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Reinhard Buthmann

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Beschreibung

Ausgesetzt? Natürlich ist er ausgesetzt, der Dichter, wenn er den Mächtigen nicht in den Sprachvorgaben artig folgt wie weiland in der DDR, im sogenannten Ostblock und überhaupt in vielen Ländern gestern, heute und morgen. Wenn er nicht dem ideologisch kontaminierten Neusprech das Wort redet wie im heutigen Deutschland, wo Cancel Culture, Gender-Mainstreaming und Wokeness wie ein Pesthauch den Menschen manipulieren, irritieren und schlussendlich amputieren. Wenn er nicht "unserer" Freiheit und "unserer" Demokratie, sondern einer eigenen Freiheits- und Demokratieauffassung folgt, sei sie auch noch so humanistisch geprägt und verfassungsgemäß abgesichert. Wenn er also, der Dichter, nicht folgsam ist, dann bekommt er keine Anfragen zu Lesungen, Preise und Stipendien, keine Gastprofessuren. Für ihn wirbeln keine Trommeln, stehen Applaudeure nicht stramm und Laudatoren nicht Schlange.

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In memoriam Günter Kunert:

„Die künstlerische Freiheit ist niemals der politischen gleichzusetzen.“

Vorwort

Ausgesetzt? Freilich ist er ausgesetzt, der Dichter, wenn er den Mächtigen nicht in den Sprachvorgaben artig folgt wie weiland in der DDR, im sogenannten Ostblock, und überhaupt in vielen Ländern, damals, heute und morgen. Wenn er nicht dem ideologisch kontaminierten Neusprech das Wort redet wie im heutigen Deutschland, wo Cancel Culture, Gender-Mainstreaming und Wokeness wie ein Pesthauch den Menschen manipulieren, sprachlich irritieren und schlussendlich amputieren. Wenn er nicht „unserer“ Freiheit und „unserer“ Demokratie, sondern einer eigenen Freiheits- und Demokratieauffassung folgt, sei sie auch noch so humanistisch geprägt und verfassungsgemäß abgesichert. Wenn er sich nicht bereitfindet, zu schreiben wie es jüngst einer der renommiertesten Verlage in seinen Fragen zu einem Autorenporträt tat: „Gibt es eine:n Denker:in, der:die Sie begleitet?“ Wenn er also, der Dichter, nicht folgsam ist, dann bekommt er keine Anfragen, Preise und Stipendien, keine Gastprofessuren. Für ihn wirbeln keine Trommeln, stehen Applaudeure nicht stramm und Laudatoren nicht Schlange. „Nein“, schreibt der aus solchen Gründen ausgewanderte Matthias Politycki in seinem 2022 erschienenen Buch Mein Abschied von Deutschland, „eine vertikale Zensur, ausgeübt durch Staatsorgane, gibt es in Deutschland zum Glück nicht. Doch die horizontale Zensur, ausgeübt durch uns selbst und unsresgleichen, ist womöglich umfassender, als es staatliche Kontrolle je sein könnte.“[1] Der englischsprachige Film Self-Censored[2] zeigt die flirrende Angst von jungen Christen in Europa, wenn sie sich zu sich selber bekennen. Etwas Unheimliches kommt unaufhaltsam in Fahrt …

Lediglich zwei Worte habe ich geschwärzt, und dies auch nur, um zu zeigen, was in neueren Schriften immer häufiger schlechter Gebrauch wird. Die russische Dichterin Lina Kostenko hat es in ihrem Gedicht Zensor in euch selbst treffend gesagt: „Wie ein Teufel auf dem Schornstein hockt er/und bohrt den Schürhaken des Zweifels in euer Hirn./Er schabt das Heiligste weg, nicht auf einmal, nein,/Schritt um Schritt, Zeile um Zeile./Unmerklich sägt er euch selbst aus euch selbst heraus./Von euch bleibt nichts als die Hülle.“[3]

Jene für diese Sammlung ausgewählten Gedichte, die ich in der DDR von 1977 bis 1990 schrieb, hatte ich weiland nur unter Freunden verteilt. Jeder Veröffentlichungsversuch wäre absurd gewesen, da selbst meine religiöse und umweltkritische Lyrik abgelehnt worden ist, teils aus ideologischen Gründen, teils weil sie zu anspruchsvoll gewesen sein soll.[4] Insgesamt gesehen, zeigen die in Jahreszahlfolge angeordneten Gedichte zwar eine Kontinuität in der Kritik politischer Verhältnisse, jedoch auch, und dies vor allem vor dem hier nicht sichtbaren Hintergrund all meiner Gedichte, erkennbare Cluster. Und welches Land meine ich in all meinen Texten? Natürlich das Land Heines und Hölderlins, oder mit Franz Josef Degenhardt gesagt: „Ja, dieses Deutschland meine ich,/wo wir uns finden/Unter den Linden/Und auch noch anderswo.“[5]

Inhalt

Vorwort

Kind sein

Spur der Partei

Enttäuschung

Angst

Sonnensehnsucht

Niels Nielsen

Sprache

Durchfahrt Honecker

Unsere Zukunft

Blues

Klageruf

Der sozialistische Gang

Tote Tage

Das freie Wort

Paralyse

Widerstand

Zukunft

Zerbrochene Hoffnung

Das Partisanenmädchen

Die Dichter

Vorbei, vorbei

Nachtschatten

Denunziant

Davongemacht

Verfolgung

Aus allen Träumen

Rote Ratlosigkeit

Dir zugehört

Heimkehr

Das fehlende Ganze

Unterwegs

Lebende Fackeln

Gottes Einspruch

Städtebau

Der Mensch

Wiederkehr

Kneipensplitter V

Tod eines unbekannten Dichters

Frostzeit

Lebensaussicht?

Leben

Staub der Geschichte

Der Tage Wechsel

Mein fremdes Land

Kraftwehen

Wer wird es sein?

Verschlungen

Die Vergewaltiger der Worte

Die Lügen dieser Welt

Zeitraub

Fliehende Zeit

Armut des Ausdrucks

Vom Landgrafen aus

Neue Zeit?

Zukunft 2000

Trauer, nein

Dein Spiel, Politiker, nicht meins

An die Städtezernichter

Kranker Zeiten Wörter

Gesellschaftswandel

Eine Eselei

Zeitgeist

Zensur

Die Rotte

Blick hinunter, zurück

Ausgesetzt!

Ohne Bindungen

Ketzervorwurf

Moderne

Agenda 2010

Zurückgehen

Arge

Seitaltersherland I

Seitaltersherland II

Schreitet selbander

Anima Candida

Kultureller Abriss

Kolossal

Abschied von Berlin

Steht auf!

Bursche, die Orchideen

Fahles Licht

Dürftigkeit

Fall-Linien

Tödlicher Ausgang

Ohne Gott

Dauergrinsen

Es ist nicht

Die Tötung

Mein Land

Heute

Meine Erde

Schiffbruch

Ins Endliche

Posthumanismus

In ein Ende. In ein Ende

Gegen den Strom

Rausch

Nimm Abschied

Anmerkungen