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Wer noch nie auf einem arabischen Bazar eingekauft hat, wird es in dieser Erzählung rasch lernen, was es heißt, zu handeln. Alexa verbringt mit ihrer Freundin Julia einen unvergesslichen Urlaub in Ägypten und betreibt in den Touristenhochburgen wahre “Studien” über gewisse Verkaufstechniken arabischer Händler. Mit viel Verständnis und Sympathie für das Land Ägypten werden dem Leser auf vergnügliche Weise unvergessene Einblicke gewährt.
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Veröffentlichungsjahr: 2014
Bazar-Gespräche
von
Petra Schindler
Josef Westerkamp erklärte seine Frau kurzerhand für verrückt, als er von ihrem Plan erfuhr, mit der Busenfreundin Julia mitten im Hochsommer eine Nilkreuzfahrt zu unternehmen!
“Was hast du dir eigentlich dabei gedacht, Anfang Juni da runter zu fliegen? Weißt du nicht, dass es um diese Jahreszeit dort schon so affig heiß sein kann, dass du bereits beim Straße überqueren eine große Wasserflasche leer trinken musst?”
Josef war erschrocken hinter seiner Frühstückszeitung aufgefahren, als ihm Alexa offenbarte, dass sie wirklich einen Urlaub nach Ägypten buchen werde.
“Ich wollte schon immer mal eine Nilkreuzfahrt machen, Sepp. Das wusstest du, und immer, wenn ich davon anfing, war es dir aus irgendeinem Grunde nicht recht. Das erste Mal hattest du was dagegen, weil du dort höchstwahrscheinlich keine bayrische Schweinshax’ zum Essen vorgesetzt bekommst. Das zweite Mal war es deine Angst vor Schlangen, auf die du möglicherweise im Garten des Hotels treten könntest, und das letzte Mal lag es am Ungeziefer, das unter Umständen grad in unserem Zimmer sesshaft sein würde, und jetzt kommst du wieder an und erfindest die nächste Ausrede, dass du ja nicht mitfliegen musst! Weißt du was, ich hab jetzt von deinen Ausflüchten die Nase endgültig voll und diesmal mach ich es dann eben allein mit Julia!.”
Langsam wurde Alexa zickig, sie wusste das und der Sepp auch. Er konnte nicht anders, er musste sticheln, weil er sich nun doch darüber ärgerte, wie schnell sich seine Gattin für einen “Ersatz” für ihn entschlossen hatte.
“Ja klar, da sind die beiden richtigen Ratschtanten beisammen, ihr werdet wahrscheinlich sogar noch Euren Reiseleiter wahnsinnig machen mit eurer ewigen Quasselei. Da fahr ich doch lieber allein mit dem Rucksack nach Schweden zum Wandern. Dort hab ich meine Ruhe, meine Ordnung und ich kann mich erholen und keiner redet mir permanent in meine Wünsche rein.”
Alexas Rücken wurde zusehends steifer.
“Ach wirklich?”
Ihr Ton war leicht gereizt und man konnte das auch deutlich hören.
“Wenn ich mit dabei bin, dann kannst du dich nicht entspannen und erholen, oder wie? Was sind denn das jetzt für neue Moden, plötzlich in den Norden fliegen zu wollen? Wir waren doch schon mehrmals im Süden und in der Sonne. Und da hast du dich doch immer sehr gut erholt mit und neben mir. Aber Themenwechsel, mein lieber Sepp. Wir haben oft genug schon darüber geredet und jetzt ist die Sache für mich geritzt. Ich fliege mit Julia und du gehst allein in den nordischen Wäldern wandern. Jeder macht von jetzt ab, was er will und basta!“
Der gute Sepp begriff, dass er langsam auf Glatteis geriet und wollte seine Frau nun doch nicht zu sehr verärgern.
“Schau doch mal Alexa, nach 20 Jahren Ehe ist es doch kein Beinbruch, wenn jeder mal das in seiner Freizeit macht, was ihm persönlich so vorschwebt. Wir müssen doch nicht immer aufeinander hocken. Wenn wir wieder zusammen sind, haben wir uns dann jedenfalls eine Menge Neues zu erzählen.”
Alexa war keine eifersüchtige Frau und auch sie wollte keinen Streit vom Zaune brechen, also lenkte auch sie ein, nahm ihren Josef in den Arm und gab ihm einen schallenden Schmatz.
Und nun waren die Damen also mitten in Ägypten und hatten schon ihre ersten Erfahrungen gesammelt. Während Alexa früher als junges Mädchen öfter schon mal mit Freunden in Ägypten war, nur eben besagte Nilfahrt noch nicht kannte, wusste Julia überhaupt noch nicht, was ihr da so in einem arabischen Land geboten werden würde. Sie hatte bislang nur ihre Ferien in Europa verbracht. Das war für sie als Alleinreisende kalkulierbar und ohne größeres Wagnis jederzeit zu überblicken gewesen. Nach Nordafrika allein zu fliegen, hätte sie sich keinesfalls zugetraut.
Am zweiten Tag ihrer Reise waren sie bereits morgens um fünf Uhr durch das Telefon vom Telefone-Operator der Hotel-Rezeption geweckt worden, was beide absolut als zu früh empfanden. Hatten sie ja noch nicht einmal die Strapazen der Hinreise überwunden und am Abend zuvor war das Zubettgehen dann doch später geworden, als sie es eigentlich vorgehabt hatten.
Es stand Luxor auf dem Programm mit all seinen geschichtlichen Sehenswürdigkeiten und Höhepunkten, und der Tag versprach heiß und abenteuerlich zu werden. Entsprechende Hinweise, was sie als Touristen zu beachten und mitzunehmen hatten, war der Gruppe mitgeteilt worden, und nachdem sie alle ein reichliches Kulturprogramm am Vormittag in der westlichen Wüste von Luxor absolviert hatten, waren zumindest die Damen schon gegen Mittag völlig fertig auf den Reifen, während die Herren aus der Gruppe wenigstens vordergründig noch den “strammen Max“ markierten.
Amun, der so von ihnen genannte Reiseleiter, da er für europäische Zungen zumindest einen unaussprechlichen Namen führte, hatte die 20 Damen und Herren der Gruppe schon sehr früh am Morgen quer durch das Tal der Könige gescheucht und ihnen im Eilverfahren sämtliche Pharaonen aufgezählt, deren Gräber man zu besichtigen hatte.
“Wenn einmal die Sonne über dem Bergmassiv das Tal erreicht hat, in dem wir uns jetzt befinden, ist es unmöglich für euch Europäer, ohne Schaden da wieder raus zu kommen. Ihr haltet unsere südliche Sonne erfahrungsgemäß nicht aus! ”
Amun grinste unverschämt dabei, kannte er es doch schon von anderen Gruppen her, dass die “Nordländer” ungern Witze über sich reißen ließen.
“Der hat aber wirklich schöne weiße Zähne, das muss man ihm lassen. Und überhaupt ein gestandnes Mannsbild ist der schon!”
Julia brachte es auf den Punkt und Alexa riskierte nun auch noch einen zusätzlichen Blick natürlich nur in Richtung Amun’s Zähne.
Die Gruppe war unter Führung ihres guides im Schnellverfahren durch die offenen Grabstätten gehetzt, hatte flüchtig die leicht verblichenen Wandmalereien zur Kenntnis genommen, durfte in finstere Nebengänge schauen und auch noch ein bis zwei kurze Blicke in die dunklen Nischen werfen, in denen sie rein gar nichts erkennen konnten, außer winzige Tafeln am Eingang der Nebenkammern, worauf im Dunkeln wirklich nichts zu entziffern war.
Keinem von ihnen war es möglich gewesen, in diesem Tempo, in welchem Amun die Gräber durcheilte, alle Eindrücke geistig aufzunehmen und so hatten die Damen beschlossen, das Gesehene vorerst nur im Kopf zu speichern und erst später zu Hause alles aufzuarbeiten.
Julias neue Turnschuhe waren durch den heißen Wüstensand bereits hinten niedergetreten, da sie sie offensichtlich doch eine Nummer zu klein gekauft hatte. In die Wunde hatte sich beim Laufen der Sand gesetzt und nun waren ihre Fersen aufgescheuert und begannen auch noch zu bluten. Was Wunder, dass sie und Alexa nun ab diesem Moment zum ständigen Schlusslicht der Gruppe wurden und Amun jedes Mal zu seiner übergroßen “Freude” auf die Freundinnen warten musste.
Die großen Zwei-Liter-Wasserflaschen waren schon nach zwei Stunden in der flirrenden Hitze zur Hälfte leer getrunken worden und Alexa musste dabei an Sepp’s Worte denken, als ihr und Julia der Schweiß in Strömen von der Stirn über die Nase lief und in den Blusenausschnitt tropfte. Leider hatte sie in Nürnberg keinen einzigen passenden Tropenhut mehr bekommen und so kam es, dass sie zu guter Letzt nun mit diesem lächerlichen Florentiner Hut aus Netz mit der breiten Krempe und dem Wiener Kirsch-Arrangement oben drauf mitten vor den heiligen Gräbern der Pharaonen im Tal der Könige stand. Allmächt’ - aber nun war daran auch nichts mehr zu ändern. Besser dieser Sonnenschutz - als nix!
Amun war indessen in zügigem Marschschritt der 20köpfigen Gruppe vorangeeilt und trieb seine “Herde” mit wedelnden Armen wiederholt zur Eile an.