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Zufällig stehen Peggy Parnass und Iven Einszehn nach einer Veranstaltung beieinander und verabreden sich zu einer privaten Begegnung. Hier, in der Wohnung von Peggy, nimmt das beiderseitige Kennenlernen wirre Umwege über nach Jahren wiederentdeckte Kühlschrankprospekte, den defekten Plattenspieler, nicht auffindbare Bücher und Zeitschriften und einiges mehr. Allen voran jedoch rankt sich ein ganzer Nachmittag hauptsächlich um Peggys ungeputzte Schuhe, die letztlich sogar dafür sorgen, dass die wichtige Überarbeitung eines Textes unerledigt bleibt.
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Seitenzahl: 22
Veröffentlichungsjahr: 2013
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Iven Einszehn
Auf dem Parnass der Schuhe
Literarische Reportage
Dieses ebook wurde erstellt bei
Inhaltsverzeichnis
Titel
Parnaß und Parnass
Auf dem Parnass der Schuhe
Peggy Parnass
Bücher von Peggy Parnass
Links zu Peggy
Impressum neobooks
Parnass(ß), der; mittelgriech. Gebirgszug
Parnass, Peggy; Autorin, Reporterin, Schauspielerin
Der hebräische Name Parnass hat überhaupt nichts mit dem
gleichnamigen griechischen Berg gemein.
Der griechische Parnass(ß) gilt aber als Musenberg.
„Ein schöner Zufall,“ wie Peggy findet.
Zieht man jedoch die Deutung des Hebräischen heran,
nach der Parnass in etwa „über allen anderen“ bedeutet,
gelangt man doch wieder zu einem Berg,
zumindest in metaphorischem Sinne.
Auch ein schöner Zufall.
Peggy Parnass guckt auf meine Füße. Vielmehr auf meine Schuhe. Ich stehe vor der Tür, und wir haben uns begrüßt, und seitdem guckt sie auf meine Schuhe. Schon viel zu lange, eigentlich.
Ich überlege schon, was damit ist.
Peggy fragt, ob ich Socken an hätte, und guckt immer noch auf meine Schuhe.
Selbstverständlich habe ich Socken an!
Ich verstehe erst nicht, was die Frage soll, ehe ich begreife und sage: „Ja, klar, ich kann die Schuhe ausziehen, wenn du möchtest.“ Dabei sehe ich an ihr vorbei auf den grünen Teppich im Flur, der mir gar nicht so empfindlich scheint ...
„Mensch, du hast aber schöne Schuhe!“ sagt Peggy plötzlich und strahlt mich an, als hätte ich ihr einen wunderschönen Strauß Blumen überreicht.
Ich fühle mich grundlos geschmeichelt.
„Sind doch einfach nur schwarze Lederschuhe“, sage ich.
„Nein, das sind wunderschöne Schuhe. Wie kriegst du denn die so schön hin?“
„Regelmäßig putzen“, gebe ich zu. „Mehr nicht.“
„Meine werden nie so, ehrlich. Sind das schöne Schuhe. So schöne Schuhe hab ich ja überhaupt noch gar nicht gesehen. Ich möchte auch so schöne Schuhe haben. Wie machst du das nur?“
„Nur Schuhcreme. Wirklich. Nur Schuhcreme und polieren.“
Inzwischen bin ich eingetreten, einen Schritt nur, weiter trau ich mich nicht auf den grünen, weichen Teppich, der dann ja doch sehr empfindlich sein muss, wenn man seine Schuhe ausziehen soll. Ich lege meine Jacke und Mappe zur Seite auf irgendeinen Stapel aus Büchern oder Reisetaschen oder Papieren – ich kann das im Dunkel des Eingangs nicht ausmachen –, die als eigentliche Bewohner die ganze Wohnung bevölkern, in deutlicher, ja mächtiger Überzahl, derer Peggy einfach nicht Herr wird, wie ich später noch feststellen werde.
Ich ziehe meine Schuhe aus und stelle sie zu ihren, ebenfalls schwarzen Schuhen, die neben meinen in der Tat etwas matt und traurig aussehen. Eben nicht geputzt.
Peggy sieht mir zu.
„Meine sehen nie so aus“, sagt sie. „Das sind wirklich sehr schöne Schuhe.“