Bei Nacht und Nebel - Friederike von Buchner - E-Book

Bei Nacht und Nebel E-Book

Friederike von Buchner

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Beschreibung

Diese Bergroman-Serie stillt die Sehnsucht des modernen Stadtbewohners nach einer Welt voller Liebe und Gefühle, nach Heimat und natürlichem Leben in einer verzaubernden Gebirgswelt. Auf sehr spezielle, romantische Weise findet Toni, der Hüttenwirt seine große Liebe in einer bezaubernden Frau, die aus einer völlig anderen Umgebung stammt als der markante Mann der Berge. Sie lernt durch ihn Schönheit und Idylle seiner Heimat kennen und lieben. Gemeinsam eröffnen die beiden allen Besuchern die Werte und Besonderheiten ihres Lebens auf der Alm. Romantik, Beschaulichkeit, dramatische Spannung und feinsinnige Gespräche: Das ist die Welt von Toni, dem Hüttenwirt, der sich niemand entziehen kann. Wendy fuhr mit ihrem Oldtimertraktor auf den Hof der Meiningers. »Ole! Ole, wo bist du?«, schrie sie, so laut sie konnte, und sprang vom Traktor herunter. »Bella, du darfst absteigen.« Sie war stolz darauf, dass ihr Training mit der Neufundländerhündin Erfolg zeigte. Mühsam hatte sie ihr beigebracht, dass sie erst von Traktor herunter springen durfte, wenn Wendy es ihr erlaubte. Erika trat aus der Haustür des großen Wohnhauses. »Grüß Gott, Wendy! »Grüß Gott, Erika!« Die beiden Frauen umarmten sich herzlich. »Wo steckt Ole?« »Er ist mit meinem Bruder nach Kirchwalden gefahren zur Agrargenossenschaft. Sie wollten einkaufen. Aber der Computer ist dort ausgefallen. Zwar sind die Techniker bereits tätig, aber es kann noch Stunden dauern. Ohne PC keine Buchung und keine Rechnung. Alle müssen warten.« »Pech, aber so ist die Technik eben. Man ist ihr ausgeliefert.«

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Toni der Hüttenwirt Extra – 10 –

Bei Nacht und Nebel

Friederike von Buchner

Wendy fuhr mit ihrem Oldtimertraktor auf den Hof der Meiningers. »Ole! Ole, wo bist du?«, schrie sie, so laut sie konnte, und sprang vom Traktor herunter.

»Bella, du darfst absteigen.«

Sie war stolz darauf, dass ihr Training mit der Neufundländerhündin Erfolg zeigte. Mühsam hatte sie ihr beigebracht, dass sie erst von Traktor herunter springen durfte, wenn Wendy es ihr erlaubte.

Erika trat aus der Haustür des großen Wohnhauses. »Grüß Gott, Wendy!

»Grüß Gott, Erika!«

Die beiden Frauen umarmten sich herzlich.

»Wo steckt Ole?«

»Er ist mit meinem Bruder nach Kirchwalden gefahren zur Agrargenossenschaft. Sie wollten einkaufen. Aber der Computer ist dort ausgefallen. Zwar sind die Techniker bereits tätig, aber es kann noch Stunden dauern. Ohne PC keine Buchung und keine Rechnung. Alle müssen warten.«

»Pech, aber so ist die Technik eben. Man ist ihr ausgeliefert.«

»Das stimmt. Ole hält mich telefonisch auf dem Laufenden. Simon und er verbringen die Warterei im Biergarten. Sie sind in die Innenstadt von Kirchwalden gefahren. Es kann spät werden, bis sie kommen. Die Genossenschaft hat heute ihren langen Dienstleistungsabend. Vor ihnen sind noch viele an der Reihe. Das kann dauern. So machen sie sich eben einen schönen Tag.«

»Das ist besser, als zurückzufahren.«

»Das geht gar nicht. Sie ist schon alles auf der Palette, aber sie können erst einladen, wenn der Papierkrieg erledigt ist.«

»Verstehe«, sagte Wendy. Sie seufzte.

Bella drückte sich an Erika.

»Bella, ich habe schon verstanden«, lachte Erika. »Du willst einen Zipfel Wurst. Den sollst du auch bekommen. Kommt beide mit herein! Ich wollte mir gerade einen Kaffee machen. Du trinkst doch einen Becher mit?«

»Da sage ich nicht Nein«, antwortete Wendy.

Sie gingen ins Haus.

Erika gab Bella einen großen Zipfel Wurst, den die Hündin gleich hinunterschlang. Dann setzte sie sich hin und legte den Kopf schief. Dabei musterte sie Erika mit einem besonders treuen Hundeblick.

Erika und Wendy lachten.

»Hör auf, zu betteln, Bella! Du bekommst nichts mehr. Mach Platz!«

Bella zögerte etwas, doch dann kam sie Wendys Befehl nach. Sie legte sich mitten in der großen Wohnküche auf den Boden.

Erika holte für Wendy einen Becher und schenkte Kaffee ein. »Setz dich endlich!«

Wendy ließ sich auf einen Stuhl fallen.

»Wendy, was ist los?«, fragte Erika. »Du schaust so ernst.«

»Alles okay, ich bin nur etwas betrübt, dass Ole nicht hier ist. Ich hatte mich so gefreut. Die ganze Strecke habe ich mir ausgemalt, wie sehr er sich mit mir freuten wird.«

»Ich freue mich gerne mit dir, wenn ich weiß, um was geht«, bemerkte Erika. Dabei lächelte sie verschmitzt.

Wendy musste über das ganze Gesicht grinsen. Sie nippte an ihrem Kaffee.

»Erika, gib es zu, du weißt, um was es geht. Ich nehme an, Ole hat dir alles erzählt.«

»So, meinst du?«

»Ja, das denke ich. In einer guten Ehe erzählt man sich alles. Meine Mama und Ole haben immer über alles gesprochen.«

»Ja, so ist es. In einer guten Ehe spricht man über alles. Da gibt es keine Geheimnisse, es sei denn, man will den anderen überraschen«, erklärte Erika. Dabei strahlten ihre Augen. Sie war mit Ole in zweiter Ehe sehr glücklich, nachdem sie als Witwe lange Jahre allein gewesen war. In dieser Zeit waren ihre Zwillinge Tanja und Gero ihr Lebensinhalt gewesen. Nun waren sie erwachsen. Gero lebte in Amerika mit seiner Frau, einer reichen Erbin. Tanja pendelte als Modedesignerin zwischen München, Paris und New York.

»Ole hat mir erzählt, dass du die Hirscher Alm kaufen möchtest.«

»Ja, so ist es. Aber dabei gibt es einen Haken, Erika. Ole hat dir sicher von meinem Erbe erzählt, das er für mich verwaltet.«

»Ja, ich weiß davon. Um deiner nächsten Frage zuvorzukommen. Ich habe Tanja und Gero nichts davon gesagt.«

»Danke!«, seufzte Wendy erleichtert. »Toni und Anna wissen es. Aber Franziska und Sebastian kennen mein Geheimnis auch nicht.«

Erika lächelte. »Ole hat mir deine Gründe genannt. Ich kann dich verstehen. Wenn dir eines Tages ein Bursche begegnet, dann willst du dir absolut sicher sein, dass er dich liebt und nicht dein Vermögen.«

»Genauso ist es, Erika. Leider sind die meisten Menschen gierig. Ich erlebe es bei den Hirschers. Ihre Tochter Elly führt mit Berno bestimmt eine gute Ehe. Sie haben drei Kinder, die alle schon erwachsen sind. Eine Tochter, Susi, hat nach Italien geheiratet. Klaus lebt in Berlin mit seiner Freundin Ulli und Pia, die Jüngste, ist Lehrerin am Bodensee. Nach außen hin erscheinen die Scherers als eine glückliche Familie. Das sind sie auch, bis auf das liebe Geld. Berno ist schon großzügig und tut alles für seine Frau und die Kinder. Nur wenn es um ein lukratives Geschäft geht, wenn er noch mehr Geld machen und Vermögen horten kann, dann vergisst er alle zwischenmenschlichen Werte. Er giert seit Jahren nach Adams und Käthes Alm.«

»Ich weiß. Seit die Alm verwüstet wurde, in dieser Sturmnacht, fragt sich jeder in Waldkogel, ob Berno dahintersteckt. Simon hat mir davon erzählt. Da du die Alm kaufst, muss sich Berno von seinen Immobilienplänen verabschieden. Das wird ihm gar nicht gefallen, wenn er tatsächlich dahintersteckt. Verstehe mich recht, ich will niemanden verdächtigen, keinem etwas nachsagen ohne Beweise. Das wäre Verleumdung. Ich gebe nur wieder, was viele in Waldkogel für möglich halten.«

»Ich weiß, welche Gerüchte in Umlauf sind. Ebenso kann Ruppert Schwarzer drinhängen.«

»Das stimmt, vielleicht gibt es einen Zusammenhang zwischen den Personen?«, sagte Erika und zog die Augenbrauen hoch.

»Diese Möglichkeit und dass noch andere Personen drinhängen, ist naheliegend, Erika.«

»Du hast keine Angst, die Alm zu erwerben?«

Wendy schüttelte den Kopf. »Nein, das habe ich nicht. Angst ist ein schlechter Ratgeber, Erika. Das haben mich Jette und Ole gelehrt. Damit du mich richtig verstehst, keine Angst zu haben, bedeutet nicht leichtsinnig zu sein. Es bedeutet, dass man das Für und Wider abwägen soll. Ich denke, irgendwann werden die Immobilienspekulanten Ruhe geben. Sicher sind diese Leute hinter Schnäppchen her. Aber wenn sie wissen, dass sie nicht zum Ziel kommen, verschwenden sie keine weitere Energie und auch kein Geld in eine aussichtslose Sache. Adam und Käthe sind alt. Mit denen haben wir leichtes Spiel, dachten die, die dahinterstecken. Aber mit mir werden sie keine Spielchen machen. Okay, es kann sein, dass sie mir ein Millionenangebot machen, einfach, weil sie nicht einsehen, dass sie verloren haben. Aber sie werden abblitzen und letztlich aufgeben. Und sollte die Alm noch einmal beschädigt werden, werde ich sie wieder aufbauen. Sollen sie nur an mich herantreten, denen werde ich es zeigen! Erinnere dich an Franziskas Wiesen, auf denen sie Grünfutter anpflanzen wollte. Jemand hat es mit Herbiziden besprüht, damit dort nichts mehr wachsen sollte. Franziska war am Boden zerstört. Aber sie hat nicht nachgegeben. Sie hat einen alternativen Plan gewagt. Irgendwann kehrt sie mit Lukas nach Waldkogel zurück, übernimmt den Hof ihrer verunglückten Eltern und wird Landwirtschaft betreiben. Man darf sich im Leben nie unterkriegen lassen. Manchmal kommt es zu einer Zeitverzögerung, bis Pläne, Hoffnungen und Träume in Erfüllung gehen, weil jemand querschießt. Davon sollte man sich nicht aus der Bahn werfen lassen.«

Erika lächelte. »Du bist ein starkes Madl, Wendy.«

Wendy wiegte den Kopf hin und her. »Auf der einen Seite bin ich schon stark, jedenfalls bemühe ich mich. Auf der anderen Seite habe ich, wie jeder Mensch, meine wunden Punkte.«

»Das Geld, dein Erbe«, fasste es Erika zusammen.

Wendy nickte. »So ist es. Ich bin froh, dass Ole alles für mich regelt.« Sie nippte an ihrem Kaffee.

Erika schmunzelte.

»Was ist?«, fragte Wendy.

»Nun, bei Henk musst du dir darüber keine Sorgen machen. Er beerbt seine reiche Großtante.«

Wendy errötete.

»Du hast doch ein Auge auf Henk Thaler geworfen. Gib es zu!«, sagte Erika.

Wendy wurde noch verlegener. »Ja, er gefällt mir, er gefällt mir gut. Wir verstehen uns prächtig. Wir können stundenlang reden und ich kann mit ihm Pläne schmieden. Ich kann mit ihm reden, wie ich noch nie zuvor mit jemanden sprechen konnte.«

»Über Ziegenhaltung!«

»Genau!«

»Mit Speck fängt man Mäuse. Du versuchst, Henk mit den Ziegen zu fangen«, sagte Erika.

»Mei, Erika, du bist deutlich.«

»Ja, bin ich. Ist es nicht so?«

»Doch … ja … schon, ich gebe es zu. Ich freue mich auf den Augenblick, wenn ich ihm sagen kann, dass ich Kaschmirziegen züchten werde.«

»Wirst du ihm sagen, dass du die Hirscher Alm gekauft hast?«

»Ja, das werde ich müssen, denke ich. Er wird erfahren, dass die Alm mir gehört. Aber auch ihm gegenüber werde ich es erst einmal so darstellen, als hätte Ole sie für mich gekauft.«

»Wendy, Wendy, bist du nicht etwas übervorsichtig?«

»Das mag sein, Erika. Aber ich habe mich entschieden und ich will es so. Es ist mein Weg.«

»Jeder muss seinen eigenen Weg gehen. So gesehen, machst du es schon richtig. Und deshalb wolltest du Ole sprechen?«

»Ja, Toni hat die alten Hirschers angesprochen. Sie kamen rüber zu mir auf die Alm. Sie meinten, ich hätte Toni nicht vorschicken müssen. Ich hätte selbst mit ihnen sprechen können. Aber sie sahen ein, dass ich mich scheute. Egal, die Sache ist jedenfalls beschlossen.«

»Was heißt das im Klartext?«

»Ich kann die Alm bekommen. Käthe und Adam freuen sich, sie in meine Hände zu geben. Damit geht ein heimlicher Wunsch von ihnen in Erfüllung. Natürlich werden alle denken, Ole kauft die Alm für mich.«

»Das ist schön«, stimmte ihr Erika zu.

»Ja, obwohl ich viel Überzeugungsarbeit leisten musste, dass sie einverstanden waren, mir, beziehungsweise offiziell Ole, die Alm zu einem festen Betrag, der auch realistisch ist, zu verkaufen. Sie dachten an eine geringe Leibrente. Damit verbanden sie den Wunsch, den Sommer über oder wann immer sie wollen, auf der Alm verweilen zu dürfen. Das sichere ich ihnen auch gern zu. Aber ich will kaufen und bezahlen. Basta!«

»Ganz die tatkräftige Wendy!«, sagte Erika. Sie schaute Wendy an. »Du planst doch auf der Hirscher Alm Henk und seine Großtante Addi einzuquartieren, richtig?«

»Ja, ich werde die Almhütte teilweise als Gästezimmer nutzen. Aber nur für Henk und Addi. Verstehst du?«

»Ich verstehe voll und ganz.« Erika schmunzelte. »Es wird schon alles werden, Wendy.«

»Ja, ich kann es kaum abwarten. Zu dumm, dass Ole unterwegs ist. Adam und Käthe erwarten ihn am Nachmittag zum Kaffee. Sie wollen alles mit ihm bereden. Dann wird es wohl erst morgen geschehen.«

»Du musst etwas Geduld haben, Wendy. Es muss auch noch der Vertrag ausgearbeitet werden.«

»Das stimmt. Magnus, der Mann von Alois’ Enkelin, hat Adam und Käthe schon vor einiger Zeit beraten. Sie haben Vertrauen zu ihm und ich auch. Er wird die Einzelheiten festlegen, damit der Notar den Kaufvertrag schreiben kann.«

Erika schenkte Kaffee nach. »Das dauert auch einige Tage.«

»Nun, ich habe die Hoffnung, dass es schnell geht. Außerdem sind Magnus und Charlotte mit den Kindern auf der Berghütte. Ich bin sicher, dass er gerne herunterkommt, um die Angelegenheit in trockne Tücher zu bringen.«

Erika überlegte. »Wendy, Magnus könnte mit Adam und Käthe Hirscher sprechen. Ich meine, er könnte zuerst mit ihnen reden. Ole ist nun mal nicht da. Aber wenn Magnus die Eckpunkte festgelegt hat, dann hat Ole gleich etwas in den Händen. Außerdem solltest du über deinen Schatten springen und dich mit Magnus und den Hirschers zusammensetzen, um die Einzelheiten zu besprechen. Rufe Toni an! Vielleicht kann er mit Magnus herunterkommen. Ich rufe Ole an und fahre mit meinem Auto nach Kirchwalden und hole ihn. Simon kann in Kirchwalden die Zeit alleine abwarten, bis er die Einkäufe abwickeln kann.«

»Meinst du, das geht?«

»Aber sicher ist das möglich, liebe Wendy. Mei, wir sind doch eine große Familie. Da hält man zusammen. Und wenn es sein muss, fährt Ole nach der Unterredung wieder nach Kirchwalden. Kirchwalden ist nicht am Ende der Welt. Es sind doch nur ein paar Kilometer.«

Wendy seufzte. »Ich will es so schnell wie möglich geregelt wissen. Was bin ich aufgeregt!«

»Du freust dich auf den Augenblick, du fieberst dem Moment entgegen, wenn du Henk sagen kannst, dass dir die Hirscher Alm gehört und du dort Kaschmirziegen züchten willst.«

»Du kennst mich gut, Erika«, sagte Wendy.

Erika stand auf. »So, Wendy, jetzt machen wir Nägel mit Köpfen. Du rufst Toni an und bittest ihn, mit Magnus auf die Hirscher Alm zu kommen. Ich ziehe mich um und hole Ole her.«

Wendy überlegte kurz. »Ich fahre zuerst rüber. Der Traktor ist nicht so schnell, das alte Vehikel. Aber er läuft und läuft. Ich rufe Toni an, wenn ich drüben bin. Außerdem möchte ich vorher mit Adam und Käthe sprechen. Sie erwarten Ole.«

»Das stimmt! Ich wünsche dir Glück und Erfolg mit den Kaschmirziegen. Ich weiß übrigens, wer dir die Wolle abnehmen wird. Und zwar alles, was du produzieren wirst. Dazu muss sie allerdings bereits gesponnen sein.«

»Ja, die Wolle aufzubereiten, muss ich noch lernen. Sie muss gesäubert und gesponnen werden. An wen denkst du?«

»Denk mal nach! Wozu haben wir eine Modedesignerin in der Familie? Ich bin sicher, Tanja wird ausflippen, wenn du ihr davon erzählst. Sie wird eine ganze Kollektion von Wollpullis, Tüchern, Schals, Mützen, Handschuhen und anderen Kleidungsstücken entwerfen und herstellen.«

Wendy starrte sie zuerst an. Dann strahlte sie über das ganze Gesicht. »Das ist eine großartige Idee, Erika. Sie ist genial«, rief Wendy begeistert aus. »Sobald die Alm mein Eigentum ist, werde ich Tanja ansprechen. Wo ist sie, in München, Paris oder New York?«

»Sie ist in New York, wird aber bald zurückkommen.«

Wendy fiel Erika um den Hals. »Ach, Erika, das ist alles ein Traum.«

Erika schob sie ein Stück von sich und schaute sie ernst an. »Wendy, das ist kein Traum. Es ist dein Plan, den du umsetzt. Du wirst viel arbeiten und Erfolg haben.«

»Ja schon, gegen Erfolg habe ich nichts. Aber darum geht es mir nicht in erster Linie.«

Erika lachte. »Ich kann in dein Herz sehen, Wendy. Dir geht es um Henk.«

Wendy errötete. »Pst, Erika! Ja, so ist es. Aber pst, bitte!«

»Sicher, mache einen Schritt nach dem anderen. So und nun fort mit dir!«, sagte Erika. Sie brachte Wendy hinaus zum Traktor.

Bella sprang hinauf.

»Ich bin froh, dass Ole dich geheiratet hat, Erika«, sagte Wendy bewegt. »Ich denke, Jette schaut vom Himmel herunter und freut sich. Sie würde dich mögen.«

Erika streichelte Wendys Wange. »Das hast du schön gesagt, Wendy. Ich bin glücklich mit Ole und du bist mir so nahe, als wärst du Oles leibliches Madl.«

Sie nahmen sich noch einmal in den Arm. Dann kletterte Wendy auf den Oldtimertraktor. Mit lautem Gehupe fuhr sie voller Freunde vom Hof.

Erika ging ins Haus zurück und rief Ole an.

*

Sobald Wendy auf der Alm ankam, telefonierte sie mit Toni. Danach ging sie hinüber zu Adam und Käthe.

Die Tür zur Almhütte stand offen. Wendy klopfte an den Rahmen.

Käthe und Adam drehten sich um.

»Grüß Gott, Wendy«, rief Adam. »Komm rein! Schön, dass du dich dazugesellst. Wann kommt Ole?«

Wendy begrüßte die beiden. »Ach, du hast dir so viel Mühe gegeben, Käthe«, sagte sie mit Blick auf den liebevoll gedeckten Tisch. »Der Kuchen duftet herrlich.«

»Er ist noch warm und muss noch ein bisserl abkühlen, bevor man ihn essen kann. Sonst bekommt man Bauchgrimmen«, sagte Käthe. »Schön, dass du da bist! Dann lege ich ein weiteres Gedeck auf.«