Auch ganz oben bist du nicht allein - Theo Fritsche - E-Book

Auch ganz oben bist du nicht allein E-Book

Theo Fritsche

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Beschreibung

Warum folgt man lieber einem Leader als einem Boss? Was entscheidet letztlich an den höchsten Bergen der Welt über Gipfelerfolg oder vorzeitigem Rückzug? Wie wird ein starkes Team zusammengestellt und geführt? Fragen, auf die der Vorarlberger Höhenbergsteiger Theo Fritsche Antworten sucht und auch findet. Seine Erkenntnis spiegelt sich in drei Wörtern wieder: Menschlichkeit hat Zukunft. Wer andere respektiert und achtet, der erhält Akzeptanz und Freundlichkeit zurück, der gewinnt Teamkameraden für die nächsten Unternehmungen. Fritsche nimmt uns mit auf eine besondere Reise durch die Berge seines Lebens. Unter anderem stand er auf dem Mount Everest und meisterte den Second Step ohne zusätzlichen Sauerstoff "free solo". Doch nicht nur Gipfel: In Nepal organisiert und finanziert Fritsche seit rund 20 Jahren Schul- wie Hilfsprojekte. So gewährt er Einblicke in seine Leistungen auf und neben den Bergen, aber noch viel mehr, er lässt uns teilhaben an seinen Gedanken für eine glücklichere, gerechtere und schönere Welt. MIT BEITRÄGEN VON GERLINDE KALTENBRUNNER, HANS KAMMERLANDER, OSWALD OELZ

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AUCH GANZ OBEN BIST DU NICHT ALLEIN

THEO FRITSCHE

Impressum

Theo Fritsche – Auch ganz oben bist du nicht allein

1. Auflage

© Copyright 2017

egoth Verlag

GmbH Untere Weißgerberstr. 63/12

1030 Wien

Alle Rechte vorbehalten. Jegliche Wiedergabe, auch auszugsweise, nur mit ausdrücklicher Genehmigung des Verlags.

ISBN: 978-3-902480-43-9

Lektorat: Lisa Krenmayr

Coverbild und alle weiteren Bilder: Privatarchiv Theo Fritsche

Grafische Gestaltung und Satz: Clemens Toscani / Studio.Toscani.at

Printed in the EU

Gesamtherstellung: egoth Verlag GmbH

AUCH GANZ OBEN BIST DU NICHT ALLEIN

THEO FRITSCHE

Gewidmet all jenen, die die Erfüllung in der Natur findenund daraus Kraft schöpfen. Möge dieses Buch zur Verstärkungpositiver Emotionen beitragen.

Gewidmet all jenen, die die Erfüllung in der Natur noch suchen.Möge dieses Buch ein kleiner Wegweiser für sie sein.

Inhaltsverzeichnis

Gerlinde Kaltenbrunner: „Aus dem gleichen Holz geschnitzt“

Vorwort – Menschlichkeit führt zum Ziel

Hans Kammerlander: „Der Sir Edmund Hillary der heutigen Zeit“

6962 m – Aconcagua

7162 m – Nyainqêntanglha

8027 m – Shisha Pangma

5642 m – Elbrus

8201 m – Cho Oyu

1400 m – Kathmandu

5895 m – Kilimandscharo

8167 m – Dhaulagiri

4892 m – Mount Vinson

6190 m – Mount McKinley

8848 m – Mount Everest

Oswald Oelz: „Theo, ein echter Vorarlberger”

Zwischen 800 und 1800 m – Jordanien

4884 m – Carstensz-Pyramide

Chef vs. Leader

Über den Autor

Als George Mallory gefragt wurde, warum er auf den Mt. Everest steigen wolle, antwortete dieser unter anderem mit: „Weil er da ist“. Das ist in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts eine schöne Antwort gewesen und sie wäre es in der heutigen Zeit noch immer. Denn es ist ein Satz, der an Reinheit nicht zu übertreffen ist. Kein: „Damit ich reich und berühmt werde.“ Kein: „Damit sich die Nachwelt an mich erinnert.“ Kein: „Damit ich der Größte und Beste aller Zeiten werde.“

Etwas zu tun aus der Freude an der Sache heraus, mit der richtigen Motivation und Inspiration, ohne Hintergedanken – diesen Grundsatz habe auch ich versucht, mir zu eigen zu machen. Nicht immer kann man sich einer multi-medialen, hoch-technologisierten Welt entziehen, doch wann immer ich kann, bin ich ganz bei mir. Dann gehe ich einfach auf im Hier und Jetzt und in dem, was ich tue.

Mit Theo Fritsche verbindet mich eine herzliche Freundschaft, die schon über Jahre hinweg andauert. Ich erinnere mich an Treffen bei ihm zu Hause in Vorarlberg, wo wir bei einem kleinen Getränk über den Sinn des Lebens und des Alpinismus diskutierten. Ich erinnere mich zurück an das Jahr 2010, als ich auf dem Weg zum Mt. Everest war und Theo als Expeditionsleiter ein ORF-Projekt betreute, das sich u. a. auf der Suche nach den sterblichen Überresten von Andrew Irvine befand. Und ich denke zurück an jene Momente, in denen wir Seite an Seite in der Küche der Franz-Senn-Hütte im Stubaital das Besteck wuschen und trockneten. Ist der Hüttenwirt ein Freund, kann er von Theo Fritsche und mir jegliche Art der Unterstützung haben.

Gerlinde Kaltenbrunner

„Aus dem gleichen Holz geschnitzt“

Theo und ich verstehen uns deswegen so gut, weil wir aus dem gleichen Holz geschnitzt sind und weil wir beide gleich ticken. Wir gehen in den Bergen auf und vertreten in den wirklich wichtigen Themen gleiche oder ganz ähnliche Standpunkte. Deswegen engagieren wir uns auch beide in sozialen Projekten in Nepal, und was Theo dort bereits auf die Beine gestellt hat, ist sehr beachtenswert!

Wahrscheinlich ist er einer von jenen, die andauernd Gefahr laufen, das eigene Licht unter den Scheffel zu stellen. Insofern finde ich es mehr als angebracht, dass ein Buch von ihm erscheint, welches Sie hier in Ihren Händen halten. Sie werden interessante, schöne, spannende und eindrückliche Bergsteigergeschichten lesen und Sie werden auch erfahren, wie sehr sich Theo für bessere Lebensumstände und Bildung in Nepal einsetzt. Und bei all seinem Tun ist ihm dabei das Team besonders wichtig!

Ich freue mich sehr, Theo als einen Freund bezeichnen zu können. Und ich wünsche ihm für alle seine zukünftigen Vorhaben viel Energie und Erfolg!

Gerlinde Kaltenbrunner

Wir leben in einer Zeit, die von Begriffen wie „Neoliberalismus“ oder „gesunder Egoismus“ geprägt ist. Wir leben in einer Zeit, in der jeder fürchtet, dass ihm ein anderer, der womöglich noch aus einem anderen, fremden Land kommt, etwas wegnehmen könnte: die Sozialleistungen des Staats, den Job, die Frau. Weil die Medien, so objektiv sie auch sein möchten (und nicht alle wollen dies!), ein Spiegelbild der Gesellschaft sind, springen Zeitungen und Fernsehsender dem Zeitgeist zur Seite und berichten, vereinfacht formuliert, im Superlativ über Ereignisse, um sie am nächsten Tag, wenn die Informationskarawane weitergezogen ist, schon vergessen zu haben.

In der Grenzregion zweier Länder zu leben bringt mir ungewollt den Vorteil, den Umgang von Sportreportern mit ihren Protagonisten in der Schweiz und in Österreich vergleichen zu können. Bei den einen ist die Wortwahl so lange es nur geht positiv und dem Athleten oder der Athletin wird mit Respekt begegnet. Der positive Zugang von Außenstehenden zu einer meinetwegen durchschnittlichen Leistung motiviert die Protagonisten es nochmals zu versuchen und noch härter an sich selbst zu arbeiten. Bei den anderen gibt es nur „himmelhoch jauchzend“ und „zu Tod betrübt“. Zwischen Weiß und Schwarz scheinen die österreichischen Journalisten nichts (oder so gut wie nichts) zu kennen. Wer ein Star ist, wird umworben bis zum Gehtnichtmehr. Im Moment, in dem er die erwartete Spitzenleistung nicht mehr bringt, wird er fallen gelassen wie eine heiße und verkohlte Kartoffel.

Vorwort

Menschlichkeit führt zum Ziel

Durch Wertschätzung und Empathie entsteht Energie. Wenige positive Worte, der Verweis auf frühere große Leistungen, freundlichere, verständnisvollere Formulierungen können viel bewirken im Wesen eines Menschen und können ihn für zukünftige Aufgaben neu aufbauen. Aber nein. Die Kraft des negativen Denkens, diese Brutalität in Gedanken und Worten, beherrscht unsere Gesellschaft und somit auch die Medien. Wenn wir nicht aus diesen Denkmustern ausbrechen, verbleiben wir in einem Teufelskreislauf, der schlimmer und schlimmer wird.

Der Fritsche muss zu allem seinen Senf dazu geben, höre ich einige sagen. Ich habe das, was ich dachte, immer offen kommuniziert, zuweilen sehr zur Überraschung meiner Gesprächspartner. Ich weiß, dass es einfacher ist, nicht alles zu kommentieren, man kann gewisse Aussagen oder Situationen auch ignorieren. Aber wenn es um Wesentliches geht, dann sollte es im Interesse eines jeden liegen, offen darüber zu sprechen. Sich Energiefressern und Negativdenkern nicht zu stellen und sie nicht mit ihren Handlungen zu konfrontieren bedeutet, Gefahr zu laufen auf Dauer selbst schwach zu werden.

Durch meine Erfahrungen, die gerade in den Bergen manchmal sehr intensiv waren, bin ich zu meinem Motto gekommen: Menschlichkeit hat Zukunft, was in weiterer Folge bedeutet: Menschlichkeit führt ans Ziel. Es ist nicht möglich, diesen Satz in die Realität umzusetzen, höre ich die Zweifler und Hetzer sagen. Wirklich? Ich bin anderer Meinung. Es gibt immer eine Möglichkeit. Ob sie direkt oder aber mit manchen Umwegen ans Ziel führt, wird sich weisen.

Menschlichkeit ergibt Harmonie und Zielorientierung. Wer Menschlichkeit ausstrahlt, dem wird Wertschätzung und Akzeptanz entgegengebracht, und daraus entsteht ein Miteinander, zuerst in Worten, dann Taten, zuletzt auch in den Gedanken. All meine Lebensziele, private, sportliche, alpinistische, sind aus Träumen und Visionen heraus entstanden. Ich wollte auf Bergen stehen, ich wollte mit dem Mountainbike von Lhasa nach Kathmandu radeln. Mir war die richtige Vorbereitung wichtig, ich wollte konditionell und mental stark sein, doch ich wollte immer auch das richtige Team an meiner Seite haben, oder die richtigen Personen führen. Ich suchte (und suche immer noch!) nach Menschen, mit denen ich mich verstand und die sich mir verbunden fühlten. Menschen, die Ziele hatten, die aber diese Ziele nicht mit unbändigem Egoismus verfolgten, sondern sich ihrer Rolle in einem Team, in ihrem Umfeld, in der Gesellschaft bewusst waren.

Ich muss zurückdenken an die Expedition auf die Ama Dablam, den für mich persönlich schönsten Berg der Welt. Welch ein gut eingespieltes Team waren wir in diesen Tagen! Wir verstanden uns wortlos, wir agierten ohne jeglichen Druck und in absoluter Gelassenheit. Auf dem Weg zum Basislager wählten wir die Lodges zum Übernachten anhand des Bierpreises: Wo es am billigsten war, dort zogen wir ein. Und wenn wir über unsere Besteigungspläne sprachen und über das Wetter, dann verwendeten wir in Österreich gängige Bauernsätze: „Morgen gehen wir mähen.“ Soll heißen: Das Wetter hält nun für zwei, drei Tage, morgen gehen wir los. Ein Bauer mäht nicht heute, wenn er weiß, dass es morgen regnen wird. Dann müsste er das frisch geschnittene Gras wenden, damit es nicht verfault, und hätte Zusatzarbeit, die er sich sparen kann.

Sehr oft – meistens, würde ich sagen – war ich mit Seelenverwandten unterwegs. Aber nicht immer.

Die Grundwerte der Menschlichkeit sind für mich Gelassenheit, Wertschätzung, Anerkennung, Respekt, Verlässlichkeit. Und dies sind gleichzeitig auch wichtige Aspekte, um ein Ziel positiv bzw. gesund erreichen zu können. Ein weiterer Wert der Menschlichkeit ist ebenfalls eine Notwendigkeit auf dem Weg zum Erfolg: den Moment zu leben. Den Nächsten so zu akzeptieren und zu respektieren und zu lieben, wie er gerade in diesem Moment ist. Man muss nicht immer seine Vergangenheit hinterfragen oder seine Zukunft infrage stellen – es geht um die Gegenwart und das beidseitige Verhältnis in just diesen Tagen gemeinsamen Tuns. Um die Gegenwart geht es auch beim Klettern im 8. Schwierigkeitsgrad oder in einer Eiswand oder bei einem Gipfelgang auf einem 8000er. Es gilt, konzentriert zu sein, ganz im Hier und Jetzt zu verbleiben. Multitasking mag eine erstrebenswerte Form des Tuns sein – in gewissen Situationen ist es aber kontraproduktiv und kann nicht zu einem positiven Ergebnis führen.

Die Kraft des positiven Denkens ist ein wichtiger Faktor auf dem Weg zu mehr Menschlichkeit, und zum Erfolg eines jeden Einzelnen. Positiv denken heißt für mich, nicht zu allem Ja und Amen zu sagen und zu hoffen, dass es schon gut gehen wird. Positiv denken impliziert, fruchtbare Diskussionen zu beginnen und konstruktive Kritik anzubringen (aber objektive Kritik wird in der heutigen Zeit zumeist zu schnell als persönlicher Angriff gewertet, was schade ist). Wenn der Seilpartner sich für eine Seite entscheidet, man selbst aber davon nicht überzeugt ist, dann sollte dies besprochen werden. Wenn der Kamerad im Vorstieg eine richtig schwierige Stelle in der Wand aktuell nicht meistert, ist doch nichts dabei, Hilfestellungen zu geben oder es selber zu probieren. Und wenn es immer noch nicht geht, dann kann die Schlüsselstelle eventuell umgangen und der Aufstieg an einer anderen Stelle fortgesetzt werden. Je näher ein Ziel rückt, umso konzentrierter muss man sein. Je höher wir steigen, umso dünner wird die Luft, umso eingeschränkter der Bewegungsraum. Mit positiver Einstellung kommen wir weiter, können uns dann am Gipfel freuen und noch ein zweites Mal im Tal. Wir werden neue Ziele finden, neuen Visionen Raum in unseren Gedanken geben.

Doch welch hochtrabenden Pläne ein jeder von uns auch hat – wir alle müssen immer wieder zurückkehren in das Tal und von dort erneut starten. Dort hängen wir vielleicht gedanklich herum, haben den Eindruck, unsere Zeit zu vergeuden. Nicht immer geht es so schnell wie wir möchten, aber mit der gewonnenen Energie und Kraft überbrücken wir auch Wartezeiten. Manchmal braucht es eben ein bisschen mehr Geduld, um Visionen zu Zielen reifen zu lassen. Solange wir dabei die Zuversicht und die Menschlichkeit nicht verlieren, soll uns das recht sein.

Dieses Buch ist keine Biographie und es ist auch kein alpinistischer Ratgeber. Dieses Buch erzählt Geschichten von hohen und mittelhohen Bergen und versucht seinem Vorwort gerecht zu werden, indem Kameradschaft, Freundschaft und Menschlichkeit in den Mittelpunkt gerückt werden.

Viel Spaß beim Lesen!

Theo Fritsche

Theo Fritsche und ich trafen uns zum ersten Mal am Sehnsuchtsort vieler Alpinisten. Es war 1992 und wir hatten dasselbe Ziel: den Everest zu besteigen. Während ich mit Norbert Joos aus der Schweiz eine Seilschaft bildete, war Theo Teil einer Gruppe des DAV Summit Club. Die Stimmung im Basislager war schlecht. Das lag am Wetter: An der Nordseite des Berges schneite es, was einen Gipfelerfolg immer unwahrscheinlicher werden ließ und schließlich in unerreichbare Ferne rückte. Viele Teilnehmer konnten ihre Enttäuschung und Wut – sie hatten es ja so sehr gewollt! – nur schlecht verbergen. Nicht so Theo. Er stand einfach da und beobachtete, was passierte. Er wartete ab, wie sich die Situation entwickelte. Mit seiner Ruhe stach er heraus.

Nach vielen anstrengenden und aufreibenden Wochen sind wir alle erfolglos zurückgekehrt. Der Berg hat uns brutal die Grenzen aufgezeigt. Als Alpinist muss man lernen, das zu akzeptieren. Ich wusste, der Gipfel war Theos großes Ziel. Trotzdem schaffte er es, sich mit einem Lächeln aus dem Basislager zu verabschieden.

Nach dieser gemeinsamen Erfahrung am Everest ist jeder seinen Weg gegangen. Ab und zu trafen wir uns zufällig bei Veranstaltungen. Ich wusste, dass Theo weiterhin alpinistische Abenteuer erlebte, aber davon erzählte er kaum. Sein Hauptthema war immer ein anderes: Er hatte sich vorgenommen, in Nepal eine Schule zu errichten.

Hans Kammerlander

„Der Sir Edmund Hillary der heutigen Zeit“

Ich werde oft gefragt, was einen guten Alpinisten ausmacht. Sich nicht nur nach dem Lehrbuch zu verhalten und sein Wissen praktisch einzusetzen, gehört mit Sicherheit dazu. Diese Eigenschaften vereint Theo Fritsche. Das beweist schon sein Alleingang am Everest, den er 2001 schließlich ohne Zuhilfenahme von Flaschensauerstoff bestieg – wobei er den Second Step free solo kletterte. Vor und nach ihm ist das niemandem mehr gelungen. Auch die Seven Summits, die höchsten Berge der sieben Kontinente, meisterte er.

Theo hätte alle Voraussetzungen gehabt, seinen Sport zum Beruf zu machen. Doch er arbeitete weiterhin in seiner Tischlerei. Dadurch blieb er unabhängig von Sponsoren und frei in der Wahl seiner Expeditionsziele. Das Geld aus Vorträgen und Honoraren für seine fantastischen Bilder steckte er in Hilfsprojekte in Nepal. Wenn er davon erzählte, dass er wieder eine Schule eröffnen konnte, war in seinem Gesicht immer ein Strahlen.

Wir Alpinisten wissen, dass unser Sport nicht nur Freunde hat. Viele denken, dass wir leichtfertig mit unserem Leben spielen, um möglichst viel Aufsehen zu erregen. Theo Fritsche gibt mit seinem Engagement – über die Erfolge am Berg hinaus – dieser unserer Leidenschaft einen neuen Sinn. Die Berge der Welt bedeuten ihm viel, aber die Menschen in Tibet und Nepal noch mehr.

Für mich ist Theo Fritsche der Sir Edmund Hillary der heutigen Zeit. Der Erstbesteiger des Everest verhehlte nicht, dass er seinen Erfolg den Sherpas zu verdanken hatte. Er nutzte seinen Ruhm, um dem Land Nepal zu helfen. Wie Theo.

Es gibt unzählige Bergbücher. Viele haben nur wenig Inhalt und stilisieren die Protagonisten zu Helden. Das Buch von Theo Fritsche hat einen ehrlichen Platz in der Alpingeschichte verdient. Als Bergsteiger bewundere ich seine alpinistischen Leistungen. Aber seinen Einsatz für die Menschen noch viel mehr.

Ich ziehe den Hut vor Sir Theo.

Hans Kammerlander

6962 Meter

Aconcagua, Ekuador, Bolivien, Machu Picchu

Ich war Ende 20, hatte gerade mein Gewerbe für Tischlerei und Möbelhandel angemeldet und wollte unbedingt noch was erleben, ehe ich mich, wie geplant war, als Unternehmer auf das große Abenteuer der Selbstständigkeit einließ. Wir schrieben das Jahr 1979 und die etwas älteren Leser mögen sich daran erinnern (den jüngeren erzähle ich es gerne), dass es jene Zeit war, in der das Internet zwar schon erfunden, aber nicht verbreitet war, in der es also kein Wikipedia, Google, Facebook oder YouTube gab, und damit nicht genug, es gab auch kein Mobiltelefon. Um miteinander zu kommunizieren, mussten zwei Personen an zwei vordefinierten Stellen mit dem Hörer in der Hand stehen oder sitzen. Und in der nächsten Wand oder im Boden verschwand ein Kabel, das – vereinfacht formuliert - die beiden miteinander verband.

Wenn ich mir also vorgenommen hatte, die erste Vorarlberger Südamerika-Expedition auf die Beine zu stellen, dann geschah dies unter anderen Vorzeichen, als wenn man das heute tun würde. Ein klassischer Fall von „früher war nicht alles besser“. Heute würde man im Internet recherchieren, Agenturen oder Reiseanbieter finden, Preise vergleichen, buchen. Damals telefonierte ich mit Bekannten in Europa, schickte das eine oder andere Telefax und informierte mich bei ihnen über elementare Südamerika-Dinge – welches Wetter beispielsweise zu welcher Jahreszeit herrsche. Über Peru und Ekuador erfuhr ich nicht recht viel, weswegen der Plan, als Höhepunkt der Reise auf den Aconcagua zu gehen, immer mehr Gestalt annahm. Die Gruppe war bald gefunden. Mit mir reisten Peter, Angelika und Thomas, und wir hatten auch schon bald die Flüge gebucht. Vielleicht finden wir noch den einen oder anderen Sponsor, hoffte ich, um die Expedition finanziell etwas erträglicher zu gestalten. Die Personen in den angeschriebenen Unternehmen waren durchaus freundlich und zugänglich, doch sie offerierten nicht Geld, sondern ihre Produkte. Wir erhielten also Sonnencreme oder Socken oder Hauben, und das war es dann auch. Doch wie gesagt, das Programm stand, die Reise begann zwischen Weihnachten und Neujahr 1979. Über Madrid flogen wir mit einer Zwischenlandung auf Martinique nach Quito. Die Fluglinie gibt es heute nicht mehr und das ist wohl auch besser so. Der Transkontinentalflug war ein Abenteuer für sich, in einer alten Maschine, mit unzureichend Verpflegung und ohne Wasser! Im Vergleich dazu bieten Air Berlin und Austrian heutzutage ein Fünfsterneservice aus der Küche. Habe ich schon erzählt, dass früher nicht alles besser war?

Zwar war ich schon in Deutschland und in der Schweiz, doch in Quito fühlte es sich für mich tatsächlich so an, als wäre ich das erste Mal im Ausland. Das ist auch nachvollziehbar, in unseren Nachländern wird auch Deutsch gesprochen, wenn vielleicht auch ein anderes Deutsch (bitte: an dieser Stelle keine Witze über die Deutschkenntnisse von uns Vorarlbergern), in Ekuador hätten wir auf Spanisch kommunizieren sollen. Keiner von uns war darin sattelfest und so vertrauten wir einem Wörterbuch, einem Langenscheidt und schlugen dort nach, wie dieses oder jenes Wort auf Spanisch denn hieße. So gelang es uns, zumindest einen Salat oder ein Bier zu stellen – una cerveza grande!

Wir fanden eine kleine Pension in Quito und machten diese zu unserem Basislager in der höchstgelegenen Hauptstadt der Welt (2850 m). Von dort stiegen wir auf den Hausberg Quitos, gingen dann weiter zum Rucu Pichincha, zum Cotopaxi und zum Chimborazo. Das Wetterglück war uns hold, wir bewältigten alle Gipfel innerhalb von wenigen Tagen. Für uns alle war es das erste Mal, dass wir uns auf Höhen von rund 6000 Metern befanden, doch ich merkte, dass mein Körper keine Probleme damit hatte.