Bärenstark & Falkenfrei - Dirk Grosser - E-Book
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Bärenstark & Falkenfrei E-Book

Dirk Grosser

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  • Herausgeber: Goldmann
  • Kategorie: Ratgeber
  • Sprache: Deutsch
  • Veröffentlichungsjahr: 2020
Beschreibung

Der Wald und die Seele eines Kindes haben vieles gemeinsam: Sie sind beide voller Wunder, bieten Platz für Tiere und Fabelwesen, sind lebendig und funkeln in ihrer einzigartigen Schönheit und Wildheit. Sie sind Räume, in denen Wurzeln tief in die Erde und Äste weit in den Himmel wachsen.Die neuen Geschichten, Meditationen und Fantasiereisen bilden diese innige Verbindung ab: Sie laden Kinder ein, die Welt der Waldbewohner zu entdecken, ihnen zu helfen und von ihnen unterstützt zu werden. Die Tiere schenken den Kindern Vertrauen, um selbstbewusst und vertrauensvoll ihren Alltag zu erleben.

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Seitenzahl: 194

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Für Lilly, Baldur und Runa

… wir lieben es, mit euch im Wald zu sein!

Für den Wald

… der uns alle so annimmt, wie wir sind.

Für die Erde

… die uns jeden Tag trägt und nährt.

Dirk Grosser • Jennie Appel

Bärenstark & Falkenfrei

NEUE FANTASIEREISEN UND MEDITATIONEN FÜR KINDER

INHALT

Einleitung

Der Wald: Eine Welt voller Wunder

Kinder und innere Reisen

Ein paar Worte zur Vorbereitung

Meditationen

Das kleine Wildschwein Matschepampe

Familie Wolf und ihr ganz besonderes Lied

Die Kröte mit den goldenen Augen

Der kleine grüne Geist des Waldes

Der Milan und der warme Wind

Können Eichhörnchen meditieren?

Björn, der bärenstarke Bär

Die Angst, der Hase und du

Das Geheimnis unter dem Holunderbusch

Der leise, weise Uhu

Bienentanz und Blumenglanz

Die großen Pfoten des Luchses

Der Eichelhäher, der wie eine Nachtigall singen wollte

Buche, Buch und Buchstabe

Frei wie ein Falke

Eine Reise in den Steinzeit-Wald

Die Reise zur Brennnessel

Der weiße Rabe, der kein Unglück bringen wollte

Der Fuchs mit den vielen Gesichtern

Ein Dachs ist gar nicht grummelig

Baumeister Biber

Der geduldige Reiher

Nach den Reisen – weitere Inspirationen

Schlusswort

Empfohlene Literatur

Danksagung

Über die Autoren

EINLEITUNG

„Zauberwald und Zwergenkraft“ haben wir die Neuauflage unseres ersten Kinderbuches genannt, das 2019 zu unserer großen Freude im Aurum Verlag erschienen ist. Dieser neue Titel fiel uns ein, nachdem wir die Geschichten, die ursprünglich unter dem Titel „Du bist nie allein“ veröffentlicht wurden, noch einmal gelesen und überarbeitet hatten – und der Begriff „Zauberwald“ ließ uns seitdem nicht mehr los. Wir haben uns gefragt, wie viele Kinder, die nicht das Glück haben, in einen Waldkindergarten zu gehen oder entsprechend naturnah zu wohnen, den Wald noch als verzauberten Ort betrachten, sich gerne dort aufhalten, dort spielen und zumindest für eine gewisse Zeit ein Teil dieses grünen Wunders sind.

Seit etlichen Jahren gibt es schon den Begriff des Natur-Defizit-Syndroms, der eine zunehmende Entfremdung von der Natur und ihren Rhythmen beschreibt. Ein Phänomen, das nicht folgenlos bleibt. Man kann es mit viel Mühe harmlos finden, wenn Kinder denken, dass Kühe lila oder Enten gelb seien, aber der fehlende Bezug zur Welt kann schnell zu einer generellen Entfremdung führen, einem Gefühl, weder hier noch dort, weder in der Natur noch in der Gesellschaft oder in sich selbst zuhause zu sein. Und dieses Gefühl der Trennung ist dann alles andere als harmlos, weil es einen der vielen Wege in ein unglückliches Leben darstellt.

Wir haben uns daher unglaublich gefreut, als uns nach dem ersten Buch unzählige Rückmeldungen erreichten, die davon sprachen, wie unruhige Kinder mit Hilfe der Geschichten und Reisen zu ihrer eigenen Mitte fanden, wie sie sich entspannten, wie ihre Fantasie angeregt wurde, die ihr Spiel bereicherte, und wie sie neugierig wurden, etwas über die Tiere zu erfahren, die ihnen auf ihren Reisen begegnet waren.

Das hat uns motiviert, neue Geschichten und Meditationen zu schreiben, die alle noch mehr den heimischen Wald zum Thema haben und die Kinder vielleicht einladen, diesen wunderbaren Ort, der mehr oder weniger direkt vor ihrer Haustür auf sie wartet, zu entdecken. Die Reisen dienen also eher einem „ersten Geschmack“ der magischen Waldstimmung und regen hoffentlich dazu an, dass die Kinder direkt die Schuhe anziehen, um das alles direkt vor Ort zu suchen und zu erfahren.

Für uns selbst war und ist der Wald seit unserer eigenen Kindheit ein Ort, der ein tiefes Zugehörigkeitsgefühl vermittelt, den wir aufsuchen können, wenn wir Ruhe brauchen, wenn wir in schwierigen Zeiten zu uns selbst und unseren eigenen Antworten finden wollen, oder wenn wir einfach das Bedürfnis nach etwas durch und durch Echtem und Authentischem haben.

Manchmal können ein paar Atemzüge in frischer und würziger Waldluft uns vermitteln, was es heißt, „bärenstark und falkenfrei“ zu sein. Wir können Kraft tanken und unsere herumirrenden Gedanken sortieren, wir können uns zentrieren und fokussieren. Wir können sehen, wie die Bäume ihre Wurzeln tief in die Erde und ihre Äste weit in den Himmel strecken – und in gewisser Weise können wir es ihnen gleichtun. Wir können die Freiheit der Tiere spüren, ihre wunderbare Negierung unserer menschlichen Konventionen, und diese Freiheit auch in uns entdecken. Wir können Wildheit sehen und auch unsere eigenen wilden Anteile wertschätzen lernen. Und weil wir all dies auch allen Kindern wünschen – die Stärke, die Freiheit, die Wildheit, die Selbstannahme und die gesunde Einwurzelung in eine Welt der Lebendigkeit –, sind viele neue Reisen entstanden, die hoffentlich den Zauber des Waldes in die Kinderzimmer, Kindergärten, Schulräume und Kinder-Yogaklassen bringen werden. Und wenn alles richtig gut läuft, bringen diese Geschichten vielleicht sogar das eine oder das andere Kind in den Wald, wo es dann noch mehr Wunder und noch mehr Freunde entdecken kann.

Jennie Appel & Dirk Grosser

DER WALD: EINE WELT VOLLER WUNDER

Unsere Schritte federn auf einem von Laub und Fichtennadeln weich gepolsterten Boden, die Luft riecht würzig nach Baumharz und nach Wild, wir steigen über knorrige Wurzeln, auf denen Moos und Pilze wachsen, eine Maus huscht in ihr Loch, ein Eichhörnchen flitzt wie ein roter Blitz den Baum hinauf, und unser Blick schweift nach oben, in das Geflecht der Äste, die sich der Sonne entgegenstrecken. Die Luft tut uns gut, das Grün nährt unsere Seele – und wir fühlen uns auf wundersame Weise zuhause.

Und tatsächlich ist der Wald so etwas wie unser erstes Zuhause, denn den Großteil der Menschheitsgeschichte haben wir in den Wäldern und der Natur verbracht, haben gejagt, haben Beeren und andere Früchte gesammelt, waren ganz an den Rhythmus der Natur angepasst. Unser städtisches Leben, das die meisten von uns führen, ist eine vergleichsweise junge Entwicklung. Und daher ist die Sehnsucht nach dem Wald wohl noch so lebendig in uns.

Wenn wir uns im Wald aufhalten, spricht etwas zu uns und eine eigentümliche Erinnerung wird in uns wach. Vielleicht können wir diese Erinnerung, dieses Gefühl nicht wirklich in Worte fassen, aber irgendwo in unserem Inneren ahnen wir, dass wir dazugehören, dass wir Teil dieser blühenden, wachsenden und üppigen Natur sind.

Viel zu oft fühlen wir uns getrennt, sehen uns als Gegenüber der Natur, als bloßen Beobachter: Wir sind hier, und die Natur ist dort. Eine ungemein traurige Sichtweise, die viel zu den Umwelt- und Klimaproblemen beiträgt, denen wir heute begegnen.

Doch wenn wir uns dann mal wieder länger in der Natur aufhalten, eine längere Wanderung im Wald unternehmen, die Bäume betrachten, darüber nachsinnen, wie lange sie hier schon stehen mögen und was sie alles erlebt haben; wenn wir Hügel ersteigen und unseren Blick über die grüne Landschaft schweifen lassen können, wenn wir Tiere beobachten, die ihr so anderes Leben führen, und wenn wir uns von all dem wirklich berühren lassen, geschieht etwas in uns. Zumindest für kurze Momente fühlen wir uns eins mit der Welt, die uns umgibt. Wir wissen wieder, dass wir selbst Natur sind. Dann wird uns bewusst, dass wir die Luft atmen, die die Bäume für uns reinigen – die gleiche Luft, die auch Rehe, Wildschweine, Füchse, Marder und Amseln atmen. Uns wird bewusst, dass wir uns alle auf einem Planeten befinden, dass wir diesen Lebensraum voller Wunder miteinander teilen, dass selbst unter dem Asphalt unserer Straßen Erde ist, die uns alle trägt. Und wir werden der Tatsache gewahr, dass wir unser gemeinsames Zuhause schützen sollten, denn unser aller Wohlergehen hängt vom Wohlergehen der Erde ab.

Als Eltern, als Patchwork-Familienmitglieder, als Erzieher, Lehrer, als Großeltern, Urgroßeltern, Onkel, Tanten und andere Bezugspersonen von Kindern ist es ein natürlicher Wunsch, dieses Gefühl des Einsseins, dieses Erleben der Natur als ein großes Zuhause, das uns umfängt und nährt, an kommende Generationen weiterzugeben.

Vielleicht drückt sich dieses Gefühl einfach darin aus, dass wir uns an unser eigenes Spielen im Wald erinnern, an die Buden, die wir gebaut und die Abenteuer, die wir erlebt haben. Vielleicht erinnern wir uns an Begegnungen im Wald, an Momente, in denen die Zeit stillstand, als wir eine Gruppe Rehe beobachtet haben, die friedlich vor sich hin äste. Möglicherweise erinnern wir uns an die Kaulquappen, die wir in einem kleinen Bach entdeckten, oder auch an das Gefühl, wenn wir mit unserer Hand über einen bemoosten Stein strichen, der von ganz Nahem so aussah, als wäre er mit einem eigenen winzigen Wald bedeckt. Oder wir erinnern uns einfach an das wohlige Gefühl, das uns umfing, wenn wir nach dem Spielen erschöpft und zufrieden unter einem Baum saßen, während dicke Käfer brummend durch die laue Sommerluft taumelten.

Was immer wir auch in der Natur erlebt haben, oft sind es unsere lebendigsten Erinnerungen, die uns auch Jahrzehnte später noch begleiten. Wäre es nicht schön, wenn die Kinder, die heute aufwachsen, ebensolche Erinnerungen hätten und diese Erlebnisse ihnen ein tiefes Gefühl der Zugehörigkeit zu dieser Welt schenken würden? Wäre es nicht erstrebenswert, ihnen den Wald und die heimische Natur so nahezubringen, dass es für sie völlig selbstverständlich ist, diese Welt als schützenswerte Heimat und nicht als bloße Ressourcenquelle oder Müllabladeplatz anzusehen? Und wäre es nicht großartig, beim gemeinsamen Entdecken dieser grünen Welt, vom neuen und frischen Blick dieser Kinder auf Wunder hingewiesen zu werden, die wir selbst vielleicht noch gar nicht entdeckt haben? Wir wünschen uns von ganzem Herzen eine Welt mit naturverbundenen, achtsamen Menschen, die ganz selbstverständlich nachhaltig leben.

Die Geschichten, Fantasiereisen und geführten Meditationen in diesem Buch führen die Kinder (und ebenso die Erwachsenen, die vorlesen) in das Wunder Wald. Gemeinsam begegnen sie schlammverschmierten Wildschweinen, die eine Menge Spaß haben, schüchternen Kröten, die über eine ganz eigene Schönheit verfügen, Hasen, die letztlich doch gar nicht so ängstlich sind, meditierenden Eichhörnchen und tanzenden Bienen.

Eine innere Welt öffnet sich, die im besten Fall neugierig macht auf den wirklichen Wald, auf ganz reale Entdeckungen, auf Pilz- und Baumperlensuche, auf das Finden von Federn und anderen Waldgeschenken, auf Spurenlesen, auf Klettern und auf das Beobachten von kleinen und großen Tieren. Zumindest aber zeigen diese Geschichten, dass es auch noch eine ganz andere Welt gibt. Obwohl die Reisen „nur“ in der Fantasie der Kinder stattfinden, verweisen sie doch auf die wirkliche, echte Welt, eine Welt, die man tatsächlich anfassen und erforschen kann, und in der jedes Wesen seinen ganz besonderen, unverhandelbaren Wert hat.

Jede Reise, jede Geschichte, jede Meditation rückt eines dieser Wesen in den Mittelpunkt und stellt auf kindgerechte Weise bestimmte Eigenschaften vor, die diesem Wesen zugesprochen werden. Vor allem konzentriert sich aber jede Erfahrung, die ein Kind mit diesen Reisen machen kann, darauf, ein Tier, einen Baum oder eine andere Pflanze als echten Freund kennenzulernen, als ein Teil des großen Wunders, das so ganz anders als wir selbst ist und das uns dennoch ähnlicher ist, als wir gemeinhin denken. Und ganz nebenbei wird dem Kind klar, dass es selbst ebenso ein Wunder ist. Ein Wunder des Waldes inmitten unzähliger anderer Wunder.

KINDER UND INNERE REISEN

Wir leben in einer paradoxen Welt: Obwohl technische Entwicklungen unseren Alltag immer mehr vereinfachen, wir viele Aufgaben und Pflichten schneller erledigen können, Kommunikationswege deutlich kürzer geworden sind und viele Dinge des täglichen Bedarfs nahezu mühelos und jederzeit verfügbar sind, haben wir doch keinerlei Zeit gewonnen. Vielmehr scheint es so, als reiße uns das Tempo unserer Möglichkeiten mit und gönne uns keinen Augenblick der Muße mehr.

In dieser widersprüchlichen Welt, die immer mehr Erwachsene überfordert, leben auch unsere Kinder, von denen viele diese innere Unruhe schon in sehr jungen Jahren übernehmen, fahrig zwischen verschiedensten Tätigkeiten hin und her springen, sich kaum konzentrieren können und die – wie bei ihren erwachsenen Vorbildern abgeschaut – zusehends ihr Leben in eine virtuelle Welt verlagern.

Eine wirklich kindgerechte Form der Meditation kann hier einen heilsamen Ausgleich schaffen und Kinder in eine ganz natürliche Ruhe führen. Dabei geht es nicht darum, eine halbe Stunde mit überkreuzten Beinen still dazusitzen und einzig und allein auf den Atem zu achten … Damit würde man wohl kaum einem Kind Freude bereiten. Vielmehr geht es darum, dass die Kinder von Geschichten, in denen sie selbst die Hauptrolle spielen, in Fantasiewelten entführt werden, die unaufgeregt und trotzdem spannend genug von wunderbaren tierischen Freunden und ihren hilfreichen Eigenschaften erzählen. Freunde, mit denen sie sich identifizieren können, denen sie mit ihrer ganz eigenen Kraft helfen können, oder die ihnen helfen, indem sie ihnen etwas über die Welt und das Leben aus tierischer Sicht berichten, ihnen Dinge auf eine Art zeigen, die sie zuvor vielleicht noch nicht kennengelernt haben.

Wir nennen diese Geschichten gern „Anker im Alltag“, weil sie für viele Kinder tatsächlich zu einem solchen werden: ein erweitertes Zuhause, in dem einem alles wohlgesonnen ist; ein erweiterter Freundeskreis aus Wesen, die so ganz anders sind und doch so nah und verwandt; ein erweiterter Handlungsbereich, in dem man sich selbst ausprobieren kann und in dem man erfährt, dass man über viel mehr Kraft verfügt, als man selbst dachte; ein erweiterter Erfahrungsbereich, in dem man sich angenommen und gewollt fühlt, ganz genau so, wie man ist; ein erweiterter Raum für die eigene Seele, in dem sie sich geborgen fühlen und sich mittels der Fantasie frei entfalten kann.

Zugleich kann das Vorlesen dieser Reisegeschichten zu einem kleinen Ritual der Ruhe und des Durchatmens werden, das von den meisten Kindern gern angenommen wird. Ein Ritual, das vielleicht auch im weiteren Verlauf des Lebens beibehalten wird und sich dann später in andere, eher formale Arten der Meditation verwandelt, was unserer Welt – so sind wir überzeugt – sicher guttun kann.

Meditation ist zwar kein Allheilmittel, weder für den einzelnen Menschen noch für die mannigfaltigen Probleme, denen die Welt heute gegenübersteht. Aber Meditation kann eine Grundlage für heilsames Handeln schaffen, denn der Mensch, der sich angenommen und ganz empfindet, der sich in der Welt geborgen und auf tiefer Ebene verbunden fühlt, muss nicht einen inneren Mangel mit sinnlosem Konsum oder ungesunden Beziehungen zu stopfen versuchen. Und wer sich selbst annehmen kann, wie er ist, kann vermutlich auch andere annehmen und ihnen ihr Recht auf Selbstentfaltung und ein würdevolles Leben zugestehen, ganz gleich, welcher Spezies sie angehören.

In diesem Sinne sind die inneren Reisen, die Sie in diesem Buch finden werden, dafür gedacht, den Kindern etwas ganz Grundlegendes zu vermitteln: Das Universum ist ein freundlicher Ort voller Wunder – und du bist selbst eines dieser Wunder, das genau so sein darf, wie es ist!

EIN PAAR WORTE ZUR VORBEREITUNG

Das Wichtigste, was Sie als Eltern, Großeltern, Lehrer*innen, Erzieher*innen oder andere Bezugsperson tun können, um solch eine Fantasiereise vorzubereiten, ist, eine achtsame und entspannte Atmosphäre zu schaffen.

Sorgen Sie für ein paar ungestörte Minuten, stellen Sie Ihr Handy aus, schließen Sie die Kinderzimmertür, halten Sie eine kuschelige Decke bereit, die Ihr Kind mag, und atmen Sie selbst ein paar Mal tief durch, um Ihren eigenen Stress oder die an Sie gestellten Anforderungen hinter sich zu lassen und sich voll und ganz auf die „Reiseleitung“ zu konzentrieren. Auf diese Weise können Sie die Reise achtsam und deutlich vorlesen und vermitteln nicht den Eindruck, gehetzt zu sein und die Geschichte schnell hinter sich bringen zu wollen. Gemeinsam entspannt es sich einfach noch besser.

Jede Reise dauert etwa zehn bis fünfzehn Minuten, je nach Lesegeschwindigkeit und Länge der Pausen. Letztere sind mit einem Symbol versehen, das Sie darauf hinweist, an dieser Stelle ein paar Atemzüge zu schweigen und dem Kind die Gelegenheit zu geben, seinen eigenen inneren Bildern zu folgen bzw. ein paar Worte mit einem der Wesen zu wechseln, welche auf der Reise getroffen werden. Hier können Sie, was die Länge der Pause angeht, ganz Ihrem Gefühl vertrauen.

Wenn Sie im Text an eine Stelle kommen, die mit _________(Name des Kindes) gekennzeichnet ist, können Sie einfach den Namen des Kindes einsetzen, für das Sie gerade die Reise vorlesen. So wird die Reise noch persönlicher und das Kind fühlt sich wirklich angesprochen. All denen, die die Geschichten für Gruppen, Schulklassen oder Kinderyoga-Klassen nutzen, empfehlen wir die Du-Form beizubehalten, da es ein individuelles Erleben unterstützt, jedoch an diesen Stellen auf das Einsetzen eines Namens (da dies hier logischerweise innerhalb von Gruppen nicht möglich ist und nur verwirren würde) den Text entsprechend vorher anzupassen. Während des Vorlesens gibt es hier sonst meistens kein sehr elegantes Zurück.

Jede Reise startet mit einer kleinen Achtsamkeitsübung auf den Atem und spricht dabei von einer „Reisevorbereitung“ wie dem Packen eines Koffers oder dem Zusammenstellen von entsprechendem Proviant. Dieses Achten auf den Atem wird für das Kind meist zu einem ganz natürlichen Signal dafür, dass es jetzt losgeht und eine neue Reise ansteht. Solche wiederkehrenden Signale sind wichtige Helfer, sodass das Kind sich immer besser auf die Fantasiereisen einstellen kann. Außerdem ist es ein Hilfsmittel, was vielleicht auch unabhängig von den Reisen genutzt werden kann, wenn das Kind spürt, dass ihm ein entspanntes Durchatmen guttut.

Ist die Reise vorbei, sollten Sie möglichst nicht gleich aufspringen, um sich anderen Pflichten zuzuwenden. Bitte lassen Sie sich und dem Kind etwas Zeit, das Gehörte und Erlebte zu „verdauen“ und wieder ganz hier anzukommen. Vielleicht hat das Kind auch das Bedürfnis, Ihnen etwas zu erzählen, was es auf der Reise erlebt hat bzw. was ihm gesagt wurde. Die Interaktion in den freien Passagen der Reise, also in den mit gekennzeichneten Pausen, ist oft das Interessanteste, was Vorlesende und Kinder gemeinsam staunen lässt.

Bitte sehen Sie davon ab, gleich zwei, drei oder vier Reisen hintereinander zu machen. Lieber nur eine Reise, der man genügend Zeit gibt, sich zu setzen, und nach der das Kind die Gelegenheit hat, sich mit Ihnen über das Erlebte auszutauschen. Lassen Sie die Reise wirken und lassen Sie sie zu etwas Besonderem werden, auf das sich das Kind wirklich freuen kann. Meist fragen die Kinder zur für sie richtigen Zeit nach einer weiteren Reise.

Weitere Tipps und Inspirationen, was Sie nach der Rückkehr von einer solchen Reise tun und wie Sie auf Ihr Kind und sein Erleben eingehen können, finden Sie im hinteren Teil dieses Buches.

Jetzt aber wünschen wir Ihnen erst einmal viel Freude beim Vorlesen, beim gemeinsamen Reisen, beim Austausch darüber, was geschehen ist, und einfach beim Miteinander-unterwegs-Sein.

Meditationen

Das kleine Wildschwein Matschepampe

Diese Reise führt das Kind zu einem FURCHTLOSEN FREUND, der es ermuntert, DRAUSSEN ZU SPIELEN, die Welt zu entdecken und die Spielekonsole ab und an mal gegen einen Tag im Wald einzutauschen.

Wie bei jeder Reise ist es auch bei einer inneren Reise gut, sich vorzubereiten. Zwar müssen wir keinen Koffer oder Rucksack packen, wir brauchen auch keine Landkarten oder müssen uns ein Butterbrot für den Weg schmieren – aber wir können ein bisschen zur Ruhe kommen. Denn wenn wir ruhig und entspannt sind, können wir die Bilder unserer Fantasie viel mehr genießen, weil wir nicht von irgendetwas anderem abgelenkt werden.

Und das ist ganz einfach: Wir können einfach ein paar Momente auf unseren Atem achten. Hast du das schon mal gemacht?

Du kannst dich bequem hinsetzen oder auch hinlegen, deine Augen schließen, und dann spürst du kurz mal, wie dein Atem kommt und geht, wie deine Brust und dein Bauch sich mit jedem Atemzug heben und senken und wie sich das anfühlt … Willst du es mal probieren?

Ein- und ausatmen … Das ist ganz leicht, denn dein Körper macht das von ganz allein. Du brauchst bloß zusehen.

Das klappt doch wunderbar! Jetzt bist du bereit für eine innere Reise.

Lass deine Augen geschlossen und lass deinen Atem weiter kommen und gehen, wie er will. Und mit den nächsten Atemzügen tauchst du langsam in die magische Welt deiner Fantasie ein. Genau wie in den Momenten, in denen du etwas ganz Tolles spielst und du es dir genau vorstellen kannst.

Die inneren Bilder werden immer deutlicher und du siehst dich nun selbst, wie du in einem großen Wald stehst. Die Bäume ragen über dir auf, und ihre Äste bilden ein grünes Dach, durch das vereinzelte Sonnenstrahlen fallen. Vögel flattern von einem Baum zum anderen, zwitschern ein fröhliches Lied, hüpfen auf den Ästen herum und fliegen auf, wenn ein Eichhörnchen, das es offenbar sehr eilig hat, vorbeiflitzt.

Langsam schlenderst du durch diesen schönen Wald, schnupperst die gute Luft und genießt deine Schritte auf dem weichen Waldboden.

Du siehst Farne, die im leichten Wind hin und her schwanken, Moosteppiche, die auf Steinen und Wurzeln wachsen, Pilze, die ihre kleinen braunen Köpfe hier und dort emporrecken. Auch die eine oder andere Maus siehst du, die schnell in ihrem Bau – einem Loch zwischen den knorrigen Baumwurzeln – verschwindet, wenn du näher kommst.

Nach einer Weile, die du hier unterwegs bist, hörst du plötzlich ein Gegrunze und Geplatsche, das dich neugierig macht. Was ist denn da bloß los?

Du gehst auf die Geräusche zu, umrundest einen riesigen Baum und siehst ein kleines gestreiftes Wildschweinkind, das so schnell es kann durch den Wald rennt und auf eine große Schlammpfütze zusteuert. Und dann springt es hoch, fliegt ein kleines Stück und platscht mit voller Wucht mitten in den Schlamm, sodass es nach allen Seiten spritzt. Auch deine Hose und dein T-Shirt bekommen etwas ab. Das Schweinchen aber merkt das gar nicht, sondern wühlt sich tiefer in den Schlamm und grunzt dabei wohlig und freudig.

Dann setzt es sich mitten in der Pfütze auf, während ihm die braune Brühe von der Nase tropft, und schaut dich an. Als es die Dreckspritzer auf deinem Hemd und deiner Hose entdeckt, grinst es von einem Ohr zum anderen.

„Oh toll, du magst auch Schlamm?“, fragt es dich.

Du musst schmunzeln, denn offenbar denkt das kleine Wildschwein, dass du dich selbst dreckig gemacht hast. Aber so wie es grinst und sich darüber freut, dich zu sehen, kann man ihm gar nicht böse sein. Und es ist ja auch nicht schlimm, sich dreckig zu machen, denn die Sachen kann man ja wieder waschen.

„Ich heiße Matschepampe!“, sagt das kleine Wildschwein jetzt. „Aber ich weiß gar nicht, ob das mein richtiger Name ist, oder ob alle mich nur so nennen, weil ich ständig so aussehe …“ Wieder grinst es dich an. „Magst du vielleicht mit mir spielen? Du darfst gern in meine Pfütze springen, die ist groß genug für uns beide!“

Du zögerst ein bisschen. Doch das Schweinchen scheint so großen Spaß zu haben, dass du es mal versuchen willst. Ganz vorsichtig gehst du in die Pfütze hinein. Es quietscht und quatscht unter deinen Füßen. Das klingt lustig. Ja, irgendwie macht das Spaß! Du gehst noch ein paar Schritte und bist dem kleinen gestreiften Schweinekind jetzt ganz nah. Ganz verdutzt schaut es zu dir hoch.

„Also … das geht aber anders“, sagt es. „Pass auf, ich zeige es dir. Komm mit!“ Das Schweinchen flitzt wieder zurück zu einem Baum, der einige Meter von der Schlammpfütze entfernt wächst. Und auch du stellst dich dort auf.