Ausgebombt - Heike Susanne Rogg - E-Book

Ausgebombt E-Book

Heike-Susanne Rogg

0,0
3,99 €

-100%
Sammeln Sie Punkte in unserem Gutscheinprogramm und kaufen Sie E-Books und Hörbücher mit bis zu 100% Rabatt.
Mehr erfahren.
Beschreibung

Als Christian im Januar 1933 geboren wird, weiß noch niemand, dass nur fünf Tage später Adolf Hitler Reichskanzler werden wird. So wächst er zehn Jahre lang im 'Tausendjährigen Reich' auf, bevor in nur einer einzigen Nacht im Oktober seine Kindheit abrupt endet und er kein Zuhause mehr hat. Nachdem er seine zerstörte Heimatstadt verlassen muss, ändert sich sein ganzes Leben und er muss das Beste daraus machen.

Das E-Book können Sie in Legimi-Apps oder einer beliebigen App lesen, die das folgende Format unterstützen:

EPUB
MOBI

Seitenzahl: 47

Bewertungen
0,0
0
0
0
0
0
Mehr Informationen
Mehr Informationen
Legimi prüft nicht, ob Rezensionen von Nutzern stammen, die den betreffenden Titel tatsächlich gekauft oder gelesen/gehört haben. Wir entfernen aber gefälschte Rezensionen.



Heike Susanne Rogg

Ausgebombt

Das Ende einer Kindheit

 

 

 

Dieses ebook wurde erstellt bei

Inhaltsverzeichnis

Titel

Ein neuer Lebensabschnitt

Das Muttersöhnchen

In der Unterneustadt

In der Schule

Christian und Herr Hitler

Krieg

Kinderfreude

Christian wird zehn Jahre alt

Schulfrei

Der große Krieg

3. Oktober

Die nächsten Tage

Der 22. Oktober

Eine schreckliche Nacht

Der nächste Morgen

Was bleibt

Raus aus Kassel

Evakuierung

Hundelshausen

In der Dorfschule

Noch immer Krieg

Die Amerikaner kommen

Umbrüche

Nachwort

Impressum neobooks

Ein neuer Lebensabschnitt

Christian –

Ende einer Kindheit

(Teil 1)

Wir schreiben das Jahr 1938.

Christian ist ein kleiner fünfjähriger Junge mit blonden Haaren und abstehenden Ohren. Eines Tages geschieht etwas Aufregendes: Seine Mutter entscheidet, dass sie umziehen. Sein Leben fand bis jetzt in einer kleinen Wohnung in Bettenhausen statt. So heißt ein Stadtteil von Kassel. Seine Mutter und er leben dort zusammen mit der Oma im ehemaligen Wohnhaus der Familie. Im Erdgeschoss befindet sich eine große Gastwirtschaft. Nachdem aber der Großvater gestorben war, musste diese verkauft werden. Nun wohnen sie dort zur Miete.

Der Schwarze Schwan (Foto: priv.)

Seiner Mutter gefällt das gar nicht.

Zum einen gilt Bettenhausen als Arbeiterviertel, in dem viele arme Menschen wohnen. Zum anderen ist der Weg zu ihrer Arbeitsstelle sehr weit. Auch sie muss sparsam leben, denn Christians Vater starb, als der Junge erst ein Jahr alt war.

Da bietet sich die Möglichkeit, näher an die Innenstadt von Kassel zu ziehen. Direkt an der Fulda liegt ein großes Doppelhaus. Dort kann sie eine Zwei-Zimmer-Wohnung bekommen.

Christian findet es toll, jetzt näher an der Stadt zu leben. Das Haus, in dem sie wohnen, gehört einem Ehepaar. Dieses führt im großen Garten einen Bootsverleih, denn gleich hinter dem Grundstück fließt die Fulda. Die Boote faszinieren den kleinen Jungen, und oft ›rudert‹ er auf dem Trockenen. Ins Wasser darf er nicht, denn er kann noch nicht schwimmen. Weil seine Mutter ständig Angst hat, ihm könne etwas passieren, wird er es auch lange Zeit nicht lernen.

Bootshaus Sinning von der Fuldaseite (Foto: priv.)

Das Muttersöhnchen

Im Frühjahr 1938 beschließt Christians Mutter, dass er in den Kindergarten in der Maulbeerplantage gehen soll. Christian sieht das ganz anders. Es gefällt ihm gar nicht, dass er dort, nicht wie zu Hause, als Hauptperson behandelt wird. Außerdem riecht es in den Räumen penetrant nach Desinfektionsmitteln. Lautstark äußert er sein Missfallen, das nicht ungehört bleibt. Nachdem er mal wieder, einen Morgen lang, den Kindergarten zusammengeschrien hat, wird die Mutter zu einem Gespräch gebeten. Wieder einmal gelingt es Christian, seinen Willen durchzusetzen. Er darf von da an zu Hause bleiben.

Weil er nun morgens zu Hause sitzt, nimmt ihn die Oma oftmals mit auf den Markt. Der findet auf dem Königsplatz statt. Christian findet es toll, wie die vielen Bauern aus dem Umland ihre Waren anbieten. Dort gibt es neben Obst, Gemüse und Fleisch auch Korbwaren und Geschirr. Oftmals fällt eine Kleinigkeit für ihn ab: Mal ein Apfel, oder eine Birne, aber am besten gefällt ihm, wenn er ein Stück ›Ahle Wurscht‹ geschenkt bekommt.

Einmal hilft ihm aber aller Trotz nichts. Mit acht Jahren muss er am Blinddarm operiert werden. Für das Muttersöhnchen eine schreckliche Zeit. Zwar besucht ihn seine Mutter jeden Tag, doch darf sie nur für eine Stunde bleiben. Außerdem muss sie dabei hinter einer Glastrennwand stehen. Wegen der Angst vor Bazillen und Viren durften die Eltern damals nicht einfach in die Krankenzimmer. Als Christian nach zehn Tagen endlich nach Hause darf, soll er sich noch eine Woche schonen. Mutter und Oma entschädigen ihn in dieser Zeit für den Krankenhausaufenthalt und verwöhnen ihn wo sie nur können.

In der Unterneustadt

In der Umgebung wohnen viele Kinder in seinem Alter. Schnell finden sie sich, um gemeinsam zu spielen und Unsinn zu treiben. Auf dem Grundstück seines Freundes Hans-Lothar steht eine große Eibe. Dort treffen sich die Jungen immer zum Spielen. Ab Herbst 1939 befindet sich Deutschland in der Anfangszeit des Zweiten Weltkrieges. Die Jungen sind natürlich sehr stolz auf die Erfolge der deutschen Soldaten und spielen deren Siege nach. So ist die Eibe mal Panzerturm, aus dem die kleinen Panzerkommandeure ›den Feind‹ besiegen oder Flugzeugkanzel, von wo aus die Minipiloten das Land erkunden.

Gibt es mal keine Erfolge nachzuspielen, treffen sich Christian, Hans-Lothar, Hilmar, Wolfgang, Rolf, Marie und Anna am Zugang der Drahtbrücke. Gemeinsam ziehen sie in eine Nachbarstraße im Blücherviertel.

Die ›Sternstraßenkinder‹ (Foto: W. Tilcher)

Damit keine Langeweile aufkommt, liefert man sich ›Straßenkämpfe‹ mit den dort wohnenden Kindern. Diese verteidigen natürlich ihr Revier. Kommt es dabei mal zu kleineren Verletzungen, öffnen Anna und Marie ihre Brottaschen und verarzten die tapferen Krieger mit dem mitgebrachten Pflaster.

Die wichtigste Waffe dabei ist die selbstgebaute Zwille, die jeder Junge in der Hosentasche trägt. Die von Christian erfordert eines Tages zwei Todesopfer, als er damit auf die Nachbarhühner schießt. Nicht nur die Mutter seines Freundes Hans-Lothar ist stocksauer über seine Treffsicherheit, auch Christians Mutter ist nicht begeistert. Sie muss die Hühner teuer bezahlen. Christian bedauert nur, dass sie dafür die Hühner nicht mitnehmen dürfen. Sie hätten bestimmt prima geschmeckt.