Atlantis 7: Tolcais Totenspiele - Kai Hirdt - E-Book

Atlantis 7: Tolcais Totenspiele E-Book

Kai Hirdt

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Beschreibung

Seit mehr als dreieinhalb Jahrtausenden reisen die Menschen mit Raumschiffen durch das Weltall. Dennoch gibt es auf der Erde immer noch genügend Geheimnisse. Eines dieser Mysterien ist der Kontinent Atlantis, der gut 8000 Jahre vor Beginn der christlichen Zeitrechnung im Ozean versunken ist. Gegen ihren Willen werden Perry Rhodan und seine Frau Sichu Dorksteiger in diese Vergangenheit geschleudert. Sie landen in genau der Zeit, in der die menschenähnlichen Arkoniden auf Atlantis eine Kolonie errichtet haben. Ihr Aufenthalt ist voller Konflikte, die sie erst Stück für Stück entschlüsseln. So gelangen sie zuerst zur Venus, dann hinaus in die Weiten der Milchstraße. Auf einem Planeten der Maahks geraten sie in Gefangenschaft, und sie treffen auf Atlan, den Rhodan eigentlich erst Jahrtausende in der Zukunft kennenlernen wird. Doch wie hängt das alles zusammen? Einen Hauch kosmischer Mächte erfahren die Gefährten, als die STRAHLKRAFT auftaucht, eine kobaltblaue Walze. An Bord regiert Tolcai, allgemein auch als die Erhabenheit bezeichnet. Und während auf Atlantis der Kampf zwischen Arkoniden und fremden Invasoren beginnt, bekommt Perry Rhodan einen Einblick in TOLCAIS TOTENSPIELE ...

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Nr. 7

Tolcais Totenspiele

Ein ewiger Krieg in Kobaltblau – Feindschiffe über Atlantis

Kai Hirdt

Cover

Vorspann

Die Hauptpersonen des Romans

1.

2.

3.

4.

5.

6.

7.

8.

9.

10.

11.

12.

Kommentar

Impressum

Seit mehr als dreieinhalb Jahrtausenden reisen die Menschen mit Raumschiffen durch das Weltall. Dennoch gibt es auf der Erde immer noch genügend Geheimnisse. Eines dieser Mysterien ist der Kontinent Atlantis, der gut 8000 Jahre vor Beginn der christlichen Zeitrechnung im Ozean versunken ist.

Gegen ihren Willen werden Perry Rhodan und seine Frau Sichu Dorksteiger in diese Vergangenheit geschleudert. Sie landen in genau der Zeit, in der die menschenähnlichen Arkoniden auf Atlantis eine Kolonie errichtet haben. Ihr Aufenthalt ist voller Konflikte, die sie erst Stück für Stück entschlüsseln.

So gelangen sie zuerst zur Venus, dann hinaus in die Weiten der Milchstraße. Auf einem Planeten der Maahks geraten sie in Gefangenschaft, und sie treffen auf Atlan, den Rhodan eigentlich erst Jahrtausende in der Zukunft kennenlernen wird. Doch wie hängt das alles zusammen?

Einen Hauch kosmischer Mächte erfahren die Gefährten, als die STRAHLKRAFT auftaucht, eine kobaltblaue Walze. An Bord regiert Tolcai, allgemein auch als die Erhabenheit bezeichnet. Und während auf Atlantis der Kampf zwischen Arkoniden und fremden Invasoren beginnt, bekommt Perry Rhodan einen Einblick in TOLCAIS TOTENSPIELE ...

Die Hauptpersonen des Romans

Perry Rhodan – Der Terraner trifft auf einen speziellen Doppelgänger.

Atlan – Der Admiral überlässt Rhodan die Leitung der Mission.

Quartam da Quertamagin – Der Wissenschaftler agiert erstaunlich klug und trickreich.

Tolcai

1.

»Stellt die Sirenen leiser!«, brüllte Darelt ter Frun.

Es dauerte mehrere Millitontas, bis jemand seinem Befehl nachkam. In der Zentrale eines Raumschiffs hätte eine solche Schlamperei sofort zur Degradierung geführt. Aber er kommandierte kein Schiff mehr; er leistete Bodendienst in einer winzigen, abgelegenen, frisch gegründeten Kolonie ohne Geschichte oder erkennbare Bedeutung. Doch damit würde es bald vorbei sein. Wenn die Maahks mit ihrem Angriff auf Atlantis fertig waren, würde es nur noch rauchende Trümmer geben.

»Was tun sie?«, murmelte ter Frun leise vor sich hin.

»Sie greifen das Materiallager im Osten an ...«

»Sehe ich selbst!«, unterbrach er die diesmal prompte, aber unerwünschte Antwort. »Was ich wissen will, ist: warum?«

Die Taktik der verdammten Wasserstoff-Methanatmer blieb ihm unverständlich. Sie hatten zwölf Ein-Maahk-Kampfjäger durch den Schutzschirm der Stadt Arkonis gebracht. Genauer gesagt war der Schirm erst aktiviert worden, als die Jäger sich schon innerhalb des zu schützenden Bereiches befunden hatten.

Außerhalb der Energiekuppel schwebten zwei Kleinraumschiffe, gerade 200 Meter lang, und nahmen sie unter Feuer. Sie belasteten den Schirm, konnten ihn aber nicht zum Zusammenbruch bringen. Im Orbit und weiter außen im System operierte laut Ortungsergebnissen noch eine ganze Flotte weiterer schwerer Kampfschiffe. Bislang griffen diese Einheiten nicht ins Geschehen ein, obwohl sie den Schirm der Kolonie in Sekunden hätten knacken können.

Die Jäger, die schon drin waren, gingen ähnlich ineffizient vor. Sie konzentrierten ihr Feuer auf den Gouverneurspalast und andere strategisch halbwegs relevante Ziele, die jedoch alle über eigene Schutzschirme verfügten. Zivile Gebäude, die Wohnblocks der rund 60.000 Kolonisten, verschonten sie hingegen.

Nichts davon ergab Sinn. Maahks kämpften nicht so rücksichtsvoll. Aber ter Frun sollte es recht sein: Als ehemaliger Raumschiffskommandant des arkonidischen Kolonialamtes wusste er, wie man schnell viele Zivilisten von einem Ort an einen anderen brachte. Deshalb hatte man ihm die ehrenvolle Aufgabe übertragen, die Stadt zu evakuieren – die einzige Chance zur Rehabilitierung, die er wohl je bekommen würde. Wenn die Maahks dabei auf ein Massaker an seinen Schützlingen verzichteten, war ihm das sehr recht und der Grund dafür durchaus egal.

»Neues Ziel! Sie attackieren jetzt das Kolonialgehirn!«

Gemeint war ein Funktionsbau im Osten der Stadt, der mehrere Positroniken der öffentlichen Hand beherbergte. Auch er war von einem Energieschirm geschützt und trotzte den Attacken.

»Wir kümmern uns um den Nordwesten«, ordnete ter Frun an.

Er hatte keine Militärgleiter zur Verfügung. Alles, was leidlich bewaffnet war, attackierte die Maahks – erstaunlich erfolglos im Übrigen. So sinnlos die militärische Taktik der Feinde erschien, so geschickt waren sie darin, Angriffen auszuweichen.

Für die Evakuierung mussten deshalb andere Transportmittel herhalten. Die Soldaten unter seinem Kommando hatten jeden zivilen Gleiter requiriert, den sie finden konnten. Die Maschinen blieben direkt am Boden. Sie mussten deshalb den Straßenzügen folgen, statt in Luftlinie auf ihr Einsatzgebiet zuzufliegen. Das kostete Zeit, erhöhte aber die Überlebenschancen und zeugte von einer Umsicht, die ter Fruns Vorgesetzte hoffentlich zur Kenntnis nehmen und goutieren würden.

Auf der Holokarte sah der Konvoi aus wie eine lange Schlange aus vielen kleinen Punkten. Die Gleiter erreichten die Zielregion und lösten die Formation auf, schwärmten aus. Soldaten projizierten Akustikfelder, lotsten die Bevölkerung aus ihren Häusern an Bord. Die ersten Punkte verließen die aktuelle Evakuierungszone schon wieder und nahmen Kurs auf das Landefeld westlich der Stadt. Dort warteten eilig niedergegangene Raumschiffe auf die Flüchtlinge.

Wie diese im All an der Maahkstreitmacht vorbeikommen sollten, wusste ter Frun nicht. Aber das war auch nicht seine Sorge. Er war dafür zuständig, die Bevölkerung möglichst ohne Verluste aus der Stadt heraus und an Bord dieser Schiffe zu bekommen, und genau das würde er tun.

»Feuer!«

Ter Frun fuhr herum, sah die dicken, schwarzen Rauchsäulen in der Übertragung. Mehrere Gebäude südlich des Kolonialgehirns standen lichterloh in Flammen. Änderten die Maahks ihre Taktik und begannen den gefürchteten Vernichtungskrieg?

Nein. Ihre Kampfgleiter schossen weiter erfolglos auf den Schirm und wichen mit traumwandlerischer Sicherheit den arkonidischen Gegenangriffen aus. Ter Frun wurde Zeuge, wie ein solcher Schuss das Ziel verfehlte und einen Hochhausturm traf.

»Was die Maahks nicht schaffen, erledigen wir selbst«, schimpfte er. »Idioten!«

Immerhin standen diese Blöcke bereits weitgehend leer. Wie es der glückliche Zufall wollte, hatte er den Ostsektor direkt in der ersten Evakuierungswelle räumen lassen. Die Maahks reagierten nun zwar direkt auf die arkonidischen Angriffe und erwiderten das Feuer, aber wenn sie verfehlten, trafen sie nur leere Gebäude.

Bisher hatte die Kolonie also Glück im Unglück, aber das würde nicht ewig so bleiben. Bald würden die Maahks kurzen Prozess machen. Die Gleiterkolonne aus dem Nordwesten bewegte sich nur quälend langsam auf den Raumhafen zu, und noch immer waren fünf von acht Sektoren zu räumen.

Ein Funksignal ging bei ihm ein, irgendeiner seiner Gruppenführer. »Ja?«, sagte er nur, ohne den Blick vom Holo zu lösen. Es war nicht die Zeit für Formalitäten.

»Sek'athor ter Frun? Hier spricht Orbton Tulvar«, meldete sich ein Soldat. »Ich habe hier jemanden mit prioritärer Sicherheitsstufe. Er besteht darauf, Sie zu sprechen.«

Nicht schon wieder, dachte ter Frun. »Geben Sie her.«

»Ich bin Quartam da Quertamagin«, erklang eine ältliche, kurzatmige Stimme. »Sie müssen mich sofort ...«

»Gar nichts muss ich«, unterbrach ter Frun. Er hatte schon von dem Namen genug. Die Angehörigen des Hochadels mit den klangvollen Vorsilben da, ma und agh vor ihrer Khasurnzugehörigkeit ... Sie waren alle gleich. Seit er mit der Evakuierung betraut war – und das war wirklich noch nicht lang –, hatte er bereits 30 Funkrufe von furchtbar wichtigen Leuten abgewimmelt, die dringend, wirklich dringend, als Allererstes in Sicherheit zu bringen waren. »Sie werden aus der Stadt gebracht, wenn Sie an der Reihe sind, und keine Millitonta früher.«

»Ich will nicht raus«, sagte da Quertamagin. »Ich will rein.«

*

Quartam da Quertamagin betrachtete den lächerlichen Orbton, der sich unter seinem Blick wand. Dieser Tulvar, wie er sich bei seinem Vorgesetzten gemeldet hatte, verkörperte alles, was in der arkonidischen Flotte falsch lief.

Tulvar kommandierte eine kleine Einheit Fußsoldaten, die vielleicht 50 Meter entfernt an der Schirmgrenze zwischen Stadt und Raumhafen stand und mit der wichtigen Aufgabe beschäftigt war, Gleitern beim Fliegen zuzusehen. Wenn die Gleiter mit den Fliehenden Arkonis verließen, wurde kurz eine Strukturlücke im Schirm geschaltet. Da das aber ständig der Fall war, war der Schirm an dieser Stelle völlig offen. Tulvars Männer und Frauen sollte verhindern, dass maahksche Truppen diese Lücke ausnutzten.

Quartam da Quertamagin war nun aber weder ein Maahk noch eine Truppe, sondern der brillanteste Wissenschaftler des Imperiums, auch wenn man ihm den verdienten Ruhm vorenthielt. Wenn er irgendeinem Militärmännchen sagte, dass er wichtige Informationen für den Gouverneur der Kolonie besaß, hatte diese Figur ihn schnellstmöglich zu ebendiesem Tato zu bringen, statt ein anderes Militärmännchen um Erlaubnis anzubetteln. Zumal dieser Sek'athor ter Frun ebenfalls inkompetent war, sonst hätte er Quartams Namen erkannt.

»Ich warte«, sagte Quartam scharf.

Orbton Tulvar auf der anderen Seite des Schirms hob die Arme. »Der Sek'athor weiß Bescheid. Er wird sich melden.«

Quartam hätte diesem ter Frun gern selbst Dampf gemacht, aber das Funkgerät seines Fluganzugs war defekt. Und Tulvar hatte die Verbindung nach ein paar deftigen Zurechtweisungen seines Vorgesetzten erst einmal geschlossen. Zumindest das, gestand Quartam sich ein, zeugte von einem Funken Verstand.

»Der Ausgang dieser Schlacht könnte davon abhängen!«, behauptete Quartam und tippte scheinbar nervös, scheinbar zufällig auf dem Steuerarmband seines Fluganzugs herum. Zwischendurch deutete er anklagend auf die Rauchpilze, die mittlerweile an immer mehr Orten der Stadt in den Himmel stiegen. »Ich muss so schnell wie möglich mit dem Tato reden!« Seine Nachricht hatte zwar nicht das Geringste mit der aktuellen Attacke zu tun, aber es wäre leichtfertig gewesen, ein so gutes Argument nicht zu nutzen. »Sie, Orbton, sind persönlich für die Niederlage verantwortlich, wenn ich noch lange hier draußen vor dem Schirm stehen bleibe!«

Dabei wurde es Tulvar mulmig. Ein weiteres Mal kontaktierte er seinen Vorgesetzten. »Sek'athor, ich habe ...«

»Wagen Sie es noch einmal, mich zu stören«, brüllte ter Frun, »und ich ...«

Quartam drückte eine Taste seiner Armbandsteuerung und startete ein einfaches Programm, das er während der letzten paar Sekunden eingespeist hatte. Nichts Großes, nur ausreichend, um über eine anzugeigene Nahdistanzverbindung zwischen kompatiblen Systemen Tulvars Funkgerät zu kontrollieren. Panisch drückte Tulvar auf seinen eigenen Steuerelementen herum, aber die hatte Quartam bis auf Weiteres gesperrt.

»Quartam da Quertamagin noch einmal«, ließ er ter Frun wissen. »Ich verlange Zugang, oder Sie sind persönlich für die Niederlage verantwortlich, wenn ich noch lange hier draußen bleibe!« Die Behauptung wurde durch ihre Wiederholung nicht wahrer, aber auch nicht schlechter. »Ich habe eine entscheidend wichtige Nachricht für den Tato!«

»Funken Sie ihn an«, blaffte ter Frun.

»Zu wichtig«, behauptete Quartam. »Der Feind darf nicht mithören.« Das klang allemal besser als Ich bin mit fast völlig defekter Ausrüstung unterwegs und sogar darauf angewiesen, das Funkgerät deines Unterlings zu kapern, mit dem man wegen der festgelegten Dienstfrequenz leider nur dich und niemand anderen erreichen kann.

»Ich habe dem Tato übermittelt, dass Sie ihn sprechen wollen«, sagte ter Frun.

»Na, dann öffnen Sie den Schirm für mich!«

»Er hat mir persönlich geantwortet.« Ter Fruns Stimme wurde noch ätzender als zuvor. »Ich zitiere wörtlich: ›Das hat mir gerade noch gefehlt. Halten Sie mir diesen Wirrkopf vom Leib!‹ Also verschwinden Sie und lassen Sie meine Leute ihre Arbeit machen!«

Quartam stand wie versteinert. War die Fäulnis dieser Gesellschaft so weit oben in der Spitze angekommen? Natürlich war sie das. Aber er hatte gehofft, dass der Tato zumindest im Moment der Krise über sich hinauswuchs und zur Kenntnis nahm, wenn ihm ein veritables Genie helfen wollte. Quartam hatte den Mann überschätzt.

»Ein letztes Mal«, sagte er gefährlich ruhig. »Lassen Sie mich ein, Sek'athor.«

Ter Frun antwortete nicht einmal mehr. Er tat einfach, was Orbton Tulvar so gern gemacht hätte, wenn Quartam sich nicht in seine Anzugsteuerung gehackt hätte: Er beendete die Verbindung.

»Dann halt anders«, sagte der Wissenschaftler. Er starrte an Tulvar vorbei und wartete auf den nächsten Flüchtlingsgleiter, für den sich der Schirm kurz öffnen musste.

Der Orbton erkannte, was er vorhatte, riss seinen Strahler hoch und zielte. »Bleiben Sie draußen!«, rief der Soldat. »Sie haben den Befehl des Sek'athor und des Tato gehört!«

»Ja, ja«, sagte Quartam und löste ein weiteres Programm aus. Dann trat er einen Schritt zur Seite.

Tulvar versuchte, ihm mit dem Lauf der Waffe zu folgen, doch seine Arme gehorchten ihm nicht. Regungslos zielte er weiter in dieselbe Richtung wie zuvor, nun in die leere Luft. Die Augen des Orbtons weiteten sich.

»Diese Nahdistanzsteuerung ist vertrackt«, erklärte Quartam entschuldigend. »Ist man erst mal in den Anzugsystemen drin, kann man fast alles durcheinanderbringen. Ich frage mich schon seit Langem, wann diese Sicherheitslücke mal behoben wird. Ich hätte unser Militär schon lange darauf hingewiesen, aber wie Sie gehört haben: Man spricht einfach nicht mit kompetenten Leuten wie mir.«

Er lächelte. »Ich habe die Kraftverstärker an Ihren Armen, Beinen und Rumpf manipuliert, fürchte ich. Für jede versuchte Bewegung setzt Ihr Anzug sofort einen gleich starken, entgegengesetzten Impuls. Aber keine Sorge. Das Programm desaktiviert sich in ein paar Minuten, wenn ich den Gouverneurspalast erreicht habe.«

»Mein Trupp wird Sie ...«

»Wird er nicht. Er hat Befehl von Ihrem Funkgerät, mich passieren zu lassen. Ach ja.« Er löste das Funkmodul von Tulvars Anzugbrust und tauschte es gegen das defekte Modell seiner eigenen Montur. »Danke.«

Ein Gleiter erreichte den Schirm. Quartam aktivierte seinen Antigrav, stieß sich ab und passierte die Strukturlücke im gleichen Moment, in dem die Flüchtlinge Arkonis Richtung Landefeld verließen.

Orbton Tulvar blieb laut fluchend zurück und zielte weiter ins Nichts.

Quartam da Quertamagin flog auf den Gouverneurspalast zu. Am Anfang versuchte er, außer Sicht der Maahks zu bleiben. Doch je länger er die erratischen Manöver der Angreifer und Verteidiger beobachtete, desto sicherer war er, dass ihm keine Gefahr drohte.

2.

So also endet es, dachte Perry Rhodan. Alle anderen an Bord stierten mit weit aufgerissenen Augen auf die Ortungsanzeige. Er hätte ebenfalls Todesangst spüren sollen, aber etwas in ihm wehrte sich dagegen.

Zwei Dinge hielten ihn seit Jahrtausenden am Leben: sein Zellaktivator, der Alterung, Krankheit und körperlichen Verfall abwendete, und sein sturer Optimismus – die Unfähigkeit, jemals an die völlige Ausweglosigkeit einer üblen Situation zu glauben.

Zugegeben, die Physik war nicht auf seiner Seite. Die kobaltblaue Kosmokratenwalze, die unvermittelt im System aufgetaucht war, riss die BEST HOPE mit einem unfassbar starken Traktorstrahl auf sich zu. Die Andruckabsorber des arkonidischen Beiboots waren für eine solche Belastung nicht gemacht. Im Grunde hätte die Besatzung schon als rote Schmiere an der Wand kleben müssen. Dass sie trotzdem noch atmeten, machte Rhodan Hoffnung, auch den bevorstehenden, sicher noch abrupteren Bremsvorgang zu überstehen.

Die Walze stand nur noch 200.000 Kilometer entfernt. Ihr kleines, tapferes Schiff beschleunigte schon seit Längerem unfreiwillig mit mehr als 1000 Kilometern pro Sekundenquadrat. Selbst wenn die Flüchtenden sofort mit dem gleichen Wert abbremsten, würden sie kollidieren. Verlangsamten sie stärker, stieg die Wahrscheinlichkeit, dass sie zermatscht wurden.

Aber sie bremsten überhaupt nicht, sondern wurden sogar noch schneller. Wollte der Kommandant der Walze sie in seinen Schutzschirm ziehen, um sie zu vernichten? Das hätte er einfacher haben können. Aber was bezweckte er dann? Eine Kollision konnte er doch sicher nicht wollen ...

Rhodan überschlug die Werte. Bis zum Zusammenstoß blieben noch zwei Sekunden ... eine ...

Nichts geschah.

Es dauerte einige Momente, bis diese Erkenntnis überall eingesickert war. Atlan, der junge, unerfahrene Atlan dieser Epoche, fand als Erster die Sprache wieder. »Wieso leben wir noch?«

»Zauberei«, sagte Sichu Dorksteiger trocken. Rhodans Ehefrau hatte sich, ganz Wissenschaftlerin, schon an die Ortungsstation begeben und versuchte, etwas über Lage herauszufinden. »Die Sensoren sind ausgefallen«, meldete sie. »Ich sehe, was ich ...«

»Weg da!«, schnappte Tarts da Rhegant, Atlans alter Freund und Mentor. Er zielte mit seinem Strahler auf Sichu.

Atlan, Tarts, der Maahk Geektor und zwei Offiziersanwärter hatten Rhodan und seine Begleiter gejagt und bis an Bord der LT-IV, wie die BEST HOPE offiziell hieß, verfolgt. Offenbar hatte Tarts noch nicht verinnerlicht, dass die Entführung des Schiffs die Lage verändert hatte und die Frage, wer Freund und wer Feind war, völlig neu bewertet werden musste.

»Lassen Sie das, Tarts!«, schnappte Rowena, Atlans abtrünnige und zum Team Rhodan übergelaufene Leibwächterin. »Im Gegensatz zu Ihnen tut sie etwas Nützliches.«

Tarts wollte antworten, aber Atlan war schneller. »Das wird sich erst noch zeigen. Aber dafür braucht sie keine Waffe.«

Auf seinen Wink sammelten Motyra da Pert und Argin da Marfur die Kombistrahler von Rhodan, Dorksteiger und Rowena ein. Die beiden Eisjunker, wie Kadetten der arkonidischen Raumflotte genannt wurden, brachten sie zu Tarts. Rhodan ließ die Entwaffnung missmutig, aber ohne Gegenwehr über sich ergehen. Beide Offiziersanwärter zogen sich danach mit hocherhobener Nase an den Rand der Szene zurück. Da Marfur stolperte dabei prompt über die Überreste eines Serviceroboters, der seit der Auseinandersetzung mit unithischen Plünderern zerstört in der Zentrale lag.

»Also«, sagte Atlan. »Was sehen wir?«

Damit war Dorksteigers Handeln erst einmal legitimiert. Mit säuerlicher Miene ließ Tarts die Waffe sinken.

»Noch nichts.« Dorksteiger blickte nicht auf, sondern starrte weiter konzentriert auf ihr Pult. Ihre Hände huschten darüber wie die Finger eines Konzertpianisten über die Klaviatur. »Die Ortung startet komplett neu, auf tiefster Systemebene. Dauert eine Weile. Im Moment kann ich ... Moment ... Ja. Ich bekomme Zugriff auf eine Außenoptik.«

Ein Holo flammte auf und zeigte die langweiligste Umgebung, die man sich vorstellen konnte: Offenbar befand sich die BEST HOPE in einem riesigen, aber völlig leeren Hangar.

»Das kann nicht sein«, sagte Atlan. »Wenn wir hier eingeflogen wären, wären wir zerschellt.«

Rhodan lächelte gequält und spürte den Widerstand der Maskenteile, die seine Gesichtszüge unkenntlich machten. Sie befanden sich in einem Raumschiff aus kosmokratischer Fertigung, ausgestattet mit Technik auf einem Niveau, das dem terranischen und arkonidischen um Jahrzehntausende voraus war – mindestens.

Es lohnte also nicht, sich den Kopf darüber zu zerbrechen. Nur konnte er das dem alten Freund nicht sagen.

Er ist nicht mein alter Freund, korrigierte sich Rhodan still, und genau da lag das Problem.

Dies war nicht der Atlan, der mit Rhodan seit Jahrtausenden für eine sichere Milchstraße und Frieden zwischen den Völkern stritt. Dies war ein vergleichsweise junger Mann von 40 Jahren. Ein talentierter Anführer, sicher; aber dieser Atlan hatte noch nicht einmal seinen lebensverlängernden Zellaktivator verliehen bekommen. Er wusste nichts von Unsterblichkeit, kosmischer Berufung, Superintelligenzen oder gar Chaotarchen und Kosmokraten.

Selbst die kobaltblauen Walzen würde Atlan erst in mehr als 10.000 Jahren kennenlernen. Was Rhodan gehöriges Magengrimmen bereitete. Was gerade geschah, widersprach seinem Wissen über die Zukunft. Hatten die Ereignisse während dieser Zeitreise eine parallele Realität geschaffen, in der Dorksteiger und er nun feststeckten? War die Rückkehr in ihre eigene Gegenwart für sie überhaupt noch möglich?