Begehren gegen alle Vernunft - Susannah Erwin - E-Book

Begehren gegen alle Vernunft E-Book

Susannah Erwin

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Beschreibung

Der sexy Unternehmer Luke Dallas macht sie noch verrückt! Erst verlangt er von Headhunterin Danica, dass sie ihm drei Kandidatinnen für eine Zweckehe sucht, dann sagt er ihr plötzlich mit verführerischem Lächeln, dass sie selbst die passende Frau für ihn sei. Tatsächlich knistert es immer erregender zwischen ihnen. Aber Danica weiß: So heiß Luke sie begehrt, so eiskalt ist der Deal, den er ihr vorschlägt. Wenn sie sich nicht das Herz brechen lassen will, muss sie Nein sagen. Bloß wie, wenn sie sich mit jedem Kuss mehr nach Luke verzehrt?

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Seitenzahl: 196

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IMPRESSUM

BACCARA erscheint in der HarperCollins Germany GmbH

Redaktion und Verlag: Postfach 301161, 20304 Hamburg Telefon: +49(0) 40/6 36 64 20-0 Fax: +49(0) 711/72 52-399 E-Mail: [email protected]
Geschäftsführung:Katja Berger, Jürgen WelteLeitung:Miran Bilic (v. i. S. d. P.)Produktion:Christina SeegerGrafik:Deborah Kuschel (Art Director), Birgit Tonn, Marina Grothues (Foto)

© 2019 by Susannah Erwin Originaltitel: „Wanted: Billionaire’s Wife“ erschienen bei: Harlequin Enterprises Ltd., Toronto in der Reihe: DESIRE Published by arrangement with HARLEQUIN ENTERPRISES II B.V./S.àr.l.

© Deutsche Erstausgabe in der Reihe BACCARABand 2148 - 2020 by HarperCollins Germany GmbH, Hamburg Übersetzung: Ute Augstein

Abbildungen: Harlequin Books S. A., alle Rechte vorbehalten

Veröffentlicht im ePub Format in 09/2020 – die elektronische Ausgabe stimmt mit der Printversion überein.

E-Book-Produktion: GGP Media GmbH, Pößneck

ISBN 9783733726331

Alle Rechte, einschließlich das des vollständigen oder auszugsweisen Nachdrucks in jeglicher Form, sind vorbehalten. CORA-Romane dürfen nicht verliehen oder zum gewerbsmäßigen Umtausch verwendet werden. Sämtliche Personen dieser Ausgabe sind frei erfunden. Ähnlichkeiten mit lebenden oder verstorbenen Personen sind rein zufällig.

Weitere Roman-Reihen im CORA Verlag:BIANCA, JULIA, ROMANA, HISTORICAL, TIFFANY

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1. KAPITEL

Danica Novak freute sich nach dem langen Flug auf eine heiße Dusche, eine kühle Bettdecke und mindestens zehn Stunden ungestörten Schlaf. Stattdessen hatte sie eine Verlustmeldung für ihr verloren gegangenes Gepäck ausgefüllt und einen Taxifahrer erwischt, der jede rote Ampel zwischen dem Flughafen von San Francisco und ihrem Bürogebäude in Palo Alto überfuhr. Außerdem hatte sie ein weiteres Mal telefonisch mit der Krankenkasse ihrer Eltern wegen der Arztrechnungen ihres Bruders verhandelt. Das war bereits das dritte Gespräch seit ihrer Landung, und dabei war es noch nicht einmal elf Uhr vormittags in Kalifornien.

„Was wollen Sie damit sagen, Sie übernehmen die Kosten für die Behandlung nicht?“, fragte sie, während sie das Handy zwischen Ohr und Schulter klemmte und gleichzeitig in ihrer Handtasche nach einigen Dollarnoten fischte, um den Taxifahrer zu bezahlen. Ihre Kreditkarte half ihr auch nicht weiter. Das hatte sie herausgefunden, als sie sich im Flugzeug etwas zu essen kaufen wollte. Ihr spontaner und deshalb überteuerter Flug nach Rhode Island hatte den Rest ihrer finanziellen Rücklagen aufgebraucht.

Der Fahrer sah ungehalten in den Rückspiegel und trommelte nervös mit den Fingern auf das Lenkrad. Mit einem entschuldigenden Blick gab Danica ihm mit Zeichensprache zu verstehen, dass sie nur noch eine weitere Minute benötigte. Dabei fuhr sie fort, in charmantem Tonfall mit dem Sachbearbeiter der Krankenkasse zu reden.

Als Teenager hatte sie ihrem Vater dabei geholfen, eine Lizenz für seine chemische Reinigung zu beantragen. Dabei hatte sie gelernt, dass ungehalten zu sein einem niemals weiterhalf, wenn man es mit Bürokraten zu tun hatte. „Ja, ich verstehe. Man hat Ihnen mitgeteilt, dass die Behandlung optional ist. Könnte ich vielleicht mit Ihrem Vorgesetzten darüber sprechen? Hallo?“ Sie starrte das Telefon an. Entweder war die Verbindung unterbrochen worden, oder der Sachbearbeiter hatte einfach aufgelegt.

Ihre Aufmerksamkeit wurde wieder auf den Taxifahrer gelenkt, als dieser zu hupen begann. „Lady, ich muss jetzt wirklich weiter.“

Hastig wühlte Danica in ihrer Tasche, bis sie endlich die Zwanzigdollarnote fand, die sie stets für den Notfall bei sich hatte. Nachdem sie diese zusammen mit den anderen Geldscheinen nach vorn gereicht hatte, sah sie zu, dass sie schleunigst aus dem Taxi kam.

Nachdem sie sich ausgiebig gestreckt hatte, öffnete sie die Glastür des Bürogebäudes. Es kam ihr vor, als wäre ein Jahrhundert vergangen, seitdem sie ihre Arbeit verlassen hatte, um wegen eines Notfalls nach Hause zu fliegen. Sie war zutiefst geschockt gewesen, als sie ihren Bruder Matt, der von Kindheit an immer in Bewegung gewesen war, ans Krankenhausbett gefesselt gesehen hatte.

Matt war für alle eine wundervolle Überraschung gewesen, als er acht Jahre nach Danica auf die Welt kam. Mittlerweile war er in der Oberstufe der Highschool und hatte wegen seiner sportlichen Fähigkeiten die Aufmerksamkeit mehrerer Universitäten auf sich gezogen. Bis er sich vor zwei Wochen bei einem Zusammenstoß während eines Footballspiels eine schwere Gehirnerschütterung, einen Oberschenkelbruch sowie eine Verletzung des Rückenmarks zugezogen hatte.

Inzwischen war er außer Gefahr, und die Aussichten, dass er sich wieder völlig erholen würde, waren gut. Doch die Ärzte machten sich Sorgen, weil er nicht so gut wie erhofft auf die konventionelle Behandlung ansprach. Sie glaubten, dass eine experimentelle Wirbelsäulentherapie, welche die Krankenkasse sich hartnäckig zu bezahlen weigerte, zu einer raschen Genesung führen würde. Doch Sicherheit gab es erst, wenn sie eine Möglichkeit gefunden hatten, diese kostspielige Behandlung zu bezahlen. Über eines war sich Danica völlig im Klaren: Sie würde einen Weg finden. Das hatte sie ihren Eltern versprochen, und sie beabsichtigte, sie nicht zu enttäuschen.

Sie schloss die Augen und holte tief Luft. Lediglich vier Unternehmen teilten sich das Bürogebäude, sodass die Lobby die meiste Zeit des Tages leer war. Danica genoss die Stille und schaltete wieder in den Arbeitsmodus. Jetzt musste sie die Familiensorgen hinter sich lassen und sich auf die wichtige Präsentation vorbereiten, die in zwei Tagen stattfinden sollte. Alles musste perfekt sein, denn dann würde sie wie versprochen von Johanna Rinaldis Assistentin zu einer vollwertigen Headhunterin befördert werden.

Sie griff nach einer Ausgabe des Silicon Valley Weekly, die auf dem Empfangstresen lag. Sie wollte sich auf den neuesten Stand in der Hightech-Industrie bringen, während sie über den Flur zu Rinaldis Büroräumen ging. Dabei erregte ein Farbfoto von Luke Dallas ihre Aufmerksamkeit und erinnerte sie daran, wie anstrengend die kommenden Tage werden würden. Das Bild des dreiunddreißigjährigen CEO und Gründers von Ruby Hawk Technologies prangte gleich auf der Titelseite.

Wie die meisten Menschen im Valley hatte sie den kometenhaften Aufstieg dieses Unternehmens mit großer Bewunderung verfolgt. Besonders sein charismatischer Chef übte auf Danica eine große Faszination aus. Seitdem sie das erste Mal ein Foto von ihm gesehen hatte, fand sie, dass er eher wie ein naturverbundener englischer Lord wirkte als wie jemand, der in einem kalifornischen Bürogebäude aus Glas und Stahl IT-Programme schrieb. Seine klassisch schönen Gesichtszüge passten ausgezeichnet zu den Gerüchten über seine knallharten Geschäftstaktiken. In dieser Stadt der exzentrischen Genies war er bekannt für sein forderndes Auftreten.

Unwillkürlich erschauerte sie, als sie das faszinierende Blau seiner Augen betrachtete. Schon bald würde sie diesem Blick am Konferenztisch ausgesetzt sein. Vor einem Monat hatte Danica herausgefunden, dass Ruby Hawk den Vertrag mit Rinaldi Executive Search gekündigt hatte. Sie wusste, dass Johanna und Luke dieselbe Wirtschaftsschule besucht hatten. Aus diesem Grund war es ihr möglich gewesen, ein Meeting zu arrangieren, an dem Luke Dallas teilnehmen würde.

Ganz bestimmt war er im wirklichen Leben nicht halb so aufregend. Es musste ein Trick des Fotografen sein, vielleicht hatte das Licht etwas mit diesem Wahnsinnseffekt zu tun.

Während sie gedankenverloren weiterging, wäre sie um ein Haar mit einer sehr breiten männlichen Brust kollidiert. Bewundernd betrachtete sie den muskulösen Körper, der sich unter dem maßgeschneiderten Hemd abzeichnete. Rasch warf sie dem Mann ein entschuldigendes Lächeln zu und setzte die Lektüre des Zeitungsberichtes fort, während sie in ihrer Handtasche nach dem Büroschlüssel suchte.

Es dauerte einige Sekunden, bis ihr klar wurde, mit wem sie beinahe zusammengestoßen wäre. Sie sah von der Zeitung auf zu dem Mann und dann zurück auf das Foto, um kurz darauf wieder den Fremden anzustarren. Plötzlich fühlte sich ihr Mund staubtrocken an, und sie spürte, wie ihr Herz heftiger pochte.

Vor der verschlossenen Tür von Rinaldi Executive Search stand Luke Dallas höchstpersönlich. Seine eindrucksvolle Erscheinung von mindestens einem Meter neunzig und mit dunklem gewelltem Haar ließ keinen Zweifel daran, dass Danica sich geirrt hatte. Dieser Mann war auch in Natur genauso, wenn nicht sogar noch faszinierender als auf dem Foto. Er hatte eine unwiderstehliche Aura, die erregend und einschüchternd zugleich war. Nach dem, was Danica über den charismatischen CEO wusste, genügte oftmals eine Kleinigkeit, um sein Temperament zu entfesseln. Ein schlafender Vulkan, von dem man nicht wissen konnte, wann er das nächste Mal ausbrach. Das Foto in der Zeitung wurde der sexy Ausstrahlung und der Attraktivität von Luke Dallas nicht annähernd gerecht. Man sah, dass er wusste, was er wollte, und gewohnt war, es auch zu bekommen – koste es, was es wolle. Wie gebannt sah Danica ihn an und erzitterte, als sein Blick sich verdunkelte. Die Luft schien sich elektrisch aufzuladen, und es fühlte sich an, als würden zwei völlig gegensätzliche Wetterfronten aufeinanderprallen und sich gleich in einem gigantischen Gewitter entladen.

Und sie befand sich genau mittendrin.

Eigentlich hätte dies ein Tag des Triumphes für Luke Dallas werden sollen. Stattdessen schmerzte sein Kiefer von der Anstrengung, stundenlang die Zähne zusammenzubeißen. Das war eine völlig neue Erfahrung für ihn, denn normalerweise hatte er immer alles unter Kontrolle.

Zumindest war das vor dem heutigen Morgen so gewesen. Vor dem zwanglosen Treffen in einem abgelegenen Café, geschützt vor neugierigen Augen und Ohren. Eigentlich hatte er nur einen Vorvertrag für die geplante Übernahme seines Unternehmens durch die Stavros Group unterzeichnen wollen. Doch Irene Stavros und ihr Vater Nestor waren hinterhältig genug gewesen, neue überraschende Bedingungen für die Unterschrift zu stellen. Wenn Luke nur an die beiden dachte, stieg unbändige Wut in ihm auf.

Nachdem Nestor ihm die Konditionen genannt hatte, war Luke umgehend zu Johanna Rinaldis Büro gefahren. Sie war die einzige Person, die ihn aus der Falle befreien konnte, die ihm Nestor so kunstfertig gestellt hatte.

Doch wo zur Hölle war sie? Die Tür zu ihrem Büro war verschlossen, und niemand beantwortete seine Anrufe. Seine Geduld war bereits aufs Äußerste strapaziert, als eine Frau, die sich offenbar nicht darum kümmerte, wohin sie ging, fast in ihn hineingelaufen wäre. Sie starrte ihn mit großen Augen an, die übrigens sehr hübsch waren. Diese Augen konnten einen Mann schon zum Träumen bringen, und wenn er nicht achtgab, konnte er sich in ihnen verlieren …

Dann blinzelte die Frau und riss Luke aus seinen Tagträumen. Sofort war der Ärger wieder da.

„Kann ich Ihnen helfen?“, fragte er, ungehalten, dabei erwischt worden zu sein, eine Fremde anzustarren. Sie war zugegebenermaßen ziemlich hübsch, aber nun einmal nicht Johanna – die einzige Frau, die er jetzt sehen wollte.

„Sie sind Luke Dallas.“ Sie sah zwischen der Zeitung in ihrer Hand und seinem Gesicht hin und her. „Aber unser Meeting ist erst am Mittwoch.“

„Sie arbeiten für Johanna?“ Endlich. Vielleicht würde sein Tag nun wieder in normalen Bahnen verlaufen, und er konnte genießen, was davon übrig war.

„Ähm.“ Sie strich über ihren zerzausten blonden Pferdeschwanz und zog ihn über ihrer weißen Bluse zurecht, die so aussah, als hätte sie bis vor wenigen Momenten auf dem Fußboden gelegen. Dann streckte sie Luke die Hand entgegen. „Ja, das mache ich. Ich bin Danica. Novak. Danica Novak.“

Er schüttelte die ausgestreckte Hand und spürte, wie ihre Finger unter seiner Berührung zu zittern begannen. Sie wich ein Stück vor ihm zurück, als wäre sie Rotkäppchen und er der böse Wolf. Ihre Wangen nahmen einen entzückend frischen Rosaton an.

„Sie kennen meinen Namen ja bereits.“

„Ja, also“, erwiderte sie und wedelte mit der Zeitung hin und her. „Ich muss gestehen, dass ich gerade ein wenig visuelle Unterstützung hatte.“ Zögernd lächelte sie ihn an, und ihre ohnehin schon hübschen Augen bekamen auf einmal eine magische Anziehungskraft. Dann sah Luke jedoch die Titelseite und vergaß jeglichen Unsinn über Augen und Magie.

„Kann ich mal sehen?“, fragte er, und sie reichte ihm die Zeitung.

Rasch überflog er den Artikel. Der Journalist der Weekly hatte von Lukes Gesprächen mit der Stavros Group irgendwie Wind bekommen. Dabei hatte sich Luke alle Mühe gegeben, die Sache geheim zu halten.

Dank seines Familienvermögens und einiger ertragreicher Investitionen, die er selbst getätigt hatte, hätte Luke sich eigentlich nach dem Studium in einen äußerst komfortablen Ruhestand begeben können. Doch das kam für ihn nicht infrage.

Auf keinen Fall wollte er es wie seine Stiefgeschwister halten, die einfach nur den Großteil ihres Erbes verprassten. Luke wollte es lieber seinem Urgroßvater gleichtun und etwas Beständiges erschaffen. Seinem Urgroßvater war das nicht gelungen, denn die Draper & Dallas Handelskette gehörte schon längst der Vergangenheit an. Die Entwicklungen hingegen, an denen Ruby Hawk in den Bereichen Biofeedback und Neurotechnologie arbeitete, würden ein Gewinn für die nachfolgenden Generationen sein.

Wütend zerknitterte er die Zeitung. Ruby Hawk Technologies war sein Baby. Er hatte das Unternehmen mit seinem eigenen Geld gegründet und benötigte jetzt zusätzliches Kapitel, um das volle Potenzial der Firma auszuschöpfen. Gleichzeitig bewies er den ewigen Zweiflern, die ihn zu Beginn der Firmengeschichte als reichen Dilettanten abgeschrieben hatten, dass er das Zeug zum technischen Visionär hatte.

Er hatte einige Finanzierungsmöglichkeiten in Betracht gezogen, doch keine ließ ihm die Unabhängigkeit, die er sich für sein Unternehmen wünschte. Dann hatte Irene Stavros vorgeschlagen, er solle ihren Vater fragen. Bereits einen Monat später erhielt Luke von Nestor ein Dokument mit den wichtigsten Vereinbarungen eines möglichen Deals.

Zumindest auf dem Papier hatte es perfekt ausgesehen. Die Stavros Group sollte Ruby Hawk kaufen und die Firma auf diese Weise mit dem Geld versorgen, die sie für die Expansion benötigte, ohne dass sie ihre Autonomie verlor. Luke wäre weiterhin CEO geblieben. Weil er den Vertragsabschluss für sicher hielt, hatte Luke bereits neues Equipment für seine Ingenieure gekauft. Erst als er zum Unterzeichnen des Vorvertrags gefahren war, hatte Nestor ihm die neuen Voraussetzungen offenbart. Wenn Luke dessen Forderungen nicht erfüllte, könnte er bereits in sechs Monaten seinen Angestellten keine Gehälter mehr zahlen.

Und jetzt dieser Zeitungsartikel. Seine Mitarbeiter gingen bestimmt davon aus, dass sich bei Vertragsabschluss der Wert des Unternehmens und somit der ihrer Aktienanteile exorbitant erhöhen würde.

Er musste diesen Deal einfach retten. „Wo ist denn Ihre Chefin?“, fragte er ungehalten.

Überrascht sah Danica Novak ihn an.

„Seit einer halben Stunde stehe ich jetzt hier herum, und niemand antwortet auf mein Klopfen oder meine Anrufe. Was für ein Laden ist das hier eigentlich?“ Mit diesen Worten presste er die zerknitterte Zeitung in ihre Hand. Um diese Geschichte würde er sich später kümmern.

„Wir sind ziemlich gut in dem, was wir machen“, erwiderte sie ruhig. „Ich bin sicher, dass es eine Erklärung gibt.“

Zweifelnd sah er auf seine Armbanduhr.

Die Wangen der Frau wurden noch dunkler. „Ich komme gerade vom Flughafen. Vermutlich hat Johanna ein Meeting außer Haus.“ Erneut warf sie einen suchenden Blick in ihre Handtasche. „Allerdings erklärt das nicht, weshalb Britt keinen Telefondienst hat“, fügte sie nachdenklich hinzu, während sie ein Schlüsselbund hervorzog. „Warten Sie hier, bis ich das Licht angeschaltet habe.“

Nachdem sie aufgeschlossen hatte, stieß sie die Tür auf, betrat das Büro und zog die Tür wieder ins Schloss. Kurz darauf hörte Luke einen erstickten Aufschrei und ein dumpfes Geräusch. Gerade als er erkunden wollte, was es damit auf sich hatte, trat Danica wieder vor die Tür, schlug sie zu und lehnte sich dagegen. Ihr Gesicht sah aschgrau aus, und sie war völlig außer Atem. „Ähm, vielleicht warten Sie im Diner nebenan. Der Kaffee dort ist wirklich gut – nicht gepanscht, von Hand aufgebrüht …“

„Nein.“ Nach dem heutigen Meeting stand ihm der Sinn ganz und gar nicht nach Kaffee. „Was ist denn los? Ist jemand verletzt?“

Sie schüttelte den Kopf.

„Dann gehe ich jetzt dort rein.“ Behutsam hob er ihre Hand vom Türknauf und spürte, wie sehr sie zitterte.

„Nein, bitte nicht …“, flehte sie, doch er ignorierte ihre Bitte.

Er wusste nicht genau, was er erwartet hatte, doch mit dieser Leere im Büro hatte er ganz bestimmt nicht gerechnet. Es fehlte nicht nur an Mitarbeitern, sondern auch an Einrichtung. Die Jalousien waren geöffnet, und das Sonnenlicht durchflutete einen völlig verwaisten Empfangsbereich, in dem sich außer einem defekten Bürostuhl und leeren Metallregalen nichts befand. Auf dem Boden sah man noch die Abdrücke von den Möbelstücken, die bis vor Kurzem hier gestanden hatten. Auch das Büro der Chefin war völlig leer geräumt.

„Zuerst dachte ich, hier ist jemand eingebrochen und hat alles mitgenommen“, sagte Danica, die mit verschränkten Armen hinter ihm in der Tür stand. „Aber …“

Luke schüttelte den Kopf. „Diebe hätten alles durchwühlt und eine Riesenunordnung angerichtet, aber das hier ist das Werk eines Umzugsunternehmens.“

Erst jetzt wurde ihm bewusst, was das bedeutete: Johanna war nicht mehr da. Wie hatte er sich nur zwei Mal an einem Tag so schwer täuschen können?

„Ich bin zwei Wochen weg gewesen“, erklärte Danica mit schwacher Stimme. „Zwei Wochen.“ Sie wirkte völlig erschüttert, als sie die leeren Büros betrachtete und wie eine Schlafwandlerin hin und her ging. Ihre Handtasche lag achtlos auf dem Boden, sodass der Inhalt herausquoll. Danica bemerkte es gar nicht, und bevor Luke die Tasche aus dem Weg räumen konnte, verfing sich Danicas Fuß in dem dicken Lederriemen.

Schnell umfasste er ihre Schultern, um sie vor einem Sturz zu bewahren. Aus der Nähe wirkte ihr Haar wie eine bezaubernde Mischung unterschiedlicher Goldtöne – von Honigfarben bis Hellblond war alles dabei. Fasziniert betrachtete er ihren hellen Teint mit den kaum sichtbaren Sommersprossen und ihre zarte Nase. Ihre sinnlichen Lippen waren sanft geschwungen, und Luke nahm ihren verführerischen Duft nach Vanille und Zimt wahr. Für einen Augenblick war er versucht herauszufinden, ob sie auch so gut schmeckte, wie sie duftete.

Doch dann riss ihn sein Verstand wieder in die knallharte Wirklichkeit zurück.

Mit dem Verschwinden von Rinaldi Executive Search war auch sein Plan zur Rettung von Ruby Hawk zunichtegemacht.

„Danke, dass Sie mich gehalten haben.“ Danica hörte ihre eigene Stimme wie aus weiter Ferne. Vielleicht war sie im Flugzeug eingeschlafen und hatte bloß einen Albtraum wegen des Stresses um die bevorstehende Präsentation. Doch auch nachdem sie mehrere Male die Augen geschlossen und wieder geöffnet hatte, sah sie immer noch dasselbe.

Luke Dallas, CEO von Ruby Hawk. Hinter vorgehaltener Hand behauptete man, dass er nicht besonders viel für menschliche Emotionen übrighabe. Ein bekennender Fan der Fernsehserie Dr. Who hatte Danica einmal verraten, dass man ihn deswegen auch Luke Dalek nannte. Um die Anspielung zu verstehen, musste man wissen, dass es sich bei den Daleks um emotionslose, kriegerische Außerirdische handelte.

Er trug die für das Silicon Valley typische Arbeitskleidung, die aus einem blauen Hemd und einer Kakihose bestand. Sein imposanter Körper hätte einen griechischen Gott neidisch machen können. Weil Danica sich an dem weichen Stoff seines Hemdes festgekrallt hatte, spürte sie seine starken Muskeln unter ihren Fingern. Selbst sein Geruch konnte es mit dem eines griechischen Gottes aufnehmen: wild und abenteuerlich, eine erregende Mischung aus frischem Zitrusduft und teurem Leder. Plötzlich begann sich alles um sie herum zu drehen, sodass sie die Augen schloss.

„Atmen“, sagte er. „Ein und aus.“

Während sie das tat, lehnte sie sich gegen ihn – nur ein klein wenig, gerade genug, um etwas von der Zuversicht und Stärke zu fühlen, die von ihm ausgingen. Völlig unvermittelt ließ er sie los, und überrascht öffnete sie die Augen.

„Ich habe keine Zeit, Ihnen Erste Hilfe zu leisten, wenn Sie nicht darauf achten können, wohin Sie gehen.“ Sein Gesichtsausdruck war verschlossen, sein Tonfall barsch. „Ich muss jetzt gehen.“

Denk nach, Danica, ermahnte sie sich selbst, doch in ihrer Panik wollte ihr keine vernünftige Antwort einfallen. Sie konnte nur daran denken, dass all ihre Hoffnungen zunichtegemacht werden würden, ihm die Dienstleistungen ihres Büros zu verkaufen, wenn er jetzt ging. Und damit würde sie auch nicht wie versprochen befördert werden.

Sie musste unbedingt ihre Chefin finden, denn sie ging davon aus, dass es sich um ein riesiges Missverständnis handelte.

„Johanna ist bestimmt während meiner Abwesenheit umgezogen“, erklärte sie. „Ich war nicht besonders gut zu erreichen.“ Das entsprach der Wahrheit, denn auf Matts Station waren Mobiltelefone nicht erlaubt. „Warten Sie, ich rufe sie an.“

Nachdem sie den Inhalt ihrer Handtasche vom Boden aufgesammelt und wieder verstaut hatte, musste sie feststellen, dass ihr Handy nicht dabei war. Sie wusste, dass sie es am Flughafen noch gehabt und dann im Taxi telefoniert hatte …

Oh, nein! Sie hatte es auf den Rücksitz gelegt, als sie nach dem Bargeld gesucht hatte – und es dort liegen lassen. Es konnte jetzt überall zwischen Marin und Monterey sein.

„Stimmt was nicht?“ Durchdringend sah Luke Dallas sie an, und sie spürte, wie ihre Haut vor Erregung zu prickeln begann.

„Nein, alles in Ordnung. Ich habe nur etwas vergessen, das ist alles“, versicherte sie betont fröhlich, doch es schien, als ob Luke nicht so leicht zu täuschen wäre.

Misstrauisch verschränkte er die Arme. „Also, meiner Meinung nach ist hier gar nichts in Ordnung, und das fängt schon bei den leeren Büroräumen an.“

„Geben Sie mir einen Moment, bitte.“ Danica ging zu ihrem Arbeitsbereich, der hinter Trennwänden verborgen war. Dort fand sie eine Schachtel mit ihren persönlichen Dingen. Darauf lag ein cremefarbener Briefumschlag, der mit den Initialen ihrer Chefin versehen war. Wie betäubt entfaltete Danica das Schreiben und las Johannas Nachricht.

Hi Danica!

Ich wollte dich nicht stören, während du bei deiner Familie warst. Aber die Stavros Group hat mir ein fantastisches Angebot gemacht. Ich bin die neue Chefin ihrer Recruitment-Abteilung im asiatisch-pazifischen Raum. Ich werde von Sydney aus operieren und die ganze Welt bereisen. Da sie mich sofort gebraucht haben, konnte ich nicht bis zu deiner Rückkehr warten.

Britt hat bereits einen neuen Job. Toll, oder? Da wir gerade von ihr sprechen: Kannst du mir einen Gefallen tun und überprüfen, ob sie den Anrufbeantworter eingeschaltet hat?

Sobald ich mich in Sydney eingerichtet habe, versuche ich, mich bei dir zu melden, aber das dauert bestimmt noch eine Weile, weil ich so viel um die Ohren habe. Hier sind dein letzter Gehaltsscheck und die Nummer des Anwalts, der für die Geschäftsauflösung zuständig ist, falls du Fragen haben solltest.

Ciao!

Johanna

Danica betrachtete den Gehaltsscheck. Johanna hatte ihr zwei Wochengehälter zusätzlich gegeben. Zwei Wochen. Das war alles, was sie Johanna wert war? Nachdem sie ihr drei Jahre ihres Lebens geopfert hatte, um ihr dabei zu helfen, das Unternehmen aufzubauen? Drei Jahre, in denen sie niemals Urlaub genommen hatte und lediglich ein paar Tage krank gewesen war? Wegen des Notfalls in ihrer Familie war sie das erste Mal mehr als achtundvierzig Stunden hintereinander nicht im Büro gewesen.

Erschöpft ließ sie sich auf den Boden sinken. Das war noch schlimmer als damals, als ihr Freund Tom sie verlassen hatte. Damals hatte sie wenigstens einen Job gehabt und ihre Familie weiterhin finanziell unterstützen können. Aber jetzt? Sie hatte noch nicht einmal mehr ihr altes Auto, denn sie hatte ihre Mitbewohnerin Mai gebeten, es zu verkaufen, um etwas zum Haushaltsgeld beizutragen. Das Flugticket hatte ihre mageren Ersparnisse aufgefressen. Mai konnte sie nicht bitten, ihr unter die Arme zu greifen. Die Finanzen ihrer Mitbewohnerin waren genauso angespannt wie die von Danica.

Normalerweise war Danica eine Optimistin, sah immer ein Licht in der Dunkelheit, gleichgültig, wie schwierig die Situation war. Aber jetzt? Egal, wie sehr sie sich anstrengte, ihr wollte einfach nichts Positives einfallen.

Luke sah Danica hinterher, als sie zu ihrem Arbeitsbereich ging. Ihr blonder Zopf wippte hin und her, und sie vermittelte einen völlig gelassenen Eindruck. Er kam nicht umhin, ihre sexy Rundungen zu bewundern. Zu schade, dass vermutlich auch sie kein Glück haben würde, Johanna zu erreichen. Er hatte es schließlich selbst einige Male probiert.

Am besten wäre es, wenn er in sein Büro zurückkehrte und sich Gedanken über Alternativen machte und neugierigen Fragen seiner Mitarbeiter erst einmal aus dem Weg ging.

Ein Schluchzen riss ihn aus seinen Gedanken, und er schüttelte den Kopf. Tränen dienten lediglich dazu, die Gefühle anderer zu manipulieren. Er hatte die Hand bereits auf den Türknauf gelegt.

Das Schluchzen wurde immer lauter, und dann war ein weiterer Laut zu hören, den Luke nicht einordnen konnte. Er zögerte. Verdammt. Schließlich drehte er sich um und ging zu Danicas Arbeitsbereich hinüber. Interessiert beobachtete er Danica dabei, wie sie etwas Cremefarbenes, was nach teurem Briefpapier aussah, in unzählige kleine Stückchen riss.

„Ungezügelte Zerstörungskraft“, bemerkte er. „Sehr effektiv.“

Sie lächelte ihm rasch zu, bevor sie fortfuhr, Konfetti zu produzieren. „Johanna ist nach Sydney gezogen.“