Bauchspeck Frust und Liebeskummer - Claudia Kejwal - E-Book

Bauchspeck Frust und Liebeskummer E-Book

Claudia Kejwal

4,9

Beschreibung

Cornelia hat ihr Kunststudium erfolgreich abgeschlossen, aber ein verantwortungsvoller Job lässt auf sich warten. Ihr Vater hat die monatliche Zahlung gestrichen. Während einer Alkohol-Frust-Orgie fackelt sie ihre Bude ab und landet mit einer Rauchvergiftung im Krankenhaus. Ihre Retterin, die Rentnerin Frau Härtel, bietet Cornelia als Gegenleistung für etwas Hilfe im Haushalt, finanzielle Unterstützung an. Cornelia erkennt, dass sie ihr Leben selbst in den Griff bekommen muss. Ihre Idee, eine Event-Management-Agentur aufzubauen, stürzt Cornelias feste Beziehung zu Christopher, der sie nicht als aufstrebende Jungunternehmerin sieht, sondern in die Schublade „Kinder, Küche, Haushalt“ stecken will, zunächst in eine schwere Krise.

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Seitenzahl: 344

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Leseprobe eBook Ausgabe 2014
©2012 SPIELBERG VERLAG, Regensburg
Lektorat: Dr. Isa Schikorsy, www.stilistico.de
Autorenfoto: Marjetka Kastner, www.explorerart.de
Umschlagbild fotografiert v. Eva Thomayer
Model: Kathrin Resch
Umschlaggestaltung: Spielberg Verlag
Alle Rechte vorbehalten
Claudia Kejwal, Jahrgang 1963, hat in Regensburg und Konstanz Germanistik und Romanistik studiert. Heute lebt und arbeitet sie am Bodensee.
Sie schreibt Erzählungen und Kurzgeschichten sowie Märchen nicht nur für Kinder.

Inhaltsverzeichnis

Kapitel 1

Kapitel 2

Kapitel 3

Kapitel 4

Kapitel 5

Kapitel 6

Kapitel 7

Kapitel 8

Kapitel 9

Kapitel 10

Kapitel 11

Kapitel 12

Kapitel 13

Kapitel 14

Kapitel 15

Kapitel 16

Kapitel 17

Kapitel 18

Kapitel 19

Kapitel 20

Kapitel 21

Kapitel 22

Kapitel 23

1

»Freddie, was soll das denn? Hör auf! Komm doch endlich weiter!«

Es wollte kein Ende nehmen.

»Hör auf und komm, Frauchen will jetzt nach Hause.«

Wie durch Wattebäusche gedämpft, drangen menschliche Laute und das Gebelle und Gejaule in meinen schmerzenden Kopf, quälten sich durch viele Hirnwindungen, bis ein klarer Gedanke Gestalt annahm:

›Was machen die vor meiner Tür?‹

Dann wurde es wieder schwarz um mich, ich glaube, ich hustete mir die Seele aus dem Leib, aber vielleicht war das alles auch nur ein böser Traum. Ein tiefer Traum – und ich sank in ihn hinein wie in einen Sack flauschiger Daunen, aus dem schwarze, verräucherte Dampfwolken aufstiegen.

›Wo bin ich bloß? Und was soll das ständige Piepsen?‹

Plötzlich standen zwei weiß gekleidete Personen neben mir.

»Können Sie uns Ihren Namen nennen?«

›Ja klar, ich bin doch nicht verblödet!‹ dachte ich mir zwar, aber das Reden fiel mir schwer, vor allem weil meine Lunge und mein Hals so schmerzten. Nach einigem Räuspern und Husten brachte ich dann aber doch meinen Namen raus: »Ich heiße Cornelia Leberer, aber wo bin ich und wer sind Sie?«

Mein Kopf hämmerte und pochte wie nach einem zweistündigen Rockkonzert.

»Gut! Freut uns, dass Sie wieder mit uns sprechen können!«

»Konnte oder wollte ich das vorher nicht?«

»Nun, seit Sie gestern in die Notaufnahme eingeliefert wurden, nein! Sie hatten eine starke Rauchvergiftung und ein wenig zu viel Alkohol im Blut. Erinnern Sie sich?«

Soweit es meine brennenden Augen zuließen, schaute ich die beiden skeptisch an: »Nein, nicht wirklich. Ich kann mich nur an ein ständiges Hundebellen erinnern. Das kann aber kaum hier aus dem Krankenhaus gekommen sein!«

Der Arzt nickte der Krankenschwester lächelnd zu:

»Na wie schön, sie schafft schon wieder klare Schlussfolgerungen! Schwester Rita, machen Sie bitte weiter, ich schaue schon mal nach nebenan zu dem Nasenbeinbruch.«

Die Schwester hob geschickt meinen Oberkörper an, schüttelte das Kopfkissen auf, klappte das Bettoberteil in Sitzposition und überprüfte dann den korrekten Anschluss meiner Infusionsschläuche.

»Was ist mit mir passiert?« Meine Stimme klang wie ein Reibeisen.

»Ich kann Ihnen nur sagen, dass Sie tausend Schutzengel gehabt haben müssen. Und wahrscheinlich war einer dieser Schutzengel der Hund, der den Rauch aus Ihrem Haus gerochen und so lange gebellt hat, bis seine Besitzerin aufmerksam wurde und die Feuerwehr anrief. Alles Weitere wird Ihnen die Polizei erzählen oder besser gesagt, das werden Sie denen erklären müssen. Die waren schon mal hier, Sie waren aber noch nicht ansprechbar.«

Polizei? Feuerwehr? Krankenhaus?

Ich konnte meine Gehirnzellen anstrengen wie ich wollte: Ich hörte nur immer wieder das Gebelle. Fühlte sich so ein Blackout an?

»Darf ich aufstehen?«

»Ja, aber vorsichtig.«

Ich schleppte mich in die Badnische meines Krankenzimmers und wagte einen Blick in den Spiegel:

Zerzauste Haare, geschwollene Augen, aufgesprungene Lippen, wenn ich mal von oben anfing.

Rußreste in den Augenbrauen, Nasenlöchern und Ohrmuscheln, ein dünnes, weißes Krankenhaus-Nachthemdchen, das am Rücken nur lose zugebunden war und das vorne gerade eben meinen Schwabbelbauch verdeckte.

Wie viele Leute hatten mich so gesehen? Und welche?

So langsam dämmerte mir, dass ich vielleicht einige Stunden oder sogar Tage meines Lebens verpasst haben könnte. Ich überprüfte die Realität anhand meiner Armbanduhr, deren Datumsanzeige meinen Verdacht bestätigte: offenbar waren zwei ganze Tage vergangen, seit – oh Gott, ja! Seit ich eine der Wodka-Flaschen aus dem Barschrank in unserem Wohnzimmer geöffnet hatte.

Schnell spritzte ich mir einige Handvoll kaltes Wasser ins Gesicht. In meinem nun langsam wacher und aktiver werdenden Großhirn erschienen blitzartig einige Bildfetzen, wie von Scheinwerfern mit mehreren tausend Watt schmerzhaft hell ausgeleuchtet: eine Fernsehzeitung, achtlos zu Boden geworfen; brennende Teelichter und Kerzen im ganzen Haus; Glasscherben, aus denen selbst ein unbegabter Puzzlespieler auf die Schnelle eine Wodkaflasche um das blaue Markenzeichen herum zusammengebastelt hätte; ein weißer Pudel, der mir über das Gesicht schleckte.

Ja, ich konnte mich jetzt langsam wieder an den Nachmittag erinnern, der dem Unglück vorhergegangen war; auch an das abschreckende Abendprogramm in der Fernsehzeitung und an meine wilde Entschlossenheit, mich ablenken zu wollen.

Musste es denn gleich ein Absturz sein? Ein Filmriss?

Ich schwöre, dass ich mit solch einem Tatbestand noch nie konfrontiert gewesen war.

Bekannte von mir: ja.

Männer, ja, klar.

Im Kino, sowieso, das war Spannung pur für die Zuschauer.

Aber ich?

Eine sechsundzwanzigjährige Hochschulabsolventin!

Eine ›Gstudierte‹, wie man hier in Bayern sagt! Eigentlich nicht die typische Säuferin!

Was war bloß aus mir geworden?