Erhalten Sie Zugang zu diesem und mehr als 300000 Büchern ab EUR 5,99 monatlich.
Ein Krieg scheint unausweichlich. Mithilfe eines Amuletts will eine riesige Dämonenarmee aus ihrer Dimension in die unsere gelangen. Aber Azure, der letzte Dämonen-Bändiger, hat einen Plan. Er will die Klans der Dämonenjäger vereinen, denn nur gemeinsam können sie die Invasion stoppen. Doch das Zusammenführen der Klans birgt eine große Gefahr für ihn. Er muss erkennen: Nicht immer ist der Feind meines Feindes mein Freund. Auf seinem Weg trifft Azure alte Bekannte, er schließt neue Freundschaften und erfährt einiges über seine Vergangenheit. Wer waren seine Eltern? Warum haben sie ihn verlassen? Wieso sehen einige in ihm eine Gefahr? Was zählt mehr: Wer er ist oder wer er sein könnte? Komm mit und wandere zwischen den Dimensionen mit Azure, Dämonen und Jäger.
Sie lesen das E-Book in den Legimi-Apps auf:
Seitenzahl: 387
Veröffentlichungsjahr: 2021
Das E-Book (TTS) können Sie hören im Abo „Legimi Premium” in Legimi-Apps auf:
Vorwort
Kapitel 1
Kapitel 2
Kapitel 3
Kapitel 4
Kapitel 5
Kapitel 6
Kapitel 7
Kapitel 8
Kapitel 9
Kapitel 10
Kapitel 11
Kapitel 12
Kapitel 13
Kapitel 14
Kapitel 15
Kapitel 16
Kapitel 17
Kapitel 18
„Wo der Geist endet, herrschen Geister“
Dieser Satz verfolgte mich ständig in meinen Gedanken mit der Botschaft, dass Unwissenheit Ängste fördern kann. Wissen hilft gegen Hirngespinster, auch das will ich meinen Kindern und jedem Leser mitgeben. In dieser Geschichte ist das fehlende Verständnis füreinander die größte Herausforderung für alle Beteiligten, Unterschiede können sowohl als Ergänzung wie auch als Abgrenzung wahrgenommen werden. Ich hoffe, dass ich meinen Kindern auf ihrem Weg mitgeben kann, dass sie die Unterschiede zwischen sich und anderen als Bereicherung sehen. Auch die Meinung anderer, egal wie stark diese von der eigenen abweicht, sollte respektiert werden.
Ich weiß, dass es nicht immer einfach ist, andere zu tolerieren, die nicht so sind wie man selbst. Dennoch ist es wichtig, sie nicht auszugrenzen. Denn es tut weh, wenn man nicht als einzigartig, sondern als andersartig gesehen wird. Ich musste das zum Glück nur einmal in meinem Leben erleben, und das auch nur kurz. Es gibt aber Menschen, für die Ausgrenzung Alltag ist. Aus dem Gruppenzwang auszubrechen und denjenigen Rückhalt zu geben, die ausgegrenzt werden, verlangt enorm viel Stärke. Ich hoffe, meine Kinder finden diese Stärke, wenn sie die für andere brauchen.
Auch Azure kann nur mithilfe seiner Freunde die Aufgaben bewältigen, die auf ihn zukommen werden.
Nur ein ganz schwaches Licht schien unter der schweren Metalltür seiner Zelle hindurch. Sonst war alles dunkel. Seit ein paar Minuten lag Azure hier auf einer Liege und dachte nach.
Das bisschen Licht reichte aus, um seinen Augen ein bläuliches Schimmern zu verleihen. Er lächelte, legte seine Hände unter seinen Kopf und wartete. Er horchte nur. Selbst seinen Atem ließ er so flach werden, dass er nur noch die Geräusche von außen hören konnte. So konnte er auch lauschen, was die Jäger sagten.
Gleich nachdem sie ihn in diese Zelle geworfen hatten, gab es eine Diskussion, was sie nun mit Azure machen sollten. Am Ende setzte sich einer durch, der wohl Tizio hieß. Tizio war ein Mann mittleren Alters und sah sehr unscheinbar aus. Tizio trug keinen Bart, keine Brille, hatte keine Narben oder einen besonderen Haarschnitt. Alles an ihm entsprach dem Durchschnitt. Er war auch nicht klein oder groß und nicht dick oder dünn. Ein perfektes Chamäleon, das in jeder Menschenmasse untertauchen könnte.
Azure war sicher schon mehrfach an Tizio vorbeigegangen, aber aufgefallen war er ihm erst, als dieser auf ihn zukam, und schon standen hinter ihm zwei weitere Jäger.
Azure kam gerade aus dem Supermarkt, hatte in beiden Händen seine Einkaufstaschen. Da gab es keine Möglichkeit wegzurennen, selbst wenn er es wollte. Nun hatte er aber auch nicht vor, seinen Einkauf wegzuwerfen. Er konnte die Jäger spüren, auch ohne sie zu sehen. Ein Wagen hielt neben ihnen und Tizio bat Azure einzusteigen. “Bitte mach keinen Stress. Wir wollen ja die Aufmerksamkeit der Normalos nicht auf uns ziehen”, sagte er und wirkte sehr entspannt dabei. Azure stieg ein, hielt aber seine Einkaufstaschen immer noch bei sich. Er nahm in der Mitte Platz. Links und rechts von ihm setzten sich die beiden Jäger, während sich Tizio auf dem Beifahrersitz niederließ und sich dann auch gleich nach hinten drehte.
“Wir müssen dir die Augen verbinden, denn du sollst den Weg zu unserem Klan-Haus nicht sehen.” Azure nickte nur und der linke Jäger legte ihm eine Augenbinde um.
Die Fahrt dauerte fast eine ganze Stunde. Azure war sich nicht sicher, ob sie einfach so durch die Gegend fuhren, um ihn zu verwirren, oder ob das Klan-Haus wirklich so weit weg war.
Während der ganzen Fahrt sagte keiner was, aber das Radio lief.
Azure summte bei einigen Liedern mit, war aber auch der Einzige. Was Tizio tat, konnte er nicht sehen, aber er konnte spüren, dass die beiden Jäger neben ihm extrem angespannt waren und ziemlich tief und unregelmäßig atmeten. Sie fühlten sich anscheinend nicht besonders wohl neben ihm. Er hatte doch vor dem Einkauf geduscht, also lag es nicht an seinem Geruch, dachte Azure und lächelte.
An sich war es Azure egal, wie lange die Fahrt dauert, aber wenn er gewusst hätte, dass sie fast eine Stunde fahren würden, hätte er die Gelegenheit genutzt, ein kurzes Nickerchen einzulegen. Er war ja noch so müde von den letzten Nächten.
Aber nun, wo sie angekommen waren, holten sie Azure aus dem Wagen heraus. Er hielt immer noch seine Einkaufstaschen fest.
Tizio versuchte, sie Azure wegzunehmen, doch dieser ließ sie nicht los. “Ich hab lange auf diesen Einkauf gespart. Wenn ihr mir die Taschen wegnehmen wollt, dann nur, wenn ihr mir versprecht, sie mir auch zurückzugeben”, sagte Azure. Also ließ Tizio Azure die Taschen tragen. Sie gingen ein paar Schritte, und dann hörte Azure, wie eine Tür sich öffnete. Es muss eine große, schwere Tür gewesen sein, denn es klang wie bei den Türen in Filmen über alte Schlösser. Als sie drinnen waren, nahm Tizio Azure die Augenbinde ab. Es war hell und Azure musste erst mal etwas blinzeln, bis er wieder klar sehen konnte.
“Gewöhn dich nicht zu sehr an die Helligkeit. Da, wo du hingehst, brauchst du deinen Einkauf und deine Augen nicht”, sagte einer der Jäger zu Azure. Azure schaute ihn an, lächelte und überreichte ihm dann die Einkaufstaschen. Der Jäger schaute Azure etwas verwirrt an, nahm dann aber die Taschen entgegen. Tizio und die anderen Jäger führten Azure einen Gang entlang, dann eine Treppe hinunter in den Keller und dort erneut durch einen dunklen Gang. Am Ende blieben sie stehen.
Tizio holte einen Schlüssel heraus, öffnete die schwere Metalltür und schubste Azure hinein.
Kaum war Azure drin, zogen sie die Tür zu. Man konnte deutlich das Klacken des Schlosses hören, als Tizio den Schlüssel im Schloss umdrehte. Dann begannen die drei Jäger zu diskutieren. Tizio gewann die Diskussion und so gingen die drei Jäger fort. Azure legte sich auf die Liege, die er schummrig in der Dunkelheit erkennen konnte und überlegte, ob er noch kurz ein Nickerchen einlegen sollte. Er entschied sich dagegen, wartete aber, bis er kein Geräusch mehr hören konnte. Dann stand er auf, ging langsam in Richtung der gegenüberliegenden Wand und verschwand in ihrem riesigen Schatten.
****
Während sie die Zelle hinter sich ließen, in der Azure eingesperrt war, diskutierten sie immer noch darüber, wie mit Azure zu verfahren sei. Eine an sich unsinnige Diskussion, da sie sich einig waren, dass die Entscheidung vom Ältesten getroffen werden würde. Trotzdem wollten sie unbedingt ihre eigene Meinung äußern. Während Tizio Azure eingesperrt lassen würde, um ihn vielleicht später als Köder zu nutzen, wollte einer der anderen beiden Azure dazu bringen, mit ihnen zu kooperieren. Dann könnte er mit ihnen zusammen Dämonen fangen und eliminieren. Der dritte wollte Azure gleich beseitigen.
Der Weg der Jäger bis zum Saal des Ältesten dauerte ein Vielfaches länger als sonst wegen der ganzen Streiterei.
Schlussendlich aber standen sie vor der großen hölzernen Tür zum Saal. Es war eine imposante Tür mit vielen eingravierten Zeichen. Sie sollte Dämonen den Durchgang verwehren oder zumindest erschweren. Um und in der Burg waren überall solche magischen Zeichen und Symbole. Im Normalfall könnte kein Dämon die Burg betreten, außer er wird eingeladen.
Tizio klopfte zweimal an die Tür. Es dauerte ein paar Sekunden, dann ging sie auf. Der Saal war groß mit sehr hohen Decken und auch hier waren überall mystische Symbole zu sehen. Ganz am anderen Ende saß ein älterer Mann auf einem hölzernen Stuhl. Jeder, der den Saal zum ersten Mal betrat, erwartete einen Thron oder ähnliches, aber keinen wackeligen, alten Holzstuhl, auf dem der führende Jäger-Älteste dieses Klans sitzen würde. Der Älteste war wohl der Weiseste und Älteste im Klan, aber noch lange nicht alt. Er war sicher kaum über 50 Jahre alt, war muskulös, hatte blondes Haar mit einer einzigen weißen Strähne. Tizio und die anderen beiden gingen auf ihn zu und knieten kurz vor ihm, bis er sie bat, sich zu erheben.
“Was gibt es?”, fragte er gleich.
“Wir haben ihn gefasst”, antworte Tizio, der unter den drei wohl der mit dem höheren Grad war.
“Wen habt ihr gefasst?”, fragte der Älteste noch ganz ruhig.
“Den Bändiger, Meister”, kam als Antwort sofort zurück.
“Wo ist er? Wie habt ihr ihn gefangen genommen?” Der Älteste rutschte ungeduldig auf seinen Sitz herum.
“Wir waren in der Stadt einkaufen, als mir auffiel, dass ein junger Mann mit sich selbst sprach. Zuerst dachte ich, er wäre einfach nur etwas komisch, aber bei genauerem Hinsehen erkannte ich einen Dämon im Schatten, da ich mein Amulett der Schatten-Sicht umhatte. Kein Jäger würde sich mit einem Dämon unterhalten. Also schaute ich mit meinem Smartphone in unser Jäger-Intranet und fand einen Eintrag über einen Bändiger. Der wohl einzige Bändiger, der uns aktuell bekannt ist. Es gab sogar eine Beschreibung von seinem Aussehen. Er sollte groß sein, blaue Augen und dunkle Haut haben und zwischen 16 und 18 Jahre alt sein.”
“Und dann?”, fragte der Meister sogleich.
“Wir folgten ihm eine Weile, dann teilten wir uns auf. Ich ging auf ihn zu, Mario und Karl gingen hinter ihm her, sodass wir ihn umzingelten.”
“Versuchte er zu fliehen?”
“Nein, aber wir haben ihm auch nicht die Chance gegeben. Er sah, dass wir mit unseren Dolchen bewaffnet waren. Jarno kam dann auch gleich mit dem Wagen, und wir baten ihn einzusteigen.”
“Wehrte er sich dann? Sagte er was?”
“Nein. Er tat, was wir ihm sagten. Wir verbanden seine Augen und fuhren mit ihm hierher.”
“Wo ist er denn?”
“Bei uns unten im Keller, eingesperrt in einer Zelle.”
“Ich kenne keine Bändiger, aber das, was ich bisher von diesem gehört habe, ist, dass er harmloser aussieht, als er ist. Also hat er sich nicht gewehrt oder etwas gesagt?”
“Nicht wirklich”, antwortete diesmal Mario. Der Meister sprang auf, als wäre er von einer Biene gestochen worden und rannte zur Tür.
“Er wollte von euch gefangen werden. Schnell, wir müssen zu ihm, bevor er sich befreit”, schrie der Meister auf dem Weg raus aus dem Saal. Alle Anwesenden folgten ihm. Tizio war etwas irritiert. Azure war doch in einer Zelle gefangen. Sie war mit schwerem Metall, Beton und mit Magie abgesichert worden. Egal wie stark jemand sein sollte, mit roher Gewalt und Kraft würde man da nicht herauskommen. Magie schützte das Schloss vor unbefugtem Öffnen und den Raum vor Zerstörung. Was Tizio aber zu dem Zeitpunkt nicht wusste, war, dass Azure keine Kraft benötigte, um da herauszukommen.
Es dauerte keine zwei Minuten, bis sie an der Zelle ankamen, in der Tizio, Mario und Karl Azure eingesperrt hatten. Tizio löste den Zauber auf, der das Schloss versiegelt hielt, und machte die Tür auf. Es war so dunkel, dass niemand was in der Zelle erkennen konnte. So machte der Meister mit einem Amulett Licht. Die Zelle war komplett leer! Mario fiel auf, dass selbst die Einkaufstüten weg waren, die er vor die Zelle geworfen hatte.
Der Meister riss sich ein Amulett vom Hals, warf es auf den Boden und trat drauf, bis es zerbrach. Sofort gingen überall rote Lichter an, die den Weg zum Meister zeigten. Technologie kann manchmal aussehen wie Magie, wenn man sie nicht versteht. Dies war auch hier der Fall. Es war kein magisches Amulett, sondern ein Amulett mit einem Sensor, der, sobald er aufhört zu funken, einen Alarm auslöst. Der Meister hatte diesen selbst mal gebaut, denn er kannte sich mit Elektrotechnik und Ingenieurswesen aus.
Von überall kamen Jäger zum Meister gelaufen. Insgesamt waren es sicher über 30. Er erklärte, was passiert war und befahl allen Jägern, nach dem Bändiger zu suchen. Er müsste sicher irgendwo zu finden sein. Und so begann die Suche nach Azure. Die Jäger rannten in jeden Raum und durchsuchten jede Ecke. Sie schauten unter Betten, in Schränke, hinter Gardinen, hinter Duschvorhänge, unter Tischen, selbst in die Mülleimer schauten sie. Doch vorerst ohne Erfolg. Aber als eine Gruppe von Jägern, zu der auch der Meister gehörte, die Tür zur Bibliothek öffnen wollte, war diese verschlossen. Sie drückten mit vereinten Kräften dagegen, doch sie ging nicht auf. Sie schlugen und traten gegen sie, doch nichts passierte.
“Meister, er hat vielleicht einen starken Schutzzauber verwendet, so wie wir den für das Schloss der Zelle”, bemerkte Tizio.
Der Meister begann, die Tür zur Bibliothek genauer zu inspizieren und erkannte den Schutzzauber.
“Hmmmm”, gab der Meister von sich. “Da ist in der Tat ein Schutzzauber, aber der ist von mir. Den hatte ich gestern gelegt, nachdem ich wichtige Unterlagen auf den Tisch gelegt hatte und niemand diese verschieben sollte.”
“Dann kann der Bändiger nicht hineingegangen sein”, sagte einer der Jäger.
Der Meister war sich da nicht sicher und löste den Zauber, wonach die Tür ganz einfach zu öffnen war. Als die Jäger mit ihrem Meister in die Bibliothek hineingingen, staunten sie nicht schlecht. Am anderen Ende des großen Tisches, mitten in der Bibliothek, saß ein junger Mann im Schneidersitz und beugte sich über ein dickes, altes Buch. Er schaute kurz auf, als die Jäger hineingestürzt kamen und senkte dann wieder seinen Blick auf die aufgeschlagenen Seiten des Buchs.
“Hey. Wer seid Ihr und was macht Ihr da?”, schrie einer der Jäger, doch Azure, der auf dem Tisch saß, schenkte dem Ganzen keine Aufmerksamkeit und hob nur kurz seine Hand.
“Warte kurz”, sagte er ganz abwesend.
“Wie seid Ihr hier hereingekommen?”, fragte der Meister der Jäger, er erhielt von Azure aber keine Antwort. Ein paar Sekunden blieb Azure noch regungslos sitzen, dann richtete er sich auf, stieg vom Tisch, klappte das Buch zu und ging zu den Jägern.
“Ich heiße Azure, aber vielleicht wisst ihr das ja schon. Soweit ich weiß, gibt es schon einen Eintrag über mich im Intranet der Jäger-Klans. Wenigstens hatte ich Jens vom Heilige-Maria-Klan gebeten, ein Profil über mich dort anzulegen, damit andere Klans erfahren, dass es mich gibt. Und wie heißt Ihr?”, fragte Azure, als er vor dem Meister stand. Während die anderen Jäger ihre Dolche noch bereit hielten, hatte der Meister seinen bereits weggesteckt. Aber noch waren sie in Bereitschaft und bewegten sich so, dass sie langsam Azure umzingelten.
“Ihr könnt eure Dolche wegstecken. Ich bin nicht hier, um zu kämpfen, sondern um euch zu warnen und um euch um eure Hilfe zu bitten. Ein Krieg gegen ein Heer an Dämonen bahnt sich an.”
“Dir helfen? Wie kommst du auf so was?”, rief Tizio.
“Es betrifft uns alle. Ich würde sogar behaupten, euch als Jäger und Beschützer dieser Welt am meisten.”
“Wir werden uns nie mit einem Bändiger zusammentun.” Tizio lief schon ganz rot an, als der Klan-Meister seine Hand hob und ihm signalisierte, dass er ruhig sein soll.
“Ich heiße Lodres und bin der Meister vom Klan Sehendes Auge. Was meint Ihr? Woher kennt Ihr Jens vom Klan Heilige Maria?”, fragte dann der Meister ganz ruhig.
Azure zeigt zum Tisch und sagte: “Ich erzähle alles in Ruhe. Lasst uns uns kurz an den Tisch setzen.”
Da nicht genügend Stühle für alle Jäger um den Tisch herum standen, mussten ein paar von ihnen stehen bleiben. Zwei Jäger stellten sich demonstrativ mit gezücktem Dolch hinter Azure. Azure spürte die Spannung im Raum und wusste, dass jede falsche Bewegung als Motiv reichen könnte, um einen Kampf auszulösen. Würde es aber zu einem Kampf kommen, wäre sein ganzer Plan zum Scheitern verurteilt und eine Katastrophe unvermeidbar. Azure holte tief Luft und begann zu erzählen, dass er in der Spiegeldimension gelandet war und eine Freundin ihm helfen wollte. Sie hatte zwei Amulette genutzt, um auch in die Spiegeldimension zu gelangen und zurückzukommen. Doch bei einem Versuch, ihn zu finden, stolperte sie und verlor eins der Amulette.
“Leider war es ein Tiamat-Amulett. Kennt ihr es?”, fragte Azure in die Runde.
“Ich hab schon mal davon gehört”, erwiderte der Meister, aber die anderen Jäger schauten Azure fragend an.
“Das Tiamat-Amulett ermöglicht den Übergang zwischen unserer Dimension und der Spiegeldimension.” Azure öffnete ganz langsam seine Jacke und zeigte mehrere Amulette.
“Dieses Amulett lässt mich schneller heilen, dieses erhöht meine Kraft und Schnelligkeit, dieses Amulett lässt Objekte, die ich an mir trage, Teil meines Ichs werden. Das ist wichtig, denn so wird die Kraft der anderen Amulette auf Gegenstände übertragen. Daher ist die Klinge meiner Dolche überdurchschnittlich stark und scharf. Aber all diese Amulette helfen nur Menschen. Würde ein Dämon sie tragen, würden sie ihm nicht helfen und vielleicht ihm sogar eher schaden. Im Gegensatz dazu ist das Tiamat-Amulett nicht nur für Menschen geeignet. Jeder im Besitz des Amuletts, auch Dämonen, kann es nutzen, um zwischen den Dimensionen hin und her zu wandern.”
“Das ist doch Blödsinn. Wieso sollte ein Dämon sowas benötigen? Die können auch so ohne Probleme zwischen den Dimensionen wandern”, meldete sich einer der anwesenden Jäger zu Wort.
“Das stimmt schon, aber je mächtiger ein Dämon wird, desto schwerer wird es für ihn. Die mächtigsten Dämonen, wie zum Beispiel die Grafen, die können von sich aus nicht zwischen den Dimensionen wandern. Aber mit dem Tiamat wäre das möglich”, erklärte Azure weiter die Situation und fuhr dann mit seiner Erzählung fort. Er war in den letzten Jahren sehr oft in der Spiegeldimension, und hatte versucht, das Amulett aufzuspüren, um es wieder in diese Dimension zu holen oder zu zerstören.
Manchmal war Azure kurz davor gewesen, es zu schaffen, aber in letzter Zeit wurde es immer schwerer.
“In der Spiegeldimension herrscht Krieg um dieses Amulett. Die mächtigsten Dämonen wollen es besitzen, um dann mit einer Armee herüber zu kommen. Der Sieger des Krieges in der Spiegeldimension wird dann eine riesige Armee an Dämonen unter seiner Kontrolle haben und die Möglichkeit, zwischen den Dimensionen zu wandern. Dämonen sind gierig, und so wird der Sieger seine und unsere Dimension beherrschen wollen.”
“Und das haben dir andere Klans abgenommen?”, fragte der Meister des Klans spöttisch.
“Am Anfang nicht. Sie reagierten alle so überheblich und arrogant wie ihr gerade”, sagte Azure unbeeindruckt. “Ist euch nicht aufgefallen, wie ruhig es in den letzten Monaten geworden ist? Habt ihr überhaupt Dämonen im letzten halben Jahr gesehen?”, fragte Azure dann und keiner antwortete. Alle dachten nach, aber keiner konnte sich erinnern, dass in der Zeit irgendwas passiert sei. “Findet ihr das nicht komisch?”, hakte Azure nach.
In der Bibliothek war es ganz still. Keiner wusste genau, was er von der Situation halten sollte, bis der Meister des Klans die Stille durchbrach.
“Und wie sieht dein Plan aus? Wobei brauchst du unsere Hilfe?”
“Einen fertigen Plan hab ich noch nicht. Bisher habe ich versucht, das Amulett aufzuspüren, aber ohne Erfolg. Jetzt suche ich in den Bibliotheken der Klans, ob irgendwo schon mal eine ähnliche Situation beschrieben wurde, und wie man sie gelöst hat. Noch haben wir etwas Zeit, aber nicht mehr viel. Es bestehen nur noch vier Gruppen an Dämonen in der Spiegeldimension. Spätestens wenn diese sich zu einer Gruppe vereinen, brauchen wir eine Lösung, denn sonst beginnt ein Krieg, den wir nicht gewinnen können”, endete Azure.
“Wir sind Dämonenjäger! Wieso sollten wir den Krieg gegen Dämonen nicht gewinnen können? Du hast ja keine Ahnung, wie mächtig wir wirklich sind”, sagte einer der Jäger mit lauter Stimme.
“Das stimmt, aber wie viele Jäger leben noch? Ein paar Tausend, soweit ich es erfahren hab. Für jeden Jäger gibt es auf der anderen Seite mindestens hundert Dämonen. Da ist es selbst für euch ein harter Kampf.”
Der Klan-Meister nickte, stand auf und schaute zu seinen Jägern.
“Lasst uns kurz allein”, bat er die anderen. Nach kurzer Zeit saßen Azure und der Meister allein am Tisch.
“Womit können wir denn helfen?”, fragte der dann.
“Wie ich eben gelesen habe, besitzt euer Klan ein Amulett, das ich gut gebrauchen könnte.”
“Welches?”
“Das Gedanken sehende Auge.”
“Ja, ich kenne dieses Amulett. Wofür braucht Ihr es?”
“Mit ihm und Eurer Erlaubnis könnte ich erfahren, wo weitere Klans sind, die Ihr kennt und diese auch um Hilfe bitten. Ich würde das Amulett nicht mal behalten. Nur einmal umlegen.
Wenn Ihr dann an die Orte der anderen Klans denkt, könnte ich diese sehen. Ich bitte Euch. Wir haben nicht mehr so viel Zeit.”
Der Meister dachte nach. “Okay. Unter einer Bedingung helfe ich Euch. Ihr müsst mir verraten, wie Ihr es geschafft habt, aus der Zelle auszubrechen und hier in die geschlossene Bibliothek zu kommen.”
“Das mache ich gern. Versprochen.”
Azure trank eine Tasse Tee in der Küche des Klans, als der Meister und zwei weitere Jäger mit dem Amulett sich zu ihm gesellten.
“Hier”, sagte der Meister und überreichte Azure das Amulett. Azure legte es sich gleich um und bat den Meister, sich ihm gegenüber zu setzen. Er griff nach den Händen des Meisters und bat ihn, dass dieser sich an seinen letzten Besuch bei anderen Klans erinnerte. Der Meister schloss die Augen und stöberte in seinen Erinnerungen. Immer mehr Bilder von anderen Klans drangen in Azures Gedanken. Er konnte zum Teil sogar riechen, wie die Wiesen oder Blumen rochen. Er hörte Vögel zwitschern oder schmeckte das Essen, das der Meister bei einem der Klans mal gegessen hatte. Die Klans lebten mal in Burgen, mal in modernen Hochhäusern oder Villen, mal in großen und mal in kleinen Städten. Es gab Klans, die versteckt im Wald lebten, und andere, die sich im Untergrund befanden.
Es waren mindestens zwanzig, an die der Meister sich erinnern konnte und die Azure jetzt auch kannte.
Nach einigen Minuten ließ Azure die Hände des Meisters los. Er nahm das Amulett ab und überreichte es dem Meister wieder.
“Falls Ihr es nochmals braucht, wisst Ihr ja, wo Ihr es findet. Und nun müsst Ihr mir sagen, wie Ihr es geschafft habt, aus unserer Zelle auszubrechen.”
“Das mache ich gleich. Bitte, erlaubt mir nochmals, in eure Bibliothek zu gehen. Dort erkläre ich euch dann auch alles.”
Der Meister lächelte kurz, zeigte zur Tür und begleitete Azure zur Bibliothek.
Dort angekommen setzte sich der Meister in einen Sessel und Azure ging an die Regale. Er nahm ein paar Bücher heraus, blätterte darin, legte diese wieder zurück und holte weitere Bücher. Nach einiger Zeit ging er aber mit zwei Büchern zum Tisch, las in ihnen, zog sein Smartphone heraus und machte Fotos von einigen Seiten.
“Etwas Wichtiges gefunden?”, fragte der Meister.
“Das weiß ich noch nicht. Hier steht, dass die erlaubte Zeit, die man mit dem Tiamat-Amulett in einer anderen Dimension bleiben kann, nur für ‘Normalos’ zählt. Jäger, Bändiger oder Dämonen können mit dem Amulett in der anderen Dimension zeitlich unbegrenzt bleiben. Ich hatte die Hoffnung, dass Dämonen auch nur 15 Minuten in unserer Dimension bleiben könnten. Außerdem wird in diesem Buch von einer Invasion der Dämonen erzählt. So haben mal mehrere Hunderte von Dämonen eine kleine Stadt angegriffen. Jäger kamen schnell zu Hilfe. Sie mussten den Spiegel finden, durch den die Dämonen herüberkamen. Es waren aber alles mittelstarke Dämonen. Diese können nicht aus eigener Kraft in unsere Dimension, aber sie benötigen auch kein so mächtiges Amulett wie das Tiamat-Amulett.”
“Wie sind die denn herübergekommen?”, fragte der Meister.
“Anscheinend hat ein Bändiger sie mit seinem Dolch herüberkommen lassen. Er nutzte sie für einen Kampf gegen Jäger, die ihm verfolgten. Es tut mir Leid, dass Bändiger in der Vergangenheit so viel Böses getan haben, aber ich bin anders”, erklärte Azure.
“Ob Ihr anders seid, wird sich noch zeigen. Aber die Zeiten sind jetzt andere. Wenn das, was Ihr erzählt, stimmt, dann müssen wir zusammenarbeiten. Wenn Jens Euch vertraut, dann werde ich es auch tun.”
Der Meister stand dann auf, ging zu Azure und stellte sich neben ihn.
“Eins muss ich Euch aber noch sagen.”
“Was?”, fragte Azure.
“Wenn das alles vorüber ist, sind wir immer noch keine Freunde. Als Bändiger werdet Ihr immer ein Feind der Jäger bleiben. Das müsst Ihr Euch merken, denn auch die anderen Klans werden so denken.”
Azure war das bereits bewusst und der Meister war nicht der Erste, der dies zu ihm sagte. Auch Jens und die anderen Meister machten ihm sehr deutlich, dass sie in erster Linie gegen die Dämonen kämpfen. Aber wenn sich alles normalisiert hat, dann wäre er sicher der Nächste, den sie jagen werden.
“Meister, es stimmt, was der Junge da erzählt hat”, sagte ein Jäger, der plötzlich in die Bibliothek gestürmt kam. “Ich hab mit Jens, aber auch mit Mauro vom Rosen-Klan gesprochen. Sie haben mir bestätigt, dass dieser Junge auch bei ihnen war. Einer der Jäger aus dem Rosen-Klan ist dann sogar in die Spiegeldimension gegangen, um nachzusehen, was dort los war.
Er trug dabei ein Mammon-Amulett. Er kam zurück und erzählte, dass die Dämonen sich bekriegen und alles in Flammen stünde. Er ging dann ein zweites Mal durch den Spiegel und kam nie wieder zurück.”
Der Meister ging ein paar Schritte von Azure weg und bedankte sich beim Jäger für die Informationen. Dann ging er zu einem kleinen Spiegel, der am Ende eines Regals hing. Er murmelte ein paar unverständliche Wörter und schaute tief in den Spiegel.
“Ich sehe es nun auch”, sagte er leise. “Sie kämpfen miteinander, aber es ist kein ausgeglichener Kampf mehr. Die eine Seite scheint stärker zu sein. Ich kann auch sehen, dass das Amulett schon im Besitz einer der Grafen ist. Ich weiß aber nicht, wer er ist.” Kaum hatte er das gesagt, zersprang der Spiegel in viele kleine Teile. Der Meister erschrak und wäre fast nach hinten gestolpert, wenn Azure ihn nicht aufgefangen hätte.
“Es wird Zeit, dass ich gehe”, sagte Azure.
“Ihr schuldet mir aber noch eine Erklärung. Ihr habt es mir versprochen”, erinnerte der Meister Azure an sein Versprechen. Azure lächelte ihn an.
“Ihr habt recht.” Azure stellte sich dann auf den Schatten des Meisters, winkte ihm zu und sank hinein.
Schon anhand des Geruchs konnte jeder erkennen, dass dies ein Esssaal ist. Mehrere runde Tische mit jeweils einem Dutzend Stühle waren im ganzen Saal verteilt, und fast alle Plätze waren besetzt. Es war Mittagszeit im Blaue-Lilie-Klan.
Auf der einen Seite des Saals befand sich ein großes Buffet, auf der anderen Seite waren mehrere Becher und Krüge mit Wasser.
Jeder musste sich selbst was zu trinken und zu essen holen und wenn er fertig war, sein Geschirr auch wegbringen und abwaschen. Dafür gab es am Ende des Saals mehrere Becken.
Die Schlange am Buffet war schon erheblich kleiner geworden, als Azure sich am Ende anstellte. Er nahm sich einen Teller und Besteck und wartete, bis der junge Mann vor ihm sich bedient hatte. Es gab Hähnchen-Curry mit Reis. Azure liebte Curry. So viele unterschiedliche Gewürze und Geschmacksrichtungen. Der junge Mann vor Azure überreichte ihm die Kelle, damit Azure sich servieren konnte, schaute ihn kurz an, drehte sich wieder um und ging zu einem Tisch. Azure war noch dabei, sich etwas Reis auf seinen Teller zu löffeln, als er bemerkte, dass einige im Saal anfingen zu tuscheln. Doch Azure tat so, als würde er nichts mitbekommen und ging zu einem Tisch, setzte sich hin und fing an zu essen.
“Hey, bist du neu hier?”, fragte einer am Tisch.
“Kann man so sagen. Bin das erste Mal hier”, antwortete Azure, ohne den Jäger anzusehen und aß einfach weiter.
“Bist du zu Besuch? Mit wem bist denn hergekommen?”, fragte ein anderer und langsam schauten alle am Tisch auf Azure, der einfach weiter sein Curry in sich hineinschaufelte. Er hatte schon lange nicht mehr so gut gegessen.
“Verdammt, ist das lecker. Also, von allen Klans, die ich bisher kennengelernt habe, habt ihr auf jeden Fall den besten Koch. Wenn es niemandem was ausmacht, hole ich mir kurz noch etwas Nachschlag.” Azure stand auf und wollte gerade zum Buffet gehen, als sich drei Jäger vor ihn stellten. Nun standen auch die Jäger an seinem Tisch auf.
“Du kommst mir irgendwie bekannt vor”, sagte ein sehr großer Jäger, der mit gekreuzten Armen vor Azure stand.
“Kann gut sein. Bin aktuell viel unterwegs”, erwiderte Azure mit einem Lächeln und wollte sich an den drei Jägern vorbeimogeln, als einer ihn an der Schulter festhielt.
“Nicht so schnell”, sagte sein Sitznachbar, der sich nun hinter Azure befand und ihn festhielt.
Azure schaute ihn kurz an, drehte sich wieder um und ging an den anderen Jägern vorbei, ohne ein Wort zu sagen. Er legte noch etwas vom Curry auf seinen Teller, ging wieder zurück zum Tisch und setzte sich. Kaum hatte er sich hingesetzt und angefangen zu essen, sammelten sich alle anwesenden Jäger um Azures Tisch.
“Wer hat dich eingeladen? Denn hier kennt dich anscheinend keiner”, fragte der große Jäger von vorhin.
“Niemand”, sagte Azure kurz und stopfte sich gleich einen weiteren Löffel voller Curry in den Mund. Sein Mund war so voll, dass er Schwierigkeiten hatte zu kauen und mit einem Schluck Wasser versuchte, alles runterzuspülen.
“Wie, niemand? Ohne Einladung kommt hier keiner rein”, sagte sein Gegenüber etwas erschrocken.
“Wie bist du an den Wachen vorbeigekommen? Was suchst du hier? Wegen des Currys bist du sicher nicht hier eingedrungen. Antworte, oder wir machen dich gleich platt.”
“Ich bin nicht an den Wachen vorbeigegangen. Die sind unschuldig. Hätte ich gewusst, dass euer Curry so gut ist, wäre ich tatsächlich wegen des Currys gekommen. Aber wenn ihr es genau wissen wollt, ich bin hier, um in eurer Bibliothek nach wichtigen Informationen zu stöbern, und um euch vor einer kommenden Gefahr zu warnen und um eure Hilfe zu bitten.”
Kaum hatte Azure ausgesprochen, stopfte er sich seinen letzten Löffel Curry in den Mund.
“Und von welchem Klan kommst du?”, fragte ein kleiner, schmaler Junge.
“Keinem”, antwortete Azure mit vollem Mund, und fast wäre ihm etwas Reis herausgeflogen.
Azures Antworten schienen fast alle Jäger zu irritieren.
So sehr, dass sie erst mal nichts sagten, weil sie nicht wussten, was sie von seinen Antworten halten sollten. Er war nicht eingeladen, nicht an den Wachen vorbeigegangen, wollte in die Bibliothek und gehörte keinem Klan an. Das machte erst mal keinen Sinn. Doch dann knallte die Tür des großen Esssaals zu und alle drehten sich um, um zu sehen, wer da gekommen war.
Es war ein kleiner, hagerer, alter Mann mit einem riesigen Schnurrbart, der in zwei Strähnen fast bis zur Hüfte herunterhing. Er kam an den Tisch, setzte sich gegenüber von Azure und fragte: “Hat es geschmeckt, Azure?”
“Ihr kennt ihn, Meister?”, fragte der große Jäger.
“Nein, Adam, aber ich hab in den letzten Tagen viel von ihm gehört. Ich wusste, dass er zu uns kommen würde, nur nicht wann und wo.” Er wandte sich an Azure. “Und?”
“Es war das beste Curry, das ich seit Langem, wenn nicht sogar jemals, gegessen habe. Vielen Dank.”
“Dann ist ja gut. Komm mit mir. Ich werde dich zu unserer Bibliothek begleiten, und du kannst mir auf dem Weg dahin erzählen, wie es Jens geht, welche Klans du schon besucht hast, und wie sie auf dich reagiert haben.” Azure war erstaunt, wie freundlich der Meister der Blauen Lilie war. Er hatte ja nicht gewusst, was ihn erwarten würde. Bisher waren alle Begegnungen mit den Jägern und den Meistern der Jäger nicht so entspannt gewesen.
Azure bestand darauf, sein Geschirr selbst abzuwaschen und wegzuräumen, aber dann ließ er sich den Weg zur Bibliothek zeigen.
“Ich hab mal eine Frage”, begann der Meister.
“Und die wäre?”
“Bist du allein, oder sind auch Dämonen hier?”
Das war das erste Mal, dass Azure in einem Klan nach seinem Dämonengefolge gefragt wurde.
“Gerade bin ich allein. Sie haben andere Aufgaben.”
“Die wären?”
“Die Entwicklungen in der Spiegeldimension im Auge zu behalten, herauszufinden, wo ein bestimmtes Amulett sich dort befindet und nach ein paar Artefakten in unserer Dimension zu suchen.”
“Verstehe”, sagte der alte Mann und blieb nachdenklich, bis sie vor der Bibliothek standen.
“Hier ist unsere Bibliothek. Sie ist sehr klein im Vergleich zu denen der anderen Klans. Wir sammeln nicht so eifrig Bücher und altes Wissen wie viele andere. Wir interessieren uns eher für die Kampfkunst und geben diese anhand von praktischen Beispielen weiter, statt drüber zu schreiben oder zu lesen.”
Die Bibliothek war wirklich klein. Schon der Name Bibliothek war unpassend. Es war eher eine Abstellkammer mit weniger als hundert Büchern. Die meisten der Bücher sahen sehr neu oder unbenutzt aus und ein paar waren sogar noch eingepackt. Es waren wohl Geschenke, die aber keiner im Klan jemals ausgepackt, geschweige denn gelesen hat.
Der Klan-Meister holte ein Smartphone aus seiner Tasche, entschuldigte sich bei Azure und ging ein paar Schritte weg, um zu telefonieren. Er sprach leise, damit Azure nicht zuhören konnte, aber Azure interessierte sich eh nicht für die Unterhaltung des alten Mannes, sondern schaute sich lieber die vorhandenen Bücher genauer an. Keins davon schien irgendwas Wichtiges zu enthalten. Als Azure etwa bei der Hälfte des ersten Regals der beiden angekommen war, gesellte sich der Klan-Meister wieder zu ihm.
“Hast du etwas finden können?”, fragte er.
“Nein, nicht wirklich”, antwortete Azure und schüttelte den Kopf. “Ich hab aber eine Frage. Ich hab schon ein paar Klans besucht. Bisher seid Ihr der erste und einzige Klan und Meister, der mich nicht sofort angreifen wollte. Wie kommt das?”
Der Meister lächelte: ”Ganz einfach. Die anderen wussten nicht, dass du ein Bändiger bist, du hast sie unvorbereitet erwischt. Ich aber habe dich schon erwartet. Vor einigen Tagen hat mich Michael vom Klan der Leuchtenden Augen angerufen und von dir berichtet.”
“Und Ihr habt nichts dagegen, mit einem Bändiger zu kooperieren? Habt Ihr keine Vorurteile?” Azure wandte sich ab von den Büchern und schaute den Klan-Meister fragend an.
“Oh doch. Siehst du dieses Amulett?” Der Meister zeigte eine schwere Kette mit einem sehr großen Anhänger, die um seinen Hals hing.
“Dieses Amulett lässt mich langsamer altern. Ich bin schon sehr viel älter, als ich aussehe, und je länger ich es trage, desto langsamer altere ich. Selbst wenn ich es jetzt abnehmen sollte und nie wieder umhängen würde, würde ich sicher noch ein paar Hundert Jahre leben. Vorausgesetzt, ich werde nicht krank, vergiftet, getötet oder hab einen Unfall.” Der Meister lachte, als er dies erzählte. “Der Unterschied ist, dass ich beim letzten Krieg gegen Dämonen und auch Bändiger dabei war. Ich weiß, dass die Situation es erfordert, dass wir alle kooperieren, sonst gibt es danach keine Bändiger und Jäger mehr.”
“Aber im letzten Krieg waren doch auch die Bändiger die Gegner der Jäger, oder?” fragte Azure.
“Wie gut kennst du denn die Geschichte des letzten Kriegs?”
“Kaum. Mir hat ein Freund mal eine sehr kurze Zusammenfassung davon erzählt, aber noch vor dem Ende war ich eingeschlafen.” Azure lächelte etwas verlegen.
Der Meister ging an Azure vorbei zum zweiten Regal der winzigen Bibliothek und holte ein Buch heraus.
“Dann haben wir doch ein nützliches Buch für dich. Hier ist die Chronik der letzten Kriege. Am besten ist es aber, wenn du mit dem letzten Krieg anfängst. Dann verstehst du vielleicht mehr über die Vorbehalte der Jäger gegenüber Bändigern, darüber, wie die Bändiger verschwunden sind und was auf uns zukommen könnte, wenn wir die Invasion der Dämonen nicht verhindern. Da wir dir aber mit Literatur nicht wirklich helfen können, würde ich dir etwas anderes vorschlagen, damit dein Besuch bei uns nicht völlig umsonst war.” Azure nahm das Buch entgegen und schaute den alten Mann fragend an.
“Und das wäre?”
“Komm mit. Hast du das Kämpfen gelernt?”, fragte der alte Mann, während er die Bibliothek schloss und sie den Flur wieder zurückgingen.
“Ein bisschen”, sagte Azure etwas zögerlich.
“Na, dann ist es an der Zeit, dass du dich etwas körperlich betätigst.”
Der alte Mann und Azure gingen durch mehrere Gänge und dann durch eine Tür zu einem Garten hinaus. Erst jetzt sah Azure, wie das Gebäude des Klans von außen aussah. Es war eine sehr schöne, alte Villa. Von außen sah sie alt aus, während innen alles einen sehr modernen Eindruck machte. Ums Haus herum waren einige Klan-Mitglieder zu sehen, die Gemüse anpflanzten, Früchte pflückten oder einfach so auf dem Rasen lagen und das schöne Wetter genossen. Azure und der Meister spazierten durch den Garten und der Meister erzählte Azure, dass in letzter Zeit nicht so viele Dämonen gesichtet wurden und die Jäger somit mehr Zeit für andere Tätigkeiten haben und sich sogar etwas entspannen konnten. Einen Luxus, den sie Jahre lang nicht hatten. Azure dachte bei sich, dass sie es am besten so lange genießen sollten, wie sie es können, denn dies war eher die Stille vor dem Sturm und wenn der Sturm kommt, dann werden einige nie wieder die Zeit zum Entspannen haben.
Sie gingen weiter, bis sie an der offenen Tür einer Sporthalle ankamen, in der Dutzende Jäger gemeinsam trainierten. Ein paar davon haben immer wieder die gleichen Bewegungen wiederholt, unter Anleitung eines Trainers, andere waren in Paare aufgeteilt und kämpften miteinander. “Sparring” nennt man das, erinnerte sich Azure an das, was Botis ihm mal erzählt hatte. Als der Meister durch die Tür ging, hörten alle auf zu trainieren und verbeugten sich. Sie schauten Azure kurz an und widmeten sich dann sofort wieder ihrem Training.
“Wie sieht es aus? Willst du nicht mal mit uns trainieren?”, fragte der Meister Azure.
“Das wäre mir eine Ehre.”
“Dann lass uns erst mal herausfinden, wie gut du schon kämpfen kannst. Nando, komm her”, rief der Meister einen jungen Jäger zu sich. Als Nando vor dem Meister stand, erklärte der ihm, dass er gegen Azure antreten soll, um zu sehen, ob Azure etwas drauf hat. Es gab einige Sparrings-Kreise, in denen die Jäger ihre Trainingskämpfe austrugen. Wer aus dem Kreis geriet, hatte verloren. Wer auf dem Boden liegen blieb für mehr als fünf Sekunden, hatte verloren und wer aufgeben wollte, musste nur dreimal fest gegen den Boden klatschen. Die Regeln erklärte Nando Azure, als Azure sich schon fast im Kreis befand.
Dann blieb aber Azure plötzlich stehen.
“Was ist los? Traust dich doch nicht?”, fragte Nando.
“Doch, schon, aber ich müsste wirklich mal auf die Toilette. Nicht, dass du meine Blase triffst und ich mir dann in die Hose mache”, sagte Azure mit einem leicht verlegenen Lächeln.
“Okay. Dann geh doch kurz auf die Toilette. Ich werde hier auf dich warten”, sagte Nando und erklärte Azure den Weg dorthin. Azure lief gleich los. Dort angekommen, ging er hinein und schloss die Tür ab. Er nahm alle seine Amulette ab, zog seine Jacke und das T-Shirt aus.
“Vaya, erscheine”, sagte Azure ganz leise. Sofort begann ein Schatten aus seiner auf dem Boden liegenden Jacke heraus zu kriechen. Der Schatten wurde immer größer, bis er fast die ganze Wand der Toilette überzog und zwei rote Augen erschienen.
“Meister, wie kann ich helfen?”, fragte Vaya mit seiner sehr tiefen Stimme.
“Erscheine in deiner menschlichen Form”, befahl ihm Azure, und so stieg Vaya als Mensch aus dem Schatten heraus.
Vaya war ein Todesdämon, und in Menschenform erschien er wie ein Ritter aus dem Mittelalter in einer eisernen Rüstung. In dem Helm konnte man nur leuchtende rote Augen sehen. Er hielt einen Speer und ein Schwert hing an seiner Hüfte.
“Sei leise, mach bloß keinen Lärm mit deiner Blechrüstung”, sagte Azure und legte seinen Zeigefinger auf seine Lippen.
“Ja, Meister. Und was soll ich jetzt machen? Einfach stehen bleiben und keinen Lärm machen, das kann ich im Schatten erheblich besser”, sagte Vaya mit unüberhörbarem Sarkasmus.
“Hau mir mit voller Wucht eine in die linke Seite vom Brustkorb.” Während Azure das sagte, hob er seine Arme über seinen Kopf.
“Seid ihr sicher?”, fragte Vaya.
“Tu, was ich dir sage”, sagte Azure streng. Schon holte Vaya aus und verpasste Azure eine. Azure flog gegen die Wand und sackte kurz zusammen, fiel zu Boden. Er musste dann erst mal tief Luft holen, was, seinem Gesichtsausdruck nach zu schließen, sehr schmerzhaft war. Langsam richtete er sich auf, hielt sich die Seite und merkte, wie eine pochende Prellung anfing wehzutun. Er zog dann sein T-Shirt und seine Jacke an, aber die Amulette verstaute er in einer Brusttasche seiner Jacke.
“Nun geh wieder in den Schatten und versteck dich in meiner Jacke. Hoffen wir, dass weiterhin niemand mitbekommt, dass du und Alastor bei mir seid.” Erst bewegte Vaya sich mit seiner Rüstung in den Schatten, und dann wurde der Schatten immer kleiner und verschwand schließlich in der Innentasche von Azures Jacke.
Alles dauerte nur ein paar Minuten. Dann ging Azure zurück zu Nando, der schon auf ihn wartete.
“Da bist du ja wieder. Ich dachte schon, du wärst weggelaufen.”
“Tut mir leid. Ich wollte dich wirklich nicht lange warten lassen. Aber was sein muss, muss sein.” Als Azure dies sagte, lachten beide. Das war das erste Mal, dass Azure mit einem nur wenige Jahre älteren Jäger zusammen lachte. Meist war es eher ein Lachen aus Höflichkeit gewesen, aber dieses Lachen war echt. Irgendwie mochte Azure ihn.
Beide nahmen dann auch gleich ihre Position im Kreis ein und Nando griff Azure sofort an. Azure verteidigte sich, so gut er konnte. Das Schwere war nicht mal wirklich, Nandos Angriffe zu parieren, sondern den Schmerz an den Rippen zu unterdrücken. Azure hatte viel mit seinen Dämonen trainiert, aber mit einem Menschen zu kämpfen war etwas ganz anderes.
Der Kampfstil der Jäger in diesem Klan schien ganz anders aufgebaut zu sein. Viel effizienter, als er es bisher gesehen hatte.
Azure musste sich extrem ins Zeug legen, um nicht verdroschen zu werden, obwohl Nando um einiges kleiner war als er. Der Meister hatte Nando wohl ausgesucht, um zu sehen, wie gut Azure im Vergleich zu einem schwächeren und kleineren Jäger abschneiden würde. Gegen einen Jäger, der gleichstark und - groß wäre, hätte Azure wohl kaum eine Chance, mit diesen Schmerzen, die er sich vorher hat zufügen lassen. Es lief alles genau nach Azures Plan.
Je länger Azure und Nando sich duellierten, desto mehr Aufmerksamkeit zogen sie auf sich, und einige Jäger fingen an, ihren Kampf zu beobachten. Von Minute zu Minute wurde Azure das Bewegungsmuster dieses Kampfstils immer klarer. Er konnte leichter ausweichen und sich verteidigen. Gleichzeitig schmerzte aber seine Rippe immer mehr und nahm ihm bei jedem stärkeren Angriff Nandos die Puste weg. Ihm wurde bewusst, dass er nicht nur die Bewegungsabläufe seines Gegenübers immer besser verstand, sondern dass Nando langsam an seine konditionelle Grenze gelangte. Seine Bewegungen waren nicht mehr so flüssig und kontrolliert, seine Schläge und Tritte nicht mehr so präzise und kraftvoll, und seine Geschwindigkeit ließ am stärksten nach. Es fehlte nicht mehr viel und Azure würde Nandos Bewegungen nachmachen können und die Oberhand bekommen. Und genau deswegen entschied sich Azure, diesem Kampf ein Ende zu bereiten.
Azure sah, dass Nando als Nächstes einen Tritt mit seinem rechten Bein plante und ließ seine Deckung fast fallen.
Nandos Tritt konnte genau auf seine Wunde treffen. Der Schmerz war überwältigend stark. Azure fiel fast sofort auf die Knie und klopfte dreimal auf den Boden als Zeichen, dass er aufgibt. Schnell legte er sich auf den Boden und griff nach seiner Seite. Es fühlte sich an, als sei seine Rippe gebrochen. Der Meister und fast alle Jäger versammelten sich um Azure, um zu sehen, was da los war.
“Unser Schwächling hat dann doch mal jemanden gefunden, der noch weniger ab kann als er”, sagte einer der Zuschauer und haute leicht auf Nandos Kopf. Nando sah nicht sehr erfreut aus. Er beugte sich zu Azure und entschuldigte sich.
“Es tut mir leid, ich wollte dir nicht wehtun. Der Tritt sollte nicht so fest sein. Tut mir wirklich leid.”
“Alles gut. Kann passieren in einem Kampf”, antwortete Azure mit zusammengebissenen Zähnen.
“Helft ihm hoch und bringt ihn zur Krankenschwester”, befahl der Klan-Meister. Zwei der anwesenden Jäger halfen Azure aufzustehen und begleiteten ihn zur Krankenstation. Der Weg war lang, sie mussten aus der Halle raus, durch den ganzen Garten wieder zurück in die Villa, zwei längere Gänge entlang und dann in einen Warteraum. Bei jedem Schritt glaubte Azure, er würde in Ohnmacht fallen. Nun saß er mit drei Jägern in der Krankenstation, die ihn bewachten. Es waren zwei Frauen und ein Mann. Sie unterhielten sich darüber, dass das Training etwas härter wurde. Wieso, war ihnen wohl nicht bekannt. Den Rest der Unterhaltung ignorierte Azure, da er sich stark auf seine Atmung konzentrierte, um den Schmerz zu ertragen. Er müsste nur seine Amulette umhängen, um den Schmerz zu unterdrücken und die Wunde schnell heilen zu lassen, aber dann wäre der ganze Aufwand, den er betrieben hat, um nun hier zu sitzen, umsonst gewesen. Somit musste er sich noch etwas durchbeißen.
Nach einiger Zeit war Azure dran. Während er wartete, las er schon im Buch über die Kriege der Jäger. Er hatte es die ganze Zeit bei sich getragen. Die Berichte waren sehr interessant.
Azure hatte schon einiges über die Kriege gehört und hin und wieder auch mal was dazu gelesen, aber noch nie so detailliert wie in diesem Buch. Azure war gerade vertieft in seine neue Lektüre, als er aufgerufen wurde. Er erschrak und zuckte dabei leicht zusammen. Schon schoss der fast vergessene Schmerz durch seinen ganzen Körper. Azure stand mit etwas Mühe auf und ging in das Nebenzimmer, wo die Krankenschwester auf ihn wartete. Sie fragte, was passiert sei und Azure beschrieb ihr die Situation mit Nando. Er musste seine Jacke und das T-Shirt ausziehen, um der Krankenschwester seinen großen blauen Fleck zu zeigen. Sie befühlte ihn vorsichtig, trotzdem zuckte Azure dabei sofort zusammen. Sie cremte die Stelle ein, gab Azure eine Tube mit der Creme und ein paar Tabletten, die er vor und nach dem Schlafen einnehmen sollte. Azure bedankte sich, zog sein T-Shirt, die Jacke und seine Amulette wieder über.
Vor dem Zimmer der Krankenschwester wartete der Klan-Meister auf Azure.
“Was sagt sie?”, fragte er gleich.
“Es ist wohl nur eine starke Prellung und sollte in ein paar Tagen verheilt sein.”
“Gut.” Der Meister sah etwas nachdenklich aus. “Willst du nicht noch eine Zeit bei uns bleiben? Wie wir ja gesehen haben, musst du noch einiges übers Kämpfen lernen.”
“Sehr gern, aber ich will euch keine Belastung sein.”
Azure machte ein verlegenes Gesicht, als er das sagte.
“Das bist du nicht, ich hoffe nur, dass wir es nicht in Zukunft bereuen werden. Komm, ich zeig dir dein Zimmer. Ein paar unserer Zimmer stehen immer für Gäste bereit. Nimm es uns bitte nicht übel, aber sie werden in der Nacht abgesperrt.
Wir wollen keine ‘Fremden’ durch unsere Hallen schleichen haben. Es ist nur eine Absicherungsmaßnahme.” Azure nickte verständnisvoll, wunderte sich aber, dass man ihn nie mehr gefragt hatte, wie er überhaupt hinein kam. Wusste der Klan-Meister es schon? Wenn es jemandem wichtig wäre, würde man ihn sicherlich darauf ansprechen. Vertieft in seine Gedanken folgte Azure dem Meister zu einem Zimmer mit Blick zum Garten.