Bergkristall - Folge 268 - Christa Riedling - E-Book

Bergkristall - Folge 268 E-Book

Christa Riedling

0,0
1,99 €

-100%
Sammeln Sie Punkte in unserem Gutscheinprogramm und kaufen Sie E-Books und Hörbücher mit bis zu 100% Rabatt.
Mehr erfahren.
Beschreibung

Ruhe und Frieden in dem idyllisch gelegenen kleinen Bergdorf Waldgriesbach waren dahin. Die Ortschaft sollte einem Stausee weichen.

Der Graf Sebastian Sturm, dessen Wort bei den Dörflern etwas galt, versuchte ihnen die drohende Gefahr, die andernfalls durch einen Bergrutsch des Breithorns hervorgerufen werden konnte, zu erklären. Aber niemand glaubte ihm.

Die junge Lehrerin Lena Leitner entkräftete bei allen Gemeinderatssitzungen mit harten Worten die Argumente des Grafen. Die bildschöne Lena wusste, dass ihre alte Mutter nie und nimmer den Heimatort verlassen würde. Aber gerade die junge Lehrerin sollte bald erfahren, dass Menschenwille nicht alles vermag ...

Das E-Book können Sie in Legimi-Apps oder einer beliebigen App lesen, die das folgende Format unterstützen:

EPUB
MOBI

Seitenzahl: 118

Bewertungen
0,0
0
0
0
0
0
Mehr Informationen
Mehr Informationen
Legimi prüft nicht, ob Rezensionen von Nutzern stammen, die den betreffenden Titel tatsächlich gekauft oder gelesen/gehört haben. Wir entfernen aber gefälschte Rezensionen.



Inhalt

Cover

Impressum

Der Graf und die Dorfschullehrerin

Vorschau

BASTEI ENTERTAINMENT

Vollständige E-Book-Ausgabe der beim Bastei Verlag erschienenen Romanheftausgabe

Bastei Entertainment in der Bastei Lübbe AG

© 2016 by Bastei Lübbe AG, Köln

Verlagsleiter Romanhefte: Dr. Florian Marzin

Verantwortlich für den Inhalt

Titelbild: Bastei Verlag/Anne von Sarosdy

E-Book-Produktion: César Satz & Grafik GmbH, Köln

ISBN 978-3-7325-3695-5

www.bastei-entertainment.de

www.lesejury.de

www.bastei.de

Der Graf und die Dorfschullehrerin

Sie waren Feinde – und lernten sich doch innig lieben

Von Christa Riedling

Ruhe und Frieden in dem idyllisch gelegenen kleinen Bergdorf Waldgriesbach waren dahin. Die Ortschaft sollte einem Stausee weichen.

Graf Sebastian Sturm, dessen Wort bei den Dörflern etwas galt, versuchte, ihnen die drohende Gefahr, die andernfalls durch einen Bergrutsch des Breithorns hervorgerufen werden konnte, zu erklären. Aber niemand glaubte ihm.

Die junge Lehrerin Lena Leitner entkräftete bei allen Gemeinderatssitzungen mit harten Worten die Argumente des Grafen. Die bildschöne Lena wusste, dass ihre alte Mutter nie und nimmer den Heimatort verlassen würde. Aber gerade die junge Lehrerin sollte bald erfahren, dass Menschenwille nicht alles vermag …

Ruhe und Frieden in dem idyllischen kleinen Bergdorf Waldgriesbach waren dahin, seit bekannt geworden war, dass die Ortschaft einem Stausee weichen sollte.

Der Kirchhellinger-Loisl hatte es zuerst erfahren, und er war aufgeregt zu seiner Nachbarin, der Leitner-Anna, gelaufen, die mit ihrer Tochter Lena, der Dorfschullehrerin, genau wie der Kirchhellinger-Loisl etwas außerhalb des Dorfs wohnte, direkt am Fuß des Breithorns.

Am Leitner-Häusl vorüber rauschte die Ache, die um diese Jahreszeit viel Wasser führte. Der Föhnwind war über die Gipfel gebraust und hatte den Schnee zum Schmelzen gebracht. Die Wiesen leuchteten im frischen Grün. Und um die Mittagszeit hatte die Sonne so viel Kraft, dass man bereits im Freien sitzen konnte.

Heute, am Samstag, gab es keinen Schulunterricht. Deshalb konnte Lena Leitner sich an diesem Tag ausschließlich um ihre Mutter kümmern, die seit einem Schlaganfall an den Rollstuhl gefesselt war.

An den übrigen Tagen schaute der Kirchhellinger-Loisl ab und zu bei der Leitner-Anna herein, wenn die Lena in der Dorfschule die Kinder unterrichtete.

Der Loisl und die Anna kannten sich seit ihrer Kindheit. Manche Freude und manches Leid hatten sie miteinander geteilt. Und nun fürchteten die beiden Alten, dass ihre schöne Gemeinschaft zerrissen werden könnte, wenn die Pläne mit der Talsperre zur Verwirklichung kämen.

„Der Loisl meint, gegen die Talsperre können wir uns net wehren, Lena“, sagte Anna Leitner mit trauriger Stimme.

Lena blickte von ihrer Stopfarbeit auf. Sie saßen beide vor dem Haus in der Sonne. Die Mutter in ihrem Rollstuhl und Lena auf der Bank.

„Darüber ist das letzte Wörtl noch net gesprochen, Mutter. Der Bruckner-Franz hat gesagt, dass er notfalls eine Verwaltungsklage einreicht“, versuchte Lena, ihre Mutter zu beruhigen.

Die Augen der alten Frau leuchteten auf. „Der Franz? Ja, der könnt was ausrichten. Was so ein reicher Bergbauer sagt, das hat Gewicht. Der Franz hat ja auch einiges zu verlieren – den schönen Hof, die Ländereien …“

„Mutter, ob einer viel hat oder wenig – Heimat bleibt Heimat. Und wenn wir das Dorf räumen müssen, verlieren wir alle unsere Heimat. Darum geht’s.“

Anna Leitner wischte verstohlen ein paar Tränen fort.

„Ja, das ist hart“, flüsterte sie. „Hier fort müssen … Die Ache nicht mehr rauschen hören, die Schritte vom Loisl nimmer, wenn er über die Holzbrücke poltert … Und die Berge alle – jeden kennt man beim Namen …“

Sie schaute hinüber zu den hoch aufragenden Bergriesen jenseits des Tals, die ansteigenden Wälder und die grauen Felsgipfel. Das Dorf Waldgriesbach lag in einem Talkessel. Und wenn, wie es geplant war, die Staumauer zwischen dem Schobelkopf und dem Kreuzjoch gezogen wurde, dann war der Kessel dicht. Man konnte ihn volllaufen lassen. Alle Sturzbäche und die Ache würden das schnell besorgen. Und Waldgriesbach würde in den Stausee-Fluten versinken.

„Lena …“

„Ja, Mutter?“

„Wenn Sie das wahrmachen – ich meine das mit dem Stausee – ich glaub, ich würd lieber mit in den Fluten versinken, als hier fort wollen“, flüsterte Anna Leitner.

„Mach dir keine Sorgen, Mutter. So wie du denken alle in Waldgriesbach. Und wir werden bis zum letzten Atemzug kämpfen“, versicherte Lena.

Ihr schönes Gesicht zeigte einen entschlossenen Ausdruck. Die blauen Augen blitzten mutig. Sie lächelte die Mutter aufmunternd an und stopfte dann eifrig weiter an dem Strumpf, den sie über einen Stopfpilz gezogen hatte.

„Wie steht denn der Herr Graf zu der Sache?“, erkundigte sich Anna Leitner.

Lenas Kopf mit den schweren blonden Flechten, die zu einer Zopfkrone aufgesteckt waren, ruckte wieder in die Höhe.

„Graf Sturm? Dem kann doch nix Besseres passieren. Der verkauft die im Tal gelegenen Ländereien für gutes Geld, die Wälder, die ihm gehören und dem Projekt zum Opfer fallen sollen, dazu. Und hinterher hat er den schönen Stausee direkt vor der Nase. Schloss Granstein liegt hoch genug. Bis dahin wird das Wasser net reichen. Seinen noblen Gästen erzählt er später dann die Geschichte vom versunkenen Dorf Waldgriesbach …“

Erschrocken hielt Lena ein, als von den Lippen ihrer Mutter ein heiseres Schluchzen kam.

„Mutterl …“ Rasch sprang Lena auf, um zärtlich ihren Arm um die Schultern der alten Frau zu legen. „Musst net weinen“, bat sie mit weicher Stimme. „So weit wird’s net kommen. Dafür sorg ich. Und wenn ich mir die Zunge wund reden muss. Ich hab dem Bruckner-Franz schon versprochen, dass ich bei der nächsten Sitzung dabei bin. Er meint, ich könnt den feinen Herren, die uns um unsere Heimat bringen wollen, alles besser erklären. Der Franz hat zwar Argumente, er weiß sie bloß net zu formulieren.“

Aber die Vision, die Lena mit ihren unbedachten Worten heraufbeschworen hatte, war zu schrecklich. Anna Leitner sah im Geist, wie das Wasser sich im Talkessel sammelte, wie es die Landstraße überflutete, die Felder und Wiesen bedeckte, gurgelnd in die Keller der Häuser strömte, um dann immer höher zu steigen.

Das eine oder andere Haus würde von den Fluten zerdrückt. Die besonders stabilen Gebäude würden standhalten, wie zum Beispiel die Kirche. Und der Kirchturm mit der Uhr würde vielleicht als Letztes zu sehen sein.

Der Loisl und sie, die Anna, waren dann schon tot. Denn sie würden das Tal nicht verlassen. Auch mit Gewalt konnte man sie hier nicht fortbringen. Zusammen würden sie in den Tod gehen. Das hatte der Loisl neulich gesagt.

Er hatte Anna versprochen, dass er sie forttragen würde, dorthin, wo niemand sie fände. Und dann sollte das Wasser nur kommen …

Annas Schultern bebten in verhaltenem Weinen, weil die Vorstellung von solchem Tod sie erschreckte. Hier in ihrem Häusl hatte sie sterben wollen – friedlich und sanft.

Wenn sie an ihre letzte Stunde, die ja irgendwann kommen musste, gedacht hatte, dann war sie sicher gewesen, Lena wäre bei ihr, um ihre Hand zu halten. Sie würde das letzte liebe Lächeln ihres Kindes mit hinübernehmen in die Ewigkeit …

„Mutterl, hör auf zu weinen“, flehte Lena. „Wir haben uns nun schon so lange erfolgreich gegen diese verteufelten Pläne gewehrt. Und wir werden es auch schaffen, dass uns die Heimat erhalten bleibt. Sie können ja net ein ganzes Dorf unglücklich machen.“

„Es wär net das erste, Lena“, schluchzte Anna Leitner. „Der Mensch zählt ja heutzutage so wenig. Und das Herz schon gar nix. Nur der Fortschritt, der zählt.“

„Und das Geld“, fügte Lena bitter hinzu. Doch dann leuchteten ihre Augen jäh auf. „Aber die nächste Generation, Mutterl“, fuhr sie in ganz anderem Tonfall fort. „Die uns nachfolgende Generation wird sich vielleicht wieder auf die ideellen Werte besinnen. Dann wird nicht mehr wahllos zerstört, was die Natur an Schönheit bietet …“

„Wenn es für uns nur net zu spät ist“, jammerte Anna Leitner.

„Mutter, gesetzt der Fall, wir müssten das Dorf verlassen, dann werde …“

„Lass nur, Lena! Für den Fall brauchst du nix zu planen“, fiel die alte Frau der Tochter ins Wort.

„Eben! Wenn sich eine ganze Dorfgemeinschaft einig ist, dann werden sie gegen einen so starken Willen die Talsperre nicht bauen können“, pflichtete Lena der Mutter bei. „Und jetzt reden wir von etwas anderem.“

Anna Leitner hob lauschend den Kopf.

„Da kommt der Loisl“, sagte sie und lächelte zufrieden.

Sie kannte den Getreuen schon am Schritt, wenn er über die Holzbrücke kam, die über die Ache führte.

„Grüß Gott“, sagte der Nachbar freundlich, als er die beiden Frauen vor der Haustür entdeckte. Er schob den Stopfkorb beiseite und nahm neben Lena auf der Bank Platz. „Vom Bruckner-Franz soll ich grüßen“, meinte er. „Franz lässt dir ausrichten, Lena, dass morgen Abend im Dorfkrug noch einmal über das Staudamm-Projekt diskutiert werden soll. Jeder, der etwas dazu sagen will, ist herzlich willkommen.“

„Na, ob ich denen willkommen bin, das wird sich erst noch zeigen“, murmelte Lena und machte ein grimmiges Gesicht. „Ich werd reden, wie’s mir ums Herz ist. Ob’s den Herren gefällt oder net. Danach frag ich net.“

„Aber schön hochdeutsch musst du sprechen, Lena“, mahnte die Mutter. „Den feinen Herren imponiert so was.“

Der Loisl blinzelte Lena verschmitzt grinsend an.

„Vor allen Dingen wird den feinen Herren so ein blitzsauberes Dirndl imponieren. Da werden sie vielleicht ein Einsehen haben und unser Dorf net überfluten …“

Dem Loisl blieb das letzte Wort fast im Hals stecken. Seine lieben alten Augen wurden jetzt dunkel vor Schmerz.

„Gelt, Anna“, wandte er sich an die Frau im Rollstuhl, „wir zwei, wir lassen uns net vertreiben.“

Er legte seine verarbeitete, von Wind und Wetter gebräunte Hand auf Annas Arm.

„Nein, Loisl, wir zwei net“, erwiderte Anna Leitner, wobei ein wehmütiges Lächeln um ihren Mund glitt.

„Wir werden uns alle net vertreiben lassen“, sagte Lena energisch. „Und nun tut mir einen Gefallen und sprecht endlich mal über etwas anderes. Das ist ja geradezu schlimm! Wo zwei, drei zusammentreffen, da wird unweigerlich über dieses Teufelswerk, die Talsperre, gesprochen.“

„Teufelswerk! Genau! Das ist es Dirndl. Du hast das richtige Wort für die Sach gefunden“, ereiferte sich Loisl. „Denn der liebe Gott selbst, der doch unser Tal geschaffen hat, der kann net wollen, dass es …“

„Schluss jetzt!“, rief Lena. „Ich will nix mehr hören von der Sach. Morgen werd ich unsere Ansicht vertreten. Aber heut will ich nix mehr davon hören.“

„Na ja, dann geh ich halt“, brummelte Loisl und stand auf.

Anna Leitner hielt ihn am Ärmel fest.

„Kommst du morgen, wenn die Lena zu der Sitzung geht, Loisl?“, erkundigte sie sich.

„Freilich, Anna. Da können wir dann reden, was wir wollen.“

Er nickte den beiden Frauen zu und stapfte mit seinen schweren Bergschuhen über die Holzbrücke davon.

Sein Häusl stand auf der anderen Seite der Ache, direkt an der Landstraße, die durch Waldgriesbach hinausführte, an den grünen Ufern der Ache entlang, die das Teil in zwei Längshälften teilte, vorbei an kleineren und größeren Bauernhöfen, von denen der Bruckner-Hof der reichste und schönste war, und dann durch das idyllische Dorf mit den Blumen geschmückten Häusern, die sich alle um die Dorfkirche gruppierten.

Eine Dorfidylle wie aus dem Bilderbuch war Waldgriesbach, besonders reizvoll im Frühling, wenn die Wiesen ringsum ein einziger Blumenteppich waren, wenn die Wildbäche von den Felsen herab ins Tal stürzten und das Sonnenlicht sich glitzernd und schillernd in dem sprühenden Wasser brach.

Dieses Tal war eines der schönsten in der ganzen Region, wildromantisch dort, wo die zerklüfteten Felsen nackt zum Himmel emporragten, lieblich da, wo das Wasser für eine üppige Vegetation sorgte, wo die Wälder mit ihrem dichten Bestand an Fichten und Tannen die Anhöhen bedeckten.

Auf dem höchsten Hügel reckte Schloss Granstein die trutzigen Zinnen in den azurblauen Himmel. Dort lebte das Geschlecht der Grafen Sturm seit über fünfhundert Jahren.

Schlossherr war zurzeit Graf Sebastian. Man wusste nicht viel über ihn, denn in Waldgriesbach ließ er sich kaum blicken. Dann lebte auf dem Schloss noch Komtesse Gisela, die Schwester des Grafen, von der man wusste, dass sie mit Landrat Römer befreundet war.

Landrat Veit Römer war derjenige, der sich am eifrigsten für das Projekt der Talsperre einsetzte. Und die Waldgriesbacher nahmen an, dass er es dem Grafen Sturm und dessen Schwester zuliebe tat.

***

Von dem winzigen Gütl, das Marie Altmann von ihren Eltern geerbt hatte, war es ein Fußmarsch von fünfzehn Minuten bis zum reichen Bruckner-Hof.

Meistens brauchte Marie Altmann aber nur fünf Minuten zu gehen, bis sie auf den Bruckner-Franz stieß, der sich gern dort an der Grenze seines Grundstücks aufhielt – angeblich, weil man von der Bank aus, die da stand, so einen herrlichen Rundblick hatte. Freilich, es war ein beeindruckendes Panorama – die gewaltige, Ehrfurcht gebietende Mächtigkeit der Bergriesen, im Vordergrund die saftigen Wiesen, oder im Sommer die wogenden Felder …

Aber Marie ließ sich nicht täuschen. Sie ahnte seit Langem, dass der Franz noch einen anderen Grund hatte, so oft auf der Bank zu verweilen.

Schließlich brauchte Marie nur in den Spiegel zu schauen, um festzustellen, wie fesch sie aussah, wie gerade sie gewachsen war und wie hübsch sich ihr nussbraunes Haar in Locken kringelte.

Wie lustig ihre Stupsnase aussah, das hatte ihr der Franz gesagt. Und wie gern er ihr in die Augen schaute, das hatte er auch verraten.

Aber mit solchen Geständnissen tat sich der Franz schwer. Wahrscheinlich hatte er Angst, sich etwas dabei zu vergeben. Er, der reiche Bergbauer, der gewohnt war, nur zu befehlen …

Marie machte es ihm leicht, indem sie immer wieder zu der Bank ging, wenn sie von weitem erkannte, dass der Franz dort saß. Von ihrem Gütl aus war es ja nicht weit. Unterwegs konnte sie dann nachsehen, ob auf ihren Weiden alles in Ordnung war.

Auch heute, am Sonntagnachmittag, machte Marie sich wieder auf den Weg. Sie war sicher, den Franz auf der Bank sitzen zu sehen, sobald sie um die Wegbiegung kam.

Doch die Bank war leer. Enttäuschung machte sich in Marie breit. Ausgerechnet heute hatte sie sich besonders geschmückt, hatte ihr neues Dirndl angezogen, das der Franz noch nicht kannte. Und Marie wusste, wie bildschön sie in dem Kleid aussah.

Missmutig ließ sie sich auf der Bank nieder und wartete eine Zeitlang. Doch dann wurde sie ungeduldig, als der Franz immer noch nicht kam.

„Geh ich ihm halt entgegen“, entschloss sich Marie und machte sich auf den Weg.

Sehnsüchtig blickte sie in die Ferne. Aber vom Franz war nichts zu sehen. Schon leuchtete von Weitem das steinbeschwerte Schindeldach des Bruckner-Hofs – aber von Franz keine Spur.

Erst als Marie durch das breite Hoftor schritt, kam Franz gelaufen.

„Marie – du kommst? Ist was?“, fragte er, als er sie erreichte.

„Na. Es ist nur … Ich hab gedacht, weil du sonst auf der Bank sitzt …“