Bahnreise nach Irland - Marlies Stürze - E-Book

Bahnreise nach Irland E-Book

Marlies Stürze

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Beschreibung

Jugendträume, einmal in London leben. Darüber reden durften wir nicht. Wer hätte gedacht, dass irgendwann die Mauer fällt und die Sehnsucht nach etwas Ferne sich doch noch erfüllt? Unser Ziel war nun Irland. Ausgerechnet eine Krise gab den Anlass für dieses Abenteuer. Wir hatten nicht vor, auszuwandern. Von einer Auszeit war die Rede, deren Dauer wir nicht bestimmen konnten. Nur ein Problem hatte ich und zwar das mit dem Fliegen. Das Auto war verkauft und eine Reise mit der Bahn schien mir angenehm. Wie es sich herausstellte, war gerade dieser Reiseweg mit allerhand Risiken verbunden. Letztendlich unversehrt in Irland angekommen, erlebten wir eine wunderschöne und unvergessene Zeit. Ein herzliches Dankeschön an Irland, an die Menschen, die uns so viel Freundlichkeit und Unterstützung entgegengebracht haben. Wir waren fasziniert von der Mystik der Landschaft, die wir so nicht kannten. Das Gemisch von Salzluft und Lavendel und der typische Geruch der Torffeuer in nieselfeuchter Luft heilten meine Seele. Nicht zu vergessen, die Irish Folk Music und die gemütlichen Pub´s. Wie das mit der Flugangst ausgegangen ist? Nun, es gab da eine Geschichte und jemanden, der vermutlich zaubern konnte. Doch ob er es vermochte, mir diese tiefsitzende Angst zu nehmen? Es gibt so viele Möglichkeiten des Reisens.

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Widmung

Dieses Buch ist unseren Kindern gewidmet und all denen, die uns bei unserem Abenteuer in ein vollkommen neues Leben Mut zugesprochen haben. Hierbei ist besonders meine Schulfreundin zu erwähnen, mit der ich in Jugendjahren meine Träume teilte. Träume, die sich damals nicht erfüllen ließen. Ebenso allen, die sich Sorgen machten, möchte ich einen Einblick in das geben, was wir alles erlebten. Aus unserer Urlaubsplanung wurde ein längerer Aufenthalt. Wir haben uns treiben lassen von der Neugier, etwas Neues zu entdecken und waren sehr glücklich dabei. Wie lange wir in Irland bleiben würden, wussten wir nicht. Es hing von so vielen Umständen ab. Doch es war nicht wichtig.

Unseren Familienbetrieb konnten wir nicht länger halten. Es war nicht leicht, das alte Leben loszulassen und mit Wehmut verbunden. Ich kenne Familien, die an der Handwerkskrise zerbrachen. Traurige Schicksale. Wir suchten nach Abstand von unseren Sorgen und fanden eine Möglichkeit, einen neuen Weg zu gehen.

Es liegt in unserer Hand, unser Leben selbst zu gestalten und unseren Träumen zu folgen. Nicht immer ist der Zeitpunkt günstig oder Ziele müssen aus verschiedenen Gründen verschoben oder verändert werden. Es lauern Gefahren an Stellen, wo wir sie nicht vermuten. Dies möchte ich nicht unerwähnt lassen. Sollte dem interessierten Leser das Fernweh packen, empfehle ich diese Stellen zu unterstreichen und es auf jeden Fall klüger anzugehen. Irland ist ein wundervolles Land und wir möchten allen danken, die uns sehr herzlich aufgenommen haben und es uns ermöglichten, in ihrem Land eine unbeschwerte, unvergessliche Zeit zu verbringen.

Erinnerungen an eine schöne Zeit, die wir vor einigen Jahren verbringen durften. Die Namen hierin sind verändert. Die Wiedergabe der Begebenheiten beruht auf persönlichem Empfinden.

Inhaltsverzeichnis

Realität und Träumerei

Abenteuerliche Bahnreise

Ballina am River Moy

Urlaub in Killarney

Wohnen und Arbeiten in Dublin

Spontaner Entschluss

Realität und Träumerei

Unsere Reise begann an einem Faschingssonntag zwei Tage vor meinem fünfzigsten Geburtstag mit dem Ziel Irland. Am frühen Nachmittag zu Beginn dieses neuen Jahrzehnts trafen wir in Dublin ein und wussten nicht, wie lange wir bleiben. Wir, das waren mein Mann und ich. Wir blieben zweieinhalb Jahre und verbrachten eine wundervolle Zeit. Eine ganze Reihe von Abenteuern begleitete uns während unserer Bahn- und Schiffsreise. Fliegen wollte ich nicht. Nichts und niemand vermochte mich jemals in ein Flugzeug zu setzen, so glaubte ich.

Der Zollbeamte lächelte als er meinen Ausweis kontrollierte, wünschte mir alles Gute und uns einen schönen Tag.

Von einer solchen Reise schwärmte ich seit meiner Jugend. Die Sehnsucht war irgendwann in Vergessenheit geraten. Damals, das war in einer anderen Welt.

Es gab eine schier unüberwindliche Grenze.

Vor fünfzehn Jahren hatten wir uns mit einem Handwerksbetrieb selbständig gemacht, in unserem Heimatdorf im südlichen Sachsen-Anhalt. Seit einiger Zeit befand sich die Baubranche im Abstieg. Wir versuchten uns mit allen Anstrengungen über Wasser zu halten. Es war kräftezehrend. Alle Rücklagen waren aufgebraucht und das Risiko einer Insolvenz mit allen Konsequenzen jeden Tag gegenwärtig. Unsere Kinder führten ihr eigenes Leben. Das Haus war durch die Umbauten und Kredite zu groß und zu teuer geworden.

Ich litt unter nervöser Unruhe, Kopf- und Rückenschmerzen. Eine unangenehme Magenentzündung gab mir zu denken. Der Satz eines Arztes rüttelte mich auf. "Ich kann Ihnen nicht helfen, das können Sie nur selbst tun."

Gibt es nicht in jedem Menschen einen verborgenen Traum? Faszination ist des Glückes Anfang. Zumindest eine treibende Kraft zur Erreichung dieses schönen Gefühls, welches als Glück bezeichnet wird. Es will hereingelassen werden, also begann ich meine Träume zu erforschen. Da sie in der Nacht vermutlich nach dem Zufallsprinzip eintrafen oder aus den Tiefen des Unterbewusstseins unerfreuliche Ereignisse verarbeitet werden wollten, beschloss ich, es mit Tagträumereien zu versuchen. Ich lenkte meine Gedanken auf einen längeren Urlaub. Wo befand sich wohl mein Sehnsuchtsort? Es sollte dort ruhig, grün und märchenhaft sein. Eine vom großen Ozean umspülte Insel, auf der Feen, Elfen und Kobolde tanzten. Mitten in der Nacht suchte ich im Internet den Weg nach Irland. Fernweh ergriff mein Gemüt und ließ mich keinen Schlaf finden. Mein Mann schien von meinen Urlaubsträumen begeistert zu sein, obwohl es nicht zu unserer finanziellen Situation passte. Die Finanzierung stand in den Sternen. Doch wir hatten ein gemeinsames Ziel anvisiert und begannen mit dem Schmieden von Plänen, um dieses zu erreichen.

Zahlreiche Überlegungen weiter, beschlossen wir, das Haus zu verkaufen, die restlichen Aufträge abzuarbeiten und vor Wintereinbruch die Firma abzumelden. Wir würden uns nach einer kleinen Wohnung umsehen und nach einer neuen Beschäftigung. Die ganze obere Etage war ungenutzt. Wir heizten Räume, in denen keiner wohnte, damit sie nicht schimmelten und die Leitungen nicht einfroren.

Ich gab eine Annonce zum Hausverkauf auf. Sortierte und ordnete dieses und jenes, entsorgte Überflüssiges und schlich durchs Haus.

Eines Abends begann ich, die Küche auszuräumen, um sie in den nächsten Tagen im Retrolook zu tapezieren. Ich wollte Veränderung und musste sofort damit anfangen. Es würde schließlich alles seine Zeit dauern und Geduld zählte nun einmal nicht zu meinen Stärken. Bei potentiellen Käufern würde dies zudem einen lebendigen Eindruck hinterlassen und zum Kauf anregen, war ich überzeugt. Obwohl mich hinsichtlich dieser Aktion niemand verstand, war es für mich die Einstimmung in einen neuen Lebensabschnitt, den ich gerade selbst gestaltete.

Eine sehr emotionale Zeit begann, in der sich Vorfreude auf ein angenehmeres Leben mit Trauer abwechselten. Wir wickelten unser bisheriges Leben ab und dabei wurde so manch schöne Begebenheit wach. Schwierige und unangenehme Zeiten schienen nicht abrufbar und vergessen. Sentimentalität und die Angst vor zu heftigen Gefühlen schlich sich ein. Die Gewissheit nichts mehr rückgängig machen zu können, war sie zu ertragen? Wir wohnten seit fünfundzwanzig Jahren in diesem Haus. Ich liebte unseren Garten und hing an jeder Blume und über jeden Strauch konnte ich eine Geschichte erzählen. Wie würde ich mich am Tag des Abschieds fühlen?

Wir setzten auf das mündliche Weiterverbreiten unseres Angebotes. Im Nu sprach es sich herum. Es meldete sich eine Familie aus unserem Ort. Wir wurden uns schnell einig und bestellten geradewegs den Notartermin. Was dachten unsere Kinder? Waren sie traurig? Ich bekam ein furchtbar schlechtes Gewissen. Sie sagten uns, dass wir das tun sollten, was uns glücklich macht und vor allem was erforderlich ist. Meine Mutter und Schwiegermutter fragten ständig, wie es mit uns weitergeht. Wohin wir denn ziehen wollten. Wir wussten es nicht. Unsere Käufer planten indes die Umgestaltung. Zunächst die Küche. Schon ein komisches Gefühl für mich. Dennoch, es war für uns der schönste und gemütlichste Raum im Haus, der uns in dieser Übergangszeit jeden Tag erfreut hat.

Unser großer Sohn kam an einem Wochenende mit seiner Frau vorbei und knipste letzte Fotos von allen Räumen und allen Ecken des Gartens aus allen Himmelsrichtungen. Sogar aus den Fenstern wurde der Blick nach draußen festgehalten. Schön, diese Erinnerungen verewigt zu haben.

Der erste Notartermin stand an. Plötzlich überrollten mich leichte Wellen von Panik bei dem Gedanken, nicht zu wissen, wo wir bleiben. Ich versuchte diese Anflüge zu verdrängen und begann unseren Hausrat auf das Notwendigste zu reduzieren. Benötigte gefühlte Ewigkeiten, da ich oft in Erinnerungen versank, die dem jeweiligen Teil anhafteten. Schaffte abwechselnd etwas zu den Kleidercontainern, verschenkte Sachen und füllte die Mülltonnen. Dass wir eines Tages nur noch den Inhalt von zwei Koffern besitzen würden und lediglich ein bisschen Geschirr und Werkzeug einlagern konnten, wusste ich zu dem Zeitpunkt noch nicht. Der zu erwartende Erlös vom Hausverkauf fiel aufgrund der Kredite nicht überschwänglich hoch aus. Die Hauspreise waren stark gefallen. Immerhin genug für eine kleine Auszeit.

Einfach in den Zug steigen und nach Irland fahren, in London einen oder zwei Tage Zwischenstation einplanen und den Zauber der Natur erleben. Die Vorfreude gewann die Oberhand. Ich begann mir Bildbände von Irland anzusehen und mich mit der Landesgeschichte zu befassen. Wurde so immer neugieriger und empfand Sehnsucht nach etwas wie seit langem nicht mehr. Wie würde sich das alles in Wirklichkeit anfühlen? Mein Mann war unterdessen mit seinen letzten Aufträgen und dem Herunterfahren der Firma beschäftigt. Überraschenderweise blieb das, was ich im Stillen befürchtete, nämlich, dass ihn die Umstände aus der Bahn werfen würden, aus.

Unmittelbar nach Aufgabe der Firma ergab es sich, dass er auf der Suche nach einer neuen Tätigkeit unter anderem Arbeitsangebote aus Irland erhielt. Ein schöner Zufall. Aufgrund des gemäßigten Klimas konnte dort das ganze Jahr über auf dem Bau gearbeitet werden und es wurden Handwerker gesucht. Er belegte einen Vorbereitungskurs in einer anderen Stadt und kam nur am Wochenende nach Hause. Ich fand hier und da ständig weiteres zu tun, räumte Garage, Dachböden und Nebengebäude aus.

An einem Donnerstagnachmittag erhielt ich einen Anruf. "Am Samstag geht es nach Dublin. Ich komme heute Abend noch nach Hause." Es war Mitte Oktober, geplant war ein Einsatz ab Anfang Januar. Doch der Arbeitsvermittler teilte ihm in der Mittagspause mit, dass er am Samstagabend den Flug von Frankfurt/ Hahn nach Dublin nehmen könne. Dort werde er erwartet, von einem Deutschen. Der war schon länger dort, sprach perfekt Englisch und hatte gute Kontakte zu irischen Bauunternehmen. Wir würden uns lange nicht sehen und ich müsste die ganze Abwicklung hier bis hin zur Wohnungsmiete und dem Umzug alleine bewältigen.

Zwei Stunden später stand mein Mann in der Tür. Er hatte bereits alle informiert und begann mit den Reisevorbereitungen. Der Flug wurde gebucht. Wir fanden wenig Ruhe in dieser Nacht. Wie oft würde er nach Hause kommen und wo war dieses "Zu Hause"? Ein getrenntes Leben auf unbestimmte Zeit stand vor uns.

Wir durchlebten ein Gefühl von Wehmut und freudiger Erwartung. Waren aufgewühlt, verspürten Glücksgefühle, weil genau jetzt das neue Leben, das wir herbeisehnten, begann. Wehmut, weil der Abschied von unserem alten Leben unmittelbar bevorstand. Am Freitagmorgen fuhr mein Mann zum Arbeitsamt, um sich einen Stapel Papier ausdrucken zu lassen. Anschließend erledigte er noch einige Einkäufe und kehrte mit einer Tasche voll Werkzeug und einem Schlafsack zurück. Er telefonierte mit Irland, dem Deutschen. Ich hörte, dass dieser sehr schnell sprach und auf Fragen mit "Alles kein Problem" antwortete. Ein ungutes Gefühl beschlich mich. Wird er Geld bekommen? Ach was, es klang nach viel Arbeit und Begeisterung. Es war alles eingefädelt. Koffer und Taschen waren bis zum Zerplatzen vollgepackt. Am Nachmittag traf unser jüngster Sohn mit seinen Freunden ein. Sie wogen als erstes das Gepäck und es wurde aus- und umgepackt. Das Gewicht in einem Flugzeug hat Grenzen. Ich hatte zwischendurch Kuchen gebacken, so wie ich es immer tat, wenn sich Aufregung breitmachte. Durch dieses Ritual konnte ich mich einigermaßen beruhigen. Mein Mann fuhr die Runde rum und verabschiedete sich von seinem vertrauten Umfeld.

Abends gingen wir in unsere Lieblingsgaststätte, um uns in Ruhe bewusst zu werden, dass von nun an nichts mehr so sein wird, wie es war. An diesem Abend war es sehr laut, doch das störte uns wenig. Wir waren vertieft in unsere eigenen Gespräche und zelebrierten eine Art Gedenkfeier, in der Zuversicht und Lebensfreude ihren Platz fanden. Ein neuer Lebensabschnitt begann. Das nächste Wiedersehen würde Weihnachten sein. Wir wollten so oft wie möglich telefonieren. Am nächsten Morgen verblieb nicht mehr viel Zeit, nur noch wenige Stunden bis zur Abreise. Die Nachbarn wünschten Glück. Mein Mann telefonierte mit unserem ältesten Sohn. Unser jüngster fuhr mit zum Bahnhof. Der Zug fuhr ein. Letzte Umarmungen. Vater und Sohn klopften sich auf die Schulter, umarmten sich kurz und warfen sich aufmunternde Blicke zu. Keinem war es einerlei. Ein kurzes Winken und der Zug fuhr im Eiltempo Richtung Frankfurt/ Main. Wir blieben zurück mit einem Gefühl von Nimmerwiedersehenstrauer.

Es war später Nachmittag. Zu Hause angekommen, zog ich meine Laufschuhe an und machte eine große Runde über Feld und Flur. Ich wollte nur Laufen soweit es ging, verspürte Einsamkeit. Irland schien am anderen Ende der Welt zu sein. Nach zwei Stunden kehrte ich zurück. Eine gute Bekannte wartete schon an der Hoftür. "Ich habe mir Sorgen gemacht,", sagte sie, "als ich Dich vorbeilaufen sah." Wir tranken zusammen Kaffee und malten die Zukunft aus. Wie wird diese aussehen? Wir hatten nicht die leiseste Ahnung und ich konnte im Moment nur abwarten.

Zunächst wartete ich auf den Anruf vom Flughafen. An Schlafen war nicht zu denken. Spät in der Nacht klingelte das Telefon. Endlich. Er hatte es geschafft und stand kurz vor dem Abflug nach Dublin.

Der zweite Anruf erfolgte am ersten Arbeitstag. Mir wurde schlecht vor Aufregung als ich eine irische Telefonnummer auf dem Display sah. Es war mein Mann. Doch er war guter Dinge und ich beruhigte mich. Wie versprochen, wurde er vom Dubliner Flughafen abgeholt. Er rief mit einem geborgten Telefon an und steckte bereits mitten in der Arbeit. Die Baustelle musste fertig werden. Ohne groß Geld in der Tasche, ohne Konto und Fahrzeug, Orts- und Sprachkenntnisse ist Vertrauen der einzige Halt. Oh je. Wird alles gut gehen?

Nach einer langen Woche Funkstille und vergeblichen Wartens folgte Anruf Nummer drei. Mein Mann hatte sich ein eigenes Handy zugelegt. Nun konnten wir öfter telefonieren und freuten uns darauf. Er wohnte mit drei weiteren Deutschen verschiedenen Alters in einem Haus. Sie teilten sich die Miete. Es gab üblicherweise auf dem Bau jede Woche Geld und er überwies am Monatsende einen Teil seines Lohnes auf unser Konto. Mir fiel ein Stein vom Herzen. Es schien alles zum Besten zu stehen. Fast zu gut wie es mir meine Erfahrungen weismachen wollten.

Während mein Mann seit zwei Monaten in Irland arbeitete, war ich immer noch damit beschäftigt, unser Haus auszugsfertig zu machen. Die Angebote verschiedener Umzugsunternehmen ließen mich zu dem Entschluss gelangen, ein Umzug mit einer Firma ist zu teuer. Ich musste noch mehr an Sachen loswerden. Die meisten Möbel wurde ich unter Freunden los. Teils trennte ich mich leichten Herzens von verschiedenen Dingen, teils brauchte ich wiederum Tage zur Überwindung und dachte ohne das betreffende Stück nicht auszukommen. Mein Mann hatte bereits mit unserem alten Leben abgeschlossen. Er bewegte sich in einer neuen Welt und war eifrig bemüht, sich darin zurechtzufinden. Die neuen Materialien auszuprobieren und die englischen Bezeichnungen dafür zu lernen, entlarvten sich als echte Herausforderung. Er schrieb viele Postkarten und schwärmte von der Landschaft und im Besonderen von den Pubs. Ich konnte es jeden Tag kaum erwarten, bis die Post eintraf. Dann lief ich jubelnd überall herum und zeigte die Postkarten. Jeder wollte alles genau wissen. Manchmal bekam ich lange Briefe mit Bildern. An den Wochenenden war ich in Gedanken in Irland, sehnte den Urlaub herbei. Hoffentlich klappte alles mit der Abwicklung des Hausverkaufes. Unterdessen schien es innerhalb der Männergemeinschaft gut zu funktionieren. Sie kochten zusammen und kannten sich bald bestens in der Innenstadt aus, von der sie besonders am Abend sehr begeistert zu sein schienen. Telefonierten wir abends, um „Gute Nacht“ zu sagen, hörte ich im Hintergrund die Aufbruchsstimmung. Musste ich mir Sorgen machen?

Das letzte Weihnachten in unserem Haus stand vor der Tür. Mein Mann meldete seinen Besuch an und teilte mir den Abflugtermin von Dublin Airport mit. Es herrschte helle Aufregung auf allen Seiten.

Mit seinem Lohn wurde es in diesem Monat knapp. Miete, Nebenkosten, Mitfahrgeld und so weiter waren fällig.