Backrooms Logs: Akte Faceling - Allan Rexword - E-Book

Backrooms Logs: Akte Faceling E-Book

Allan Rexword

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Beschreibung

Bist du bereit? Begleite den 16-jährigen Marc auf seiner gefährlichen Reise durch die finsteren Backrooms! Hinterhältige Fallen, verrückte Kreaturen und irre Halluzinationen lauern auf ihn. Doch das ist nicht alles - ein übermächtiger Gegner bedroht auch seine Familie und Freunde in der realen Welt. Kann Marc seine Welt retten und das Geheimnis um die Facelinge in den Backrooms lüften? Was verbirgt sein Vater vor ihm? Finde es heraus in diesem actiongeladenen Thriller, in dem nichts so ist, wie es scheint, und dessen Twists dir den Atem rauben. Eine Geschichte basierend auf der bekannten Backrooms Internet-Meme. "Collector's Edition" mit 25 exklusiven Farbdrucken. Level, Szene, Charaktere und mehr.

Das E-Book können Sie in Legimi-Apps oder einer beliebigen App lesen, die das folgende Format unterstützen:

EPUB
MOBI

Seitenzahl: 224

Veröffentlichungsjahr: 2023

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Backrooms Logs

„Collector‘s Edition“

Von Allan Rexword

Impressum

© 2023 Allan Rexword

Verlagslabel:

Allan Rexword - Thriller & Fiction

ISBN Softcover: 978-3-347-97027-4

ISBN Hardcover: 978-3-347-97028-1

ISBN E-Book: 978-3-347-97029-8

Druck und Distribution im Auftrag: tredition GmbH, An der Strusbek 10, 22926 Ahrensburg, Germany

Das Werk, einschließlich seiner Teile, ist urheberrechtlich geschützt. Für die Inhalte ist verantwortlich. Jede Verwertung ist ohne unzulässig. Die Publikation und Verbreitung erfolgen im Auftrag, zu erreichen unter: tredition GmbH, Abteilung „Impressumservice“, An der Strusbek 10, 22926 Ahrensburg, Deutschland.

https://rexword.de

Backrooms Logs

Akte Faceling

„Collector‘s Edition“

Von Allan Rexword

Collector’s Edition:

Inklusive 25 hochwertiger Farbdrucke von diversen Backrooms-Leveln, Kreaturen und Szenen.

Buchbeschreibung:

Was ist Realität und was Fiktion? Marc, ein 16-jähriger Schüler, verschlägt es ungewollt in die verrückte Dimension der Backrooms. Dort erfährt er ein finsteres Geheimnis. Ihm bleibt keine Wahl, er zieht gegen einen übermächtigen Gegner in den Kampf, um Familie und Freunde in seiner eigenen Realität zu retten.

Über den Autor:

Das Autoren- und Leserherz von Allan Rexword schlägt für Fiction und Thriller. Neben Spannung und Action ist ihm wichtig, die Geschichten immer aus dem sehr persönlichen Blickwinkel der jeweiligen Protagonisten zu erzählen.

1. Auflage.

© Lars Nielsen – alle Rechte vorbehalten.

https://rexword.de

Inhalt

Cover

Backrooms Logs

Urheberrechte

Titelblatt

Abbildungsverzeichnis

Vorwort

Log 1

Log 2

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Ein Hauch Normalität

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Biergartengeflüster

Log 5

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Log 12

Log 13

Log 14

Log 15

Spiegelwelt

Munich Suburbs

Log 16

Log 17

Log 18

Log 19

(Un)vertraute Heimat

Nachwort

Backrooms Logs: Akte Faceling

Cover

Urheberrechte

Titelblatt

Log 1

Nachwort

Backrooms Logs: Akte Faceling

Cover

I

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III

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Abbildungsverzeichnis

Abb. 1: Level 0 „Die Lobby“

Abb. 2: Portrait von Lia (Biologist in Level 1)

Abb. 3: Abb. 3: Level 1 “Habitable Zone”

Abb. 4: Level 2 „Pipe Dreams“

Abb. 5: Ein Faceling verlässt Level 2

Abb. 6: Porträt von Alex

Abb. 7: Level 3 “Elektrisches Werk”

Abb. 8: Zeichnung von Level 931 „Die Greenery“

Abb. 9: „Die Maschine“

Abb. 10: Level 9 „Darkened Suburbs“

Abb. 11: TV-Geschäft in Level 11

Abb. 12: Level 111 „Der Modellbauboden“

Abb. 13: Militärtruck in Level 11

Abb. 14: Drone vor dem Void

Abb. 15: Level 999 „Insel des Voids“

Abb. 16: Foto [Top Secret]

Abb. 17: Foto [Top Secret]

Abb. 18: Münchner Vororte

Abb. 19: Ein Paar in der Finsternis

Abb. 20: Erneutes Treffen mit Lia [Top Secret]

Abb. 21: Gigantisches Stadion in Level 11

Abb. 22: Facelinge im Treppenhaus

Abb. 23: Fahrstuhl des Grauens

Abb. 24: Foto [Top Secret]

Abb. 25: Schmucklose Zelle

Vorwort

Hey Leute,

ich freue mich, dass diese Logs über Umwege zu euch gefunden haben. (Danke, @AllanRexword!). Damit ihr das nicht falsch versteht: Das ganze kranke Zeug habe ich mir nicht ausgedacht. Ist eher so was wie ein Tagebuch. Und ich bete echt, dass ihr das nie erleben werdet. Aber sollte einer von euch auch in dieser freakigen anderen Dimension landen, den „Backrooms“. Na ja, dann ist es eh zu spät, schätze ich. Von dort gibt es praktisch keinen Weg zurück. Okay, ich hab‘s offensichtlich geschafft. Das hat andere Gründe, als ihr denkt. Keine, die ihr selbst erleben wollt.

Damals war ich ein Schüler wie jeder andere. Hatte meine Kumpels und eine Familie. Heute existiert diese heile Welt für mich nicht mehr.

lg Marc Schmidt*

* Name aus Datenschutzgründen geändert. Anmerkung des Herausgebers.

Log 1

Eiskalter Novemberregen prasselte auf die dunkelgrüne Kapuze meines Parkas. Die Tropfen auf der Brille ließen mich kaum die Straße erkennen. Vor mir erschien ein schwammig grüner Punkt. Vollgas trat ich in die Pedale, je eher ich aus diesem nassen Albtraum herausfand, desto besser.

Quäkend ertönte eine Hupe von rechts, Reifen schliffen über nassen Fahrbahnbelag, Scheinwerfer blendeten und mein Herz setzte einen Schlag aus. Zentimeter neben meinem Knöchel kam das breite Maul einer S-Klasse zum Stehen. Mein Drahtesel wankte und fiel beinahe um, mit einem wackeligen Schritt auf dem Boden konnte ich mich retten. Der Fahrer des zahnstein-gelben Taxis legte in diesem Moment mit aufgerissenen Augen und offenem Mund das Handy zur Seite, das er Augenblicke zuvor noch am Ohr hielt.

„Vollidiot!“, brüllte ich und zeigte auf die inzwischen rote Fußgängerampel. Ohne mich zu kümmern, fuhr ich platschend und kopfschüttelnd weiter.

Nicht zahnstein-Gelb, sondern hell-elfenbein-gelb war die offizielle Taxifarbe in Deutschland, schoss es mir durch den Kopf. An diese Szene erinnere ich mich in jedem Detail.Heute hasse ich gelb. Insbesondere das nasenschleim-ähnliche, eher gelb-grünliche „Mono-Gelb“, das ihr euch merken werdet, falls euch in Zukunft Ähnliches widerfährt wie mir.

Der Schreck saß in meinen Gliedern, während ich das schrottige, orange-gelbe Mountainbike, das ich vom knauserigen Verdienst in einem Fischrestaurant abbezahlte, durch die tiefen Pfützen auf der Fahrradspur lenkte. Das liebgemeinte, aber für einen 16-Jährigen vollkommen unpassende Angebot meiner Helikopter-Mutter, mich wie einen Grundschüler direkt vor der Schule abzusetzen, hatte ich abgelehnt. Mit dem 12-Tonnen-Autokran meines Vaters vorzufahren, wäre auch nicht besser, der war jedoch eh auf Montage. Lieber nahm ich vollgesogene Sneakers sowie eine pitschnasse Jeans in Kauf, als mich dieser Peinlichkeit auszusetzen. Im Gegensatz zu meiner vier Jahre jüngeren Schwester, die sich wie die Kaiserin des Rheinlands quer durch Düsseldorf kutschieren ließ.

Rückblickend kann ich euch sagen, dass mein wollewarmes und sorgenfreies Leben zu diesem Zeitpunkt das reinste Zuckerschlecken war.

Während ich mich bemühte, den Drahtesel am rechten Fahrbahnrand zu lenken, rauschten Autos vorbei und die dreckige Suppe spritze mir ins Gesicht. Ekelig. Bis daheim im Stadtteil Bilk waren es maximal zehn Minuten durch die Düsseldorfer Innenstadt. Den Blick versuchte ich halbwegs oben zu halten, damit mir das mit dem Taxi nicht erneut passierte. Mein Vorderrad rutschte in die Straßenbahnschienen, die, wie auch sonst, exakt senkrecht über die Fahrradspur verliefen. Lenken und Gleichgewicht halten waren schlagartig unmöglich. Der Helm hing am Lenker, damit die Kapuze des Parkas passte. Nur ein weiterer in einer ganzen Kette kapitaler Fehler.

Das Mountainbike kippte. Mein Kopf schlug ungebremst auf den regennassen Asphalt. Die Welt versank in Schwärze.

Lärmendes, elektrisches Brummen weckte mich. Mein Schädel hämmerte im Rhythmus meines wummernden Herzens. Lang ausgestreckt lag ich auf einem nassen Untergrund. Kein Asphalt. Teppich? Licht stach in meine verklebten Augen, als ich sie öffnete.

Mühsam rappelte ich mich in pitschnassen Klamotten auf. Nasenschleim-gelbe tapezierte Wände eines tiefen Raumes erstreckten sich zu allen Seiten. Mono-Gelb. Gestank stieg mir in die Nase. Eine Mischung aus Fäulnis und Urin. Ich wollte nicht wissen, mit was der Bodenbelag durchtränkt war. In der Decke leuchteten in unregelmäßigen Abständen einzelne Paneele. Wie in einem schäbigen Hotelflur. Von ihnen ging das enervierende Brummen sowie ein unbeständiges Flackern aus.

Abb. 1: Level 0 „Die Lobby“

Wo in Teufelsnamen war ich?

Eben bin ich vom Fahrrad gefallen und hatte mir dem Kopf aufgeschlagen.

Und jetzt?

Fester feuchter Boden. Nasse Klamotten. Harte Wände. Das klare eindringliche Brummen und Flackern der Deckenlichter. Die Beule am Schädel. Das war kein Traum. Aber was sonst?

Koma. Sicher lag ich im Koma. Vermutlich schlief mein Körper in diesem Moment in einem Bett in der Uni-Klinik, mit diversen Schläuchen und Kanülen sowie einem piepsenden Herzmonitor ausstaffiert. Meine Eltern – oder zumindest meine Mutter Nicole – und Emilia, meine kleine Schwester, standen neben mir und versuchten, mich mit sanften Worten zu wecken. So würde es sein. Was sonst?

Zunächst wartete ich ab. Irgendwann würde ich aufwachen. Oder auch nicht. Nach einer Weile schaute ich auf die Smartwatch. 15:12: 45 Uhr. Die Sekunden schienen eingefroren. Auf dem Smartphone, das ich aus der Hosentasche holte, das gleiche. Kein Mobilfunk und WLAN. Die Zeitanzeige stehen geblieben, kein GPS oder Navigation. Okay, ich lag im Koma. Was hatte ich erwartet?

Das Brummen und Flackern sowie die mono-gelben Wände brannten sich langsam aber sicher in meine Gehirnwindungen. Ich beschloss, diesen Raum zu verlassen, in der Hoffnung, dass es irgendwo besser wurde. Das war mein Koma, mein Geist, in dem ich unterwegs war. An der Rückwand fand sich eine Abzweigung in weitere zwei Kammern in identischer Optik. Immer links halten. Mit dieser Methode erreichte man todsicher das Ende jedes Labyrinths. Mir fiel auf, dass an einigen Stellen ein dünner Wasserfilm die Wände hinab lief, hielt meine Finger daran und roch. Moderiges Wasser.

War da eine Bewegung? Aus den Augenwinkeln hatte ich etwas wahrgenommen. Als ich mich umdrehte, lag der Raum leer vor mir. Jetzt auf der anderen Seite! Dieses Mal deutlicher. Auf Tapeten bewegten sich winzige Hügelchen auf zufälligen Bahnen, wie fette Käfer, die unter dem nächtlichen Bettlaken wuselten. Mit klopfendem Herzen trat ich näher heran. Dort war nichts. Nur glatte mono-gelbe Fläche. Eine Täuschung? Spielten mir die Sinne einen Streich?

Unterschiedlich lange Flure und Räume in immer dem gleichen Mono-Gelb wechselten sich ab. Mir war klar, falls ich im Koma lag, würde ich endlos durch dieses seltsame Labyrinth wandern. Ohrstöpsel, um zumindest das unstete Brummen loszuwerden, wären super.

„Hallo?“, rief ich, um etwas anderes zu versuchen. „HAAALLLOO? Hört mich jemand?“

Nichts. Ich zuckte mit den Schultern und wanderte weiter. Zwischendurch hatte ich interessehalber angefangen, die Schritte zu zählen. Bei 10.000 gab ich auf. Auch hatte ich versucht, mit meinem Schlüsselbund Markierungen in diese seltsamen Tapeten zu ritzen, da ich theoretisch im Kreis laufen könnte. Keine Chance, das Material war genau wie der Teppich extrem reißfest. Interessanterweise hörte ich das Brummen kaum noch und der Geruch störte nicht mehr. Das menschliche Gehirn war erstaunlich anpassungsfähig.

Seit Stunden war ich unterwegs, ausgelaugt, hungrig, durstig. Außerdem wurden die Beine langsam schwer. Meine Schenkel schmerzten höllisch an den Innenseiten, da sie sich mit der nassen Kleidung wund scheuerten. Dieses Koma war realistischer, als mir lieb war. Zur Erholung hockte ich mich auf den feuchten Boden.

Das Brummen verstummte. Das war das Erste, was mir auffiel. Mit wackeligen Knien stand ich erneut auf. In der Ferne sprach jemand. Kaum wahrnehmbar, einzelne Worte waren nicht herauszuhören. Aus welcher Richtung kam das? Um mich zu orientieren, horchte ich in die nächsten Räume. Leider setzte das enervierende Geräusch der Lampen ein und die Stimmen waren nicht mehr auszumachen. Trotzdem beschloss ich, weiter zu wandern. Erneut klangen die murmelnden Worte lauter über das Brummen hinweg. War es meine Familie, die mich aus dem Koma weckte?

„Hier!“, rief ich nochmals. „Ich bin hier!“

Das Murmeln verstummte. Vorsichtig bewegte ich mich weiter. Die Geräusche oder das Krabbeln der Käfer wiederholten sich nicht.

Endlose Stunden später war ich vollkommen fertig, mein Mund staubtrocken und mir fielen die Augen zu. Koma hin oder her, es half nichts, an Trinken und Schlafen führte kein Weg vorbei. Daher schritt ich zur nächsten Wand, fing das moderige Wasser mit den Händen auf und schluckte es. Es schmeckte nicht lecker, stillte jedoch den Durst. Mangels Alternativen legte ich mich am Ende halbsitzend in eine feuchte Ecke auf den nassen Boden, nutzte meinen Parka als Kissen und schlief ein.

Mit rasendem Herzen schreckte ich auf. Etwas war anders.

Es beobachtete mich.

Eine Gänsehaut zog sich über meinen Nacken. Zügig spähte ich in die Flure, ohne einen Grund für das Gefühl zu finden.

Es näherte sich. Es war abgrundtief böse.

Mein Puls raste. Schweiß tropfte in die Augen. Mir war glutheiß und eiskalt zugleich. Erstmalig stieg echte, panische Angst in mir auf, zog sich vom Magen bis in den Nacken. Weg hier! Um jeden Preis. Sofort!

Ohne mich umzuschauen, sprintete ich blindlinks los. Der faulige Atem des Raubtiers blies mir in den Nacken.

Rennen. Weg! Eine Ecke nach der anderen. Die Lunge brannte. Seitenstechen, als wenn mir jemand ein Messer unter die Rippen gerammt hätte.

Vollkommen ausgepumpt torkelte ich vorwärts, stolperte über meine eigenen Füße. In vollem Lauf krachte ich ungebremst in die steinharte, mit mono-gelber Tapete bespannte Wand.

Und erwachte schwer atmend mit Herzklopfen, das mir im Schädel dröhnte. Mein Rücken lehnte an einer hölzernen Parkbank unter dem Rheinturm. Vor mir breitete sich ein sattgrüner Park mit pittoreskem Blick auf die straff gespannten Stahlseile der Rheinkniebrücke aus. Das Mountainbike stand feinsäuberlich abgestellt neben mir und mein blauer Schulrucksack lag daneben. Der Himmel war bewölkt. Tiefe Pfützen zeugten von einem vergangenen Schauer.

Was war hier los? Eben noch einem stinkenden, endlosen mono-gelben Labyrinth von einem unsichtbaren Monster gejagt – und jetzt … das?

Zügig holte ich das Smartphone raus. Es war in meiner Tasche und zeigte 16:15 Uhr. Die Sekunden tickten brav weiter. Rund eine Stunde nach dem Unfall am gleichen Tag. Mit zitternden Fingern betastete ich meinen Kopf. An der Seite hatte sich eine dicke, verschorfte Beule gebildet, die bei der kleinsten Berührung heftig schmerze. Außerdem hämmerte mein Schädel.

War das alles nur eine Halluzination? Wie kam ich hierher? Hatte ich einen Blackout nach dem Unfall und bin eine Stunde durch die Stadt geirrt?

Vermutlich. Das würde es erklären. Irgendwie.

Log 2

„Und?“, fragte Chris und rempelte mich spielerisch an, während wir gemeinsam unsere Fahrräder zum Schwimmtraining in Richtung der altehrwürdigen Düsseldorfer Münster-Therme schoben.

„Was?“ Als Antwort schubste ich ihn weg.

„Warst du beim Seelenklempner?“

„Quatsch“, antwortete ich. Mein bester Kumpel hatte es nicht so mit Fachwörtern. Ein Wunder, dass er das Gymnasium schaffte. „Es war ein Neurologe. Man hat mich in diese Kernspin-Röhre gesteckt und mein Hirn scheibchenweise durchgesiebt.“

„Da waren die bestimmt total enttäuscht. Alles leer.“

„Ha, ha, sehr witzig. Aber nee. Haben nichts gefunden. Alles in Ordnung.“

Formell stimmte das. Die beißenden Kopfschmerzen, die mich seit dem Fahrradunfall plagten, verschwanden leider nicht. Inzwischen habe ich jedoch allen erzählt, dass sie weg wären, um nicht weitere sinnlose Stunden bei Ärzten zu verbringen. Meine Mutter hatte es nach dem dritten Arztbesuch und tausendfacher Beteuerung meinerseits zum Glück gefressen. Die Schmerzen würden irgendwann von allein verschwinden.

„Was hat eigentlich dein Alter dazu gesagt?“

„Nichts.“

„Nichts?! Ehrlich? Seinen Sohn haut es fast den Schädel weg und der sagt nichts?“

„Na ja, doch. Nächstes Mal solle ich gefälligst besser aufpassen.“

„Scherzkeks.“

Schweigend zuckte ich mit den Schultern und schob die Hände tief in die Taschen. So war mein Vater: die meiste Zeit mit dem Kranwagen auf Montage und nicht anwesend. Und falls doch, gab es maximal Ermahnungen oder Verbote.

„Hast du irgendwem von deiner komischen Hallu erzählt?“, fragte mein Kumpel.

„Bist du bescheuert?! Natürlich nicht! Dann stecken die mich direkt in die Klapse.“

„Na ja, aber vielleicht …“

„Ey, Chris. Auf wessen Seite stehst du? Ich hätte dir davon echt nichts erzählen dürfen. Vermutlich weiß es inzwischen schon die ganze Schule!“

„Nein, Bro! Ich habe es niemandem erzählt. Ehrlich.“ Er machte einen ernsthaft geknickten Eindruck.

„Okay. Aber behalte es für dich.“

Wir spazierten auf den Eingang der altehrwürdigen Schwimmhalle zu. Baujahr 1902. Warum konnte unser Verein nicht in einem der moderneren Bäder trainieren?

Zwei Stunden später. Der schrille Pfiff des Coaches beendete das Schwimmtraining. 100 Meter in 52,3 Sekunden. Das war heute meine Bestzeit. Chris war ein paar Sekundenbruchteile schneller. Er war drei Zentimeter größer und hatte längere Arme, redete ich mir ein. Wir stiegen tropfnass aus dem Becken und räumten die zitronen-gelben Bälle, weiß-blauen Schwimmkörper und das restliche Übungsmaterial zusammen.

„Marc? Bringst du die Bälle in den Keller?“, rief der Coach mir von der anderen Seite des Beckens zu.

„Ja, sicher, kein Problem.“

Ohne extra was überzuziehen, warf ich mir das schwere Netz auf den Rücken. Zielgerichtet schritt ich in Badelatschen durch das Labyrinth aus grauweiß gefliesten Gängen und stieg die Stufen in den muffigen Materialraum hinab. Das Brummen der Schwimmbadanlage war deutlich zu hören. Eine Funzel über dem Eingang erleuchtete das Innere unzureichend und vertiefte die Schatten. In der Kammer gab es neben diversen Regalen mit Übungsmaterial eine graue verschlossene Metalltür mit der Aufschrift „Technikraum“. Da ich mindestens hundertmal hier unten war, störte mich die finstere Atmosphäre nicht mehr. Die Regalplätze kannte ich inzwischen auswendig und wuchtete das Netz mit einem dumpfen Aufprall in die dafür vorgesehene hintere Ecke.

Ein scharfer Lichtkeil aus dem Technikraum, dessen Tür einen Spalt offenstand, zerschnitt die Finsternis des Lagerraums. Verwundert trat ich einen Schritt darauf zu. Vor ein paar Sekunden, als ich herunterkam, war die Metalltür verschlossen. Ganz sicher.

Neugierig zog ich das schwere Türblatt auf. Vor mir lag kein „Technikraum“ vollgestopft mit Maschinen und Röhren – sondern ein leerer langer Flur. Weitere Türen und abzweigende Gänge durchbrachen die schmutzigweiß gestrichenen Wände. Auf dem Betonboden sammelte sich Feuchtigkeit in Pfützen.

Leises Rufen und Klopfen hallte durch den Flur.

„Hilfe! Nein! Hilfe! Hört mich denn niemand?“ Kaum wahrnehmbar drangen die Schreie eines Mädchens zu mir. Fäuste trommelten gegen eine Metalltür. „Hilfe! Bitte! Ich komme hier nicht raus!“

Verdammt. Was tun? Falls die Tür ins Schloss fiel, war sie nicht mehr zu öffnen. Sollte ich erst den anderen Bescheid geben? Es klang drängend.

Nochmals schaute ich genauer. Der Gang vor mir sah nach einem normalen Kellergang mit Türen zu Lagerräumen aus. Die Panik in den Schreien war eindeutig. Es half nichts, ich musste zumindest nachschauen, ob jemand in akuter Gefahr schwebte. Hilfe zu holen wäre auch später möglich. Damit gab ich mir einen Ruck und trat durch die Tür in den Flur.

Die Neonröhre über mir flackerte. Mit einem elektrischen Knistern wurde es schlagartig stockfinster. Mir schlug das Herz bis zum Hals. Ein erschrockener Schrei verließ meine Kehle. Mit einem Schritt trat ich zurück in den Schwimmbadkeller. Dort war kein Keller mehr! Mein Hinterkopf stieß schmerzhaft gegen eine harte Wand. Die Verzweiflungsrufe und das Hämmern waren verstummt. In der Ferne tropfte Wasser.

Okay. Ruhig Blut. Sicher war das ein Prank meiner Kameraden, die sich in diesem Moment beömmelten. Hatten ein Smartphone mit der aufgezeichneten Stimme in den Kellerflur gelegt und die Beleuchtung ausgeschaltet.

„Hey!“, rief ich. „Das ist nicht witzig, ihr Scherzkekse! Macht sofort wieder das Licht an!“

Mit zitternden Händen tastete ich nach der Metalltür hinter mir. Es blieb stockfinster und meine Finger strichen über feuchten Stein. Kein Metall. Kein Türgriff. Panik kroch wie wimmelnde Ameisen in meine Glieder.

„Was soll das? Das ist nicht witzig!“ Der schrille Klang meiner Stimme hallte von den Wänden.

Das Neonlicht flammte mit einem elektrischen Brummen auf. Mir fiel ein Stein vom Herzen. Was für Kindsköpfe! Wenn ich den erwischte, der sich diesen Streich ausgedacht hatte.

Hinter mir war keine Tür. Ich stand in einer von weiß getünchten, von gammelig wirkenden Steinwänden begrenzten Sackgasse. Sofort war die Panik wieder da. Unmöglich! Fieberhaft suchte ich alles ab, kratze an den Wänden. Rief erneut nach meinen Kameraden. Ohne Erfolg.

Ein tiefes Knurren wie das einer Raubkatze ertönte von hinten und ließ mich innehalten. Mit Bedacht wandte ich mich um. Im unsteten Schein der Deckenlichter schlich in der Entfernung ein finsterer, raubtierartiger Schatten aus einem der Gänge. Er bewegte sich mit langsamen, geschmeidigen Bewegungen und grollte erneut.

Das riss mich aus der Erstarrung. Mit rasendem Puls presste ich meinen nackten Rücken an die eiskalte Wand und rutschte seitlich in Richtung des nächsten Durchgangs. Eine Begegnung mit dem Tier wäre potenziell tödlich. Inzwischen wurde deutlich, dass das Vieh das Stockmaß eines Panthers hatte.

An der folgenden Abzweigung in den Gang fliehen oder die gegenüberliegende Tür aufreißen? Beides lag gleich weit entfernt, aber eine Tür könnte verschlossen sein, daher traf ich meine Wahl.

Ohne nochmals nach der Kreatur zu schauen, wetzte ich um die nächste Ecke. Hinter mir hörte ich das Kratzen von Krallen auf Stein sowie lang gezogenes Heulen, als das Raubtier ebenfalls zum Sprint ansetzte. Meine Badelatschen klatschten durch Pfützen und über rauen Beton. Ein gehetzter Blick zurück zeigte mir im flackernden Licht, dass die Kreatur um die Ecke in den Gang hetzte. Eine dürre, mit dünnem Fell bespannte, skelettartige Gestalt. Aus dem menschenähnlichen Schädel mit dolchartigen Reißzähnen sprossen lange fettige Haare. Was mich am meisten erschreckte, waren die fingerlangen Krallen und die Geschwindigkeit, mit der die Kreatur unerbittlich aufholte. Mir blieben maximal Augenblicke. Entkommen unmöglich.

Neben mir tauchte eine Stahltür auf. Panisch bremste ich mit den Händen am Türrahmen, verlor eine Badelatsche, schlug auf die Klinke und presste die Schulter dagegen. Die Metalltür riss quietschend auf und ich warf mich hindurch. Blendender Schmerz durchzuckte meinen rechten Unterschenkel. Dreckige Krallen zerrissen im Licht des Ganges die Haut. Mit letzter Kraft trat ich die Tür mit dem anderen Fuß knallend zu, warf mich mit dem ganzen Körpergewicht dagegen und versuchte fieberhaft, die Türklinke oben zu halten. Draußen schmiss sich die Bestie krachend gegen das Blech. Das Türblatt erbebte. Knurren, kratzen und heulen folgten, aber es drang nicht ein. Die Tür geschlossen halten, das war meine einzige Chance. Festhalten und abwarten.

Die Strategie war erfolgreich. Irgendwann, ich hatte jedes Zeitgefühl verloren, verklangen die Angriffe. Und nochmals eine Ewigkeit später traute ich mich, aus der Tür zu spähen. Ein leerer Flur, als wäre nichts geschehen. Das Türblatt war mit tiefen Kratzern und Beulen übersäht. Mit Bedacht schloss ich sie wieder und schaute mich erstmals bewusst in meinem geschützten Raum um. Er war spärlich durch eine runde Deckenlampe beleuchtet, maß zehn Meter im Quadrat und war nahezu komplett leer. Keine weiteren Türen oder Fenster. In einer Ecke lagen ein Haufen Lappen und unidentifizierbares Gerümpel.

Das Bein brannte wie Feuer. Die Krallen der Kreatur hatten drei tiefe, blutige Furchen in den Unterschenkel gezogen. Er ließ sich belasten und blutete kaum. Nach wie vor nur mit einer Badehose bekleidet, konnte ich daran vorerst nichts ändern.

In dem Gerümpel in der Ecke fand ich erstaunlicherweise eine funktionierende Taschenlampe sowie ein Militärmesser mit langer Klinge. Verrückt. Beschweren würde ich mich nicht. Mit den dreckigen Lumpen die Wunde zu verbinden, war keine Option.

Erstmalig, seitdem ich in diesen seltsamen Lagerräumen gelandet war, dachte ich in Ruhe über meine Situation nach. Meinen Rücken lehnte ich an die Tür, damit ich mitbekam, falls etwas oder jemand versuchte einzudringen.

Unter dem Schwimmbad war ich nicht. Dort lungerten keine albtraumhaften Kreaturen herum, die einen zerfleischten. Eine erneute Halluzination. Ein Rückfall. Das wäre denkbar.

Wie bin ich letztes Mal daraus erwacht? Indem ich gegen eine Wand lief. Ob das nochmals funktionierte? Es war eine Art Traum, sagte ich mir, was sollte schiefgehen? Daher stand ich auf und bereitete mich geistig vor. Direkt auf den harten Beton der gegenüberliegenden Wand. Nicht zielen – rennen.

Am Ende brachte ich es nicht über mich. Absichtlich gegen eine massive Betonwand sprinten? Dazu musste man extrem verzweifelt oder verrückt sein. Beides war ich bis zu dem Zeitpunkt nicht. Es würde einen anderen Weg hinaus geben.

Daher entschied ich mich für die einzige Alternative: Zurück in den Gang und weitersuchen. Langsam, ohne durch unnötige Geräusche diese Horrorkreatur anzulocken, Taschenlampe und Messer fest in den Händen gepackt, begab ich mich angespannt auf den Weg durch den feuchten Betonflur. Meine zweite Badelatsche blieb verschwunden.

Ähnlich wie damals in den mono-gelben endlosen Räumen, beschlich mich das Gefühl, mich durch ein sich wiederholendes Labyrinth zu bewegen. Leere Flure und Lagerräume wechselten sich ab. Immer auf der Hut zu verschwinden, sollte das Wesen wieder auftauchen.

Auf einer Wand neben mir war ein Graffiti zu sehen. Jemand hatte in neongrünen und pinken Farben ein wirres Zeichen quer über die gesamte Fläche gesprüht, das sich mir nicht erschloss. Asiatisch? Als ich mit den Fingerkuppen darüberstrich, verschwanden diese in der Mauer! Erschrocken riss ich sie zurück. Alles gut, die Finger waren noch dran. Ich probierte es erneut. Die Betonwand war an dieser Stelle eindeutig durchlässig, als bestünde sie aus angemalter Luft. War das der gesuchte Ausgang aus diesem Albtraum?

In dem Moment, als ich mich entschloss, es darauf ankommen zu lassen, hörte ich eine weibliche Stimme von links, die mich auf Englisch ansprach.

„Das würde ich lieber bleiben lassen. Es sei denn, du stehst auf Partys. Es wäre deine letzte.“