Belugas lesen keine Bücher - Annabel Salhi - E-Book

Belugas lesen keine Bücher E-Book

Annabel Salhi

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Beschreibung

"Ich trage heute Liebe, weil Hass und Diskriminierung mir nicht steht." Und was tragt ihr? Worte wie ein Schlag in die Magengrube, dann wieder wie eine Umarmung. Annabel Salhi bringt das auf die Bühne, was zu oft verschwiegen wird. Autismus, Mobbing, Mutterschaft, Queerness, Liebe, Gewalt, Verlust und die vielen leisen Zwischenräume dazwischen. Sie erzählt, was passiert, wenn man fällt – und wie man trotzdem wieder aufsteht.

Das E-Book können Sie in Legimi-Apps oder einer beliebigen App lesen, die das folgende Format unterstützen:

EPUB

Veröffentlichungsjahr: 2025

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Belugas lesen keine Bücher

Belugas lesen keine Bücher

Annabel Salhi

Triggerwarnung: Mobbing, psychische und körperliche

Gewalt, häusliche Gewalt, Depressionen, Suizidgedanken, sexuelle Belästigung sowie Kriegserfahrungen.

Impressum: Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek. Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über http://dnb.d-nb.de abrufbar.

Veröffentlicht bei Infinity Gaze Studios AB

1. Auflage, Oktober 2025, Alle Rechte vorbehalten

Copyright © 2025 Infinity Gaze Studios

Texte: © Copyright by Annabel Salhi

Cover & Buchsatz: V.Valmont @valmontbooks

Veröffentlicht über tolino media

Das Werk ist urheberrechtlich geschützt. Jede Verwertung außerhalb des Urheberrechtsgesetzes ist ohne Zustimmung von Infinity Gaze Studios AB unzulässig und wird strafrechtlich verfolgt.

Infinity Gaze Studios AB, Södra Vägen 37, 829 60 Gnarp

Schweden, www.infinitygaze.com

Kontaktadresse nach EU-Produktsicherheitsverordnung:

[email protected]

Vorwort

Hey und herzlich willkommen!

Es freut mich sehr, dass du dir dieses Buch gekauft hast und dich für meine kleine Gedankenwelt interessierst.

Du hast mich sicherlich bereits auf der Bühne gesehen oder kennst mich von Social Media. Du fragst dich dennoch, wer ich eigentlich bin?

Nun, mein Name ist Annabel, die meisten Leute jedoch nennen mich Bella – das ist auch mein Bühnenname. Ich lebe mit Kind und Kegel im nordhessischen Kassel und bin auch ganz zufrieden hier.

Ich schreibe seit dem Grundschulalter, außerdem liebe ich Bücher, zeichne gerne, und auch die Fotografie finde ich total klasse!

Das Schreiben wurde nach und nach zu einem wichtigen Bestandteil meines Lebens – zu einem Ventil, wenn es mir schlecht ging, aber auch zu einem „Auffangbecken“ für seltsame, verrückte und lustige Gedanken sowie für alles, was mich sonst so bewegte.

Du findest hier sämtliche Texte, ungeschönt und alle genau so, wie ich sie niedergeschrieben habe. Ich habe nachträglich nichts daran verändert, um die Originalität beizubehalten.

Vor einigen Texten sind Content Notes vermerkt. Wenn du mit den dort beschriebenen Themen Probleme hast oder dich nicht wohlfühlst, lies dir diese bitte nur in Anwesenheit einer Person deines Vertrauens durch oder überspringe sie.

Am Ende des Manuskripts findest du außerdem Stellen und Telefonnummern, bei denen du dir Hilfe holen kannst.

Ich wünsche dir nun viel Spaß beim Lesen!

Wie alles begann …

Andere Kinder wollten später Prinzessin werden. Oder Polizist, Feuerwehrmann oder Tierarzt. Auf die Frage, was ich werden möchte, wenn ich groß bin, tanzte ich als Einzigste aus der Reihe und antwortete mit einem unsicheren Grinsen und riesiger Zahnlücke: „Ich möchte später Kinderbücher schreiben.“

Meine Grundschul- und frühe Teenagerzeit verbrachte ich damit, Texte und Kurzgeschichten zu verfassen. Mit 14 veröffentlichte ich im Internet die ersten kurzen Geschichten und erhielt schon bald viele positive Rückmeldungen. Und ich schrieb weiter.

In einer harten Schulzeit voller Mobbing wurde das Schreiben zu meinem Anker, meinem Halt. Gewissermaßen flüchtete ich mich oftmals in Fantasiewelten, in denen ich mich stark und selbstbewusst fühlte – Gefühle, die ich im realen Leben nicht spürte. Mein Schulalltag war geprägt von Gewalt, Spott, Häme und Ausgrenzung, und ich fühlte mich oft klein, wertlos und schwach.

Mit der Zeit begann ich, unter Depressionen, Ängsten und sehr dunklen Gedanken zu leiden.

Mit der Geburt meiner Kinder und dem Umzug nach Kassel veränderte sich vieles, und ich lernte mich selbst und meinen eigenen Wert ganz neu kennen. Ich musste mich mit dem Erlebten auseinandersetzen und mit der Aufarbeitung beginnen. Neben Therapien und Gesprächen begann ich auch wieder mit dem Schreiben.

Als ich im Jahr 2021 begann, mit meinen Kurzgeschichten auf Lesebühnen zu gehen, hätte ich niemals daran gedacht, dass ich irgendwann einmal auf einer Bühne stehen und vor fremden Leuten reden würde.

Doch genau so kam es. Ein Bekannter, den ich durch die offene Lesebühne kennengelernt hatte, schrieb mir im Sommer 2021 eine Nachricht, ob ich Interesse hätte, mal bei einem Poetry Slam mitzumachen – er könne sich das bei mir gut vorstellen. Klar, Lust hatte ich. Das Problem? Ich hatte von Poetry Slam bisher nur gehört… Dennoch sagte ich zu. Nur wenige Tage Zeit blieben mir, einen Text fertigzustellen. Anfangs fiel es mir wahnsinnig schwer, beim Schreiben im Kopf die passende Betonung zu finden, und die ersten beiden Texte fielen sehr kurz aus. Knapp 200 und 400 Wörter umfassten Text 1 und Text 2.

Der erste Text setzte sich mit dem Thema Mobbing auseinander, der zweite mit Depressionen.

Dies sind somit meine Anfänge.

Mobbing

Sie läuft über den Schulhof.

Wieder einmal wird sie von zahlreichen Mitschülern begleitet.

Doch es sind nicht ihre Freunde.

„Dich will keiner!“

„Lauf, solange du noch kannst!“

„Hässlich wie die Pest!“

Ihr Gang wird schneller, sie senkt den Kopf, will nur weg, will weg von diesen grausamen Worten, den Drohungen, diesem unendlichen Hass.

Und sie läuft und sie läuft und sie… sie läuft.

So schnell sie ihre Beine tragen, rennt sie davon, doch sie sind hinter ihr, sind schneller als sie, sind voller… Hass…

Es ist ja nicht das erste Mal; sie kennt das ja alles schon: die Schreie, die Beleidigungen.

Die … Gewalt …

Vielleicht ist sie ja auch selber schuld, vielleicht ist sie schlicht zu hässlich, nicht gut genug, vielleicht zu dick, zu dünn oder vielleicht… vielleicht ist sie einfach… falsch.

Ein Schlag trifft sie in den Rücken. Sie schaut nicht, von wem er kommt, rappelt sich auf.

Will flüchten, rennen

Einfach nur weg von ihnen.

„Du bist so hässlich, dass deine Mutter bestimmt froh ist, dass sie tot ist! So muss sie dich nicht ertragen.“

Sie rennt so schnell, wie ihre dünnen Beine sie tragen, und ihr Herz… ihr Herz hämmert unaufhörlich gegen die Brust, endloses Trommeln, gleich, gleich springt es aus ihrer Brust.

Todesangst. Sie läuft weiter, nimmt den Weg über den Sportplatz.

Einziger Ausweg: Dornenbusch. Springt, läuft, die Stacheln verletzen ihre Beine, doch da ist nur… diese Angst.

Sie kann sie hören, sie sind hinter ihr.

Zwischen „Ich bring dich um“ und „Stirb, du Hässliche“ und und und… dem Klang wütender Stimmen… ist nichts.

Sie spürt sie, die Tritte, dann Stille…

Sie wollte… doch nur glücklich sein.

Dunkle Wolken

Die dunkle Wolke kommt, wenn ich nicht damit rechne.

Aber meistens kommt sie im Schlaf. Dann, wenn andere von großen Abenteuern und schönem Wetter träumen, schiebt sie sich vor die Sonne und wirft dunkle Schatten.

Manchmal ist die Wolke nur klein und grau und bringt ein bisschen Regen mit.

Im feinen Nieselregen stehen dann Worte wie „Schlampe“, „Pest“ und „Behinderte“, begleitet von Sätzen wie „Dich will niemand“ und „Geh sterben!“

Viel öfter dagegen ist die dunkelgraue Wolke. Sie verdeckt die Sonne fast komplett. Aus ihr regnet es dicke Tropfen.

In jedem Tropfen ist ein Bild erkennbar.

In einem ist ein Mädchen zu sehen, das einen Schlag in den Magen bekommt und sich krümmt. In dem glänzenden Tropfen daneben sind Jugendliche zu sehen, die auf es zeigen. Man hört sie böse Dinge rufen – Drohungen, Beleidigungen – und dazwischen die ein oder andere Person, die dem Mädchen nach dem Leben trachtet. In einem anderen Tropfen sieht man sie, wie sie im Bad sitzt, auf einem alten, braunen Teppich und weint.

Von diesen Tropfen gibt es viele, und in jedem ist etwas anderes zu sehen.

Und dann ist da die dritte Wolke…

Sie ist riesig, schwarz und verdunkelt den gesamten Himmel.

Sie bringt Gewitter und so starken Regen mit, dass sämtliche Straßen und Wiesen überflutet sind und einem Fluss gleichen.

Im Regenwasser sind viele verschiedene Dinge zu sehen. Wieder das weinende Mädchen, aber dieses Mal hält sie eine Rasierklinge in den Händen und ritzt sich feine Linien in die blasse Haut. Ein Stück weiter kann man sieben Jugendliche dabei beobachten, wie sie auf dasselbe Mädchen einprügeln. Ihre Münder sind vom Lachen weit geöffnet, sie haben Spaß an dem, was sie tun.

Die meisten Bilder, die man im Regenwasser sehen kann, sind ähnlich. Sie zeigen Blut, Gewalt und Gedanken an Suizid, Grausamkeiten. Doch manche zeigen kein so klares Bild.

Da sind Schatten, die sich über einem zierlichen Körper bewegen. Das Gefühl von Hilflosigkeit und Ausgeliefertsein. Der Schatten bewegt sich und stößt keuchende Laute aus. Der Mund der zierlichen Gestalt ist wie zum Schrei geöffnet, doch sie bleibt stumm.

Der Blitz zeigt hingegen nur ganz kurze Erinnerungen. Sie leuchten für wenige Momente auf, um nach weniger als einer Sekunde wieder zu verschwinden. Es sind Dinge, die das Bewusstsein ganz weit von sich geschoben und verdrängt hat.

Doch auch die Wolken verziehen sich irgendwann. Und wenn ich aufwache, dann ist da wieder Sonnenschein.

Nichts ist, wie es scheint.

Die Texte meiner ersten Slams im Jahre 2022 sind leider abhandengekommen. Jedoch waren die Auftritte in der ersten Jahreshälfte dieses Jahres für mich sehr prägend. Ich habe tolle Menschen kennengelernt und super Erfahrungen gemacht, meine Texte wurden länger und besser. Ich verbesserte mein Verständnis für Text und Betonung und feierte meine ersten Finalerfolge. Für eine Person wie mich, die in ihrer Schulzeit viel Spott selbst für die eigenen Hobbys erfahren hatte, ein überwältigendes, aber oft auch beängstigendes Gefühl.

Im November traf ich eine für mich sehr wichtige Person wieder. Diese Person wurde – neben meinen Kindern – zu einem der Mittelpunkte meines Lebens. Seine Vergangenheit, mein Sinn für Gerechtigkeit und Offenheit inspirierten mich zu folgendem Text, der im November 2022 seine Premiere hatte.

Ein neuer Abschnitt

Liebe

Als ich dich näher kennenlernte, habe ich etwas in dir gesehen.

Haben uns viel zu lange nicht getroffen, doch jetzt … warst du wieder da. Du hast mir von dir erzählt und wie sehr dich dieses Leben quält.

Ich habe dort gesessen und dir geduldig zugehört. Du sprachst ... viel. Von ... deinem Leben ... von Trauer, Kampf und Tränen.

Deine Stimme war dunkel, ruhig und so ... klar.

---ENDE DER LESEPROBE---