Baedeker Reiseführer Japan - Isa Ducke - E-Book

Baedeker Reiseführer Japan E-Book

Isa Ducke

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Beschreibung

Mit den Baedeker E-Books Gewicht im Reisegepäck sparen und viele praktische Zusatzfunktionen nutzen!

- Einfaches Navigieren im Text durch Links
- Offline-Karten (ohne Roaming)
- Karten und Grafiken mit einem Klick downloaden, ausdrucken, mitnehmen oder für später speichern
- Weblinks führen direkt zu den Websites der Tipps

Tipp: Erstellen Sie Ihren persönlichen Reiseplan durch Lesezeichen und Notizen… und durchsuchen Sie das E-Book mit der praktischen Volltextsuche!

E-Book basiert auf: 14. Auflage 2018

Der japanische Kaiser ist der letzte seiner Art, er trägt keine Krone, dafür war er einst ein Gott. Auch heißt er nicht »Kaiser«, sondern »Tenno«, was so viel bedeutet wie »Himmelsherrscher«. Sie möchten auf Tuchfühlung mit dem direkten Nachfahren der höchsten Shinto-Göttin Amaterasu gehen? Mitten in der Megacity Tokyo liegt ein riesiger, leerer Platz in der Sonne: Kies, Grünflächen, Steinmauern, Bäume – vom Haupteingang des Kaiserpalasts sieht man eine Brücke und entfernter ein historisches Wachtürmchen. Lassen Sie sich faszinieren von der Anlage, in der der letzte Kaiser der Welt residiert!
Kunstvoll hat die Dame im Kimono gerade mit einem Bambusquirl Teepulver (matcha) und heißes Wasser zu einer schaumigen, fast spinatgrünen Flüssigkeit aufgeschlagen. Ihre Bewegungen wirken bedächtig und fokussiert. Teezeremonie– das klingt etwas steif und zeitaufwendig. Doch um Grüntee in Japan zu genießen, muss man keine mehrjährige Ausbildung durchlaufen haben. Der neue Baedeker Japan verrät Ihnen, wo Sie eine kleine Einführung bekommen – ganz entspannt, die paar Grundregeln sind schnell gelernt!
Nicht unbedingt augenscheinliche, vielmehr magische Momente stehen beim neuen Baedeker im Fokus – die Blütenschau zum Hanami gehört mit dazu! Im Frühling verkaufen Convenience Stores alles fürein kleines Picknick. Machen Sie einfach mit, am besten nachmittags, dann ist es nicht so voll unter den Kirschbäumen.

Das E-Book können Sie in Legimi-Apps oder einer beliebigen App lesen, die das folgende Format unterstützen:

EPUB

Seitenzahl: 848

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Inhalt

Ihr digitaler Baedeker

Übersichtskarte Japan

Preiskategorien & Legende

Willkommen bei Baedeker!

10 Souvenirs (Baedeker Überraschungen)

Baedekers Top-Ziele

Magische Momente

Eiskaltes Vergnügen

Werkstattvisiten

Kuren auf Japanisch

Zen erfahren

Hiroshima per Wassertaxi

Gutes Karma zum Mitnehmen

Und sonntags No-Theater

Japanische Miniaturen

Süßes auf der Brücke

Der Weg ist das Ziel

Picknick zum Hanami

Ein Matsuri miterleben

Etappen der Erleuchtung

Nur Mut – Karaoke!

In der Rushhour auf Tuchfühlung

Auf alten Pilgerpfaden

Besuch bei den Göttern

Ein Abend im Izakaya

Überraschendes

6 x Unterschätzt

6 x Durchatmen

6 x Einfach unbezahlbar

6 x Typisch

6 x Erstaunliches

Das ist Japan

Touren

Tour 1: Japan einmal anders

Tour 2: Der Berg ruft

Tour 3: Japans kulturelles Zentrum

Tour 4: Rund um die Inlandsee

Tour 5: Charme des Südens

Ziele Von A Bis Z

Abashiri

Aizu-Wakamatsu

Akan-ko (Akan-See)

Baedeker Wissen: Urgewalt aus der Tiefe

Akita

Ama-no-hashidate

Aomori

Arita

Kap Ashizuri

Aso

Asuka

Awajishima

Beppu

Baedeker Wissen: Japans heiße Quellen

Biwa-See

Chichibu-Tama-Nationalpark

Chiran

Chubu-Sangaku-Nationalpark · Japanische Alpen

Daisen-Oki-Nationalpark

Daisetsuzan-Nationalpark

Dewa Sanzan

Fuji-san

Fuji-Seen · Fuji-goko

Fukui

Fukuoka

Hagi

Hakodate

Hakone

Himeji

Baedeker Wissen: Die Burg des Weißen Reihers

Hiraizumi

Hirosaki

Hiroshima

Ibusuki

Inlandsee · Setonaikai

Ise

Itsukushima · Miyajima

Iwami Ginzan

Izu-Halbinsel

Kagoshima

Kamakura

Kanazawa

Karuizawa

Kitakyushu

Kobe

Kochi

Koya-san

Kumamoto

Kurashiki

Kushiro

Kyoto

Baedeker Wissen: Der Goldene Pavillon

Matsue

Baedeker Wissen: Sankei – Die drei berühmtesten Landschaften

Matsumoto

Matsushima

Matsuyama

Mito

Miyazaki

Morioka

Nagano

Nagasaki

Nagoya

Naoshima

Nara

Niigata

Nikko

Baedeker Wissen: Tor des Sonnenlichts

Niseko

Noto-Halbinsel

Oga-Halbinsel

Okayama

Baedeker Wissen: Philosophische Gärten

Oki-Inseln

Okinawa

Osaka

Rishiri-Rebun-Sarobetsu-Nationalpark

Sado

Saikai-Nationalpark

Sakata

Sapporo

Satsunan-Inseln

Sendai

Shigaraki

Shimokita-Halbinsel

Shimonoseki

Shirakami Sanchi

Shirakawa-go

Shiretoko-Nationalpark

Shizuoka

Takamatsu

Takayama

Tateyama-Kurobe-Alpenroute

Tokushima

Tokyo

Baedeker Wissen: Kampai – Prost!

Baedeker Wissen: Schaufenster moderner Architektur

Baedeker Wissen: Rathaus mit Aussicht

Tottori

Towada-ko

Tsuwano

Unzen-Amakusa-Nationalpark

Uwajima

Wakayama

Yakushima

Yamagata

Yamaguchi

Yokohama

Yoshino-Kumano-Nationalpark

Hintergrund

Das Land und seine Menschen

Baedeker Wissen: Japan auf einen Blick

Religion

Baedeker Wissen: Zen und der Weg der Samurai

Geschichte

Kunst und Kultur

Baedeker Wissen: Manga: Comics aus Japan

Baedeker Wissen: Der Weg des Tees

Interessante Menschen

Baedeker Wissen: Missionare im Auftrag der Medizin

Erleben und Geniessen

Bewegen und Entspannen

Baedeker Wissen: Wandern in Japan

Essen und Trinken

Baedeker Wissen: Fingerfertigkeit gefragt

Baedeker Wissen: Typische Gerichte

Baedeker Wissen: Großer Geschmack aus kleinen Bechern

Feiern

Baedeker Wissen: Kampf der Giganten

Baedeker Wissen: Matsuris: Mit viel Geschichte und Tamtam

Shoppen

Übernachten

Baedeker Wissen: Übernachten im »Reisehaus«

Praktische Informationen

Adressen

Anreise · Reiseplanung

Auskunft

Etikette

Geld

Gesundheit

Lese- und Filmtipps

Medien

Nationalparks

Preise · Vergünstigungen

Reisezeit

Sicherheit

Sprache

Baedeker Wissen: Die schwierigste Sprache der Welt?

Telekommunikation · Post

Toiletten

Verkehr

Baedeker Wissen: Sicher und schnell

Zeit

Verzeichnis der Karten und Grafiken

Impressum

Karl Baedeker erfindet den Reiseführer

Ihr digitaler Baedeker

So nutzen Sie Ihr E-Book optimal

Praktische Volltextsuche

Sie möchten direkt alle Informationen zu einem bestimmten Ort erhalten oder gezielt nach einem Ort oder einer Einrichtung suchen? Nutzen Sie die interne Volltextsuche des E-Books, um schnell alle relevanten Suchergebnisse aufgelistet zu bekommen.

Individuelle Routenplanung

Der Baedeker listet im Kapitel „Touren“ schon einige der schönsten Reiserouten auf. Sie können jedoch auch Ihre ganz persönliche Route planen, indem Sie die Lesezeichenfunktion Ihres E-Books verwenden. Setzen Sie dazu einfach an allen Stellen im E-Book, die Sie für Ihre individuelle Route berücksichtigen wollen ein Lesezeichen.

Offline Kartennutzung

Laden Sie sich die Karten des Baedeker auf Ihr Endgerät herunter und und nutzen Sie sie überall, ob daheim oder unterwegs, online oder offline.

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Übersichtskarte Japan

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Preiskategorien & Legende

Restaurants

Preiskategorien für ein Hauptgericht

€€€€über 25 €€€€20 – 25 €€€15 – 20 €€bis 15 €

Hotels

Preiskategorien für ein Doppelzimmer

€€€€über 200 €€€€150 – 00 €€€100 – 150 €€bis 100 €

Baedeker Wissen

Textspecial, Infografik & 3D

Baedeker-Sterneziele

Top-Reiseziele

      Herausragendes Reiseziel

Inspirierende Hintergründe und neue Sichtweisen.

Lesen Sie faszinierende Geschichten, die man sonst eher selten zu hören bekommt.

Überraschende Erlebnisse warten auf Sie.

Entdecken Sie das Besondere, Orte zum Durchatmen und einfach Unbezahlbares.

Magische Momente bringen Sie ins Schwärmen.

Kommen Sie zur rechten Zeit an den richtigen Ort und erleben Sie Unvergessliches.

Willkommen bei Baedeker!

Diesen Magischen Moment in Japan möchte ich Ihnen ganz besonders ans Herz legen: Probieren Sie in einem Tempel in Kamakura das Schreiben des buddhistischen Herzsutras. Sie können es für ein gutes Karma als Andenken mit nach Hause nehmen. Schließlich sind die selbst erlebten Geschichten die schönsten, um sie zu Hause zu erzählen.

Wir wünschen Ihnen lebendige Eindrücke und Zeit für das Wesentliche! Entdecken Sie mit Baedeker das Außergewöhnliche, lassen Sie sich inspirieren und gestalten Sie Ihr persönliches Programm nach Ihren Vorlieben.

Herzlichst

Rainer Eisenschmid, Chefredakteur Baedeker

10 Souvenirs

10 Dinge und Erinnerungen, die ich mitnehme …

1.

Amulette und Glücksbringer (omamori) mit und ohne Glöckchen

2.

Ein paar schöne Stäbchen mit Reiseschachteln, die kann man gleich auf der Reise benutzen

3.

Einen weich gefütterten Beutel für Elektro-Kram mit einem völlig sinnleeren englischen Aufdruck (und Skepsis gegenüber dekorativen japanischen Schriftzeichen in Deutschland)

4.

Gutes Karma nach so vielen Schreinen und Tempeln

5.

Ein wenig von dieser zurückhaltenden Höflichkeit der Japaner

6.

Ein schön bedrucktes tenugui – ein einfaches Baumwolltuch, das man in Japan zum Händeabtrocknen benutzt. Als Geschirrtuch funktioniert es auch.

7.

Eine kleine O-Kaeru-Kröte aus Keramik. Kaeru heißt sowohl Kröte als auch Zurückkommen: Man legt sie in den Geldbeutel, damit das ausgegebene Geld zurückkehrt.

8.

Viel zu viele Character Goods von Hello Kitty bis Pokemon für die Kinder – nein, wahrscheinlich könnten es sogar noch mehr sein… für die Kinder zumindest.

9.

Die blaue Plastikplane vom Kirschblütenpicknick – vielleicht kann man sich ja in Deutschland auch mal unter einen Baum setzen?

10.

Eine Flasche wirklich guten Sake, und den trinken Sie dann, wenn Sie die Japanfotos durchsehen.

Baedekers Top-Ziele

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Magische Momente

Eiskaltes Vergnügen

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Werkstattvisiten

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Kuren auf Japanisch

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Zen erfahren

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Hiroshima per Wassertaxi

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Gutes Karma zum Mitnehmen

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Und sonntags No-Theater

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Japanische Miniaturen

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Süßes auf der Brücke

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Der Weg ist das Ziel

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Picknick zum Hanami

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Ein Matsuri miterleben

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Etappen der Erleuchtung

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Nur Mut – Karaoke!

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In der Rushhour auf Tuchfühlung

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Auf alten Pilgerpfaden

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Besuch bei den Göttern

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Ein Abend im Izakaya

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Überraschendes

6 x Unterschätzt:

Genau hinsehen, nicht daran vorbeigehen, einfach probieren! > > >

6 x Durchatmen:

Entspannen, wohlfühlen, runterkommen > > >

6 x Einfach unbezahlbar:

Erlebnisse, die für Geld nicht zu bekommen sind > > >

6 x Typisch:

Dafür fährt man nach Japan > > >

6 x Erstaunliches:

Hätten Sie das gewusst? > > >

© shutterpix

Das buddhistische Herzsutra selbst abschreiben sorgt für ein gutes Karma.

D

Das ist...

... Japan

Die großen Themen rund um das Land der Aufgehenden Sonne. Lassen Sie sich inspirieren!

© Hiroshi Higuchi U

Beim Gion-Fest in Kyoto sind auch die Jüngsten mit von der Partie.

Der Letzte Kaiser

Die Zeit der Kaiser ist längst vorbei. Der chinesische wurde 1911 abgesetzt, und Wilhelm II. musste nach dem Ersten Weltkrieg zurücktreten. Heute ist der japanische Kaiser der letzte seiner Art. Er trägt keine Krone, dafür war er einst ein Gott … Auch heißt er nicht »Kaiser«, sondern »Tenno«, was so viel bedeutet wie »Himmelsherrscher«. Der japanische Tenno ist nämlich direkter Nachfahre der höchsten Shinto-Göttin Amaterasu.

© Lucas Vallecillos/VWPics/Redux

Zwei Mal im Jahr zeigt sich die kaiserliche Familie ihren Untertanen: am Geburtstag des Kaisers am 23. Dezember und an Neujahr wie hier.

HISTORISCH belegt ist das japanische Kaiserhaus etwa seit dem 5. Jh. n. Chr., und die ungebrochene Erblinie ist nicht nur absoluter Rekord, sondern heute ein echtes Problem für die japanischen Royals: 2001 wurde das erste Kind des Kronprinzen Naruhito geboren. Aiko – schon wieder ein Mädchen!

Seit Jahrzehnten kamen in der ganzen kaiserlichen Familie nur Mädchen zur Welt, aber die Erbfolge verläuft laut Nachkriegsverfassung über »legitime männliche Nachkommen in der männlichen Linie«. Eine riskante Vorgabe in einer Adelswelt, die anders als in Europa aus genau einer einzigen Familie besteht, denn alle Seitenzweige waren nach dem Krieg abgeschafft worden.

Frauen auf den Kaiserthron!?

So besorgt war man ob der Thronfolge, dass die japanische Regierung 2005 eine Kommission einberief, um über eine Neuordnung der Erbfolge zu diskutieren: Was tun, wenn kein männlicher Thronfolger geboren wird? Kronprinzessin Masako war damals schon über 40 und überdies gesundheitlich angeschlagen. Sollte die Thronfolge auch für Frauen geöffnet werden? Immerhin hatte es in der Geschichte hin und wieder einmal Kaiserinnen gegeben, die zumindest pro forma für einen kindlichen Nachfolger den Thron einnahmen. Und dann endlich die Entwarnung: 2006 wurde Hisahito geboren, ein Cousin von Aiko. Der wird wohl einmal Kaiser werden.

Die Majestäten und das Volk

Die Bilder, die Japaner von ihrer Kaiserfamilie kennen, sind schön und offiziell. Keine Skandale, keine Paparazzi. Unstimmigkeiten zwischen Prinzessin Masako, einer bürgerlichen Diplomatin, und dem Kaiserlichen Haushaltsamt und die Geburt ihrer Tochter Aiko waren die einzigen Gelegenheiten, bei denen die japanischen Medien über die privaten Angelegenheiten der Kaiserfamilie berichteten, und das längst nicht so voyeuristisch wie europäische Klatschblätter.

Das Tenno-Paar, das Thronfolger-Paar, die übrigen Mitglieder des Kaiserhauses sieht man manchmal im Fernsehen bei besonderen Anlässen, aber nicht beim Shoppen in der Stadt. Sie wirken auch heute noch huldvoll und unnahbar. Zweimal im Jahr darf das Volk in den Hof des Kaiserpalastes und seinen Majestäten zujubeln.

Aber direkte Live-Ansprachen an das Volk? Spektakulär und einmalig war es 1945, als der damalige Tenno sich im Radio mit eigener, bis dahin nie öffentlich gehörter Stimme an sein Volk wandte, um die Kapitulation zu verkünden. Und was er noch sagte, schockierte die Untertanen noch mehr: Er sei gar kein Gott.

Nach der heutigen Verfassung ist der Tenno nicht nur kein Gott, sondern hat auch sonst keinerlei politische Funktion, allerdings nimmt er zahlreiche repräsentative Verpflichtungen wahr. Als oberster Shinto-Priester muss er zudem diverse religiöse Rituale durchführen. Vielleicht ist er gerade deshalb so beliebt, weil er politisch keine Macht hat.

Und wieder war es ein Ereignis von weltpolitischer Bedeutung, das 2011 zu einer Live-Ansprache des Kaisers an sein Volk führte (der zweiten überhaupt), diesmal im Fernsehen. Am 16. März, nach Erdbeben, Tsunami und der Atomkatastrophe von Fukushima rief Kaiser Akihito die Japaner zur Einheit und gegenseitigen Hilfe auf.

© John Warburton-Lee/Stefano Politi Markovina

Näher als diesem Wachturm am Osttor kommt man dem Kaiserpalast kaum.

Zu Besuch Bei Kaisers

Mitten in der Megacity Tokyo liegt ein riesiger, leerer Platz in der Sonne: Kies, Grünflächen, Steinmauern, Bäume. Vom Haupteingang des Kaiserpalasts sieht man eine Brücke und entfernter ein historisches Wachtürmchen. Wenn nicht gerade hohe Staatsgäste anreisen, geht hier niemand ein und aus. Und trotzdem sammeln sich am Tor irgendwie erwartungsfrohe Touristen und Japaner, fasziniert von der Anlage, in der der letzte Kaiser der Welt residiert.

Große und Kleine Minderheiten

Sofort nach Verlassen des Bahnhofs Shin-Okubo in Tokyo taucht man ein in das Stimmengewirr von Little Korea. Aus einem kleinen Café schallt koreanische Pop-Musik auf den Bürgersteig, und vom Straßenstand weht der Duft von »hotteok« herüber, nicht etwa Hotdogs, sondern kleinen gefüllten Reispfannkuchen.

© EDU Vision / Alamy

Für Europäer mag alles gleich aussehen, aber die Schriftzeichen verraten es: Wir befinden uns im koreanischen Viertel von Tokyo.

MANCHES Ladenschild ist nur auf Koreanisch beschriftet, dabei leben viele Koreaner bereits in dritter und vierter Generation hier und besitzen mittlerweile auch die japanische Staatsbürgerschaft – wieder: Denn zwischen 1910 und dem Kriegsende 1945 war Korea von Japan annektiert. Entsprechend galten die Koreaner als Japaner – darunter auch der Marathon-Goldmedaillist Sohn Kee-chung, der 1936 aus Korea nach Berlin anreiste und einen olympischen Rekord aufstellte: für Japan …

Nach dem Krieg wurde Korea wieder selbstständig. Die inzwischen in Japan lebenden Koreaner waren plötzlich Ausländer und wurden diskriminiert – so war es ihnen nicht möglich, öffentliche Ämter zu bekleiden, und sie mussten wie andere Ausländer ihre Fingerabdrücke registrieren lassen. Infolge der Benachteiligungen wanderte von den etwa 2 Mio. Koreanern, die sich nach Kriegsende in Japan aufhielten, etwa die Hälfte in den nächsten Jahrzehnten nach Nord- oder Südkorea aus. (Inzwischen hatte der Koreakrieg das Land geteilt.)

Viele ihrer Nachfahren haben inzwischen die japanische Staatsbürgerschaft angenommen und leben heute weitgehend assimiliert. Seit den 1980er-Jahren sind zunehmend Studenten und Arbeitskräfte aus Südkorea nach Japan gekommen, und offizielle Statistiken zählen heute etwa 450 000 Koreaner in Japan; die ethnischen Koreaner mit japanischer Staatsangehörigkeit werden hier nicht mitgerechnet.

Fremde Völker in Nord und Süd

Noch schwieriger als die Koreaner sind ethnische Minderheiten wie die Ainu im Norden Japans und die Ryukyuer im Süden statistisch zu erfassen. Die indigene Bevölkerung Hokkaidos, die Ainu >>>, waren fast völlig untergetaucht und werden erst in den letzten Jahrzehnten »wieder entdeckt«, wenn auch eher als touristische Folkloregruppe. Noch im 19. Jh. waren sie ein eigenes Volk; kleiner, hellhäutiger, bärtiger, pflegen andere Bräuche und Riten als die Japaner. Ihre Vorfahren kamen wohl aus Sibirien und besiedelten in vorhistorischer Zeit vermutlich weite Teile Japans, bis sie von neueren Einwanderungswellen nach Hokkaido zurückgedrängt wurden. Im 19. Jh. besiedelt Japan dann auch Hokkaido, die Ainu wurden rabiat assimiliert, denn Rückzugsorte gab es nicht mehr. Heute gelten die Ainu-Sprachen als ausgestorben. Junge Menschen stoßen oft eher zufällig auf ihre Ainu-Wurzeln, und beginnen dann, sich mit ihrem kulturellen Erbe zu beschäftigen.

Ähnlich steht es um die Nachfahren der Ryukyuer auf Okinawa – dort gab es ein eigenständiges Königreich mit eigener Sprache und Kultur, das eher nach China orientiert war, bevor Ryukyu 1879 dem japanischen Reich einverleibt wurde. Auch die Ryukyu-Kultur wird vor allem für den Tourismus wieder praktiziert, und die Sprache erlebt als japanischer »Dialekt« ein Comeback.

Zu den weitgehend assimilierten Minderheiten der Koreaner, Ainu und Ryukyu, die heute neben der japanischen auch ihre »alte« Identität und Kultur pflegen wollen, kommen noch Einwanderer jüngerer Zeit hinzu. Denn obwohl Japans Visabestimmungen notorisch streng sind, benötigt das Land Arbeitskräfte. Seit den 1990er-Jahren gibt es vereinfachte Arbeitsvisa insbesondere für die Nachfahren japanischer Südamerika-Auswanderer – die sehen vielleicht noch japanisch aus, haben aber ihre Latino-Kultur und Temperament mitgebracht.

Manche Japaner sind eben ein bisschen weniger japanisch als andere …

Essen Gehen In Little Korea

Auf in den Tisch eingelassenen heißen Platten brutzelt Fleisch: Der Duft von Chili, Knoblauch und Fett hängt schwer in der Luft, und mit umgehängten Papierlätzchen gegen Fettspritzer kommt man sich etwas albern vor. Die koreanischen Restaurants im Tokyoter Stadtteil Okubo sind angesagt, ohne Reservierung muss man sich auf längere Wartezeiten einstellen. Probieren Sie doch mal Bibimbap (Reis mit Ei, Gemüse und Fleisch im Steintopf) oder Samgyopsal (am Tisch gebratene Schweinebauchscheiben) im Delica Ondoru in Tokyo (1 Chome-3-20, Hyakunincho, Shinjuku-ku; Tel. 03 32 05 56 79; tgl. 10 – 1 Uhr).

Der Kranich – Japans Friedenstaube

Eine Grundschulklasse singt vor dem Denkmal im Friedenspark ein Lied. Dann hält ein Mädchen eine sorgfältig einstudierte Ansprache, schlägt eine Glocke, und die Kinder hängen ein Bündel dicker farbiger Schnüre an ein Gestell im Hintergrund. Diese entpuppen sich bei näherem Hinsehen als unzählige gefaltete Kraniche – säuberlich übereinander aufgefädelt.

© Jochen Schlenker/robertharding

DER Kranich steht in Japan für langes Leben, und die kleine Sadako Sasaki, die kurz nach dem Krieg in Hiroshima an Leukämie erkrankte, hatte gehört, wenn man krank sei und 1000 Kraniche falte, dann werde man wieder gesund. Ihre Mitschüler halfen ihr noch beim Falten, doch im Oktober 1955 starb Sadako im Alter von zwölf Jahren. Mehrere Kinderbücher über Sadako wurden in zahlreiche Sprachen übersetzt, in Japan kennt wirklich jeder ihren Namen. Fast alle Schüler machen irgendwann eine Klassenfahrt nach Hiroshima >>> zum Kinderdenkmal. Und die Origami-Kraniche sind in Japan zum Symbol der Friedens- und Anti-Atombewegung geworden.

Pazifismus als Staatsräson

Japan ist weltweit das einzige Land, auf das jemals Atombomben abgeworfen wurden: am 6. August 1945 auf Hiroshima, drei Tage später auf Nagasaki. Zu den Hunderttausenden Atombombenopfern kommen mehrere Millionen Kriegstote, die Hälfte davon Zivilisten. Kein Wunder also, dass die Japaner 1945 genug hatten vom Krieg. Einzigartig ist auch die 1947 unter dem Eindruck des Krieges verabschiedete Verfassung: Deren Artikel 9 >>> schließt Krieg als legitimes Mittel der Politik aus. Pazifismus als Staatsräson! Folgerichtig dürfte Japan denn auch kein Militär haben – eigentlich. Die sogenannten Selbstverteidigungsstreitkräfte gibt es seit 1954, dank etlichen Neuinterpretationen der Verfassung dürfen sie inzwischen sogar im Ausland eingesetzt werden.

Die Japaner selbst stehen grundsätzlich zu ihrer Verfassung. So erklären sie sich in Umfragen mehrheitlich zufrieden mit dem Friedensartikel 9, ja sie sind stolz darauf. Ebenso wie auf die »Nicht-Nuklearen Prinzipien«, einen Parlamentsbeschluss, der Herstellung, Besitz und Einfuhr von Atomwaffen verbietet.

Ideal und Wirklichkeit

Kein Krieg, kein Militär, keine Atomwaffen, keine radioaktive Verseuchung – mit der politischen Realität hat das heute wenig zu tun: Die Regierung Abe fordert eine Revision des Friedensartikels und ist damit recht populär, und gegen die Bedrohungen in der Nachbarschaft (Nordkorea, China-Taiwan-Konflikt) steht Japan unter dem atomaren Schutzschild der USA.

Und noch mehr Widersprüche: Japan gehörte zu den Achsenmächten und hatte 1941 mit dem Angriff auf den US-Marinstützpunkt Pearl Harbor auf Hawaii die USA in den Krieg gezogen. Tatsächlich hatte Japans aggressiver Invasionskrieg schon 1931 begonnen, um Asien zu unterwerfen. Es ging um Ressourcen, um Nachschub für die Schwer- und Rüstungsindustrie. Die damals erfolgreichen japanischen Militärstrategen sahen sich auf Augenhöhe mit den westlichen Großmächten, und die besaßen ja auch alle Kolonien. Die japanischen Eroberer waren notorisch grausam. Allein die Gewaltexzesse beim Massaker im chinesischen Nanking (heute Nanjing) 1937 sollen bis zu 300 000 Todesopfer gefordert haben.

© Yannis Kontos/Polaris

Jede Japanerin und jeder Japaner kennen und verehren Sadako Sasaki.

Streit mit den Nachbarn

Die Erfahrung der Atombombenabwürfe machte es nach dem Krieg leichter, die dunklen Seiten der japanischen Kriegsgeschichte zu vergessen und die Opferrolle zu betonen. Mit den Nachbarländern kommt es deshalb regelmäßig zu Zerwürfnissen über die zähe historische Aufarbeitung: Die jahrzehntelange Weigerung japanischer Regierungen, zumindest für einzelne Kriegsverbrechen wie Massaker und Zwangsprostitution Verantwortung zu übernehmen, lässt diese Themen immer wieder hochkochen. Und die japanischen Enkel? Die falten Papierkraniche für den Frieden.

Origami-Kraniche Falten

So schöne Muster! Die bunten quadratischen Papiere zum Origamifalten gibt es in Japan überall zu kaufen, und manchmal bekommt man im Hotel, in der Touristeninformation oder von Zufallsbekanntschaften ein kleines Origami-Kunstwerk geschenkt. Aber so schwierig ist es gar nicht, selbst etwas zu falten, Anleitungen im Internet finden sich heutzutage auch als Video-Clips (Faltanleitung unter: www.origami-kunst.de). Falten Sie aus schönem Papier einen Kranich und legen Sie ihn bei einem Besuch der Gedenkstätten von Hiroshima oder Nagasaki dort ab.

Die Tradition Liegt Im Tee

Die Schale, die die Dame im Kimono reicht, hat etwa Form und Größe einer Müslischüssel. Kunstvoll hat sie gerade mit einem Bambusquirl Teepulver (matcha) und heißes Wasser zu einer schaumigen, fast spinatgrünen Flüssigkeit aufgeschlagen. Ihre Bewegungen wirken bedächtig und fokussiert. Als sei dies nach reiflicher Überlegung und langem Training die einzig plausible Art, eine Teetasse zu halten. Auch andere Traditionen und Rituale sind in Japan nicht vergessen.

© norikko

DOCH nicht immer wird das Teetrinken so aufwendig zelebriert. Der durchschnittliche Großstadtjapaner bekommt seinen Koffeinschub heute auch eher als Kaffee, Matcha Latte oder Matcha-presso (ein kleiner starker Grüntee). Viel Zeit für Traditionen bleibt im hektischen Alltag auch in Japan nicht. Bedroht oder gar vergessen sind diese deshalb aber beileibe nicht: Quer durch die Altersgruppen und gesellschaftlichen Schichten wird der Wunsch eher größer, in einem ganz fortschrittlichen Dasein auch alte Traditionen zu pflegen.

Traditionen im Alltag

In der Großstadt Tokyo sieht man in der U-Bahn Frauen in edlen Kimonos mit großen Blütenzweigen im Arm auf dem Weg zu einem Ikebana-Kurs. Jüngere Frauen werfen sich im Sommer für den Besuch der großen Feuerwerksveranstaltungen in farbige Baumwollkimonos, Yukata genannt, während Männer im traditionellen Jinbei und mit Zehensandalen losgehen. Zu Neujahr schlägt man wie anno dazumal klebrigen Reis per Hand zu süßen Küchlein und besucht die Familie. Vor den traditionellen Theatern für Kabuki und No stehen geduldige Schlangen für Karten an, und traditionelle Künste – von Kampfsportarten wie Judo, Karate oder Kendo bis zum Origami – stehen an Schulen und Unis selbstverständlich auf dem Stundenplan.

In Japan sind die alten Traditionen nie in Vergessenheit geraten oder bei den Eliten als rückständig diskreditiert worden. Im Gegenteil, oft waren es eher die Wohlhabenden und Gebildeten, die es sich leisteten, Traditionen auszuüben. Ein hochwertiger Kimono kostet über 1000 Euro, und die schönen Stücke werden innerhalb der Familie von der Mutter an die Tochter vererbt. Auch heute tragen Japanerinnen den Kimono zu so bedeutenden Ereignissen wie dem Schulabschluss, der Volljährigkeit und zur Hochzeit.

Kulturelles Brauchtum verbindet

Insbesondere zur Teezeremonie gehört nicht nur Übung, sondern auch klassische Bildung – man muss sich für den »Weg des Tees« mit japanischer Keramik, japanischer Dichtung und Kimonos auskennen. Aber auch andere traditionelle Künste, wie der »Weg des Kriegers«, der »Weg der Blumen« oder der »Weg des Schreibens« erfordern durchaus Zeit und auch Geld.

Trotzdem bedeutet dies nicht umgekehrt, dass die alten japanischen Künste nur noch Zeitvertreib für die Reichen und Gebildeten wären – aber dass diese sich damit beschäftigen, macht die Traditionen für alle attraktiv und in gewisser Weise zum Statussymbol. Beim Nationalsport Sumo (Baedeker Wissen >>>) sieht man das besonders gut: Da kreischen auf den teuren Plätzen direkt am Ring feine Damen im Issey-Miyake-Kostüm, während von den billigen Sitzen im dritten Rang Arbeiter ihren gewichtigen Helden zujubeln.

Tradition verbindet in Japan, sie ist in der Moderne zuhause und weder nur etwas für innovationsfeindliche Fortschrittsverlierer noch für versnobte Konservative.

© Isa Ducke

Ganz traditionell geht es bei der Teezeremonie im Fukuyen in Kyoto zu.

Teezeremonie Ganz Entspannt

Teezeremonie – das klingt etwas steif und zeitaufwendig. Doch um den geschäumten Grüntee in Japan zu genießen, muss man keine mehrjährige Ausbildung durchlaufen haben. Im Fukujuen in Kyoto >>> bekommt man eine kleine Einführung, ganz entspannt auf Stühlen sitzend. Erst die kleine Süßigkeit essen, dann die Teeschale auf die Hand stellen und zweimal drehen – die paar Grundregeln sind schnell gelernt.

Zen in der Kirschblüte

Halb Tokyo scheint sich im Ueno-Park zu drängen. Auf den Wegen tanzen Senioren zu nostalgischen Liedern aus dem Kassettenrekorder, und Familien, Studentengruppen, ja ganze Büroabteilungen sitzen auf blauen Planen beim Picknick. Und über allem Wolken von rosa und weißen Blüten, die langsam niederrieseln.

© YP_photographer

Auch die Kirschblüte im Chidorigafuchi-Park verwandelt Tokyo in eine traumhafte Kulisse – aber nur für den Augenblick.

DIE Kirschblüte, die in Japan zelebriert wird wie nirgends sonst auf der Welt und im Frühling das ganze Land in einen rosa Taumel stürzt, steht symbolhaft für die Bedeutung des Augenblicks: Heute blüht sie wunderschön, morgen kann das unberechenbare Frühlingswetter sie schon niedergerissen haben!

Die Samurai, die die Geschichte Japans über Jahrhunderte geprägt haben, sahen in der Kirschblüte ihr eigenes Schicksal gespiegelt. Schon morgen kann der letzte Tag sein. Und das heißt nun gerade nicht, dass man sorglos und zukunftsvergessen im Jetzt lebt, sondern: bewusst und fokussiert.

Bewusst im Hier und Jetzt

Dafür steht auch der Zen-Buddhismus >>>. Übungen wie die Meditation im Sitzen trainieren die Fähigkeit, sich auf den Augenblick zu konzentrieren. Der Zen-Buddhismus (gesprochen mit einem weichem Z, eher wie in »Senner« als in »Zehensocken«) ist aber nur eine unter mehreren buddhistischen Schulrichtungen und zahlenmäßig in Japan nicht einmal die größte. Touristen begegnet der Zen-Buddhismus recht häufig, auch weil einige der bedeutendsten Tempel in Kyoto Zen-Tempel sind, etwa der Ryoanji >>> und der Kinkakuji >>>.

»Mit dem Körper erfahren«

Die Annäherung ist leicht: Immer mehr Zen-Tempel bieten regelmäßige Meditationstermine an – auch für Anfänger. Taiken heißen solche Programme in Japan – übersetzt etwa »mit dem Körper erfahren«, nach dem Motto »Probieren geht über Studieren«. Diese Probierstunden sind eigentlich weniger für westliche Ausländer, sondern in erster Linie für Japaner gedacht. Denn auch wenn viele von ihnen mit dem Buddhismus groß geworden sind, so haben die wenigsten einen engen Bezug zum Zen-Buddhismus oder gar zur Meditation. Und auch nicht jeder, der sich einmal zur Meditation auf das Kissen begibt, will sich mit Haut und Haaren auf das philosophisch-religiöse System einlassen und gleich den Weg zur Erleuchtung finden.

Den Geist leeren im Alltag

Einfach mal an gar nichts denken – das klingt so einfach, ist es aber nicht. Fast automatisch purzeln doch ganz viele Gedanken durch den Kopf. Sie loszulassen und sich zumindest für ein paar Minuten freizumachen vom Alltag ist der Sinn der Zen-Übung. Die Mönche sitzen so manchmal viele Stunden am Tag, regungslos, leer.

Bei Meditations-Taiken, aber auch beim Besuch von Zen-Tempeln erfährt man jedes Mal ein bisschen mehr über die Ideen von Zen – neben der Erfahrung, mal nicht zu denken, oder dem Blick auf einen abstrakten Garten, der an sich schon die Gedanken reinigt, kann das eine kurze Ansprache des Mönchs sein, der den ein oder anderen Aspekt hervorhebt, oder auch nur ein Sinnspruch auf der Eintrittskarte. Loslassen, im Jetzt leben, sich auf den Augenblick konzentrieren, Zufriedenheit, das sind die Themen, die immer wieder auftauchen.

Und auch im Lebensalltag hilft die Zen-Philosophie – das haben auch westliche Firmen und Seminaranbieter entdeckt. Da heißt die Zen-Meditation vielleicht Achtsamkeits-Coaching oder MBSR-Training (Mindfulness-Based Stress Reduction), aber Technik und Zielsetzung ähneln denen der historischen Samurai: Durch die Meditationsübungen und die (zumindest zeitweilige) geistige Befreiung aus Kleinlichkeiten und Alltagssorgen sollen die Konzentrationsfähigkeit gefördert, die Persönlichkeit gefestigt, Stress abgebaut und die Abwehrkräfte gestärkt werden.

© Hartmut Pohling / Japan-Photo-Archiv

Im Zen hat auch Bogenschießen einen meditativen Charakter.

Zazen – Meditieren Unter Anleitung

Lange Reihen von Sitzkissen auf Tatami-Matten in einem großen, leeren Raum. Ein kahl geschorener Mönch gibt eine kurze Einführung: Konzentration auf Haltung und Atmung, die Gedanken kommen und vor allem auch wieder gehen lassen. Ausprobieren kann man Zazen, die Meditation im Sitzen, die mit etwas Übung zu mehr Ausgeglichenheit und Stabilität führt, in Kyoto etwa im Shunko-in, Untertempel des Myoshinji >>> (www.shunkoin.com) oder im Shorin-ji, Untertempel des Tofukuji >>> (http://shourin-ji.org). Man sollte bequeme Kleidung anhaben und in der Lage sein, zumindest im Schneidersitz auf dem Boden zu sitzen.

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Touren

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© Kaoru Hayashi

Spaziergang durch den Bambuswald von Arashiyama bei Kyoto

Unterwegs in Japan

Wer eine Reise nach Japan plant, dem schwebt sicher kein Strand- und Badeurlaub vor. Zwar hat Japan als Inselland auch einige schöne Strände zu bieten, vor allem im Süden, aber der Reiz liegt eher darin, die beeindruckenden Kulturstätten des Landes zu besuchen, die vielen Kontraste auf sich wirken zu lassen und einen Einblick in Bräuche und Alltag der Japaner zu gewinnen.

Ganz Japan ist unmöglich

Da Japan in den hiesigen Medien vorzugsweise mit seinen kuriosesten Erscheinungen porträtiert wird, erleben viele Besucher des Landes so manche Überraschung: Selbst in der Metropole Tokyo, die gern mit ihrer brechend vollen U-Bahn, ihrem Meer von Wolkenkratzern und grellen Leuchtreklamen gezeigt wird, gibt es Orte der Entspannung, beinahe ländlich anmutende Gassen und idyllische Gärten.

Auf einer Reise ganz Japan kennenzulernen, ist schon aufgrund der enormen Nord-Süd-Ausdehnung kaum möglich – um von Hokkaido bis Okinawa zu reisen, bräuchte man etwa zwei Monate, wollte man die ganze Vielfalt des Landes erfassen. So viel Zeit steht den wenigsten zur Verfügung, von den hohen Kosten einmal abgesehen. Der durchschnittliche Japanbesucher hat drei Wochen Zeit. Deshalb empfiehlt es sich, von den genannten Touren zwei zu kombinieren oder sich jene Orte herauszupicken, die einen persönlich am meisten interessieren. Die angegebene Dauer ist nur ein ungefährer Richtwert: Manch einer schafft die Tour vielleicht in weniger Tagen; wer aber nicht von Ort zu Ort hetzen möchte, sollte lieber etwas mehr Zeit einplanen.

Wohin am besten?

Im Grunde bieten sowohl der Norden als auch der Süden ein wenig von allem: schöne Landschaften, traditionelles Brauchtum, landestypische Architektur, interessante Museen und abwechslungsreiche Küche. Wer es aber rustikaler und kühler mag, wer gern wandert und Rad fährt, ist im Norden besser aufgehoben. Wen vor allem die buddhistische und shintoistische Welt interessiert, der sollte sich auf das Zentrum Honshus konzentrieren. Und wer neben dem Besichtigungsprogramm auch Entspannung am Strand sucht, fährt am besten in den Süden. Einige Orte sollten nach Möglichkeit auf keinem Reiseplan fehlen. Wer sich allerdings nur auf die Highlights beschränkt, dem entgeht eine Menge dessen, was Japan ebenfalls ausmacht, nämlich traumhafte Berglandschaften, abgeschiedene Pilgerstätten, zerklüftete Küsten, erholsame Thermalquellen, historische Städtchen und modernste Freizeiteinrichtungen.

© Blanscape

Kaum etwas symbolisiert Japan mehr als dieser Anblick: ein hochmoderner Shinkansen-Zug vor dem heiligen Berg Fuji.

Das richtige Verkehrsmittel

Am besten mit der Bahn

Am einfachsten und bequemsten reist man in Japan mit der Bahn. Das Schienennetz ist ausgedehnt und liegt, von einigen wenigen Nebenstrecken abgesehen, in der Hand von Japan Railways (JR). Die Fahrkarten sind – vor allem wenn man mit den Superexpresszügen (Shinkansen) reist – zwar nicht billig, doch ausländische Touristen haben die Möglichkeit, vor der Reise einen Japan Rail Pass zu erwerben, der sich in jedem Fall rentiert, wenn man viel herumreist und weite Strecken zurücklegt. Die Shinkansenzüge sind hervorragend: sauber, bequem, pünktlich und schnell. Aber auch die langsameren Züge sind durchweg ordentlich. Der einzige Nachteil ist, dass größere Gepäckstücke schwer zu verstauen sind.

Autofahren in Japan ist weniger zu empfehlen. Davon abgesehen, dass man sich auf Linksverkehr umstellen und den deutschen Führerschein eigens übersetzen lassen muss, sind die Parkmöglichkeiten beschränkt und die Parkplatzgebühren dementsprechend extrem hoch; hinzu kommt, dass die Autobahnen gebührenpflichtig sind.

Inlandflüge lohnen, wenn man wenig Zeit hat. Allerdings bekommt man dabei nicht viel von der Landschaft mit.

Mit dem Rad zu fahren macht auf dem Land sehr viel Spaß, in den Städten ist es jedoch mühsam und erfordert viel Geschicklichkeit, zumal es in der Regel keine Radwege gibt, sondern Radfahrer den Fußgängerstreifen nutzen.

Japans Regionen

Der Norden: Viel Landschaft, wenig Touristen

Nord-Honshu: Inseln, Berge, Matsuris

Im überwiegend agrarisch geprägten Norden Japans gibt es noch viel zu entdecken; und wer sich für Volksfeste und anderes Brauchtum interessiert, kann zur rechten Zeit am rechten Ort viel Spaß haben. Höhepunkte in Tohoku (Nord-Honshu) sind die Ostküste bei Matsushima mit ihren zahlreichen kiefernbewachsenen Inselchen und die Westküste bei Oga. Der Bandai-Asahi-Nationalpark im Landesinneren schützt gleich mehrere Regionen: die heiligen drei Berge Dewa Sanzan, die Azuma-Berge und den Inawashiro-See. Weitere schöne Seen sind der Tazawa-ko und der größere Towada-ko. Die Großstädte sind nur Sprungbretter für diese landschaftlichen Attraktionen – es sei denn, man ist zu einem der großen, sehr ausgelassen gefeierten Feste dort, wie dem Nebuta-Matsuri in Aomori, dem Tanabata-Matsuri in Sendai oder dem Kanto-Matsuri in Akita (alle drei im August).

Architektonische »Leckerbissen« sind die Burg von Hirosaki (besonders schön zur Kirschblüte) und die Tempel von Hiraizumi, das es an Pracht einst mit Kyoto aufnahm. In Städten wie Aizu-Wakamatsu und Kakunodate sind noch malerische Samurai-Häuser erhalten.

Hokkaido: Landschaft, Städte und Natur

Wer es über die Tsugaru-Meeresstraße bis nach Hokkaido schafft, wird – jedenfalls außerhalb der Touristensaison – mit noch einsameren Landschaften belohnt. Diese Insel, einst das Stammesgebiet der Ainu, wurde erst Mitte des 19. Jhs. von Japanern besiedelt. Das dicht bevölkerte, stark industrialisierte Japan scheint Welten entfernt. Ein Gefühl von Weite und Ursprünglichkeit macht sich breit.

Als Eingangstor nach Hokkaido fungiert die Hafenstadt Hakodate, die als eine der ersten für den Handel mit dem Westen geöffnet wurde. Die Präfekturhauptstadt Sapporo ist eine junge, an herkömmlichen Sehenswürdigkeiten arme Stadt, abgesehen vom eindrucksvollen Schneefest im Februar. Das benachbarte Otaru ist bekannt für Glas und sein romantisches Kanalviertel.

Der Hauptgrund für eine Reise nach Hokkaido sind aber ohnehin die Naturattraktionen: die Vulkane, Kraterseen und Thermalquellen im Shikotsu-Toya-, im Daisetsuzan- und im Akan-Nationalpark, die Flora und Fauna im abgelegenen Rishiri-Rebun-Nationalpark, die Wasserfälle und Steilfelsen im Shiretoko-Nationalpark, das Treibeis vor der Küste bei Abashiri (im Winter) und das Sumpfland um Kushiro. Die Nationalparks laden nicht nur zu Wanderungen ein, sondern auch zum Reiten, Angeln, Rafting oder Radfahren, zum Skifahren und Snowboarden.

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Zwischen Tokyo und Japanischem Meer

Kanto und Chubu

Die meisten ausländischen Touristen betreten in Tokyo erstmals japanischen Boden – und sind gleichermaßen fasziniert wie erschlagen. Die Metropole ist völlig unüberschaubar – und wer sie wirklich erkunden möchte, braucht viel Zeit: für die vielen interessanten Museen, die unterschiedlich geprägten Viertel, für das Shopping (am besten erst am Ende der Reise) und das unübertroffene Unterhaltungsangebot von Kabuki bis Karaoke.

Irgendwann aber stellt sich unweigerlich das Bedürfnis ein, diesem Moloch zu entfliehen – nichts leichter als das, warten in der Nähe doch jede Menge Highlights auf einen Besuch: Kamakura mit dem Großen Buddha, Nikko mit seinen prachtvollen Mausoleen und dem nahe gelegenen Chuzenji-See, der Garten von Mito, die Chinatown und der Hafen von Yokohama, die Badeorte auf der Izu-Halbinsel, die Bergwelt des Chichibu-Tama-Nationalparks und nicht zuletzt der Fuji mit den Fuji-Seen und dem Ferienort Hakone.

Als Stützpunkte für Ausflüge nach Chubu (Zentral-Honshu) in die Japanischen Alpen bieten sich das Handwerkszentrum Takayama, die Olympiastadt Nagano oder die Burgstadt Matsumoto an. Reizvolle kleine Bergorte sind Kamikochi, Karuizawa und Omachi, von denen aus eine Reihe schöner Wanderungen möglich sind.

Auch vom Industriezentrum Nagoya, der viertgrößten Stadt Japans, mit dem bedeutenden Atsuta-Schrein und mehreren interessanten Museen lässt sich ein Ausflug in die Alpen organisieren: etwa zu den alten Poststationen Tsumago und Magome im Kiso-Tal.

Jenseits der Berge an der Westküste Honshus liegen Kanazawa mit einem der drei berühmtesten Gärten Japans, dem Kenroku-en, und die Noto-Halbinsel, wo sich noch viel ursprüngliche japanische Atmosphäre schnuppern lässt, und deren zerklüftete Küste ein wild romantisches Bild abgibt. Noch weiter nördlich liegt vor der Küste von Niigata die Insel Sado, die sich aufgrund ihrer relativen Isolation ein ganz eigenes Brauchtum bewahrt hat.

Zentrum: Wiege der japanischen Kultur

Kinki

Das Herz der Region Kinki (»Nahe der Hauptstadt«), die ungefähr vom Biwa-See westwärts über Himeji hinaus und südwärts bis nach Wakayama reicht, bildet natürlich die alte Kaiserstadt Kyoto mit ihren unzähligen Tempeln und Schreinen, Gärten, alten Kaiserbauten, Vergnügungsvierteln, Einkaufsmöglichkeiten und vielem mehr. In der Umgebung von Kyoto warten weitere Highlights: an erster Stelle Nara, vor Kyoto Sitz des Kaiserhauses.

Der größte Süßwassersee Japans, der Biwako, liegt ebenfalls in der Nähe Kyotos. Eine seiner Hauptsehenswürdigkeiten ist die Burg von Hikone an seinem Ostufer. Vom See aus gelangt man auch per Seilbahn auf den Hiei-zan. Auf dessen Gipfel thront der Enryakuji-Tempel, einst einer der einflussreichsten des Landes. Ein landschaftlicher Höhepunkt auf der Seite des Japanischen Meeres ist die Nehrung Ama-no-hashidate, die zu den klassischen »Drei schönsten Landschaften Japans« zählt (Baedeker Wissen >>>).

Schlicht- und urjapanisch

Auch das bedeutendste Shinto-Heiligtum, der Ise-Schrein, liegt in der Region Kinki. Er ist ein Paradebeispiel für die schlichte, naturbezogene Bauweise des Shintoismus. Ebenso charakteristisch für die urjapanische Architektur ist die Burg von Himeji, die wohl schönste des Landes überhaupt und eine der wenigen, die original erhalten ist. Ein spirituelles Erlebnis der besonderen Art bieten die Klöster auf dem Koya-san, wo man in einer Tempelherberge übernachten und an der frühmorgendlichen Andacht teilnehmen kann. Der Koya-san befindet sich in unmittelbarer Nachbarschaft zum Yoshino-Kumano-Nationalpark, wo sich alte shintoistische Pilgerpfade durch berauschende Natur schlängeln. Beide Orte scheinen dem Trubel des Großraums Osaka-Kobe weit entrückt. Diese Industrie- und Hafenstädte bieten keine überwältigenden Sehenswürdigkeiten, dafür kann man hier gut schlemmen, shoppen und sich vergnügen.

© Milosz Maslanka

Tsumago bietet noch authentische Einblicke in Japans Vergangenheit.

Der Westen: abgeschieden und beschaulich

Chugoku

West-Honshu (Chugoku) untergliedert sich traditionell in zwei Teile: Die dem Japanischen Meer zugewandte, verhältnismäßig dünn besiedelte San’in-Küste und die der Inlandsee zugewandte, belebtere, verkehrsreiche und stark industrialisierte San’yo-Küste. An Letzterer liegen zahlreiche Attraktionen: Da sind der Landschaftsgarten von Okayama, einer der klassischen drei schönsten Gärten Japans, das malerische, von Kanälen durchzogene Kurashiki mit alten Lagerhäusern, die Stadt Hiroshima, die nicht nur der historischen Denkmäler wegen einen Besuch lohnt, und der nahe gelegene Schrein von Miyajima mit dem viel fotografierten (zumindest bei Flut) im Wasser stehenden Torii.

Und dann wäre da noch die malerische Kulisse der Inlandsee mit ihrem Insel-Labyrinth; die größten darunter sind Awajishima und Shodoshima, doch unzählige kleinere warten auf Besucher. In Richtung Kyushu sind die Sehenswürdigkeiten dünner gesät und weniger bedeutend: Die Präfekturhauptstadt Yamaguchi war einst als Künstlerzentrum berühmt, wovon heute noch der von Sesshu angelegte Garten hinter dem Joeiji-Tempel zeugt. In der Nähe befinden sich die Akiyoshi-Tropfsteinhöhle und an der Westspitze Honshus das historisch bedeutsame Shimonoseki, von dem aus sich ein Blick über die Kanmon-Meerenge nach Kyushu bietet.

Die San’in-Küste ist noch beschaulicher und recht abgeschieden – mit öffentlichen Verkehrsmitteln kommt man nur langsam voran. Hier warten das Keramikzentrum Hagi, das idyllische Burgstädtchen Matsue und der bedeutende Schrein von Izumo, in dem sich einmal im Jahr alle Shinto-Götter (»kami«) des Landes versammeln, auf Besucher. Eine landschaftliche Kuriosität dieser Region sind die Dünen von Tottori, die für Europäer jedoch höchstens auf der Durchreise einen Besuch lohnen.

Shikoku

Allerdings wird die San’in-Küste von den meisten Touristen ohnehin links liegen gelassen – ebenso wie die viertgrößte Insel Japans, Shikoku, die von Honshu aus über drei Brücken oder per Fähre erreichbar ist. Architektonische Glanzleistungen wird man hier vermissen, abgesehen von den Burgen in Kochi und Matsuyama vielleicht. Der Reiz liegt vielmehr in der Landschaft, dem dörflichen Charakter und den vielen Tempeln, die ehrgeizige Pilger auf der 88-Tempel-Wanderung besuchen – heutzutage machen sich allerdings nur wenige zu Fuß auf den Weg, die meisten wählen den Reisebus. Die weiß gekleideten Pilger mit Strohhut, Glocke und Stock sind auf Shikoku ein vertrauter Anblick; ihr Ausgangspunkt ist meist Tokushima.

Die Küstenlandschaft ist bei Uwajima, im Ashizuri-Uwakai-Nationalpark und am Kap Muroto am eindrucksvollsten. Von Menschenhand geschaffen, aber ebenfalls ein landschaftlicher Höhepunkt ist der Ritsurin-Garten in Takamatsu. In der Umgebung befindet sich der Schrein von Kotohira, der den Seefahrern und überhaupt allen Reisenden geweiht ist – schon deswegen eigentlich ein Muss für Touristen aus Übersee …

Das Flair des Südens

Kyushu

In der Vergangenheit war es Kyushu, die südlichste der vier japanischen Hauptinseln, über die ausländische Einflüsse ins Land gelangten. Aus Korea kam z. B. die Porzellankunst, eine Tradition, die seit Jahrhunderten in Arita gepflegt wird. Auch die ersten Europäer landeten im Süden Japans: 1543 trafen Portugiesen auf der Insel Tanegashima ein, die zu den Satsunan-Inseln >>> gehört. In ihrer Folge kamen christliche Missionare ins Land, darunter Franz Xaver. In der Edo-Zeit, der Phase der Abschottung Japans vom Ausland, war Nagasaki das Fenster zur Welt – als einziger Ort unterhielt es Handelskontakte zu Chinesen, Holländern und Portugiesen. Diesem Umstand verdankt die wunderschön gelegene Stadt ihre einmalige Mischung aus Ost und West.

Das moderne Eingangstor zur Insel ist Fukuoka, die größte Stadt Kyushus; hier endet auch die Shinkansen-Linie von Honshu. Die Stadt unternimmt alle Anstrengungen, sich als Kulturzentrum zu behaupten und eine Brücke zum asiatischen Festland zu schlagen.

Die Vulkanlandschaften der Insel werden in verschiedenen Nationalparks geschützt: dem Unzen-Amakusa-Nationalpark nahe Nagasaki, dem Aso-Kuju-Nationalpark im Zentrum der Insel und dem Kirishima-Yaku-Nationalpark im Süden Kyushus. Zu Letzterem gehört auch die Insel Yakushima, die mit ihren 32 erloschenen Vulkanen und uralten Zedern in die Liste des UNESCO-Weltnaturerbes aufgenommen wurde. Landschaftlich reizvoll ist auch die Gegend um Miyazaki: Die kleine Insel Aoshima weist waschbrettartige Sedimentfelsen auf und die Takachiho-Schlucht ist fest in der japanischen Mythologie verankert.

Tempel und Schreine von herausragender Bedeutung sind auf Kyushu rar; auch an Burgen ist nur jene von Kumamoto hervorzuheben. Dafür steht hier die Erholung ganz im Vordergrund: Neben dem berühmten Badeort Beppu mit seinen brodelnden Höllenteichen und Thermalquellen laden zahlreiche weitere Thermalbäder zur Entspannung ein. Eine Besonderheit sind die Sandbäder von Ibusuki, wo man bis zum Kopf in warmen Sand eingebuddelt wird.

Okinawa

Die größte Stadt im Süden der Insel ist Kagoshima, Tor zu den Südwest-Inseln und Okinawa. Diese Inselkette ist eine Welt für sich: Angefangen von der Sprache über die Musik bis zur Architektur unterscheidet sich die Kultur deutlich von der des übrigen Japan. Tatsächlich wurde die Inselgruppe erst im 17. Jh. von Kyushu aus erobert und Ende des 19. Jhs. dem japanischen Staat eingegliedert. Davor bildete sie lange ein eigenständiges Königreich (Ryukyu), das rege Beziehungen zu China unterhielt. Im Zweiten Weltkrieg tobte hier der Krieg, an dessen Ende es zu erzwungenen Massenselbstmorden kam. Die Inselgruppe wurde zwar 1972 von den USA an Japan zurückgegeben, aber bis heute befinden sich hier viele amerikanische Militärstützpunkte, die in der Bevölkerung für Kontroversen sorgen.

Die Hauptattraktionen sind die Strände sowie die Tauchreviere. Besonders schön sind sie auf Miyako und Ishigaki. Für seine einzigartige Flora und Fauna berühmt ist hingegen Iriomote. Die Hauptinsel Okinawa bietet neben Strandvergnügungen und fantastischen Tauchrevieren auch einige kulturelle Sehenswürdigkeiten in ihrer Hauptstadt Naha, wo die rekonstruierte Palastanlage des Ryukyu-Königreichs zu bewundern ist. Besser erhaltene Festungsanlagen (Gusuku) aus der Ryukyu-Zeit sind über die Insel verstreut.

Wichtige (Zwischen-)Stationen auf den Touren

Tokyo

Fast alle vorgeschlagenen Routen starten in Tokyo – planen Sie mindestens 2 Tage in dieser Stadt ein. Am 1. Tag sollte man sich nicht zu viel vornehmen, da der Jetlag erfahrungsgemäß noch zu schaffen macht. Vorstellbar wäre ein Besuch in Asakusa, dem Altstadtviertel um den Asakusa-Kannon-Tempel, gefolgt von einer Bootsfahrt auf dem Sumidagawa bis zum Hama-Rikyu-Garten oder noch weiter bis zum Neulandviertel Odaiba. Danach kann man nach Shinjuku fahren und vom modernen Rathaus die Aussicht auf die Stadt genießen. Wer noch nicht müde ist, kann hier oder im Vergnügungsviertel Roppongi den Abend verbringen.

Am 2. Tag können Frühaufsteher dem Tsukiji-Fischmarkt einen Besuch abstatten und anschließend über die von exklusiven und traditionsreichen Geschäften gesäumte Ginza bummeln. Von dort ist es nicht weit zum Kaiserpalast, der allerdings nicht zugänglich ist. Nachmittags bietet sich ein Ausflug nach Harajuku zur Omotesando an, der anderen Prachtmeile der Stadt. In der Nähe liegt der Meiji-Park mit dem Kaiser Meiji gewidmeten bedeutendsten Schrein der Stadt. Wer sich für Museen interessiert, sollte besser in den Ueno-Park fahren, wo sich u. a. das berühmte Nationalmuseum befindet. Je nachdem, wofür man sich entscheidet, kann man am frühen Abend das Meer von Neonreklamen in Shibuya (eine Station von Harajuku) bzw. Akihabara (zwei Stationen von Ueno) bestaunen und einen Einkaufsbummel unternehmen.

Kyoto

Für Kyoto sollte man ebenfalls mindestens zwei Tage veranschlagen. 1. Tag: Vom Bahnhof aus liegen der Nishi-Honganji-Tempel, der Sanjusangendo mit über 1000 Buddhastatuen und der an einem Hang thronende Kiyomizu-dera mehr oder weniger auf einer Route. Vom Heian-Schrein weiter nördlich ist es nicht allzu weit zum Philosophenweg, über den man in einem schönen Spaziergang zum Ginkakuji gelangt (Wanderfreudige können auch vom Kiyomizu-dera aus zu Fuß gehen, was 2 bis 3 Stunden dauert).

Den 2. Tag kann man dem Nordwesten der Stadt widmen: Zuerst dem berühmten »goldenen« Kinkakuji und dem zur Meditation anregenden Steingarten des Ryoanji, anschließend dem einstigen Palast des Shogun, Nijo-jo. Den Abend kann man im alten Geisha-Viertel Gion oder auf der anderen Seite des Kamogawa in Pontocho ausklingen lassen.

Wer länger verweilt, kann zusätzlich einige kaiserliche Bauten ins Besichtigungsprogramm aufnehmen, darunter die kaiserliche Villa Katsura-rikyu und den Kaiserpalast, muss aber zuvor eine Besuchserlaubnis einholen. >>>

Tagesausflüge

Nikko und Kamakura lassen sich jeweils als Tagestour von Tokyo aus besuchen, Nara bietet sich als Ausflugsziel von Kyoto aus an.

© shikema

Tropisches Flair in der Kabira-Bucht auf Ishigaki, einer der Yaeyama-Inseln in der Präfektur Okinawa

Japan Einmal Anders

Länge der Tour: ca. 1700 km

Dauer: ca. 11 Tage

Tour 1

Nur wenige ausländische Touristen erkunden diesen Landesteil, da er von den Haupttouristenzielen recht weit entfernt ist. Vor allem Naturfreunde kommen hier voll auf ihre Kosten, aber auch manch abgeschiedener Schrein und Tempel lohnen einen Besuch.

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Schrein im Zedernmeer

Von Tokyo bricht man morgens auf und ist nach 2 Stunden Bahnfahrt in Nikko. Für die Besichtigung der Sehenswürdigkeiten, an vorderster Stelle der prachtvolle Toshogu-Schrein aus dem 17. Jh. inmitten eines Meers von Zedern, sollte man sich Zeit lassen und am besten in Nikko übernachten.

Kiefernbewachsene Felseninselchen

Am nächsten Morgen geht es weiter Richtung Norden zur malerischen Küste von Matsushima (etwas mehr als 3 Std. mit der Bahn, bei zweimaligem Umsteigen), wo unzählige mit bizarren Kiefern bewachsene Felsinselchen die Landschaft prägen. Vom Teehaus Kanrantei auf einer Klippe hat man eine schöne Sicht auf dieses Naturwunder. Sehenswert ist auch die kleine Insel Ojima mit Grotten, die buddhistische Darstellungen enthalten.

Goldhalle, Teich und Kratersee

Am folgenden Tag geht es nach Hiraizumi (1¾ Std.). Hier sind die Pracht der Goldenen Halle des Chusonji-Tempels und der Paradiesteichgarten des Motsuji-Tempels zu bestaunen. Von Hiraizumi führt eine kombinierte Zug- und Busfahrt (4¾ Std.) über Hachinohe zum glasklaren Towada-See, einem 334 m tiefen, von Wäldern umgebenen Kratersee, von dessen Ostufer das bezaubernde Tal des Oirase erkundet werden kann.

Vom See geht es mit dem Bus weiter nach Aomori. Wer Anfang August hier ist, sollte sich nicht das Spektakel des Nebuta-Matsuri mit seinem farbenprächtigen Umzug entgehen lassen. Ansonsten kann man sich zumindest die bei diesem Fest zum Einsatz kommenden Festwagen ansehen und eine Ausgrabungsstätte aus der Yayoi-Zeit besuchen.

Abstecher nach Hokkaido

Von Aomori macht die Tour einen Sprung nach Hokkaido (es sei denn, man spart die nördlichste Hauptinsel aus und fährt über die Burgstadt Hirosaki und Akita nach Tokyo zurück). Von Aomori braucht der Zug nach Sapporo rund 5½ Stunden. Sapporo bietet viel Grün und von der Olympia-Sprungschanze einen schönen Blick auf die Stadt.

Man sollte hier eine Ruhepause einlegen, bevor man am nächsten Tag zum Daisetsuzan-Nationalpark aufbricht (Bahn bis Asahikawa, 1½ Std., dann Bus, 1½ Std., bis Sounkyo): Eine hochalpine Bergwelt, aktive Vulkane und Onsen-Badeorte warten dort. Den Mittelpunkt dieses Parks bildet der 2290 m hohe Asahi-dake, der höchste Berg Hokkaidos (Seilbahn bis 1600 m Höhe, ab dort Besteigung in knapp 2 Std.). Reizvoll ist auch die Sounkyo-Schlucht mit senkrecht aufragenden Felswänden und mehreren Wasserfällen.

Weiter östlich liegt der zum Akan-Nationalpark gehörende Akan-See (Akan-ko, Bus von Sounkyo nach Akan Kohan, 3¼ Std.). Er umfasst subarktische Urwälder und drei schöne Seen, darunter den Akan-ko, in dem eine einzigartigen Algenart gedeiht, und. Wer noch Zeit hat, kann auch den abgeschiedenen Shiretoko-Nationalpark – Japans letzte Wildnis – im Nordostzipfel Hokkaidos mit einbeziehen. In allen drei Nationalparks kann man schöne Wanderungen unternehmen und die herrliche Natur genießen. Zurück nach Tokyo (1½ Std.) geht es mit dem Flugzeug von Kushiro aus, das man wiederum in 2 Std. Busfahrt ab Akan Kohan erreicht.

Der Berg Ruft

Länge der Tour: ca. 1250 km | Dauer: ca. 10 Tage

Tour 2

Wer angesichts der klassischen Schönheit des Fuji für die japanische Bergwelt Feuer gefangen hat, sollte den Großraum Tokyo verlassen und in die Japanischen Alpen fahren.

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Hoch hinaus

Von Tokyo führt der Weg in 3 Stunden in die Japanischen Alpen nach Matsumoto, das von der »Krähenburg« überragt wird, nach der »Burg des Weißen Reihers« in Himeiji (Tour 4 >>>) Japans schönster Burg. Der Ort ist Ausgangspunkt für Ausflüge in die Nördlichen Japanischen Alpen, die im Chubu-Sangaku-Nationalpark geschützt werden. Zwischen April und Oktober kann man mit dem Bus nach Kamikochi fahren (1¾ Std.) und dort kürzere oder längere Wanderungen (2 – 4 Std.) unternehmen oder sich gar daran machen, einen der Gipfel zu erklimmen (dann allerdings sollte man eine Übernachtung einplanen). Hier bietet sich auch ein Onsen-Besuch an.

Zum Landschaftsgarten an der Küste

Mit dem Bus gelangt man von Kamikochi in 1½ Stunden nach Takayama, dem »Klein-Kyoto« in den Bergen, das mit seinen Volkskundemuseen, Kunsthandwerksläden und Sakebrauereien viel Atmosphäre ausstrahlt. Die Handwerkskünste der Stadt werden im Freilichtmuseum Hida-no-Sato vorgeführt, wo auch alte Bauernhäuser der Region ausgestellt sind. Eine nette Abwechslung ist ein Besuch auf dem Morgenmarkt der Stadt, bevor es mit der Bahn (gut 2 Std. Fahrt mit Umsteigen in Toyama) nach Kanazawa am Japanischen Meer weitergeht. Die Stadt ist in ganz Japan für ihren Landschaftsgarten Kenrokuen berühmt. Daneben bietet sie aber auch einige idyllische Viertel mit alten Samurai-Häusern und ein hochmodernes Kunstmuseum, das Kanazawa 21.

Vom aktiven Kloster in die alte KaiserstadtVon Kanazawa erreicht man in 75 Minuten über die Stadt Fukui das ebenso berühmte wie einflussreiche Zen-Kloster Eiheiji aus dem 13. Jh., wo man einen Einblick in den Alltag eines aktiven Klosters bekommt und, falls Plätze frei sind, an der Zen-Meditation teilnehmen kann (auf Engl.; Voranmeldung und mindestens 1 Übernachtung). Ansonsten macht man nur eine Führung durch einen Teil des ausgedehnten Komplexes mit. Wer Kyoto noch nicht auf dem Programm hatte, kann es in diese Route einbauen und von Kanazawa oder Fukui aus dorthin fahren (Bahn, 2 Std.).

Japan nostalgisch und modern

Sowohl von Kyoto als auch von Fukui ist es nicht weit bis Nagoya (¾ Std. bzw. 1¾ Std.). Die Sehenswürdigkeiten der Stadt sind überschaubar und lassen sich an 1 Tag besuchen: Kunstfreunde sollten auf jeden Fall das Tokugawa-Kunstmuseum aufsuchen. Wer sich für das industrielle Erbe der Stadt interessiert, ist im Toyota Industrie- und Technologie-Museum (Sangyo Gijutsu Kinenkan) richtig. Ansonsten sind der Atsuta-Schrein, die Burg und der Osu-Kannon-Tempel die Hauptattraktionen für Touristen.

Wer noch Zeit hat, sollte unbedingt einen Ausflug ins Kiso-Tal zu den alten Poststationen Tsumago und Magome unternehmen, wo die Zeit scheinbar stehen geblieben ist. Bei dieser Variante ist allerdings eine Übernachtung (z. B. in Nagoya) notwendig.

Der Berg der Berge

Von Nagoya geht es an der Ostküste Honshus zurück und zum Abschluss der Tour nach Hakone (2¾ Std. via Odawara). Hier liegt der Ashi-See, in dem sich der Fuji spiegelt. Mit seiner nahezu vollkommenen Kegelform ist er einer der schönsten Berge überhaupt. Einen guten Blick auf das japanische Wahrzeichen und Heiligtum hat man, wenn man mit der Seilbahn von Gora bis Owakudani fährt. Von der Endstation Togendai kann man mit einem Schiff über den See bis Moto-Hakone fahren, wo der Hakone-Schrein steht, und dann bis Hakone-machi wandern (2 km). Von dort fährt ein Bus nach Atami, von wo man mit dem Shinkansen in einer guten ½ Stunde zurück nach Tokyo gelangt.

Japans Kulturelles Zentrum

Länge der Tour: ca. 1050 km | Dauer: ca. 10 Tage

Tour 3

Die Region Kinki ist die Wiege der japanischen Kultur und das traditionelle kulturelle Zentrum Japans. Die Sehenswürdigkeiten reihen sich hier buchstäblich aneinander.

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Ins Tempel-Zentrum

Von Tokyo führt ein Tagesausflug in das friedliche Städtchen Kamakura (1 Std. Bahnfahrt), dessen Hauptsehenswürdigkeit der Große Buddha des Kotokuin-Tempels ist. Daneben lohnen aber auch eine Reihe weiterer Tempel und Schreine den Besuch – wenn man nur einen Tag zur Verfügung hat, muss man eine Auswahl treffen. Vermutlich reicht die Zeit noch für den in derselben Gegend liegenden Tempel Hase-dera mit der Goldenen Statue der Elfköpfigen Kannon sowie den Tsurugaoka-Hachiman-Schrein und den Kenchoji-Tempel. Auf dem Rückweg lässt sich eine Stippvisite in Yokohama einbauen, wo man den Abend im Minato-Mirai-Viertel verbringen kann.

Heiligster Schrein des Shintoismus

Von Tokyo fährt man am folgenden Tag über Nagoya nach Ise (1½ Std.), wo sich das shintoistische Nationalheiligtum Japans befindet: die der Sonnengöttin Amaterasu geweihten Ise-Schreine im Ise-Shima-Nationalpark, unterteilt in den Äußeren und den Innerer Schrein, die ca. 5 km voneinander entfernt sind. Die Hauptgebäude werden nach alter Tradition alle 20 Jahre vollständig neue aufgebaut. Zu sehen gibt es eigentlich nicht allzu viel, doch die schlichten, von dichtem Grün umgebenen Holzbauten und die ihren Aufgaben nachgehenden Shinto-Priester und Schreinmädchen strahlen eine Ruhe aus, die etwas von der Heiligkeit des Ortes spürbar macht.

Zwei kulturelle Top-Ziele

Von Ise sind es 2 Stunden Bahnfahrt bis Kyoto. In der alten Kaiserstadt sollte man auf jeden Fall zwei Tage verbringen (Vorschläge).

Von hier aus besucht man anschließend Nara, am besten in einem Tagesausflug. Das idyllische Städtchen, das im 8. Jh. kaiserliche Hauptstadt war und dem Buddhismus in Japan zur Blüte verhalf, bietet eine Reihe bemerkenswerter Kulturschätze – und nicht zu vergessen die vielen zahmen Hirsche. Auch hier hat man die Qual der Wahl. An erster Stelle steht sicher der Große Buddha im Todaiji-Tempel, einem der größten Holzgebäude der Welt. Außerdem befinden sich im Nara-Park der malerische Kasuga-Schrein, der Kofukuji-Tempel mit einer fünfstöckigen Pagode und das Nationalmuseum. In der Umgebung von Nara sollte man den Horyuji-Tempelkomplex nicht verpassen, die älteste vollständig erhaltene Tempelanlage Japans, die auch wunderbare Kunstwerke aus praktisch allen japanischen Kulturepochen entält. Dann reicht die Zeit aber vermutlich nicht für das Nationalmuseum von Nara.

Weltentrückter Tempelberg

Am nächsten Tag steht ein Besuch auf dem Koya-san >>> an (Anfahrt über Osaka, 2 Std.): Auf diesem Berg entstand im 9. Jh. ein Klosterkomplex der esoterischen Shingon-Schule, der bis heute von zentraler Bedeutung für das Studium des Buddhismus in Japan ist. Für Touristen ist hier die Übernachtung in einer der zahlreichen Tempelherbergen die größte Attraktion. Man erfährt etwas über den Klosteralltag und bekommt eine Kostprobe der rein vegetarischen Mönchsküche – die übrigens alles andere als frugal zu nennen ist. Zuvor bleibt noch genug Zeit für eine Erkundung der Siedlung, wobei ein Spaziergang über den ausgedehnten Friedhof am stimmungsvollsten ist.

Zur Insel in der Inlandsee

Vom Koya-san gelangt man in 1½ Stunden nach Osaka und von dort mit dem Bus auf die Insel Awajishima in der Inlandsee, die neben traditionellem Puppentheater und einem ungewöhnlichen modernen Wassertempel des Stararchitekten Ando Tadao auch schöne Strände bietet. Oder man schließt Tour 4 ab Himeji an.

Rund um die Inlandsee

Länge der Tour: ca. 1000 km | Dauer: ca. 9 Tage

Tour 4

An der zur Inlandsee gewandten, belebten Küste von West-Honshu liegen die Attraktionen praktisch wie Perlen einer Kette aneinander gereiht. Ruhiger geht es auf der Insel Shikoku zu, deren Reiz vor allem in der Landschaft liegt.

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Japans schönste Burg

Von Kyoto geht es nach Himeji (1 Std. Zugfahrt), wo eine der, wenn nicht die schönste Burg Japans zu besichtigen ist. Erhaben thront die »Burg des weißen Reihers« auf einem Hügel im Herzen der Stadt. Anschließend folgt die Fahrt weiter der Küste entlang nach Okayama (20 Min.), das mit dem Korakuen Japans schönsten Landschaftsgarten besitzt. Nur eine Viertelstunde Bahnfahrt entfernt ist Kurashiki, das eine sehenswerte Galerien und Museen bietet, die größtenteils in alten Lagerhäusern untergebracht sind. Ein Spaziergang am romantischen, von Bäumen gesäumten Kanal entlang erschließt die Hauptsehenswürdigkeiten der Stadt.

Lebendige Metropole, die der Tragödie trotzt

Als Übernachtungsstopp bietet sich Hiroshima an (1 Std. mit der Bahn). Die meisten Besucher der Stadt fahren schnurstracks zum Friedenspark mit dem viel fotografierten »Atombomben-Dom«, der ausgebombten ehemaligen Industrie- und Handelskammer, und dem erschütternden Atombombenmuseum. Hiroshima hat aber noch mehr zu bieten, zuvorderst den reizenden Shukkei-en-Garten, das Städtische Kunstmuseum und die Burg. Und nicht zu vergessen das lebhafte Nachtleben.

Rotes Torii, umspült von Wasser

Von hier lässt sich ein Tagesausflug zur Insel Itsukushima/Miyajima unternehmen. Die Gebäude und das rote Torii des hiesigen Itsukushima-Schreins stehen bei Flut im Wasser. Auf der idyllischen Insel, die sich die Einwohner mit vielen zahmen Rehen teilen, lohnt außerdem ein Spaziergang durch das »Ahorntal« und die Seilbahnfahrt von dort zum Tempel auf dem Misen.

Hunderte von Inseln

Um die Inlandsee, das mit Hunderten von Inseln durchsetzte Meer zwischen Honshu und Shikoku, auch vom anderen Ufer aus zu betrachten, empfiehlt sich die Fahrt mit einer Fähre von Hiroshima nach Matsuyama auf Shikoku (2¾ Std.). Aktivurlauber können auch das Fahrrad wählen und den Shimanami-kaido befahren, der über sieben Brücken und sechs Inseln von Onomichi (nördlich von Hiroshima) nach Imabari (nahe Matsuyama) führt – eine Strecke von insgesamt ca. 60 km (Leihräder vorhanden, Einwegmiete möglich). Die Hauptsehenswürdigkeit von Matsuyama ist die Burg aus dem 17. Jh. Nicht versäumen sollte man das nahe gelegene Dogo Onsen, eines der ältesten Bäder Japans, in dem schon manch berühmter Japaner seine müden Glieder ausstreckte. Man sollte es ihnen gleichtun und das alte hölzerne Badehaus Shinrokaku aufsuchen.

Pilgerheiligtum und Sommervilla

Eines der reizvollsten Ziele auf Shikoku ist außerdem Kotohira (Fahrtdauer von Matsuyama 2½ Std.). Wie die japanischen Pilger steigt man über viele Hunderte von Stufen zum Hauptheiligtum auf dem Berg hinauf (oder lässt sich per Sänfte hinauftragen). Über das nahe gelegene Takamatsu, das mit dem berühmten Landschaftsgarten einer Sommervilla aufwartet, kann man nach Honshu zurückkehren (mit Bahn via Okayama, 2 Std.)

Zurück via Osaka

Die Tour endet in Osaka. Die drittgrößte Metropole Japans bietet zwar wenige klassische Sehenswürdigkeiten, wartet aber als alte Kaufmannsstadt mit riesigen unter- wie oberirdischen Einkaufsparadiesen auf .

Charme des Südens

Länge der Tour: ca. 900 km (ohne Okinawa)

Dauer: ca. 8 Tage (ohne Okinawa)

Tour 5

Die Insel Kyushu ist ein beliebtes inländisches Touristenziel – und das völlig zu Recht: Die Menschen wirken hier noch freundlicher und offener als im übrigen Land, die Sonne strahlt intensiver, und das Leben erscheint irgendwie unbeschwerter als in den Ballungszentren von Honshu.

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Freundliches Tor nach Kyushu

Fukuoka, das Tor nach Kyushu, der südlichsten der vier Hauptinseln, lässt sich in rund 6 Stunden mit dem Shinkansen von Tokyo aus erreichen (Flug 1 Std. 40 Min.). Nachmittags kann man in Hakata das einzigartige Museum für Asiatische Kunst besuchen, anschließend durch den modernen Einkaufs- und Restaurantkomplex Canal City flanieren, dort oder an einem der vielen Stände in der Stadt Ramen essen und sich abschließend im Vergnügungsviertel Nakasu ein Bier genehmigen.

Ost-westliche Kultur und weltpolitisches Flair

Vom Bahnhof Hakata geht es am nächsten Tag mit dem Zug nach Nagasaki im äußersten Westen von Kyushu (1¾ Std.). Hier gibt es ein volles Tagesprogramm: Neben dem Friedenspark und dem Atombombenmuseum im Norden der Stadt warten der Glover Garden mit schönem Blick auf die Stadt und einigen interessanten Wohnhäusern ehemals hier ansässiger Ausländer auf eine Erkundung, ferner der chinesisch geprägte Sofukuji-Tempel und der ehemalige Stützpunkt der Niederländer, Dejima, der derzeit rekonstruiert wird. Wer Zeit hat, kann auch noch einen Tagesausflug in den Unzen-Amakusa-Nationalpark anhängen.

Aktiver Vulkan

Ansonsten fährt man am nächsten Tag nach Kumamoto (Bahn, 2¾ Std.), das außer der Burg auch einen berühmten Garten, den Suizenji, bietet. Von Kumamoto dauert es mit der Bahn 1–1½ Stunden, bis man den Aso-Kuju-Nationalpark erreicht. Das Kraterbecken des noch aktiven Aso-Vulkans ist eine der größten Calderen der Erde. Mit einer Seilbahn geht es zum Kraterrand hinauf. Übernachten kann man im nächsten Zielort Beppu (2 Std. ab Aso) oder auf dem Weg dorthin im bei Japanern beliebten Thermalbadeort Kurokawa.

Badeurlaub

In Beppu dreht sich alles ums Baden. Aufgrund seiner Bekanntheit ist der Kurort naturgemäß sehr touristisch, aber die bunten »Höllen«-Teiche sind zweifelsohne beeindruckend, und in einem der zahlreichen Bäder kann man die Seele baumeln lassen. Erholung steht auch in Miyazaki (Bahnfahrt 3½ Std.) im Vordergrund. Die Stadt selbst ist weniger spannend als die Umgebung: Empfehlenswert ist ein Ausflug zur kleinen Insel Aoshima im Nichinan-Kaigan-Quasi-Nationalpark (Bus, 20 Min.). Auf der unbewohnten, von üppiger tropischer Vegetation bedeckten Insel ziehen sich von der Küste waschbrettartige Sedimentfelsen ins Wasser.

Japanisches Neapel

Weiter geht es mit der Bahn nach Kagoshima (2 Std.), dem »Japanischen Neapel«. Die Stadt am äußerst aktiven Vulkan Sakurajima war einst Sitz eines mächtigen Fürstengeschlechts, woran das Shoko-Shuseikan-Museum erinnert. Ansonsten kann man im reizvollen Sengan-en-Landschaftsgarten ausspannen und mit der Fähre nach Sakurajima fahren (15 Min.), um von Aussichtspunkten aus die Lavafelder zu überblicken und zu einem verschütteten Schrein zu spazieren, von dem nur noch das Torii aus dem Boden ragt.

Strand und Inselrundfahrt

Wer noch mehr Entspannung im Süden sucht, kann nach Okinawa fliegen (nach Naha 1¼ Std.). Für eine Inselrundfahrt und Faulenzen am Strand der Hauptinsel sollte man mindestens 2 Tage einplanen – wenn man eine der anderen Inseln aufsucht, mehr. Alle anderen fahren mit der Bahn von Kagoshima nach Hakata (2½ Std.) zurück oder fliegen nach Tokyo (1 Std. 50 Min.).