes habe ich überhaupt noch nie gesehen. Nichts könnte meinen Blick von dieser Göttin lösen – nichts außer dem gottverdammten Halford und seinem verfluchten Mundwerk.

»Wuuu-hiii!« Halford klatscht auf die Bühne, beugt sich vor und stupst mich in die Rippen. »Sehen Sie das?«

Es kostet mich gewaltige Überwindung, den Blick von der atemberaubenden jungen Frau auf der Bühne zu lösen, aber es gelingt mir – gerade lange genug, um zu sehen, dass Halford auf eine Rothaarige zeigt, die auf einer Plattform gegenüber verkehrt herum an der Stange hängt. Dabei wackelt sie derart heftig mit dem blassen Busen, dass er ihr beinah ins eigene Gesicht klatscht.

»Das wär was, bei der dort oben zu sein, oder?«

»Sie ist wunderschön«, murmle ich unverbindlich und hefte die Aufmerksamkeit sofort wieder auf die Frau, die sich nur wenige Meter vor mir um die Stange windet. Ihre Bewegungen sind geradezu anmutig – als wäre sie ausgebildete Tänzerin oder so.

»Was denn, haben Sie was gegen Rotschöpfe?«, geht mir Halford auf die Nerven.

Ich zucke mit den Schultern. Mir ist klar, dass ich meine Aufmerksamkeit eigentlich ihm widmen sollte – immerhin bin ich deshalb hier: um ihm schönzutun und ihn dazu zu bringen, dass er uns für »Kumpels« hält, damit er mir das Krankenhausprojekt finanziert. Aber ich kann die Augen einfach nicht von dem Cowgirl und ihren unheimlich hohen Stöckelschuhen abwenden. Man könnte glatt meinen, sie bestünde aus Quecksilber, so fließend sind ihre Bewegungen.

»Die da ist eine kleine Turnerin.«

Mir wird klar, dass ich ertappt worden bin, und ich zwinge mich, wieder das volle Augenmerk auf meinen schmierigen Begleiter zu richten. Ein Teil von mir will ihn von der Bühne wegschleifen, ihn von dieser Frau mit dem ehrlichen Gesicht und den geschmeidigen Gliedmaßen fernhalten. Ein anderer Teil von mir ist immer noch im Taumel von dem Moment vorhin, als sie mir direkt in die Augen geblickt hat. Noch nie zuvor habe ich von einer Darstellerin so unverfälschte ausdrucksstarke Emotionen ausgehen gespürt.

Eigentlich habe ich überhaupt noch nie von irgendjemandem so unverfälschte ausdrucksstarke Emotionen ausgehen gespürt.

Plötzlich überkommt mich der merkwürdige Drang, sie beschützen zu müssen, was nicht den geringsten Sinn ergibt. Dafür gibt es in diesem Laden eigene Rausschmeißer, und wenn die Frau nicht angeglotzt werden wollte, würde sie ja wohl kaum auf dieser Bühne stehen.

»He«, sage ich zu Halford, »wollen Sie rübergehen und mit der Schwarzen Witwe plaudern?« Ich nicke in Richtung der Rothaarigen, die mittlerweile mit der rechten Seite nach oben an der Stange hängt und ihren eigenen Hintern zu betatschen scheint.

»Nein, nein.« Halford schüttelt den Kopf. »Ich seh schon, Sie haben andere Vorlieben. Anscheinend stehen Sie auf klein und kess.«

Seine grau melierten Augenbrauen tänzeln lüstern, und zum dritten Mal an dem Abend muss ich mich wirklich sehr beherrschen, um nicht aufzustehen und zu verschwinden. Instinktiv greife ich nach meiner Brieftasche.

»Ich wollte uns gerade noch eine Runde besorgen.«

In Wahrheit brauche ich keinen Nachschub. Ich habe erst ein paarmal an dem Whiskey genippt, den ich in der Hand halte. Aber ich schiebe mein immer noch mehr als halbvolles Glas außer Sicht, erhebe mich und frage: »Was möchten Sie?«

»Setzen Sie sich, Jackson.« Unsanft drückt mich Halford auf den Stuhl zurück und steht auf. »Der heutige Abend geht auf mich. Wir sind doch demnächst Partner, nicht wahr? Sie entwerfen meinen Einkaufstempel, ich finanziere Ihr Krankenhausding.«

Ich ringe mir ein weiteres freundliches Lächeln ab, stoße erneut mit meinem Glas an seinem an, doch er schenkt mir keine Beachtung. Sein Blick ist bereits zurück zu der Rothaarigen gewandert.

»Lassen Sie mich wenigstens für die Drinks bezahlen – diesmal ein Guinness für mich.« Ich drücke ihm einen Zwanziger in die Hand, aber er weist ihn von sich.

»Behalten Sie Ihr Geld, Jackson. Besser noch, stopfen Sie’s in den Slip des heißen Luders hinter Ihnen.«

Er zwinkert mir zu, dann wankt er davon. Ich richte meine Aufmerksamkeit wieder auf die Bühne. Gott sei Dank tanzt die Frau nach wie vor – nur sind die knappen Shorts inzwischen verschwunden. Abgesehen von einem Tanga aus einem schmalen Streifen Spitzenmaterial ist ihre Haut völlig entblößt. So, wie sie ein seidig-glattes Bein um die Stange geschlungen hat, wünschte ich unwillkürlich, sie hätte es stattdessen fest um mich gewickelt. Langsam und verführerisch wölbt sie sich nach hinten und stellt ihre wunderschönen Brüste zur Schau, die aus den Körbchen ihres BHs quellen. Ihr platinblondes Haar streift den Boden, und ich sehe, dass sie die Augen geschlossen, die Lippen vor angespannter Konzentration geschürzt hat. Spontan regt sich in mir der Wunsch, diesen Mund zu berühren, mit der Zunge über diese Lippen zu lecken.

Dann ist ihr Gesicht verschwunden. Ihre Rückenmuskeln spannen sich an, als sie sich hochzieht und nach einer eleganten Drehung als Gewirr von Gliedmaßen auf dem Boden um die Stange landet. Im Vergleich zu den anderen Frauen in dem Schuppen ist sie eine Nymphe, eine Elfe, zierlich und leichtfüßig – aber verdammt, ist sie sexy!

Als hätte sie meine Gedanken gehört, öffnet sie die Augen. Blaugrün wie der Ozean. Plötzlich steuert sie auf Händen und Knien wie ein anmutiger blasser Panther auf mich zu. Ich will mich bewegen, mich vorbeugen, mit ihr sprechen, doch ich bin von ihrem Blick wie gebannt und erstarrt. Ich kann mich nicht erinnern, wann ich zuletzt einen Atemzug gemacht habe.

Als sie den Rand der Bühne erreicht, wird mir bewusst, dass ich immer noch die Zwanzig-Dollar-Note umklammere. Sie ist zerknittert und feucht vom Schweiß meiner Handfläche, also versuche ich, sie glatt zu streichen. Ich setze dazu an, mich jenem kargen Stück Spitzenstoff entgegenzustrecken und …

»Scheiße, bist du geil.«

Die Stimme ertönt rechts von mir, und als ich den Kopf drehe, sehe ich einen Mann, der sich mit dem gesamten Körper auf die Bühne gebeugt hat und sich der Göttin entgegenstreckt. Es vollzieht sich in Zeitlupe: Seine Hände berühren die weiche Haut des Hinterns der Frau, woraufhin sie die Augen aufreißt.

»He!«, brülle ich und stürze auf den Mann zu. Mein Herzschlag pulsiert fieberhaft durch meinen Schläfen. Ich werde ihn umbringen. Ich werde ihm die Visage …

Aber plötzlich ist es zu spät. Ich habe ihn nicht angerührt, trotzdem bricht er als zuckende Masse auf dem Boden zusammen. Blut schießt aus seiner Nase. Die Welt um mich herum kommt zum Stillstand, als sich sämtliche Blicke auf die Bühne heften.

Mittlerweile hat sich die Frau aufgerichtet. Ihre Augen sind groß wie Untertassen, und sie reibt sich die Knöchel einer Hand.

Der Mann auf dem Boden öffnet die Augen und hebt den Kopf.

»Was soll die Scheiße?«

Schlagartig setzt die Echtzeit wieder ein, als der Mann auf die Beine springt und auf die Bühne zustürmt. Blut ergießt sich wie ein Wasserfall auf die Vorderseite seines Hemds. Er hechtet los. Ich hechte los. Sinnliche Hintergrundmusik dudelt im Raum. Sauerstoff strömt in meine Lunge.

»Die verfluchte Schlampe hat mir die Nase gebrochen!«

KAPITEL 4JACKSON

Mann. Tja, Wunder gibt es immer wieder.

Ich sitze vor dem Lace auf dem Randstein und begutachte den Schaden. Ich kann mich kaum erinnern, was passiert ist. Ich weiß nur, dass ich beim Anblick, wie sich der Typ ein zweites Mal nach ihr gestreckt hat, im Grunde durchgedreht bin.

Behutsam berühre ich mein Gesicht, taste die verschiedenen Knorpel und Knochen ab. Scheint alles mehr oder weniger unversehrt zu sein. Ich weiß nicht mal mehr, was ich da drin gemacht habe. Aber dem Zustand meines Hemds nach muss ich der blutigen Nase des Penners wohl ziemlich nah gekommen sein. Oder ich blute doch irgendwo selbst und habe die Wunde bloß noch nicht entdeckt.

Ich rolle die Ärmel hoch, öffne die obersten Knöpfe und reiße mir die Krawatte vom Hals. Pfeif auf die dämliche Dienstuniform. Ich weiß, dass diese Aufmachung zum Job gehört, doch im Augenblick komme ich mir damit wie ein gottverdammter Bibelverkäufer vor.

Als ich mich umsehe, erblicke ich dasselbe Arschloch wie zuvor in seinem blutdurchtränkten Hemd zusammengesackt an der Mauer neben dem Hintereingang. Allein beim Anblick seiner verzogenen blutigen Visage balle ich die Hände unwillkürlich erneut zu Fäusten. Verfluchter Widerling. Ich will mich gerade für eine zweite Runde wappnen, als sich die Hintertür öffnet.

»Es geht mir gut, es geht mir gut. Aber was ist mit dir?«

Die junge Frau aus dem Lokal – die Nasenbrecherin mit dem umwerfenden Hinterteil und dem noch besseren Vorbau – bewegt sich mit dem Rücken zu mir heraus. Unwillkürlich halte ich inne. Mein Blick streicht über die sinnlichen Kurven ihres Körpers.

»Mir geht’s besser, sobald du weg bist«, dringt die stöhnende Stimme einer anderen Frau heraus. »Oh Mann, ich steck so was von in der Tinte.«

Tiefer im Gebäude ruft eine Männerstimme etwas Unverständliches.

»Oh mein Gott, Frank, beruhig dich!«, brüllt die zweite Frau, bevor sie die Stimme senkt. »Der redet da hinten davon, die Bullen zu rufen, um Himmels willen. Ist das zu fassen?«

Die Frau lacht. Die Schatten verhüllen zwar ihr Gesicht, doch ihre Stimme erklingt glockenhell.

»›Hallo, Officer, wir haben hier eine eins sechzig große Frau mit einem fiesen rechten Haken‹ …«

Beide Frauen lachen.

»Aber ich hab gewonnen, oder?« Der glockenhelle Klang ist verschwunden, ihre Stimme klingt ernst.

»Was?«

»Ich hab gewonnen. Ich meine, ich war bereits ausgezogen bis auf …«

»Ja! Gottverdammt, Sky, du hast gewonnen. Du bist verdammt furchtlos.«

Damit wird die Tür zugeknallt, und die junge Frau dreht sich mir zu. Kaum erblickt sie mich, spannt sich ihr Körper an. Sie lässt ihren Rucksack fallen und hebt die Fäuste.

»Sachte, sachte!« Mit den Handflächen voraus strecke ich die Arme vor. »Frieden. Ich komme in Frieden.«

Sie kneift die Augen zusammen und schirmt sie mit einer Hand ab. Ich unternehme einen neuen Anlauf, lasse mein charmantestes Lächeln aufblitzen. Zumindest versuche ich es.

»Ich bin der Typ, der dich nicht begrapscht hat.«

Lächelnd lässt sie die Hände sinken. Sie hebt den Rucksack auf, schlingt ihn sich über die Schulter und kommt auf mich zu.

»Hi.« Sie streckt mir die Hand entgegen. »Ich bin Skylar.«

Ich habe diese Frau eben erst praktisch nackt gesehen, aber etwas daran, wie der karierte Minirock über ihre Beine streicht, weckt in mir die Fantasie, den Stoff anzuheben und die Hände auf diesen Knackpo zu legen …

Ich schüttle mich und strecke die Hand aus, ziehe sie jedoch sofort wieder zurück.

»Also … darf ich dich jetzt, wo wir außerhalb des Klubs sind, anfassen?« Ich zwinkere, und sie lacht.

»Ich denke, Händeschütteln geht in Ordnung«, meint sie mit rauchiger Stimme. Beinah ein Schnurren.

Ich zucke mit den Schultern. »Ich will nicht wie der andere Kerl enden. Seine Nase wird vielleicht nie wieder wie vorher aussehen.«

Wieder lacht sie, und ich ergreife ihre Hand. In dem Moment, in dem wir uns berühren, spüre ich, wie etwas in mir aufflammt – Verlangen und etwas, das darüber hinausgeht, etwas Dunkleres. Ich sehe es auch in ihren Augen. Diese schlagartige Anziehungskraft, bei der es um Körperlichkeit und Lust geht, um hier und jetzt.

»Freut mich sehr, dich kennenzulernen, Preisboxerin. Ich bin Jackson.«

Wir halten beide einen Moment lang inne, dann lasse ich ihre Hand los.

»Ich würde sagen, im Notfall kannst du immer eine Laufbahn in den Mixed Martial Arts anstreben. Obwohl du ein bisschen zu hübsch dafür sein könntest – ich glaube, die mögen ihre Frauen lieber mit mehr Testosteron.«

»Und du meinst, diese Kanonen hier würden dafür nicht reichen?«, scherzt Skylar und spannt erst den linken, dann den rechten Bizeps an. Ich strecke die Hand aus und drücke daran. Ihre Haut fühlt sich heiß und glatt an. Ich kann bloß versuchen, mir vorzustellen, wie viel heißer und glatter sie unter ihrer Kleidung sein würde.

»Diese Kanonen würden wahrscheinlich schon reichen«, bringe ich schließlich heraus, »aber würdest du wirklich dieses Gesicht aufs Spiel setzen wollen?«

»Dank dieser Kanonen würde niemand mein Gesicht auch nur anfassen.«

Sie fängt an, mit beiden Fäusten Lufthaken zu schlagen. Ihre Augen wirken verschmitzt, und ich bin mir des geringen Abstands zwischen ihrem Körper und meinem mehr als bewusst. Lediglich ein Schritt wäre nötig, und ich könnte mühelos die Hände unter diesen dünnen knappen Rock schieben.

Aber da wir uns mitten in der Nacht auf dem Parkplatz eines Stripklubs befinden, würde ich damit wohl nicht den besten ersten Eindruck hinterlassen.

Schließlich wendet sie den Blick ab und rückt den Rucksack auf der Schulter zurecht. Ich kann fühlen, wie der Moment entgleitet, doch mein Hirn hinkt dem Körper zu viele Herzschläge hinterher, um noch aufzuholen.

»Könnte ich dich irgendwie dazu überreden, mit mir zur Feier des überstandenen Kampfs essen zu gehen?«, frage ich sie. Als ihr glühender Blick wieder auf mir landet, fühlt sich mein gesamter Körper an, als stünde er in Flammen. Ich kann nur noch daran denken, mit den Händen jede noch so kleine Körperstelle dieser jungen Frau zu erkunden.

»Äh … ja«, antwortet sie langsam. »Na klar.«

Ihr offensichtliches Zögern bringt mich unwillkürlich zum Schmunzeln.

»Hör mal, Schönheit, ich kann dir versprechen, dass ich vertrauenswürdig bin, aber wenn du dich dabei unwohl fühlst, können wir es natürlich auch bleiben lassen.«

Mit hochgezogenen Augenbrauen sehe ich sie an, und ein verhaltenes Lächeln verzieht ihre Lippen.

»Nein, bin dabei. Ich bin am Verhungern.« Sie tritt vor und sieht mit diesen großen meerfarbenen Augen zu mir auf. Gott, diese Frau ist einfach der Hammer. Ich zwinge mich, den Blick von ihr abzuwenden, als ich nach meinen Schlüsseln greife.

»Ich parke vorn. Ist bloß ungefähr einen Häuserblock entfernt.«

Als wir die Seite des Gebäudes entlang nach vorn gehen, stelle ich fest, wie klein Skylar in Wirklichkeit ist. Ihr Kopf reicht mir gerade mal bis zur Schulter. Bei der Erkenntnis würde ich sie am liebsten an mich ziehen und mir eine Möglichkeit überlegen, wie ich sie vor den Unbilden der Welt beschützen kann. Als wir die Vorderseite des Gebäudes erreichen, bleibt sie stehen und wartet.

»Hier.« Ich trete um sie herum und ziehe den Schlüssel aus der Tasche. Scheinwerfer blinken eine Reihe entfernt auf.

»Oh mein Gott.« Sie läuft zwischen den Autos hindurch und hält wenige Zentimeter von meinem Wagen entfernt an. »Im Ernst?«

Zur Antwort strecke ich mich um sie herum und öffne die Beifahrertür.

»Unfassbar!«, quiekt sie und hechtet förmlich in den Wagen. »Ich kann nicht glauben, dass das dein Auto ist!«

Ihr Enthusiasmus verzaubert mich, vor allem, weil ich selbst ein wenig verliebt in das Fahrzeug bin. Ein Porsche repräsentiert alles, was ich an Luxusschlitten liebe: Sie haben schnittige Kurven, sind leistungsstark und gerade teuer genug, um begehrt zu werden. An dem Tag, als ich mich für Halfords Projekt verpflichtet habe, war ich im Autohaus und habe meinen SUV gegen dieses Baby eingetauscht. Und nun steht es hier und schimmert sanft im Schein der Straßenbeleuchtung, während der saubere ledrige Neuwagengeruch nach und nach vom genauso sauberen Blumenduft der betörendsten Frau verdrängt wird, die mir je begegnet ist.