Bald kannst du wieder spielen - Kathrin Singer - E-Book

Bald kannst du wieder spielen E-Book

Kathrin Singer

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Beschreibung

Die Familie ist ein Hort der Liebe, Geborgenheit und Zärtlichkeit. Wir alle sehnen uns nach diesem Flucht- und Orientierungspunkt, der unsere persönliche Welt zusammenhält und schön macht. Das wichtigste Bindeglied der Familie ist Mami. In diesen herzenswarmen Romanen wird davon mit meisterhafter Einfühlung erzählt. Die Romanreihe Mami setzt einen unerschütterlichen Wert der Liebe, begeistert die Menschen und lässt sie in unruhigen Zeiten Mut und Hoffnung schöpfen. Kinderglück und Elternfreuden sind durch nichts auf der Welt zu ersetzen. Genau davon kündet Mami. »Frau Schuster ist hier, Herr Hartmann«, meldete die Sekretärin durch die Sprechanlage. Schon zwei Sekunden später öffnete sich die ledergepolsterte Tür zum Büro des Produktmanagers. »Frau Schuster, ich freue mich, Sie zu sehen.« Sein Lächeln wirkte ein wenig aufgesetzt. »Kommen Sie doch bitte zu mir ins Büro.« Er blickte zu seiner Sekretärin hin. »Bringen Sie uns bitte Kaffee, Frau Ullmer.« Gabriele Schuster folgte ihrem Chef etwas beklommen in das pompös eingerichtete Büro. Er bat sie, in einem der weichen Ledersessel Platz zu nehmen, und setzte sich ihr gegenüber. »Wie geht es Ihnen?« begann er höflich ein belangloses Gespräch. »Gut«, erwiderte sie und dachte, daß er sie sicher nicht nur gerufen hatte, weil ihn ihr Befinden interessierte. Die Sekretärin kam herein. Auf einem Silbertablett standen eine kleine Kanne, ein Milchkännchen, eine Zuckerdose und zwei Tassen. Ein Kenner hätte bemerkt, daß es sich um echtes Wedgwood-Porzellan handelte. Frau Ullmer schenkte die Tassen voll, beflissen bot der Produktmanager Gabriele Milch und Zucker an. Sie bediente sich und blieb ruhig sitzen. Auf keinen Fall wollte sie ihre Nervosität zeigen.

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Mami – 1954–

Bald kannst du wieder spielen

Was Eva alles erleben musste ...

Kathrin Singer

»Frau Schuster ist hier, Herr Hartmann«, meldete die Sekretärin durch die Sprechanlage.

Schon zwei Sekunden später öffnete sich die ledergepolsterte Tür zum Büro des Produktmanagers.

»Frau Schuster, ich freue mich, Sie zu sehen.« Sein Lächeln wirkte ein wenig aufgesetzt. »Kommen Sie doch bitte zu mir ins Büro.« Er blickte zu seiner Sekretärin hin. »Bringen Sie uns bitte Kaffee, Frau Ullmer.«

Gabriele Schuster folgte ihrem Chef etwas beklommen in das pompös eingerichtete Büro. Er bat sie, in einem der weichen Ledersessel Platz zu nehmen, und setzte sich ihr gegenüber.

»Wie geht es Ihnen?« begann er höflich ein belangloses Gespräch.

»Gut«, erwiderte sie und dachte, daß er sie sicher nicht nur gerufen hatte, weil ihn ihr Befinden interessierte.

Die Sekretärin kam herein. Auf einem Silbertablett standen eine kleine Kanne, ein Milchkännchen, eine Zuckerdose und zwei Tassen. Ein Kenner hätte bemerkt, daß es sich um echtes Wedgwood-Porzellan handelte.

Frau Ullmer schenkte die Tassen voll, beflissen bot der Produktmanager Gabriele Milch und Zucker an. Sie bediente sich und blieb ruhig sitzen. Auf keinen Fall wollte sie ihre Nervosität zeigen.

»Frau Schuster, wie geht es Ihrer kleinen Tochter?« Sein Lächeln wurde noch weicher.

Gabrieles Augen leuchteten wie immer auf, wenn die Rede auf Eva kam. Die Achtjährige war ihr Sonnenschein und machte sie unendlich glücklich.

»Eva geht es sehr gut. In der Schule ist sie Klassenbeste.«

»Ich kann verstehen, daß Sie stolz auf Eva sind.« Hartmann trank einen Schluck Kaffee und lehnte sich bequem in seinem Sessel zurück.

»Frau Schuster, ich wollte Ihnen schon lange sagen, daß wir mit Ihrer Arbeit sehr zufrieden sind.« Er lächelte leicht. »Ich denke, eine Gehaltserhöhung wäre angebracht.«

»Ich danke Ihnen, Herr Hartmann.« Ihre Freude war offensichtlich.

Er betrachtete einen Moment lang ihr hübsches gebräuntes Gesicht. Sie war nur dezent geschminkt, aber es gab wohl nur wenige Männer, die ihr nicht einen zweiten Blick schenkten. Die großen blauen Augen mit den langen dunklen Wimpern gaben ihr einen weiblichen Reiz, der von den vollen roten Lippen noch verstärkt wurde. Einen Augenblick dachte er daran, sie einmal zum Essen einzuladen, doch er hielt sich zurück. Gabriele wußte, daß er verheiratet war, und eine kurze Affäre entsprach bestimmt nicht ihren Vorstellungen.

»Nun«, Werner Hartmann beugte sich vor und legte die Fingerspitzen gegeneinander. Seine Hände waren sorgsam manikürt. »Ich habe ein Attentat auf Sie vor, Frau Schuster.«

»Ein Attentat?« Erschrocken sah sie ihn an.

Er lachte. »Das ist selbstverständlich übertrieben ausgedrückt.« Er lehnte sich entspannt wieder zurück. »Sie haben in den letzten Wochen viel Korrespondens mit der Firma Comtec in Neu Delhi geführt.«

»Ja«, erwiderte Gabriele eifrig. »Der dortige Manager, Mr. Sithar, ist sehr an einer Zusammenarbeit mit unserem Unternehmen interessiert.«

Hartmann nickte nachdrücklich. »Und genau das sind wir auch. Aber mir liegt daran, daß jemand aus unserer Firma nach Indien fliegt und die Verhältnisse dort an Ort und Stelle prüft.«

»Und dabei haben Sie an mich gedacht?« Gabriele war überrascht.

»Ja, Sie sind gut über die geschäftlichen Zusammenhänge informiert. Unsere Firma denkt an ein Joint Venture.« Er lachte kurz und belustigt auf. »Du meine Güte, wenn mein Vater mich jetzt gehört hätte, dann wäre ein Vortrag über den Wert der deutschen Sprache fällig gewesen. Der alte Herr war so furchtbar altmodisch.«

Gabriele lächelte pflichtschuldig.

»Also«, die Stimme des Produkt Managers wurde fester und lauter. Die Zeit der Präliminarien war vorbei. »Ich möchte, daß Sie in zehn Tagen fliegen. Vermutlich werden Sie nicht länger als eine Woche benötigen, um unsere Fragen zu beantworten. Ich möchte Sie bitten, gleich heute noch im Tropeninstitut anzurufen und sich über die entsprechenden Impfungen zu informieren.«

»Aber…, aber Eva!« Sie preßte die Lippen fest zusammen.

»Können Sie Ihr Kind nicht eine Woche zu einer Verwandten oder zum…« Er brach rechtzeitig ab, ehe das Wort »Vater« von seinen Lippen kam.

Gabriele Schuster hatte niemals ein Wort über diesen Mann verloren.

Er sah ihrem hübschen Gesicht an, daß sie angestrengt nachdachte. Unvermittelt weiteten sich ihre Augen. »Ja, Herr Hartmann, es ist möglich. Mir ist gerade eingefallen, daß von der Gemeinde eine Kinderfreizeit angeboten wird. Das deckt sich genau mit der Zeit, die ich geschäftlich unterwegs bin. Eva wollte eigentlich nicht mitfahren. Aber ich denke, es tut ihr gut, mit anderen Kindern zusammenzusein.«

»Na, wunderbar!« Der Produktmanager stand auf.

Gabriele erhob sich und nahm seine dargereichte Hand.

»Nun sind wir uns einig. Sie lassen sofort alle notwendigen Impfungen über sich ergehen. Bitte, seien Sie vorsichtig!« mahnte er. »Denken Sie an das veränderte Klima und die besonderen Lebensumstände in Indien.«

»Ich werde mich auf jeden Fall genau informieren, Herr Hartmann.«

Jovial klopfte er ihr ganz sacht auf die Schulter. »Ich wußte doch, daß ich mich auf Sie verlassen kann, Frau Schuster. Übrigens, um die Flugtickets und die Hotelreservierung müssen Sie sich nicht kümmern. Das erledigt meine tüchtige Frau Ullmer. Sie werden am Flugplatz von einem Wagen mit Fahrer abgeholt.«

Sie lachte. »Das hört sich ja ungeheuer luxuriös an.«

Hartmanns Miene blieb ernst. »Indien ist ganz anders«, sagte er nur. »Sie werden es ja selber sehen.«

Gabriele verabschiedete sich. Auf dem Flur hätte sie am liebsten einen kleinen Luftsprung gemacht. War es nicht aufregend, daß sie in wenigen Tagen nach Indien flog?

*

Der Mond schickte einen schmalen Lichstreifen durch die nicht ganz zugezogenen Vorhänge. Gabriele betrachtete, wie der Strich aus fahlem Mondlicht ganz langsam, aber stetig über ihre Bettdecke weiterwanderte.

Sie blickte auf die Leuchtziffern ihres Radioweckers. Es war zehn Minuten vor drei.

Unruhig drehte sie sich auf die Seite, doch der Schlaf wollte nicht kommen. Zu viele Gedanken drehten sich in ihrem Kopf. Morgen um diese Zeit war sie Tausende von Kilometern entfernt, in einem anderen Land, ja, in einer anderen Welt.

In den letzten Tagen hatte sie viel über Indien gelesen. Sie war ungeheuer gespannt, all das, was geschrieben wurde, mit eigenen Augen zu sehen.

Eva hatte sich ungeheuer verständnisvoll gezeigt, als die Mutter vom Wunsch des Chefs berichtete. Im Grunde war es selbstvertständlich kein Wunsch, sondern eine Forderung. Möglicherweise hätte es bei einer Weigerung Konsequenzen für ihren Job gegeben. Und Gabriele war froh, daß sie den größten Teil der Arbeit zu Hause erledigen konnte. Eva sollte niemals ein Schlüsselkind werden. Wenn Sie mittags aus der Schule kam, dann war die Mutter daheim. Die Besprechungen über die anfallende Korrespondenz erledigte sie am Morgen in der Firma.

Seufzend drehte Gabriele sich wieder auf den Rücken. Wenn sie doch nur schlafen könnte. Vor ihr lagen große Strapazen und natürlich war es wichtig, ausgeruht an die vor ihr liegende Aufgabe zu gehen.

Unvermittelt fuhr sie hoch. Die Türklinke ihres Schlafzimmers war heruntergedrückt, die Tür ging auf.

»Mama, ich kann nicht schlafen!« Eva rieb sich mit den Fingern über die Augen.

»Komm her zu mir, mein Schatz!« Die Mutter schlug die Bettdecke zurück, und die Kleine krabbelte neben sie.

Wie ein kleiner, kalter Frosch, dachte Gabriele und deckte das Kind sorgfältig zu.

»Du sollst doch nicht ohne Hausschuhe durch die Wohnung laufen. Der Fußboden ist zu kalt.«

»Ja, ich weiß«, erwiderte Eva leichthin. Die nächsten Worte zeigten, welche Probleme sie beschäftigten.

»Kommst du auch bestimmt wieder?« Sie drängte sich eng an die Mutter.

Gabriele faßte nach der kleinen Hand und drückte sie sanft. »Selbstverständlich komme ich wieder.« Sie lachte leise. »Wie kommst du denn nur auf eine solch dumme Frage?«

»Ich weiß nicht«, sagte Eva unentschlossen. »Du hast doch gesagt, Indien ist so weit. Und dann weiß ich auch, daß Flugzeuge abstürzen. Dann sind alle Menschen tot!« schloß sie, und ihre Stimme zitterte vor Entsetzen.

»Nur ganz wenige Flugzeuge haben einen Unfall«, beschwichtigte sie die Mutter. »Kleines, hab’ bitte keine Angst. Sonst mache ich mir Sorgen um dich.«

»Dann habe ich keine Angst«, behauptete Eva fest.

Gabriele fragte sich, ob es richtig war, das Kind zu belasten. Eva war außerordentlich verständig für ihr Alter. Immer wieder stellte sie ihre eigenen Wünsche zurück, wenn die Mutter sie darum bat.

»Ich hab’ dich doch so lieb, Mama«, flüsterte sie.

»Ich hab’ dich genauso lieb, Schatz.« Gabriele küßte sie zärtlich auf die weiche Wange, die nach frischer Seife roch.

»Wir haben doch nur uns beide«, fuhr Eva fort. »Und wenn ich dich…« Sie konnte nicht weitersprechen.

»Ich werde immer für dich da sein«, versprach die Mutter so überzeugend wie möglich.

Gott hilf mir, dieses Versprechen zu halten. Sie sprach die Worte nicht laut aus, es war ein stilles Gebet. Im Grunde war Gabriele nicht besonders religiös, aber sie hatte sich einen gewissen Glauben bewahrt.

»Freust du dich denn gar nicht auf die Ferien?« wollte sie von Eva wissen.

»Ja, ich freue mich schon.« Es klang nicht besonders begeistert. »Aber lieber bin ich mit dir zusammen«, setzte sie mit dünnem Stimmchen hinzu.

»Es macht doch nichts, wenn wir uns mal ein paar Tage nicht sehen.« Gabriele bemühte sich, die allzu enge Bindung zwischen ihr und der Tochter etwas zu lockern.

Eva müßte einen Vater haben, überlegte sie. »Eine harmonische Familie ist das Beste für jedes Kind. Heute gibt es zwar viele Alleinerziehende, aber Gabriele hatte fast das Gefühl, die Kinder vermißten irgend etwas. Dieses Defizit belastete sie auch noch als Erwachsene.

»Du, Mama«, begann Eva gedehnt.

»Ja, mein Schatz?«

»Findest du Bernd eigentlich nett?«

Gabriele zuckte leicht zusammen. Bernd Blohm war ein Kollege aus der Firma. Sie mochte ihn sehr und sie glaubte zu wissen, daß seine Gefühle tiefer gingen. Bisher hatten sie jedoch niemals darüber gesprochen. Hin und wieder ging sie mit ihm essen. Und manchmal machten sie am Sonntag einen Ausflug. Bernd konnte gut mit Eva umgehen. Er beschäftigte sich mit ihren kindlichen Freuden und Sorgen und war immer geduldig, auch wenn sie noch so viele Fragen stellte.

»Ja, ich mag Bernd recht gern«, antwortete die Mutter ausweichend.

»Wenn…, wenn du und er, ich meine, wenn ihr heiraten würdet…« Eva war sich nicht klar, wie sie sich ausdrücken sollte.

»Eva, für eine Ehe muß mehr da sein als bloße Freundschaft. Das verstehst du doch, nicht wahr?«

»Du meinst, du mußt den Mann, den du heiraten willst, liebhaben. So wie meinen Papa!«

Gabriele atmete tief durch. »Ja, genauso.«

Eva überlegte ein paar Minuten. »Warum kann der Papa sich eigentlich nicht scheiden lassen?«

Die Mutter kam sich vor wie in einer Zwickmühle. So behutsam wie möglich hatte sie ihre Tochter über alles aufgeklärt. Anfangs fragte Eva nicht, warum der Vater nur ganz selten kam und mit ihr etwas unternahm. Das waren immer Festtage für das Kind. Aber am Abend kam sie zufrieden zur Mutter zurück.

Irgendwann war natürlich die Frage unausweichlich, warum der Vater nicht mit ihnen zusammenlebte. Gabriele hatte lange nachgedacht und sich dann entschlossen, Eva die Wahrheit zu sagen.

»Dein Papa ist verheiratet.«

»Kann er dich nicht auch noch heiraten?« hatte sie damals mit kindlicher Naivität wissen wollen.

Inzwischen war sie alt genug, um die Beziehung besser zu verstehen. Bisher hatte sie allerdings niemals die Frage nach einer Scheidung gestellt.

Was soll ich ihr nur antworten, überlegte Gabriele angestrengt.

Die Minuten vergingen, Eva wiederholte ihre Frage nicht. Die ruhigen Atemzüge verrieten der Mutter, daß sie eingeschlafen war.

Erleichtert legte Gabriele sich etwas bequemer zurück, und nun kam auch für sie endlich der ersehnte Schlaf.

*

Der Flur war mit Koffern und Reisetaschen so vollgestellt, daß man sich kaum bewegen konnte.

»Öffne bitte die Tür, Eva.« Gabriele durchsuchte nervös noch einmal ihre Handtasche. »Das wird bestimmt Oma Binchen sein.«

Sabine Maier war eine ältere Dame und wohnte direkt gegenüber von Gabriele und Eva. Sie liebte Kinder über alles und war in der ganzen Gegend als Oma Binchen bekannt. Immer hatte sie ein Bonbon oder eine kleine Überraschung in der Kitteltasche. Sie trug jeden Tag einen anderen Kittel. Für Gabrieles Vorschlag, sich doch etwas moderner zu kleiden, hatte sie nur ein Kopfschütteln übrig.

»Die Kittel sind so bequem. Und so leicht zu waschen. Ja, gewiß, heute hat fast jeder eine Waschmaschine«, entgegnete sie auf den Einwand ihrer Nachbarin. »Aber ich muß viel an früher denken. Du meine Güte, wie anstrengend die Waschtage für meine Mutter waren. Und in meiner Jugend gab es auch viel mehr im Haushalt zu tun.«

Jeder in dem ruhigen Wohnviertel kannte und mochte Oma Binchen. Sie war ein Original, und niemand konnte sich vorstellen, sie nicht mehr zu treffen und mit ihr ein Schwätzchen zu halten.

»Oma Binchen.« Eva strahlte. »Komm doch bitte herein.« Sie fuhr sich mit der Zungenspitze über die Lippen. »Hast du ein Schokoladenbonbon?«

»Eva!« rief die Mutter ungehalten. »Du weißt, daß es unhöflich ist, eine so direkte Frage zu stellen.«

Schmollend schob das Mädchen die Unterlippe vor. »Warum ist es denn unhöflich?« fragte sie verständnislos.

»Das kann ich dir jetzt nicht erklären.« Gabrieles Unruhe stieg von Minute zu Minute. Wie immer, wenn sie verreiste, hatte sie das Gefühl, etwas vergessen zu haben. Sie mußte sich zusammennehmen, um ihre Gereiztheit zu verbergen.