Azans Verdammnis - Julien Kaiser - E-Book

Azans Verdammnis E-Book

Julien Kaiser

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Beschreibung

"Müsst ich mich für einen Tod entscheiden, er solle mich jetzt ereilen. Jetzt und niemals sonst!" ... ... "Verdammnis. Wie lange wird es dauern, bis meine Kräfte vollends schwinden, bis die Federn mir ausfallen, bis meine Fähigkeiten, meine Größe und meine Mächte verblasst wären?" Nach "Erenas Fluch", dem Auftakt einer spannenden und fantastischen Reise, nun die Fortsetzung mit "Azans Verdammnis". Im zweiten Teil der Reihe begleiten wir zum einen den gefallenen Engel Azanghol, der versucht die Gunst seiner Götter wiederzuerlangen indem er eine längst überfällige Aufgabe bewältigt, doch so leicht wird es ihm nicht gemancht. Zum anderen lassen wir uns Geschichten von einer jungen Frau erzählen, die durch diese nicht nur versucht ihre eigene Haut zu retten, während sie sich ständig von zwielichtigen Gesellen umgeben sieht. Ein Fantasy-Abenteuer der etwas raueren Art.

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Seitenzahl: 55

Veröffentlichungsjahr: 2021

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Azans Verdammnis

Kapitel 1: Gold und GlorieKapitel 2: Geschichten und lange BeineKapitel 3: Engel und HexeKapitel 4: Vom Lichte und von FinsternisKapitel 5: Von Enden und AnfängenImpressum

Kapitel 1: Gold und Glorie

Gülden wars und glorreich auch.

Wie die Ewigkeit es beschreibt: Azanghol labte sich an feinsten Speisen und süßesten Weinen oder beglückte die Engelsschwestern im Bette mit seiner Anwesenheit, seinem Charme und seiner Männlichkeit, gerade so, wie er es immerzu tat, denn die Ewigkeit verbrachte er nur mit den Freuden des Daseins. Er kostete in den Jahrhunderten auch von Frauen und vom Fleische irdischer Lebewesen, aber es glich in keiner Form der Lust, wie er sie in jenseitiger Süße empfing.

Azanghol war der Angesehenste seinesgleichen. Die runenverzierte Doppelaxt, die glanzvoller und schärfer daherkam als vergleichbare Kriegswaffen, schmückte sein Antlitz. Zusammen mit der starken Aura, die ihn umgab, war er reingoldener und gewaltiger, als jeder Barren, jeder Nickel und jedes gefertigte Schmuckstück, das ein Lebewesen, ob himmlisch oder irdisch, je gesehen hatte.

Die Macht des Engels war so weitreichend, dass all seine himmlischen Taten Konsequenzen auf das irdische Leben nach sich zogen: Biss Azanghol in ein wie von Gottvätern und Müttern selbst erdachtes Mahl oder drang in ein himmlisches Wesen ein, um seinen Samen zu streuen, so hatte dies Auswirkungen auf die Launen der Menschen, Elfen und Zwerge oder auf die Ernten jener gehabt. Tat er es hingegen wild und ungezügelt mit einem Engel des Feuers oder des Krieges, dann machten auch Erdlinge ähnliches: Sie zündelten die Hütte des Nachbarn an oder schlugen ihn gar gleich tot.

Azanghols Interesse daran, seinem ihm festgesetzten Ansehen zu genügen, war so überwältigend, dass er den Bitten und Gebeten der sterblichen Völker nachgeben wollte und die auf der Erde lebenden Dämonen ins Reich der Unterwelt zu verbannen versprach. Im Gegenzug sollten diese ihm Opfergaben, Geschenke und Güter in Hülle und Fülle darbieten. Dies würde nach erledigter Aufgabe als unanfechtbarer Pakt gelten.

Es ergab sich zu jener schicksalhaften Stunde, dass es Azanghol glückte, die dunklen Kreaturen ins Unterreich zu vertreiben. Er schuf ein Siegel und schloss damit alle Pfade, die empor führten. Solange sich die Erdenvölker in Dankbarkeit übten, würde das Siegel zur Unterwelt halten und für alle Zeit bestehen.

„Habt Ihr es gespürt, Geliebte? Durchfuhr Euch nicht auch gerade ein Blitz, scharf wie das Schwert des Himmels selbst?“

„Ihr sprecht wirr, Azanghol. Ich spüre Euren mächtigen Hammer, der in meinem Unterleib zuckt und spuckt, aber dieser ist gewaltiger als jeder Blitzschlag. Seid Euch dessen gewiss. Ich hoffe im Moment nur Eines: Dass unser Tun keine Winterplage über jene, welche die Unschuld im Unterholz tragen hereinbricht. Doch ich käme darüber hinweg, denn was Ihr mir schenkt, ist weitaus wichtiger als ein paar Sterbliche, die etwas zu lange frieren in der Welt unter der unseren.“

„Oh, Geliebte. Wenn ich blind und wirr werden müsst, dann nur zwischen Euren schneeweißen, vom Hammer angetauten Schenkeln, meine Nase tief im Duft Eures Winterhaares vergraben und meine Lippen an Euren Brüsten hängend, die wie ein eisiges Gebirge steif und stolz gen Norden ragen. Müsst ich mich für einen Tod entscheiden. Er solle mich jetzt ereilen. Jetzt und niemals sonst!“

Und so wie Azanghol gerade noch beim wahrgewordenen Wintertraum lag, so war er dort gleich nicht mehr. Eine unbekannte Kraft zog ihn fort. Weg von seiner Geliebten, die er gerade noch geküsst und begehrt hatte, weg vom Himmelsdach, das in güldenen Farben badete und seit jeher sein Zuhause gewesen war, und er flog schnell wie ein Stern und schwer wie ein Stein durch die Wolken hinab auf unbekannten harten Grund.

***

Azanghol erwachte. Es muss Jahre her gewesen sein, als er das letzte Mal hier gewesen war. Der Engel sah in den Himmel. Die Wolken hingen erdrückend tief, sie wirkten schwer, als würde es bald regnen müssen. Sie raunten ihm den Grund seiner Reise zu und erklärten, wieso er verdammt wurde.

„Unmöglich!“, beteuerte Azanghol in die Lüfte. „Nichts und niemand, kein sterbliches Wesen ist in der Lage, mein Siegel zu brechen!“

Er hoffte in diesem kurzen Moment noch, dass dies nur ein Missverständnis sein konnte, doch der Himmel antwortete ihm nicht. Die grauen Wolken regneten ab, klarten auf und verzogen sich. Es war beschlossen. Die Gesetze waren unumstößlich und irrten sich nie.

Der Engel betrachtete das dreckige Nass auf seiner Haut. Der goldene Glanz wusch sich ab. Ihn ersetzte ein fleckiges Grün wie das von alten Baumrinden, von Moosen auf Pilzgewächsen und von ausgedörrten Dornenbüschen. Das Haar fiel ihm aus, seine Kleider wurden zu Lumpen und die Aura verschwand ganz und gar. In einer Pfütze betrachtete er sein Antlitz. Er erschrak. Kahl war er nun. Seine Haut wirkte verbraucht und steinalt. Die einst glühend goldenen Augen, die ein jedes Frauenherz zum Schmelzen brachten, waren eingefallen und trüb wie ein See, indem toter Fisch und Ungeziefer ziellos umhertrieb.

Azanghol musste die Wahrheit anerkennen. Er schämte sich. Wäre er nur das ein oder andere Mal gekommen, um sein Siegel zu prüfen, zu festigen, es wäre nichts weniger aufwendig gewesen als dies. Er hätte nur einen Wein, nur ein Bettgeflüster dann und wann auslassen müssen.

Er betrachtete fortwährend sein Gesicht in der Pfütze.

„Verdammnis, oh du Säuerliche. Wie lange wird es dauern, bis meine Kräfte vollends schwinden, bis die Federn mir ausfallen, bis meine Fähigkeiten, meine Größe und meine Mächte verblasst wären?“

Der Engel wandelte auf der fremden Erde umher, nicht fähig seine geschwächten Flügel zu nutzen. Drei Tage und drei Nächte ging er ohne Pause nordwärts. Das irdische Essen brauchte er nicht, um zu überleben, hatte er auch schon in seiner Welt nur gespeist zum Zwecke der Unterhaltung, doch seine Kräfte, sowohl von magischer Natur als auch die, seiner übernatürlichen Stärke bedarf es eines echten Mahls, ehe alle Magie aus ihm ausgetreten wäre.

Keiner Menschenseele ist er entlang dieses unbestimmten Pfades begegnet. Kein Fuchs, kein Lamm und kein Kinde anderer Spezies kreuzte seinen Weg. Bald wäre ihm egal gewesen in was er hinein biss. Seine Arroganz, wählen zu können was er hinunterschlingen würde und wann, verschwand zusehends. Dann erspähte Azanghol einen Hof.

Der Engel, das war er noch immer, konnte er doch kaum seine gewaltigen braungrünbefleckten Flügel hinter sich verbergen, schritt auf das Ackerland zu, auf dem ein Mann mit Hacke schwungvoll in den Mutterboden stieß. Als dieser die Gestalt entdeckte unterließ er das Hacken, er stützte seine von Dreck kaum mehr zu erkennenden Hände am Stiele des Werkzeugs ab und beobachtete mit Argwohn die riesige Gestalt, die geradewegs quer über sein aufgelockertes Feld spazierte. Einen leibhaftigen Engel würde er kaum als solchen erkennen. Woher denn bitte sehr? Der Mann ließ ihn nicht mehr aus den Augen, er spuckte eine braune Brühe aus und schnalzte mit der Zunge an seinen Zähnen entlang.

„Das ist mein Land, Fremder.“, sprach der Mann undeutlich. Er ließ beim Reden die Kiefer aufeinander, nur die Lippen bewegten sich. „Was gibt dir das Recht drauf zu trampeln?“