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Unter "Auf wogenden Worten" verbirgt sich eine Dichtung in drei Teilen, die den bisherigen Werdegang eines jungen Seefahrers in freien Stücken nach erzählen.
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Seitenzahl: 91
Veröffentlichungsjahr: 2015
www.tredition.de
Hlorridi Weor
Auf wogenden Worten
Der Dichtungen drei Teile
© 2015 Hlorridi Weor
Satz: Angelika Fleckenstein; spotsrock.de
Verlag: tredition GmbH, Hamburg
ISBN
978-3-7232-4630-1 (Hardcover)
978-3-7323-4631-8 (e-Book)
Das Werk, einschließlich seiner Teile, ist urheberrechtlich geschützt. Jede Verwertung ist ohne Zustimmung des Verlages und des Autors unzulässig. Dies gilt insbesondere für die elektronische oder sonstige Vervielfältigung, Übersetzung, Verbreitung und öffentliche Zugänglichmachung.
Inhalt
Erster Teil:Von Träumen und Ängsten
Zweiter Teil:Ein Tatenbericht
Dritter Teil:Der Zorn der See
Erster Teil:
Von Träumen und Ängsten
Prolog
Ein Scheidepunkt des Lebens
– So mag man es nennen –
Wenn Rückblick scheint vergebens
Im steten Vorwärtsrennen.
O tempora, o mores,
Wie’s Cicero schon formulierte,
Klage ich dem Leser,
Als zum dritten Male
In Folge, durch den Wähler,
Die CDU regierte.
Nicht das Leben des Landes
Wird Änderung erfahren.
Die Merkel macht nichts spann’des,
Lässt sich itzo ahnen.
Das Leben eines Bürgers,
Der ist wie tausend and’re,
Er lebt im Griff des Würgers,
Auch wie tausend and’re,
Ändert seine Richtung,
Nein, bekommt erst eine,
Gezeigt in dieser Dichtung.
An der Tür
„Ach mein Kind, da bist du ja!
Na, wie war’s auf hoher See?“,
Sprach die Oma zu dem Enkel
Lud es ein zu schwarzem Tee.
„Schön war’s, eine tolle Zeit,
Die am Meere ich verbrachte.
Für die Seefahrt bin bereit,
Wie als Kind ich es mir dachte“,
Kam die Antwort gleich von mir,
Der kürzlich erst den Abschluss machte.
„Mein Kapitän, bist wohl an Land?
Hast Wetter gut und Wind gehabt?
Der Opa hat den Mast gelegt
Und das Boot an Land geslippt,
In der Halle steht es jetzt,
Und der Motor hoch gekippt.“
„Gern hätt’ ich dich unterstützt,
Aber selbst war ich noch fern.
Seefahrt ist ein lang’ Geschäft
Und die Zeit nehm’ ich mir gern.“
So begrüßt’ ich dieser Tage
Oma und Opa an der Tür,
Die man zu besuchen sann
Als die erste Heimatskür.
Aufgedeckt ward reiches Mahl,
Mägen durfte niemand schonen.
Ich genoss das Essen sehr,
Manchmal war es schlecht gewesen,
And’rer Essen auf dem Meer.
Davon musste ich genesen.
Schiffsessen
Es war einer dieser Regentage,
An denen draußen niemand bleibt,
Es sei denn, es ist deine Lage,
Dass die Pflicht dich dahin treibt.
Steht die Crew – zwei Leute nur –
Draußen, stiert in graue Nebel,
Navigiert und fährt das Schiff,
Bedient allein die großen Segel,
Während Gäste trocken sitzen
Und am Herd das Hemd nass schwitzen.
Ja, das ist die Charterfahrt.
Gäste darf man ja nicht zwingen.
Meckern ist auch keine Art,
Einem würde nichts gelingen.
So hofft man auf warme Dinge
– Mittagessen, gut und reich –
Nein! Zieht zu die Gürtelschlinge!
Leidet an dem Hoffnungsstreich.
„Smutje, sag’: Was gibt’s zu essen?“
„Essen gibt’s heut’ Abend wieder.
Kochen wäre zu vermessen.
Mir fällt nur die Pfanne nieder.
Hungern müsst ihr bitte nicht!
Ihr könnt Frikadellen haben.“
Schauten stumm uns ins Gesicht:
Sind das deren beste Gaben?
Und es kam ’ne Schüssel rauf.
Braune Klumpen grinsen dreist:
Von der Konservierung voll,
Sind wir Köche Liebling meist.
Fett winkte mit Heiterkeit,
Von dem Regen angeschwemmt.
Wenn man trotzdem kleben bleibt,
Ist das Schweinehack uns fremd.
Abends saß man durchgefroren Drinnen, wartet
auf sein Essen.
Und der Magen – kahl geschoren –
Schreit: Ich will jetzt endlich fressen!
Nebst dem Tier ein Stimmlein meint:
Lecker sollt’ es wahrlich schmecken.
Die Industrie sich boshaft zeigt.
Ach, die will uns doch nur necken.
Nein, der Teller ist nicht echt.
Das bilden wir uns doch nur ein.
Denn uns bracht’ ein Sternekoch
Gulaschfleisch im Kerzenschein
Mit viel Schwein und Majonäse;
Kartoffeln lächelten uns an.
Kartoffelsalat mit Würstchen gab’s.
Das kam viel zu oft noch ran.
„Schmeckt’s mein Kind?
Und willst noch was?“
„Danke, Oma, ich bin satt.“
SMS
Satt gegessen am Tische sitzend,
Fühlt’ ich meine Tasche brummen.
Die Finger, in die Hose flitzend,
Griffen sich das leise Summen.
Nachricht hatte ich erhalten.
Mein Handy hat es mir gesteckt.
Stets hab’ ich es angeschaltet,
Damit Google es auch hackt.
Ja, Handy? Was willst du sagen?
Was nervst du beim Essen mich?
Oh, Mira lässt dezent anfragen,
Wie’s mir geht, na sicherlich!
„Na, wer hat dir jetzt geschrieben,
Dass du an dein Handy gehst?“
„Nichts, Papa, wenn Sie belieben,
Schaut’ ich nur, wie ist’s jetzt spät.“
Zeitspannen
„Schau, es ist schon spät geworden.
Früh muss ich das Bett verlassen.
Reise morgen strikt gen Norden.“
Wie musst’ ich ans Herz mir fassen!
„Die Feier wird noch lange währen.
Jetzt schon willst den Saale räumen.“
Zweifel musst’ ihr Blicke nähren.
„Doch ich will den Schlaf nicht säumen.
Außerdem sind jene weg,
Welche gerne ich hier sah.“
Sah mir in die Augen fest:
„Aber ich, ich bin noch da.“
Ja, dacht’ ich. Du bist noch hier.
Das ist auch so kostbar gar.
Und dein Kleid als Geistes Zier
Ist das schönste dieser Schar.
„Weiß ich, Mira, ganz gewiss.“
Mehr fiel mir dazu nicht ein.
Stand nur da und schwieg sie an.
Länger konnt’ ich da nicht sein.
Drückte sie an meine Brust,
War zum Weinen außer Stande.
„Wir sehen uns bald im August.“
So schritt ich zu Saales Rande.
Für vier Monde, dachte ich,
Sei ihr Anblick mir verwehrt,
Währte doch so lange nicht,
Wurde ich alsbald belehrt.
„Mein Kind, du warst sehr lange weg.
Willst uns nicht etwas berichten?“
„Stimmt nicht, einen Monat nur
Musstet ihr auf mich verzichten.
Konnte dann schon Urlaub nehmen,
Weil wir nichts zum Fahren hatten.
Schon stand ich vor eurer Tür,
In des hohen Giebels Schatten.“
„Vieles hast du gar verpasst!
Eine Trauung war dabei.
Urlaub hast du nicht gemacht.
Feiern waren allerlei.“
„Das ist wahr, ich hab’ gefehl
In Familienkreises Mitte.
Habe keine Müh’ verhehlt,
Zu fahren. So verzeiht mir bitte.
Dieses ist der Seefahrt Los.
Lang’ ist man der Heimat fern.
Schob mich nun des Lebens Floß
Hinaus zum hellen Seefahrtsstern.“
„So sag’ an. Was ist der Plan?
Wie willst deinen Traum erfüllen?
Was machst du, bist du so weit,
Gegen Stürme an zu brüllen?“
Der Vater war’s, ich ahnte schon:
Musste ihn erneut vertrösten.
„Nächstes Jahr, mit bess’rem Lohn,
Wenn sich Winters Kälten löste
Fahre ich ein weit’res Jahr.
Diesmal aus den Niederlanden.
Ist der Sommer fertig da,
Will ich in Enkhuizen landen,
Wo zur Seefahrtsschul’ ich geh’.
Dann hab’ ich den ersten Schein.“
„Weißt doch, was ich gerne seh’:
Wird’s ein richt’ger Abschluss sein?“
Zweifel
„Was werd’ ich zurück wohl lassen,
Wenn ich fern zur Schule gehe?
An die Freunde muss ich denken,
Blöd, wenn ich sie selten sehe.“
„Ehrlich, das kannst du nicht machen.
Du musst deine Träume leben!“
Trotzig musste ich auflachen:
„Wenn sie mir nur Sehnsucht geben?“
„Wenn du hier bleibst, zieht der Rest,
Nach und nach zur Welt hinaus.
Was sich dann nicht ändern lässt:
Dir gehen die Freunde aus!“
Sicher bleibe ich zurück.
Dich will ich nur nicht verlieren!
Am Scheidepunkt des Lebensglücks
Musst du den Verstand regieren!
„Wirklich“, sprach sie.
„Geh’ aufs Schiff.
Leute kommen von allein.“
Auf der Fahrt gibt’s nur ein Riff
Mit ‘nem ganz besond’ren Stein.
„Und, Mira, was machst denn du?
Nachdem die Ferne hast bereist?
Was lassen deine Pläne zu,
Welche du dein eigen heißt?“
„Ich weiß es noch nicht so genau.
Nach London würd’ ich gerne wieder.
Und dann auch auf ein Konzert,
Zu hören meine Lieblingslieder.
Ins Ausland will ich unbedingt!
Ein Jahr ganz woanders sein!
Schreiben, wie es mir gelingt.
Menschen helfen, wäre fein.“
„Planst so viel. Wo ist der Rahmen,
Worin das gelingen soll?“
„Gibt’s nicht, da die Dinge kamen.
Mit denen ist mein Kopf schon voll.“
Vernünftig
„Ich kann’s nicht genau dir sagen.
Ist ein Kapitänspatent.
Damit kann ich Leute fragen,
Ob ihr Schiffer denn noch pennt.“
Kritisch sah er in die Runde,
Gab von meinem Weg mir Kunde:
„Kannst mit Spaß kein Leben fristen!
Segeln sollt’ dein Hobby sein
Lass’ mich dein Gehirn ausmisten,
Füllen Besseres hinein.
Willst in diesem Land was werden,
Musst du einen Abschluss haben.
Denn, bei Gott, mein Sohn, auf Erden,
Verwirf nicht deines Geistes Gaben!
So studier’, was Freude bringt.
Ferien hast dann recht viel.
Wenn dein Lohn mit Reichtum winkt,
Ist dein Boot ein Kinderspiel.“
So schaut’ ich die Zukunft dann,
Besah, was ich für mich gewann.
Peter
Es war einer der grauen Tage
Und Peter fuhr mit Ottos Gabe
Von zuhaus’ zur Arbeit raus.
Vorbei ging’s an gepflegten Gärten,
Aus denen Gartenzwerge wunken,
Die mit tönernen Gefährten
Ihren Kaffee schon getrunken.
Eine Oma grüßt vom Zaune.
War die immer noch am Leben?
Ihr Sohn, der wollt’ das Erb’ antreten
Und das Haus versteigern eben.
Peter gab zurück den Gruß,
Wünschte Glück ihr mit dem Kinde,
Trat dann auf das Gaspedal,
Kühl umweht vom Fahrtenwinde.
Peter strich sich über’n Bauch
– Denn umspannt war er recht enge –
Leer braucht’ er ’nen Doughnut auch,
Schwerlich kam er in die Gänge.
Hielt drauf an der Ampel, rot.
Und ein Schrei drang aus der Ferne.
Glücklos war die Oma tot.
Opfer für des Sohns Konzerne.
Gelb begann die Rauschefahrt,
Vorbei an schicken Eigenheimen.
Meist nach schnöder Kastenart.
Natur und Mensch – mit sich im Reinen.
Auf der Straße abgebogen
Ging es auf das Unigelände.
Mit ’nem großen Schlenkerbogen
War die Ottofahrt zu Ende.
Peter ächzte aus dem Sitz.
Früher ging das leichter mal,
Stolperte gleich ins Café,
Erwarb sich einen Doughnut, schal.
Ins Büro, Bewerbungen lesen.
Wer hat heute sich beworben?
Ursula Bauer – Nachbarsfrau –
Vor Minuten nur gestorben;
Inge Meier – Matura gemacht –
Bewirbt sich auf Hochdeutsch
Als Wissenschaft.
Joseph Nagels – mit drei – komma – eins –
Auf Tiermedizin,
Kriegt Kindergeld keins;
Edelbert Bauer – ein BWL-Schema –
Wird wohl nur eins: Bestattungsunternehmer.
Hildegard Büsow – die erste auf Erden –
Theologie, will Heilige werden.
Und Erwin Hans Schröder
– Hildegards Sohn –
Auf Ahnenerforschung,
Denn er ist Baron.
Peter macht Stempel,
Gibt Unterschriften,
Eh’ die Gedanken zur Gattin abdriften:
Mühe will er heut’ nicht scheuen,
Endlich kreativ zu sein
Und sie lyrisch zu erfreuen:
Die Rosen sind rot,
Die Veilchen blau
Den Rest macht er später,
Ein schläft er, der Peter.
Hlorridi
„Ich bin nicht geschaffen
Für derart’ges Leben.
Arm an Erfahrung wird’s
Gar nichts mir geben.
Nicht nur der Seefahrt
Auf ewig verloren,
Stirbt in mir aus,
Wozu ich erkoren.“
Nach einem dieser Arbeitstage
– In der S-Bahn leise dösend –
Beschaute er den Menschenschlage
– Langeweile von sich lösend.
Gegenüber eine Frau,
Die ein Buch hat aufgeschlagen.
Augen von sehr klarem Blau Leuchten, brennen
und verzagen.
Begeist’rung ins Gesicht geschrieben
Schlang sie gnad’los Bücherseiten
Und vergaß, wie beim Verlieben,
Uns’re rauen, schnellen Zeiten.
Der junge Mann mit Ziegenbart
Musst’ ob dieses Eifers lächeln.
Welches Buch ist solcher Art,
Dass Leser vor Begeist’rung hecheln?
Obgleich die Dame klar gefangen,
War die Welt ihr nicht ganz fremd.
Auf blickt’ sie von Zeilenschlangen,
Wer sie in dem Eifer hemmt.
Sah ihn an mit hellen Zügen:
„Der mir gegenüber bist.
Was bereit’ ich dir Vergnügen,
Das Grunde für dein Schmunzeln ist?“
„Verzeiht mir, dass ihr aufgeschreckt
Durch mich aus eurem Lesetraume.
Deshalb hab’ ich euch entdeckt