Baccara Exklusiv Band 229 - Karen Booth - E-Book

Baccara Exklusiv Band 229 E-Book

Karen Booth

0,0
5,99 €

-100%
Sammeln Sie Punkte in unserem Gutscheinprogramm und kaufen Sie E-Books und Hörbücher mit bis zu 100% Rabatt.
Mehr erfahren.
Beschreibung

MIT DIR KEHRT DIE LUST ZURÜCK von Karen Booth
„Es wird nie gutgehen mit uns.“ Mit dieser SMS zerplatzt Julias Traum vom Glück, nachdem sie eine heiße Nacht mit sexy Profisportler Logan verbracht hat. Als sie sich Monate später wiedersehen, macht Julia ihm ein Geständnis. Logan will zu ihr halten, aber wird er sie auch lieben?

EINE HEISSE NACHT MIT DEM FEIND von SARA ORWIG
Im Streit mit ihrem Nachbarn Tony Milan muss ein neuer Plan her! Und so beschließt Lindsay, Tony zu becircen. Mit Erfolg – bis sie sich ihm hingibt. Bereits am Morgen ist klar: Mit diesem Mann wird Lindsay nie glücklich! Auch wenn sie sich mit jeder Faser ihres Körpers nach ihm sehnt …

EINE WETTE AUS LIEBE? von MICHELLE CELMER
Ein klares Nein, wie von der hübschen Krankenschwester Clare, ist dem umschwärmten Dr. Parker Reese neu! Um zu beweisen, dass er sie dennoch erobern wird, schließt er eine Wette ab. Ein Fehler – denn als er Clare endlich in seinen Armen hält, will der Womanizer nur noch eins gewinnen: ihr Herz!

Das E-Book können Sie in Legimi-Apps oder einer beliebigen App lesen, die das folgende Format unterstützen:

EPUB
MOBI

Seitenzahl: 614

Bewertungen
0,0
0
0
0
0
0
Mehr Informationen
Mehr Informationen
Legimi prüft nicht, ob Rezensionen von Nutzern stammen, die den betreffenden Titel tatsächlich gekauft oder gelesen/gehört haben. Wir entfernen aber gefälschte Rezensionen.



Karen Booth, Sara Orwig, Michelle Celmer

BACCARA EXKLUSIV BAND 229

IMPRESSUM

BACCARA EXKLUSIV erscheint in der Verlagsgruppe HarperCollins Deutschland GmbH, Hamburg

Redaktion und Verlag: Postfach 301161, 20304 Hamburg Telefon: +49(0) 40/6 36 64 20-0 Fax: +49(0) 711/72 52-399 E-Mail: [email protected]
Geschäftsführung:Katja Berger, Jürgen WelteLeitung:Miran Bilic (v. i. S. d. P.)Produktion:Christina SeegerGrafik:Deborah Kuschel (Art Director), Birgit Tonn, Marina Grothues (Foto)

Erste Neuauflage in der Reihe BACCARA EXKLUSIV, Band 229 02/2023

© 2017 by Karen Booth Originaltitel: „The Best Man’s Baby“ erschienen bei: Harlequin Enterprises Ltd., Toronto Published by arrangement with HARLEQUIN ENTERPRISES II B.V./S.àr.l. Übersetzung: Victoria Werner Deutsche Erstausgabe 2018 by CORA Verlag GmbH & Co. KG, Hamburg,in der Reihe BACCARA, Band 2022

© 2016 by Sara Orwig Originaltitel: „That Night with the Rich Rancher“ erschienen bei: Harlequin Enterprises Ltd., Toronto Published by arrangement with HARLEQUIN ENTERPRISES II B.V./S.àr.l. Übersetzung: Johanna Lewes Deutsche Erstausgabe 2018 by CORA Verlag GmbH & Co. KG, Hamburg,in der Reihe BACCARA, Band 2016

© 2016 by Harlequin Enterprises ULC Originaltitel: „The Doctor’s Baby Dare“ erschienen bei: Harlequin Enterprises Ltd., Toronto Published by arrangement with HARLEQUIN ENTERPRISES II B.V./S.àr.l. Übersetzung: Roswitha Enright Deutsche Erstausgabe 2018 by CORA Verlag GmbH & Co. KG, Hamburg,in der Reihe BACCARA, Band 2011

Abbildungen: Harlequin Books S. A., alle Rechte vorbehalten

Veröffentlicht im ePub Format in 02/2023 – die elektronische Ausgabe stimmt mit der Printversion überein.

E-Book-Produktion: GGP Media GmbH, Pößneck

ISBN 9783751516440

Alle Rechte, einschließlich das des vollständigen oder auszugsweisen Nachdrucks in jeglicher Form, sind vorbehalten. CORA-Romane dürfen nicht verliehen oder zum gewerbsmäßigen Umtausch verwendet werden. Sämtliche Personen dieser Ausgabe sind frei erfunden. Ähnlichkeiten mit lebenden oder verstorbenen Personen sind rein zufällig.

Weitere Roman-Reihen im CORA Verlag:BIANCA, JULIA, ROMANA, HISTORICAL, TIFFANY

Alles über Roman-Neuheiten, Spar-Aktionen, Lesetipps und Gutscheine erhalten Sie in unserem CORA-Shop www.cora.de

Werden Sie Fan vom CORA Verlag auf Facebook.

Mit dir kehrt die Lust zurück

1. KAPITEL

Julia Keys verließ das Taxi vor dem Haus ihrer Eltern unter Blitzlichtgewitter und lauten Zurufen der Reporter.

„Wo ist Derek, Julia? Kommt er zur Hochzeit Ihrer Schwester?“

„Stimmt es, dass Sie zusammen mit Derek nach einem Haus suchen?“

„Läuten bei Ihnen bald die Hochzeitsglocken?“

Die Fragen nahmen kein Ende. Dabei waren sie völlig aus der Luft gegriffen. Derek war ihr Partner bei den momentanen Dreharbeiten – mehr nicht. Sie würde ihn auf keinen Fall daten, auch wenn ihr Leben davon abhinge. Allein von der Vorstellung wurde ihr übel, mehr noch als bei der Morgenübelkeit, unter der sie am Anfang ihrer Schwangerschaft gelitten hatte. Und das wollte etwas heißen.

Sie wich den Reportern aus und rollte den Koffer mit einem Wochenvorrat an Designerkleidern hinter sich her den Weg hinauf zum Haus ihrer Eltern. Bei ihrem letzten Besuch in Wilmington zu Beginn des Sommers hatte der Rhododendron geblüht. Das war auch das letzte Mal gewesen, dass Logan Brandt ihr Herz mit Füßen getreten hatte. Zum allerletzten Mal. Das hatte sie sich fest vorgenommen.

Ihr Vater kam die Stufen zur Veranda heruntergelaufen und nahm sie in seine Arme. „Gewöhnt euch mal Manieren an!“, rief er in Richtung der Paparazzi, die an der Straße stehen geblieben waren.

Zumindest besaßen die lokalen Presseleute genug Anstand, kein Privatgrundstück zu betreten. Das ließ sich von ihren Kollegen in Los Angeles oder New York leider nicht sagen. Nach zehn Jahren beim Film hatte Julia sich widerstrebend mit diesen Begleiterscheinungen ihres Berufs abgefunden. Am Morgen hatte ihre Managerin sie völlig hysterisch angerufen und sie gewarnt, dass die Pressemeute über sie herfallen würde, weil das Gerücht in Umlauf gekommen war, sie hätte eine Affäre mit ihrem Filmpartner.

„Tut mir leid, Daddy. Rede nicht mit ihnen. Sie verschwinden wieder, wenn wir sie ignorieren.“ Sie hauchte ihrem Vater einen Kuss auf die glatt rasierte Wange. Sein Haar war noch voll und von kräftigem Braun – derselbe Ton, den auch Julias Locken hatten, nur dass sich an seinen Schläfen die ersten grauen Strähnen zeigten. Sein Blick verriet Sorge, was durchaus verständlich war. Schließlich stand die eine Tochter unmittelbar vor ihrer Hochzeit, während die andere der Presse zufolge einen sehr zweifelhaften Männergeschmack bewies. Julia konnte nur hoffen, dass er genauso ruhig blieb, wenn sie ihm von ihrem eigentlichen Problem erzählte. Einem Problem, das ihn zum Großvater machen würde.

Ihr Vater führte sie ins Haus. Hier war es nur unwesentlich kühler als draußen. Sie wusste, es hatte keinen Zweck, ihn zu bitten, die Klimaanlage einzuschalten. Für ihn war jetzt im September Herbst. Und das bedeutete, dass die Klimaanlage nicht mehr nötig war. Obwohl die Sommertemperaturen in North Carolina bis Ende Oktober anhalten konnten.

Ihre Mutter betrat das Wohnzimmer. Sie trug eine ärmellose rosa Bluse und eine weiße Caprihose. Das rotbraune Haar hatte sie sich zu einem Pferdeschwanz gebunden, dazu hatte sie wie immer ihre eleganten Perlenohrringe angelegt. Sie rieb sich die Hände an einem karierten Küchentuch trocken. Julias jüngere Schwester, Tracy, folgte ihr dicht auf den Fersen. Die Braut in spe war ihrer Mutter wie aus dem Gesicht geschnitten. Tracy musterte Julia, als wäre sie der Teufel in Person. Unwillkürlich fragte Julia sich, ob sie bei den Pressehaien vor dem Haus nicht bessere Chancen hätte.

Ihre Mutter umarmte Julia und gab ihr einen Kuss. „Schön, dich zu sehen, Liebes. Ich freue mich sehr, dich schon zum zweiten Mal innerhalb von drei Monaten zu Hause zu haben.“

Drei Monate. Genug Zeit, um schwanger zu werden. „Das Klassentreffen von der Highschool war schön und gut, aber es kommt ja nicht jeden Tag vor, dass meine kleine Schwester heiratet.“ Julia wollte Tracy umarmen.

Tracy stemmte ihre Arme in die Seiten. „Wie lange wollen wir noch so tun, als ob Julia nicht versuchen würde, mir die Hochzeit zu verderben? Wenn ihr herumstehen und so tun wollt, als wäre alles in Ordnung, dann bitte ich Carter, mir einen Drink zu mixen.“

Es tat weh, dass Tracy so reagierte, doch Julia konnte ihr keinen Vorwurf machen. Wären die Rollen umgekehrt gewesen, hätte sie sich über die Meute vor dem Haus auch geärgert. „Das mit den Paparazzi tut mir leid, aber ich kann nichts dafür. Es gab schon Gerüchte über Derek und mich, bevor die Dreharbeiten begonnen haben. Glaubt mir, da läuft nichts zwischen uns.“

„Ich habe die Fotos gesehen. Du hast ihn praktisch geküsst.“ Ihre Mutter legte eine bedeutungsvolle Pause ein. „Leugnest du es, weil dir peinlich ist, wie er sich benimmt? Es heißt, er sei sieben Mal wegen Trunkenheit am Steuer verhaftet worden. Wie kannst du dir einen solchen Mann nur antun?“

Julia schüttelte den Kopf. Ihr brach der Schweiß aus. Wenn es der Presse schon gelang, ihre eigene Mutter von diesem Blödsinn zu überzeugen, dann würde sie jeden überzeugen. „Mom, hör mir zu.“ Sie legte ihrer Mutter die Hände auf die Schultern. „Ich schwöre dir, zwischen Derek und mir ist nichts. Ja, es sieht wie ein Kuss aus. Aber wir haben nur eine Szene geprobt. Ich interessiere mich nicht für ihn. Und er sich nicht für mich.“ Außerdem hat er widerlichen Mundgeruch.

„Dann geh hinaus und erzähl das diesen Leuten.“ Julias Vater hatte die Vorhänge einen Spaltbreit auseinandergezogen, um einen Blick zur Straße zu werfen. „Wir haben viel Geld für die Hochzeit ausgegeben. Ich möchte nicht, dass das Fest gestört wird.“

Wenn er wüsste, wie sehr sie sich darum bemühte, dieses Fest nicht zu stören! Es brachte sie fast um, das Wissen von ihrer Schwangerschaft für sich zu behalten. Wieso konnte nicht ein Mal alles ganz normal sein? Wäre ihr Leben normal gewesen, hätte sie einfach mit dem Kindsvater nach Hause kommen und ihren Eltern sagen können, dass sie schwanger war. Ihre Mutter hätte einen kleinen Überraschungsschrei ausgestoßen, vor Freude über das ganze Gesicht gestrahlt und ihr dann eine Million Fragen gestellt. Ihr Vater wäre zu ihrem liebevollen, attraktiven Mann gegangen und hätte ihm mit festem Händedruck gratuliert, gefolgt von einem anerkennenden Schlag auf die Schulter.

Aber natürlich konnte nichts normal sein. Bisher gab es in Julias Leben trotz ihrer neunundzwanzig Jahre keinen liebevollen Ehemann. Doch weit problematischer war etwas anderes: Sie wusste nicht, wer der Vater ihres Babys war – ihr Ex oder Logan Brandt. Ups.

„Ihr müsst mir einfach vertrauen“, sagte Julia. „Falls wir uns auf ein Gespräch mit der Presse einlassen, nehmen die Fragen kein Ende. Wir sollten sie einfach ignorieren und uns auf Tracy konzentrieren.“ Bitte! Alles ist mir lieber, als weiter dagegen anzukämpfen, sofort von dem winzigen neuen Leben in mir zu erzählen.

Tracy schnaubte nur und schüttelte den Kopf. „Uns auf Tracy konzentrieren“, wiederholte sie höhnisch und ließ sich auf die Couch fallen. „Und das kommt ausgerechnet von dir.“ Sie hatte schon immer eine sehr direkte Art gehabt. Warum hätte sich das jetzt ändern sollen?

Ihr Vater setzte sich in seinen Lehnstuhl. „Jules, du glaubst, dass du weißt, was du tust, aber ich habe meine eigenen Erfahrungen mit der Presse.“ Er war seit einundzwanzig Jahren Senator, und zwar seit einundzwanzig skandalfreien Jahren. „Wenn sie sich schon so viel zusammengereimt haben, werden die Spekulationen endlos weitergehen. Wer weiß, was sie sich als Nächstes ausdenken?“

Ihre Mutter seufzte schwer. „Ich darf gar nicht mehr darüber nachdenken. Ich muss irgendetwas in der Küche tun. Vielleicht eine Flasche Chardonnay öffnen.“

„Siehst du? Jetzt ist deine Mutter aufgebracht. Ich habe nicht all das Geld dafür ausgegeben, dass meine Frau unglücklich ist.“

„Ist das alles, was dich interessiert?“, fuhr Tracy ihn an. „Das Geld? Und was die Leute sagen?“

„Im nächsten Jahr sind Wahlen. Meine Familie sollte ein Pluspunkt dabei sein, keine Belastung.“

Tracy warf die Zeitschrift für Brautmoden beiseite, in der sie gerade geblättert hatte. „Es scheint gar nicht um meine Hochzeit zu gehen. Julia, das Geld und Dads Job – das ist alles, was hier zählt.“

„Wir haben noch nie einen Skandal in der Familie gehabt, Trace. Ich möchte, dass das auch so bleibt.“

Einen Skandal in der Familie! Wenn sie wüssten! Julia atmete tief durch. Ihr schwindelte leicht. Der reibungslose Auftakt zu Tracys Hochzeit war verpatzt, und sie selbst trug die Schuld daran. Es war ein bedrückendes Gefühl. Während der letzten zehn Jahre hatte Tracy in der Familie immer nur die zweite Geige gespielt. Im Vordergrund hatte Julia gestanden. Julia und ihr Erfolg beim Film. Es drehte sich alles nur um sie, auch wenn Julia es zu vermeiden suchte. Langsam wurde es Zeit, dass ihre Schwester im Mittelpunkt stand. Dann konnte Julia der Aufmerksamkeit der Familie entgehen und den idealen Zeitpunkt abpassen, um von ihrer Schwangerschaft zu erzählen. Irgendwann nach der Hochzeit, wenn das glückliche Paar in den Flitterwochen auf den Bahamas war.

Tracys Verlobter Carter kam herunter. „Logan ist gerade vorgefahren.“

Logan. Noch eine Klippe, die sie nehmen musste. Julias Hoffnung sank. Das Gefühl der Übelkeit verstärkte sich. Sie musste an sein strahlendes Lächeln denken. Daran, wie sie das letzte Mal zusammen gewesen waren. Sie hatten fast das ganze Wochenende im Bett verbracht. Sie musste an seine nackte Brust denken, an die Schultern … und all die anderen Teile seines muskulösen Körpers, an die sie sich so deutlich erinnerte. Diese verdammten Schwangerschaftshormone. Ihr Puls raste. Sie war zornig über die Art, wie Logan ihre Affäre nach dem Klassentreffen beendet hatte. Und frustriert darüber, dass sie wieder einmal die Frau war, die nie etwas richtig machen konnte. In ihren Zorn mischte sich Unsicherheit.

Sie wurde Mutter. Und Logan war vielleicht der Vater ihres Kindes. Doch vielleicht auch nicht. Einerlei – sie musste es ihm sagen. Musste mit seiner Reaktion fertigwerden und dann weitermachen. Allein. Dafür hatte Logan gesorgt.

Aber zuerst musste sie den richtigen Zeitpunkt finden, um ihm von ihrer Schwangerschaft zu erzählen. Vielleicht sollte sie die Methode ihrer Mutter anwenden. Wenn diese ihrem Mann etwas zu beichten hatte, das ihn aufregen könnte, sagte sie es ihm, während er am Steuer saß. Mit zwei Händen am Lenkrad konnte er es sich schließlich nicht leisten aufzubrausen.

Logan Brandt parkte in der schmalen Allee ein paar Häuser von der großen Villa der Keys entfernt. Die Familie lebte hier, solange er denken konnte. Er blieb in seinem Leihwagen sitzen und beobachtete durch die Sonnenbrille die Reporter vor dem Haus. Einige telefonierten. Alle warteten.

Wo Julia war, herrschte Chaos. Auch wenn sie nie ein Star geworden wäre und nicht die Titelblätter unzähliger Zeitschriften geziert hätte – sie wäre trotzdem immer von einem Hauch Drama umgeben gewesen. Was die aktuelle Ursache betraf … Logan war es absolut leid. Wieder einmal wurde Julia eine Affäre mit einem unmöglichen Mann nachgesagt.

Sein Telefon klingelte. Es war Carter, der Bräutigam. Sein bester Freund seit Highschool-Tagen. „Hey“, meldete Logan sich. „Ich bin gleich da.“

„Lügner! Du sitzt in deinem Leihwagen vor dem Haus, weil dir nicht der Sinn nach Julia steht.“

„Woher weißt du, dass ich es bin?“

„Niemand aus Wilmington fährt einen so teuren Wagen. Niemand außer dir.“

Logan lachte leise. Er liebte Autos, besonders, wenn sie schnell waren. Das wusste keiner besser als Carter. Sie hatten sich im ersten Jahr an der Highschool beim Baseball kennengelernt. Logan bekam schließlich einen Platz in der Schulmannschaft, voller Verheißungen für die Zukunft. Und so kam es dann auch: ein Stipendium für die UCLA, acht Jahre als Werfer in der Major League. Rekordverdächtige Siege. Rekordverdächtige Prämien. Dann ein einziges dramatisches Spiel. Eine Verletzung, die seine Karriere beendet hatte. In seiner Lebensplanung hatte er nicht vorhergesehen, dass alles vorbei sein würde, ehe er dreißig war.

Julia war ein Verlust ganz anderer Art, auch wenn er ihn genauso stark beschäftigte. Sie war seine Highschool-Liebe gewesen. Die Frau, die ihn besser als alle anderen verstand. Und doch hatte sie ihn unzählige Male verletzt und enttäuscht. Er musste wohl eine masochistische Ader haben, denn er begehrte sie immer noch.

„Du musst hereinkommen und Julia dazu bringen, die Presse abzuwimmeln. Tracy flippt schon aus“, bat Carter.

„Ich bezweifle, dass sie auf mich hören wird. Nicht nach allem, was nach dem letzten Klassentreffen passiert ist.“

Julia und Logan sahen sich jedes Jahr bei ihrem Klassentreffen. Dabei hatte sich im Laufe der Zeit so etwas wie eine Tradition entwickelt. Zuerst wurde ein Cocktail getrunken, gefolgt von gnadenlosem Flirten – Lachen, leichten Berührungen, bedeutungsvollen Blicken. Nach dem zweiten Drink folgte eine hitzige Diskussion, in der es immer nur darum ging, dem anderen um eine Nasenlänge voraus zu sein. Dazu gehörten schon fast verzweifelte Beteuerungen, wie glücklich man doch sei. Mit dem dritten Drink und dem darauf folgenden Schwips konnte der schmerzliche Gang durch die Erinnerungen beginnen. Es endete für gewöhnlich mit einer leidenschaftlichen Knutscherei. Einer von ihnen zog schließlich die Notbremse, bevor es zu weit ging. Und in der Regel war es im nächsten Jahr der andere, der auf die Bremse trat.

Beim letzten Klassentreffen hatten sie mit dieser Tradition gebrochen. Sie waren beide verletzt gewesen. Logan hasste seinen neuen Job als Kommentator für den Sport, den er so schrecklich vermisste. Und Julia hatte die Rolle einer wesentlich älteren Frau angeboten bekommen. Sie erwähnte auch, dass wieder ein Mann sie fallengelassen hatte, aber Logan bemühte sich, darüber hinwegzuhören. Sie hatten einander gebraucht in dieser milden Juninacht. Es endete mit zwei unvergesslichen Tagen im Bett: mit viel Lieben, Lachen und Reden.

Leider war Logan abrupt in die Wirklichkeit zurückgeholt worden, als er nach ihrem Wochenende an einem Zeitungskiosk die Schlagzeilen über eine Romanze zwischen Julia und ihrem neuen Filmpartner las – einem Star namens Derek. Ob das Ganze nun stimmte oder nicht, es erinnerte ihn deutlich daran, dass Julia nicht in der Lage war, sesshaft zu werden. Sie war zu sehr damit beschäftigt, die Welt zu retten. Fand immer neue Loser, denen sie helfen zu müssen glaubte. Logan weigerte sich, einer von ihnen zu sein. Ihm war nichts anderes übriggeblieben, als die Geschichte zwischen ihnen zu beenden, bevor Julia ihn wieder verletzen konnte.

„Tut mir leid, dass du das mit ihrem neuen Freund so erfahren hast“, sagte Carter. „Das muss ganz schön schwer für dich sein.“

„Alles in Ordnung. Ich habe die Zeitungen schon gesehen. Ich wusste Bescheid.“ Genau wie beim letzten Mal. Und bei jedem anderen Mal davor.

„Würdest du jetzt bitte ins Haus kommen, damit ich dir ein Bier anbieten kann und kein schlechtes Gewissen haben muss, weil ich selbst eins trinke? Und das um vier Uhr nachmittags.“

„Ich bin gleich bei dir.“

Logan nahm den Seitenweg zum Haus der Keys. Die Reporter brüllten ihm ihre Fragen zu. Viele forderten ihn auf, dafür zu sorgen, dass Julia herauskam. Aber ein Mann interessierte sich auch dafür, wie es denn sei, nicht mehr Baseball zu spielen. Logan ignorierte die Frage und winkte den Leuten nur zu. Er hatte nicht die Absicht, sich in irgendeiner Weise zu Julia und dem neuen Mann in ihrem Leben zu äußern. Und noch weniger wollte er über sich sprechen.

Mrs. Keys öffnete ihm die Tür und umarmte ihn herzlich. „Logan Brandt. Ich hoffe, dass ihr – du und Julia – heute gut miteinander auskommt. Wir haben schon genügend Drama gehabt.“

Logan nickte lediglich. Verstohlen hielt er nach Julia Ausschau. „Machen Sie sich unsertwegen keine Sorgen.“ Das mache ich schon für Sie.

Carter winkte ihm zu. „Ich hole gleich mal zwei Bier.“

Tracy erhob sich. Sie packte Logan bei den Armen. Ihre Augen waren gerötet. „Kannst du mit ihr reden, damit sie endlich etwas tut, um die Presse loszuwerden? Du bist vielleicht der Einzige, auf den sie hört.“

„Ich weiß nicht, ob …“

Logan unterbrach sich, als Julia aus der Küche kam. Sie erstarrte. Ihre Blicke trafen sich, und er hatte das Gefühl, in Erinnerungen zu versinken. Die jüngsten waren ihm am stärksten im Gedächtnis geblieben. Er sah sie vor sich, wie sie schlief, während er eine Hand an ihrem Körper hinuntergleiten ließ. Ein Lächeln glitt über ihre Züge. Wenn Julia glücklich war, dann war die Welt schön.

Für einen Moment wünschte er, die SMS, die er ihr geschrieben hatte, zurücknehmen zu können. Die SMS, die alles beendet hatte. Der Druck in seiner Brust machte ihm zweierlei deutlich: Er konnte nicht ohne sie leben, aber auch nicht mit ihr. Wenn er dabei nicht draufgehen wollte, musste er sich von ihr fernhalten.

„Jules.“

„Logan.“ Julia kam nicht näher. Das war gut, wenn auch enttäuschend. Sie hatte die Arme vor der Brust verschränkt, schien eine Mauer um sich errichtet zu haben. Der Vanilleduft ihrer Haut stieg ihm dennoch in die Nase.

„Wie geht es dir?“, fragte er.

Sie wirkte zwar gestresst, war aber so atemberaubend wie immer. Das seidige braune Haar fiel sexy auf ihre Schultern hinab. Er konnte sich genau erinnern, wie weich es sich anfühlte. Ihre Pfirsichhaut schien förmlich zu strahlen. Es stand ihr. Perfekt.

„Danke, gut. Ich denke, wir sollten jetzt über die Hochzeit und nicht über mich reden“, erwiderte sie.

„Eine wunderbare Idee“, stimmte Mrs. Keys zu. „Ich habe noch etwas Besonderes für Carter in der Küche, das möchte ich schnell holen. Dann können wir anfangen. Wie wäre es, wenn wir den Plan durchgehen, Trace, und du sagst jedem, was er zu tun hat.“

Tracy zog einen Hefter hervor und setzte sich damit auf die Couch. Carter reichte Logan eine Flasche Bier und nahm neben seiner Braut Platz. Er legte einen Arm um sie und hauchte ihr einen Kuss auf die Schläfe. Carter hatte Logan im Laufe der Jahre oft beneidet, aber in diesem einen Punkt hatte er ihn geschlagen. Von einer vorübergehenden Trennung abgesehen, verlief seine Liebesgeschichte mit Tracy unkompliziert und harmonisch. Logan hätte alles für eine vergleichbare Beziehung gegeben.

Stolz lächelnd brachte Mrs. Keys ein Tablett mit ihren berühmten gefüllten Eiern herein und stellte es vor ihren zukünftigen Schwiegersohn.

„Oh, Mann! Danke. Ich liebe diese Dinger.“ Carter schob sich sofort ein halbes Ei in den Mund und stöhnte genussvoll.

Julia wandte sich rasch ab.

„Alles in Ordnung?“, fragte Logan sie, während Mrs. Keys sich auf den freien Platz neben Tracy setzte.

Julia hielt die Augen geschlossen und nickte. „Ja, ja. Ich habe nur vor einigen Wochen eine schlechte Erfahrung mit gefüllten Eiern gemacht. Das ist alles.“

„Oh, Honey, das wusste ich nicht“, sagte Mrs. Keys bestürzt, während ihr Mann sich ebenfalls ein Ei gönnte. „Ich kann sie wegstellen, wenn es dir lieber ist.“

Julia schüttelte den Kopf. „Mach dir meinetwegen keine Sorgen. Ich weiß doch, wie sehr alle deine Eier lieben.“

Mr. Keys saß in seinem Sessel, sodass für Julia und Logan nur das kleine Sofa blieb. Als ihre Blicke sich trafen, musste er gegen den Drang ankämpfen, sie in die Arme zu schließen. So fühlte er sich immer, wenn sie missgestimmt war. Er verspürte dann einfach das enorme Bedürfnis, sie zu küssen, bis ihre Laune besser war.

„Bitte, Ladies first.“ Er ließ ihr den Vortritt.

Julia rollte die Augen. „Was für ein Gentleman.“

„Ich bin nur höflich.“

„Dafür ist es ein wenig zu spät.“

„Keine Streitereien“, fuhr Tracy sie an. „Julia, du bringst mich noch um. Es ist wichtig, dass die Trauzeugen miteinander auskommen. Die Reporter sind ja schon schlimm genug. Dabei könntest du sie so leicht dazu bringen, dass sie verschwinden.“

Julia drückte sich an den Rand der Couch, so weit weg von Logan wie möglich. „Ich kann es nur noch einmal sagen: Die Geschichte ist erlogen. Ich weiß, dass ihr alle glaubt, ich hätte einen schlechten Männergeschmack, aber keine Sorge – mit diesem Typen läuft nichts. Und wenn wir die Reporter einfach ignorieren, werden sie von ganz allein verschwinden.“

Logan war sowohl erleichtert als auch überrascht. Keine Romanze mit Derek? Wirklich? „Julia hat wahrscheinlich recht“, pflichtete er ihr bei. „Irgendwann dürfte ihnen langweilig werden.“ Wesentlich entspannter als noch vor Sekunden setzte er sich zu ihr auf die Couch. „Keine Sorge, wir kommen schon miteinander aus.“

Tracys Blick glitt zwischen ihnen hin und her. Sie schien nicht überzeugt, wandte ihre Aufmerksamkeit aber wieder dem Hefter zu. „Gebt mir eine Minute, damit ich entscheiden kann, was jeder tun soll. Mom, kannst du mal einen Blick darauf werfen?“

Mrs. Keys rückte näher an ihre Tochter heran, und die beiden vertieften sich in die Papiere. Carter und Mr. Keys nutzten die Gelegenheit, sich den Eiern zu widmen.

Logan dachte immer noch an Julia und ihren Filmpartner. War die Geschichte tatsächlich erfunden? „Du hast also kein Verhältnis mit Derek?“, fragte er leise.

„Nein.“

„Nie gehabt?“

„Nie“, entgegnet sie aufgebracht. „Nach deiner netten SMS bin ich ziemlich erstaunt, dass du dich dafür interessierst.“

Au! Das saß. „Ich möchte dich nur nicht mit dem falschen Mann sehen, Jules.“

„Okay, hört zu.“ Tracy ergriff das Wort. Sie verteilte die Aufgaben wie ein Vier-Sterne-General, der seine Truppen in die Schlacht führt. Logan hatte keine Gelegenheit, sich weiter mit Julia zu unterhalten, auch wenn er es gern getan hätte. Und sei es nur, um die Wogen zwischen ihnen wieder zu glätten.

Julia machte sich rasch Notizen. „Verstanden. Ich kümmere mich um die Blumen und die Torten. Allerdings habe ich keinen Wagen gemietet.“ Sie räusperte sich. „Logan, kannst du mich vielleicht fahren?“

„Das halte ich für sinnvoll, zumal ihr im selben Hotel übernachtet“, warf Mrs. Keys ein.

In der Tat. Das wäre sinnvoll, aber er hatte das Gefühl, dass Julia Hintergedanken hatte. Etwas in ihrem Ton verriet es ihm. Was auch immer es war – er konnte nur hoffen, dass sie nicht die Absicht hatte, ihm als Rache für die SMS den Kopf abzureißen. „Natürlich. Wir werden alle zusammen dafür sorgen, dass Tracy und Carter die perfekte Hochzeit bekommen.“

2. KAPITEL

Julia war genervt. Die Reporter klopften unablässig an die Scheiben von Logans Leihwagen und bombardierten sie mit Fragen.

„Das ist doch wirklich absurd. Irgendwann wird sich dabei noch jemand verletzen.“ Logan ließ den Wagen auf die Straße rollen. Sobald der Weg frei war, gab er Gas.

Julia wurde in den Sitz gedrückt. Ihr Magen schien einen Satz zu machen. „Fahr vorsichtig, Logan.“ Sie warf einen Blick in den Rückspiegel. Die Reporter rannten zu ihren Wagen. „Sie folgen uns.“

„Wir werden sie abhängen. Jetzt.“

Logan bog unvermittelt in eine Seitenstraße ein. Er kannte hier jeden Winkel, genau wie Julia. Sein Elternhaus war nur wenige Blocks entfernt. Er blickte zwischen Straße und Rückspiegel hin und her. Dabei fuhr er sich mit der Hand über das kurze schwarze Haar. Julia musste unwillkürlich daran denken, wie sich seine Bartstoppeln auf ihrer Haut anfühlten, wenn er sie küsste. Oder wie es war, wenn sie sich in seine Arme schmiegte. Seine Nähe tat ihr weh. Vor drei Monaten war alles so viel einfacher gewesen. Achtundvierzig Stunden lang waren sie zusammen gewesen. Hatten sich geküsst. Hatten sich geliebt. Bevor er abrupt Schluss gemacht hatte.

Das Steuer lag fest in seinen Händen. Er hatte die Ärmel seines dunkelblauen Hemdes bis zu den Ellenbogen aufgerollt. Unwillkürlich registrierte sie das Spiel seiner Muskeln. Er konnte ihr das Gefühl geben, leicht wie eine Feder zu sein.

Logan bog neuerlich ab. Ihre Übelkeit wuchs. Julia verschränkte die Arme über dem Bauch. „Kannst du etwas langsamer fahren? Mir ist übel.“

„Das kann doch nicht wahr sein. Du bist doch das Mädchen, das auf jeder Kirmes zuerst Würstchen gegessen hat und danach mit den abartigsten Achterbahnen gefahren ist. Je schneller und steiler, desto besser. Möglichst gleich zweimal hintereinander.“

Ohne es zu ahnen, hatte Logan ihr eine Brücke gebaut. Er war nicht auf den Kopf gefallen. Sie konnte ihr Geheimnis nicht ewig vor ihm verbergen. Sobald sie den ersten Cocktail ausschlug, würde er wissen, dass etwas nicht stimmte. Sein Blick war auf die Straße gerichtet. Vielleicht war das der richtige Zeitpunkt, die Methode ihrer Mutter zu testen.

„Kannst du ein Geheimnis für dich behalten?“ Sie tat so, als suche sie etwas in ihrer Tasche. Unter gar keinen Umständen wollte sie ihm jetzt in die Augen sehen.

„Worum geht es?“

„Beantworte zuerst meine Frage.“

Er bog in die Straße ein, die zu ihrem Hotel führte. „Na gut. Solange es nicht um Mord geht, kann ich ein Geheimnis für mich behalten.“ Er hielt an einer Ampel, die gerade auf Gelb gewechselt hatte. Normalerweise wäre er noch über die Kreuzung gefahren, aber an der Ecke stand ein Polizeiwagen.

Was sah das Protokoll ihrer Mutter für Ampeln vor? Julia hatte keine Ahnung. Ihr Puls raste, doch sie drohte an ihrem Geheimnis zu ersticken, wenn sie es nicht bald mit jemandem teilen konnte. Sie musste es Logan sagen. Zumindest den ersten Teil. Dann konnte sie weitersehen.

„Ich bin schwanger.“

Die Ampel sprang auf Grün um. Logan rührte sich nicht.

„Du bist was?“

Julia deutete nach vorn. „Grüner wird’s nicht.“

„Oh.“ Logan gab Gas. „Du bist schwanger?“

„Richtig.“ Und du könntest der Vater sein. Diesen Zusatz behielt sie zunächst einmal für sich.

„Deine Familie hat keine Silbe darüber verloren.“

„Ich weiß es erst seit drei Wochen, und ich wollte Tracy nicht die Show stehlen.“

„Du wirst es deiner Familie sagen müssen, Jules. Sie werden traurig darüber sein, dass du es ihnen vorenthalten hast.“

Julia schluckte. Und wie reagiert der mögliche Vater darauf, dass ich es ihm nicht eher gesagt habe? „Du hast ja gesehen, wie angespannt Tracy ist. Das wäre zu viel für sie.“

Julia sah das Hotel. Sie würden gleich dort sein. Dieser Gedanke löste eine ganze Reihe von Gefühlen in ihr aus. Hätte ihre Mutter doch nur nicht ihr altes Zimmer zu ihrem Büro gemacht. Gäbe es doch nur noch ein anderes Hotel in der Nähe. Hätten Logan und sie doch nur nicht miteinander geschlafen, als sie das letzte Mal hier gewesen waren. Dann würde jetzt nicht diese Flut bittersüßer Erinnerungen über sie hereinstürzen.

Erinnerungen an seine durchdringenden Blicke, mit denen er so viel mehr sagte, als Worte es vermocht hätten. Er war im Schlafzimmer eher ein Mann der Tat. Aber wenn er etwas sagte, war er meistens sehr direkt. Du bist so unglaublich sexy, Jules. Am liebsten würde ich die Tür abschließen und den Schlüssel wegwerfen.

Er hatte sie verzaubert. Sie war so naiv gewesen zu hoffen, dass sie beide ein Paar sein könnten. Und Stunden nachdem sie sich voneinander verabschiedet hatten, war dann seine SMS gekommen: Mit uns wird es nie gutgehen. Wir sollten es einsehen. Ein für alle Mal.

Hätten sie nicht miteinander geschlafen, dann hätte sie jetzt wahrscheinlich kein Problem mit irgendwelchen Geheimnissen. Sie drückte sich eine Hand auf den Bauch. Egal, wie viele Probleme sich daraus ergaben: Sie wollte das Kind. Niemals würde sie die Zeit mit Logan bedauern, ganz gleich, wie schmerzlich sie geendet hatte.

Nicht das Baby war das Problem.

Logan bog auf die Auffahrt zum Hotel ein. „Ich weiß nicht, wieso ich versucht habe, ihnen zu entkommen. Die Bastarde sind schon da.“ Er deutete auf die Übertragungswagen vor dem Hotel.

„So viele Hotels gibt es hier ja nicht. Es war klar, dass sie es herausfinden würden.“

Sie hielten dort, wo der Portier ihnen den Wagen abnehmen sollte, aber es war weit und breit niemand vom Hotel zu sehen. Logan wandte sich zu Julia. „Warte kurz, bis ich auf deiner Seite des Wagens bin. Ich möchte nicht, dass du dich ihnen allein stellst. Du weißt, wie die Kerle sind – und jetzt befinden wir uns auf öffentlichem Grund. Sie werden also nicht mehr auf Distanz bleiben.“

„Ich komme schon zurecht.“

„Nun gönn mir doch meinen Moment als Macho.“

„Also gut.“ Sie faltete die Hände im Schoß und wartete.

Logan stieg aus. Die Reporter umschwirrten ihn. Mit wenigen Schritten war er auf Julias Seite. „Bitte alle etwas zurücktreten“, befahl er. „Lassen Sie Ms. Keys aussteigen.“

Sie setzte ihre Sonnenbrille auf und öffnete die Tür. Wohl ein Dutzend Reporter mit Kameras und Mikrofonen umringten sie. Sie hasste solche Situationen.

Julia, wo ist Derek?

Haben Sie eine Affäre mit Mr. Brandt?

Der Portier schob sich durch die Meute. „Mr. Brandt. Ms. Keys. Es tut mir leid, dass ich nicht hier war, als Sie vorgefahren sind.“

Logan drückte ihm die Wagenschlüssel und einen Geldschein in die Hand. „Es wäre nett, wenn Sie unser Gepäck nach oben bringen lassen könnten.“

„Natürlich, Mr. Brandt. Ich bin ein großer Fan von Ihnen. Ein sehr großer Fan.“

Logan lächelte ihn an. Er war immer nett zu seinen Fans. Aber Julia stand jetzt an erster Stelle. Er legte einen Arm um sie und hielt mit dem anderen die Reporter auf Distanz.

Diese Geste vermittelte vielleicht nicht die richtige Botschaft, doch Julia genoss es, sich von Logan beschützt zu fühlen.

„Sind Sie beide ein Paar?“, wollte jemand wissen, erhielt aber keine Antwort.

Logan ging schneller, als sie sich dem Eingang näherten. Die Meute ließ sich nicht abwimmeln. „Moment mal!“ Logan nahm seine Sonnenbrille ab und richtete sich zu voller Größe auf. Die Reporter wichen ein Stück zurück. „Wenn Sie auch nur einen Schritt über die Schwelle treten, werde ich mich nicht erst an das Hotelmanagement wenden, sondern gleich die Polizei rufen. Suchen Sie sich eine andere Story.“ Er nahm Julia bei der Hand und verschwand mit ihr durch die Drehtür.

„Alles in Ordnung?“ Logan sah sie forschend an, als sie durch die Lobby gingen.

Seine Berührung ließ ihr einen Schauer über den Körper laufen. Einen Schauer, der sie zutiefst frustrierte. „Alles gut.“ Sie trat an die Rezeption. „Ich würde gern einchecken. Die Reservierung läuft unter dem Namen Brady.“

„Marcia?“ Logan lachte leise.

„Jan Brady. Ich bin keine Marcia“, entgegnete sie.

Der Mann an der Rezeption lächelte. Er schien es zu genießen, darüber Bescheid zu wissen, wenn ein Promi unter falschem Namen lief. „Mr. Brandt, ich sehe, Sie haben auch reserviert.“ Erstaunt blickte er von einem zum anderen.

In diesem Augenblick erkannte Julia den Mann. Er hatte auch Dienst gehabt, als Logan und sie vor drei Monaten hier übernachtet hatten. Damals waren sie in Logans Suite geblieben. Julia hatte sich nicht die Mühe gemacht, vor dem Klassentreffen ein Zimmer zu buchen. Und als sie im Hotel ankamen, waren sie kurz davor, einander schon in der Lobby die Kleider vom Leib zu reißen. Es schien absurd, noch eine zweite Suite zu mieten.

Doch die Umstände hatten sich geändert.

Mit den Schlüsseln in der Hand betraten Julia und Logan den Fahrstuhl. Ein älteres Paar kam dazu. Weil niemand etwas sagte, konnte Logan seine Gedanken schweifen lassen. Julia war schwanger? Und es war ein Geheimnis? Wer zum Teufel war der Vater? Er blickte zu ihr hinüber. Noch war kein Babybäuchlein zu sehen. Aber sie wusste ja auch erst seit wenigen Wochen davon. Sie konnte also noch nicht sehr weit sein. Augenblick … Wie weit war sie? Konnte er …? Nein. Nicht das. Oder? Konnte es sein? War er der Vater?

Der Fahrstuhl hielt. Das ältere Paar stieg aus. Logan bemerkte die Unsicherheit in Julias Blick. Etwas belastete sie. Er sah es. Wollte alles wissen, auch wenn es vielleicht wehtat. Sie hielten im obersten Stockwerk. Soweit Logan sich erinnerte, war es die einzige Etage mit Suiten. Den Nummern auf ihren Schlüsseln nach zu urteilen, hatten sie gegenüberliegende Räume.

„Wir sollten reden“, erklärte Julia, als sie vor ihren Türen standen. Ihr heiserer Ton verriet, wie angegriffen ihre Nerven waren. Und wenn man alles bedachte – die Reporter, ihre Familie, die Hochzeit, das Geheimnis – dann war verständlich, dass sie erschöpft wirkte.

„Das finde ich auch. Ich würde gern mehr über deine … äh … Umstände erfahren.“ Er kam sich albern vor, als er es so formulierte, aber zumindest hatte er sein Versprechen gehalten und ihr Geheimnis nicht ausgesprochen.

„Ich brauche etwas zu essen. Ich habe richtig Hunger.“

„Obwohl dir vorhin im Auto so übel war?“

„Ja, das ist wohl eine der merkwürdigen Seiten … daran. Mir ist übel, und gleichzeitig würde ich wer weiß was für ein Grillhähnchen und einen Pfirsichkuchen geben. Einen ganzen, nicht nur ein Stück.“

Er hatte immer noch Mühe, sich an den Gedanken zu gewöhnen, dass Julia schwanger war. Darüber zu reden, half nicht weiter, sondern machte es nur noch bizarrer. „Da die Geier nach wie vor draußen herumlungern, sollten wir das Hotel lediglich im Notfall verlassen.“

„Können wir den Zimmerservice rufen und miteinander reden, nachdem ich mich umgezogen habe?“

Ein Page kam mit ihren beiden Rollkoffern den Gang herunter.

„Sieht so aus, als kämen deine Sachen genau im richtigen Moment. In einer halben Stunde bei mir?“

„Perfekt.“

Logan brachte seinen Koffer ins Zimmer und bestellte etwas zu essen: gegrilltes Schweinefleisch für sich und, da es kein Grillhähnchen gab, ein Steak für Julia. Medium rare, genau wie sie es mochte. Und Julia hatte noch nie ein Steak stehen gelassen. Er packte den Anzug für das Probeessen am Vorabend der Hochzeit aus, hängte ihn zusammen mit den übrigen Sachen in den Schrank und zog Jeans und T-Shirt an. Er wollte es sich bequem machen, um auf das vorbereitet zu sein, was Julia noch für ihn in petto hatte. So viel war sicher: Sie hatte ein Talent dafür, ihn zu überraschen.

Der Zimmerservice brachte gerade das Essen, als Julia aus ihrem Zimmer kam. „Tut mir leid, dass es etwas länger gedauert hat. Ich habe mich kurz hingelegt und bin eingeschlafen.“

Sie war so müde, dass sie einfach einschlief? Das sah Julia gar nicht ähnlich. Logan konnte es kaum glauben. Sie stand eigentlich immer unter Strom, hatte immer etwas vor, immer jemanden, den sie treffen, ein neues Abenteuer, in das sie sich stürzen wollte. Das war jetzt also ihr neues Abenteuer: ein Baby.

Ihr Lächeln war einen Hauch melancholisch. Sie wirkte plötzlich klein und irgendwie zerbrechlich, als sie an ihm vorbeiging und ihm der sinnliche Duft ihrer Haut in die Nase stieg. Lag es daran, dass sie so müde war und verzweifelt versuchte, es zu verbergen? Obwohl sie sich nur selten den Luxus gönnte, verletzlich zu wirken, war Julia ein sehr offener Mensch. Es musste ihr mehr als schwergefallen sein, die Schwangerschaft vor ihrer Familie zu verbergen.

Sie trug jetzt ein weites rosa Top und eine schwarze Yogahose. Julia war immer eine Augenweide in ihren Designerkleidern, aber so lässig gefiel sie ihm noch besser. „Wir können uns zum Essen auf das Sofa setzen“, schlug er vor.

Sie stürzte sich heißhungrig auf das Steak. Essen hatte schon immer zu ihren Leidenschaften gehört, auch als sie noch sehr jung und dünn wie eine Bohnenstange gewesen war. „Du hast genau das Richtige bestellt“, sagte sie zwischen zwei Bissen.

Logan nickte lächelnd und aß, ohne wirklich etwas zu schmecken. Er fragte sich wieder, wer der Vater des Kindes war, und fürchtete sich zugleich vor dem, was sie ihm erzählen würde. Wahrscheinlich handelte es sich um einen steinreichen CEO, einen machtgeilen Produzenten oder einen ihrer Filmpartner mit strahlend weißem Zahnpastalächeln. Allerdings gab es in seinem Innern auch eine leise Stimme, die immer wieder hartnäckig fragte, ob er selbst vielleicht …

Die Erinnerung stand ihm noch deutlich vor Augen. Es war nach dem Klassentreffen in seiner Suite gewesen. Er hatte sie ausgezogen und dabei den Anblick ihrer Kurven genossen. Die Art, wie sie sich bewegte, verriet ihm, dass sie sich in ihrem Körper wesentlich wohler fühlte als in ihrer Schulzeit. Sie hatte seinen Gürtel geöffnet, ihn zärtlich geküsst und gesagt, dass sie kein Kondom brauchten. Sie nehme die Pille.

Flachsend hatte sie hinzugesetzt: „Wenn ich sie nicht vergesse.“

Dann war seine Hose zu Boden geglitten und weitere Details der Verhütung hatten ihn nicht interessiert. Allein in der einen Nacht hätte sie mehrere Male schwanger werden können, und das war nur der Auftakt ihres gemeinsamen Wochenendes gewesen …

„Du bist also schwanger. Das ist super. Wirklich super.“ Er wusste selbst nicht, warum sein Vokabular plötzlich so begrenzt war. Er wusste nur, dass seine Hände feucht wurden.

„Ich weiß.“ Sie faltete die Serviette zusammen und legte sie auf den Tisch. „Ich war überrascht – gelinde gesagt.“

„Es war also nicht geplant?“

„Nein, bestimmt nicht.“

„Wie weit bist du?“

„Im dritten Monat.“

Sag es einfach! „Und was sagt der Vater des Kindes dazu?“

Sie blickte ihn einen Moment lang an. Noch nie hatte er sie so befangen erlebt. „Offen gestanden weiß ich es nicht, denn ich bin mir nicht ganz sicher, wer der Vater ist.“

Sein Puls raste. Er wusste, dass die Männer ihr nachliefen, aber war es wirklich so extrem? „Oh.“

„Entweder ist es mein Ex, also der Kerl, der mich direkt vor dem Klassentreffen verlassen hat, oder … du bist es.“

Logan hatte das Gefühl, sein Herz bliebe stehen. Er beugte sich vor, stützte die Ellenbogen auf die Knie und nickte. Überlegte. Auf eine der Varianten war er vorbereitet gewesen. Nicht auf beide. Er konnte der Vater sein? Vielleicht aber auch nicht? Diese Ungewissheit konnte er nicht ertragen. Er richtete sich auf. „Wir müssen einen Vaterschaftstest machen lassen. Und zwar sofort.“

„Ich wusste, dass du das sagen würdest, aber ich sehe keinen Sinn darin. Das Ergebnis würde nichts ändern.“

„Für mich schon.“

„Es spielt keine Rolle. Denn in jedem Fall bin ich von einem Mann schwanger, der nicht mit mir zusammen sein möchte. Kannst du dir vorstellen, wie schrecklich sich das anfühlt? Ich muss mich jetzt in meinem eigenen Interesse auf etwas Positives konzentrieren. Und das ist das Baby.“

Logan konnte kaum glauben, was sie da sagte. „Ich werde doch wahnsinnig, wenn ich die kommenden sechs Monate mit der Ungewissheit leben soll, ob ich der Vater bin oder nicht.“

„Das ist dein Problem. Schließlich sind wir kein Paar. Wir werden warten, bis das Baby da ist, und dann werden wir es wissen. Ich bezweifle, dass wir einen Vaterschaftstest brauchen.“

Wie sollte das Ganze konkret ablaufen? Sollte er zusammen mit ihrem Ex vor dem Kreißsaal sitzen und darauf hoffen, dass das Kind eine möglichst dunkle Hautfarbe hatte?

„Ich habe darüber nachgedacht. Das Vernünftigste ist, bis zur Geburt zu warten. In der Zwischenzeit kannst du dir überlegen, wie weit du dich einbringen willst. Darüber müssen wir dann reden. Hoffentlich kann ich mich darauf verlassen, dass du flexibel und vernünftig bist. Ich möchte die Sache ungern über einen Anwalt laufen lassen.“

Er traute seinen Ohren nicht. Bei ihr klang das Ganze so, als handele es sich um zwei Firmen, die eine Fusion planten. „Was hat denn dein Ex dazu gesagt?“ Es widerstrebte ihm, sich vorzustellen, dass sie dieses Gespräch auch mit einem anderen Mann geführt hatte. Selbst wenn er wusste, dass er keinerlei Ansprüche auf sie hatte.

„Er will nichts mit mir zu tun haben. Er ist überzeugt, dass ich mir das Baby nur ausgedacht habe, um ihn zurückzubekommen.“

„Was soll das denn heißen? Wenn man eine Frau schwängert, dann übernimmt man auch die Verantwortung. Das ist doch wohl das Mindeste.“

Eine Träne rollte ihr über die Wange. Sie schlang die Arme um sich und lehnte sich zurück. „Er sieht das offensichtlich anders.“

Logan musste seine Empörung zügeln. Er atmete tief durch. „Wenn das Kind von mir ist, werden wir heiraten.“

„Jetzt ist nicht die Zeit für Witze.“ Sie lachte freudlos.

„Das ist kein Witz. Wenn ich der Vater bin, werden wir heiraten. Du bist mit beiden Elternteilen aufgewachsen. Ich …“ Ihm brach die Stimme, als er an seinen Vater dachte. „Ich hatte beide Eltern, bis mein Dad starb. Ein Kind braucht seine Familie. Ich könnte mit keiner anderen Lösung leben.“

„Ich werde dich nicht heiraten. Ausgeschlossen.“

„Doch, das wirst du. Im Gegensatz zu deinem Ex bin ich ein Mann. Ich übernehme die Verantwortung für das, was ich tue.“ Er wusste schon nicht mehr, was er da sagte. Noch vor wenigen Sekunden war es ihm vollkommen sinnvoll erschienen.

„Das spielt keine Rolle, Logan. Du liebst mich nicht und bist überzeugt, dass es mit uns nie gutgehen würde. Erinnerst du dich? Deine SMS war mehr als deutlich. Ich kann sie dir Wort für Wort wiedergeben. Sie hat sich mir unauslöschlich eingeprägt.“

Keine Frage, er hatte ihr Verhältnis unmissverständlich beendet und geglaubt, in ihrer beider Interesse zu handeln. War er zu kalt gewesen? „Was hätte ich machen sollen? Ich kam zum Flughafen und sah dich auf dem Titelblatt einer Zeitschrift. Der Schlagzeile zufolge knisterte es zwischen dir und Derek heftig. Die Probeaufnahmen waren eine Woche vor dem Klassentreffen. Du hattest gerade eine Beziehung hinter dir. Das sagte mir alles, was ich im Hinblick auf eine gemeinsame Zukunft mit dir wissen musste.“

„Es hat keine knisternde Szene mit Derek gegeben. Wieso glaubt mir das niemand?“

„Weil es bei dir anscheinend immer einen Mann in der Warteschleife gibt. Irgendeinen Loser, dem du wieder auf die Spur helfen willst.“

Sie warf ihm einen vernichtenden Blick zu, bevor sie sich erhob und zur Tür ging. „Du kannst ein solcher Idiot sein. Du hast wirklich ein Gespür dafür, wie du einen Menschen richtig verletzen kannst.“

Er folgte ihr rasch. „Moment mal. Wir sind noch nicht fertig.“

Sie stieß ihm einen Finger in die Brust. „Du glaubst, dass die kommenden sechs Monate schwer für dich seien. Aber was denkst du, wie es mir dabei geht? Wie soll ich mich fühlen, nachdem beide Männer, die als Vater infrage kommen, mich sitzen gelassen haben? Hast du darüber schon einmal nachgedacht?“

„Ich habe dich gebeten, mich zu heiraten, und bin bereit, die Vaterrolle zu übernehmen.“

„Du hast mich nicht gebeten, du hast es einfach gefordert. Aber dazu wird es nicht kommen. Ich heirate niemanden aus irgendeinem Pflichtgefühl heraus und schon gar keinen Mann, der sich von mir getrennt hat. Ich habe genug Fehler gemacht, was dich angeht.“ Julia stürmte aus der Suite hinaus.

Die Tür fiel krachend hinter ihr ins Schloss.

Fassungslos ließ Logan sich auf die Couch sinken. Er würde die ganze Nacht kein Auge zumachen.

Sein Handy meldete den Eingang einer SMS. Was noch? Er las die Nachricht. Sie kam von Julia.

Um zehn Uhr Abfahrt zum Blumenladen.

Super. Morgen durfte er sich zu Hochzeitsvorbereitungen mit einer Frau treffen, die ihn schier in den Wahnsinn trieb. Die sich strikt weigerte, ihn zu heiraten. Und die schwanger war. Vielleicht sogar von ihm.

3. KAPITEL

Logan hatte sich gestern Abend wie der letzte Idiot benommen – sich nur Gedanken darüber gemacht, wie er sechs Monate der Ungewissheit überstehen sollte. Hatte sie informiert, dass er sie heiraten werde. Dazu würde es definitiv nicht kommen. Sie konnte das alles auch allein schaffen. Sie brauchte Logans Hilfe nicht.

Auch wenn sein Anblick durchaus wohltuend war.

„Oh, Hey. Guten Morgen.“ Logan begrüßte sie mit einem verlegenen Lächeln. Er stand am Eingang zu seiner Suite mit nichts weiter als einem Handtuch um die Hüften geschlungen. Auf seinen Schultern glänzten noch Wassertropfen. „Ich wollte nur die Zeitung hereinholen.“ Als er sich danach bückte, konnte sie einen Blick auf seinen perfekten Rücken werfen.

Julia fühlte sich wie festgenagelt. Seine samtige Stimme beschwor Erinnerungen an ihren letzten gemeinsamen Morgen in diesem Hotel herauf. Sie dachte daran, wie Logans langer, nackter Körper sich in den frühen Morgenstunden von hinten an sie geschmiegt hatte. Seine Lippen liebkosten ihren Hals, während er eine Hand zwischen ihre Beine schob, um sie zärtlich streichelnd aufzuwecken.

„Jules? Alles in Ordnung?“

„Morgen“, murmelte sie und schob den Wagen des Zimmerservice auf den Flur. „Ich habe Schinken zum Frühstück bestellt, aber vom Geruch wurde mir übel. Falls du die Reste willst …“ Sexy, Jules. Wirklich sexy!

Er sah den Korridor hinunter, lehnte seine Tür an und überquerte den Flur. Rasch hob er den Deckel vom Teller und schnappte sich etwas Schinken. „Nur zwei Scheiben. Die Kamera macht gleich zehn Pfund daraus.“

„Damit dürftest du kein Problem haben.“ Ihr Blick fiel auf seinen Bauch, der so flach und muskulös wie früher war. Er mochte kein aktiver Sportler mehr sein, aber er hielt seinen Körper immer noch in Form. Und daran zu denken, wie sie in den Genuss seiner Vorzüge gekommen war … Diese starken Arme hatten sie umschlungen. Hatten ihr ein ganzes Wochenende lang das Gefühl gegeben, dass sie genau dorthin gehörte. Der Preis war hoch gewesen. Weit höher, als sie zu zahlen bereit gewesen war: Jede Faser ihres Herzens hatte sie gegeben. Und ein großes Stück ihres Stolzes.

„Bist du in einer Viertelstunde fertig?“ Sie lehnte sich gegen ihre Tür.

„Kein Problem. Ich habe den Portier schon angerufen. Wir können den Seitenausgang benutzen. Dort wartet der Wagen auf uns.“

„Und du glaubst, die Presse bemerkt den teuren Schlitten nicht, den du dir mieten musstest?“

Er zuckte die Schultern. „Ich habe nicht die Absicht, mir den Spaß verderben zu lassen. Damit musst du leben, Baby.“

Baby! Ha!

Julia kehrte in ihr Zimmer zurück und versuchte, sich nicht zu viele Gedanken über Haare und Make-up zu machen. Es fiel ihr schwer, weil sie wusste, dass sie den ganzen Tag mit Logan verbringen würde. Er hatte sie zurückgewiesen und es daher verdient, ein bisschen gequält zu werden. Das war vielleicht ihre einzige Möglichkeit, sich an ihm zu rächen. Sie entschied sich für einen geschwungenen dunkelblauen Rock, der ihre Beine gut zur Geltung brachte. Außerdem wählte sie schwarze Ballerinas und ein ärmelloses weißes Top mit einem V-Ausschnitt, der den Ansatz ihrer Brüste betonte. Sie waren wirklich voller geworden. Wenigstens etwas, das sie von dieser Schwangerschaft hatte. Vom Baby natürlich abgesehen.

Sie traf Logan auf dem Gang. Er sah wie immer atemberaubend aus. Ganz lässig in Jeans und einem weißen Hemd, die Ärmel bis zu den Ellenbogen aufgerollt. Er führte sie durch einen Nebenausgang zu seinem wartenden Wagen. Sein Plan, inkognito zu bleiben, funktionierte perfekt. Allerdings nur, bis sie den Parkplatz verließen.

Im Rückspiegel beobachtete Julia, wie die Reporter zu ihren Autos rannten.

„Keine Sorge, ich hänge sie ab“, versicherte Logan ihr.

Er versuchte dieselben Tricks wie am Vortag, blieb aber an einer roten Ampel stecken. Die Reporter erreichten den Blumenladen zur gleichen Zeit wie sie. Julia eilte sofort hinein, während Logan die Presse energisch bat, draußen zu bleiben.

Julia strich sich das Haar aus dem Gesicht, als eine rothaarige Frau aus dem Lagerraum nach vorn kam. „Kann ich Ihnen helfen?“, fragte sie freundlich, noch bevor sie Julia erkannt hatte. „Himmel“, entfuhr es ihr dann. „Sie sind das!“

Julia lächelte. Das war die einzige Möglichkeit, die Leute dazu zu bringen, sich wieder zu entspannen. „Hi. Sie liefern die Blumen für die Hochzeit meiner Schwester Tracy am kommenden Samstag. Ich würde mir die Bestellung gern ansehen. Meine Schwester ist ziemlich wählerisch, und ich möchte, dass alles perfekt ist.“

Die Frau nickte. „Ich bin Bryony. Kommen Sie doch mit.“

Die Ladenglocke schlug an, als Logan hereinkam. Er folgte ihnen nach hinten und blieb schließlich in der Haltung stehen, die sie noch aus Schulzeiten kannte und spöttisch seine Hab-Acht-Stellung genannt hatte: die Beine leicht gespreizt, die Schultern durchgedrückt, die Hände hinter dem Rücken verschränkt. So war er ihr das erste Mal in der Schule aufgefallen, als er ihnen beim Softballspielen zusah.

Er war damals so weit außerhalb ihrer Liga gewesen, dass sie fast ein ganzes Jahr gebraucht hatte, um den Mut aufzubringen, ihn anzusprechen. Und das gelang ihr nur deshalb, weil er zufällig auf einer Party im Strandhaus ihrer Eltern aufgetaucht war. Während sie fasziniert seine schönen dunklen Augen betrachtet hatte, wurde ihr langsam bewusst, dass er nicht einmal ihren Namen kannte. Aber sie musste wohl etwas richtig gemacht haben, denn eine Woche später gingen sie miteinander.

Ein Jahr später trennten sich ihre Wege wieder, weil sie beide weit voneinander entfernt zum College gingen. Damals hatte sie die Initiative ergriffen und ihre Beziehung beendet. Es war vielleicht etwas vorschnell gewesen, doch sie wollte Reife zeigen. Sie hatte Angst davor, ihr Elternhaus zu verlassen. Aber noch größer war ihre Angst, dass Logan sie eines Tages anrief, um sich wegen einer anderen von ihr zu trennen. Oder vielleicht wegen fünfzig anderer. Es hätte mit Sicherheit nicht lange gedauert. Letztlich wurde Logan dann der Mann ihrer Vergangenheit, den sie nicht haben konnte. Das war alles. Die Umstände, das Schicksal oder andere Frauen – irgendetwas stand immer zwischen ihnen.

Logan wartete geduldig, während Julia sich die Blumen ansah, die im Kühlfach für ihre Schwester bereitlagen. Da ihre Mutter gern im Garten arbeitete, wusste auch Julia einiges über Pflanzen. Sie hakte alle auf der Liste ab, die Tracy ihr gegeben hatte. Weiße Hortensien, Löwenmäulchen und Rosen. Rosa Tulpen, weitere Rosen und … Oh, nein!

„Das sind keine Pfingstrosen“, sagte sie.

„Unser Lieferant hatte keine mehr“, erklärte Bryony. „Wir mussten stattdessen Ranunkeln nehmen.“

Julia schüttelte den Kopf. „Nein, nein, nein. Meine Schwester liebt Pfingstrosen. Sie wird einen hysterischen Anfall bekommen, wenn sie fehlen.“

Bryony zuckte die Schultern. „Tut mir leid, anders ging es eben nicht. Die Blüten sehen ja glücklicherweise relativ ähnlich aus.“

„Logan, du meinst doch auch, dass Ranunkeln nicht das Richtige sind, oder?“

„Offen gestanden sehen für mich alle Blumen gleich aus“, bekannte er mit entwaffnendem Lächeln.

Die Floristin schmunzelte. „Es tut mir leid, aber ich kann zu dieser Jahreszeit keine Pfingstrosen aus dem Hut zaubern. Ich habe Ihrer Schwester gleich gesagt, dass es ein Problem damit geben könnte.“

„Ich kümmere mich darum.“ Julia wählte die Nummer ihrer Assistentin. Wenn sie nicht die richtigen Blumen besorgte, würde Tracy einen Anfall bekommen und ihrer Schwester die Schuld dafür geben.

„Julia. Ist alles in Ordnung?“ Liz meldete sich gleich nach dem ersten Klingeln.

„Hey. Du musst etwas für mich tun. Könntest du dich mit deinem Floristen in Verbindung setzen und ihn vier Dutzend rosa Pfingstrosen an den Floristen in Wilmington schicken lassen? Wir brauchen ein sehr helles Rosa. Nicht zu rot. Verstehst du?“

„Ja, natürlich. Mach ich.“

„Ich schicke dir die Adresse per SMS. Und sage ihm bitte, dass die Blumen für meine Schwester sind. Kann ich mich darauf verlassen?“

„Klar, ich habe alles notiert. Sonst noch was?“

Julia hatte das Gefühl, vorsichtig wieder aufatmen zu können. „Nein, das wäre es für den Augenblick.“

„Ist alles andere in Ordnung? Die Presse hat sich wirklich auf das Derek-Thema eingeschossen. Ich habe auf einem der Fotos gesehen, dass Logan bei dir ist. Wie läuft es?“

Liz arbeitete schon seit Jahren für Julia. Sie hatte sie wohl schon Dutzend-, wenn nicht gar Hundertmal über Logan klagen hören. „Äh … hm … alles in Ordnung.“ Julia konnte nicht mehr sagen. Nicht, wenn Logan in der Nähe war.

„Wenn du die Presse loswerden willst, sag ihnen doch, dass du mit Logan zusammen bist“, schlug Liz vor. „Dann dürften sie dich wenigstens einen oder zwei Tage in Ruhe lassen. Kann natürlich auch sein, dass sie dann erst recht aufdrehen. Man kann ja nie wissen, aber mein Gefühl sagt mir, dass sie ihre Fotos machen und Geschichten schreiben werden. Anschließend dürften sie über Derek herfallen und ihn fragen, ob du ihm das Herz gebrochen hast.“

Julia beobachtete, wie Logan mit Bryony sprach. Die Frau war ganz rot geworden. Wenn ein Mann einer Frau das Gefühl geben konnte, begehrenswert zu sein, dann war es Logan. Das bewirkte er quasi schon mit seiner bloßen Gegenwart. Und sie wusste aus Erfahrung, wie weh es tun konnte, wenn er einem dieses Gefühl wieder nahm. „Eine gute Idee“, sagte sie zu Liz. „Ich werde darüber nachdenken.“

Julia beendete das Gespräch und ließ sich die Karte der Floristin geben, um ihre Adresse an Liz zu senden. „Die Pfingstrosen werden morgen früh hier sein. Alles andere sieht sehr gut aus. Vielen Dank für Ihre Mühe.“

Sie wandte sich an Logan. Er wirkte gleichermaßen verwirrt und amüsiert. Sie liebte diesen Ausdruck an ihm. Aber eigentlich liebte sie alles an seinem Gesicht: die vollen Lippen, das markante Kinn und die Augen, die einen so anstrahlen konnten, dass es unmöglich schien, er könne jemanden verletzen.

„Deine Schwester kann wirklich von Glück sagen, dass sie mich nicht auf die Blumen angesetzt hat“, sagte er. „Die ganze Hochzeit wäre doch ruiniert gewesen, wenn sie diese Ranun – du weißt schon – bekommen hätte.“

Julia lachte leise. „Ranunkeln. Du weißt, wie sehr ich meine Schwester liebe. Ich versuche nur, etwas von dem Chaos, das ich angerichtet habe, wiedergutzumachen. Und nun wollen wir uns um die Torten kümmern.“

Vor dem Laden standen inzwischen noch mehr Reporter. Entweder verlor Julia die Geduld, oder sie wurden hartnäckiger. Logan sorgte dafür, dass sie sicher zum Wagen kam. Sie war sehr dankbar dafür, ihn an ihrer Seite zu haben. Auf dem Weg zur Konditorei blickte sie verstohlen zu ihm hinüber und versuchte sich vorzustellen, was geschehen wäre, wenn er ihr am vergangenen Abend einen echten Antrag gemacht hätte – weil er sie liebte. Sie könnten zusammen sein. Könnten abends miteinander reden. Könnten Pläne schmieden. Vielleicht war das der Grund, warum ihr so daran lag, für ihre Schwester alles perfekt zu machen. Wenn sie selbst schon kein Happy End haben konnte, dann wenigstens Tracy.

Eine Viertelstunde später trafen sie bei der Konditorei ein und mussten wieder zur Tür sprinten, weil die Reporter sie bedrängten. Sie schienen mit ihren Nerven am Ende. Jeder hatte seine eigene Theorie, wieso Julia sich hier mit Logan Brandt zeigte und nicht mit Derek. Das war nicht gut.

Ein Konditor führte sie zu der Arbeitsfläche, auf der die drei Torten vorbereitet wurden: eine für das Hochzeits-Probeessen, dann die Torte des Bräutigams und natürlich die große Hochzeitstorte. Julia machte Fotos mit ihrem Handy und schickte sie an ihre Schwester. Die Antwort kam prompt. Zu Julias größter Erleichterung war bis auf den Rosaton einer Tortenglasur alles in Ordnung. Nachdem das geklärt war sowie Liefertermin und Adressen nochmals überprüft waren, konnte Julia den Termin abhaken.

Sie und Logan standen am Fenster der Konditorei. Die Reporter warteten draußen. Logan aß einen Keks zu Ende, den er der jungen Verkäuferin hinter dem Tresen abgeluchst hatte.

„Was ist aus deiner Sorge um die Kamera geworden, die bei jeder Sünde gleich zehn Pfund mehr zeigt?“, fragte Julia, als er sich die Krümel von den Lippen wischte.

„Für einen Keks mit Schokoladenstückchen mache ich gerne eine Ausnahme“, bekannte er. „Das ist meine einzige Schwäche.“ Er räusperte sich. „Das und der Wunsch, einem der Reporter die Faust ins Gesicht zu rammen.“

„Ich hasse den Gedanken, jetzt da rauszugehen.“ Julia schob sich den Gurt ihrer Tasche über die Schulter.

„Ich weiß nicht, ob ich das ein ganzes Wochenende lang ertrage. Wieso behaupte ich nicht einfach, ich sei dein Freund, damit sie endlich verschwinden?“

Genau das, was Liz vorgeschlagen hatte. „Das könnte funktionieren“, bemerkte Julia vorsichtig. Natürlich musste sie dann mit dieser Geschichte leben. Und mit dem hysterischen Anfall, der von ihrer Schwester zu erwarten war. „Ich würde vorschlagen, wir nehmen den Hinterausgang, aber wir müssten dennoch an ihnen vorbei, um zum Wagen zu gelangen.“

Er griff nach ihrer Hand. „Es wird schon gutgehen. Ich passe auf, dass dir nichts passiert.“ Er öffnete die Tür, und sie stellten sich der Meute.

Mit einiger Mühe entkamen sie den Reportern vor der Konditorei unbeschadet. Die Stimmung wurde auf beiden Seiten zunehmend gereizter. Natürlich folgten sie ihnen anschließend wieder in ihren Autos.

„Vielleicht wäre es am besten, wenn du ihnen irgendetwas sagen würdest, Jules. So erreichst du nur, dass ihr Frust immer weiter wächst.“

„Ich wüsste nicht einmal, wie ich es sagen soll. Du kennst mich doch. Gib mir ein Drehbuch, und ich komme damit klar. Vor Kameras und unfreundlichen Menschen, die mich anbrüllen, gerate ich in Panik. Dann fehlt nicht mehr viel, bis ich mich verhaspele und ihnen erzähle, dass ich bin schwanger bin.“

„Das wäre ja vielleicht ein Grund, warum du deinen Eltern alles sagen solltest, bevor es auf andere Weise ans Licht kommt.“

„Ausgeschlossen. Solange du das Ganze für dich behältst, ist alles in Ordnung.“

„Offen gestanden finde ich, dass es das Risiko nicht wert ist. Erzähl ihnen einfach die Wahrheit. Dann kannst du dich entspannen und die Hochzeit genießen.“

Julia bedachte ihn mit einem empörten Blick. „Das ist doch völliger Schwachsinn. Mein Plan ist nicht nur der beste, sondern auch der einzig mögliche. Mein Baby. Mein Plan.“

Ihr Plan. Jules machte es wie immer: Sie schloss die Augen und stürmte voran. Wie eine Dampfwalze. Es fiel ihr leichter, Rat zu geben, als ihn selbst anzunehmen. Nichts konnte sie von einer einmal gefassten Meinung abbringen. „Und wie sieht der Rest deines Plans genau aus? Irgendwann wirst du es deinen Eltern sagen müssen. Und was erzählst du dann über den Vater des Kindes?“

„Ich werde es ihnen so sagen, wie es ist. Vielleicht bist du der Vater, vielleicht aber auch nicht.“

Die brutale Wahrheit schmerzte noch genauso wie am Vortag. „Hast du dir einmal Gedanken darüber gemacht, wie sie reagieren könnten? Es könnte viele Folgen haben, und die meisten davon betreffen mich.“

„Du denkst doch immer nur an dich.“

„Nein, tue ich nicht. Ich denke deinen Plan lediglich bis zum logischen Ende durch. Erinnerst du dich an das, was dein Dad zu mir gesagt hat, als ich dich zum Abschlussball abgeholt habe?“

Sie kniff die Augen zusammen. „Was hat das denn damit zu tun?“

„Beantworte einfach meine Frage. Weißt du noch, was er gesagt hat?“

Sie zog einen Pflegestift aus der Tasche und fuhr damit über ihre Lippen. Logan war dankbar, dass er auf die Straße achten musste. Er hatte eine Schwäche für ihren Mund – und dafür, was sie damit anstellen konnte.

„Mein Dad hat dich gefragt, welche Absichten du hast. Fragt das nicht jeder Dad?“

„Richtig, wie in alten Filmen. Was ich damit sagen will: Dein Vater ist noch von der alten Schule. Das ist einer der Gründe, warum ich ihn so mag. Er wird wissen wollen, ob ich zu meiner Verantwortung stehe. Und ich habe dir gesagt, dass ich dazu bereit bin.“

„Logan, du hast mir vor drei Monaten den Laufpass gegeben.“ Sie drehte sich so, dass sie ihn ansehen konnte. „Den Laufpass!“

Er wollte kein Bedauern darüber empfinden, dass er die Affäre beendet hatte, aber es stellte sich doch ein. Obwohl er sicher war, dass sie es nicht über den Sommer geschafft hätten. Julia wäre wieder flatterhaft geworden. Sie hätte wieder Dinge getan, die ihn daran zweifeln lassen würden, dass sie wirklich an ihm interessiert war. Mit solchen Situationen hatte er noch nie gut umgehen können. „Aber das war vor dem Baby.“

„Genau deshalb würde es nicht mit uns klappen. Ein Baby ist kein Grund zusammenzubleiben. Und ich habe nicht die Absicht, mit einem Mann zusammen zu sein, der mich vor drei Monaten nicht wollte – und sich nun Sorgen macht, was mein Vater von ihm denken könnte.“

„Ein Kind hat beide Elternteile verdient.“ Es irritierte ihn, dass seine Stimme zu brechen drohte. Immer wieder kam der Schmerz über den Verlust seines Vaters hoch. Trotz der vielen Jahre, die seither vergangen waren. Es fiel ihm nach wie vor schwer, an seinen Dad zu denken, obwohl die Phasen länger wurden, in denen er sich auf anderes konzentrieren konnte. Er musste daran denken, wie hart es für seine Mutter gewesen war, die alleinige Verantwortung für drei Jungen zu tragen. Für ihre Ausbildung. Und für das Haus, das noch abbezahlt werden musste. Er musste an das Versprechen denken, das er als Zwölfjähriger seinem Vater auf dem Sterbebett gegeben hatte: Mach dir keine Sorgen. Ich kümmere mich um Mom und meine Brüder. „Ich muss meine Verantwortung akzeptieren. Das bin ich dir schuldig, und ich will nicht, dass dein Vater etwas anderes denkt.“