Bergkristall 303 - Heimatroman - Christian Seiler - E-Book

Bergkristall 303 - Heimatroman E-Book

Christian Seiler

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Beschreibung

Eva und Alex haben aus Liebe geheiratet. Doch was ist nach sieben Jahren des Zusammenlebens aus ihrem Glück geworden? Ein Scherbenhaufen.

Denn längst interessiert sich Alex für die weiblichen Gäste seiner Pension mehr als für seine junge Frau. Er flirtet völlig ungeniert, und wenn die eine abreist, hat er sich die nächste schon ausgeguckt. Eva weiß, dass ihr Traum vom Glück an der Wirklichkeit gescheitert ist. Alex wird ihr nie treu sein!
Als dann auch noch überraschend seine erste große Liebe im Dorf auftaucht, ist die junge Frau völlig verzweifelt ...

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Seitenzahl: 105

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Inhalt

Cover

Impressum

Im verflixten siebten Jahr

Vorschau

BASTEI ENTERTAINMENT

Vollständige eBook-Ausgabe der beim Bastei Verlag erschienenen Romanheftausgabe

Bastei Entertainment in der Bastei Lübbe AG

© 2018 by Bastei Lübbe AG, Köln

Programmleiterin Romanhefte: Ute Müller

Verantwortlich für den Inhalt

Titelbild: Michael Wolf

eBook-Produktion: César Satz & Grafik GmbH, Köln

ISBN 978-3-7325-5992-3

www.bastei-entertainment.de

www.lesejury.de

www.bastei.de

Im verflixten siebten Jahr

Bleibt für Alex und Eva wirklich nur die Scheidung?

Von Christian Seiler

Eva und Alex haben aus Liebe geheiratet. Doch was ist nach sieben Jahren des Zusammenlebens aus ihrem Glück geworden? Ein Scherbenhaufen.

Denn längst interessiert sich Alex für die weiblichen Gäste seiner Pension mehr als für seine junge Frau. Er flirtet völlig ungeniert, und wenn die eine abreist, hat er sich die Nächste schon ausgeguckt. Eva weiß, dass ihr Traum vom Glück an der Wirklichkeit gescheitert ist. Alex wird ihr nie treu sein!

Als dann auch noch überraschend seine erste große Liebe im Dorf auftaucht, ist die junge Frau völlig verzweifelt …

„Auf Wiedersehen, und kommen Sie bald wieder in unser schönes Hossbach!“

Das Ehepaar Alex und Eva Krummberger stand vor seiner hübschen kleinen Fremdenpension und winkte hinter den Gästen her, die nach zweiwöchigem Aufenthalt aus dem bayrischen Alpental abreisten.

Sobald die Leute sie jedoch nicht mehr sehen konnten, drehten Alex und Eva sich abrupt um und gingen ins Haus zurück. Das Lächeln war erloschen, und keiner hatte für den anderen auch nur einen Blick übrig. Hinter dem Haus, einem ehemaligen Bauernhof, waren Kinderstimmen zu hören. Einige Frauen lachten.

„Ich schau nach den Gästen“, erklärte Alex und durchquerte die Diele, um auf die Terrasse zu gehen.

Eva warf ihm einen finsteren Blick nach. Nicht die Gäste interessierten ihn, sondern die Frauen, bei denen er sich wieder liebenswürdig und reizend geben konnte. Bestimmt scherzte und schäkerte er, dass sich jede wie der liebste Gast vorkam.

Seufzend machte sich Eva an die Buchführung, die unbedingt erledigt werden musste. Und sie vertiefte sich so in die Unterlagen, dass sie gar nicht hörte, wie jemand hereinkam.

„Soso. Allweil fleißig.“

Beim Klang der vertrauten Stimme blickte sie hoch.

„Toni!“, rief sie erfreut, als sie ihren Jugendfreund vor sich sah. Der fesche Bergführer und Skilehrer besuchte sie gelegentlich, wenn er in Hossbach war. Die meiste Zeit zog er ruhelos durch die Gegend. „Was machst du denn hier?“

„Die Sehnsucht nach dir hat mich zurückgetrieben“, erwiderte er lächelnd und lehnte sich gegen das Pult der Rezeption. „Na, wie geht’s bei euch?“

Evas Gesicht verdüsterte sich, und das war schon Antwort genug.

„Wir haben einen richtig schönen Altweibersommer, aber das Geschäft will net laufen. Nur die Hälfte unserer Betten sind belegt.“

„Den anderen Vermietern in Hossbach geht’s aber gut, hab ich gehört“, meinte Toni. „Woran liegt’s denn? Wann immer ich dich besuch, hör ich dich klagen.“

„Die anderen Vermieter von Hossbach bieten ihren Gästen mehr als wir“, erklärte sie seufzend. „Oder sie haben eine so schlichte Pension wie wir, aber dann sind sie viel billiger.“

„Wie meine Tante Mira, die drei Zimmer vermietet“, erwiderte Toni. „Sie nimmt so wenig, dass sie davon net leben könnt. Sie will nur ihre Rente aufbessern.“

„Genau“, bestätigte Eva. „Die anderen, die so viel verlangen wie wir, haben ein Schwimmbecken und einen schönen Kinderspielplatz, in jedem Zimmer gibt es einen Fernseher und noch andere Bequemlichkeiten. Das Einzige, was wir zu bieten haben, ist ein Gratisservice für weibliche Gäste.“

Den letzten Satz sagte sie laut und sah dabei zu jemandem hinter Toni. Ihr Jugendfreund drehte sich um und stand Alex Krummberger gegenüber, der ihn sehr finster und ablehnend betrachtete.

„Was machst du denn hier?“, fragte Alex unfreundlich.

„Das ist aber eine nette Begrüßung“, stellte Toni fest.

Er war nur ein Jahr älter als Alex, der wiederum ein Jahr älter als Eva war. Alle drei kannten sich von Kindheit an, weil sie im selben Dorf aufgewachsen und auch zusammen in die Schule gegangen waren.

„Ich hab dich net gebeten, zu uns herzukommen“, sagte Alex grob.

Eva schüttelte den Kopf. „Wieso kannst denn jetzt net auch Süßholz raspeln wie vorhin draußen bei den Frauen?“, fragte sie gereizt.

„Vielleicht ist dir schon einmal der Gedanke gekommen, dass man zahlende Gäste gut behandeln muss“, entgegnete Alex schroff. „Wir leben nämlich von ihnen.“

„Ach, und darum machst du dich an jede einigermaßen hübsche Frau heran, bis die Ehemänner oder Freunde eifersüchtig werden?“ Eva nickte. „Das ist natürlich eine gute Erklärung, auf die ich bisher net gekommen bin.“

Alex streifte sie und Toni noch mit einem finsteren Blick und ging wieder weg.

„Zwischen euch steht es wirklich net gut“, stellte Toni fest. „Ich hab schon im Dorf gehört, dass ihr allweil streitet. Und vor allem von Tag zu Tag schlimmer“, fügte er hinzu.

Eva zuckte die Schultern. „Es ist mit dem Alex nimmer auszuhalten.“

„Tja, das verflixte siebte Jahr.“

„Was?“ Eva sah ihren Jugendfreund verständnislos an.

„Ihr seid im siebenten Jahr eurer Ehe, und man sagt doch, dass es dann allweil Probleme gibt“, erklärte Toni. „Die gehen wieder vorüber.“ Er sah auf die Uhr. „Na ja, ich wollt dir nur einen guten Tag wünschen. Jetzt schau ich mich im schönen Hossbach um. Eine Weile bleib ich hier, bis es mich wieder in die Welt hinauszieht.“

„Wo warst du im Sommer?“, fragte sie. „Hab ich das recht in Erinnerung behalten? Du hast in einem Club in Griechenland gearbeitet?“

„Als Animateur“, bestätigte Toni. „Vorerst hab ich kein neues Angebot. Wahrscheinlich bleib ich im Winter in Hossbach als Skilehrer. Im Frühjahr wird sich schon wieder was Neues ergeben.“

„Wieso bleibst du denn net ganz daheim?“, erkundigte Eva sich. „Oder gefällt es dir bei uns in den Alpen nimmer?“

„Doch“, versicherte Toni. „Aber auf der Welt gibt es viele schöne Orte, die ich noch net gesehen hab. Dass ich für immer daheim bleib, dafür müsst es schon einen anderen Grund geben. Ein fesches Madel, das nur für mich allein da ist, das wär so ein Grund.“

Er sah sie dabei so lange an, bis sie verlegen wurde. Bevor damals Alex ihr Herz erobert hatte, war sie eine Zeit lang Tonis feste Freundin gewesen. Sie hatte sich für Alex entschieden und ihn auch geheiratet, doch heute fragte sie sich manchmal, ob das nicht ein Fehler gewesen war. Vielleicht wäre sie mit dem Toni glücklicher geworden.

Das Telefon auf dem Pult klingelte. Eva war für die Ablenkung dankbar. Der Anruf befreite sie aus der Verlegenheit. Und sie hätte wirklich nicht gewusst, was sie sagen sollte. Mit Alex lief es jedenfalls nicht mehr, und mehr als eine Freundin hatte ihr schon geraten, sich scheiden zu lassen.

Toni winkte ihr zu und verließ das Haus, und sie sah ihm nach und fragte sich, ob das nicht wirklich die beste Lösung war. Eine Scheidung und ein Neuanfang. Vielleicht hatte sie es bisher nicht gewagt, weil ihr der Mut dazu fehlte. Doch wenn sie Toni hatte, der ihr beistand, und wenn …

Eva konzentrierte sich auf den Anruf. Jemand erkundigte sich, ob sie freie Zimmer hatten. Sie antwortete und machte sich Notizen und war heilfroh, dass sie zusätzliche Gäste bekamen. Neben allem Kummer in der Ehe hatten sie auch jede Menge finanzieller Sorgen.

Eva Krummberger legte auf und blickte durch die Fenster auf die Berge hinaus, die das Tal von Hossbach einrahmten. Nach dem frühen Tod ihrer Eltern und dem nachfolgenden Verlust ihres Ladens hatte sie gedacht, durch die Ehe mit Alex Ruhe und Glück gefunden zu haben.

Die Hoffnung hatte sich verzogen wie der Nebel, der noch an diesem Morgen über dem Tal gehangen hatte. Jetzt schien die Sonne vom strahlend blauen Himmel auf eine Bilderbuchlandschaft herunter. Doch in Evas Herzen war es so trüb und finster wie unter der nasskalten Nebeldecke.

So ging es nicht mehr lange weiter. Das ahnte sie. Irgendetwas musste geschehen. Sie hatte nur noch keine Ahnung, was das war.

***

Dauerregen verschlechterte die Stimmung so sehr, dass alle Leute nur noch mit trüben und langen Gesichtern herumliefen.

„Die meisten Gäste reisen vorzeitig ab“, stellte Alex verdrossen fest, während er eines Abends mit Eva im Wohnzimmer saß. Es grenzte gleich an den Vorraum mit der Rezeption an und diente ihnen auch als Büro. „Und diejenigen, die net fest gebucht haben, zahlen net für die volle Zeit.“

„Wir kommen net über die Runden“, erwiderte Eva. „Wenn das so weitergeht, müssen wir schließen und verkaufen.“

„Vielleicht fällt dir was ein, was wir besser machen könnten“, hielt er ihr vor, als wäre es ihre Schuld.

„O ja, da wüsste ich schon was“, entgegnete sie gereizt. „Du könntest dich weniger um die feschen Madeln kümmern und mehr für unser Geschäft tun. Wie wär das denn?“

„Fang net schon wieder an“, wehrte er ab, doch ein Wort gab das andere, und am Ende hatten sie, wie schon so oft in der letzten Zeit, einen heftigen Streit.

„Ich bin wirklich dumm, dass ich es noch bei dir aushalt!“, rief Eva. „Ich sollt auf die vernünftigen Leute hören, die mir zu einer Scheidung raten.“

„Ach ja, die vernünftigen Leute wie deine Freundin Resi“, entgegnete Alex zornig. „Freilich, die wissen auch alles.“

„Die Resi hat nix gegen dich, aber sie sieht wie alle anderen auch, dass du dich weniger für mich als für andere Frauen interessierst!“, klagte Eva. „Net umsonst nennt man dich den Alpen-Casanova!“

Das machte Alex erst recht wütend, und der Streit dauerte bis weit in die Nacht. Hinterher konnte Eva kaum schlafen.

Nachdem Alex am nächsten Morgen aus dem Haus gegangen war, kam Resi Schaller in die Pension Krummberger. Der Schaller-Hof stand nicht weit vom Krummberger-Haus entfernt und wurde noch als landwirtschaftlicher Betrieb geführt.

Resi betrachtete ihre gleichaltrige Freundin und schüttelte den Kopf.

„Du siehst scheußlich aus.“

„Danke.“ Eva stand hinter der Rezeption auf. „Das hat mir heute gerade noch gefehlt, um mir den Tag ganz zu verderben. Komm, wir gehen in die Küche und trinken einen Kaffee.“

Resi legte ihr den Arm um die Schultern.

„Du weißt ganz genau, wie ich es mein“, redete sie auf Eva ein. „Ich hab euch bis zu uns hinüber streiten gehört. Das macht auf eure Gäste keinen guten Eindruck. Aber das ist net so wichtig. Viel wichtiger bist du, und so geht’s net weiter.“

„Meinst du, das weiß ich net?“ Eva füllte die Kaffeemaschine und stellte Tassen auf den Tisch. „Die Pension läuft net gut. Und wie es mit dem Alex und mir ausschaut, weiß in Hossbach ein jedes Kind. Am liebsten tät ich alles hinschmeißen und verschwinden.“

„Dann tu es doch“, drängte Resi. „Du bist eine tüchtige Geschäftsfrau. Du hast das bei deinen Eltern gelernt, und du hast es in der Pension bewiesen. Du kriegst allweil irgendwo in einem Hotel eine Anstellung.“

„Ich hab Angst vor dem Neuen“, gestand Eva.

„Die hat jeder, aber schau dir doch die vielen Frauen an, die es geschafft haben“, redete Resi ihr zu. „Die meisten haben erst nach der Scheidung richtig zu leben angefangen.“

„Darum hast du wahrscheinlich bisher net geheiratet“, meinte Eva mit einem schwachen Lächeln.

„Ich hab net geheiratet, weil ich bisher net den Richtigen gefunden hab“, wehrte Resi ab.

Eva schenkte den Kaffee ein, setzte sich zu ihrer Freundin an den Tisch und seufzte.

„Ich war einmal davon überzeugt, dass der Alex für mich der Richtige ist.“

„Und jetzt nimmer?“

Eva zuckte die Schultern. „Ich weiß es net. Ich weiß nur, dass nix so geworden ist, wie wir uns das vorgestellt haben. Ich hab mir von Anfang an ein Kind gewünscht, aber bis heute hat es net geklappt.“

„Will er denn keine Kinder?“, erkundigte sich Resi.

„Doch, aber …“ Wieder zuckte Eva nur die Schultern. „Dann haben wir gedacht, dass wir aus dem Bauernhof seiner Eltern eine Pension machen können. Na ja, nach dem Tod seiner Eltern haben wir unseren Plan ausgeführt, aber wir haben einfach keinen Erfolg.“

Sie redeten eine Weile darüber, woran das liegen mochte, fanden aber auch keine endgültige Antwort.

„Und jetzt streiten wir halt ständig“, erklärte Eva schließlich. „Der Toni hat gemeint, wir wären im verflixten siebten Jahr.“

Resi rechnete nach und nickte. „Das stimmt. Der Toni hat dich besucht?“

„Er ist aus Griechenland zurück und wollte schauen, wie’s mir geht.“ Eva seufzte noch tiefer. „Vielleicht hätt ich mich damals für ihn entscheiden sollen. Wer weiß.“

„Der Toni ist ein zu unruhiger Geist, den es immer wieder in die Welt hinauszieht“, wehrte Resi ab. „Mit dem hättest du auch kein Glück gehabt.“ Sie betrachtete Eva forschend. „Liebst du den Alex noch?“

Eva wischte sich über die Augen.

„Freilich, und darum ist es ja auch so schwer, dass wir allweil streiten. Ich wünscht mir, dass es zwischen uns wieder besser wird, aber er ist einfach net bereit.“