Ayurveda-Lehrbuch: Caraka-Samhita-Kompendium - Srikanta Sena - E-Book

Ayurveda-Lehrbuch: Caraka-Samhita-Kompendium E-Book

Srikanta Sena

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Beschreibung

Dies ist Buch 2 von Ayurveda-Lehrbuch, Caraka-Samhita-Kompendium. Insgesamt gibt es vier Bücher mit den acht Hauptteilen der Caraka-Samhita: Sutrasthanam (Grundlagen, Grundprinzipien des Ayurveda); Nidanasthanam (Diagnostik); Vimanasthanam (spezifische Merkmale und Aspekte von Krankheiten); Sarirasthanam (das Studium des menschlichen Körpers, Zeugung, Schwangerschaft und Geburt); Indriyasthanam (Zeichen des baldig bevorstehenden Todes); Cikitsasthanam (Therapeutik); Kalpasthanam (Präparate für Emesis und Purgation) und Siddhisthanam (Pañcakarma-Therapien). Die Caraka-Samhita ist der älteste und bekannteste Klassiker des Ayurveda. Sie wurde vor mehr als zweitausend Jahren vom Arzt und Weisen Caraka in der Sanskritsprache als Lehrbuch für das Ayurvedastudium verfasst. Bis zum heutigen Tag ist die Caraka-Samhita das unverzichtbare Grundlagen-Werk für jeden, der Ayurveda als Arzt, Therapeut oder privat anwenden möchte. Buch 1 umfasst die Hauptabschnitte "Die Vedische Kultur", "Sutrasthanam (Grundlagen, fundamentale Prinzipien des Ayurveda)" und "Nidanasthanam (Diagnostik)". Buch 2 besteht aus den Hauptabschnitten Vimanasthanam (Spezifische Merkmale von Krankheiten, doshas etc.), Sarirasthanam (das Studium des menschlichen Körpers, Zeugung, Schwangerschaft und Geburt) und Indriyasthanam (Zeichen des nahenden Todes). Buch 3 enthält Cikitsasthanam (Therapeutik). In 33 Kapiteln werden Diagnose, Prognose, Symptome und Therapien der wichtigsten körperlichen und mentalen Störungen behandelt. Buch 4 enthält Wissen über Präparate für Emesis und Purgation im Hauptabschnitt Kalpasthanam und Wissen über Panca-Karma-Therapien im Hauptabschnitt Siddhisthanam. Jedes Buch enthält einen Anhang mit einem Quellenverzeichnis, einer Anleitung zur Aussprache des Sanskrit, einem Pflanzenverzeichnis, einem Glossar der Sanskritbegriffe und einem Tabellenverzeichnis. In Buch 3 gibt es außerdem noch ein Verzeichnis mit Heilmitteln, Präparaten und diätetischen Zubereitungen, die in den Kapiteln des Cikitsasthanam genannt und beschrieben werden. Ayurveda-Lehrbuch, Caraka-Samhita-Kompendium ist auch als gebundene Ausgabe und als CD erhältlich. Nutzen Sie diese digitale Version der Caraka-Samhita, um ganz entspannt Ayurveda auf Ihrem Ebook-Reader zu studieren.

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Ayurveda-Lehrbuch

Caraka-Samhitā-Kompendium

Band 2

IV. Vimānasthānam

(spezifische Merkmale und Prinzipien)

V. Śārīrasthānam

(das Studium des menschl. Körpers)

VI. Indriyasthānam

(Zeichen des nahenden Todes)

SRIKANTA SENA

Die Informationen in diesem Werk sind nicht dazu gedacht, einen Arzt zu ersetzen. Das Material soll der Bildung und Selbsthilfe dienen, der besseren Gesundheitspflege sowie der Gesunderhaltung. Autor und Verleger sind in keiner Weise für irgendwelche medizinischen Ansprüche im Zusammenhang mit dem hier vorgestellten Material verantwortlich.

© 2022 Atmarama Verlag, Karl-Heinz Degenhardt Haunestr. 4 36179 Bebra

www.arogyam.de

Inhaltsverzeichnis

EinleitungZur Geschichte der Caraka-SaṃhitāZum Aufbau der Caraka-SaṃhitāVimānasthānam1. Spezifische Merkmale von rasa, doṣa etc.1.1 Attribute und Effekte von Öl, Ghṛta und Honig1.2 Attribute und Effekte von Pippalī, Salz und AlkaliSātmya2. Bestimmung spezifischer Krankheitsmerkmale2.1 Zwei Arten von doṣas2.2 Primäre und sekundäre Krankheiten3. Agni und Körperkonstitutionen3.1 Vier Arten des Verdauungsfeuers3.2 Doṣas und Konstitutionstypen3.3 Therapien für den vātala-Typ3.4 Therapien für den pittala-Typ3.5 Therapien für den śleṣmala-Typ4. Bestimmung spezifischer Merkmale von Patienten5. Vier Gruppen von Parasiten5.1 Malaja-Parasiten5.2 Śonitaja-Parasiten5.3 Śleṣmaja-Parasiten5.4 Purīṣaja-Parasiten5.5 Therapie in Kürze5.6 Vorbereitende Behandlung5.7 Āsthāpana-Therapie5.8 Emesis, Purgation und anuvāsana5.9 Beseitigung des Ursprungs von Parasiten6. Epidemien6.1 Ursachen von Epidemien und Merkmale der UrsachenUnheilsamer Zustand der LuftUnheilsamer Zustand des WassersUnheilsamer Zustand des LandesUnheilsamer Zustand der Jahreszeiten6.2 Allgemeine therapeutische Maßnahmen6.3 Ursachen der Abnormalität der vier Faktoren Luft, etc.7. Die vier Yugas7.1 Satya-Yuga7.2 Treta-Yuga7.3 Dvāpara-Yuga7.4 Kali-Yuga7.5 Kali, der Herr des Kali-Yugas7.6 Zitate aus Mahābhārata und Śrīmad-Bhāgavatam8. Normale Lebensspanne und vorzeitiger TodDaiva und puruṣakāraThree degrees of strengthKarma erklärt anhand der Analogie mit einer PflanzeDer genaue Zeitpunkt des Todes ist nicht vorherbestimmtBeispiele für die Bestimmung der Lebensdauer: der TonkrugBeispiele für die Bestimmung der Lebensdauer: das GefährtZitate aus dem Mahābhārata9. Pramāṇas – drei Quellen des Wissens9.1 Examination des Kranken durch die drei pramāṇas10. Das Ayurveda-Studium10.1 Eigenschaften des Schülers10.2 Eigenschaften eines Āyurveda-Lehrers10.3 Das Verhalten des Schülers10.4 Die Initiation des Schülers10.5 Die ersten Unterweisungen10.6 Akademischer WettstreitSandhāyasaṃbhāṣāVigṛhyasaṃbhāṣāDrei Arten von GegnernZwei Arten von ZuhörernDer Verlauf von saṃbhāṣāTermini, die den Verlauf von saṃbhāṣā bestimmen10.7 Der Wettstreit zwischen Kolahala und Yamunācārya11. Zehn Faktoren der Bestimmung einer Therapie11.1 Kāraṇa11.2 Karaṇa11.3 Kāryayoni11.4 Kārya11.5 Kāryaphala11.6 Anubandha11.7 Deśa11.7.1 Prakṛti11.7.2 Vikṛti (Morbidität)11.7.3 Sāra (Zustand der dhātus)11.7.4 Saṃhanana (Kompaktheit des Körpers)11.7.5 Pramāṇa (die Maße der Körperteile)11.7.6 Sātmya (Eignung)11.7.7 Sattva (psychischer Zustand)11.7.8 Āhāraśakti (Kapazität der Nahrungsaufnahme und Verdauungskraft)11.7.9 Śleṣmala vyāyāmaśakti (körperliche Kraft)11.7.10 Vayas (Lebensalter)11.8 Kāla (Jahreszeiten und Stadium der Krankheit)11.9 Pravṛtti (Einleitung der Therapie)11.10 Upāya (Exzellenz von Arzt etc. und korrekte Therapie)11.11 Objekt der Examination12. Drogen für pañcakarmaŚārīrasthānam1. Puruṣa und die 24 ElementeVerschiedene Puruṣa-KonzepteManas – der GeistDie zehn SinneFünf Elemente und SinnesobjekteDer Vorgang der WahrnehmungPuruṣa als verursachender FaktorWissen und Instrumente des WissensDie Entfaltung der 24 ElementeDie Zeichen der Existenz des Selbst2. Die Ursachen des Leids2.1 Fünf Faktoren, die Leid erzeugen2.2 Der vierfache Gebrauch der Sinne2.3 Die besondere Bedeutung des Tastsinns2.4 Ursache und Wirkung von Glück und Leid2.5 Dreifache Unterteilung der Leiden2.6 Das Maß von Glück und Leid2.7 Schlussbemerkung3. Mokṣa – das Ende aller Leiden3.1 Individuum und Universum3.2 Pravṛtti und nivṛttiPravṛtti – der materielle AntriebYoga und spirituelle EmanzipationDie Entwicklung eines guten GedächtnissesMittel zum Erlangen von mokṣaBefreiung durch Meditation über brahmanZwei Arten von mokṣa4. Über die Entwicklung des Embryos4.1 Fragen zur embryonalen EntwicklungUrsachen für die Bildung von Zwillingen etc.Acht Arten geschlechtlicher AbnormalitätenSymptome der Empfängnis und Geschlecht des FötusÄhnlichkeit des Kindes mit einem Elternteil etc.Ursachen für MissbildungenDie Transmigration des Selbst4.2 Faktoren der Erzeugung und des Wachstums4.3 Entwicklungsstadien des FötusVorgang der EmpfängnisManifestationen des Embryos während der ersten drei MonateModifikationen der mahābhūtas im EmbryoBikardiales StadiumZeichen der SchwangerschaftFaktoren, die dem Fötus schadenEntwicklung des Fötus vom vierten Monat bis zur GeburtUrsachen für Deformitäten im Fötus4.4 Neun Fragen zum FötusAnsichten über die Bildung der Organe des EmbryosDie Position des Fötus im MutterleibDie Ernährung des FötusÜbernatürliche Wesen und Krankheiten des FötusVorzeitiger und zeitiger Tod5. Verschiedene Arten der Psyche5.1 Sattvika-Arten der Psyche5.2 Rājasika-Arten der Psyche5.3 Tāmasika-Arten der Psyche6. Detailliertes Wissen über den Körper6.1 Erhaltung des Gleichgewichts der dhātus6.2 Attribute der dhātus und Effekt der guṇas auf die dhātus6.3 Maßnahmen bei Schwund oder Verminderung von dhātus6.4 Faktoren des Wachstums des Körpers6.5 Faktoren, die die Zunahme von Stärke fördern6.6 Die Transformation der Nahrung im Körper6.7 Zwei Kategorien von Körperkomponenten6.8 Schlussbemerkung7. Aufzählung der KörperteileDie HautschichtenHauptteile des KörpersAnzahl der KnochenDie SinneDer Sitz des BewusstseinsSitze der LebenskraftInnere Organe56 pratyaṅgas (Unterabschnitte)Aufzählung anderer KörperbestandteileAñjali pramāṇaDominanz der mahābhūtas in den Körperbestandteilen8. Zeugung, Schwangerschaft und Geburt8.1 ZeugungDie Vorbereitung auf den ZeugungsaktDer Vollzug des KoitusWie eine Frau einen Sohn nach ihrer Vorstellung erhältVedischer Ritus für die Zeugung eines KindesFaktoren, die die Mentalität des Nachkommen bestimmen8.2 SchwangerschaftÄnderung des Geschlechts des Fötus in ein männlichesMaßnahmen für Schutz und Erhalt des FötusFaktoren, die den Fötus schädigenUngesundes Verhalten während der SchwangerschaftDie indirekte Ursache erworbener KrankheitenBehandlung von Krankheiten bei SchwangerenFehlgeburt verursacht durch āmaUpaviṣṭaka und nāgodaraBehandlung von udāvarta im 8. Monat der SchwangerschaftUrsachen und Zeichen für den Tod des Fötus im MutterleibBehandlung einer Frau mit totem FötusDiät für eine Schwangere8.3 GeburtDas WöchnerinnenhausZeichen der bevorstehenden GeburtMaßnahmen nach Beginn der WehenDas Entfernen der PlazentaBehandlung des NeugeborenenTrennung der NabelschnurVedischer GeburtsritusMaßnahmen zum Schutz des NeugeborenenPostpartale Versorgung der MutterDie NamensgebungszeremonieErmittlung der Lebensspanne des KindesEigenschaften einer guten AmmeMerkmale guter und abnormaler BrustmilchTherapie bei morbider BrustmilchDie Milchbildung fördernde MittelDas Stillen des SäuglingsSauberkeit von Bett, Kleidung usw.Sicherstellung des Wohlergehens des KindesBehandlung von pädiatrischen KrankheitenIndriyasthānam1. Ermittlung der verbleibenden Lebensspanne2. Veränderungen in Hautfarbe und Stimme3. Körpergeruch und -geschmack als Todeszeichen4. Durch Berührung zu erkennende Todeszeichen5. Veränderungen in der sinnlichen Wahrnehmung6. Veränderungen in chāyā und prabhā7. Prodrome, die den Tod ankündigenVorzeichen für fatales JwaraVorzeichen für fatales RājayakṣmaVorzeichen für fatales RaktapittaVorzeichen für fatales GulmaVorzeichen für fatales KusthaVorzeichen für fatales PramehaVorzeichen für fatales UnmādaVorzeichen für fatales ApasmāraVorzeichen für fatales Bahirāyāma8. Krankheitssymptome, die den Tod ankündigenHerzschmerzen und andere SymptomeHikkā und blutige DiarrhöĀnāha und andere Symptome9. Andere Symptome eines dem Tode Geweihten10. Träume, die den Tod ankündigen11. Zeichen des plötzlich eintretenden Todes12. Allgemeine Veränderungen vor dem Tod13. Omen, die imminenten Tod oder Genesung indizierenSchlechte Omen in Verbindung mit dem BotenSchlechte Omen auf dem Weg zum PatientenSchlechte Omen im Haus des PatientenGute Omen in Verbindung mit dem BotenGute Omen auf dem Weg zum PatientenGünstige Zeichen in Träumen des PatientenAnhangQuellenverzeichnisAnleitung zur Aussprache des SanskritPflanzenverzeichnisSanskrit-GlossarePersonen und PersonengruppenSanskritwörter, ayurvedische FachbegriffeAB – EG – JK – LM – OP – RST – UV – YTabellenverzeichnis

Einleitung

Der Begriff Āyurveda setzt sich zusammen aus den beiden Sanskritwörtern veda (Wissen; Wissenschaft) und āyus (Leben; Lebensspanne, Lebensdauer). Āyurveda ist die uralte Wissenschaft vom Leben oder vom gesunden, langen Leben. Āyurveda ist – wie die Vedas selbst – in der Tat ewig, weshalb sich auch kein Datum für ihr In-Erscheinung-Treten festlegen lässt.

Was ist Leben und was bedeutet Wissenschaft in Bezug auf Leben nach vedischem Verständnis? Der große Lehrer und Kenner des Āyurveda, Punarvasu Ātreya, definiert in der Caraka-Saṃhitā Leben mittels folgender Synonyme: cetanānuvritti (Fortbestand des Bewusstseins), jīvita (Beseelung), anubandha (beständiger Fluss) und dhāri (Erhaltung des Körpers). Āyurveda ist die Wissenschaft, durch die āyus (das Leben) verstanden wird. Āyurveda beinhaltet perfektes Wissen über den Körper, Diagnostik, Therapeutik, Pharmakologie etc. und darüberhinaus umfassendes philosophisches Wissen über die spirituelle Situation des Lebewesens in der Verbindung mit der materiellen Natur, über die Ursachen des Leids und die endgültige Befreiung oder das Erlangen von permanentem Glück. Die Wissenschaft vom Leben ist also nicht auf Prävention und Beseitigung von Krankheiten beschränkt, wie aufgrund unzureichender Informationen oft angenommen wird.

Was Leben ist und was wirkliches Wissen ist, wird in den Veden und zahlreichen Schriften in ihrer Nachfolge gründlich analysiert und erklärt. Āyurveda basiert auf diesem Wissen und ist Teil davon, deshalb ist es notwendig, zumindest die wichtigsten Aspekte des Wissens der Veden und der vedischen Kultur zu kennen, um Āyurveda richtig zu verstehen. Dieser Anspruch soll nun in optimaler Weise mit der vorliegenden Bearbeitung der Caraka-Saṃhitā erfüllt werden.

Die vier Vedas Yajur, Sama, Ṛg und Atharva – Āyurveda gilt als ein Zweig des Atharva Veda – sind ursprüngliche Abhandlungen des Wissens und beinhalten die Schöpfungsgeschichte, Chronologien bedeutender Persönlichkeiten vom Beginn über die Gegenwart bis zur Vernichtung des Universums, Hymnen zur Verehrung der Götter, Vorschriften für Opferungen (yajñas), Wissen über Mathematik, Architektur, Musik, Astrologie und Astronomie usw. Außer dem Wissen über die Materie, ihre Manipulation und Nutznießung, enthalten die Vedas und Nachfolgeschriften spirituelles Wissen, Wissen über das Selbst, über die Aufgabe und das Ziel des menschlichen Lebens, über die Stellung der Götter, die Persönlichkeit Gottes, das spirituelle Reich und die Beziehung der Lebewesen zum Höchsten.

Brahmā, das erste Lebewesen im Universum, der vom Höchsten Herrn mit der Schöpfung betraut worden ist, empfing als Erster das vedische Wissen direkt von Kṛṣṇa. Er unterrichtete seine Söhne darin, die es wiederum ihren Schülern offenbarten usw. Aufgezeichnet wurde dieses Wissen das erste Mal – und zwar in der Sanskritsprache – am Ende des dvāpara-yuga, vor etwa fünftausend Jahren, von Dvaipāyana Vyāsa, einer Inkarnation des Höchsten Herrn. Davor wurde es mündlich überliefert – nicht etwa weil es keine Schrift gab, sondern da die großen ṛṣis (Weisen) ein exzellentes Gedächtnis und hervorragende Intelligenz besaßen und sich einmal Gehörtes ohne Schwierigkeiten einprägen konnten, gab es keine Notwendigkeit für sie, etwas nachzulesen, was sie schon einmal gehört hatten. Mit dem Einsetzen des kali-yuga, des jetzigen Zeitalters, des Zeitalters des Streites und der Heuchelei, vermindern sich Intelligenz, Gedächtniskraft, Stärke, Lebensspanne etc., deshalb wurde es notwendig, das vedische Wissen zum Nutzen aller Menschen schriftlich festzuhalten.

Die Absolute Wahrheit zu erkennen, ist das höchste Ziel und die Vollkommenheit für ein Lebewesen in der menschlichen Lebensform. Alles Wissen ist im Grunde genommen nur offenbart, um das Lebewesen allmählich mit göttlicher Erkenntnis zu erleuchten, um das göttliche Bewusstsein wiederzuerwecken. In diesem Licht kann man auch Āyurveda sehen. In der Bhagavad-gītā beschreibt der Höchste Herr selbst den Vorgang der Erkenntnis, der Erleuchtung. Verschiedene Aussagen der Caraka-Saṃhitā, die sich auf spirituelle Aspekte des Āyurveda beziehen, sollen im vorliegenden Buch durch Zitate aus der Bhagavad-gītā und anderen vedischen Schriften erhellt werden. In der Gītā (15.15) sagt der Herr: sarvasya cāhaṃ hṛdi sanniviṣṭo mattaḥ smṛtir jñānam apohanaṃ cavedaiś ca sarvair aham eva vedyo vedānta-kṛd veda-vid eva cāham – »Ich weile im Herzen eines jeden, von mir kommen Erinnerung, Wissen und Vergessen. Das Ziel aller Veden ist es, Mich zu erkennen. Wahrlich, ich bin der Verfasser des Vedānta und Ich bin der Kenner der Veden.«

Im Grunde genommen ist es falsch, von spirituellen und materiellen Aspekten des Āyurveda zu reden. Āyurveda beschäftigt sich insbesondere mit dem Wissen der Erhaltung und Förderung der Gesundheit als einer Voraussetzung für das Erreichen des erhabenen Zieles der Vollkommenheit und kann daher als Medizin in einem höheren Sinne betrachtet werden. Das Wissen über die Bestandteile des Körpers, das Lebewesen im Körper, die Verbindung des Lebewesens mit dem Körper, die Ursachen von Krankheiten, die Funktionen der Elemente des Körpers, die Effekte von Substanzen etc. ist nicht durch jahrhunderte- oder jahrtausendelange Forschungsarbeit, durch Experiment und Spekulation, allmählich erlangt worden, sondern ist offenbartes, ewiges Wissen und ist somit frei von den vier Defekten oder Unzulänglichkeiten menschlicher Forschung. Die Defekte sind: 1. das bedingte Lebewesen in der materiellen Welt besitzt unvollkommene Sinne (karaṇāpāṭava); 2. es unterliegt der Täuschung, Illusion (pramāda); 3. es begeht Fehler (bhrama) und 4. es hat die Neigung zu betrügen (vipralipsā).[1] Diese vier Unzulänglichkeiten sind Ursache vieler grundlegender falscher Vorstellungen oder Irrtümer, die weit verbreitet sind in der modernen Welt und den Menschen vom Beginn ihres Lebens eingebleut werden, die aber nicht vereinbar sind mit Āyurveda – zum Beispiel: zu glauben, die Menschheit wäre die am höchsten entwickelte Lebensform; zu glauben, nur auf der Erde gäbe es intelligentes Leben; die darwinische Theorie der Evolution; die Behauptung, je weiter man in der Geschichte zurückgehe, desto primitiver, unintelligenter, unzivilisierter die Menschheit; technischen Fortschritt mit Zivilisation gleichzusetzen; Materie als Ursprung des Lebens zu betrachten; Bewusstsein als Symptom chemischer Reaktionen im Gehirn anzusehen. Wir unterliegen noch vielen anderen Irrtümern, die mit den oben genannten zusammenhängen. Das vedische Wissen widerlegt diese falschen Vorstellungen anhand von drei Quellen der Wissensaneignung, die in der Caraka-Saṃhitā im Zusammenhang mit Beweis für Reinkarnation und in der Sektion über Therapeutik beschrieben werden.

Zur Geschichte der Caraka-Saṃhitā

Aufgrund der vier Unzulänglichkeiten ist es nicht möglich, sich vollkommenes Wissen über eine Sache allein durch Wahrnehmung und Folgerung anzueignen. Der vedische Weg der Aneignung von Wissen besteht deshalb darin, vollkommenes Wissen von autorisierten Lehrern (ācāryas) zu empfangen. So kam auch Āyurveda zu den Menschen. Prajāpati Dakṣa empfing diesen Veda von Brahmā, die beiden Aśvinī-kumāra genannten devas (Halbgötter) empfingen das Wissen von Prajāpati. Indra, der König der himmlischen Planeten und Herr über Regen, Donner und Blitz, empfing es von den Aśvinīs, zwei großen Ärzten der Halbgötter.

Der Weise Bharadvāja empfing es von Indra, Punarvasu Ātreya und andere Weise empfingen es von Bharadvāja. Agniveśa, ein Schüler Ātreyas, ist der nächste in der Kette. Er legte als Erster ein schriftliches Kompendium über Āyurveda vor – bekannt als Agniveśa-tantra –, welches später, ein paar Jahrhunderte vor unserer Zeitrechnung, von dem Arzt und Philosoph Caraka erweitert und überarbeitet wurde und unter dem Namen Caraka-Saṃhitā Berühmtheit erlangte. Agniveśa wird im Mahābhārata als Schüler Bharadvājas und als Guru König Drupadas und Dronācāryas erwähnt. Carakas Edition wurde dann im 4. Jahrhundert n.Chr. noch einmal von Dṛḍhabala überarbeitet. Er rekonstruierte das letzte Drittel – Siddhi- und Kalpasthānam und 17 Kapitel des Cikitsasthānam –, das aus irgendeinem Grund beschädigt worden war, anhand von relevantem Material aus verschiedenen Abhandlungen. Agniveśa-tantra existiert leider nicht mehr und es lässt sich auch nicht feststellen, wann genau in der Geschichte sie verfasst wurde.

Mit der Caraka-Saṃhitā haben sich nach ihrem Erscheinen im Laufe der Jahrhunderte bis in die heutige Zeit noch viele Gelehrte beschäftigt und ihre Kommentare dazu geschrieben. Zwei der bedeutendsten von ihnen sind Bhaṭṭāra Hariścandra (5.-6. Jahrhundert n.Chr.) und Cakrapāṇidatta (11. Jahrhundert) mit ihren Werken Caraka-nyāsa bzw. Āyurveda-dīpikā. Im 11. Jahrhundert wurde die Caraka-Saṃhitā ins Persische und ins Arabische übersetzt und Ende des 19. Jahrhunderts das erste Mal ins Englische. 1949 erschien eine englische Edition von Shree Gulabkumar. Danach wurden in jüngster Zeit noch zwei Editionen mit Originalversen und englischer Übersetzung des Textes veröffentlicht – die eine mit einem umfangreichen Anhang der Flora und Fauna der Caraka-Saṃhitā, anatomischen, therapeutischen, pathologischen Begriffen etc. von Prof. Priyavrat Sharma und die andere von R.K. Sharma und B. Dash. Letztere Ausgabe enthält auch Cakrapāṇis Kommentare. Außer den Übersetzungen in verschiedenen indischen Sprachen und in Englisch gibt es kaum Übersetzungen in anderen Sprachen, obwohl dieses Werk heute in vielen Schriften und Aufsätzen häufig erwähnt wird in Bezug auf Āyurveda und Medizin im Allgemeinen.

Es gibt noch zwei andere große Werke über Ayurveda – Aṣṭāṅga-hṛdayam und Suśruta-Saṃhitā – und drei kleinere klassische Werke – Sarṅgadhara-Saṃhitā, Madhava-nidānam und Bhāvaprakāśa. Von der Suśruta-Saṃhitā nimmt man an, dass sie in der gleichen Epoche entstand wie die Caraka-Saṃhitā. Aṣṭāṅga-hṛdayam ist zwischen 500 und 600 n.Chr. erschienen, Bhāvaprakāśa im 14. Jahrhundert n.Chr., Sarṅgadhara-Saṃhitā im 15. Jahrhundert n.Chr. und Madhava-nidānam um 700 n.Chr. Die drei großen Klassiker des Āyurveda unterscheiden sich in der Betonung verschiedener medizinischer Aspekte, dem Umfang des Wissens und der Art der Wissensvermittlung voneinander. Die Suśruta-Saṃhitā beinhaltet auch chirurgisches Wissen, das unter anderem für die Behandlung der Auswirkungen von Kriegen (durch Waffen hervorgerufene Wunden etc.) wichtig war. Im Gegensatz zu Suśruta-Saṃhitā und Aṣṭāṅga-hṛdayam vermittelt die Caraka-Saṃhitā grundlegendes spirituelles Wissen der Sāṅkhya-Philosophie und enthält auch Konzepte der Yoga-Philosophie. In der Caraka-Saṃhitā wird Āyurveda am umfassendsten erklärt und deshalb gilt sie als das wichtigste Werk über die Wissenschaft vom Leben.

Ātreya Muni ist die zentrale Figur in der Caraka-Saṃhitā. Das gesamte Werk besteht aus Dialogen zwischen Ātreya und seinem Schüler Agniveśa und aus Diskussionen über verschiedene Themen des Āyurveda zwischen verschiedenen ṛṣis (Weisen) unter dem Vorsitz von Ātreya. Die vier Veden Ṛg, Yajur, Atharva und Sāma und Schriften in ihrer Nachfolge werden als śruti (»das, was man durch Hören empfängt«) und smṛti (»das, was man erinnert«) bezeichnet, weil sie mündlich überliefert wurden von Lehrer zu Schüler, bevor Śrīla Vyāsadeva sie schriftlich aufzeichnete. Aus ihnen geht hervor, dass Wohltätigkeit (dāna), Entsagung (tapas), religiöse Opfer (yajña), Wahrhaftigkeit (satya), Gewaltlosigkeit (ahiṃsa) und sexuelle Enthaltsamkeit (brahmacarya) zu vollkommenem Wohlbefinden führen.

Punarvasu Ātreya und alle ācāryas (Lehrer des vedischen Wissens) oder āptas, wie sie auch genannt werden, sind entsagungsvoll, friedfertig, wahrhaftig etc. und sie sind frei von Anhaftung, Selbstsucht, Gier, Betrug, Lust, Neid und anderen Eigenschaften, die aus rajas (Leidenschaft) und tamas (Unwissenheit) hervorgehen. Sie besitzen Weisheit, praktisch verwirklichtes Wissen und einen reinen Geist und Intellekt. Ist es nicht besser, solche Menschen als Autoritäten des Wissens anzuerkennen, anstatt den mentalen Spekulanten zu folgen, die sich bei der Wissenserwerbung nur auf ihre fehlerhaften Sinne, ihre Instrumente erweiterter Sinneswahrnehmung (Mikroskope, Fernrohre etc.) und ihren begrenzten Verstand verlassen und die obendrein nicht frei sind vom Einfluss der Erscheinungsweisen der Leidenschaft und Unwissenheit und nur bedingtes Wissen verbreiten, das dem Glück der Menschen und anderer Lebewesen nicht dienlich ist, sondern nur ihrer Eitelkeit und ihrem Bankkonto und dem einiger Geschäftemacher dient? Wenn es um die Aneignung von Wissen geht, sollten diejenigen, die genügend Intelligenz besitzen, jedenfalls genau prüfen, welcher Quelle von Wissen und welchem Lehrer sie ihr Vertrauen schenken und Wissen nicht blind annehmen.

Zum Aufbau der Caraka-Saṃhitā

Die Caraka-Saṃhitā ist in acht sthānas (Hauptteile) unterteilt: Sūtra-, Nidāna-, Vimāna-, Śarīra-, Indriya-, Cikitsā-, Kalpa- und Siddhisthānam. Sūtrasthānam umfasst dreißig adhyāyas (Kapitel) und ist praktisch eine Zusammenfassung des gesamten Werkes. Nidāna-, Vimāna- und Śārīrasthāna haben jeweils acht adhyāyas und behandeln Diagnostik, spezifische Aspekte und detailliertes Wissen über den Körper und seinen Bewohner resp. Indriyasthānam besteht aus zwölf adhyāyas und handelt von den Zeichen imminenten Todes, Cikitsāsthānam beschäftigt sich in dreißig Kapiteln mit Therapeutik, Kalpasthānam und Siddhisthānam haben jeweils zwölf Kapitel und behandeln Pharmakologie (Präparate für Emesis und Purgation) und Pañcakarma-Therapien. Alle ślokas (Verse) der einzelnen Kapitel sind im Original numeriert, wie es allgemein üblich ist in der vedischen Literatur.

Im Gegensatz zur zweibändigen gebundenen Ausgabe von Ayurveda-Lehrbuch, Caraka-Samhita-Kompendium, besteht die Ebook-Version aus vier Büchern. Buch 1 enthält Teil I: Die vedische Kultur und Philosophie, Teil II: Sūtrasthānam und Teil III: Nidānasthānam. Buch 2 besteht aus den Hauptabschnitten Vimāna-, Śarīra- und Indriyasthānam. Buch 3 enthält Cikitsāsthānam, den größten Abschnitt der Caraka-Samhita und Buch 4 enthält Kalpasthānam und Siddhisthānam.

Die meisten pharmazeutischen Präparate, z.B. in der Cikitsa-Sektion, sind genannt. Drogen in Rezepturen sind nicht immer vollständig aufgezählt. Dieses Werk ist ein ausführliches Kompendium der Caraka-Saṃhitā mit nicht zu knappen Erläuterungen zu spirituellen Aspekten des Āyurveda und zur vedischen Kultur, die man in keinem anderen Ayurveda-Buch in dem Umfang finden wird.

Um dem mit dem vedischen Wissen nicht vertrauten Leser den Zugang zu erleichtern und um nicht den Textfluss zu unterbrechen durch häufiges Erklären von Dingen, deren Kenntnis Caraka bei seinen Lesern voraussetzen konnte und die sicher auch manchen Lesern dieses Buches bekannt sein werden, ist der Bearbeitung des eigentlichen Textes der Caraka-Saṃhitā eine sieben Kapitel umfassende kurze Einführung in die wichtigsten Elemente der vedischen Kultur und Philosophie vorangestellt. Die Kapitel lauten: 1. Die vedischen Schriften, 2. Drei Instanzen des Wissens, 3. Das vedische Gesellschaftssystem, 4. Vedische Kosmologie, 5. Der Nabel der Welt,[2] 6. Die Mutter aller Lebewesen,[3] 7. Bußen und Entsagung.

Sanskritbegriffe außer Eigennamen (Namen von Pflanzenarten, Personen etc.) sind in Überschriften normal und im Text, abgesehen von einigen Ausnahmen, durchweg kursiv dargestellt. Leser, die nur wenige oder überhaupt keine Sanskritbegriffe kennen, werden es am Anfang etwas schwer haben. Manche Fachbegriffe lassen sich nur schwer übersetzen, andere können nur durch Umschreibung erklärt werden, deshalb ist ihr Gebrauch angebracht. Und diejenigen, die sich dadurch nicht abschrecken lassen vom Studium der Caraka-Saṃhitā, werden immensen Gewinn erzielen und außerdem später andere vedische Schriften um so leichter studieren können.

Zum Nachschlagen gibt es im Anhang mehrere Glossare fast aller Sanskritwörter, die in diesem Buch verwendet werden. Sie sind unter verschiedenen Rubriken (»pathologische Begriffe«, »therapeutische Aktionen« etc.) eingetragen. Da manche Begriffe verschiedene Bedeutungen tragen und die Kategorien auch nicht alle eindeutig voneinander abgrenzbar sind, erscheinen manche Wörter in mehreren Rubriken. Sie sind hauptsächlich nach ihrer Bedeutung im jeweiligen Kontext übersetzt.

Der Anhang enthält auch eine Liste fast aller in diesem Buch aufgeführten Pflanzen mit ihren botanischen Namen. In Buch 3 mit dem Cikitsāsthānam, dem Abschnitt über Therapeutik, gibt es im Anhang außerdem noch eine Liste vieler in der Caraka-Saṃhitā aufgeführten Arzneimittel, Präparate und diätetischen Zubereitungen, die hauptsächlich in den Therapie-Kapiteln verschiedener Krankheiten mit Zusammensetzung beschrieben werden. Sie sind geordnet nach ihrer Form – cūrṇas (Pulver), ghṛtas (arzneiliche Ghee-Präparate), tailas (arzneiliche Massageöle), ariṣṭas (vergorene Kräutergetränke), Kräuterpasten und anderes.

Die Caraka-Saṃhitā ist als ein Lehrbuch für das Āyurveda-Studium verfasst worden und zwar sowohl für angehende Ärzte als auch für diejenigen, die mit diesem Wissen nur sich und ihren Lieben dienen wollen. Der Hauptzweck des vorliegenden Buches ist, intelligenten Personen einen Eindruck von der erhabensten Wissenschaft, Āyurveda, zu vermitteln, die es den Menschen ermöglicht, durch einfache Methoden und das Befolgen einfacher Regeln ihren Gesundheitszustand zu verbessern, ihre Gesundheit wiederzuerlangen oder zu erhalten und – was das Wichtigste ist – in Gesundheit und optimalem Wohlbefinden spirituell zu wachsen und dem Ziel des Lebens ein wenig näher zu rücken. Gleichzeitig soll das Werk dem Leser einen Einblick in die vedische Kultur, die Kultur der göttlichen Weisheit, geben, von der Āyurveda nicht getrennt werden kann.

[1] Fehlerhaftes, falsches Wissen, das nicht der Wahrheit entspricht, zu verbreiten – aus welchem Grund auch immer – ist eine Manifestation der Neigung zu betrügen. Solche Art des Betrugs kann äußerst schädlich sein für die Gesundheit von Körper und Geist vieler Lebewesen und ist eines der größten Übel dieser Zeit.   ↩︎

[2] Es geht um yajñas, vedische Opferausführungen für Śrī Viṣṇu, die Wurzel und Seele des Universums.   ↩︎

[3] Kühe werden in den Veden als »Mütter aller Lebewesen« bezeichnet. Warum? – das erfahren Sie hier.   ↩︎

IV.

Vimānasthānam

Nachdem sich der Arzt Wissen über Ätiologie, Prodrome, Symptome, Heilbarkeit, Anzahl, Dominanz, Arten, Variationen, Kombinationen, Zeit und Stärke einer Krankheit angeeignet hat, sollte er als nächstes zu einer genauen Kenntnis der spezifischen Merkmale von doṣa, dravya, sāra (dhātu-Zustand), Ort, Zeit, Diät, sātmya, Konstitution, Stärke, Alter und Psyche des Patienten gelangen, denn die Therapie einer Krankheit hängt vom Wissen über die spezifischen Merkmale dieser Faktoren ab, und ein Arzt, der damit nicht vertraut ist, wird nicht fähig sein, eine Krankheit zu heilen.

Die Vimāna-Sektion liefert spezifisches Wissen über oben genannte Faktoren, durch das eine Therapie eingeleitet und erfolgreich durchgeführt werden kann. Außerdem geht es im Vimānasthānam um:

die richtige Methode der Ernährung für die Erhaltung der Gesundheit,

āma

(unverdaute Nahrung) und Krankheit,

[1]

Ursachen von Epidemien und Schutz vor Epidemien,

die vier

yugas

,

normale Lebensspanne und vorzeitiger Tod,

die drei Quellen des Wissens,

Funktionen und Störungen der

srotas

,

[2]

agni

und Körperkonstitutionen,

vier Arten von Parasiten und deren Beseitigung,

die Beziehung zwischen Lehrer und Schüler,

Diskussionen unter Ärzten,

die Untersuchung von zehn Faktoren zur Einleitung einer angemessenen Therapie

und Drogen für

pañcakarma

mit ihren jeweiligen

rasas

.

1. Spezifische Merkmale von rasa, doṣa etc.

Die 6 rasas süß, sauer, salzig, scharf, bitter und herb erhalten den Körper, wenn sie richtig gebraucht werden und erregen die doṣas, wenn sie falsch angewendet werden. Die drei doṣas vāta, pitta und kapha erhalten in ihrem Normalzustand den Körper und im abnormalen Zustand verursachen sie verschiedene Störungen. Jeweils drei rasas regen einen doṣa an, während die anderen drei ihn beruhigen.

doṣaAnregung durch rasasBesänftigung durch rasasvātascharf, bitter, herbsauer, süß, salzigpittascharf, sauer, salzigsüß, bitter, herbkaphasüß, sauer, salzigbitter, scharf, herb

Bei regelmäßigem Gebrauch regen rasas jene doṣas an, die homologe Eigenschaften besitzen und beruhigen oder vermindern jene doṣas, die gegensätzliche Eigenschaften besitzen.

Dravyas (Drogen) enthalten oft mehrere rasas, und vikāras (Krankheiten) werden oft durch die Störung mehrerer doṣas verursacht. In solchen Fällen muss die Rolle der einzelnen rasas bzw. doṣas analysiert werden, um den Effekt des dravya bzw. die Art der Störung zu bestimmen. Es ist aber nicht immer möglich, den Effekt einer Droge bzw. eine Krankheit auf der Basis des Effekts einzelner rasas bzw. doṣas zu bestimmen.[3] Denn durch Kombination der rasas bzw. doṣas können sich verschiedene Variationen im Effekt ergeben, die den Eigenschaften, die normalerweise den konstituierenden Faktoren eigen sind, entgegengesetzt sind. Auch mag es Variationen in den Eigenschaften der gleichen Droge geben entsprechend dem pharmazeutischen Prozess, der Herstellung. Im Fall einer solchen Verbindung, die man vikṛtiviṣamasamavaya nennt, wird der Effekt der Droge bzw. die Manifestation der Krankheit auf der Basis ihres Aggregats bestimmt.

1.1 Attribute und Effekte von Öl, Ghṛta und Honig

Ātreya Muni erklärt nun die Attribute von rasas und dravyas, deren Effekte auf doṣas und die Manifestation von vikāras am Beispiel von Öl, Honig, Ghṛta (Ghee), Pippalī (Piper longum; langer grüner Pfeffer), Salz und Alkali.

Öl, Honig und Ghṛta sind dravyas, die vāta, kapha und pitta resp. lindern. Öl besitzt die Eigenschaften uṣṇa (heiß), guruḥ (schwer) und snigdha (fettig/feucht) und überwindet deshalb vāta bei häufigem Gebrauch, da vāta gegensätzliche Eigenschaften besitzt – nämlich śīta (kalt), laghu (leicht) und rūkṣa (trocken).

Wenn gegensätzliche Eigenschaften zusammentreffen, überwinden die stärkeren die schwächeren, deshalb überwindet Öl vāta, Ghṛta pitta und Honig kapha. Ghṛta überwindet pitta durch seine Eigenschaften süß, kalt und stumpf, da pitta nicht-süß, heiß und scharf ist. Honig überwindet kapha durch seine Eigenschaften rau, scharf und herb, da kapha ölig (glatt), stumpf und süß ist. Jede andere Substanz, die kapha, pitta oder vāta entgegengesetzt ist, überwindet den jeweiligen doṣa bei regelmäßigem oder häufigem Gebrauch.

1.2 Attribute und Effekte von Pippalī, Salz und Alkali

Pippalī, Salz und Alkali sind dravyas, die nicht im Übermaß und nicht zu lange gebraucht werden sollten, da sie sonst großen Schaden verursachen können.[4]

Pippalī ist schwer, scharf, süß in vipāka und nicht sehr ölig, heiß und befeuchtend. Er ist eine nützliche Droge mit sofortigem Effekt, wenn er richtig verwendet wird (in kleinen Dosen und für kurze Zeit). Wird er zu lange und in großen Dosen gebraucht, führt dies zur Erregung von kapha wegen seiner Eigenschaften schwer und befeuchtend und zur Erregung von pitta wegen seiner Eigenschaft der Hitze, ohne vāta zu vermindern, da er nicht genügend Öligkeit und zu wenig Hitze besitzt.[5]Pippalī intensiviert den Effekt anderer Drogen.

Alkali besitzt die Eigenschaften heiß, scharf und leicht, wirkt am Anfang befeuchtend und später austrocknend. Es wird angewendet für Kauterisation, Suppuration und Penetration und für Verdauung. Im Übermaß benutzt schadet es den Haaren, den Augen, dem Herz und der Virilität. In Regionen, wo es beständig verwendet wird, leiden Leute häufiger als anderswo unter Blindheit, Impotenz, Haarausfall und Herzkrankheiten.

Salz ist heiß und scharf, mit wenig Schwere und Öligkeit. Es ist befeuchtend, laxativ und fördert den Geschmack von Speisen. Richtig benutzt hat es einen guten Effekt, im Übermaß benutzt erregt es die doṣas und erzeugt Müdigkeit, Schwäche und Lockerung. In Regionen, wo zu viel Salz benutzt wird, leiden die Menschen häufiger als anderswo unter Lockerung der Muskeln und sind nicht fähig, große Strapazen zu ertragen. Die meisten Pflanzen wachsen kaum oder überhaupt nicht auf salzigen Böden aufgrund des Effektes von Salz. Aus all diesen Gründen sollte man Salz nicht im Übermaß gebrauchen. Selbst Leute, die es gewohnt sind, viel Salz zu gebrauchen, werden Opfer von Kahlköpfigkeit, frühzeitigem Ergrauen der Haare und Falten und Runzeln.

Der übermäßige Gebrauch von Alkali, Salz oder pippalī sollte langsam und allmählich aufgegeben werden. Allmähliches Aufgeben übermäßiger Verwendung von nützlichen oder zuträglichen Dingen, verursacht keinen oder nur unbedeutenden Schaden (je nach Dauer der Gewöhnung an eine Substanz).

Sātmya

Die Eignung oder Zuträglichkeit einer Substanz für ein Individuum wird sātmya genannt. Sātmya wird dreifach unterteilt in übergeordnet, untergeordnet und mittelmäßig. Der Gebrauch aller sechs rasas ist sātmya der ersten Art, der Gebrauch von nur einem rasa sātmya der zweiten und der Gebrauch von zwei bis fünf rasas ist sātmya der dritten Art. Untergeordnete und mittlere Eignung sollten allmählich zugunsten der übergeordneten Art aufgegeben und eine gesunde Diät unter Berücksichtigung der acht Faktoren, die die Nützlichkeit der Nahrung bestimmen, angenommen werden.

[1] Wir haben diese Themen bereits in Sūtrasthanam, Kap. 7.10-11 abgehandelt.   ↩︎

[2] Dieses Thema ist in diesem Buch in Sūtrasthanam, Kap. 6.5 behandelt worden   ↩︎

[3] Tila (Sesam) z.B. enthält die rasas süß, bitter, herb und scharf. Diese rasas vermindern bei gleicher Quantität normalerweise pitta und kapha, tila aber erregt pitta und kapha.   ↩︎

[4] Es gibt viele häufig verwendete Drogen, die man nicht im Übermaß benutzen sollte wie z.B. citraka und bhallātaka. Doch sind pippalī, Salz und Alkali die am häufigsten verwendeten und werden deshalb hier genannt.   ↩︎

[5] Ausnahme für längeren Gebrauch von pippalī ist die Anwendung bei bestimmten Krankheiten wie jvara, gulma und kuṣṭha und als rasāyana in frischem Zustand.   ↩︎

2. Bestimmung spezifischer Krankheitsmerkmale

In Vimānasthānam, Kap.6 gibt es folgende Klassifizierung von Krankheiten nach fünf Kriterien als Basis für jeweils zwei Gruppen von Krankheiten:

KriteriumGruppePrognoseheilbar – unheilbarIntensitätmild – schwerLokationmental – physischNatur der ätiologischen Faktorenendogen – exogenUrsprungpakvāśaya

Krankheiten lassen sich in eine Gruppe oder in viele Gruppen einteilen, je nach Blickwinkel. Nimmt man Schmerz als Kriterium, gibt es nur eine Gruppe (mit Schmerz als gemeinsamen Nenner) und nimmt man andere Faktoren wie Prognose etc. als Basis, kann man Krankheiten vielfältig klassifizieren. Vielfältigkeit der Klassifizierung lässt sich zweifach unterteilen in zählbar und unzählbar. Zählbarkeit von Krankheiten ist in Sūtrasthānam 6.8 »Allgemeine Störungen – Krankheitsbilder« und Unzählbarkeit in Sūtrasthānam, Kap. 6.9 »Spezifische Störungen« erklärt worden.

Wenn zwei Kriterien der Klassifizierung als gleich erscheinen mögen, sollte ihr Bezug zum Kontext gesehen werden, denn im Sanskrit gibt es viele Begriffe, die mehrere Bedeutungen haben – z.B. bedeutet roga sowohl doṣa (Fehler) als auch vyādhi (Krankheit) – und es gibt viele Begriffe mit der gleichen Bedeutung – z.B. roga, atanka, yakṣmā, doṣaprakṛti und vikāra bedeuten Krankheit (vyādhi). Um die Bedeutung eines Wortes zu verstehen, muss man es im jeweiligen Kontext sehen.

2.1 Zwei Arten von doṣas

Krankheiten sind unzählbar und doṣas zählbar. Rajas und tamas sind die doṣas des Geistes und die Störungen, die sie hervorrufen, sind Lust, Zorn, Gier, Furcht, Stolz, Kummer, Anhaftung etc. Vāta, pitta und kapha sind die doṣas des Körpers. Krankheiten, die sie verursachen, sind Fieber, Diarrhoe, Ödeme, Schwindsucht, Hautkrankheiten, Dyspnoe, Harnstörungen, etc. Damit sind doṣas in Gänze und Krankheiten zum Teil genannt.

Für beide Arten von doṣas gibt es drei ursächliche Faktoren der Beeinträchtigung: 1. unheilsamer, ungesunder Kontakt mit den Sinnesobjekten [asātmya-indriyartha-saṃyoga], 2. intellektueller Fehler [prajñaparādha] – schwache Intelligenz, schlechtes Gedächtnis und mangelnde Selbstbeherrschung und 3. Einfluss der Zeit (Jahreszeiten, Tageszeiten) [pariṇāma].

Wenn doṣas erregt werden, erzeugen sie unzählige Störungen entsprechend der spezifischen verursachenden Faktoren und der betroffenen dhātus (rakta, māṃsa etc.).

Psychische und somatische Krankheiten (Leidenschaft, Gier, Zorn etc. bzw. Fieber etc.) verbinden sich manchmal miteinander, wenn sie chronisch geworden sind.

Oft verbinden sich somatische doṣas, die in einem Körperteil lokalisiert sind, miteinander und bilden entweder saṃsarga (Kombination von zwei doṣas) oder sannipāta (Kombination von drei doṣas).[6] Die Attribute der doṣas ähneln denen der sie affektierenden Faktoren.

2.2 Primäre und sekundäre Krankheiten

Der Unterschied zwischen primären (anubandhya) und sekundären Störungen (anubandha) besteht darin, dass anubandhya seine eigenen Symptome manifestiert und durch Faktoren, die für die Manifestation der Krankheit spezifisch sind, verursacht wird. Anubandhya wird geheilt durch Therapien, die für eine bestimmte Krankheit vorgeschrieben sind. Die Merkmale von anubandha sind denen von anubandhya entgegengesetzt.[7]

Samsarga und sannipāta sind zwei Arten von doṣa-Kombinationen. Zieht man die Variationen in primären und sekundären Merkmalen von doṣas in Betracht, ergeben sich viele Arten von Kombinationen.

Aufgrund der charakteristischen Merkmale verschiedener Zustände, geben Ärzte den Störungen der doṣas bestimmte Namen und klassifizieren sie in diversen Gruppen nach unterschiedlichen Kriterien.

[6] Eine Substanz oder Eigenschaft mag mehr als einen doṣa erregen. Zum Beispiel: Substanzen mit saurem rasa erregen sowohl pitta als auch kapha; vāta wird im Sommer angeregt durch Trockenheit und pitta durch Hitze.   ↩︎

[7] Die Manifestation von Symptomen sekundärer doṣas erfolgt nur, wenn diese durch doṣas mit primärer Natur stimuliert worden sind. Mit anderen Worten, sekundäre doṣas werden nicht erregt durch Faktoren, die primäre doṣas erregen (und die schon häufig im gesamten Text genannt worden sind); auch werden sie nicht beseitigt durch Therapien, die doṣas normalerweise angemessen sind. Sie werden nur durch Therapien für die primären doṣas beseitigt, aufgrund ihrer innigen Verbindung mit diesen. D.h. ihre Affektion und Beseitigung ist abhängig von der Affektion bzw. Beseitigung der primären doṣas. Es ist nicht so kompliziert, wie es vielleicht klingen mag. Ein Beispiel mag die Sache erhellen: Im Herbst ist pitta primär angeregt und kapha sekundär aufgrund des sauren vipāka von Wasser etc., denn sauer ist für die Anregung beider doṣas verantwortlich. Für die Behandlung des primären doṣapitta wird Ghṛta mit bitteren Drogen angewendet. Bitter beruhigt auch von Natur aus den untergeordneten doṣa kapha.   ↩︎

3. Agni und Körperkonstitutionen

3.1 Vier Arten des Verdauungsfeuers

Agni kann nach seiner Intensität vierfach unterteilt werden in 1. scharf; intensiv (tīkṣṇa), 2. mild (manda), 3. regulär; ausgeglichen (sama) und 4. irregulär; unausgeglichen (viṣama). Intensives Verdauungsfeuer kann alle Arten falscher Diät ertragen, während mildes Verdauungsfeuer selbst durch kleinste Irregularitäten gestört wird. Die sama-Art wird durch Fehler in der Diät gestört und arbeitet sonst normal, während viṣama manchmal durch Irregularitäten gestört wird und manchmal nicht.

Diese vier Arten agni finden sich in vier Arten von Personen: (1) Personen, bei denen vāta, pitta und kapha im Gleichgewicht sind, haben ausgeglichenes Verdauungsfeuer; (2) Personen, bei denen vāta in der Konstitution dominiert, haben viṣama agni aufgrund der Beeinträchtigung agnis durch vāta; (3) Personen, bei denen pitta dominiert, haben tīkṣṇa agni aufgrund der Beeinträchtigung agnis durch pitta und (4) bei Personen mit ślaiṣmika-Konstitution ist agni mild aufgrund der Beeinträchtigung durch kapha.

Für diese vier Konstitutionstypen sind vier Arten der Diät segensreich. Eine Person, die ausgeglichene doṣas besitzt, sollte eine in allen Aspekten ausgeglichene Ernährungsweise wählen. Bei der Vorherrschaft einer der drei doṣas sollte die Person solange dem dominanten doṣa entgegengesetzte Maßnahmen (Diät, Verhalten, therapeutische Maßnahmen) befolgen, bis agni wieder im Normalzustand ist. Danach sollte eine ausgeglichene Diät befolgt werden.

Agni-ArtFunktionKonstitutiontīkṣṇa (intensiv) kann alle Arten falscher Diät ertragen pittalamanda (mild) wird selbst durch kleinste Irregularitäten gestört śleṣmalasama (regulär; ausgeglichen) wird durch Fehler in der Diät gestört und arbeitet sonst normal samaprakṛtiviṣama (irregulär; unausgeglichen) wird manchmal durch Irregularitäten gestört und manchmal nicht vātala

3.2 Doṣas und Konstitutionstypen

Die drei Konstitutions-Typen vātala, pittala und śleṣmala sind oft besonders anfällig für vātika-, paittika- und kaphaja-Störungen respektive.

Wenn eine Person des vātala-Typs Dinge gebraucht, die vāta anregen, wird vāta in ihrem Körper sofort erregt; pitta und kapha dagegen werden in einer solchen Person durch pitta- bzw. kapha-anregende Dinge nicht in der gleichen Weise angeregt wie vāta durch vāta-erregende. Ähnlich verhält es sich auch mit der Erregung der doṣas in den beiden anderen Typen – pitta wird im pittala-Typ besonders schnell angeregt durch pitta- und kapha im śleṣmala-Typ durch kapha-anregende Dinge. Der erregte doṣa verursacht Störungen (wie bereits ausführlich beschrieben), die zum Verlust von Stärke, Ausstrahlung, Glück und der normalen Lebensspanne führen.

3.3 Therapien für den vātala-Typ

Um vāta zu überwinden, können folgende Therapien zur Anwendung kommen: snehana und svedana; milde Purgativa, zubereitet mit Fett, heißen Dingen und Substanzen mit süßen, sauren und salzigen rasas; Diät mit den gleichen Eigenschaften; abhyaṅga, Bandagen, Bäder, Akupressur etc.; Gebrauch von Wein und anderen vergorenen Getränken; innerliche oder äußerliche Anwendung von Ghṛta zubereitet mit digestiven, stimulierenden, karminativen, vāta besänftigenden und purgativen Eigenschaften; Anwendung von āsthāpana und anuvāsana.

3.4 Therapien für den pittala-Typ

Folgende Maßnahmen beseitigen pittadoṣa: Einnahme und Einreiben des Körpers mit Ghṛta; Purgation; Gebrauch von Drogen mit süßen, bitteren und herben rasas und von kalten Substanzen; Gebrauch von milden, süßen, duftenden und kühlenden Parfümen; das Tragen von Perlen und Juwelen auf der Brust; Besprengen mit kaltem Wasser; das Hören von angenehmer, milder, süßer Musik; Gemeinschaft mit Freunden; Zusammensein mit sympathischen Frauen, die kühlende Gewänder und Blumengirlanden tragen; Aufenthalt in kaltem Wind und in Bergen an Flussufern; Tragen von Girlanden aus den Blüten von Wasserlilien und Lotosarten und Anwendung anderer pitta besänftigender Dinge.

3.5 Therapien für den śleṣmala-Typ

Maßnahmen um kaphadoṣa zu überwinden sind: richtige Anwendung scharfer und heißer Reinigungstherapien; Einnahme von Nahrung mit hauptsächlich scharfen, bitteren und herben rasas;[8] schwimmen, rennen, springen und andere sportliche Aktivitäten; Nachtwachen; Geschlechtsverkehr; Bäder; häufiger Gebrauch scharfer und alter Weine; med. Rauchen; Fasten; Verzicht auf Komfort.

[8] Die Diät sollte nicht völlig frei sein von fettigen Substanzen, da sonst vāyu erregt wird und die Ernährung der dhātus beeinträchtigt.   ↩︎

4. Bestimmung spezifischer Merkmale von Patienten

In Vimānasthānam, Kap. 6 behandelt Punarvasu Ātreya die Bestimmung spezifischer Merkmale von Krankheiten und in Kap. 7 beschreibt er spezifische Merkmale von Patienten hinsichtlich der Bestimmung der Ernsthaftigkeit oder Nichternsthaftigkeit, der Schwere oder Milde ihrer Erkrankung, um eine Behandlung zu ermöglichen. Im Anschluss hieran beschreibt er im gleichen Kapitel – angeregt durch eine Frage Agniveśas – verschiedene Arten von Parasiten, da ihre Bestimmung ebenso schwierig ist, wie die Bestimmung der Milde oder Schwere einer Krankheit.

Kranke können in zwei Gruppen eingeteilt werden: 1. jene, die unter ernsthaften Krankheiten leiden und 2. jene, die unter milden Krankheiten leiden. Ein Patient mit einer ernsthaften Krankheit mag erscheinen als jemand, der unter einer leichten Erkrankung leidet, aufgrund der Exzellenz seiner mentalen Stärke und physischen Konstitution. Auf der anderen Seite mögen Personen, die unter leichten Störungen leiden, aufgrund ihrer mentalen Schwäche und der schwachen Natur ihrer physischen Konstitution erscheinen, als ob sie unter ernsthaften Krankheiten leiden.

Ungeschickte, unerfahrene Ärzte, die eine Krankheit nur durch grobe visuelle Examination eines Patienten diagnostizieren wollen, begehen Fehler in der Bestimmung der Milde oder Ernsthaftigkeit des Zustands. Man kann ein Ding nicht in seiner Ganzheit verstehen, wenn man nur einen Teil davon kennt. In Abwesenheit des korrekten vollständigen Wissens über eine Krankheit begeht man Fehler in der Bestimmung der Behandlungsweise.

Mit anderen Worten: ein Arzt, der darin fehlt, die richtige Diagnose einer Krankheit zu stellen, wird auch darin fehlen, eine vernünftige Therapie zu ihrer Heilung zu verordnen. Wenn er einen Patienten mit einer ernsthaften Krankheit für einen Patienten hält, der unter einer leichten Störung leidet und in der Annahme, dass die Ansammlung der doṣas oder Morbidität gering ist, milde eliminierende Drogen verabreicht, wird dies die doṣas weiter erregen und die Krankheit verschlimmern.

Wenn auf der anderen Seite ein Patient mit leichter Krankheit als schwerer Fall diagnostiziert wird und unter der Annahme, die doṣas in seinem Körper seien stark angesammelt und beeinträchtigt, stark eliminierende Drogen verabreicht werden, resultiert dies in Übereliminierung der doṣas, die den Körper schwer schädigen kann.

Solche Fehler werden von jenen begangen, die glauben, die Kenntnis eines Teils genüge, um das Ganze zu kennen. Ärzte, die eine Krankheit in ihrer Ganzheit kennen und sie diagnostizieren, indem sie alle Aspekte soweit wie möglich untersuchen, irren selten in der Bestimmung der Ernsthaftigkeit oder Milde der Erkrankung und erlangen das gewünschte Objekt ihrer Bemühung (die Heilung der Krankheit).

Ātreya fasst noch einmal zusammen: Unerfahrene, ungeschickte Ärzte, die einen Patienten nur nach seinem äußeren Erscheinungsbild examinieren, ohne die Natur (Stärke oder Schwäche) seiner Psyche, seine Konstitution und andere Aspekte zu berücksichtigen, begehen Fehler in der Bestimmung der Ernsthaftigkeit oder Nicht-Ernsthaftigkeit von Krankheiten und verordnen folglich falsche Therapien, die die Krankheit verschlimmern oder gar den Tod des Patienten herbeiführen. Erfahrene Ärzte dagegen, die sich Wissen über alle Aspekte einer Krankheit aneignen, indem sie den Patienten mit allen Methoden examinieren, begehen niemals Fehler in der Verordnung von Heilmaßnahmen.

Damit sind zwei Gruppen von Patienten; Ursache inkorrekter Diagnose zusammen mit Konsequenzen; und Faktoren, die für korrekte Diagnose verantwortlich sind und deren Resultate erklärt worden.

5. Vier Gruppen von Parasiten

Punarvasu Ātreya beschreibt nun zwanzig Arten pathogener Parasiten, die im oder am Körper eines Menschen leben können, ihre Formen, Farben, Wachstumsbedingungen, Ursachen, Effekte und Therapien zu ihrer Beseitigung. Man kann sie auf der Basis ihres Ursprungs oder ihrer Wachstums- und Lebensbedingungen in vier Gruppen unterteilen – (1) malaja (geboren aus externen Exkreten), (2) śoṇitaja (in Blut lebend), (3) śleṣmaja (in Schleim wachsend) und (4) purīśaja (in Kot wachsend).

5.1 Malaja-Parasiten

Es gibt zwei Arten von Exkreten: innere und äußere. Hier bezieht sich das Wort malaja auf Parasiten, die aufgrund von externen Exkreten wachsen. Ihr ätiologischer Faktor ist mangelnde Sauberkeit des Körpers.

Namen: Yūkā, Pipīlikā

Ursache: Mangel an Sauberkeit des Körpers.

Form und Farbe: Sie haben die Form von Sesamsamen, sind winzig und vielfüßig und schwarz und weiß in der Farbe.

Habitat: Kopfhaar, Bart, Körperhaare, Wimpern und Kleidung

Effekte: Juckreiz, Pickel, Quaddeln

Therapie: Entfernung der Parasiten, Sauberhaltung des Körpers, Vermeidung von Exkrete fördernder Diät.

5.2 Śonitaja-Parasiten

Namen: Keśādā, Lomādā, Lomadvīpā, Saurasā, Audumbarā, Jantumatṛ

Ursache: Die gleiche wie die von kuṣṭha (hartnäckige Hautkrankheiten).

Form und Farbe: Klein, rund, ohne Füße; manche sind mit bloßem Auge nicht sichtbar. Sie sind kupferfarben.

Habitat: Blutgefäße

Effekte: Zerstörung der Kopfhaare und anderer Körperteile, Wimpern und Nägel. Wenn eine Wunde von diesen Parasiten befallen ist, treten Juckreiz, stechende Schmerzen, Hyperästhesie und Kribbeln auf. Wenn sie stark gewachsen sind, zerstören sie Haut, Sehnen, Blutgefäße und Muskelgewebe.

Therapie: Die gleiche wie bei kuṣṭha.

5.3 Śleṣmaja-Parasiten

Namen: Andrādā, Udarada, Hṛdayacarā, Guru, Darbhapuṣpā, Saugandhika

Ursache: Verzehr von Milch; Reis mit Milch gekocht; Jaggery; Fisch; Sesam; Mehlspeisen; ungekochter, fauliger, abgestandener, antagonistischer und ungeeigneter Nahrung.

Form und Farbe: Manche sind groß und flach wie Bänder und weiß in der Farbe; andere sind rund wie Regenwürmer, weiß bis kupferfarben und wieder andere sind winzig und haben die Form von Fäden.

Habitat: Āmāśaya; wenn sie sich entwickelt haben, bewegen sie sich aufwärts oder abwärts oder in beiden Richtungen.

Effekte: Sie verursachen Übelkeit, Speichelfluss, Indigestion, Appetitlosigkeit, Fieber, Ohnmacht, Gähnen, Niesen, Verstopfung, Erbrechen, Schmerzen, Abmagerung und Trockenheit des Körpers.

5.4 Purīṣaja-Parasiten

Namen: Kakeruka, Makeruka, Lelihā, Saśūlakā, Sausurādā

Ursache: Die gleiche wie die von śleṣmaja-Parasiten.

Habitat: pakvāśaya. Wenn sie sich entwickelt haben, wandern sie abwärts. Wenn sie sich aufwärts bewegen zum āmāśaya, riechen Atem und Eruktationen des Patienten nach Kot. Wenn sie erregt sind, kommen sie häufig aus dem Anus heraus.

Formen und Farben: Manche sind weiß, klein, zylindrisch und lang und sehen aus wie Wollfasern; andere sind dick und zylindrisch und ihre Farbe ist grau, blau, grün oder gelb.

Effekte: Sie verursachen Diarrhoe, Abmagerung, Trockenheit, Juckreiz, Gänsehaut und Reizung der Analregion.

5.5 Therapie in Kürze

Die Therapie für die Beseitigung von Parasiten besteht in: 1. Entfernung, 2. Beseitigung des Ursprung ihrer Entwicklung und 3. Vermeidung der ätiologischen Faktoren.

Parasiten können von Hand oder mit Hilfe von Instrumenten entfernt werden. Die Entfernung innerer Parasiten geschieht durch Anwendung von pañcakarma (außer anuvāsana). Für die Beseitigung der Quelle ihres Ursprungs und ihrer Entwicklung werden Drogen und Diät verabreicht, die bitter, scharf und herb in rasa und heiß in vīrya sind zusammen mit Maßnahmen, die kapha und purīśa entgegengesetzt sind. Danach sollte der Patient alles vermeiden, was die Entwicklung von Parasiten fördert.

5.6 Vorbereitende Behandlung

Der Patient sollte zuerst snehana und svedana während sechs bis sieben Tagen (bzw. Nächten) erhalten. Am Tag danach sollte er morgens und abends eine Speise einnehmen, die Milch, Zucker, Joghurt, Sesam, Kusumbha-Öl enthält oder Fisch oder Fleisch von Tieren, die in Sümpfen leben. Durch solche Zubereitungen werden die Parasiten angeregt, sich von überall im Körper zum Nahrungstrakt zu bewegen, um die von ihnen bevorzugte Nahrung zu essen. Am nächsten Tag, wenn die letzte Mahlzeit völlig verdaut ist, werden die Eliminierungstherapien Emesis, Purgation und āsthāpana-Enema verabreicht – alle am gleichen Tag, wenn der Patient dafür geeignet ist.

5.7 Āsthāpana-Therapie

Für āsthāpana wird ein Dekokt hergestellt, das unter anderem pippalī, alarka, nimba, viḍaṅga, madana, daruharidrā, kuṣṭha, Salz und Kuhurin enthält oder enthalten kann. Das Dekokt wird dem Patienten während drei bis sieben Tagen in Form von Enema verabreicht. Quantität des Dekokts etc. werden in Siddhisthānam beschrieben.

5.8 Emesis, Purgation und anuvāsana

Wenn der Inhalt des letzten Klistiers den Körper wieder verlassen hat, sollte noch am gleichen Tag die Einnahme eines Mittels erfolgen, das gleichzeitig Emesis und Purgation herbeiführt. Bei der Anwendung muss der Arzt sorgsam alle Aspekte wie Körperstärke etc. beachten. Danach sollte der Patient mit lauwarmem Viḍaṅga-Dekokt gebadet werden. Dasselbe Dekokt sollte anstelle von Wasser äußerlich und innerlich verwandt werden. Nach dem Bad wird dem Patienten am Nachmittag yavāgu (flüssiger Getreidebrei), gekocht mit pippalī, citraka, śuṇṭhī, pippalīmūla und cavya, als erste Mahlzeit gereicht. Wenn er nach einigen Tagen das Stadium erreicht hat, wo ihm vilepī (fester Getreidebrei) gegeben werden kann,[9] sollten ihm zwei bis drei anuvāsana-Klistiere mit Viḍaṅga-Öl an verschiedenen Tagen verabreicht werden.

Wenn Parasiten den Kopf bevölkert haben, sollte der Kopf zuerst geölt, dann fomentiert werden. Danach werden Errhina mit dem Pulver von Apāmārga-Samen etc. verordnet.

5.9 Beseitigung des Ursprungs von Parasiten

Präparate, welche die Bedingungen der Entwicklung von Parasiten zerstören, können unter anderem Essig, pippalī, citraka, Viḍaṅga-Öl, śuṇṭhī, āmalakī, harītakī, bibhītaka etc., enthalten.

Mūlakaparṇī sollte samt Wurzeln und Zweigen gesammelt und in Stücke geschnitten und anschließend der Saft herausgepresst werden. Mehl von rotem Śāli-Reis sollte mit diesem Saft vermischt und zu pūpalikās (Bratlinge) verarbeitet werden. Der Patient nimmt diese Zubereitung zusammen mit Salz und Viḍaṅga-Öl zu sich. Danach sollte er udaśvit[10] mit Salz und Pulvern von pippalī, Pippalī-Wurzel, cavya, citraka, śuṇṭhī trinken. Der Patient mag auch den Saft all dieser Pflanzen oder nur einer einzigen zusammen mit Honig am Morgen auf nüchternen Magen trinken.

Pferdedung wird gesammelt und auf einer Matte zum Trocknen in der Sonne ausgebreitet. Wenn der Dung trocken ist, wird er in einem Steinmörser fein vermahlen. Das Pulver wird in eine Abkochung von viḍaṅga oder triphalā getaucht und dann in der Sonne getrocknet. Dieser Vorgang des Eintauchens und Trocknens wird acht- bis zehnmal wiederholt. Das so imprägnierte Pulver wird dem Patienten in der Dosis von einem pāṇitala (ca. 12 g) mit Honig vermischt verabreicht.

Dies sind nur einige Beispiele für effektive Präparate, die Ātreya nennt. Einige Präparate sind noch aufwendiger in der Herstellung.

Bei purīṣaja-Parasiten werden die Drogen in kleiner Dosis in Purgation, öligem und nicht-öligem Einlauf (anuvāsana und āsthāpana) angewandt und bei śleṣmaja-Parasiten in hoher Dosis und hauptsächlich in Form von Emesis und Errhina. Gleichzeitig muss der Patient darauf achten, die ätiologischen Faktoren zu vermeiden.

Auf korrekte Anwendung der drei Prinzipien Elimination (saṃśodhana), Pazifikation (saṃśamana) und Vermeidung ätiologischer Faktoren (nidānavarjana) sollte bei der Heilung aller Krankheiten geachtet werden.

[9] Siehe Sūtrasthanam, Kap. 5.3 »Diät nach dem Erbrechen«     ↩︎

[10] Eine Mischung aus gleichen Teilen Buttermilch und Wasser.     ↩︎

6. Epidemien

Einst durchstreifte Ātreya Ṛṣi mit seinen Schülern den Wald von Kampīlya, der Hauptstadt von Pañcala, wo damals die Elite der brāhmaṇas lebte und richtete folgende Worte an sie:

»Es lassen sich in dieser Zeit einige abnormale Erscheinungen in Planeten, Sonne, Mond, Luft, Feuer und der Natur beobachten. Diese Zeichen indizieren Störungen in den kommenden Jahreszeiten. Sehr bald werden die Pflanzen ihre rasas, vīrya, vipāka und prabhāva nicht mehr richtig manifestieren und als Folge davon werden sich Krankheiten ausbreiten. Deshalb solltet ihr Heilpflanzen sammeln, bevor die Zeit der Zerstörung herangekommen ist, die Erde ihre Fruchtbarkeit und die Pflanzen ihre Kraft verloren haben. Wir werden sie brauchen für heilbare Kranke, die bei uns Zuflucht suchen. Es ist nicht schwierig epidemische Krankheiten zu heilen, vorausgesetzt die Drogen werden richtig gesammelt, aufbewahrt und verabreicht.«

Agniveśa fragte seinen Lehrer daraufhin, wie es kommt, dass Leute trotz Unterschieden in Konstitution, Diät, physischer Stärke, Geist, Alter etc. gleichzeitig von der gleichen epidemischen Krankheit heimgesucht werden können. Ātreya geht nun ausführlich auf das Thema ein und behandelt Ursachen, Symptome, Therapien und in diesem Zusammenhang auch die Frage nach der normalen Lebensspanne und dem vorzeitigen Tod.

6.1 Ursachen von Epidemien und Merkmale der Ursachen

Luft (vāyu), Wasser (udaka), Land (deśa) und Zeit (kāla) sind Faktoren, die Einfluss auf alle Individuen einer Gesellschaft ausüben. Durch Störung dieser Faktoren entstehen Krankheiten, die ein ganzes Volk vernichten können, trotz der unterschiedlichen Konstitutionen etc. der Menschen.

Unheilsamer Zustand der Luft

Luft, die der Gesundheit schadet, trägt die folgenden Merkmale:

Nichtübereinstimmung mit der Jahreszeit;

übermäßige Gewalt (Orkane etc.) oder übermäßige Stagnation (Windstille);

übermäßige Trockenheit, Kälte, Rauheit, Feuchtigkeit, Hitze;

Zusammentreffen verschiedener Winde aus verschiedenen Richtungen;

Vermischung mit üblen Gerüchen, Gasen, Sand, Asche und Rauch.

Unheilsamer Zustand des Wassers

Die Merkmale von Wasser, das seine normalen Attribute verloren hat, sind:

abnormaler Geschmack, Geruch, Farbe und Berührung;

übermäßige Schleimigkeit;

Abwesenheit von Wasservögeln in Seen und Flüssen;

Abnahme von Fischen und anderen Wasserlebewesen;

unerfreulicher Anblick (eines Sees, Flusses etc.).

Unheilsamer Zustand des Landes

Land hat einen schädlichen Einfluss, wenn es folgende Merkmale aufweist:

Abnormalität von Geruch, Farbe etc.;

extreme Feuchtigkeit oder Sumpfigkeit;

Überbevölkerung von Schlangen, wilden Tieren, Moskitos, Fliegen, Ratten, Eulen, Geiern und Schakalen;

Übermaß an verdorrten Nutzpflanzen;

ständiges Gebell von Hunden und Gekreisch von Vögeln (Raben und Krähen etc.);

Verwirrung und schrecklicher Zustand von Tieren und Vögeln;

Abwesenheit von

dharma

, Wahrhaftigkeit, Einfachheit, gutem Betragen und anderen Tugenden der Bewohner;

ständige Agitation der Gewässer und Überschwemmungen;

häufiges Erscheinen von Meteoriten, Blitzen und Erdbeben;

schreckliches Erscheinungsbild der Natur;

häufiges Erscheinen roter, weißer und kupferfarbener Dünste bei Sonne, Mond und Sternen;

Atmosphäre der Verwirrung, Erregung, Klage und Dunkelheit;

häufig zu hörendes Heulgeräusch, als ob das Land von

guhyakas

(Dämonen) heimgesucht wird.

Unheilsamer Zustand der Jahreszeiten

Jahreszeiten haben schädlichen Einfluss, wenn sie Merkmale manifestieren, die ihren normalen charakteristischen Merkmalen entgegengesetzt sind oder diese übermäßig oder mangelhaft manifestieren, zum Beispiel kalter Sommer, warmer Winter, etc.

Oben aufgeführte vier Faktoren mit ihren charakteristischen Merkmalen sind verantwortlich für das Entstehen von Epidemien.

6.2 Allgemeine therapeutische Maßnahmen

Trotz der Beeinträchtigung der vier Faktoren Wasser, Luft, Land und Jahreszeiten, muss man nicht unter Krankheiten zu leiden, wenn die richtigen Medikamente vorhanden sind und korrekt verabreicht werden und vorausgesetzt es ist einem nicht bestimmt, während der Epidemie zu sterben und man hat auch keine karmischen Reaktionen zu erleiden durch die Epidemie.

Als therapeutische Maßnahmen werden die fünf Reinigungstherapien empfohlen. Danach sollte rasāyana angewendet werden mit Drogen, die vor dem Ausbruch der Epidemie gesammelt wurden. Mindestens genauso wichtig für den Schutz des Körpers und des Lebens in dieser Zeit (und nicht nur in dieser Zeit) sind Wahrhaftigkeit, eine freundliche, wohlwollende Gesinnung allen Lebewesen gegenüber, Wohltätigkeit, Opfer, Gebete, Gleichmut, Rezitation der heiligen Schriften (Bhagavad-gita etc.), brahmacarya, das Wohnen an gesunden Orten, Gemeinschaft mit sādhus, Hören über die Persönlichkeit Gottes, seine transzendentalen Taten, Namen, Eigenschaften usw. von selbstverwirklichten Weisen.

6.3 Ursachen der Abnormalität der vier Faktoren Luft, etc.

Die Wurzeln der Störungen von Luft, Wasser, Land und Jahreszeiten, die zu Epidemien führen, liegen im Verhalten der Menschen. Diese Aussage Ātreya Munis wird in vielen vedischen Schriften bestätigt. Im Śrīmad-Bhāgavatam erklärt Śrī Śiva, dass alle Schwierigkeiten der menschlichen Gesellschaft ihre Ursache in Gottlosigkeit und Irreligiosität haben. Und im Mahābhārata erklärt Bhīṣma Mahārāja[11] nach der Schlacht von Kurukṣetra seinem Enkel Yudhiṣṭira, dem damaligen Kaiser von Bharatavarṣa und der Erde, die Zusammenhänge zwischen dem Zustand eines Reiches und seiner Bewohner und der Fähigkeit und dem Verhalten der Regierung. In der vedischen Kultur herrschten rājarṣis (heilige Könige) unter der Oberaufsicht der brāhmaṇas und spirituellen Lehrer im Einklang mit den offenbarten Schriften. Yudhiṣṭira Mahārāja war einer der letzten großen Monarchen der vedischen Kultur. Es heißt im Śrīmad-Bhāgavatam, dass während seiner Regierungszeit die Erde Nahrung im Überfluss hervorbrachte, dass es weder Armut noch Hunger, noch Katastrophen gleich welcher Art gab. Es gab keine Kriminellen, ja noch nicht einmal Krankheit und vorzeitigen Tod. Und warum war dies so? Weil Yudhiṣṭira Mahārāja dafür sorgte, dass die brāhmaṇas und die Kühe beschützt wurden und jeder seinem varṇa und āśrama gemäß beschäftigt war und seine religiösen Pflichten erfüllte. Er befolgte die Anweisungen der śāstras und handelte als Stellvertreter Gottes auf Erden.

Das Gespräch zwischen Bhīṣma und Yudhiṣṭira fand am Ende des dvāpara-yuga (vor ca. 5000 Jahren) statt. Bei diesem Gespräch gab Bhīṣma Mahārāja auch eine Vorschau auf das kommende Zeitalter, das kali-yuga, und beschrieb sehr genau die Zustände, die heute auf der Erde herrschen und im Verlauf der Zeit noch herrschen werden. Die Irreligiosität der Missachtung der vedischen Schriften und mentale Spekulation führen dazu, dass die Lebensbedingungen auf der Erde immer schwieriger werden, je weiter die Zeit voranschreitet.

Dem aufmerksamen Leser wird aufgefallen sein, dass die oben beschriebenen Symptome der Beeinträchtigung von Luft, Wasser, Land, Zeit heute überall mehr oder weniger ausgeprägt zu beobachten sind, wobei die Verschmutzung und Vergiftung der Elemente Erde, Wasser, Feuer, Luft und Äther heute durch Industrie, Technik, Maschinen, Chemiefabriken, Landwirtschaft etc. geschieht. Aber auch Seuchen, deren Ursache im Mangel an sexueller Selbstbeschränkung liegen, sind überall verbreitet.

Ātreya Muni weist in Übereinstimmung mit den mahājanas (große Lehrer und Autoritäten der Vedas, des spirituellen Wissens) auf die Wichtigkeit des vorbildlichen Charakters eines Herrschers oder Mitglieds einer Regierung hin. Wenn die Führer und Mitglieder der Regierung einer Nation irreligiös und im spirituellen Wissen ungebildet sind, werden sie sich bei ihren Entscheidungen nur von ökonomischen Interessen leiten lassen und so indirekt zur Ursache von Seuchen, der Zerstörung der Umwelt, des allgemeinen Mangels und Elends, der Kriminalität, etc. werden.

Seuchen und Epidemien sind letztendlich eine Reaktion auf die angesammelten Sünden einer Bevölkerung und zwar der im gegenwärtigen und der im vergangenen Leben begangenen Sünden. Aus diesem Grund sind sie auch nicht wirksam einzudämmen durch Medikamente, Impfungen etc.

Opfer, Gebete zur Verehrung des Höchsten Herrn, gemeinsames Singen Seiner Heiligen Namen, Studium der Schriften etc. reinigen das Bewusstsein der Menschen und erzeugen angenehme Lebensumstände frei von Störungen.

Reinigung des Bewusstseins führt zu Wahrhaftigkeit, Mitleid mit allen Lebewesen, Selbstbeherrschung, Weisheit, Religiosität. Die vedischen Schriften empfehlen als besten und einfachsten Vorgang der Läuterung in diesem Zeitalter das saṅkīrtana-yajña, das Opfer des gemeinsamen Singens der heiligen Namen Gottes. Wenn die Menschen ihre sündhaften Handlungen einschränken (vor allem keine Kühe mehr schlachten) und dharma befolgen, wird der höchste Herr mit ihnen zufrieden sein und sie mit allem segnen, was sie brauchen, solange sie leben.

Śrī Kṛṣṇa sagt in der Bhagavad-gītā, dass die materielle Natur unter seiner Führung arbeitet. Die devas sind seine Stellvertreter, die Wind und Wetter und alle Abläufe in der Natur kontrollieren. Wenn die Menschen dharma befolgen, werden sie dafür sorgen, dass Regen zur rechten Zeit und im rechten Maß die Erde fruchtbar macht, dass die Erde überall für alle Lebewesen genügend Nahrung hervorbringt etc. Doch solange die Führer der Staaten und die Masse der Menschen unter dem Einfluss von Leidenschaft und Unwissenheit handeln und sich nicht verabschieden von ihrem gottlosen, unpersönlichen, mechanistischen Weltbild, wird dies nicht der Fall sein.

In den vedischen Schriften werden vier Dinge als »Pfeiler aller Sünden« bezeichnet: (1) Fleischessen (Töten), (2) unzulässige Sexualität[12], (3) Glücksspiel und (4) Berauschung.

Sie stehen in Beziehung zu vier Eigenschaften, die in den vedischen Schriften auch als »Pfeiler der Religion« bezeichnet werden: Barmherzigkeit, Enthaltsamkeit, Wahrhaftigkeit und Sauberkeit respektive. Diese Eigenschaften gehen bei den Menschen in dem Maße verloren, wie sie sich dem Töten etc. ergeben. Alle Vergehen gegen die göttliche Ordnung haben entsprechende Reaktionen zur Folge, genauso wie alle frommen Handlungen, die ein Mensch begeht – man erntet, was man sät. Die karmischen Früchte z.B. des fabrikmäßigen Schlachtens von Schweinen, Hühnern, Rindern usw. mögen sich in Form von Kriegen, wo ganze Völker sich gegenseitig vernichten, über die sündhaften Menschen ergießen. Und dann fragen sie sich »wie konnte dies nur geschehen?«, und es werden hunderte von Büchern verfasst und tausende von Spekulationen aufgestellt, die das Unheil erklären sollen. Die Reaktion auf sündhafte Handlungen mag sich auch darin äußern, dass einzelne Menschen oder ganze Völker der Attacke von rākṣasas, oder Mikroorganismen, oder anderen Lebewesen zum Opfer fallen.

[11] Bhīṣma Mahārāja ist einer der zwölf mahājanas (großen Weisen des Universums), die anerkannte Autoritäten des vedischen Wissens sind.     ↩︎

[12] Sodomie und andere Perversitäten, außereheliche Sexualität, gleichgeschlechtliche Sexualität, Sexualität an falschen Orten, zur falschen Zeit, etc.     ↩︎

7. Die vier Yugas

Punarvasu beschreibt nun die vier yugas (Zeitalter) kṛta (satya), treta, dvāpara und kali in Bezug auf Lebensspanne, Glück und Gesundheit der Menschen. Sie dauern insgesamt 4.320.000 Jahre und wiederholen sich zyklisch wie Frühling, Sommer, Herbst und Winter. Das erste Zeitalter, kṛta-yuga, das auch das goldene Zeitalter genannt wird, währt 1.728.000 Jahre, das tretā-yuga währt 1.296.000 Jahre, das dvāpara-yuga 864.000 Jahre und das kali-yuga, das jetzige Zeitalter, das Zeitalter des Streites und der Heuchelei, 432.000 Jahre. Vom kali-yuga sind erst 5000 Jahre verstrichen.[12]

7.1 Satya-Yuga

Im kṛta-yuga oder satya-yuga, wie es auch genannt wird, bringt die Erde erstklassige Nahrung mit hervorragendem Geschmack im Überfluss hervor. Die Menschen strotzen vor Energie wie die ādityas (Halbgötter). Sie können die devas und himmlischen ṛṣis direkt wahrnehmen. Ihre Körper sind schön, stark wie der Wind und fest wie Berge, ihre Intelligenz und ihre Sinne sind scharf und ihre Ausstrahlung ist klar. Sie sind von Freude erfüllt, gewaltlos, selbstbeherrscht, einfach, wahrhaftig, entsagt, und sie sind frei von Angst, Gier, Illusion, Lust, Zorn, Neid, Anhaftung, Müdigkeit, Krankheit und der Neigung, Dinge anzusammeln. Sie widmen sich der Meditation im aṣṭāṅga-yoga