Best of Birkenbihl - Vera F. Birkenbihl - E-Book

Best of Birkenbihl E-Book

Vera F. Birkenbihl

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  • Herausgeber: mvg Verlag
  • Kategorie: Bildung
  • Sprache: Deutsch
  • Veröffentlichungsjahr: 2019
Beschreibung

Die Birkenbihl-Methoden unterstützen seit Jahrzehnten Kinder und Erwachsene in ihrem Denken und Lernen und helfen das Wissen aus Alltag, Arbeit und Schule effizient zu verarbeiten und zu festigen. Die gehirn-gerechten Arbeitstechniken erleichtern das Erlernen von Fremdsprachen und helfen dabei die Grundregeln der Kommunikation zu vertiefen und sich bestens auf Präsentationen und Tests vorzubereiten. In Best of Birkenbihl sind die wichtigsten und erfolgreichsten Lernmodelle von Expertin Vera F. Birkenbihl zusammengeführt, um die eigenen Potenziale zu nutzen und voll zu entfalten: - Übungen, Tipps und KaWas zu Kommunikation, Fragetechnik und Rhetorik - Denkwerkzeuge für den Alltag - Assoziative Lernspiele - Gehirn-gerechtes Lernen - Fremdsprachen lernen mit der Birkenbihl-Methode Das umfassende Birkenbihl-Standardwerk: So werden Sie vom Gehirn-Besitzer zum Gehirn-Benutzer!

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Seitenzahl: 315

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VERA F. BIRKENBIHL

BEST OF BIRKENBIHL

Sie wollen alles über die Erfinderin des Infotainments, ihre Methodik und ihr Werk erfahren?

Besuchen Sie die offizielle Website:

vera-birkenbihl.de

VERA F. BIRKENBIHL

BEST OF BIRKENBIHL

Alles, was man über das Denken und Lernen wissen muss

Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek

Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie.

Detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über http://d-nb.de abrufbar.

Für Fragen und Anregungen

[email protected]

Originalausgabe

8. Auflage 2024

© 2020 by mvg Verlag, ein Imprint der Münchner Verlagsgruppe GmbH

Türkenstraße 89

80799 München

Tel.: 089 651285-0

Alle Rechte, insbesondere das Recht der Vervielfältigung und Verbreitung sowie der Übersetzung, vorbehalten. Kein Teil des Werkes darf in irgendeiner Form (durch Fotokopie, Mikrofilm oder ein anderes Verfahren) ohne schriftliche Genehmigung des Verlages reproduziert oder unter Verwendung elektronischer Systeme gespeichert, verarbeitet, vervielfältigt oder verbreitet werden. Wir behalten uns die Nutzung unserer Inhalte für Text und Data Mining im Sinne von § 44b UrhG ausdrücklich vor.

Redaktion: Andreas Ehrlich

Umschlaggestaltung: Isabella Dorsch

Umschlagabbildung: Shutterstock/Drawlab 19, Shutterstock/Pand P Studio, Shutterstock/topform, Shutterstock/Visual Generation

Satz und Layout: Helmut Schaffer, Hofheim a. Ts.

eBook: ePubMATIC.com

ISBN Print 978-3-7474-0109-5

ISBN E-Book (PDF) 978-3-96121-457-0

ISBN E-Book (EPUB, Mobi) 978-3-96121-458-7

Weitere Informationen zum Verlag finden Sie unter

www.mvg-verlag.de

Beachten Sie auch unsere weiteren Verlage unter www.m-vg.de

Inhalt

Vorwort

Kommunikation für Könner

Grundregeln der Kommunikation

Die menschlichen Bedürfnisse

Motivation

Abwehrmanöver

Feedback

Die ZWEI-nigung

Sprache als Instrument des Denkens

Rhetorik – Was ist das eigentlich?

Die häufigsten Fragen

Basisübungen

Fragetechnik schnell trainiert

Trainings-Aufgabe Typ 1: Geschlossene Fragen stellen

Vor- und Nachteile geschlossener bzw. offener Fragen

Trainings-Aufgabe Typ 2: Offene Fragen stellen

Offene oder geschlossene Fragen?

Denk-Werkzeuge für Ihren Erfolg

Etwas Theorie vorab

Das Wissens-Netz

15 mm contra 11 km – das innere Archiv

Denk-Tools vergrößern unser Repertoire

ANALOGRAFFITI

KaGa (Kreative Analografie, Grafische Assoziationen)

KaWa (Kreative Analografie, Wort-Assoziationen)

LISTEN-Denken

Assoziatives Denken

Listen erstellen

Das Wissens-ABC

COUVERT-TECHNIK

KREATIVITÄT (assoziativ & bisoziativ)

Wie denken wir assoziativ?

Wie können wir denken, was wir nicht denken?

Wie erhöhen wir unsere Kreativität?

LULL’sche Leitern

ABC-Kreativ

Intelligente Kopf-Spiele

ASSOZIATIV-Spiele

KRYPTOGRAMME: Ver-FREMD-en von Vertrautem

LÜCKENTEXT-Spiele

Wissens-Spiele (insbesondere Wissens-Quiz-Spiele)

ZITATE-VERGLEICHS-Spiel

Gehirn-gerechtes Lernen

Die Doppel-Checkliste

Neuro-Mechanismen

Nicht-Lern-Lern-Strategien (NLLS)

Fremdsprachen lernen mit der Birkenbihl-Methode

Das „alte“ Sprachenlernen

Haupt-Unterschiede: BIRKNEBIHL vs. Traditionelles Vorgehen

Die Birkenbihl-Methode: 4 Lernschritte

Literaturliste

Über die Autorin

Vorwort

Liebe Leserin,

lieber Leser,

die im Jahr 2011 verstorbene Quer- und Vordenkerin Vera F. Birkenbihl beschäftigte sich Zeit ihres Lebens mit einer Vielzahl von Themen, die sie nicht nur auf ihre unnachahmliche Weise ihrem begeisterten Seminar- und Vortragspublikum nähergebracht, sondern auch in Wort, Bild und/oder Ton festgehalten hat. So umfasst ihr Werk, das sie hinterlässt, über 100 Titel – viele davon noch heute Bestseller.

Diese beeindruckende Zahl ist auch der Grund für dieses Buch. Best of Birkenbihl enthält die wichtigsten Denkansätze, -methoden und -werkzeuge der Autorin aus deren Kernbereichen DENKEN, LEHREN und LERNEN, die Sie vom Gehirn-Besitzer zum Gehirn-Benutzer werden lassen (sofern Sie sich darauf einlassen und sie selbst ausprobieren). Es bietet Ihnen damit sowohl als „eingefleischtem“ als auch neuem Birkenbihl-Leser einen hilfreichen Überblick sowie – insbesondere wenn Sie zu Letzteren zählen – einen schnellen Einstieg in das jeweilige Thema.

Bei der Fülle des für dieses Buch zur Verfügung stehenden Materials musste trotz eines Umfangs von über 300 Seiten eine Auswahl getroffen werden, sowohl was die thematische Breite als auch Tiefe angeht. Obwohl dabei mit größtmöglicher Sorgfalt und Umsicht vorgegangen wurde, wird der eine oder andere vielleicht doch etwas vermissen.

Da dies aus den vorgenannten Gründen nahezu unvermeidlich ist, enthält dieses Buch statt eines „normalen“ Literaturverzeichnisses eine Aufstellung der lieferbaren Buchtitel von Vera. F. Birkenbihl. Diese hilft Ihnen, das hier Gelesene nach Wunsch zu vertiefen und gegebenenfalls weitere Themen zu erschließen.

Entsprechend wünschen wir Ihnen – ganz im Sinne von Vera F. Birkenbihl – viel Ent-DECKER-freude, spannende Einsichten und viele neue Ideen.

Kommunikation für Könner

Jeder kann erfolgreich kommunizieren!

Kommunikation ist wesentlich für jeden, der mit Menschen zu tun hat; ob geschäftlich oder privat. Und egal, ob es Ihnen darum geht, Ihre Mitmenschen besser zu verstehen und ihre zwischenmenschlichen Beziehungen erfolgreicher zu gestalten, selbstbewusst eine Präsentation beziehungsweise Rede zu halten oder in einer Diskussion, einem Vorstellungsgespräch oder einer Verhandlung Ihre Gesprächspartner für sich und Ihre Ideen einzunehmen – die folgenden Regeln, Tipps und Übungen helfen Ihnen dabei. Denn die gute Nachricht ist: erfolgreich zu kommunizieren ist erlernbar!

Grundregeln der Kommunikation

Sie haben sicher schon oft erlebt, dass man einem Gesprächspartner etwas sagt oder ihm eine Frage stellt, und der andere reagiert völlig unerwartet, was einen dann verärgert. Folgende Situation passiert sinngemäß Tausende von Malen täglich: Ein Ehepaar möchte ins Kino gehen; sie sind schon ein wenig spät dran. Er zieht sich gerade das Jackett an, während sie ihre Frisur noch einmal überprüft. Nun fragt er: „Liebling, weißt du eigentlich, wie spät es ist?“ Sie blickt flüchtig auf ihre Armbanduhr und antwortet …

Kommt Ihnen das bekannt vor?

Was aber sagt sie zu ihm? Können Sie das voraussagen? Nein. Weil Sie weder die Frau noch die näheren Umstände kennen. Der Ehemann aber kennt seine Frau. Trotzdem kann es sein, dass ihre Antwort ihn zu einer verärgerten Entgegnung reizt. Dann nämlich, wenn sie eine der folgenden Antworten gibt:

„Herrje, schon fünf vor sechs. Beeile dich doch!“

„Was, so spät schon? Und du trödelst immer noch so rum!“

„Ja, ja; ich weiß schon. Immer bin ich schuld, wenn wir zu spät kommen!“

„Reg dich ab, wir schaffen es schon noch. Auf die Werbung bin ich eh nicht scharf.“

Warum reagiert unser Gesprächspartner so?

„Warum beschuldigst du mich immer gleich? Du bist ja auch noch nicht fertig!“

„Drängle doch nicht so! Das letzte Mal habe ich ewig auf dich warten müssen, weil du die Autoschlüssel nicht gefunden hast!“

„Was soll denn die Frage schon wieder? Einmal möchte ich es erleben, dass du klar ausdrückst, was du eigentlich sagen willst! Ich beeile mich ja schon …!“

Wir können uns gut vorstellen, dass er seinerseits nun mit einem „Ich habe dich doch gar nicht beschuldigt!“ oder ähnlich reagiert. Weiterhin können wir schon ahnen, worüber die beiden auf dem Weg zum Kino reden werden.

Komisch?

Die Fragen, die es zu beantworten gilt, lauten: Warum reagiert der Mensch manchmal so „komisch“? Warum reagieren manche Menschen sehr häufig eigenartig, während dies bei anderen nur ab und zu passiert? Warum reagieren manche Menschen so oft mit belehrenden Worten, andere mit Anklagen, wieder andere mit Rechtfertigungen, während der letzte häufig sachlich antwortet?

Würde es uns im täglichen Leben nicht außerordentlich helfen, derartige Fragen „besser“ beantworten zu können, damit wir „besser“ reagieren können? Wenn Sie zustimmen, dann wissen Sie auch: Wir könnten oft viel dazu beitragen, eine Kommunikation zu „retten“ oder doch zumindest zu verbessern, statt sie zu einem Streit „auswachsen“ zu lassen, an deren Ende beide (beziehungsweise alle beteiligten) Parteien verärgert sein werden, oder? Dabei ist die „Position“, die Sie und Ihr(e) GesprächspartnerIn einnehmen, vollkommen egal: Ob Sie ein Kunde sind, der sich eben nicht über eine(n) VerkäuferIn oder über den Service im Restaurant ärgert, weil er den „Mechanismus dahinter“ erkannt hat, oder ob Sie in der Rolle des Verkäufers (der Bedienung) Ihre Kunden besser motivieren wollen – immer hilft ein Verständnis dessen, was da „abläuft“. Ob Sie als Chef Ihre Mitarbeiter begeistern oder als Elternteil Ihre Kinder zur Mitarbeit im Hause anleiten wollen – mit mehr „Know-how“ geht es leichter! Ob Sie als Pfarrer oder Sozialarbeiter Ihre seelsorgerische Arbeit erfolgreicher gestalten wollen oder ob Sie besser mit dem Partner, mit Freunden, Kollegen oder Nachbarn auskommen möchten – je besser Sie die Situation „erfassen“, desto reibungsloser können Sie kommunizieren!

VERSTÄNDNIS

Die folgenden Gedanken werden Ihnen dabei helfen. Sind Sie bereit, sich darauf einzulassen?

Die menschlichen Bedürfnisse

WICHTIG: Bedürfnisse beachten!

Optimal kommunizieren heißt: Die Bedürfnisse des anderen nicht missachten. Es muss wohl kaum bewiesen werden, dass uns ein Gesprächspartner, der unsere Bedürfnisse anspricht, lieber ist, als einer, dem es nur gilt, seine Bedürfnisse zu befriedigen. Beobachten Sie Ihre eigene Reaktion auf Situation 1 und 2:

Situation 1:

Sylvia: Du hör mal, Bert, was mir heute passiert ist! Also, ich gehe da ins Büro meines Chefs, und da sagt er mir doch … Aber du hörst mir ja gar nicht zu!

Situation 2:

Sylvia: Du, Bert, ich hätte da gerne mal deine Meinung in einer Sache. Hast du’n Moment Zeit?

Von welcher Situation fühlen Sie sich mehr angesprochen?

Situation 1

Situation 2

Natürlich reagiert Bert „besser“ in Situation 2, denn hier hat Sylvia:

1. seine (Berts) Bedürfnisse angesprochen.

Denn: Wenn seine Meinung gefragt ist, so bedeutet die indirekte Nachricht ja: „Du bist wichtig“, da uns die Meinung von Leuten, die wir für unwesentlich halten, nicht sonderlich interessiert. Damit spricht sie Berts Bedürfnis nach Anerkennung an.

2. gefragt, ob er einen Moment Zeit hätte.

Dies bedeutet, dass er selbst die Entscheidung treffen konnte, ihr zuzuhören. Damit verhindert sie, dass er sich „überrannt“ fühlt. Sie sehen also, wie dieselbe Nachricht einmal in Form von guter, dann in Form von schlechter Kommunikation weitergegeben werden kann.

Um die Bedürfnisse des anderen beachten zu können, muss ich sie natürlich kennen. Und um sie zu kennen, muss ich mich mit ihnen auseinandersetzen!

Übung

Erstellen Sie eine Liste menschlicher Bedürfnisse. Denken Sie dabei nicht nur an Ihre eigenen, sondern auch an die anderer. Wenn Sie z. B. ein Mensch sind, der dem Status wenig Gewicht beimisst, so wissen Sie doch, dass manche Leute ein sehr starkes Geltungsbedürfnis besitzen. Denken Sie auch an Grundbedürfnisse (Nahrung, Schlaf etc.) sowie an die sogenannten „höheren Bedürfnisse“ des Menschen; an das Bedürfnis, gute Musik zu hören oder ein gutes Buch zu lesen. (Erst wenn Sie auf mehr als 15 Bedürfnisse gekommen sind, sehen Sie sich die untenstehende Liste an.)

Welche Bedürfnisse fallen Ihnen ein?

Meine Aufstellung:

Erst weiterlesen, wenn Sie 15 Bedürfnisse gefunden haben.

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Die Liste von einem meiner Seminarteilnehmer

Die folgende Liste wurde von einem Seminarteilnehmer innerhalb von ca. 10 Minuten erstellt. Sie ist natürlich noch lange nicht vollständig: schlafen, trinken, gute Musik hören, atmen, lesen, laufen, spielen, lernen, tanzen, Liebe erhalten, Liebe geben, verdauen, arbeiten, sich sicher fühlen, kommunizieren, Hobbys, Freizeitbeschäftigung, Verantwortung, Status, Wärme, Freude, Sex, Geltung, persönlicher Besitz, Zeit, um alleine zu sein, sich verstanden fühlen, Anerkennung, Informationen besitzen. (Mit freundlicher Genehmigung von LUDWIG HEGGENSTALLER)

Nun ergibt sich folgendes Dilemma: Auf der einen Seite wollen wir den „Bedürfnis-Katalog“ im Kopf haben, um die Bedürfnisse des anderen schnell zu erkennen, damit wir sie berücksichtigen können. Auf der anderen Seite hätten wir ja gar keine Zeit mehr für die eigentliche Kommunikation, wenn wir jedesmal so eine lange Liste der Bedürfnisse überprüfen sollten. Um zu wissen, welche Bedürfnisse des anderen wir berücksichtigen sollten, müssen wir versuchen, alle Bedürfnisse einigen wenigen Kategorien zuzuordnen, sodass das Erkennen der Bedürfnis-Kategorie des anderen schnell und leicht vonstatten geht. Denn: Nur was im Prinzip einfach ist, kann automatisch werden. Und nur wenn das Erkennen und Eingehen auf Bedürfnisse anderer automatisch (das heißt zur „zweiten Natur“) wird, werden Sie bei wesentlichen Gesprächen gut kommunizieren!

DILEMMA

Der Bedürfnis-Turm

Siehe Seite 17 oben

Anhand dieses Denk-Modells erkennen wir zweierlei:

Alle menschlichen Bedürfnisse lassen sich in

fünf Stufen

gliedern. Jede Stufe beschreibt eine Kategorie von Bedürfnissen, deren Nicht-Befriedigung jedoch immer ein Defizit herbeiführt.

Die „oberen“ Stufen können nur so lange realisiert werden, wie die Basis weiterbesteht.

MERKE

Werden einem Menschen die „unteren“ Stufen weggezogen, so interessieren ihn die Bedürfnisse der oberen Stufe erst wieder, wenn er das Fundament neu errichtet hat.

Der Bedürfnis-Turm:

Der „Turm“ ist eine Weiterentwicklung von A. H. MASLOW: Hierarchy of the Prepotency of Human Needs, USA.

Um zu sehen, wie sehr wir von der Basis der unteren Stufen abhängen, folgendes Beispiel: Herr Dr. Ford, Wissenschaftler, hält sich überwiegend in den „oberen“ Stufen auf: Er hat die sichere Basis erarbeitet, sodass er sich heute überwiegend um die Absicherung seiner Ich-Bedürfnisse kümmert. Außerdem arbeitet er an seiner Selbst-Verwirklichung (s. u.).

BEISPIEL

Nun fliegt Dr. Ford zu einem Kongress und erlebt eine Notlandung. Sofort wandert sein Interesse von der These, die er während des Fluges gelesen hat, zu den Stufen 1 und 2. Seine erste Frage, nachdem geklärt ist, dass alle überlebten: Wie viel Nahrungsmittel haben wir? Seine zweite Frage: Wie steht es mit Wasser?

Nachdem geklärt ist, dass die Nahrungsmittel reichen, da sowohl Vorräte vorhanden als auch kleines Wild erlegt werden kann, stellt man fest, dass das Wasser aus einem Bach trinkbar ist.

Nun wendet Dr. Ford sich den Sicherheitsbedürfnissen zu: Wie können wir uns vor Sonne und Regen schützen? Man errichtet also ein „Dach“ aus den Rettungsbooten, die im Flugzeug sind. Danach wird die dritte Stufe interessant: Dr. Ford stellt fest, dass einige Mitreisende Intellektuelle sind, zu denen er sich mehr „hingezogen“ fühlt als zu den anderen.

BEISPIEL

Jetzt bilden sich also kleine Cliquen, womit die Zugehörigkeitsbedürfnisse (auch soziale Bedürfnisse genannt) befriedigt werden.

Und nun vertreibt sich Dr. Ford einen Teil seiner Zeit mit seiner These, weil erst jetzt die Bedürfnisse der 4. Stufe wieder interessant geworden sind.

Wollen wir also jede Bedürfnisstufe kurz beleuchten und sofort den Bezug zur Praxis herstellen:

Die 1. Stufe

Bedürfnisse der 1. Stufe

Denken Sie einmal an den entwicklungsgeschichtlichen Beginn der Menschheit: Zuerst war der Mensch vornehmlich damit beschäftigt, die Bedürfnisse der 1. Stufe zu erfüllen. Er verbrachte seine Tage damit, Nahrung zu beschaffen, seine Nächte verbrachte er mit Schlafen. (Zur 1. Stufe gehören natürlich auch: atmen, verdauen, Nahrung ausscheiden etc.) Damit war er voll ausgelastet, sodass er gar keine Energien frei hatte, mehr anstreben zu wollen.

MERKE

Für die tägliche Praxis bedeutet dies: Solange jemand dieses Fundament noch nicht erarbeitet hat, interessieren ihn die Bedürfnisse der nächsten Stufen nicht.

Deswegen sollte man einen gerade erschöpften Menschen, einen müden, hungrigen Partner oder Freund oder Gast bzw. jemanden, der Kopf- oder Magenschmerzen hat, nicht gerade jetzt zur Kommunikation zwingen wollen. Erst wenn das Fundament abgesichert ist (nach dem Essen oder einer Ruhepause), hat er wieder Energien für die Kommunikation übrig.

Die 2. Stufe

Bedürfnisse der 2. Stufe

Langsam, aber sicher verbesserten sich die Jagdbedingungen des Menschen; man entwickelte Waffen und jagte in Gruppen. Der Mensch hatte also mehr Zeit zur Verfügung und konnte sich um die 2. Stufe kümmern: Er befestigte seine Höhlen und baute Burgen. Heute kaufen wir Eigentumswohnungen und schließen Lebensversicherungen ab, um dieses Bedürfnis zu befriedigen. (Hierbei geht es um das Gefühl der „inneren Sicherheit“, das heißt um das Gefühl des Sich-sicher-Fühlens. Der eine erreicht dies durch finanzielle Absicherung, der andere durch Heirat, ein dritter durch eine Beamtenposition. Ein Defizit an „innerer Sicherheit“ führt zu Kompensationsversuchen in der 4. Stufe.)

MERKE

Für die tägliche Praxis bedeutet dies: Jemand, dessen Sicherheit bedroht ist, wird sich nur um die Sicherheitsbedürfnisse kümmern! Erst wenn die Stufe 2 wieder abgesichert ist, kann er sich wieder auf die Bedürfnisse der höheren Stufen konzentrieren.

Wenn sich also ein Mensch um seine Sicherheit sorgt, weil er

Arbeitsplatz,

seine Unterkunft,

sein Einkommen,

seine Ersparnisse

gefährdet sieht, können Sie mit dieser Person erst dann über andere Dinge reden, wenn die 2. Stufe abgesichert ist oder zu sein scheint.

Besorgte Menschen sind rational nicht erreichbar

Deswegen sind Bürger, die sich um ihre persönliche Sicherheit sorgen, den rationalen Argumenten einer Partei so wenig zugänglich. Für sie gilt dann nur die eine Frage: „Werden diese Politiker meine Sicherheit garantieren können?“ (Vergleichen Sie die Parole: Keine Experimente! Experimente könnten ja die bestehende Sicherheit gefährden!)

Die Stufen 1 und 2 gewährleisten unser physisches Überleben.

Somit gewährleisten die ersten beiden Stufen das physische Überleben. Solange dieses Bedürfnis-Fundament besteht, ist ein einfacher Organismus vor dem Tod sicherer. Nun ist der Mensch jedoch kein einfacher Organismus mehr. Je komplizierter ein Lebewesen, desto differenzierter ist sein Nervensystem. Und je weiter entwickelt das Nervensystem ist, desto mehr Bedürfnisse muss das Lebewesen erfüllen, um sich wohl zu fühlen.

Die 3. Stufe

Bedürfnisse der 3. Stufe

Nachdem das Nahrungsproblem gelöst war (bessere Jagdbedingungen und Ackerbau) und der Mensch sich abgesichert hatte, begann er, sich in Stufe 3 zu begeben: Plötzlich war Mensch nicht mehr gleich Mensch. Plötzlich bevorzugte er einige bestimmte Menschen: Er organisierte sich in Familien, Sippen, Stämmen und Völkerschaften. Er wollte einer Gruppe angehören und sich damit von Nichtmitgliedern dieser Gruppe absondern. Wir nennen dies das soziale Bedürfnis.

Heute äußert sich die Befriedigung über Zugehörigkeit in: meine Familie, meine Firma, meine Freunde, mein Club, mein Land, meine Glaubensbrüder etc.

MERKE

Für die tägliche Praxis bedeutet dies: Wann immer uns jemand mit Stolz, Freude oder Genugtuung darüber berichtet, der einen oder anderen Gruppe anzugehören, fühlt er sich sicher und gut.

Denn die Befriedigung der Bedürfnisse bewirkt, dass wir uns OK fühlen, weil unser Selbstwertgefühl erhalten bleibt. Wenn Sie jedoch Zweifel an der Güte seiner Gruppe äußern, gefährden Sie seine Sicherheit in der 3. Stufe. Je schwerer Ihr Angriff auf seine Gruppe ist, desto weniger ist der andere in der Lage, gut zu kommunizieren. Jetzt gilt wieder die Regel: Vorrangig ist die Absicherung der gefährdeten Bedürfnis-Befriedigung!

Siehe auch Seite 20.

Bis hierher ist die ganze Entwicklung noch „einfach“ zu nennen: Jedes primitive Naturvolk hat zumindest die 3. Stufe erreicht. Aber manche Gruppen haben sich weiterentwickelt und haben somit die Bedürfnisse der 4. Stufe erschlossen. Wieder sehen wir: Je weiter entwickelt ein Organismus (oder eine Gruppe von Lebewesen) ist, desto differenzierter werden auch die Bedürfnisse.

Die 4. Stufe

Bedürfnisse der 4. Stufe

Ein Naturforscher und Soziologe berichtete über seine Reisen im australischen Buschland: Bei dem einen Zwergvolk, sagte er, gäbe es das Wort Ich überhaupt nicht. Man stellt sich vor, indem man sagt: „Wir von dem Stamme der Unter-jenen-Bäumen-Lebenden.“ In diesem Volk, bemerkte er, gäbe es keinerlei Statusunterschiede. Alle sind „gleich“, das heißt, dieses Volk lebt auf den Stufen 1 bis 3.

Es hat die 4. Stufe noch nicht entdeckt, im Gegensatz zu einem anderen Zwergvolk, das er beschreibt: Der Häuptling trägt einen bemalten Ast als Zeichen seiner Würde.

Allerdings muss er diesen Ast jeden „Mond“ einmal verteidigen. Wer immer ihn im Zweikampf erbeutet, ist so lange Häuptling, bis man ihm den „Statusstab“ wieder abnimmt. Das heißt: Erstens: Häuptling ist immer nur der derzeitig stärkste Mann im Dorf. Zweitens: Status ist mit körperlicher Kraft verbunden.

Wie Sie wissen, kann bei uns, die wir die Bedürfnisse der 4. Stufe wesentlich weiterentwickelt haben, ein Titel, Geld oder die Tatsache, dass niemand uns unterbricht, wenn wir sprechen, zum Statussymbol werden.

ICH-Bedürfnisse

Also nennen wir diese Bedürfnis-Gruppe die Ich-Bedürfnisse, denn ihre Befriedigung trägt dazu bei, unser Ich zu befestigen, sei es durch Status, Macht oder Geltung – immer handelt es sich darum, dass unsere Mitmenschen uns Anerkennung zeigen.

Da die 3. und 4. Stufe mit einer psychologischen Sicherheit verbunden sind und da auch diese Bedürfnisse lebensnotwendig geworden sind, sprechen wir hier vom psychologischen Überleben (zu dem insbesondere die Anerkennung gehört).

MERKE

Für die tägliche Praxis bedeutet dies: Je mehr Anerkennung ich dem anderen zeigen kann, desto sicherer fühlt er sich (weil ja die Bedürfnisse der 4. Stufe befriedigt werden). Je sicherer er sich fühlt, desto mehr Energien hat er frei, um gut zu kommunizieren! Je besser er mit mir kommuniziert, desto erfolgreicher verläuft das Gespräch für beide.

Die 5. Stufe:

Bedürfnisse der 5. Stufe

Da die unteren vier Stufen das physiologische und psychologische Überleben absichern sollen, erhebt sich nunmehr die Frage: Was ist dann die 5. Stufe? Um welche Art von Bedürfnis handelt es sich hierbei?

Es handelt sich um Selbstverwirklichung. Was meinen wir damit? Früher hatte man nur ein unvollständiges Bild des „Menschenziels“. Man nahm an, dass der Mensch den Göttern (oder dem einen Gott) gefallen solle. Dass er, wenn er die ersten 4 Stufen befriedigen könne, „menschlich“ genug sei. Man spekulierte wenig darüber hinaus. Einzelne Menschen, die schon 5-Stufen-Bedürfnisse zeigten, erachtete man als außerhalb der Norm liegend, das heißt als nicht wesentlich für das Erarbeiten eines Menschenbildes.

Das Recht auf Selbstverwirklichung

Dies hat sich in den letzten Jahrzehnten grundlegend geändert. Immer wieder hören wir heute, der Mensch habe ein Recht auf Selbstverwirklichung. Er könne psychologisch erfolgreich werden. Die Basisarbeit, die zu einem Profil des psychologisch erfolgreichen Menschen führte, wurde von einigen wesentlichen Medizinern, Psychologen und Soziologen geleistet.

Hingewiesen sei hier wieder auf Prof. A. H. MASLOW. Er stellte fest, dass ein Defizit in den Stufen 2 und 3 (Sicherheit, Zugehörigkeit), die er zusammen mit Liebe bezeichnete, zu überhöhten Anforderungen in Stufe 4 (Anerkennung) führt. Er sagt z. B., dass ein Angeber es wirklich nötig hat, weil es ihm an Liebe (die innere Sicherheit vermittelt) fehlt.

BERNE, Eric: Transactional Analysis in Psychotherapy. (A Systematic Individual and Social Psychiatry). New York, 1978 Reissue ed.

Dr. Eric BERNE, der Begründer der Transaktionalen Analyse, erarbeitete die Kriterien eines psychologisch erfolgreichen Menschen (Winner), die sich weitgehend mit MASLOWS Erkenntnissen über den 5.-Stufe-Menschen decken.

Beide stellten fest, dass erst nachdem das Überleben schlechthin abgesichert ist, der Mensch fähig wird, sich seinem wirklichen Sein zuzuwenden. Das heißt, dass der Mensch erst nach Befriedigung der ersten vier Stufen an die Selbstverwirklichung denken kann.

MERKE

Für die tägliche Praxis bedeutet dies: Je mehr Sie sich bereits selbst verwirklicht haben, desto mehr Aussichten haben Sie, erfolgreich zu kommunizieren. Je mehr der Gesprächspartner sich selbst verwirklicht hat, desto leichter ist es, mit ihm erfolgreich zu kommunizieren.

Aber je mehr der andere darauf abzielt, die Bedürfnisse der 1. bis 4. Stufe zu befriedigen, desto leichter ist es für Sie, Kommunikations-Hilfen anzuwenden und gut mit ihm zu kommunizieren. Diese Regeln können Sie jedoch nur anwenden, wenn Sie erkennen, wo der andere steht, und wenn Sie auf seine Bedürfnisse eingehen!

Die „positiven Denker“ Amerikas weisen schon seit Jahrzehnten darauf hin, dass ein Eingehen auf die Bedürfnisse anderer letzten Endes uns den Nutzen bringt. Das heißt, dass man aufgrund egoistischer Einstellung altruistisch werden soll.

MERKE

Je mehr Sie auf die Bedürfnisse Ihres Gesprächspartners eingehen, desto mehr wird er (automatisch) Ihre eigenen Bedürfnisse befriedigen.

Allerdings vergessen wir diese einfache Weisheit im Gespräch mit unseren Familienangehörigen, Freunden, Kollegen, Chefs oder Kunden viel zu häufig und sprechen nur über unsere eigenen Bedürfnisse …

Motivation

Optimal kommunizieren heißt: den anderen richtig motivieren. Ein Motiv ist etwas, das den Organismus dazu treibt, sich durch das, was er tut, einem Ziel näher zu bringen. Dieses „Etwas“ wird oft als eine „innere Spannung“ beziehungsweise ein „innererDrang“ (Drive) beschrieben. FREUD sprach vom Triebdruck, da er alle Bedürfnisse in Triebe und Antriebe einteilte. Triebe aber sind mit Energien besetzt, um sich durchsetzen zu können.

BEWUSST oder UNBEWUSST

Ein Motiv kann bewusst oder unbewusst sein, das heißt, der Handelnde kann bewusst auf sein Ziel zusteuern. Er kann aber auch nicht wissen, was ihn veranlasst hat, so oder so zu handeln. (Dieses „was“ wäre dann ein unbewusstes Motiv.) Jedes Motiv entspringt einem Bedürfnis (siehe Seite 13 ff.), jedes Bedürfnis hat die Bedürfnis-Befriedigung zum Ziel. Jedes Verhalten, das dieses Motiv veranlasst hat, zielt also darauf ab, den Organismus zu seinem Ziel zu bringen.

Ohne ein Motiv also kein Verhalten. Ohne unbefriedigte Bedürfnisse kein Motiv. Denn: Jemanden motivieren heißt, jemanden dazu bewegen, ein von mir gewünschtes Verhalten an den Tag zu legen.

Siehe das Eingangs-Beispiel auf Seite 13 f.

Sylvia wollte, dass Bernd ihr zuhört. Wenn sie ihn nicht motiviert, wird sein Verhalten darauf zielen, ein spezielles Bedürfnis zu befriedigen (z. B. sich ausruhen nach der Arbeit). Motiviert sie ihn aber, so veranlasst sie ihn, sein Verhalten darauf auszurichten, ein anderes seiner Bedürfnisse zu befriedigen (z. B. sein Bedürfnis nach Anerkennung, Stufe 4).

Wenn wir also das Verhalten, das der andere ohne die Motivation des Gesprächspartners gezeigt hätte, sein altes Verhalten nennen und das durch die Motivation entstandene sein neues Verhalten, dann ergibt sich folgende Definition von „Motivation“:

MERKE

Jemanden motivieren heißt: Jemanden veranlassen, ein altes Verhaltensmuster zugunsten eines neuen aufzugeben.

Wenn uns einmal klar ist, dass Motivation eine Verhaltensveränderung bedeutet, so müssen wir folgende Schlussfolgerung in die Kalkulation miteinbeziehen:

VERHALTEN: momentan oder regelmäßig?

Nur

momentanes

Verhalten kann sofort beeinflusst werden. (Sylvia wollte, dass Bernd ihr jetzt, im Moment, zuhört.)

Jedes

regelmäßige

Verhalten ist durch Lernprozesse entstanden. (Karl hat in seiner alten Firma gelernt, dass es doch keinen Sinn hat, sauber zu arbeiten, da niemand es anerkennt, wenn man sich Mühe gibt.)

Jede Änderung von regelmäßigem Verhalten bedarf eines

neuen Lernprozesses

.

Jeder Lernprozess braucht

Zeit

.

Nicht über Nacht!

Sollten Sie zu den Chefs gehören, die erwarten, dass ein Mitarbeiter sein altes (und lange eingeübtes Verhalten) über Nacht aufgibt, dann sollten Sie folgendes Experiment machen:

Experiment

Nehmen Sie sich irgendeine Verhaltensänderung vor, z. B. ab morgen früh immer den Schuh zuerst anzuziehen, den Sie bis jetzt als zweiten angezogen hatten. Oder: Wenn Sie bis jetzt das Telefon in der linken Hand hielten, die Nummer aber mit der rechten gewählt hatten, wechseln Sie die Hände, also links wählen und mit der rechten Hand den Hörer halten.

Hierbei geht es um folgendes: Egal, wie sehr Sie sich vornehmen mögen, den Fehler, das heißt das alte Verhalten nicht mehr zu begehen, Sie werden Wochen brauchen, bis Sie das neue Verhalten ohne „peinliche“ Zwischenfälle (Rückfälle ins alte Verhalten) regelmäßig einsetzen können.

Lob verkürzt den Lernprozess!

Dieser Lernprozess kann durch Anerkennung der neuen Leistung (Lob von Mitmenschen) verkürzt werden. Trotzdem ist es nie über Nacht möglich, da jeder Lernprozess Zeit benötigt. Wie gesagt: Dies ist ein Experiment. Wenn Sie an der Aussage zweifeln, probieren Sie es aus.

Verhalten überdenken, es rational beurteilen und es dann in die tägliche Praxis übertragen – sind nämlich zwei verschiedene Prozesse. Jedes neue Verhalten will gelernt und geübt sein. Dies gilt ganz besonders auch für die Kommunikation.

WIE?

Wenn wir also bereit sind zu berücksichtigen, dass eine Verhaltensveränderung eine gewisse Zeit dauern darf, erhebt sich natürlich eine Frage nach dem Wie. Wie motiviere ich jemanden?

Ich motiviere jemanden, indem Ich eines seiner unbefriedigten Bedürfnisse anspreche und ihm zeige, durch welches Verhalten er dieses befriedigen kann. Ein Beispiel: Wenn Sie sehr hungrig sind, kann ich Sie anhand des Bedürfnisses leicht motivieren. Ich verspreche Ihnen einen saftigen Schweinebraten mit Semmelknödel und Salat, wenn Sie mir einen bestimmten Gefallen tun.

Wie Sie sehen, sagte ich nicht „irgendetwas zum Essen“, sondern ich malte Ihnen ein „Bild“ des Zieles (das heißt der Bedürfnis-Befriedigung). Denn die Regel lautet:

MERKE

Je besser der andere sich die Zielsituation vorstellen kann, desto motivierter wird er.

Dies erkannte vor vielen Jahren bereits Elmer WHEELER, Amerikas Verkaufs-Kanone Nr. 1, als er in einem Lehrbuch über Verkaufstechniken schrieb:

Don‘t sell the steak – sell the sizzle!

Machen Sie es wie die Werbung ...

Wenn Sie die gängigsten Werbeslogans kritisch betrachten, werden Sie feststellen, dass die meisten von ihnen „the sizzle“ verkaufen, nicht das Produkt selbst. Eine Zigarettenmarke z. B. verkauft das Gefühl, Teil der „großen weiten Welt“ zu werden. Ein Waschmittel verkauft die Hoffnung, dass der Ehemann sich lobend aussprechen würde, wenn auch ihm ein Mikrofon vor die Nase gehalten werden würde.

Also motiviere ich jemanden, indem ich ihm helfe, seine Bedürfnisse zu befriedigen. Deshalb haben wir uns ja bereits mit den Bedürfnissen auseinandergesetzt. Für die tägliche Praxis bedeutet dies:

MERKE

Schritt eins: Die Bedürfnisse des anderen erkennen. Schritt zwei: Die Bedürfnis-Befriedigung als Ziel definieren. Schritt drei: Das Verhalten suggerieren, das ihn an das Ziel bringt – beziehungsweise das Ziel so präzise beschreiben (verkaufen), dass er von alleine das Verhalten zeigt, das ihn an das Ziel bringt.

Ein klassisches Beispiel:

Ein Beispiel aus der Bibel

Situation (Quelle: 1. Buch Mose, Kap. 25, Verse 29-34)

Analyse (aufgrund der bisherigen Erkenntnisse)

29. Und Jakob kochte ein Gericht. Da kam Esau vom Feld und war müde

Beide befanden sich überwiegend in den oberen Stufen, aber die Müdigkeit …

30. Und Esau sprach: Lass mich essen das rote Gericht, denn ich bin müde.

und der Hunger Esaus hatten sein Fundament bedroht, sodass eine Wiederbesfestigung der Stufe 1 für ihn immer dringlicher wurde, was die oberen Stufen immer mehr abschwächte.

31. Aber Jakob sprach: Verkaufe mir heute deine Erstgeburt.

Die „Erstgeburt“ bedeutete: den Segen des Vaters. Dieser wiederum bedeutete Status und Macht (also Stufe 4).

32. Esau antwortet: Siehe, ich muss doch sterben, was soll mir da die Erstgeburt.

Esau sprach zu sich selbst. Er begründete vor sich selbst sein plötzliches Aufgeben der 4.-Stufe-Bedürfnisse, die bis zu dieser „Notlage“ (die seine Stufe 1 gefährdete) genauso vorrangig für ihn waren, wie für seinen Bruder (also: Bedürfnis-Stufe 1 verdrängt 4).

33. Jakob sprach: So schwör mir zuvor. Und er schwor ihm und verkaufte so Jakob seine Erstgeburt.

Das heißt, Esau verkaufte Jakob die Vorteile der Erstgeburt und verzichtete somit auf seine eigene Bedürfnisbefriedigung der 4. Stufe, um ein Bedürfnis der Stufe 1 jetzt wieder abzusichern.

34. Da gab ihm Jakob Brot und das Linsengericht, und er aß und trank und stand auf und ging davon …

Nachdem er wieder satt war, reute ihn das Aufgeben des 4.-Stufe-Zieles, denn: Sowie die Basis abgesichert war, forderte Stufe 4 wieder ihr „Recht“. Deshalb musste er ja auch in hungrigem Zustand schwören.

Motivation vs. Manipulation

Warum habe ich gerade dieses Beispiel gewählt, in dem es sich doch ganz offensichtlich nicht nur um Motivation, sondern sogar um Manipulation (um nicht zu sagen: Erpressung) handelt? Weil ich der Meinung bin, dass viele Arten der Manipulation heute unter dem Schlagwort „Motivation“ laufen.

Und weil ich hoffe, Ihnen anhand des Beispiels ganz klar zu zeigen, dass das Opfer einer solchen Motivation es dem Manipulator später übelnehmen wird. Der Manipulierte fühlt sich nämlich hinterher (mit Recht) betrogen. Denn: Bei Manipulation werden nur die Bedürfnisse des Manipulierenden befriedigt, während die Bedürfnisse des Manipulierten außer acht gelassen werden. Am Ende ist nur der Manipulierende zufrieden. Daraus ergibt sich folgende Goldene Regel:

MERKE

Das Kriterium optimaler Motivation ist, dass beide Parteien hinterher zufrieden sind (da die Bedürfnisse beider befriedigt wurden).

Abwehrmanöver

GEFAHR: real oder vermeintlich

Optimal kommunizieren heißt: auf Abwehrmanöver des anderen nicht mit Abwehr seinerseits zu reagieren. Ein Abwehrmanöver soll „etwas“ abwehren. Dieses „Etwas“ ist eine Gefahr für den Organismus. Die Gefahr kann real oder vermeintlich sein; das heißt, der andere kann wissen, dass man ihn angreift, er kann aber auch nur meinen, dass man ihn angreift.

Situation 1: Realer Angriff

Sie wissen vermutlich, dass gläubige Muslime aus religiösen Gründen kein Schweinfleisch essen. Wenn man zu einem solchen nun sagt: „Du willst doch wohl nicht im Ernst behaupten, dass du überhaupt kein Schweinefleisch anrührst?! Weil du Muslim bist, noch dazu. Wenn es gesundheitliche Gründe wären, dann wäre es ja noch zu verstehen …“ – so bedeuten diese und ähnliche Bemerkungen einen Angriff.

Ich bin besser als Du!

Einen Angriff auf sein Selbstwertgefühl nämlich, das heißt eine Gefahr für ihn. Der andere drückt ja indirekt aus: Mein Gewissen ist besser als deines; das heißt, ich bin besser als du! Also wird der Betreffende mit Abwehr reagieren. Er sagt beispielsweise: „Wenn Sie sich an solche Regeln halten würden, dann wären Sie wesentlich besser dran!“ Diese indirekte Nachricht lautet nun natürlich: „Ich bin besser als du, der du meine Regeln nicht anerkennst!“

Situation 2: Vermeintlicher Angriff

Wenn aber ein Ehemann zu seiner Frau sagt: „Hast du vielleicht meine Manschettenknöpfe gesehen?“ und sie reagiert mit einem: „Warum beschuldigst du immer mich, wenn du dein Zeug nicht finden kannst?“ – so sehen wir, dass sie meinte, einen Angriff (eine Gefahr für ihr Selbstwertgefühl) herauszuhören. Das bedeutet: Wesentlich ist nicht, ob der andere angegriffen wird, sondern lediglich, ob er sich angegriffen fühlt!

Ausschlaggebend ist, was Ihr Gegenüber fühlt

Was passiert in der Praxis meist, wenn ein Gesprächspartner so reagiert, als hätte man ihn angegriffen? Das heißt, wenn ein Gesprächspartner auf einen realen oder vermeintlichen Angriff mit einem Abwehrmanöver reagiert? Der andere Gesprächspartner reagiert seinerseits mit Abwehr. Daraus lässt sich folgende Regel ableiten: Ein Abwehrmanöver wird meistens mit weiteren Abwehrmanövern beantwortet.

Solange die Kommunikation weitere Abwehr enthält, ist sie nicht optimal. Statt das Selbstwertgefühl des anderen zu erhalten, zu verteidigen oder aufzubauen, wird es angegriffen. Mit dem Resultat, dass der andere genauso versucht, mein Selbstwertgefühl anzugreifen. Also wird die Kommunikation zu einem Wortgefecht, bei dem es immer darum geht, zu siegen.

MERKE

In einer optimalen Kommunikation haben alle Beteiligten einen Gewinn. In einer von Abwehr gezeichneten Kommunikation jedoch gibt es nur Verlierer und Schein-Sieger.

Warum Schein-Sieger? Erinnern Sie sich an eine Kommunikation der letzten Tage oder Woche(n):

Übung

Finden Sie eine Kommunikation, in der Sie das Gefühl hatten, ein „Gefecht“ gewonnen zu haben. Erinnern Sie sich:

Wie fühlten Sie sich eine Stunde nach dieser Unterhaltung?

Wie fühlte sich Ihr Gesprächspartner?

Wie fühlten Sie sich, als Sie mit dieser Person wieder zusammentrafen?

Sehen Sie jetzt, warum wir von einem Schein-Sieg sprechen? Kommunikationsgefechte, die mit Scheinsiegen enden, werden bei der nächsten Gelegenheit fortgesetzt! Das heißt, immer wieder müssen Sie beweisen, dass Sie der Größere (Bessere) sind!

Doch solange man anderen beweisen muss, wie stark, gut, gescheit, mächtig, groß man ist, ist man schwach, schlecht, nicht gescheit. Der wirklich Große muss seine Größe nicht als Druckmittel einsetzen. Er besitzt sie. Und, weil er sie wirklich besitzt, muss er sie nicht mehr aufs neue erkämpfen.

Wahre Größe braucht keine Abwehrmanöver

Jedes Abwehrmanöver besagt letzten Endes, dass der sich Wehrende sich (momentan) zu klein (schwach usw.) vorkommt. Denn: Wenn er sich gleich oder besser fühlen würde, bräuchte er keinerlei Abwehrmanöver, da eine Abwehr erst dann vorkommt, wenn man sich bedroht fühlt.

Stärke, die man unter Beweis stellen muss, besitzt man nicht!

Unterbrechen Sie die Kette!

Da die meisten Menschen in ihrem Selbstwertgefühl aber nicht allzu sicher sind, ist die Gefahr sehr groß, dass einer von zwei (oder mehr) Gesprächspartnern sich und dem (den) anderen beweisen möchte, wie groß er ist, oder dass er direkte Angriffe startet, weil die Größe des (der) anderen ihn herausfordert. Deshalb können wir unsere Kommunikation unerhört verbessern, wenn wir die Anti-Abwehrmanöver-Technik beherrschen. Denn damit unterbrechen wir die Kette von Ich-bin-besser-als-du-Manövern, die ja nur dazu dienen, ein gefährdetes Selbstwertgefühl neu abzusichern.

Wenn uns dieser Satz einleuchtet, verstehen wir, dass derjenige, der sich nicht zu Abwehr-Manövern hinreissen lässt, der Erfolgreiche ist. Außerdem gilt hier wieder der Grundsatz:

MERKE

Jemand, der seine Größe nicht (neu) erkämpfen muss, wirkt größer (sicherer in seinem Selbstwertgefühl) als jemand, der durch Abwehrmanöver zu beweisen versucht, was er (angeblich) hat.

Aus diesem Tatbestand leitet sich nun die folgende Anti-Abwehrmanöver-Technik ab:

Anti-Abwehrmanöver-Technik

Wenn der andere in mir ein

„Ich-bin-nicht-OK-Gefühl“

ausgelöst hat, dann bedeutet das nicht, dass ich wirklich nicht OK bin, sondern, dass ich mich momentan unterlegen fühle.

Wenn ich nun zu Abwehrmanövern greife, fülle ich die Kommunikation

mit Ballast

und fordere mein Gegenüber heraus, seinerseits mit Abwehr zu reagieren.

Wenn ich dies klar erkennen kann,

liegt es an mir

, die Kommunikation zu verbessern. Der Klügere (das heißt, der die Situation und den anderen durchschaut hat) gibt nach.

Wenn wir es schaffen,

nicht mit Abwehr

zu reagieren, erwecken wir den Eindruck, so groß (stark, OK) zu sein, dass wir unsere Größe nicht mehr beweisen müssen.

Zur Verdeutlichung: Denken Sie an ein paar „Schreier“, die Sie sicher kennen. Bewirken diese Leute letztlich nicht genau das Gegenteil von dem, was sie anstreben? Hält man sie wirklich für so stark, wie sie sich geben? Und nun denken Sie an Menschen, die Sie sehr bewundern. Wirklich „große“, selbstsichere Leute. Haben diese Menschen ihre Stärke durch Aufblasen beziehungsweise Angriffstechniken irgendeiner Art beweisen müssen? Sicherlich nicht! Für die tägliche Praxis bedeutet das:

MERKE

Lernen Sie, Abwehr schnell und sicher zu erkennen und umgehen Sie deren kommunikations-tödliche Wirkung, indem Sie den Teufelskreis durchbrechen und Ihrerseits gerade nicht mit Abwehrmanövern reagieren.

Feedback

Feedback ist wichtig!

Optimal kommunizieren heißt Rückkoppelung vornehmen. Um die Gewähr zu haben, dass wir uns wirklich auf unseren Mitmenschen einstellen, müssen wir uns der Feedback-Technik bedienen. „Feedback“ ist ein Terminus, den wir aus dem Englischen übernommen haben und der auch bei uns (besonders in der EDV und Kybernetik) Anwendung findet: Feedback heißt Rückkoppelung. Ein Beispiel:

Herr Meier: Haben Sie den Bericht schon fertig, Frau Müller?

Frau Müller: Wie soll ich ihn denn fertighaben, wenn der Karsten immer noch im Grundbuchamt ist?!

Herr Meier: Ich meine doch nicht den Baubericht, ich meine doch den fürs Finanzamt!

Frau Müller: Der ist schon lange fertig.

Hätte Frau Müller eine Rückkoppelung vorgenommen, dann wäre diese Kommunikation glatter verlaufen:

Herr Meier: Haben Sie den Bericht schon fertig, Frau Müller?

Frau Müller: Meinen Sie den Baubericht?

Herr Meier: Nein, nein, den fürs Finanzamt!

Frau Müller: Jawohl, der ist fertig.

Herr Meier: Prima, bringen Sie ihn bitte rein!

Wer ist verantwortlich?

Die Fragestellung, die sich nun ergibt, ist folgende: Wer ist verantwortlich für die Rückkoppelung? Antwort: Eigentlich ist der Sprecher verantwortlich; wenn er es aber nicht tut, dann sollte der andere rückkoppeln. Nennen wir den Sprecher den Sender (S), den anderen den Empfänger (E). Eine wesentliche Grundregel in der Kommunikation lautet:

GRUNDREGEL

Wenn der S dem E etwas erklärt, und der E versteht ihn nicht, nur teilweise oder falsch – so liegt die Verantwortung eigentlich beim S.

Übung

Testen Sie sich: Wem geben Sie die Schuld, wenn jemand eine Ihrer Fragen oder Bemerkungen oder Anweisungen nicht verstanden hat? Für Ihre tägliche Praxis bedeutet das:

Ein guter Vater

sorgt für Feedback

, wenn er seinen Sohn um etwas gebeten hat.

Ein guter Chef

sorgt für Feedback

, wenn er eine Anweisung gegeben hat.

Ein guter Angestellter

sorgt für Feedback

, wenn sein Chef eine Anweisung gegeben hat, aber das Feedback vergaß.

Ein guter Verkäufer

sorgt für Feedback

, ehe der Kunde den Vertrag unterschreibt, sodass dieser später nicht behaupten kann, er hätte etwas anderes gewollt.

Und nun überdenken Sie Ihre persönliche Kommunikationspraxis: zu Hause, am Arbeitsplatz, mit Freunden. Neigen Sie im allgemeinen dazu, Rückkoppelungen herzustellen?

Ja

Nein

Wenn Ihre Antwort Ja lautet, können Sie die positive Wirkung von Feedback-Technik sicherlich bestätigen. Lautet Ihre Antwort Nein, dann fragen Sie sich bitte: „Würden meine Kommunikationen nicht wesentlich erfolgreicher verlaufen, wenn ich mich daran gewöhnen könnte, Feedback-Technik einzusetzen?“

Wie gibt man Feedback?

Zwei Ausgangssituationen

Zunächst einmal müssen wir uns darüber klar sein, dass es zwei Ausgangssituationen für Feedback gibt.

S will sich vergewissern, dass E ihn verstanden hat.

E will sich vergewissern, dass er den S verstanden hat.

Weiterhin ist noch zu beachten, dass ein Gesprächspartner, der am Ende immer wieder zu verstehen gibt, dass er „bei der Sache ist“, sich der Rückkoppelungstechniken bedient. Zu diesen Feedback-Techniken, welche die Kommunikation erfolgreich gestalten, gehören u.a.:

Feedback-Techniken

Paraphrasieren:

Das Wort kommt aus dem Englischen – to paraphrase heißt, die Nachricht eines anderen mit eigenen Worten wiedergeben. Es unterscheidet sich vom Zitat insofern, als wir nicht wörtlich zitieren.